Rezension

Aus Der DSFo.de Leitfaden
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Rezension (lat. censere = begutachten) (1) meint in der Publizistik die Besprechung eines Textes. Sie ist der Kritik zuzuordnen. Wesentlich ist, dass Rezensionen immer wertend sind und sich dadurch von reinen Inhaltszusammenfassungen abgrenzen.

Vorgaben für die Rezension von Texten

Der Aufbau einer Rezension ist nicht frei. Eine gute Rezension enthält alle im folgenden aufgeführten Punkte und ist klar und übersichtlich gestaltet.

Daten: Autor(en), Herausgeber, Titel, Ausgabe, Erscheinungsjahr, Verlag, u.U. Umfang (Seitenzahl) und Preis

Inhalt: Zusammenfassung des Inhalts, wichtige handelnde Personen, Konflikte, Fragestellung

Sprache (Darstellungsform): Welche Mittel nutzt der Autor zur Darstellung? Duktus, Eigenheiten, Besonderheiten. Markante Merkmale, wie z.B. Vielzahl an Rückblenden, (der bewusste) Wechsel der Zeitform u.v.m.

Kontext: Einordnung des Werkes in Zeit, Gattung, Strömungen. Vergleich mit ähnlichen Werken. Zusammenhänge von Konflikten/Figuren mit dem gesellschaftlichen/historischen Hintergründen

Kritik: kurz - die Meinung zum Werk. Diese darf und soll durchaus subjektiv sein, muss aber plausibel begründet werden.

Leseprobe: dieser Punkt ist nicht zwingend. Wenn eine Leseprobe gewählt wird, sollte diese typisch, charakteristisch für den Text sein.(2)

Beispiel zu finden unter: http://www.fachdidaktik-einecke.de/9c_Meth_Textproduktion/rezension.htm



Nicht alle Rezensionen bzw. alle Texte die unter diesem Begriff erstellt werden, erfüllen die Standards.

Im Internet finden sich häufig reine Geschmacksangaben. Als Meinungsäußerung bzw. Kaufempfehlung/Warnung, haben sie dennoch eine gewisse Berechtigung.


Beispiel (frei erfunden):

Also eigentlich hab ich mich total auf das Buch gefreut, weil ich les die immer. Aber sonst sind die Bücher von XYZ viel besser. Das hier war voll brutal. Ich hab keine Probleme mit Gewalt, die Bücher von ABC les ich auch. Da ist das aber anders. Nicht so eklig. Naja, das Problem ist gar nicht, dass es eklig ist, ich hab nur das Gefühl, dem ist nichts anders eingefallen. So richtig spannend war es auch nicht. Ich geb mal 3 Bienchen.


Eine weitere Form sind Rezensionen, die bewusst mit den Vorgaben brechen, als eigenständiger literarischer Text auftreten und auf diese Weise aufzuzeigen suchen, welche emotionale und geistige Bewegung ein Buch in ihnen ausgelöst hat. Dies ist vielleicht die heikelste Form einer Rezension.


Beispiel: Taichi Yamada: Auf der Suche nach einer fernen Stimme (ISBN: 9783442473977)


So vor circa drei Monaten stieß ich im Zuge von Blogstöberei auf einen Eintrag über 'traurige japanische Literatur'. Das mag kein wissenschaftlich korrekter Ausdruck sein, aber ich wusste sofort wovon gesprochen wurde, und hängen blieb die Meinung des Blogisten, dass Murakami gerade mal so lala sei. Es gäbe besseres.

Natürlich habe ich mir weder den Blog noch die genannten Autoren gemerkt.

Stattdessen verfiel ich zwei Monate später auf die Idee eine Freundin 'ganz kurz' in die Thalia zu schleifen. (Eine vierstöckige Thalia, wohlgemerkt. Mitten im Zentrum einer Kunst- und Kulturstadt). Jedenfalls parkte ich meine Freundin bei dem Kochbüchern und ging zielsicher auf die Buchhändlerin zu, die erfolglos versuchte, sich hinter dem Computer zu verstecken.

"Ich hätte gern einen Rat", begann ich.

"Ach?"

"Ich suche japanische Literatur."

"Die Reiseabteilung ist im dritten Stock!"

"Nein. Japanische Literatur - nicht Literatur über Japan."

"Japanische Literatur? Hm? Was denn für welche?"

"Traurige."

"Traurige?"

"Also Murakami ..."

"Murakami hab ich schon mal gehört! Warten Sie!"

Es endete damit, dass wir 25m x 3m Taschenbuchregalsystem hoch und runter rannten, auf der Suche nach japanischen Autorennamen.


Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil sie insgesamt spannender war als das Buch.

Aber nein. So schlimm ist es auch nicht.

Plot: Tsuneo Kasama ist Beamter bei der Ausländerbehörde in Tokio. Er bemüht sich fast schon verzweifelt um ein normales Leben. Arbeit, Karriere und der nächste Schritt eine Heirat. Dass es eine arrangierte Heirat ist, ist wohl uns Europäern weit seltsamer als den Japanern. Sei es. Sein Streben nach Normalität verdeckt nur allzu deutlich, dass in seinem früheren Leben ein Ereignis stattgefunden hat. Eines, an das er sich nicht erinnern will, das sein Leben, sein Ich zutiefst verändert hat.

Mitten in diese Situation hinein dringt die Stimme einer Frau. Nicht allein ihrer Stimme, ihre Gedanken, ihre Gefühle überschwemmen den Portagonisten, so dass er zwischen Sorge um seine Gesundheit und Faszination schwankt. Er lässt sich auf die Stimme ein und ...

Das Phantastische mit dem Realen zu verweben, die Existenz mehrerer Welten, Traum und Wirklichkeit. Das ist wunderbar japanisch. Nur gelingt es dem Text nicht, den Leser ganz in seinen Bann zu ziehen, in die Stimmung eintauchen zu lassen.

Sprache: ist nah am Hölzernen - wobei sich hier die Frage nach der Übersetzung stellt. Ursula Gräfe hat ebenfalls einiges von Murakami übersetzt und schon manche Zornesfalte auf mein hübsches Stirnchen gezaubert.

Die Figuren sind so lebendig und glaubwürdig, wie die Belegschaft der Augsburger Puppenkiste. Ich habe über Seiten darauf gewartet, dass der Protagonist plötzlich brüllt: "Ich bin das Urmelie!"

Fazit: Es erschließt sich mir nicht. Natürlich ist die asiatische Emotionalität eine andere als die europäische. Dennoch fehlt es an Dichte, Stimmigkeit und Indenfikationspotential. Oft überwiegt der Eindruck, der Gefühlszustand des Helden lasse sich nur damit erklären, dass jetzt traurig/offen/verärgert zwingend ansteht, da sonst der Plot nicht aufgeht.

Schade. Die Idee in gut umgesetzt wäre großartig. So gibt es nur ein paar Bonuspunkte für Phantastik und die Ahnung, dass ich mal besser Japanisch statt Russisch gelernt hätte.


Quellen:

(1) http://www.enzyklo.de/Begriff/Rezension

(2) http://www.fachdidaktik-einecke.de/9c_Meth_Textproduktion/rezension.htm



Aspekte einer Rezension im DSFo

In einer Rezension werden sowohl positiv als auch negativ auffallende Aspekte eines Texte näher beleuchtet. An jedem Text kann man etwas Positives finden. Negatives sollte man am besten mit der entsprechenden Textstelle belegen, damit der Autor darauf aufmerksam gemacht wird und gegebenenfalls den Fehler verbessern kann.

Folgende Aspekte kann man beim Lesen beachten:

  • Rechtschreibung
  • Formales (z.B. fehlende Absätze, deutlich mehr als 500 Wörter)
  • Ausdrucks- und Logikfehler
  • Lesefluss

(Hilfreich sind hier die "Sieben goldenen Regeln" des DSFo.)

Daraus ergeben sich dann weitere Fragen dazu, wie der Text als Ganzes wirkt: Werden zum Beispiel Gefühle in einem Gedicht hautnah vermittelt? Regt der Text zum Nachdenken (eventuell zu eigenen Interpretationansätzen) an? Wird der Leser (bei einem größeren Werk) weitere Teile lesen (Bezug: Spannungsaufbau)? Entstehen Bilder (Kopfkino)?

Diese Fragen sollten zusammen mit obigen Untersuchungsaspekten beantwortet werden und schließlich zu einer differenzierten, ausgewogenen und freundlich geäußerten Meinung münden. Am besten sollte man sich zur Regel machen, mindestens zwei positive Dinge zu vermerken, bevor man mit der Kritik loslegt.