Recherche

Aus Der DSFo.de Leitfaden
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Grundsätzliches zur Recherche

Was stört beim Lesen mehr als das Gefühl, der ungenügend informierte Autor erzähle einem Märchen?

Recherche ermöglicht erst, eine Geschichte stimmig und logisch an die Realität anzubinden. In einem Roman manifestiert sich gelungene Recherche in Details, die zeigen, dass der Schriftsteller sich auskennt. Dabei kommt es keineswegs darauf an, den Leser mit Erklärungen oder einem "Guckt mal, ich hab viel gelesen!"-Bezugsregister zu erschlagen - oft steckt gerade hinter eleganten Kleinigkeiten die größte Forschungsarbeit. Und es lohnt sich, denn genau durch diese Dinge fühlt sich das Erzählte für den Leser echt und wahr an.

Wer sollte was recherchieren?

Schreiber von Histo-Romanen fristen ihr Dasein in Bibliotheken und Archiven, während Phantastik-Schreiber es leicht haben, da sie sich alles aus dem Finger saugen dürfen - ein weit verbreiteter Irrtum!

Tatsächlich verlangt so gut wie jedes Genre ein bestimmtes Maß an Recherche - der tatsächlich benötigte Aufwand und die Akribie variieren von Genre zu Genre und von Roman zu Roman, ebenso wie die Art der Fakten, nach denen recherchiert wird. Schlussendlich bestimmt die Story, welche Informationen benötigt sind - aber oft genug stößt man auch beim "ziellosen" Recherchieren erst auf Stoff für eine Geschichte!

Eine Faustregel für die Recherche ist: Lieber zuviel als zu wenig. Man muss nicht alle Informationen verarbeiten, die man entdeckt hat, aber man sollte sich in der eigenen Welt blind auskennen. Schließlich gibt es in jedem Genre Hardcore-Fans, die sich bestens mit der Materie auskennen und allzu bereit sind, einen Fehler oder eine Schluderei des Autors zu entlarven.

Welche Art von Recherche, welche Themen sind nun bei welchen Genres generell üblich? Einige Beispiele:

Krimi-Autoren täten gut daran, sich über Polizei- und Detektivarbeit sowie die allgemeinen Justizgesetze zu informieren, am besten auch ein wenig über Medizin und Pathologie, denn ohne diese Informationen lässt sich eine Kriminalintrige mit Verbrechen und Ermittlung nicht realistisch darstellen.

Um keine Anachronismen einzubauen, informieren sich "Historiker" über die von ihnen literarisch zu bearbeitende Vergangenheit: Den Alltag und die Bräuche der damaligen Gesellschaft und insbesondere des Millieus, über das sie schreiben. Der Handlungsort, wie er in der damaligen Epoche aussah, muss auch genauer unter die Lupe genommen werden. Wenn im Mittelpunkt des historischen Romans eine reale historische Person steht, müssen möglichst viele Fakten über ihren Lebenslauf gesammelt werden - nur so lässt sich der Anteil an Fiktion, das "dichterische Verschönern" des Lebens, schlüssig und passend zum Charakter einbauen.

Von Science-Fiction-Autoren erwartet die Fangemeinde eine grundlegende Stimmigkeit wissenschaftlicher Fakten. Ganz gleich, welches Maß an Spekulation man in den eigenen Roman einfließen lässt: Naturwissenschaftliche Gesetze und technische Grundlagen müssen zumindest im Groben nachvollziehbar sein. Schließlich beruht die Science Fiction zu einem großen Teil auf der Weiterentwicklung aktueller wissenschaftlicher Theorien; in der Praxis heißt das: Man kann kein futuristisches Raumschiff "entwickeln", wenn man nicht einmal eine grobe Vorstellung von der aktuellen Raumfahrttechnik hat.

Und selbst Fantasy-Autoren, deren Werke auf der eigenen Phantasie beruhen und kaum Parallelen zur Realität benötigen, vollbringen im Idealfall eine eigene Art von Recherche: Sie müssen ihre erfundene Welt mit ihrer Geografie, ihren Bräuchen, Gesetzen, Konflikten und Eigenheiten so gut kennen wie den eigenen Heimatsort. Das geht nicht ohne intensive Planungsarbeit.

Wo und wie komme ich an Informationen?

Vor zwanzig Jahren hatte es ein Autor noch schwer, gute Recherchearbeit zu leisten. Um an Informationen vom örtlichen Polizeirevier zu gelangen, mussten Formulare ausgefüllt und Termine vereinbart werden. Bei anderen Behörden war die Vorgehensweise ähnlich. Lediglich die Bibliothek oder das Stadtarchiv bot Platz für eine entspannte und ruhige Recherchearbeit. Heute, in Zeiten des Internets, hat es der Autor erheblich leichter. Es existieren unzählige Webseiten, die man für seine Recherchezwecke nutzen kann.