Mary Sue

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Mary Sue ist ein negativ behafteter Ausdruck für ein literarisches Phänomen, das insbesondere bei unerfahrenen und jungen Autoren oft anzutreffen ist (Klischee), und daher vor allem in der Fan-Fiction-Szene einen sehr hohen Verbreitungsgrad hat, in welcher der Begriff auch erstmalig in seiner heutigen Bedeutung verwendet wurde.

Definition

Der Name Mary Sue steht als Synonym für fiktive, weibliche Charaktere (das männliche Pendant heißt Marty Stu, Murray Stu, Gary Sue, Gary Stu oder Barry Lue) aus Romanen oder Kurzgeschichten, die idealisierten, oftmals heroischen Mustern entsprechen.

Besonders weit verbreitete und wiederkehrende Merkmale einer Mary Sue sind: nett, liebenswert, intelligent, humorvoll, erfolgreich, stark, sportlich, gutaussehend und hochbegabt (bei allem, was sie anpackt). Sie ist immer das Zentrum einer Handlung, alle anderen Charaktere sind auf sie fixiert. Die Mary Sue weiß immer und überall wie selbstverständlich einen Ausweg und gerät niemals in Erklärungsnot.

Mary Sue besitzt niemals negative Charakterzüge, oder diese sind nur unwesentlich und oberflächlich, um den tatsächlichen Charakter der Figur zu verschleiern. Ein ebenfalls weit verbreitetes Motiv ist der "tragische Heldentod", bei dem sich die Mary Sue am Ende der Geschichte für alle anderen opfert.

Dabei muss Mary Sue nicht unbedingt die Protagonistin der Geschichte sein. Sie kann auch eher im Hintergrund agieren und eine Nebenrolle einnehmen. Manchmal tritt sie auch in einer indirekten Form auf. Dann ist sie nicht der Charakter, der immer eine Lösung weiß, aber sie ist der Charakter, der immer jemanden kennt, der die Lösung weiß.

Meistens wird davon ausgegangen, dass "Mary Sue" eine Selbstreflexion des Autors ist, der seine eigene Person – so wie er sich sieht, oder so, wie er gerne wäre – unbewusst auf eine fiktive Figur in seiner Geschichte projiziert und den Charakter deshalb mit überwiegend positiven Attributen ausstattet. Dem Autor selbst ist es dabei oftmals gar nicht bewusst, dass er eine "Mary Sue" erzeugt.

Kritik

Der Charakter der Mary Sue wird vor allem von Lesern und Kritikern stets negativ bewertet und oftmals als vernichtender Kritikpunkt verwendet. Mary Sues sind langweilig und uninteressant, werden oft als Zeichen für mangelnde Phantasie gewertet, oder als Anzeichen dafür, dass der Autor mit seiner Geschichte nur eine Plattform erzeugen wollte, um seine eigene Perfektion zu demonstrieren.

Die genaue Abgrenzung zwischen einer Mary Sue und einer "nicht Mary Sue" ist jedoch schwierig, weil jeder Mensch den Begriff anders definiert.

Herkunft

Der Name Mary Sue entstammt ursprünglich dem Magazin "Menagerie #2". In diesem wurde 1974 eine StarTrek-Parodie unter dem Namen 'A Trekkies tale' von der Autorin Paula Smith veröffentlicht, in der eine Halb-Vulkanierin Namens Mary Sue den eigentlichen Hauptcharakteren Kirk, Spock und McCoy nach allen Regeln der Kunst die Show stiehlt. Mary Sue ist ihren vorgesetzten Offizieren nicht bloss in allen Belangen überlegen, sondern rettet sie auch mit Bravur aus den brenzligsten Situationen.

Am Ende der Geschichte opfert Mary Sue sich selbst, um die Enterprise zu retten.