Kriminalroman

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Begriffserklärung

Der Kriminalroman ist ein Genre der Literatur und beschäftigt sich mit einem Verbrechen und dessen Aufklärung. Grundlegend gibt es drei Arten des Kriminalromans, von denen zwei in ihrer Häufigkeit dominieren: Der Detektivroman (von „detegere“ = aufdecken) und der Thriller („thrill“ = Nervenkitzel). Während beim Detektivroman zu Beginn das Verbrechen bereits abgeschlossen ist und sich ein Detektiv / Polizist / eine findige Privatperson der Aufklärung des Verbrechens widmet, also die Suche nach dem Täter und dessen Motiv im Mittelpunkt stehen, wird beim Thriller die ermittelnde Person in das Verbrechen verwickelt und findet sich häufig als Zielscheibe der Täter wieder. Sie wird so während des Fortlaufens der Handlung gezwungen, den Tätern zu entkommen oder sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Die Spannung entsteht hierbei dadurch, dass sich der Protagonist selbst in Gefahr befindet; ein Thriller enthält dadurch auch weitaus mehr Action-Elemente als eine Detektivgeschichte, die ihre Spannung aus der Ermittlung und der abschließenden Aufdeckung des Täters zieht. Die dritte, seltenste Variante des Kriminalromans ist die Kriminalgeschichte, die aus der Perspektive des Täters den Hergang des Verbrechens beschreibt. Auch Mischformen dieser Krimiarten sind möglich.

Subgenres

Das Genre ist unterteilt in zahlreiche Subgenres, die wiederum in einer Vielzahl von Mischformen auftreten. Moderne Krimis lassen sich selten nur einem Subgenre zuordnen.


Whodunit (für „Who has done it?“)

Zu Beginn des Whodunit steht das Verbrechen, das dann im Folgenden von einem Detektiv oder findigen Privatermittler aufgeklärt wird. Charakteristisch für den Whodunit ist, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Verdächtigen gibt, die bereits sehr früh in die Handlung involviert werden und sich oftmals zusätzlich an einem von der Umwelt abgeschnittenen Ort befinden. Der Leser begleitet den Ermittler bei seiner Arbeit und wird so dazu animiert, selbst Vermutungen bezüglich des Täters anzustellen. Als Vermittler zwischen dem genialen Ermittler und dem Leser fungiert häufig ein weniger genialer Assistent des Ermittlers, der die Gedankengänge des Ermittlers durch gezielte Fragestellung für den Leser greifbar macht. Am Ende des Whodunit steht die vollständige Aufklärung des Verbrechens.


Beispiele:

Sir Arthur Conan Doyle – Sherlock Holmes-Reihe

Agatha Christie – Miss Marple-Reihe

Polit- / Spionagethriller

Der Polit- oder Spionagethriller spielt im Regierungs- oder Geheimdienstmilieu und befasst sich mit Verschwörungen und staatlichen Intrigen, in die der Protagonist verwickelt wird. Häufig liegt dem Politthriller während der gesamten Handlung der Kampf Gut gegen Böse zugrunde, auch in Form vom Kampf der „guten“ Weltmacht gegen die „böse“ Weltmacht.


Beispiele:

John le Carré – Der Spion, der aus der Kälte kam

Frederick Forsyth – Der Schakal

Hard-boiled Krimi

Der Hard-boiled-Krimi hat seinen Ursprung in den USA und ist in einer Gesellschaft angesiedelt, die, wenn auch nicht als völlig verdorben, so dennoch als sehr korrupt dargestellt wird. Dies wirkt sich auch auf den Protagonisten (=Ermittler, meist Detektiv oder Agent) aus, der zwar mit Verstand und Geist, aber auch mit einer großen Portion Gewalt den Kriminalfall löst. Der Ermittler (=Hardboiled detective) entspricht immer dem Typ des einsamen, weitgehend skrupellosen Asphaltcowboys, der sich seine eigenen Gesetze schafft, die durch die „gesetzlose“ Umwelt gerechtfertigt werden. Der Hard-boild-Krimi ist actionlastig und unterscheidet nicht per se zwischen Gut und Böse – vielmehr bewegen sich sowohl die Ermittler- als auch die Verbrechercharaktere in Grauzonen.


Beispiele:

Dashiell Hammett - Der Malteser Falke (Sam Spade)

Raymond Chandler - Tote schlafen fest (Philip Marlowe)

Roman Noir

Der Roman Noir oder auch Krimi Noir kommt aus dem Französischen und ist eine Weiterentwicklung des Hard-boiled Krimis. Hier liegt der Fokus auf der Darstellung einer völlig zerrütteten Gesellschaft, einer bedrohlichen Umwelt, die auch dann nicht wieder in Ordnung kommt, wenn der Kriminalfall aufgeklärt ist. Im Gegenteil, trotz erfolgreicher Aufklärung versinken die Ermittler (meist Amateurdetektive) schlussendlich im Strudel von Gewalt und Korruption, Gesetzlosigkeit, eigenen Sehnsüchten und Depression.


Beispiel:

Léo Malet - Nestor Burma-Reihe

Regionalkrimi

Der „Regionalkrimi“ ist ein Subgenre, das nur im deutschsprachigen Raum existiert. Es hat seinen Ursprung in den 80er Jahren und bezeichnete zunächst Krimis, die ihren Fokus auf die Darstellung einer bestimmten Region inklusive ihrer geografischen, sozialen und strukturellen Gegebenheiten, Probleme, Vorzüge und Besonderheiten legten. Dementsprechend enthielten diese Krimis alle ein hohes Maß an Lokalkolorit. Mittlerweile hat sich der Begriff jedoch gewandelt und fasst all jene deutschsprachigen Krimis zusammen, die einer bestimmten Verortung innerhalb des deutschsprachigen Raumes unterliegen. Weitere genre-typische Merkmale oder Unterschiede zu anderen Kriminalromanen, beispielsweise aus dem Ausland, existieren nicht (mehr), weshalb der Bezeichnung „Regionalkrimi“ mehr und mehr der Ruf einer Marketingstrategie anhaftet.


Beispiele:

Volker Klüpfel / Michael Kobr – Kommissar Kluftinger-Reihe

Jacques Berndorf - Eifel-Krimi-Reihe


Weitere, durch ihre Bezeichnung selbsterklärende Subgenres sind Gerichtsmediziner-Krimis, Polizeiromane, Historische Krimis, Jugendkrimis, Komische Krimis sowie Gerichtskrimis / -thriller.

Herangehensweise / Plot

Der tragende Plot eines Kriminalromans ist in fast allen Fällen handlungsgetrieben, wird also von äußerlicher Aktion sowie der Reaktion der Figuren auf Einflüsse von außen bestimmt. Von noch größerer Bedeutung als bei zahlreichen anderen Genres ist beim Kriminalroman also die Hieb- und Stichfestigkeit des Plots und die Logik des Gesamtmanuskripts. Wie in jedem Genre, so gibt es auch beim Krimi nicht die eine, richtige Herangehensweise, sondern zahlreiche Möglichkeiten zu plotten. Viele Krimiautoren schwören zum Beispiel darauf, mit dem eigentlichen Ende der Handlung, also der Aufklärung des Verbrechens, zu beginnen und die Ermittlungen ab diesem Ausgangspunkt zu rekonstruieren, bis sich die Ermittler schließlich erstmalig ratlos über die Leiche beugen. Andere wiederum schlüpfen während der Entstehung des Plots in die Haut der Ermittler, erleben jeden Schritt der Ermittlungen mit und werden mitunter selbst von der Aufklärung des Verbrechens überrascht. Bei dieser Variante ist die Gefahr einer Verletzung der Logik natürlich größer, weshalb es sich empfiehlt, zumindest die Eckpfeiler und Wendepunkte, also etwaige falsche Fährten, heiße Spuren und belastende / überführende Indizien sowie den Zeitpunkt, wann diese auftreten, im Voraus festzulegen.


Meistens ist der Plot eines Kriminalromans linearer als in anderen Genres, da gleichberechtigte Perspektiven in höherer Anzahl seltener sind und der ermittelnde Protagonist zudem selten mehrere heiße Spuren gleichzeitig verfolgt. Deshalb ist z.B. die Schneeflocken-Methode beim Erstellen eines konventionellen Krimiplots auch nur in Teilen anwendbar, zum Beispiel bei der Charakterentwicklung oder in der Phase, in der die Ermittlungen noch in den Kinderschuhen stecken und das Szenario / Umfeld des Opfers erkundet wird. Jedoch verfügen Krimis über einen ausgeprägten Spannungsbogen, der in jedem Fall beachtet werden sollte, um den Genreanforderungen zu entsprechen. Der ambitionierte Krimi-Schreiber kann sich deshalb auch an der klassischen 5-Akt-Struktur orientieren, die sich bei Kriminalromanen meistens so gestaltet:

1. Akt (Einleitung): Zeigen des Ermittlers in seinem alltäglichen Umfeld

2. Akt (Konflikt): Fund oder Erklären des (Mord)opfers, Aufnahme der Ermittlungen

3. Akt (Wendepunkt, Höhepunkt): weitere Ermittlungen bis zur heißen Spur, Zuspitzung der Ereignisse, dramatische vermeintliche (!) Aufklärung des Falles

4. Akt (fallende Handlung): vermeintliche Aufklärung weist gewisse (, zunächst vielleicht kaum auffällige) Ungereimtheiten auf, die dann immer augenfälliger werden, und wird letztendlich von den Ermittlern verworfen

5. Akt (Auflösung): Durchbruch, Showdown, endgültige Überführung des Täters mit anschließender Festnahme / alternativ Flucht

(Bei der im Punkt Begriffserklärung erwähnten Kriminalgeschichte, in der der Täter alleiniger Protagonist ist, hängt die Entwicklung der Handlung stark vom Charakter des Täters ab und ist somit insgesamt individueller gestaltbar.)


Tipps fürs Krimischreiben

Die besondere Herausforderung beim Krimi ist es, den Leser auf faire Art und Weise miträtseln zu lassen. Das mag zunächst nicht schwierig klingen, da der Autor gegenüber dem Leser jedoch einen uneinholbaren Wissensvorsprung hat, muss er sich sehr sorgfältig überlegen, welche Informationen er dem Leser gibt, ohne zu früh die Spannung aufzulösen und welche Informationen er vorenthält, ohne jedoch den Leser zu belügen oder zu offensichtlich Informationen zu verschweigen. Aus diesen Gründen wird meistens die personale Perspektive des Ermittlers gewählt, sodass der Leser während der Ermittlungen mit dem Ermittler gleichauf liegt. Häufig gönnen Kriminalautoren dem Leser auch einen (vermeintlichen) Wissensvorsprung, indem sie stellenweise in die Perspektive des Täters wechseln. Dies kann einer falschen Fährte ebenso dienlich sein wie der richtigen, wichtig ist hier nur, dass sich diese Zooms in den Täter nicht im Nachhinein als Mittel zum Zweck entpuppen, um den Leser zu täuschen und aufs Glatteis zu führen.

Ein Krimi-Autor sollte also Folgendes beachten:


1. Der Autor darf den Leser nicht belügen.

2. Das Legen von falschen Fährten ist erlaubt, doch auch diese falschen Fährten benötigen einen Rechtfertigungsgrund im Gesamtmanuskript – eine falsche Fährte, die mit der Auflösung oder einem Verbrechen rein gar nichts zu tun hat, narrt den Leser.

3. Alle sich während der Handlung auftuenden Rätsel und Fragen müssen am Ende schlüssig geklärt werden.

4. Jeder Täter benötigt eine nachvollziehbare Motivation – er kann ein böser Mensch sein, aber deswegen ist er immer noch ein Mensch.

5. „Kommissar Zufall“ sollte sparsam eingesetzt werden – ein oder zwei Wendungen durch den Zufall sind erlaubt, löst der Ermittler jedoch den ganzen Fall durch Zufälle, wirkt das sehr schnell unglaubwürdig.

6. Der Leser soll eine echte Chance haben, den Täter zu erkennen! Eine Auflösung, die z.B. den BMW-Fahrer, der nur in einem Nebensatz im zweiten Kapitel Erwähnung fand, zum Mörder macht, ist für den Leser frustrierend.

Markt und Entwicklung – Der Krimi in Deutschland

Der Kriminalroman gehört zur Trivialliteratur und wurde über lange Zeit hauptsächlich in Form von Groschenheften veröffentlicht, weshalb er, vor allem von der gebildeten Leserschaft, eher ablehnend und skeptisch beäugt wurde. Spätestens jedoch mit Beginn der ARD-Fernsehreihe „Tatort“ 1970 bzw. seinem ostdeutschen Pendant „Polizeiruf 110“ von 1971 und der in der darauf folgenden Zeit steigenden Zahl von Romanveröffentlichungen deutschsprachiger Krimi-Autoren erreichte der Krimi stetig größere Akzeptanz und wurde bald endgültig als Literaturgenre ernstgenommen. Dies belegt auch die seit dem Jahr 1985 jährlich durchgeführte Verleihung des „Deutschen Krimi-Preises“ des Bochumer Krimi Archivs, dessen Jury aus Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und Buchhändlern besteht.

Der seit den 80er Jahren so betitelte „Regionalkrimi“ in all seinen Facetten erlebte zudem einen Boom, der bis heute anhält. Zwischenzeitlich gibt es – neben den großen Publikumsverlagen, die häufig mindestens eine Regiokrimireihe im Programm haben - eine Reihe Verlagshäuser, die sich auf die Veröffentlichung von Regionalkrimis spezialisiert haben, unter anderem den Gmeiner-, den KBV-, den Grafit- und den Emons-Verlag. Für eine zunehmend publikumswirksame Darstellung des Genres sorgt auch „Das Syndikat“, die Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren/innen, die mittlerweile mehr als 500 Mitglieder zählt und auf dem jährlich an wechselnden Orten stattfindenden Krimifestival „Criminale“ den Friedrich-Glauser-Preis in verschiedenen Kategorien verleiht.

Quellen

  • "Der Plot, (k)ein Irrgarten " von Ilona Schmidt, Amazon E-Book, ASIN: B01LZ8KWJQ

http://de.wikipedia.org/wiki/Kriminalroman

http://www.schreibprojekt.at/schreibtisch/grundlagen/genrekrimi.html

http://www.krimi-schreiben.de/kriminalroman/subgenres.php

http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/Kriminalroman

http://www.kriminalliteratur.krimischule.de/bestofkrimis.html

http://wiki.zum.de/Kriminalroman

http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Diskussion:Kriminalroman