Singleparty - Phase4

[Rike]

Phase1: Vorfreude http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=9509

Phase2: Einstimmung http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=9524

Phase3: Auftakt http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=9588


Phase 4: Höhepunkt

Ich beginne meinen SMS Posteingang zu durchforsten. Vielleicht kam ja eine Nachricht, die ich überhört habe.
Es erwarten mich nur alte Nachrichten, die ich aus sentimentalen Gründen noch nicht gelöscht habe und obwohl ich weiß, dass das zu dieser nächtlichen Stunde keine gute Idee ist, kann ich nicht widerstehen, sie zu lesen.
Schon alleine die Anreden treiben mir einen Klos in den Hals: Liebste, mein Spätzchen, Hallo Engel… Hatte er mich wirklich mal so genannt? Wie lange ist das her und warum tut er es heute nicht mehr? Immerhin sagt er ja auch nicht, dass er mich nicht mehr liebt. Er braucht eben etwas Zeit. Er ist halt ein Mann. Oder mache ich mir etwas vor?

Da sind sie wieder, diese Gedanken. In einer Welle des Selbstmitleids kauere ich mich auf meinem Sofa zusammen und weine laute, bittere Tränen. Warum nicht? Ich bin schließlich alleine, es ist mein Abend und ich kann tun was ich will.
Mein Kater kommt verstört aus seinem Körbchen und ich drücke ihn fest an mich. Wenigstens einer, der von mir gekrault werden will. Aber auch er sträubt sich und will raus.

In meiner Verzweiflung krame ich aus der hintersten Ecke meines CD-Regals ein Roland Kaiser Album hervor. Keine Ahnung, wie ich zu dieser Platte gekommen bin, aber sie erfüllt ihren Zweck.
„Lieb mich ein letztes mal“, singe ich mit von Tränen erstickter Stimme und spüre wie mir mein Herz fast überschäumt vor unerfüllter Sehnsucht und der Huldigung des eigenen, tiefen Herzschmerzes.
Bei „Dich zu lieben, dich berühren, mein Verlangen dich zu spüren, weckt die Sehnsucht in mir, auf ein Leben mit dir“, beschließe ich, ihm genau das zu schreiben, jetzt sofort und zwar per SMS. Und wenn ich ihn damit beeindrucken kann, werde ich einen Dankesbrief an Roland Kaiser und seine Texter schicken und mich öffentlich zu seinem größten Fan bekennen.
Als PS setzte ich den Zeilen noch hinzu: und wenn du jetzt hier wärst, dürftest du mir die Bluse vom Leibe reißen und auf Ewig innig mit mir verschmelzen! Soll ja doch auch noch eine persönliche Note bekommen, diese Nachricht.
Ich schicke sie um 02:03 Uhr los und gehe davon aus, dass mein Angebeteter jetzt wohl friedlich schlummert und sie erst beim Erwachen lesen wird. Dann allerdings wird er sich in den Arsch beißen, dass er sich dieses eindeutige Angebot hat entgehen lassen. Dieser Gedanke gefällt mir und hebt etwas meine Stimmung.
Was aber wenn er sie doch jetzt gleich liest, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Er könnte antworten. Oder aber er folgt meinem Ruf und kommt einfach vorbei. In einer halben Stunde könnte er da sein. Wenn man noch Anziehen und Frischmachen mit einrechnet, könnte es eine Stunde dauern, höchstens.

Panisch stürze ich ins Bad, um mein verheultes Gesicht wieder in den Griff zu bekommen und die Bluse muss ich auch schnell wieder anziehen. Denn wenn er sich schon mitten in der Nacht auf den Weg zu mir macht, dann muss er auch vorfinden, was ihm verheißen wurde.
Warum nur musste ich unbedingt Knoblauchsoße bestellen, den Geschmack werde ich jetzt auf die Schnelle nicht mehr los.
Zehn Minuten sind schon vorbei, merke ich und spüre die Nervosität in mir. Wird er mir gleich seine Liebe gestehen oder erst nachdem meine Bluse zerrissen ist?
Schade eigentlich um die Bluse, ich mag sie gerne! Vielleicht finde ich noch eine hässliche alte, die ich nehmen könnte, aber ich will ja auch perfekt aussehen, wenn er vor mir steht, also muss ich sie wohl opfern. Was ist schon dieses kleine materielle Opfer gegen die ewige Liebe? Vielleicht hätte ich dieses „auf Ewig“ in der SMS besser weglassen sollen, denke ich plötzlich. Denn genau das ist es doch, was ihn immer wieder zurückschrecken lässt. Egal, es ist aber das, was ich will. Er braucht gar nicht von falschen Voraussetzungen auszugehen. Ganz oder gar nicht!

15 Minuten vorbei. Wenn ich rauchen würde, dann könnte ich mir jetzt damit die Zeit vertreiben und wenn ich trinken würde, könnte ich mir jetzt Mut ansaufen aber so bleibt mir nur eins: Gummibärchenfrustessen.
Zum Glück finde ich noch eine Tüte im Schrank.
Diese Wartezeit ist eine besondere und muss daher als solche zelebriert werden.  Eine Stunde habe ich ihm Zeit gegeben, 15 Minuten sind schon rum, also nehme ich 45 Gummibärchen aus der Tüte und reihe sie zu einer Armee auf. Herbert Grönemeyer hätte seine Freude an mir. Jede Minute wird nun ein Bärchen vernascht, Dabei wechsele ich die Farben nach aufsteigendem Lieblingsgeschmack ab: orange, gelb, rot, grün, weiß!
Als die gesamte Gummibärchenarmee seine letzte Ruhe in den Tiefen meines Magens gefunden hat und meine Zähne sich irgendwie ekelig anfühlen, ist immer noch nichts passiert.
Ich gehe ans Fenster und halte Ausschau nach seinem Wagen. Das dreizehnte Auto, das vorbeifährt, wird seins sein, prophezeie ich mir. Nach einer halben Stunde haben erst zwei Autos mein Fenster passiert und ich setzte meine Zahl auf "das Fünfte" herab.
Das Fünfte ist es aber nicht und ich gebe frustriert auf.

...tbc...

[Lore]

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[Rike]

Danke für die promten Korrekturen liebe Lore und um himmels Willen bitte blos nicht ernst nehmen! Auch der schlimmste Herzschmerz hat seine komischen Seiten. Tragik und Komik liegen oft nah beieinander.

Also, wenn dir nach dieser Lektüre zum Lachen zumute ist, hab ich mein Ziel erreicht!

  Rike

[Lore]

Das freut mich, ich befürchtete schon, mit meiner eher logisch/nüchternen Betrachtungsweise in ein Wespennenst gestochen zu haben.

Lore