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Der perfekte erste Satz

 
 
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Slaavik
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Beitrag06.04.2018 22:57

von Slaavik
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Ja, ich denke ich verstehe was du meinst. Eventuel sollte ich mir bei Gelegenheiten mal ein paar erste Sätze aus meinem Bücherschrank vornehmen. Danke für die Beispiele.

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firstoffertio
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Beitrag06.04.2018 23:16

von firstoffertio
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Vielleicht noch einen mit Namen:

On the morning Vera died I woke up very early.
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Nina
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Beitrag07.04.2018 00:02

von Nina
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Hier Buchanfänge, die ich spannend fand und finde:

"Ich erinnere mich genau, wie das war, als ich aufhörte zu malen."
(Alberto Moravia, La Noia)

"Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wußte, was ich in New York eigentlich wollte."
(Sylvia Plath, Die Glasglocke)

"An einem Sonntag im Spätsommer des Jahres 1937 zog ein ungewöhnlich heftiges Gewitter über das Salzkammergut, das dem bislang eher ereignislos vor sich hin tröpfelnden Leben Franz Huchels eine ebenso jähe wie folgenschwere Wendung geben sollte."
(Robert Seethaler, Der Trafikant)

"Ich möchte Ihnen von einem Verlust berichten."
(Thomas Melle, Die Welt im Rücken)
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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag07.04.2018 12:08

von Slaavik
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Ich sehe schon, dass wird eine längere Geschichte, bis ich etwas gefunden habe, dass ich daraus lernen kann. Zur Erklärung, es ist nicht so einfach selbst zu sehen, was Andere in einem ersten Satz sehen, wenn man selbst höchstens einen Satz sieht, der eben funktioniert, oder eben nicht.

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Nina
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Beitrag07.04.2018 12:37

von Nina
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Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Ich sehe schon, dass wird eine längere Geschichte, bis ich etwas gefunden habe, dass ich daraus lernen kann. Zur Erklärung, es ist nicht so einfach selbst zu sehen, was Andere in einem ersten Satz sehen, wenn man selbst höchstens einen Satz sieht, der eben funktioniert, oder eben nicht.


du kannst ja fragen, was jemand in welchem satz liest oder warum jemand diesen satz für interessant hält oder auch nicht.  
und ich frage dich gleich mal, wann für dich ein satz "funktioniert"? und ob dies das kriterium dafür ist, ob du weiter liest oder nicht?
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag07.04.2018 13:19

von Slaavik
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Nun funktionieren in dem Sinne, dass er mich nicht abschreckt und auf einen folgenden Text hinweist, der genau so auch in einem Schulaufsatz eines Fünftklässlers auftauchen könnte. Der erste Satz ist für mich persönlich einfach kein Kriterium an dem ich entscheide ob ich weiterlese oder nicht. Wenn ich überhaupt den ersten Satz lese, dann heisst das, der Titel und der Klapptext haben mich bereits dazu verleitet das Buch zu kaufen. Ob ich es denn auch tatsächlich durchlese, entscheide ich eher anhand der ersten dreissig Seiten, aber nicht aufgrund eines Satzes.

Der erste Satz aus die Glasglocke. Das erscheint mir persönlich als ein sehr überladender Satz, ehrlich gesagt sind da deutlich mehr sehr unterschiedliche Informationen hineingepackt, als ich persönlich es wohl jemals tun würde. Ist es tatsächlich diese Unterschiede innerhalb des Satzes die ihn für dich interessant machen, wie ich nun vermute, oder ist es etwas vollkommen anderes was ihn für dich zu einem guten Satz macht?


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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag07.04.2018 14:04

von Willebroer
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In den meisten Fällen ist es auch nicht rein grammatisch der erste Satz, also alles bis zum ersten Punkt. Theoretisch kann man jeden Satz untergliedern oder auch verlängern, indem man mit Komma oder Semikolon abtrennt. Optisch sieht man das, aber beim lauten Lesen würde man es nicht heraushören.

Wenn man von einem guten Anfang redet, kommt man der Realität schon näher.

Noch besser wäre es, von einem guten Einstieg zu sprechen. Da wäre der besondere erste Satz eben eine von vielen Möglichkeiten. Ganz abgesehen von der Frage, an welcher Stelle der Geschichte ich denn überhaupt einsteigen soll. Aber das ist ein anderes Thema.

Ein Satz, der mich sofort reingezogen hat:

Zitat:
"Die Erde schenkt uns mehr Selbsterkenntnis als alle Bücher, weil sie uns Widerstand leistet."


(Exupèry: Wind, Sand und Sterne)

Allerdings sind es eher zwei Sätze, die den Anfang ausmachen:
Zitat:
"Die Erde schenkt uns mehr Selbsterkenntnis als alle Bücher, weil sie uns Widerstand leistet. Und nur im Kampfe findet der Mensch zu sich selber."

Das ist ein Satz, der überall passen könnte, der gar nichts über den folgenden Inhalt aussagt, aber durchaus etwas über die Geisteshaltung des Autors. Auch ein Grund zum Weiterlesen.

Genau das Gegenteil bei zwei berühmten Engländern:
Zitat:
"Gegen sieben Uhr an einem recht schwülen Sommerabend in den Sionibergen erwachte Vater Wolf, gähnte, reckte sich und streckte die Läufe einen nach dem anderen, um das Schlafgefühl in den Pfoten loszuwerden."
Konkreter und anschaulicher geht es kaum noch. So fängt das Dschungelbuch an.

Und wie Tolkien berühmt wurde, hat sich wohl inzwischen herumgesprochen:
Zitat:
"In a hole in the ground there lived a hobbit."

Ein Satz, der nur mit den nachfolgenden Erklärungen seine Wirkung entfaltet. Und der eigentlich erst im Nachinein berühmt wurde.

Und auf keinen Fall vergessen:
Zitat:
"In der Nacht, als Ronja geboren wurde, rollte der Donner über die Berge, ja, es war eine Gewitternacht, daß sich selbst alle Unholde, die im Mattiswald hausten, erschrocken in ihre Höhlen und Schlupfwinkel verkrochen."


Da haben wir gleich eine ganze Geschichte. Sie zieht einen rein, weil sie gar nichts erklärt, sondern so tut, als wäre man mit dieser Welt schon vertraut. Wer würde da nicht wissen wollen, wie es weitergeht?
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag07.04.2018 14:25

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Zitat:
"Gegen sieben Uhr an einem recht schwülen Sommerabend in den Sionibergen erwachte Vater Wolf, gähnte, reckte sich und streckte die Läufe einen nach dem anderen, um das Schlafgefühl in den Pfoten loszuwerden."


Ich muss sagen hier bin ich über das sieben Uhr bereits gestolpert. Wieso sollte für einen Wolf die Uhrzeit bekannt, oder auch nur relevant sein?

Zitat:

Ein Satz, der nur mit den nachfolgenden Erklärungen seine Wirkung entfaltet. Und der eigentlich erst im Nachinein berühmt wurde.


Hm, bisher habe ich mich immer genau anders herum orientiert. Dinge die passieren erhalten tatsächliche Bedeutung erst durch das was davor geschehen ist. Also sollte ich mir eventuel auch noch genau das Gegenteil mal genauer ansehen. Wer hätte gedacht, dass ein Thread über den ersten Satz alleine mir soviel zu denken geben würde.


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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag07.04.2018 15:24

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
"Gegen sieben Uhr an einem recht schwülen Sommerabend in den Sionibergen erwachte Vater Wolf, gähnte, reckte sich und streckte die Läufe einen nach dem anderen, um das Schlafgefühl in den Pfoten loszuwerden."

Ich muss sagen hier bin ich über das sieben Uhr bereits gestolpert. Wieso sollte für einen Wolf die Uhrzeit bekannt, oder auch nur relevant sein?
Das kann ich nachvollziehen. Aber wenn man weiß, was die Tiere später noch so alles tun ...
Vielleicht haben englische Autoren generell einen Hang zu exakten Uhrzeitangaben. Die Idee kommt mir jetzt erst. Bilbo Beutlin muß das erst verlernen. Das weiße Kaninchen mit der Taschenuhr, Philias Fogg, der gegen die Uhr um die Erde reist (typischer Engländer, auch wenn der Autor Franzose ist), in vielen Detektivgeschichten ... Manchmal wird die Zeit selbst zum Anachronismus. Laughing
Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ein Satz, der nur mit den nachfolgenden Erklärungen seine Wirkung entfaltet. Und der eigentlich erst im Nachinein berühmt wurde.

Hm, bisher habe ich mich immer genau anders herum orientiert. Dinge die passieren erhalten tatsächliche Bedeutung erst durch das was davor geschehen ist. Also sollte ich mir eventuel auch noch genau das Gegenteil mal genauer ansehen. Wer hätte gedacht, dass ein Thread über den ersten Satz alleine mir soviel zu denken geben würde.

Daran sieht man nur, wie verschieden die Ansprüche sind. Als Autor darf man sich deshalb ruhig Gedanken machen, wen man denn ansprechen will - und auf welche Weise, statt zu glauben, man könnte irgendwie jeden erreichen.
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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag07.04.2018 15:55

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Das kann ich nachvollziehen. Aber wenn man weiß, was die Tiere später noch so alles tun ...


Also dann muss sich das Buch aber von sämtlichen Verfilmungen unterscheiden die ich kenne. Da tauchte nämlich nirgendwo eine Uhr auf. Muss aber dazu gestehen, das Buch selbst habe ich nie gelesen, war einfach nicht mein Genre. Embarassed

Willebroer hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht haben englische Autoren generell einen Hang zu exakten Uhrzeitangaben.

Also vom Klischee her würde das jetzt aber eher zu den Schweizern passen. Laughing
Willebroer hat Folgendes geschrieben:

Daran sieht man nur, wie verschieden die Ansprüche sind. Als Autor darf man sich deshalb ruhig Gedanken machen, wen man denn ansprechen will - und auf welche Weise, statt zu glauben, man könnte irgendwie jeden erreichen.

Natürlich, aber ich denke es wäre für mich zumindest einen Blick wert. Entscheiden muss ich dann eben später, ob ich daraus etwas lernen und/oder mitnehmen kann für mein Schreiben. Weiß man ja meist erst später, ob etwas auch tatsächlich zu einem passt, oder im Text selbst dann irgendwie erzwungen wirkt und damit seine Wirkung verfehlt.


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Willebroer
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Beitrag07.04.2018 22:37

von Willebroer
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Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Das kann ich nachvollziehen. Aber wenn man weiß, was die Tiere später noch so alles tun ...

Also dann muss sich das Buch aber von sämtlichen Verfilmungen unterscheiden die ich kenne. Da tauchte nämlich nirgendwo eine Uhr auf. Muss aber dazu gestehen, das Buch selbst habe ich nie gelesen, war einfach nicht mein Genre. Embarassed

Das bezog sich nicht direkt auf die Uhrzeit. Die Tiere sprechen miteinander, geben sich Gesetze usw.
Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Willebroer hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht haben englische Autoren generell einen Hang zu exakten Uhrzeitangaben.

Also vom Klischee her würde das jetzt aber eher zu den Schweizern passen. Laughing

Ja, aber selbst bei Asterix kämen dann gleich die Engländer, was geheiligte Zeiten anbelangt. Laughing
Die Engländer als Seefahrernation waren ganz besonders auf exakte Zeitmessung angewiesen. John Harrison erfand den ersten wirklich brauchbaren Schiffschronometer.
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firstoffertio
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Beitrag07.04.2018 23:00

von firstoffertio
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Ja, Einstieg ist vielleicht eher das, was einen zum Weiterlesen animiert oder nicht.

Den Dschungelbuchsatz mag ich nicht, weil er so anthropomorph ist. Ich habe das Dschungelbuch auch nie gelesen.

Der Ronja Satz ist mir persönlich zu märchenhaft, und da wird mir schon zu viel erzählt. Würde er nach "Berge" aufhören, gefiele mir das als Einstieg besser.

Aber beide sagen mir schon etwas über die Art des folgenden Textes.
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Slaavik
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Beitrag08.04.2018 00:08

von Slaavik
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Aber beide sagen mir schon etwas über die Art des folgenden Textes.


Also dieser Satz ist hilfreich für mich. Wenn ich die ersten paar Sätze gemeinsam als eine Art Visitenkarte betrachte, habe ich wirklich etwas auf das ich mal gezielt achten kann.


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Willebroer
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Beitrag08.04.2018 00:15

von Willebroer
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:

Aber beide sagen mir schon etwas über die Art des folgenden Textes.


Wahrscheinlich ist das auch viel wichtiger als die Frage, ob ein Einstieg "gut" oder "schlecht" ist. Dann wäre ein guter Einstieg wie der Bratenduft, der Appetit auf das Richtige macht.
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Nina
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Beitrag08.04.2018 12:13

von Nina
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Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Nun funktionieren in dem Sinne, dass er mich nicht abschreckt und auf einen folgenden Text hinweist, der genau so auch in einem Schulaufsatz eines Fünftklässlers auftauchen könnte. Der erste Satz ist für mich persönlich einfach kein Kriterium an dem ich entscheide ob ich weiterlese oder nicht. Wenn ich überhaupt den ersten Satz lese, dann heisst das, der Titel und der Klapptext haben mich bereits dazu verleitet das Buch zu kaufen. Ob ich es denn auch tatsächlich durchlese, entscheide ich eher anhand der ersten dreissig Seiten, aber nicht aufgrund eines Satzes.


Interessant, dass Sätze Dich abschrecken können. Was bedeutet das? Dass Du ihn für den Satz eines Fünftklässlers hältst? Und inwiefern abschrecken?

Titel und Klappentext verleiten Dich zum Kauf eines Buches, das finde ich ebenfalls interessant. Das heißt, dass Titel sehr wichtig sind für eine Kauf-und Leseentscheidung. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei mir auch so ist, werde ich mal drüber nachdenken.
Doch, ich glaube, bei mir ist auch so: Ich sehe einen interessanten Titel (oder Autoren/Autorin-Namen), lese den Klappentext und dann lese ich rein. Das Reinlesen passiert aber immer, immer, immer und ich würde nie ein Buch nur aufgrund von Titel und Klappentext kaufen, sondern immer nachdem mir das Anlesen zugesagt hat. Manche Bücher kann ich nicht lesen, da hilft auch der beste Titel und (Autorenname) und Klappentext nichts, wenn das Geschriebene nicht passt.


Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Der erste Satz aus die Glasglocke. Das erscheint mir persönlich als ein sehr überladender Satz, ehrlich gesagt sind da deutlich mehr sehr unterschiedliche Informationen hineingepackt, als ich persönlich es wohl jemals tun würde. Ist es tatsächlich diese Unterschiede innerhalb des Satzes die ihn für dich interessant machen, wie ich nun vermute, oder ist es etwas vollkommen anderes was ihn für dich zu einem guten Satz macht?


Im Nachdenken über das Thema dieses Fadens ist mir klar geworden, dass es tatsächlich mehr als der erste Satz ist, der entscheidend ist, und dass der nicht perfekt sein muss, sondern neugierig machen muss, und zwar mich, auf den Text. Wenn der Satz einen Punkt trifft, dann lese ich weiter. Komme ich mal zur Glasglocke.

Zitat:
"Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wußte, was ich in New York eigentlich wollte."
(Sylvia Plath, Die Glasglocke)


Ich hatte zuvor schon Gedichte von Sylvia Plath gelesen und da war mir schon ihre Fähigkeit sich auszudrücken aufgefallen, die lebendigen Metaphern und Bilder, die sie verwendet. Vor dem Roman hatte ich ein bisschen Angst, auch wenn das seltsam klingen mag, das lag daran, dass sie sich das Leben genommen hat.

Als ich also obigen Satz gelesen habe, und las: "verrückter, schwüler Sommer" dachte ich: Da ist wieder die sprachliche Virtuosität, kombiniert mit Leichtigkeit und Offenheit, die mir in den Gedichten schon aufgefallen war.
Die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen ... da wußte ich nicht, worum es konkret geht, aber die Formulierung an sich, machte mich neugierig, a) mehr darüber zu erfahren, wer die Rosenbergs sind oder waren und b) ob und was sie darüber schreibt (die Erzählerin).
"Ich nicht wußte, was ich in New York eigentlich wollte" ... da beschreibt sie, für mein Verständnis, eine Suche, innere Suche und sie erzählt über New York (wohin ich 2013 gereist bin, und das mir sehr gefallen hat).
Wie Du siehst, sehr viele Punkte, an denen sie andocken konnte mit ihrem Satz und mich erreicht hat bzw. ich mich habe erreichen lassen. Ich war neugierig auf alles Folgende. Der Roman ist übrigens großartig und leider ihr einziger, seinerzeit unter Pseudonym erschienen, weil er zuviel mit ihrem Leben und ihrer Lebensumgebung zu tun hatte und sie niemanden kränken und vor den Kopf stoßen wollte mit den Beschreibungen u.a. über tatsächlich existierende Personen ihres Umfeldes.

Ich finde auch diesen Faden sehr interessant. Viele Fragen sind aufgetaucht im Zusammenhang mit den Fragen im Faden und mit dem Thema und auch viele neue Erkenntnisse und Antworten.

Danke an alle für den interessanten Austausch.

LG
Nina
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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag08.04.2018 17:15

von Slaavik
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Nina hat Folgendes geschrieben:

Interessant, dass Sätze Dich abschrecken können. Was bedeutet das? Dass Du ihn für den Satz eines Fünftklässlers hältst? Und inwiefern abschrecken?


Ich muss dazu gestehen, dabei hatte ich einen "veröffentlichten" Text im Kopf, an den ich hier im Forum noch meine Zeit vergeudet hatte. Was wohl  bereits der schlimmst möglichste Fall darstellt.

Nina hat Folgendes geschrieben:

Titel und Klappentext verleiten Dich zum Kauf eines Buches, das finde ich ebenfalls interessant. Das heißt, dass Titel sehr wichtig sind für eine Kauf-und Leseentscheidung.


Nun, zumindest sind sie es für mich. Wobei ich auch gestehen muss, momentan kaufe ich eigentlich nur Bücher von einer Handvoll Autoren und dies sind auch eher Autoren meines Vertrauens. Bei einem Buch außerhalb dieser Gruppe, wäre ich wohl sehr viel kritischer, aber zumindest bisher hat mich keiner der Damen und Herren enttäuscht.

Nina hat Folgendes geschrieben:

Wie Du siehst, sehr viele Punkte, an denen sie andocken konnte mit ihrem Satz und mich erreicht hat bzw. ich mich habe erreichen lassen. Ich war neugierig auf alles Folgende.


Ja, danke für die ausführliche Erklärung. Ich denke ich verstehe nun sehr viel besser warum dieser Satz für dich einen guten Anfang darstellt.

Nina hat Folgendes geschrieben:

Danke an alle für den interessanten Austausch.

Ja, fand ich auch. Vorallem weil ich das anhand des Thema so nicht einmal erwartet hätte.


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Beitrag08.04.2018 22:23

von firstoffertio
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Obwohl ich mir in den letzten Monaten zweimal ein Buch bestellt habe, auf das ich wegen des Titels aufmerksam wurde, ist das die Ausnahme, und hatte ganz spezifische Gründe.
Normalerweise nehme ich Titel wenig wahr, und vergesse selbst die von Büchern, die mir gefallen haben.

In der Bücherei ist der Klappentext und der Beginn des Buches, sowie die Größe der Schrift, bei mir ausschlaggebend dafür, ob ich ein Buch ausleihe.
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