milchschaumtraum

[Silvian]

ihr nachthimmellidstrich
mit silbrigem glitter
das mondlichtlametta
bloß billiger flitter

juwelen aus plaste
saphirblauer schimmer
auf irisgalaxis
stellares geflimmer

nimm sie ab liebe lola
das wisper ich roten
locken entgegen
verstecken verboten

schon löst sie die träger
umspielt dabei kleine
milchschaumeshügel
sie raunt es sind deine

ich spür in der mitte
ein pochen pulsieren
ich flüster die linsen
du musst doch nicht frieren

so lässt sie die augen
smaragdfarben scheinen
sie lächeln und leuchten
auch während sie weinen

ich zwing das zentrale
zittern zu schweigen
ich fühle sie will mir
ihr innerstes zeigen

in mir ist ein sehnen
ich seh ihre seele
bezahle und gehe
nach hause zu nele

ich höre sie schnarchen
dann hör ich noch dylan
love sick um zu schlafen
nehm ich zwei pillen

ich leg mich aufs sofa
in deckenpolyester
und träume mir lola
als zärtliche schwester

[Justadreamer]

Hallo Silvian,

danke für das Werk. ich lese das Gedicht als Besuch bei einer Prostituierten mit anschließender Abwendung, um dann wieder zur schlafenden Ehefrau/Freundin zurückzukehren.

[Silvian]

Hallo Tobid,

danke für deine Gedanken zum Gedicht.

Die Weltall-Bilder am Anfang habe ich gewählt, um die Nachtszene einzuleiten. Eigentlich geht es um Augen, unechte und echte, die Seele dahinter, Rückzug vor dem Realen in den Traum.

Mit "Linsen" sind also die farbigen Kontaktlinsen gemeint, die Lola abnehmen soll (und nicht den BH). Das LI möchte das "Echte" sehen. Das kommt wohl nicht so gut durch, deshalb habe ich die zweite Strophe geändert, um das Augen-/Kontaktlinsenmotiv zu verdeutlichen:

die iris aus plastik
kristallklar und strahlend
wie tiefblauer lapis
pupillen ummalend

Die Milchschaumeshügel stehen für mich für die feine, weiße, weiche, süße Haut der Brust.

Als sich Lola schließlich wunschgemäß öffnet, rennt das LI davon (vielleicht ist es ihm zu nah), geht zurück in den Alltag.

Ja, das ist wirklich ein Bruch. Das LI herausgerissen aus seiner Sehnsucht, Nele nur Staffage, schließlich der Rückzug in den Traum.

Es ist zwar kein gleichmäßiges Versmaß mit identischer Silbenzahl, aber mit durchgehend zwei Hebungen pro Zeile doch harmonisch, finde ich...

LG
Silvian

[Justadreamer]

Hallo Silvian,

deine neue Strophe gefällt mir gut.
Wenn man sich nur auf die zwei Hebungen konzentriert, dann kann ich nun die Melodie nachvollziehen - was mi sehr hilft, mich mit dem Ganzen anzufreunden.

Kleine Ausnahmen sind  "Nimm sie ab, liebe Lola"  und "in Deckenpolyester", wo ich mir drei Hebungen einbilde - beim Sprechen verstehe ich aber, wie man auch auf "Nimm sie ab, liebe Lola" und "in Deckenpolyester"  kommen kann - aber deswegen jetzt ganze Reime zu ändern, wäre wirklich ein bisschen übertrieben.

Deswegen lasse ich das mal so stehen und noch viel Freude mit dem fertigen Gedicht
Tobid

[Silvian]

ihr nachthimmellidstrich
mit silbrigem glitter
das mondlichtgesprenkel
bloß billiger flitter

die iris aus plastik
kristallklar und strahlend
wie tiefblauer lapis
pupillen ummalend

weg damit lola
wisper ich roten
locken entgegen
verstecken verboten

schon löst sie die träger
umspielt dabei kleine
milchschaumeshügel
sie raunt es sind deine

ich spür in der mitte
ein pochen pulsieren
ich flüster die linsen
du musst doch nicht frieren

so lässt sie die augen
smaragdfarben scheinen
sie lächeln und leuchten
noch während sie weinen

ich zwing das zentrale
zittern zu schweigen
ich fühle sie will mir
ihr innerstes zeigen

in mir ist ein sehnen
ich seh ihre seele
bezahle und gehe
nach hause zu nele

ich höre sie schnarchen
dann hör ich noch dylan
love sick um zu schlafen
nehm ich zwei pillen

ich leg mich aufs sofa
in deckenpolyester
und träume mir lola
als zärtliche schwester