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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Götterlos


 
 
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Kullervo
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 61



Beitrag31.01.2018 00:25
Götterlos
von Kullervo
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo! Unter diesem Arbeitstitel möchte ich euch die ersten paar Seiten des Romans präsentieren, an dem ich gerade arbeite. Im Einstand habe ich schon ein wenig davon erzählt.

Das Ganze ist ein neues, aufregendes Projekt für mich und eure Kritik wird bestimmt sehr hilfreich sein. Ich höre mir jeden Rat gerne an, sei es zu den Charakteren, der Welt oder dem allgemeinen Flow und Schreibstil. Ich entschuldige mich im Voraus für Formatierungsfehler.

Herzlichen Dank.



Es war beißend kalt und windlose Stille lag über der Lichtung. Der großgewachsene, gebeugte Baum in ihrer Mitte wirkte wie ein versteinerter Wächter. Rhon ließ seine Hand über die Rinde streifen, fühlte die Unebenheiten, Falten und Züge des knorrigen Riesen. Es fühlte sich kalt an und kein Leben war unter seinen Handschuhen zu erspüren. Dies war der Platz. Die heilige Lichtung, zu der die Hirsche kamen um die Opfergaben anzunehmen. Zurzeit fiel kein Schnee und die Bäume am Rand der Lichtung schienen in ihr Inneres zu blicken. Rhon ließ seinen Blick über ihre sie wandern und die allgegenwärtige Stille motivierte ihn zum Lauschen. Kam ein beschuldigendes Wispern aus ihren braunen Stämmen? Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Er war nicht zum Nachhängen von Hirngespinsten hier, sondern um auf die heiligen Hirsche zu warten und ihnen ihre Opfergaben zu übergeben. Das Dorf brauchte endlich wieder die Weisung der Tiere. Einen Ort mit Frischwasser, ihr Fleisch und die Haut... Kara, die Schwangere, wollte außerdem einen Segen für ihr Ungeborenes. Rhon ging ziellos einige Schritte umher, kniete sich dann hin und prüfte noch einmal die Opfergaben, die er vor dem großen Baum platziert hatte und die die Nahrung für die Hirsche sein sollten. Ein kleiner Vogel lag dort, den er am Tag zuvor mit einem Stein erlegt hatte, dazu einige Flechten, Kräuter und Zweige. Die Wasserschale sollte als Getränk dienen. Alles war in Ordnung und so wie früher, als die Tiere noch regelmäßig gekommen waren, um die Geschenke anzunehmen und mit ins Dorf zu kommen. Er stand wieder auf, sein Blick streifte ein weiteres Mal über die Lichtung; kein Tier war gekommen. Sollte er doch noch einen Moment warten? Die Sonne war noch nicht ganz vom Himmel verschwunden und es war gewiss noch Zeit. Trotz des Beginnens des Winters waren die Tage noch angenehm lang. Viel Wärme spendete die Himmelsscheibe nicht,  doch ließ ihr Licht es immer noch zu, weit über das kalte Land zu blicken. Rhon musste nun noch nicht gehen. Sogar ohne dieses Licht kannte er den Weg von der Lichtung zu seiner Hütte in- und auswendig. Doch in seinem Inneren wusste er, dass es sinnlos war noch weiter zu warten. Still packte er die Opfergaben ein. Die Schale mit dem Wasser leerte er im Schnee neben dem Opferbaum aus. Das Einzige was zurück blieb war ein Abdruck im schneebedeckten Moos. Er hatte Lust zu fluchen, doch was sollte das bringen. Resignierend zog er sich den Rucksack über und machte sich auf den Weg zurück zur Hütte. Dort sollte es zumindest wärmer sein. Zwischen die Baumreihen am Rande der Lichtung tretend meinte er, ihre vorwurfsvollen Blicke im Rücken zu spüren.

Rhon war kräftig, die Hände stark und schnell, doch sah er aufgrund seiner gebeugten Haltung und den kraftlos anmutenden Bewegungen nicht wehrhaft aus. Mehr wirkte er wie ein verirrtes Tier, welches frierend und hungernd zwischen die Bäumen umherstreifte. Ähnlich wie ein solches legte er schweigend die wenigen Kilometer bis zu seiner Hütte zurück. Das dunkle Haar war bald bedeckt von dem Schnee, der nun doch wieder anfing zu fallen. Bis auf das dumpfe Pochen der Enttäuschung spürte er nichts hinter seiner Stirn und achtete bloß darauf, in seine vorherigen Fußstapfen zu treten um seine Kräfte zu sparen. Den Blick erhob er nicht, er kannte den Weg. So Nahe am Dorf gab es außerdem nur wenige Tiere und davon keine Gefährlichen. Ein paar Vögel hatten ihre Nester in den Eschen aufgebaut, die hier weit voneinander entfernt standen, sich keinen Raum ließen, so als müssten sie um die spärlichen Ressourcen im Boden kämpfen. Dies ließ den Blick auf die Berge im Osten zu, die sich in Rhons Rücken befanden. Majestätisch und unbarmherzig reckten sie ihre vielen Gipfel gen Himmel. Still überwachten sie Rhons Weg bis zu seiner Heimat.

Die Sonne war noch nicht lange hinter den Baumwipfeln verschwunden als Rhon seine Hütte erreichte. Etwas abseits vom Rest des Dorfes trotzte sie mit ihrem schiefen Dach dem fallenden Schnee. Brennholz stapelte sich neben der Hütte unter einen hölzernen Unterbau, vor dem in einem Spaltklotz eine Axt steckte. Die Fensterläden waren geschlossen um die Wärme zu konservieren und der Trampelpfad zum Dorf war durch den Schneefall nicht mehr zu erkennen. Rhon warf einen Blick auf die Berge hinter sich und ging hinein. Er rieb sich die Hände. Den Rucksack stellte er auf den hölzernen Boden und entnahm ihm den toten Vogel.
Das Bildnis von Ardus, mühsam hergestellt aus miteinander verflochtenen Zweigen und hängend an der Wand, stellte den Kopf des Hirschgottes mit den drei Geweihen dar. Über dem Bett aufgehängt, schien er den Raum immer im Blick zu haben, zu bewachen und bewerten. Rhon konnte sich nicht entscheiden ob er in seinem Gesicht Spott oder Gleichgültigkeit zu erkennen glaubte.
"Wo bleiben deine Kinder Ardus?", murmelte er seinem Gott traurig zu ehe er sich abwandte, den Vogel auf den kleinen Arbeitstresen lag und seinen Mantel auszog. Routiniert entfachte er die Feuerstelle, die Holzscheiten lagen säuberlich aufgereiht neben der steinernen Feuerstelle, deren Abzug in den Abendhimmel führte. Der Topf hing noch über den Resten des letzten Feuers. Er begann eine Suppe zu kochen. Das wenige Gemüse gaben ihr nur ein schwaches Fundament und der kleine Vogel hatte lächerlich wenig Fleisch an sich, doch zumindest würde der Magen mit etwas gefüllt werden. Richtiges Hirschfleisch hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Mundwassernd dachte er während er auf das Kochen der Suppe wartete an die Zeit vor zwei Wintern zurück. Dort hatte eine Hirschkuh sich zum Schlachten bereitgegeben. Rhon hatte mehrere Monate von dem Fleisch zu essen gehabt. Gebraten, gekocht, gepökelt... und der Sud war hervorragend für Soßen gewesen. Während er nun die dünne Suppe aß dachte er an diese vergangenen Leckerbissen zurück. Nach dem Essen ging er vor dem hölzernen Ardus auf die Knie und schloß die Augen um zu beten.
"Ardus.", sprach er, "Seit Jahrhunderten hälst du Wacht über mich und meine Vorfahren. Voller Güte nahmst du uns als dein Volk an und ließest dich in diesem Land nieder um bei uns zu sein. Voller Weisheit schicktest du deine Kinder zu uns, um uns zu leiten. Nie fällt ein Böses Wort über dich, nie vergeht unsere Dankbarkeit an dich. Doch warum mussten wir nun zwei Jahre ohne deine Hilfe auskommen? Ich bitte dich. Von ganzem Herzen. Schicke uns wieder deine Kinder oder zumindest ein Zeichen. Ein Zeichen wie wir deine Gunst zurückgewinnen können."
Rhon schwieg einen Moment.
"Ich verbleibe auf ewig dein Diener."
Er verblieb eine weitere Minute bedächtig auf seinen Knien ehe er sich wieder erhob. Er war sich nie sicher gewesen, ob er die richtigen Worte fand, wenn er zu seinem Gott sprach - schließlich war er kein Priester - doch betete er trotzdem oft und inbrünstig. Normalerweise gab ihm das Kraft und Zweck, doch seit die Hirsche - Ardus' Kinder - nicht mehr gekommen waren, rückten dabei immer mehr Unklarheit und Schuld in den Vordergrund. Erschöpft an Leib und Seele ließ er sich in seinem Bett nieder. Kein Traum, kein Zeichen kam über ihn. Zumindest umfing ihn die erbarmungsvolle Dunkelheit schnell.

Eindringliches Klopfen erweckte ihn am nächsten Morgen.
"Rhon!", erschallte es dumpf aber eindringlich von draußen, "Mach auf! Es gibt Neuigkeiten!"
Es war die Stimme von Aret. Eine weitere Klopfattacke ließ ein paar lose Holzsplitter aus der Tür fallen. Nach seiner anfänglichen Verwirrung erhob sich Rhon aus dem Bett um die Tür zu öffnen. Schneeflocken bedeckten das ergraute, kurzgeschnittene Haar des Priesters Aret. Auch heute in sein rituelles Hirschfell gekleidet, strahlte der großgewachsene Mann stets Autorität aus. Sein Gesicht jedoch war gerötet und Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Hinter ihm lag der Schnee dick auf den Ästen der Bäume. Es hatte wohl noch nicht lange aufgehört zu schneien.
"Endlich Rhon! Zieh deinen Mantel an und komm mit.", befahl der Priester und drückte sich zusammen mit Rhon in die Hütte. "Und nimm deinen Speer mit. Wir haben Besuch aus dem Süden."
Aret blickte gehetzt in der Hütte umher wies ungeduldig auf den Speer, der neben dem steinernen Ofen an der Wand lehnte.
"Bei Ardus, Mann!", fluchte Rhon der eilig seinen Mantel und Stiefel anzog und dann seinen Speer ergriff. Wenn Aret mit solcher Eindringlichkeit sprach, war ihm besser Folge zu leisten.
"Und jetzt komm mit.", sagte der sich schon umdrehende Aret, der in den Schnee hinausstapfte. Rhon zögerte kurz überrumpelt in seiner Hütte, verließ dann jedoch eilig sein Heim und schloss zu Aret auf, der schon einige Meter voraus war.
"Jetzt sag mir schon was los ist. Und Süden sagst du? Aus dem Weidenland?"
Aret stapfte weiter mit großen Schritten durch den Schnee doch fing an zu erklären. Sein Blick war nach Westen gerichtet, in Richtung des Dorfes.
"Ja, Männer aus dem Weidenland. Der eine sagt, sie wären zu zweit gewesen, doch eine Weile nachdem sie bei uns im kalten Land ankamen sträubte das Pferd seines Gefährten und warf ihn ab."
Der Priester machte die Geste des Hirschgottes. "Tot. Genickbruch. Das Pferd lief dann wie besessen in den Wald. Der übrige Weidenmann kam wenige Stunden später bei uns an. Sagte sein Pferd verhielt sich auch seltsam aber nahm ihn noch mit." Rhon ertastete mit dem Eschenhaft seines Speeres eine bekannte Wurzel unter dem Schnee und wich ihr aus. Noch waren sie ein Stück vom Dorf entfernt und die vereinzelten Bäume streckten ihr Fundament gierig weit von sich und konnten so zu Stolpferfallen unter dem Schnee werden. Mit Pferden kannte sich Rhon nicht aus. Stirnrunzelnd fragte er Aret:
"Vielleicht macht die Kälte sie verrückt? Sie sind unsere Lande nicht gewöhnt."
"Nein.", erwiderte der Priester, "die Menschen aus dem Weidenland erhalten die Tiere noch als Fohlen von ihrem Pferdegott Epoq. Sie bleiben ihr Leben lang bei ihrem Reiter. Das muss einen anderen Grund haben. Aber hör zu Rhon: Der Weidenmann kommt bei uns an und erzählt seine Geschichte, da fängt sein Pferd an, immer nervöser zu werden. Ich konnte es schon als es ankam in seinen Augen sehen. Kaum stieg der Fremde ab, versetzte es ihm einen Tritt und machte Anstalten zu fliehen. Ein paar Frauen und Männer halten es gerade noch zurück. Deswegen habe ich dich und deinen Speer geholt. Ich werde versuchen Ardus' Einfluss auf es zu wirken. Aber in den Augen des Tieres ist Wahnsinn und die Wege Epoqs sind mir fremd. Ich brauche dich, falls etwas schief geht." Rhon schwieg einen Moment. Er blickte auf die Spitze seines Speeres, geschnitzt aus Geweih. Noch nie hatte er es gegen ein Gotteskind eingesetzt. Er brummte:
"Das gefällt mir nicht Aret. Wilde Tiere töte ich, aber keine Gesandten der Götter."
Der Priester machte eine herrische Geste.
"Das ist mir gleich. Du bist der einzige Mann in diesem Dorf, der sich ernsthaft verteidigen kann. Und heute musst du mich und die anderen verteidigen falls etwas schief geht. Und glaube mir," Aret schlug erneut sein Gotteszeichen, "bei Ardus, ich hoffe dass das nicht nötig sein wird und ich das Tier zur Besinnung bringen kann. Außerdem ist es kein Kind unseres Gottes."
Rhon ergriff seinen Speer fester und richtete seinen Blick auf den Boden.
"Ich hoffe Ardus' Kraft fließt auch noch nach seiner langen Abwesenheit durch deine Hände, Priester."
Aret schwieg.

Es dauerte nicht mehr lange, bis sie das ohnehin nurnoch leicht bewaldete Gebiet hinter sich ließen und etwa eine Meile vor sich das Dorf erkennen konnten. Sanft geschwunge, mit Schnee zugedeckte Hügel dominierten diesen Teil des Landes. Zwischen ihnen befanden sich die nun brach liegenden Felder, auf denen all jenes Gemüse angebaut wurde, welches in diesem kargen Gebiet gedeihen konnte. In der Mitte dieser unsichtbaren Felder befand sich das Dorf. Gut drei Dutzend Wohnhäuser und einige Stalle für Hühner und Enten, sowie die große Versammlungshalle waren zu zu erkennen. Schon von hier aus konnte man die Männer und Frauen erkennen, die auf dem Dorfplatz einen Kreis gebildet hatten. In der Mitte des Kreises befand sich ein Pferd, welches aufgeregt von links nach rechts schritt und nach einer Lücke im Kreis suchte, jedoch immer wieder von Stöcken, Spaten oder lauten Rufen aufgehalten wurde. Aret stieß einen erleichterten Seufzer aus.
"Sie haben es also geschafft. Es ist noch da. Ich hatte schon befürchtet, es sei in der Zwischenzeit geflohen."
Die beiden Männer beschleunigten ihren Schritt und gingen geradewegs auf das Dorf zu. Rhon richtete seinen Blick gen Süden. Auch dort dominierten kahle, schneebedeckte Hügel mit vereinzelten Wäldern das Bild. Die Reiter waren von irgendwo hinter diese Hügeln hierher gekommen. Dort befand sich das wärmere Weidenland, mit seinen großen Wiesen. Was könnten sie hier zu schaffen haben? Als Rhon noch ein Kind gewesen war und sein Vater noch gelebt hatte, war einmal ein Handelszug aus dem Weidenland zum Dorf gekommen. Er erinnerte sich noch daran, wie mächtig die Reiter auf ihren Pferden ausgesehen und wie beeindruckend und edel die Tiere auf ihn gewirkt hatten. Nun sollte er seinen Speer auf ein Tier aus dem gleichen Geschlecht richten. Ihm kam ein Gedanke.
"Warum lassen wir das Pferd nicht einfach fliehen, Aret? Vielleicht kommt es in der Wildnis wieder zu Vernunft oder vielleicht will es zurück zu Epoq? Wir wissen doch gar nichts über dieses Göttergeschlecht. Ich weiß nur, dass ich mich verdammt unwohl dabei fühlen werde, ein heiliges Tier abstechen zu müssen."
Aret schüttelte den Kopf.
"Ich weiß ein bisschen mehr über die Welt als du, Rhon. Ich bin doppelt so alt wie du und meine Priesterwürde ist mir auch nicht einfach zugefallen. Selbst für ein kleines Dorf wie dieses."
Das Dorf war nun nicht mehr weit entfernt, und man konnte schon die Rufe der Leute hören, die das Pferd zurückhielten. Die zwei Männer hatten nun festgetretenen Schnee unter den Füßen und liefen vorbei an hölzernen Wohnhäusern und Hühnerställen. In Letzteren war Gackern zu hören.
"Um Priester zu werden musste ich auch einiges über die anderen Götter und deren Völker und Kinder lernen. Und das Verhalten dieses Gotteskindes ist nicht normal. Vielleicht ist ein böser Geist in es hinein gefahren. Ich überlasse dort nichts dem Zufall oder lasse eine Gefährdung meiner Leute und meines Heimatlandes zu."
Der Priester blickte Rhon an. Hinter den dunklen Augen funkelte Entschlossenheit.
"Entweder ich bringe es zur Vernunft oder es muss sterben."
Rhon hielt dem Blick stand, nickte dann bestimmt und zeigt mit seinem Speer vor sich.
"Wir sind da."

Sie befanden sich nun auf dem Hauptplatz des Dorfes. Umgeben von den größten, bestgebauten Wohnhäusern und der Versammlungshalle war er normalerweise ein ruhiger Treffpunkt, an dem die Bewohner ihre Neuigkeiten austauschen konnten. Heute jedoch war hier niemand friedlich am Tratschen. Mit verschiedenem Werkzeug bewaffnet hatten etwa zwanzig Männer und Frauen einen Kreis um das Pferd gebildet, welches keine Anstalten machte, sich zu beruhigen. Nun konnte Rhon auch sein braun gefärbtes Gesicht sehen. Der Kiefer klappte auf und zu und die Zunge bewegte sich unkontrolliert umher. Unter dem stabilen Sattel befand sich eine große Satteldecke aus Leinen, die vor der Kälte schützen sollte. Unter ihr zeichnete sich ein muskulöser Körper ab. Die Augen des Tieres blickten wild in der Umgebung umher und schienen nichts Einzelnes zu fokussieren. Es war ein großes Wesen, gewiss im ruhigen Zustand edel und schön, doch waren im Moment keine dieser Eigenschaft in dem Tier zu sehen, nur Wahnsinn strahlte es aus. Rhon biss die Zähne zusammen. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Der Mann aus dem Weidenland - der Reiter des Pferdes - befand sich etwas abseits des Kreises und wurde von zwei kräftigen Dorfbewohnern an den Armen festgehalten. Es war ein kleiner, drahtiger Mann mit braunem, gewellten Haar und gewandet in mehreren Lagen farbiger Leintücher, welche traditionell mit einem Loch versehen über seinen Kopf gestreift worden waren und keine Ärmel besaßen. Er hatte wohl schon mehrmals versucht sich loszureißen, denn die Kleidung war verschoben und teilweise gerissen und er selbst, sowohl als auch seine zwei Wächter, waren geschwitzt und außer Puste. Jetzt nur noch kraftlos um seine Freiheit ringend, blickte er sein Pferd an und rief etwas in der fremden Sprache des Weidenlandes. Rotz lief ihm die Nase herunter und verzweifelte Tränen rannten seine Wangen hinab. Hinter der Agitation waren seine Augen ungläubig und traurig.
Er flehte das Tier an.

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ckmoises
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C
Beitrag31.01.2018 10:47

von ckmoises
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Hallo Kullervo!
Die Geschichte ist wirklich gut geschrieben. Am Liebsten würde ich gleich weiter lesen.

Die Welt hört sich spannend an. Vorallem das es alltägliche Götter sind und keine Fabelwesen wie sonst so häufig.

Ich verstehe nicht warum Rhon der Einzige ist der sich verteidigen kann. Wäre es nicht besser, wenn es einige Erwachsene gäbe die das könnten?

Warum ist es so ein großer Unterschied warum das Tier stirbt. Die Hirsche sind gestorben um gegessen zu werden. Das Pferd soll sterben um die Dorfbewohner zu schützen. Ich sehe Rhons Problem nicht ganz.

Dieser Satz bereitet mir etwas Kopfschmerzen:

Zitat:
die Bäume am Rand der Lichtung schienen in ihr Inneres zu blicken


Was soll das bedeuten Question


Ansonsten fällt mir momentan nicht mehr ein, außer: Weiter so!


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Selanna
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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag31.01.2018 19:11

von Selanna
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Hallo Kullervo,

hier mal ein paar Anmerkungen und Eindrücke von mir:
Zitat:
Es war beißend kalt und windlose Stille lag über der Lichtung.

Das hat mich schon gestern Abend irritiert und beim zweiten Anlesen schon wieder: Inwiefern ist Stille anders, wenn sie windlos ist? Heißt es, es ist durchaus eine Umgebung mit Geräuschen, es ist eben nur windstill? Oder ist es eine Umgebung ohne Geräusche, also völlige Stille, aber das schließt doch schon automatisch den fehlenden Wind mit ein? Nur meine Gedanken… wink
Zitat:
Rhon ließ seine Hand über die Rinde streifen, fühlte die Unebenheiten, Falten und Züge des knorrigen Riesen. Es fühlte sich kalt an und kein Leben war unter seinen Handschuhen zu erspüren.

Schön erzählt.
Zitat:
Dies war der Platz. Die heilige Lichtung, zu der die Hirsche kamen Komma um die Opfergaben anzunehmen. Zurzeit fiel kein Schnee und die Bäume am Rand der Lichtung schienen in ihr Inneres zu blickenWW. Rhon ließ seinen Blick WW über ihre sie wandern und die allgegenwärtige Stille motivierte “motivieren“ kommt mir hier zu modern vor; wie wärs mit anregen/anhalten? ihn zum Lauschen. Kam ein beschuldigendes Wispern aus ihren braunen Stämmen? Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Er war nicht zum Nachhängen von Hirngespinsten hier, sondern um auf die heiligen Hirsche zu warten und ihnen ihre Opfergaben zu übergebenwenn Du hier nochmals erwähnst, dass den Hirschen hier Opfergaben übergeben werden, würde ich ihn weiter oben nur auf die Hirsche warten lassen und die Info zum Opfern streichen, sonst wird es zu redundant. Das Dorf brauchte endlich wieder die Weisung den Rat der Tiere. Einen Ort mit Frischwasser, ihr Fleisch und die Haut... den Satz versteh ich nicht. Das Dorf braucht den Rat der Hirsche, aber die Hirsche sollen ihnen auch eine Quelle zeigen, danach werden sie geschlachtet??? Kara, die Schwangere, wollte außerdem einen Segen für ihr Ungeborenes. Rhon ging ziellos einige Schritte umher, kniete sich dann hin und prüfte noch einmal die Opfergaben, die er vor dem großen Baum platziert klingt wieder sehr modern; dargebracht? niedergelegt? hatte und die die als  Nahrung für die Hirsche sein dienen sollten. Ein kleiner Vogel lag dort, den er am Tag zuvor mit einem Stein erlegt hatte, mir ist neu, dass Hirsche carnivor sind. Warum der Vogel? dazu einige Flechten, Kräuter und Zweige. Die Wasserschale sollte als Getränk dienen. da stimmt der Bezug nicht. Die Schale kann nicht als Getränk dienen, höchstens „Wasser in einer Schale“ Alles war in Ordnung und so wie früher, als die Tiere noch regelmäßig gekommen WW waren, um die Geschenke anzunehmen und mit ins Dorf zu kommen. Er stand wieder auf, sein Blick streifte ein weiteres Mal über die Lichtung; kein Tier war gekommen WW. Sollte er doch noch WW einen Moment warten? Die Sonne war noch WW nicht ganz vom Himmel verschwunden und es war gewiss noch WW Zeit. Trotz des Beginnens des Winters das ist sehr schräg formuliert. Trotz des beginnenden Winters, Obwohl der Winter schon begonnen hatte, … waren die Tage noch WW angenehm lang Das geht rein astronomisch nicht, das ist unlogisch. Viel Wärme spendete die Himmelsscheibe nicht,  doch ließ ihr Licht es immer noch WW zu, weit über das kalte Land zu blickenDen Satz kannst Du streichen, da Rhon auf einer Lichtung im Wald steht und nicht übers Land blicken kann. Die Info ergibt an dieser Stelle also keinen Sinn. Rhon musste nun noch nicht WW gehen. Sogar ohne dieses Licht kannte er den Weg von der Lichtung zu seiner Hütte in- und auswendig. Doch in seinem Inneren wusste er, dass es sinnlos war Komma noch WW weiter zu warten. Still packte er die Opfergaben ein. Hier frage ich mich, warum er sie nicht liegen lässt? Die Schale mit dem Wasser leerte er im Schnee WW neben dem Opferbaum aus. Das Einzige Komma was zurück blieb zusammengeschrieben und Komma war ein Abdruck im schneebedecktenWW  Moos Dann wär die Abdruck doch im Schnee und nicht im Moos, das man nicht sieht, weil’s schneebedeckt ist, oder? Wink. Er hatte Lust zu fluchen, doch was sollte das bringen. Resignierend Resigniert. Er hat schon resigniert und ist nicht gerade dabei, während er sich den Rucksack nimmt zog er sich den Rucksack über und machte sich auf den Weg zurück zur Hütte. Dort sollte es zumindest wärmer sein. Zwischen die Baumreihen am Rande der Lichtung tretend meinte er, ihre Wessen? Die der Baumreihen?  vorwurfsvollen Blicke im Rücken zu spüren.

Insgesamt beschreibst Du die Atmosphäre ganz gut, man fühlt mit Rhon. Allerdings verwendest Du etwas viel Aufmerksamkeit auf die Lichtverhältnisse und die Wortfamilie „still-“ kommt dreimal in diesem Absatz vor.

Zitat:
Rhon war kräftig, die Hände stark und schnell, doch sah er aufgrund seiner gebeugten Haltung und den kraftlos anmutenden Bewegungen nicht wehrhaft aus Bist Du Dir sicher, dass schnelle Hände und kraftlose Bewegungen sich nicht widersprechen?  . Mehr Wenn Du einen Satz mit „Mehr“ beginnst, erwarte ich irgendwo vorher ein „Weniger“. Ich würde den Satz mit „Er…“ beginnen lassen wirkte er wie ein verirrtes Tier, welches frierend und hungernd zwischen die Bäumen umherstreifte. Ähnlich wie ein solches Wenn, dann „Ähnlich einem solchen“, aber das klingt insgesamt recht komisch, oder? Außerdem bezieht es sich die Ähnlichkeit durch den Satzbau auf das Zurücklegen, nicht auf das Schweigen legte er schweigend die wenigen Kilometer bis zu seiner Hütte zurück. Das dunkle Haar war bald bedeckt von dem Schnee bedeckt mit oder bedeckt von? Und wie wäre es mit: bald mit Schnee bedeckt (wobei auch Deine Wortstellung nicht falsch ist), der nun doch wieder anfing zu fallen. Bis auf das dumpfe Pochen der Enttäuschung spürte er nichts hinter seiner Stirn und achtete bloß darauf, in seine vorherigen Fußstapfen zu treten Komma um seine Wessen sonst? Kräfte zu sparen. Den Blick erhob er nicht, er kannte den Weg. So Nahe nahe am Dorf gab es außerdem nur wenige Tiere und davon keine Gefährlichen gefährlichen (hier klein, weil es sich auf das „Tiere“ davor bezieht . Ein paar Vögel hatten ihre Nester in den Eschen aufgebaut, die hier nicht weit voneinander entfernt standenalso: dicht gedrängt standen, sich keinen Raum ließen, so als müssten sie um die spärlichen Ressourcen im Boden kämpfen. Dies ließ den Blick auf die Berge im Osten zu, die sich in Rhons Rücken befanden Es ist komisch, wenn Du einen Ausblick beschreibst, der sich im Rücken des Protagonisten befindet - außer Du erzählst auktorial. Majestätisch und unbarmherzig reckten sie ihre vielen Gipfel gen Himmel. Still überwachten sie Rhons Weg bis zu seiner Heimat. der letzte Satz klingt tatsächlich sehr auktorial

Das ist ein Absatz, in dem gar nichts von Bedeutung passiert. Wenn Du ihn streichst, würde ihn der Leser nicht vermissen. Er ist rein zum Stimmungsaufbau gedacht. Ich finde es noch nicht schlecht, aber das solltest Du vorsichtig dosieren, sonst wird es irgendwann langweilig.

Zitat:
Die Sonne war noch nicht lange hinter den Baumwipfeln verschwunden Komma als Rhon seine Hütte erreichte. Etwas abseits vom Rest des Dorfes trotzte sie mit ihrem schiefen Dach dem fallenden Schnee WW. Brennholz stapelte sich neben der Hütte unter einen einem hölzernen Unterbau, vor dem in einem Spaltklotz eine Axt steckte. Die Fensterläden waren geschlossen Komma um die Wärme zu konservieren „konservieren“ passt hier nicht wirklich. Man konserviert (bewahrt, erhält) einen Gegenstand wie ein Denkmal oder Nahrung in Dosen, aber nichts Nicht-Greifbares wie Wärme (imho) und der Trampelpfad zum Dorf war durch den Schneefall WW nicht mehr zu erkennen. Rhon warf einen Blick auf die Berge hinter sich und ging hinein. Er rieb sich die Hände. Den Rucksack stellte er auf den hölzernen Boden und entnahm ihm den toten Vogel.

Das ist der zweite Absatz, in dem nichts passiert. Du brauchst zwei Absätze für Rhons Heimweg, auf dem rein gar nichts passiert. Dass er Berge im Rücken hat, erwähnst Du zweimal, entweder kommt von dort bald ein Gott herunter oder eine Lawine - oder Du solltest die Berge an einer Stelle streichen Wink Und kürze die Wegbeschreibung, Du solltest nicht nur vom Lichteinfall, Schneefall und Umgebungsbeschreibung erzählen

Zitat:
Das Bildnis von Ardus, mühsam hergestellt aus miteinander verflochtenen Zweigen und hängend an der Wand auf jeden Fall umstellen: an der Wand hängend - davon abgesehen, streich es, Du kommst ja im nächsten Satz darauf zu sprechen, stellte den Kopf des Hirschgottes mit den drei Geweihen dar. Über dem Bett aufgehängt WW: schon wieder hängen, noch genauer, nicht nur an der Wand hängend, sondern über dem Bett - nicht ganz so detailversessen sein Wink , schien er den Raum immer im Blick zu haben, zu bewachen und bewerten. Rhon konnte sich nicht entscheiden Komma ob er in seinem Gesicht Spott oder Gleichgültigkeit zu erkennen glaubte.

Der dritte Absatz und Du beschreibst immer noch. Bisher war es noch in Ordnung, ich habe Dich nur darauf aufmerksam gemacht, weil es ungewöhnlich ist. Aber ab diesem Absatz ermüde ich als Leser langsam tatsächlich.

Zitat:
"Wo bleiben deine Kinder Komma  Ardus?", murmelte er seinem Gott traurig zu Komma; „zumurmeln“ ist für mich etwas, für das ich ein Ohr brauche, in das ich es murmeln kann. Wie wäre es mit „fragte leise“   ehe er sich abwandte, den Vogel auf den kleinen Arbeitstresen lag legte und seinen Mantel auszog. Routiniert entfachte er die FeuerstelleWW, die Holzscheiten lagen säuberlich aufgereiht neben der steinernen FeuerstelleWW: daneben, deren Abzug in den Abendhimmel führte sorry, das ist echt zu viel. Für wen musst Du das schreiben, damit er nicht glaubt, der Abzug führe in Erde darunter? Wink . Der Topf hing noch über den Resten des letzten Feuers. Er begann eine Suppe zu kochen. Das wenige Gemüse gaben ihr nur ein schwaches Fundament und der kleine Vogel hatte lächerlich wenig Fleisch an sich, doch zumindest würde der Magen mit etwas gefüllt werden. Streich alles ab „Der Topf…“ und schreib etwas wie „er bereitete sich aus dem abgemagerten Vogel ein kärgliches Mahl“ oder so ähnlich, alles andere ist ZU detailliert und fad zu lesen. Wenn Du den Text doch behältst, dann streiche bitte wenigstens das Wort „Fundament“, sonst sehe ich Schuhbeck vor mir, der gleich ncoh zu Ingwer rät Wink Richtiges Hirschfleisch hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Mundwassernd Das Wort gibt es nicht, denke ich. Vllt noch „mundwässernd“, aber das passt hier auch nicht recht dachte er Komma während er auf das Kochen der Suppe wartete Komma an die Zeit vor zwei Wintern zurück. Dort hatte eine Hirschkuh sich zum Schlachten bereitgegeben Das ergibt keinen Sinn. Kannst Du Dich bereitgeben? Man kann sich für etwas hergeben oder zu etwas bereiterklären (eine Tier kann sich natürlich nicht bereiterklären) oder opfern. Rhon hatte mehrere Monate von dem Fleisch zu essen gehabt. Gebraten, gekocht, gepökelt... und der Sud war hervorragend für Soßen gewesen. Während er nun die dünne Suppe aß Komma dachte er an diese vergangenen Leckerbissen zurück. Nach dem Essen ging er vor dem hölzernen Ardus auf die Knie und schloß schloss die Augen Komma um zu beten.

Das ist ein halbes Kochtagebuch - entschuldige, natürlich ist es das nicht, das ist überspitzt, aber es ist zu detailliert, zu langatmig, zu kleinschrittig. Bisher hast Du erzählt, dass Rhon den Hirschen opfern wollte, um Hirschfleisch zu erhalten, das Opfer nicht angenommen wurde, er dann bei Schneefall heimgegangen ist, sich eine dünne Hühnerbrühe gekocht und die dann gegessen hat, danach hat er gebetet. Natürlich musst Du in Fantasywelten die Umgebung und die Mythen einfließen lassen, mehr beschreiben, aber Du übertreibst es. Köder mich als Leser ein bisschen mehr. Ich will irgendwann etwas Interessantes lesen.
 
Zitat:
"Ardus. kein Punkt ", sprach er, "klein weiter: seit Seit Jahrhunderten hälst hältst du Wacht über mich und meine Vorfahren. Voller Güte nahmst du uns als dein Volk an und ließest dich in diesem Land nieder Komma um bei uns zu sein. Voller Weisheit schicktest du deine Kinder zu uns, um uns zu leiten. Nie fällt ein Böses böses Wort über dich, nie vergeht unsere Dankbarkeit an dich. Doch warum mussten wir nun zwei Jahre ohne deine Hilfe auskommen? Ich bitte dich. Von ganzem Herzen. Schicke uns wieder deine Kinder oder zumindest ein Zeichen. Ein Zeichen Komma wie wir deine Gunst zurückgewinnen können."

Entschuldige, wenn Du nach einer flotten Erzählung dieses lange Gebet bringst, ist das in Ordnung. Aber nach einer langen Beschreibung ein langes Gebet zu bringen, ist nicht so geschickt. Du kannst Dir übrigens überlegen, ob Du in einem Gebet die Anreden nicht großschreibst, selbst wenn Rhon seinen Gott duzt.

Zitat:
Rhon schwieg einen Moment.
"Ich verbleibe auf ewig dein Diener."
Er verblieb eine weitere Minute bedächtig auf seinen Knien Komma ehe er sich wieder erhob. Er war sich nie sicher gewesen hier brauchst Du keine Vorzeitigkeit, er ist immer noch unsicher, ob er die richtigen Worte fand, wenn er zu seinem Gott sprach - schließlich war er kein Priester - doch WW betete er trotzdem oft und inbrünstig doch und trotzdem drücken beide einen Widerspruch aus, das ist also doppeltgemoppelt . Normalerweise gab ihm das Kraft und Zweck oder: Kraft und Ziel?, doch WW seit die Hirsche - Ardus' Kinder - nicht mehr gekommen waren, rückten dabei wobei? Bei Kraft und Zweck? immer mehr Unklarheit und Schuld in den Vordergrund. Erschöpft an Leib und Seele ließ er sich in seinem Bett nieder. Kein Traum, kein Zeichen kam über ihn. Zumindest umfing ihn die erbarmungsvolle Dunkelheit schnell.

Du hast hier mehrere Zweierkombinationen: Kraft und Zweck, Unklarheit und Schuld, Leib und Seele (oft und inbrünstig), das klingt ein wenig repetitiv. Ansonsten: Es ist immer noch nichts passiert. Nach Opfer, Heimweg, Kochen nun also Beten …

Zitat:
Eindringliches Klopfen erweckte ihn am nächsten Morgen.
"Rhon!", erschallte es dumpf Komma; erschallen ist ein großes Wort für eine menschliche Stimme, das passt doch eher zu Blechinstrumenten, oder? aber eindringlich von draußenPunkt, kein Komma, "Mach auf! Es gibt Neuigkeiten!"
Es war die Stimme von Aret. Eine weitere Klopfattacke ließ ein paar lose Holzsplitter aus der Tür fallen. Nach seiner anfänglichen Verwirrung erhob sich Rhon aus dem Bett Komma um die Tür zu öffnen. Schneeflocken bedeckten das ergraute, kurzgeschnittene Haar des Priesters Aret. Auch heute in sein rituelles Hirschfell gekleidet, strahlte der großgewachsene Mann stets Autorität aus Dieser Satz ist Dir misslungen, er klingt nach: Wie bringe ich unter, dass er ein Hirschfell anhat, groß ist und Autorität hat? Ich pfropfte es einfach mal irgendwo zwischen zwei andere Sätze. Sein Gesicht jedoch war gerötet und Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Hinter ihm lag der Schnee dick auf den Ästen der Bäume. Es hatte wohl noch nicht lange aufgehört zu schneien.
"Endlich Rhon! Zieh deinen Mantel an und komm mit. kein Punkt ", befahl der Priester und drückte sich zusammen mit Rhon in die Hütte. "Und nimm deinen Speer mit. Wir haben Besuch aus dem Süden."
Aret blickte gehetzt So gehetzt kann er nicht sein, sonst würde ich ungeduldig vor der Hütte warten. Wenn er Zeit hat, hineinzugehen, wirkt er nicht hektisch in der Hütte umher Komma wies ungeduldig auf den Speer, der neben dem steinernen Ofen an der Wand lehnte.
"Bei Ardus, Mann!", fluchte Rhon Komma der eilig seinen Mantel und Stiefel anzog und dann seinen Speer ergriff. Wenn Aret mit solcher Eindringlichkeit sprach, war ihm besser Folge zu leisten. Den Satz kannst Du lassen, kannst Du aber auch streichen. Es ist mir als Leser klar, dass Aret sich keinen Spaß erlaubt
"Und jetzt komm mit. kein Punkt ", sagte der sich schon umdrehende Aret, der in den Schnee hinausstapfte. Rhon zögerte kurz überrumpelt zögerte er kurz oder war er nur „kurz überrumpelt“ und dann wieder gefasst. So kannst Du es nicht stehen lassen in seiner Hütte, verließ dann jedoch eilig sein Heim und schloss zu Aret auf, der schon einige Meter voraus war.

Hier musst Du mehr Dringlichkeit und Schnelligkeit aufkommen lassen. Lass Aret vor der Hütte stehen. Lass Rhon nicht erst sein Heim verlassen und dann aufschließen, sondern ihn „den Speer ergreifen und Aret hinterher eilen, der schon längst auf dem Rückweg war“. Die beiden verhalten sich, als hätten sie durchaus Zeit.

Zitat:
"Jetzt sag mir schon Komma was los ist. Und Süden sagst du? Aus dem Weidenland?"
Aret stapfte weiter mit großen Schritten durch den SchneeKomma  doch fing er an zu erklären während er zu erklären anfing. - Da es hier keinen Widerspruch gibt, braucht es kein „doch“ . Sein Blick war nach Westen gerichtet, in Richtung des Dorfes.
"Ja, Männer aus dem Weidenland. Der eine sagt, sie wären zu zweit gewesen, doch eine Weile Komma nachdem sie bei uns im kalten Land ankamen Komma sträubte das Pferd seines Gefährten und warf ihn ab."
Der Priester machte die Geste des Hirschgottes. "Tot. Genickbruch. Das Pferd lief dann wie besessen in den Wald. Der übrige andere - übrig ist ein wenig despektierlich in dem Zusammenhang, finde ich Weidenmann kam wenige Stunden später bei uns an. Sagte Komma sein Pferd verhielt verhielte, da Konjunktiv, würde ich sagen  sich auch seltsam Komma aber nahm ihn noch mit." Nimmt ein Pferd seinen Reiter „mit“? Das passt nicht, oder? Rhon ertastete mit dem Eschenhaft Eschenschaft? seines Speeres eine bekannte Wurzel unter dem Schnee und wich ihr aus. Noch waren sie ein Stück vom Dorf entfernt und die vereinzelten Bäume streckten ihr Fundament Du magst das Wort, oder? Aber auch bei Bäumen passt „Fundament“ eigentlich nicht. Hast Du schon mal jemanden vom Fundament der Bäume reden hören? gierig weit von sich und konnten so zu Stolpferfallen Stolperfallen unter dem Schnee werden. Absatz, da Themenwechsel, von Wurzeln zu Pferden Mit Pferden kannte sich Rhon nicht aus. Kein Absatz, da das Stirnrunzeln thematisch noch zu Ahnungslosigkeit gehört Stirnrunzelnd fragte er Aret: kein Absatz zwischen Inquit-Formel und wörtlicher Rede
"Vielleicht macht die Kälte sie verrückt? Sie sind unsere Lande nicht gewöhnt."
"Neinkein Punkt.", erwiderte der Priester, "die Menschen aus dem Weidenland erhalten die Tiere noch als Fohlen von ihrem Pferdegott Epoq. Sie bleiben ihr Leben lang bei ihrem Reiter. Das muss einen anderen Grund haben. Aber hör zu Komma Rhon: Der Weidenmann kommt bei uns an und erzählt seine Geschichte, da fängt sein Pferd an, immer nervöser zu werden. Ich konnte es schonKomma  als es ankam Komma in seinen Augen sehen. Kaum stieg der Fremde ab, versetzte es ihm einen Tritt und machte Anstalten zu fliehen. Ein paar Frauen und Männer halten es gerade noch zurück Tempus: hielten. Deswegen habe ich dich und deinen Speer geholt. Ich werde versuchen Komma  Ardus' Einfluss auf es zu wirken wirken zu lassen. Aber in den Augen des Tieres ist Wahnsinn und die Wege Epoqs sind mir fremd. Ich brauche dich, falls etwas schief geht zusammenschreiben." Absatz, da die Personen wechseln, von Aret zu Rhon Rhon schwieg einen Moment. Er blickte auf die Spitze seines Speeres, geschnitzt aus Geweih. Noch nie hatte er es gegen ein Gotteskind eingesetzt.


Du hast Dir eine eigene Welt einfallen lassen, mit eigenen Bräuchen, Mythen und Figuren, so etwas finde ich ungemein bewundernswert. Deine Weltenschöpfung wirkt auch schon ziemlich ausgereift, Hut ab.
Da ist es verständlich, dass Du viele Infos über die Welt an den Leser bringen möchtest. Aber Du übertreibst es im Detail ein wenig, versuche hier zu kürzen. Außerdem führt die ausführliche Beschreibung zu einer Unmenge an Wortwiederholungen (Stichwort: Schnee), das ist kein guter Stil.
Was mir an Deinem Schreibstil auffiel: Du hast einen ungewöhnlichen Satzbau. Zum Einen verwendest Du sehr viele Partizipien (tretend, umdrehend), zum Anderen stellst Du die Satzteile sehr, sehr häufig so um, dass Du möglichst nicht mit dem Subjekt anfängst oder Du vertauschst im Satz die Wörter auf ungewöhnliche Art. Manches (aber selten) ist dadurch grammatikalisch falsch, anderes nur eben ungewohnt. Man kann sich in Deinen Stil einlesen, denke ich, und solange Du keine Satzbaufehler hast: warum nicht, mal was anderes. Hin und wieder verwendest Du neben „althergebrachter“ Sprache recht moderne Wörter, manchmal suchst Du Dir auch eines aus, das vom Sinn nicht ganz trifft. Ein paar habe ich angemerkt.

Insgesamt: Ich habs gern gelesen (war mir aber etwas zu lang).
Viel Spaß beim Überdenken.

Liebe Grüße
Selanna


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Kullervo
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Beitrag04.02.2018 15:15

von Kullervo
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Vielen Dank euch Beiden.

Ckmoises, der von dir angesprochene Satz soll aussagen, dass die Bäume in das Innere der Lichtung zu schauen scheinen. Kann ich das besser formulieren?

Selanna, deine ausführliche Antwort ist sehr hilfreich. Besonders das Aufzeigen von Wortwiederholungen und Fehlern. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Bist du dir sicher, dass in diesen ganzen ersten Absätzen zu wenig passiert? Es geht danach ja mit Action los und ich dachte, ich versuche erstmal in einem ruhigen Rahmen Atmosphäre zu schaffen. Sollte ich in dort vielleicht schon mehr interessante, verheißungsvolle Dinge ansprechen oder doch eher streichen? Den von dir angesprochenen besonderen Schreibstil möchte ich behalten, schön dass du sagst, dass das nichts Schlechtes sei. Natürlich muss ich aufpassen, dass dann trotzdem noch die Sätze funktionieren. Smile
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Selanna
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Beitrag04.02.2018 18:36

von Selanna
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Hallo Kullervo,

schön, dass ein paar hilfreiche Anmerkungen dabei waren, das freut mich Very Happy

Ich bin mir bewusst, dass Du Atmosphäre schaffen willst und das ist Dir auch gelungen. Ich konnte mir die Welt sehr gut vorstellen, Du hast mich ja als Leser auch sehr eng an die Hand genommen.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Atmosphäre schaffen und zu viel Beschreibungen, die langweilen. Das ist nichts, was Dir allein passiert, ich kann mir vorstellen, dass darüber viele Autoren über entsprechenden Textstellen brüten, viel streichen, wieder hinzufügen, ganz verwerfen und neu schreiben und dann doch wieder streichen und neu ausschmücken.
Aber ja, ich bin mir an einigen Stellen sehr sicher, dass Du streichen solltest. Du solltest zum Beispiel die Kochszene kürzen, das ist viel zu detailliert und definitiv uninteressant (er isst ja auch nichts Außergewöhnliches wie Schlammwurzel und Hirschginster Wink ). Konzentriere Dich auf das, was für die Geschichte hier wichtig ist: es ist ihm nicht möglich, etwas Herzhaftes, Sättigendes zu kochen.
Andere Stellen kannst Du je nach Geschmack gnädiger behandeln, zB die Gebetsszene. Und wenn Du an der ein oder anderen Stelle streichst, darf dafür eine andere etwas ausführlicher sein. Aber es sollten nicht alle Absätze so ausführlich bleiben.

Liebe Grüße
Selanna


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Nonbeliever
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Beitrag06.02.2018 21:45

von Nonbeliever
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Hallo Kullervo,

du hast hier zwar schon ausführliche und tolle Anregungen/ Kritik erhalten aber ich wollte dir trotzdem noch mein Lob hinterlassen. Und das ist wirklich nicht selbstverständlich, denn normalerweise bin ich nicht unbedingt angetan von Fantasy. Es gefällt mir wirklich sehr, sehr gut. Am Liebsten würde ich sofort weiterlesen und wissen, was es mit dem Fernbleiben der Hirsche und diesem scheinbar dem Wahnsinn verfallenen Pferd auf sich hat.
Ich habe kaum noch etwas hinzuzufügen, da meine Vorredner so fleißig waren aber eine Kleinigkeit gibt es doch:

"Er war nicht zum Nachhängen von Hirngespinsten hier, sondern um auf die heiligen Hirsche zu warten und ihnen ihre Opfergaben zu übergeben."
Der erste Teil des Satzes klingt etwas unelegant. Ich würde es vielleicht eher ausdrücken: "Er war nicht hier, um seinen Hirngespinsten nachzuhängen, sondern..."

Es ist wirklich sehr interessant, was du da für eine Welt erschaffen hast. Ich hoffe, du kannst etwas mit dieser Kritik anfangen, obwohl sie tatsächlich sehr klein ist.

LG Melanie
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Kullervo
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Beitrag07.02.2018 11:49

von Kullervo
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Danke für dein Lob und deinen Vorschlag, Melanie. Ich finde es so wie du es schreibst tatsächlich besser formuliert und übernehme das in der Art, danke. Wenn du möchtest kann ich dir den Rest des Kapitels per PN schicken (nicht mehr lang), dann kannst du lesen, wie die Szene ausgeht. smile
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Kullervo
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Beitrag08.07.2019 22:44

von Kullervo
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Danke an alle!

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