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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 12/2017
Hängen geblieben

 
 
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag27.12.2017 20:00
Hängen geblieben
von Lorraine
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Hängen geblieben


Genügt ja, mit der Suche nach einem Nagel zu beginnen, ich könnte aufstehen, sollte aufstehen, das lange Sitzen, aber dann finde ich den Hammer wahrscheinlich nicht, jedenfalls nicht sofort, wann finde ich schnell, was ich suche, wobei das nicht ganz, so vieles liegt oder steht bereit, wo es zu warten hat, wie selbstverständlich benutze ich tausend Dinge jeden Tag, die ich überhaupt nicht suchen muss mich laufend schlechter machen als ich bin ich wirklich so lange sitzen geblieben, bis es nichts besseres als das Finden zu denken geben sollte mir die Zeitspanne zwischen dem Gedanken an die Suche nach dem passenden Nagel und dem Punkt, an dem ich erneut beginne, ihn zu denken, nicht den Nagel, nicht den Punkt, den ich treffen will, nein, den ganzen Gang, den Abstieg, von vorn oder sollte ich verstehen können, warum ich so viel freie Plätze an den Wänden und keinen einzigen im Kopf sortiert kriege ich nicht mal das geglättet; ordentliche Sachen sollte ich denken können, dein ist das Weich und die Kraft und die Müdigkeit, zu müde zum Aufstehen fühlte ich doch, wie meine Augen brannten, Spieglein, ich wurde die Schweigemutter, auch wenn du blind warst, ich müsste mich erst auf die Suche nach dem Nagelbett machen, dort schläft bestimmt einer, vielleicht neben dem Werkzeugschrank, in dem auch das leere Versteck gähnt, als ob ich irgendetwas besäße, womit ich solche Mäuler stopfen könnte ich mich dazu aufraffen, mich zusammenreißen, beweg dich, fang an, es reicht jetzt zuerst einen Nagel, dann den Hammer, und wenn der Rahmen hängt, dann darf ich mich wieder setzen, schließlich schreibt mir niemand vor, ob und wie ich den Tag zu verbringen hätte ihn auch ausfallen lassen können, wie spitz der Nagel ist nicht zu lang, aus gehärtetem Stahl, bläulich und dunkel, sofort warm von meiner Hand, jetzt bin ich die treibende Kraft, Vorsicht, nicht zu heftig, gezielt zuschlagen, bin mir zu etwas nütze, bin nicht umsonst aufgestanden, den Hammer zurück in den Schrank, noch einmal die Stufen sollten besser ins Licht gerückt, wenn ich diese Birne durch eine stärkere ersetzen müsste nur einen Schraubenzieher mitbringen, um die Schirmhalterung abschrauben zu komisches Hungergefühl, lass es vorbeigehen, erst den Rahmen an den Nagel hängen, dich lege ich aufs Fensterbrett, Schraubenzieher, damit ich dich später finde, wenigstens lehnt er nicht mehr nur am Weg, du bist schön, dein Holz fühlt sich glatt an und warm, und ich weiß schon, was für ein Bild ich dir verpassen werde, für den Moment genügt mir, wie du da im Lot hängst, das Stück Wand innerhalb sieht ganz anders aus, wie es so eingerahmt und die winzigen Schatten der Körnung, da ist ein Haarriss im Putz, bloß nicht meinen Blick daran festknoten, das geht nicht gut aus, komm setz dich wieder, wie der Rahmen selbst einen Schatten wirft, sein Schatten ihm gewichtigere Dimensionen verleiht, wie ähnlich es ist dein freier Tag, draußen bleibt heute ausgesperrt, es kann mich mal, kein Laut dringt herein, ich bin die Handwerkerin, die Krach geschlagen hätte noch gefehlt, mich einem stillen Tag zu beugen, mich beuteln zu lassen, der Nagel sitzt fest vom Rahmen verdeckt, die großen Bögen warten gespannt, und das genügt ja, doch, jetzt müsste ich nur kratzen, krakeln, tuschen, dann käme es schon bald zu Schwarz und Form würde, was ich dem Weiß wegnähme, wenn ich es zerteilte, auflöste, aufstehen, packen, abreisen, alles dasselbe, das Schlängeln, die Straße, fliehende Tropfen, die Kühle eines frühen Morgens, du willst es, ja, weiter, noch weiter, Anthrazit und das Gleißen, diesmal hältst du an, hältst inne, stellst das Rauschen ab, ja, steig aus, denn hier bist du weit genug, genau dort, wo sich alle Linien in einem Punkt treffen, du musst dich nur umdrehen, du hast es hinter dir, dieses eine Gesicht im Halbdunkel, der Blick, und viel deutlicher die großen Fenster der Kneipe, aus denen rot- und gelbgefärbtes Licht auf die Straße fiel, viel Schwarz braucht es, und Geduld, aber ich seh dich schon, Bild, seh euch noch, Gesicht, Augen, Fenster, Leuchten, Straße, Teilnahme, Wissen-wollen; ich halte still genug, nichts bewegt sich, so will ich es sehen, niemand außer mir könnte es je sehen, dich sehen, Bild, wie gut es tut, sitzen zu bleiben, dich zu behalten, dich deutlicher zu sehen als die vielen anderen, die nachdrängen wollten, wenn ich sie ließe, viel zu oft hab ich das zugelassen, brennen doch die Augen noch, wenn ich sie schließe; und es genügt, sitzen zu bleiben, bis das Brennen nachlässt, bis auch dieser Tag, geh schon, ich hab euch alle hinter mich gebracht, die angefüllten, euch leere, die voller Vorfreude, die traurigeren, du bist noch da bist du noch, und seine Silhouette wie festgenagelt oder eingebrannt scheint sie nur ein Ausschnitt oder eine Überblendung oder die halbe Wahrheit erkenne ich ihn als Relief im Halbprofil nur kommt das Leuchten aus dem Hintergrund reicht weit genug, bis auf meine Straße, bis morgen, bis aufs Papier, jetzt aufstehen, nah ans Fensterbrett, hart drückt es gegen die Schenkel, den Schraubenzieher ertaste ich, draußen der Abend, schon jetzt, dann mal Kurbeln, ja, ich verstecke dich, im leeren Rahmen, keiner sieht dich, niemand weiß von dir kommt je dahinter, ich nehm dir nichts weg, Weiß, heute wölbt sich nichts mehr ist es nicht, nur ein Bild, nur mein Bild, wie bin ich hier unten angelangt, ich brauche dich heute nicht mehr, wenn du auch schwerwiegend tust, Schraubenzieher, zurück mit dir in den Schrank, zum Hammer, schön, ihr Werkzeuge, wie ihr da aufgereiht hängt, so finde ich alles, das Brauchbare, das Mindeste, ihr seid nicht wie die Bögen da oben, die Stapel, die Tusche, Kilometer von Linien, fließen lassen, ziehen, ausreißen, unnütze Kilometer, eingeschwärztes Papier, morgen zeige ich ihm, wie weit ich gekommen bin und ihr vielleicht gibt es mich dann, auch ohne das eine Bild, vielleicht wird es mich gegeben haben, andererseits, rückseitig, eindeutig gescheitert, klüger geworden, noch langsamer die Stufen hinauf, geht doch, gehst doch, funktionierst noch einmal den leeren Magen überhören, ich bin jetzt da schwebt das Trugbild hält sich im Rahmen meiner Möglichkeiten, vielleicht stimmt es sich wieder mit mir ab und zu werd ich nach ihm schauen und wenn der Haarriss sich verzweigt, blüht ihm mehr als nur Vergessen, gut, wenn das Brennen nachlässt, und wenn der Hunger gestillt würde jeder Tag ein freier Tag, ich nehme sie alle, mir wagt Stille nicht zu drohen, ich brauche meine Augen nicht, zu sehen, was hängen geblieben wird sich im Rahmen gehalten haben, ich stehe immer wieder auf mir lastet nichts leuchtet so wie der letzte weiße Fleck.

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holg
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Beitrag08.01.2018 18:15

von holg
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Zitat:
unnütze Kilometer, eingeschwärztes Papier

Das ist so ein Klotz, wie ich ihn befürchtet hatte. Ohne Formatierung, ohne  Punkt.
Aber das Lesen lohnt sich, das ist nach ein bisschen Anlauf geschickt gemacht, gut konstruiert, der Fluss zu erleben, Die Welle, bis hin zum Abebben. Ein leerer Bilderrahmen, ein Haarriss im Putz. Eine Tusche(?)Zeichnung. Das Erinnerungsbild einer Szene, nicht ganz klar, nicht ganz präsent, aber welcher Gedanke ist das schon?


_________________
Why so testerical?
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lebefroh
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Beitrag08.01.2018 23:20

von lebefroh
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Eigentlich hat mir der Text gefallen - die Worte, die Bilder, das Simple - aber es war dann doch zu schwierig zu lesen, um mich bei der Stange zu halten, zu ermüdend, um die Bedeutung zu finden...
Den Titel finde ich toll.
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firstoffertio
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Beitrag09.01.2018 00:11

von firstoffertio
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Ich glaube, hier fehlt mir das Erinnern, oder es geht sehr unter. Habe eine Weile überlegt.
Da strömen schon Gedanken, aber die haben etwas Meta-Physisches, obwohl es um Nagel, Bild, Wand geht, bzw. diese Auslöser sind. Dass ich nicht rausfinde, für was genau, liegt sicher auch an mir.

Der Titel ist gut.
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Municat
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Beitrag09.01.2018 18:37

von Municat
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Lieber Autor smile

Ich weiß, Gedanken und Wahrnehmungen kennen keine Absätze. Also ist es nur konsequent, so zu schreiben, wie Du es tust. Trotzdem fällt es mir schwer, den Sinn des Textes zu erfassen. Du lässt die Gedanken ineinandergleiten, indem Du das letzte Wort eines Gedankenfetzens gleichzeitig zum ersten Wort des neuen Gedankens machst. Das wiederum finde ich interessant ... könnte man zum SPiel machen.

Was ist hängen geblieben: Ein Mensch, der einen freien Tag hat, sich mühsam aufrappelt, um einen leeren Rahmen an die Wand zu hängen, den eigenen Hunger ignoriert, sich Gedanken über Ordnung und ein geregeltes Leben macht. Ich sehe diesen Menschen in einem eher trostlosen, schmucklosen Haus, habe das Gefühl, dass dieser Rahmen die erste Zierde in der Bude ist.

Die Leere, die den Stream auslöst, ist in diesem Fall wohl der leere Rahmen ... gleichzeitig aber auch das Haus an sich.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Texte kommentiert habe.


_________________
Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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RememberDecember59
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Wohnort: Franken


Beitrag09.01.2018 18:56

von RememberDecember59
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Liebe/r Verfasser/in!
Hm, jedes Mal, wenn ich diesen Text lesen will, fliege ich irgendwo unterwegs raus. Es tut mir leid, das ist irgendwie nichts für mich, ich krieg schon nach ein paar Zeilen Kopfschmerzen. Allein die Formatierung. Laughing Leider kann ich den Text dadurch auch nicht bewerten, denn weiter als bis zur Hälfte bin ich in keinem Anlauf gekommen, ich habe den Rest zwar überflogen, aber Überfliegen reichte mir nicht, um zu entscheiden, ob Thema und Motto gut umgesetzt sind. Ich probiere es in ein paar Tagen auf jeden Fall nochmal mit dem Lesen, falls sich daran was ändert, werde ich dir das mitteilen.   smile

***

Nach dem Lesen und Kommentieren der anderen Texte habe ich mich dazu entschieden, keine Punkte zu geben.


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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d.frank
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D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag09.01.2018 20:44

von d.frank
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Favorit Nummer 2. Mit abgelutschten Worten gesagt, macht diese Geschichte ihrem Namen alle Ehre und ist bei mir hängengeblieben. Ich möchte nicht vorgreifen, aber es geht ja gar nicht anders, wenn ich die Texte nach und nach kommentiere. Allein am Merkmal Bewusstseinsstrom betrachtet, hat dieser Text ihn für mich bisher am Besten eingefangen. Alles strömt und fließt hier und nichts scheint einfach nur verschleiert, um es zu verschleiern.  Ich habe mir eine Ahnung erlaubt und bin gespannt, ob diese nach Beendigung des Wettbewerbs bestätigt wird. Auf jeden Fall ist der Denkende / Schreibende nah an der Lyrik, er denkt sich / spielt mit vielen Metaphern, ohne dass es jedoch aufgesetzt wirkt, weil die Worte und Satzbauten einer inneren Logik folgen. Es wird gedacht, und nicht gedacht, benannt und verdrängt. Der Denkende steht mit sich im Zwiegespräch, genauso wie er seine Hände davon überzeugen will, einen Nagel in die Wand zu schlagen. Weil das jetzt schon der Gesamteindruck war, komme ich gleich zu den Vorgaben:

Bewusstseinsstrom, dazu muss ich nun auch nichts mehr sagen. Die Leere ist für mich hier mit den letzten Sätzen positiv besetzt (warum, folgt weiter unten) und das halte ich für einen absolut erfrischenden und denkenswerten Ansatz, weil er nicht dem Offensichtlichen folgt. Auch gibt es die typische Leere, die Selbstzweifel, die den Denkenden in seiner Spirale halten.
Inwieweit dem Gedicht Rechnung getragen wurde, kann ich allerdings nicht beurteilen.

Interpretation:
Für mich hat der Text zwei Ebenen. Zunächst glaube ich, einem Gestrandeten beim Denken zuzuhören, das impliziert sehr wahrscheinlich schon der Titel, aber es scheint keine einfache Spirale eines beginnenden Wahnsinns, in der der Denkende sich aufhängt. Die Gedanken sind zu klar, sie sind zu selbstreflektiert, sie kreisen um den Punkt und den Anfang, und das Erkennen eines Solchen impliziert wiederum geistige Gesundheit.
Es geht um das Tun und das Fühlen, darum, das eine hinter dem anderen zu verstecken, keine Balance darin zu finden. Und deshalb geht es für mich schlussendlich auch um Kunst und Handwerk, das Schöpferische und das rein Handelnde.
Erich Fromm sagt in seinen Büchern, dass es das weiße Rauschen braucht, die totale Konzentration, um aus sich selbst zu schöpfen, diese Weisheit sehe ich im Text bestätigt.

Lieblingssätze oder Fragmente:

Zitat:
bis es nichts besseres als das Finden zu denken geben sollte


Zitat:
ob und wie ich den Tag zu verbringen hätte ihn auch ausfallen lassen können, wie spitz der Nagel ist nicht zu lang, aus gehärtetem Stahl, bläulich und dunkel, sofort warm von meiner Hand, jetzt bin ich die treibende Kraft


Zitat:
viel Schwarz braucht es, und Geduld, aber ich seh dich schon, Bild, seh euch noch, Gesicht, Augen, Fenster, Leuchten, Straße, Teilnahme, Wissen-wollen; ich halte still genug, nichts bewegt sich, so will ich es sehen,


Zitat:
so finde ich alles, das Brauchbare, das Mindeste


Zum Abschluss:
Je schwerer Texte sich fassen lassen, obwohl ihre Aussage klar steht, je näher kommt man dem Merkmal der hier geforderten Qualität. Ich hatte wirklich Mühe, meine Gedanken hierzu in Worte zu fassen und das lasse ich für mich selbst als besonders zu lobendes Kriterium stehen.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Literättin
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Beitrag12.01.2018 12:54

von Literättin
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Dem hier kann ich doch noch was abgewinnen, nachdem mich dieser Text schon zwei, dreimal abgeworfen hatte, weil es mir zu viel der Werkzeuge, der vermeintlichen Verschreiber, der kleineren originellen Gedankensoielereien war (das Negelbett z.B.) und ich das auf dieser Länge hier nicht durchhalten konnte oder wollte.

Aber da mittendrin versteckt sich ein kleines einsiedlerisches Idyll oder Stilleben auf dem Treppensitz (so lese ich es heraus), mit gerahmten Haarrissen im Putz und einer fast selbstvergessenen kleinen, melancholischen Gedankenschweiferei, die mir doch noch etwas transportiert: die stille Freude an der Achtsamkeit im Kleinen.


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Heidi
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Beitrag13.01.2018 23:13

von Heidi
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Der Gedankenfluss gefällt mir, seine Neigung woanders hineinzufließen, eine Wendung vorzunehmen - die Textkonsistenz ist weichflexibel, zartwendend; beinhahe wünschte ich mir mehr von diesen kleinen Überraschungen. Auch ein wenig mehr aufblitzende Sinneseindrücke hätten mir gefallen. Den in der Hand aufgewärmten Nagel zu Anfang fand ich als Bild doch sehr eindringlich.

Das fehlende Bild von dem der Text erzählt, verstehe ich als Erinnerung. Es hängt eben nicht an der Wand, die/der Denkende, will es hervorholen, aber es bleibt "leer", lässt sich nicht konstruieren, ist nicht vorhanden, was in ihr/ihm dann auch eine gewisse Leere hervorruft. Aber es ist keine Verzweiflung zu spüren, sie/er verzweifelt nicht daran, sucht nur einfach danach, obwohl es irgendwie aussichtslos erscheint. Das titelgebende Hängen geblieben passt hier absolut. Und: Spannender Gedanke. Dein Text regt mich zum Nachdenken an. Es ist einer, den ich gerne mehrmals lese und immer wieder etwas Neues entdeckt.
Insgesamt mag ich den nachdenklichen Unterton, der den Text durchzieht. Dieses fehlende Bild, die Leere, die sich hier auftut, wo auch immer sie herkommt. Das Motto finde ich aber nicht in der Form vor, wie ich es verstanden habe (als Steigerung einer Stille, die dann später wie eine Gewalt hereinbricht oder umgekehrt), aber das ist für mich kein Kriterium, einen Text nicht zu bepunkten, wenn ich inhaltlich und stilistisch davon überzeugt bin und wenigstens das Thema vorfinde (oder umgekehrt).

Hey, du bekommst sogar sieben. Wer hätte das gedacht.
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hobbes
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Beitrag15.01.2018 23:06

von hobbes
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Puh. Das hier ist anstrengend. Zu lesen. Ich fürchte, es könnte eine Geschichte sein, die ich lieber nicht als Bewusstseinsstrom gelesen hätte. Aber dann wäre es vielleicht eine andere Geschichte geworden. Und eigentlich mag ich diese hier ja, so inhaltlich, die Sache mit den leeren Tagen kenne ich leider nur zu gut, die andere Sache, die mit dem kratzen, krakeln, tuschen, die eher nicht, aber das macht nichts, die finde ich dafür umso interessanter. Nur leider liest es sich so mühsam. Vielleicht liegt es auch an der Form, an diesem monströsen Brocken, der sich im Forum natürlich noch einmal schlechter liest als vielleicht anderswo. Allerdings gibt es andere Brocken im Wettbewerb, die sich deutlich angenehmer lesen.

Tja, nun. Das ist leider ein recht nichtssagender Kommentar geworden. Du bist der letzte Text, den ich kommentiere, das ist dir vielleicht nicht bekommen.

Ich mag dich ja, Text. Aber einfach machst du es mir nicht.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

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Beitrag16.01.2018 00:04

von hobbes
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Punkte-Edit: 5
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
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F
Beitrag16.01.2018 13:20

von finis
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Hallo,

Erstmal Gratulation zu dem schönen Titel: Hängen geblieben, das Bild, die Erinnerung und letztlich auch das Ich, das sich nicht aufraffen kann. Das finde ich ziemlich gut.

Ich muss mich doch ganz schön zusammenreißen, um den Text mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu lesen und nicht etwa ein paar Gedanken zu überspringen - aber das ist es wirklich wert. Das ist sehr schön geschrieben und gibt mir einen glaubhaften Einblick in die Vorgänge innerhalb des Ichs. Vieles mit dem ich sehr gut sympathisieren kann, die überwältigende Müdigkeit, da triffst Du - verzeih den Ausdruck - den Nagel auf den Kopf.

Weiterhin gefällt mir das sehr, wie Du die Autodestruktivität des Ichs quasi nebenbei einfließen lässt, hier und da ein Kommentar, ein Seitenhieb, nichts offenes, sondern sehr subtil, fast unbemerkt, das Ich bemerkt auch nur die Hälfte davon tatsächlich selbst. Und gerade das ist es, was ich so treffend finde. Ich will natürlich nicht vom Text auf den Autor schließen, aber ich unterstelle Dir mal sehr viel Menschenkenntnis und eine scharfe Beobachtungsgabe.

Das wirklich einzige, was mich etwas zwiespältig zurücklässt, ist der Zusammenhang mit dem Thema. Das Zitat wiederzufinden fällt mir etwas schwer - und ich muss es doch teilweise etwas an den Haaren herbeiziehen. Genauso das Gedankenbild. Klar, vorhanden, Vorgabe erfüllt soweit so gut - aber ich frage mich dann doch: ist es wirklich das, worum es hier geht? Und: soll es darum gehen? Oder einfach nur vorkommen? Reicht mir das? Ich will damit unter keinen Umständen unterstellen, dass Du die Vorgaben nicht erfüllst, das tust Du schon. Und der Text ist wahnsinnig gut geschrieben und die Idee das mit dem kreativen Prozess zu verbinden ist toll. Ich bin mir nur nicht sicher, inwiefern das Thema hier wirklich Thema ist und nicht nur ein zugefügtes Textelement. Das muss ich auch für mich noch ausloten.

Sehr gerne gelesen in jedem Fall.
LG
finis


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Schlomo
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Beitrag17.01.2018 01:18

von Schlomo
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Ein Bewusstseinstrom, anstrengend zu lesen.

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V.K.B.
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Beitrag17.01.2018 03:10

von V.K.B.
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Sorry, ich habe gerade zuviel um die Ohren und komme dieses Jahr nicht wirklich dazu, alle Texte so zu kommentieren, wie ich gerne würde (sind ja auch recht viele diesmal). Deshalb muss dieser Kurzkommentar reichen, bitte nicht enttäuscht sein.

Dreimal gelesen, leider bleibt da mir nicht wirklich was hängen. Tue mich auch schwer, die Vorgaben umgesetzt zu sehen. Nicht meins, sorry.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alles gelesen habe.


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Beitrag18.01.2018 19:39

von Jenni
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Da hast du das Thema ja sehr wörtlich genommen, die Leere in einem Bilderrahmen beschwört ein inneres Bild herauf, das gemalt werden will, die Farben machen es aus, aber tatsächlich scheint es sich um eine Erinnerung zu handeln, an einen entscheidenden Moment, ein bestimmtes Gesicht im Halbdunkel, von außen durch die Scheiben betrachtet - vielleicht ist es aber auch Nighthawks von Edward Hopper.
Hängen bleiben bezieht sich ja auch auf den Protagonisten, der sich von etwas nicht lösen kann.
Dennoch, ich finde nicht genügend Anhaltspunkte, um etwas auszumachen, das über die Szene hinausgeht. Ich bin mir nicht sicher, ob du mir nicht genug anbietest oder ich nicht ausreichend genau hinschaue.
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Michel
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Beitrag19.01.2018 22:54

von Michel
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Depressiver (?) versucht, den Tag zu gestalten, indem er wenigstens ein Bild aufhängt. Harter SoC, dem ich folgen kann, aber anfangs nicht möchte, weil er mir einfach zu banal erscheint. Gegen Ende dann poetischere Färbung. Sich aus einer solchen Lethargie aufzuraffen, kann ja eine wirkliche Heldentat sein, aber um da zuzusehen, bin ich wohl zu ungeduldig. Und mich Ungeduldigen nimmt der Text nicht so richtig mit oder rein.
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anderswolf
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Beiträge: 1069



Beitrag20.01.2018 01:04

von anderswolf
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Das ist seltsam schön und fragil und zeigt, dass nicht viel passieren muss in einem Gedankenstrom, denn die Geschichte wäre von außen schnell erzählt. Ältere Dame schlägt Nagel in Wand, hängt leeren Bilderrahmen dran.
Gleichzeitig geschieht so viel in diesem von Schmerz und Hunger und Sehnsucht bewohnten Leib, träumt eine empfindsame Seele nach einem Ausdruck ihrer Eindrücke. Sie malt, tuscht, zeichnet theoretisch, doch heute, da sie gerade einmal Kraft genug hat, den Nagel in die Wand zu schlagen (ein Triumph!), müssen Bögen und Tinte warten, derweil sie selbst sich prospektiv erinnert an die Bilder, die der Rahmen dereinst wohl halten möge.
Das ist feinsinnig mit Worten gemalt, durch leichtes Spiel in der Sentenz wandelt sich ein ganzes Bild und zeigt einen Menschen, einen echten Menschen, dem man auch abnimmt, so zu denken, anders als in so vielen anderen Beiträgen hier, die so unglaubwürdig dastehen.
Hier steht, sitzt vielmehr die Protagonistin selbstbewusst mit ihren schweifenden, sich unterbrechenden Gedanken, sie präsentiert intim und ungeschönt, wie schwach sie wirklich ist, doch wie wenig sie gleichzeitig daran denkt, aufzugeben, aufzuhören, und so ist der Titel des Textes mehrfach deutig: nicht nur ist der Rahmen am Nagel hängen geblieben, nicht nur der Gedanke am Nagel und dem Riss in der Wand, sondern der Titel ist eine andere Zusammenfassung der Geschichte. Hängen und Geblieben, was zuerst vielleicht der Rechtschreibung entsprechen mag, immer aber seltsam aussieht, so dass ich noch vor dem ersten Lesen mir diesen Mangel notieren wollte: Hängengeblieben! Nun aber muss es auseinanderstehen, muss optisch getrennt werden, denn das ist das Tagwerk der dem Tode nahen Dame: erst muss sie etwas hängen, den Rahmen an die Wand nämlich, und wer dann meint, sie wäre zu kraftlos, um weiterzuleben, dem zeigt der zweite Teil, sie ist am Ende doch geblieben.  Und so denkt sie auch: Ihr wagt Stille nicht zu drohen, sie wird bleiben, sie steht immer wieder auf, bis das Werk ihres Lebens irgendwann einmal vollends getan.

Das mag ich sehr, das bekommt Punkte.

Während ich schon anderswo wieder kommentiere fällt mir ein: dass dieser Text eine Sensibilität für Menschen weckt, die wir schon teilweise gar nicht mehr als Menschen, sondern einfach nur als Rentner wahrnehmen, die in Supermärkten die Kassen vollwarten oder es sich bei IKEA stundenlang auf den Fensterplätzen gemütlich machen, dass dieser Text es also schafft, dass man mitfühlt mit einem Menschen, der nicht nur nicht existiert, sondern einem auch komplett egal sein könnte, das ist eine starke Leistung.
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Angst
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Beiträge: 1571



A
Beitrag20.01.2018 15:49

von Angst
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Ein weiterer Beitrag, den ich zwar vage interessant finde, der in mir aber nichts auslöst.
Der Text wird gegen Ende immer spannender (da assoziativer), blüht aber nie so recht auf.
Einige gestelzte Wendungen stören mich, etwa:
„Dein ist das Weich und die Kraft und die Müdigkeit“.
Das finde ich aufgesetzt.
Überhaupt lädt mich der Text nicht dazu ein, seine Rätsel zu lösen.
Obwohl ich denke, dass hier etwas verborgen liegt, wird es wohl nicht für Punkte reichen.

0 Punkte.


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag20.01.2018 18:21

von Tjana
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Diesen Text habe öfter gelesen, als alle anderen. Teils, weil der Zugang es einforderte, teils weil der Text nicht aufhörte, mich zu faszinieren.
Möglich, dass ich immer noch nicht alle Facetten zu einem echten Erkennen gebracht habe. Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich vielleicht detaillierter benennen. So bleibt mir nur, ein großes Lob auszusprechen. Bewunderung, für einen Text, der sich angefüllt um die banale Leere eines Bilderrahmens rankt und in mir brodelt, weiterhallt.

Sprachlich höchst interessant finde ich die Verbindungen zweier Sätze / Aussagen.
Die schriftstellerische Aussage des mal Setzens, mal Weglassens der Interpunktion bleibt mir allerdings verborgen. Da hoffe ich auf eine Diskussion im Nachhinein.
Jedenfalls ist dies mein Favorit!


_________________
Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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nebenfluss
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Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag21.01.2018 12:49

von nebenfluss
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Ich habe gerade Angst vor der Macht meiner Kritik und sorge mich um meine Urteilsfähigkeit. Deshalb an dieser Stelle kein inhaltlicher Kommentar.

Danke für deine Teilnahme am Wettbewerb.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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d.frank
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Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag21.01.2018 12:49

von d.frank
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Für meinen persönlichen dritten Platz musste ich lange überlegen.
Ich habe mich entschlossen, diesem Text meine Punkte zu geben, weil er, ebenso wie der neutrale Erzähler auf Nummer zwei, die gewählte Erzähltechnik am Besten transportiert. Hier hatte ich am stärksten das Gefühl, jemandem beim zusammenhanglosem Denken zuzusehen. Der Text wirkt trotz dieser starren Form aber immer noch natürlich und ich mag seine Aussage, so ich sie denn richtig gedeutet habe, auch hier freue ich mich darauf, die Sicht des Autors dazu zu hören.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Lorraine
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Das goldene Stundenglas Ei 10
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Beitrag26.01.2018 21:43

von Lorraine
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Guten Abend smile

Wem sich der Text in seiner Form(atierung) als Klotz, Brocken oder Bewusststein präsentiert hat; wer Stil und/oder Sprache als zu anstrengend empfand oder Thema/"Motto" (möglicherweise vergeblich) aufzuspüren versuchte und ... dennoch einen Kommentar hiergelassen hat: Herzlichen Dank!

(Fast) jedem Kommentar konnte ich Aufschlussreiches entnehmen und ich glaube, die Mehrzahl der Anmerkungen ganz gut für mich einordnen zu können. Wenn ich bedenke, wie es mir selbst bei der Lektüre vieler Texte ging, und wie ich es schlicht nicht hätte schaffen können, allen Texten etwas drunter zu schreiben, was über ein, zwei Floskeln hinausgegangen wäre, dann habe ich allen Grund, mich bei euch zu bedanken.

Aus dem Teil der Aufgabenstellung, der das Thema »Gedächtnisbilder [Leere]« erläutert hat, habe ich neben dem Begriff »Gedächtnisbild« aus dem (pardon) etwas verqueren, fettgedruckten Satz v.a. das Folgende entnommen:
Zitat:
Für den Wettbewerb tritt ein weiteres Themenfeld hinzu: das der Leere. Zentral für das Thema ist also der Prozess des Erinnerns, der nicht von einem anwesenden Auslöser angestoßen wird, sondern paradoxerweise von dem Fehlen von etwas, von einer Leere, (einen Gegenstand, eine Szenerie oder eine Situation betreffend) [angestoßen wird].


Prozess des Erinnerns, Gedächtnisbild. – Für mich (und ich glaube, ich habe das bei Jenni so ähnlich gelesen) gibt es einen Unterschied zwischen einem Gedächtnisbild (oder mehreren, einzelnen) und Erinnerung(en).

Zu beschreiben, was (genau) ein denkendes Ich sieht, wäre mir nicht in den Sinn gekommen, schon gar nicht in einem Text, der keine Geschichte erzählt, der per Definition für mich »stimmlos« sein musste, in seiner Struktur – und den ich erst nach dem Wettbewerb richtig kennenlernte, dafür blieb nämlich keine Zeit mehr, nachdem er in zwei halben Nächten und drei oder vier Tage vor Ende der Frist (doch noch) entstanden war.

Tun und Lassen. Wollen, können, fragen, schweigen.

Die Frau ist keine Clarissa Dalloway und ihr vollgepackter Zwölf-Stunden-Tag, draußen vor den Fenstern liegt keine pulsadrige Großstadt, drinnen wird kein Empfang vorbereitet – da ist nur eine, die sich nicht sagen muss, was sie sieht, denn um sie herum ist das Vertraute, die Stille auch, die ein »freier Tag« bringt; Stille, die sie begrüßt, und auch von jenseits der Fenster dringt kein »Laut« herein,

Wenn sie sich also etwas kommentiert, sich gar auf Zwiegespräche mit sich selbst oder einzelnen Gegenständen einlässt, dann eher sprunghaft, stichwortartig und von einem Denken geleitet, das niemand erklärt werden muss, eins, das sich nicht aufhält, über dessen Verschrobenheit sich niemand wundert und das einerseits Haken schlägt und Kurven schneidet, andererseits in Haltebuchten parkt und rostige Dosen vor sich her kickt.
 
Das Gedächtnisbild »herzustellen«, es abzubilden, dazu fehlt die Kraft (das Können?), es ist da eine Nachgiebigkeit, eine Müdigkeit, die ist innen und wenn es ihr gelingt, zumindest Krach zu schlagen, minimal Hand-wirkliches zu tun, dann ist am Ende dieses Tages wenigstens eine Sache aus dem Weg.

Der Prozess des Erinnerns – mir ging es nicht darum, eine Frau beim Denken zu zeigen, eine, die sich selbst kleine Kopfkinosequenzen der Erinnerung aneinanderreiht, es ging mir um das rohe, sprunghafte, assoziative Denken und seine Verschriftlichung. Dass ich dabei nicht auf das – für manche hier problematische – ein wenig zwanghaft ›poetische‹ Denkstammeln verzichten würde, war klar, denn nur so kann sie sich auf einzelne Gedächtnisbilder zubewegen oder sich von ihnen abwenden ...
So weit für heute, ich werde noch auf die einzelnen Kommentare eingehen, in einem weiteren Post. Für heute: ein gutes Wochenende wüsche ich. smile
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