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Zur Aufmerksamkeitsökonomie

 
 
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag31.12.2017 01:17
Zur Aufmerksamkeitsökonomie
von Abifiz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Pilger, Priester und Vestalinnen der Weisheit, seid gegrüßt.

DIE ZEIT vom 3.12. präsentierte einen mir sehr interessanten erscheinenden sehr langen Artikel von Martin Burckhard über die neue Aufmerksamkeitsökonomie mit dem Titel: "Der Waschbär grüßt, wir klicken". (Dabei handelt es sich um die freundliche Überlassung der Rechte an dem ursprünglichen Artikel, erschienen in der Dezember-Ausgabe der Kultur-Zeitschrift "Merkur" von Klett-Cotta.)

Hierzu der Link: http://www.zeit.de/kultur/2017-11/aufmerksamkeitsoekonomie-quote-clickbaiting-social-media

Seine Hauptthese wird in diesem Eingangszitat (fett & unterstrichen sind in allen folgenden Auszügen von mir) deutlich: "Im Regime der Aufmerksamkeitsökonomie ist die Aura des Einmaligen, die Authentizität, das eigentliche Produkt – ein Produkt, das nicht nach Belieben, sondern nur in übertragener Form marktgängig ist. Es findet eine Verschiebung in den psychischen Raum statt: von der Logistik zur Psychologistik, vom Objekt zur Apperzeption, von der Güterökonomie zum Lifestyle."[/i]

Weiter unten und für Schriftsteller vielleicht (?) besonders brisant: "...erscheint der Virtuose als eine Art one trick pony, ein Fossil, das mit den rasch wechselnden Moden nicht [mehr] mitzuhalten vermag."

"...das Kapital, das sich von der natürlichen Knappheit emanzipiert hat, entbindet ein... ...endogenes Delir"

"Wo immer eine kleine Randgruppe ein Begehren artikuliert, wird es erfasst und binnen kurzem gestillt..."

"...nun kauft man Produkte, die man nicht braucht und für deren Erwerb das Geld fehlt, um bei Menschen, die man nicht mag, keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen."

"Bedeutet dieser Zugewinn an Bequemlichkeit, dass sich der Konsument immer gewitzterer, leichter zu bedienender Produkte bedient, bleibt die Frage der Produktion außen vor, also die Mühe, die es macht, ein solches Ding in die Welt zu setzen."

"Weil Quote nur macht, was als Begehren und soziale Praxis vorgeprägt ist, gewinnt die geistige Nachhut an Durchsetzungskraft: die couch potato, die danach giert, die eigenen Vorurteile bestätigt zu sehen."

"Das Verrückte ist nur so lange verrückt, bis es normal wird."

Wie als bestellte satirische volle Bestätigung des Artikelinhalts erscheint unter den sechzig Kommentaren der Online-Ausgabe auf deren Seite 4 derjenige von "RationalOekonom": "Too long, didn't read." Eine wunderbare Pointe!

Ich empfehle den Forenten sich mit den Thesen von Burckhard auseinanderzusetzen: Zumindest mir als berufene Leseratte erscheinen sie die Mühe tatsächlich wert zu sein.

Herzlich
Abifiz


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Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag01.01.2018 23:00

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo Abifiz,

Schön, dass du so eloquente Artikel heraus suchst und wahrscheinlich auch liest und verstehst.
Mir war es nach 2 Seiten zu anstrengend. Außerdem zweifele ich am Nutzen des Artikels, außer die Bildung des Autors zu demonstrieren. Diejenigen, die ihn lesen und verstehen, sind wahrscheinlich nicht davon betroffen, die anderen werden ihn weder lesen können noch verstehen wollen.
Wir leben halt in einer kapitalistischen Welt, und der Wert von etwas ist immer genau dass, was ein anderer dafür zahlt, sei es Geld, Zeit, Daten, irgendwas. Das Jesusbild von DaVinci ist 425Mill wert, weil es ein Scheich haben will, als es keiner wollte, war es nur ein paar Franc wert.
Mir scheint es, der Autor will einen Werte einer Sache an sich postulieren, aber den gibt es nicht.
Was Boole mit X=XN zu tun hat, versteh ich auch nicht, trotz intensiven Googlens, obwohl ich Informatik studiert habe. Ich nehme an, er will die Bauchschmerzen der Musik- und Literaturindustrie über das leichte Kopieren mit einer math. falschen Formel ausdrücken.
Aber solche Änderungen gab es schon immer durch neue Technologien. Schreiber wurden durch den Buchdruck, Portraitmaler durch die Photographie arbeitslos. Kutscher durch Autos usw... Das Problem in moralische Richtung zu schieben, wird nicht helfen. Skizziert er Lösungen?

Kannst du einen  Abstrakt in ein paar Sätzen liefern?

Gruß Werner

PS. Ich finde, wer etwas zu sagen hat, kann dies auch in klaren Worten tun (Kant mag ich überhaupt nicht)


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Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag05.01.2018 06:01

von Abifiz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hab erst jetzt Deinen Beitrag gelesen... Smile

Ich melde mich dazu wieder heute abend oder morgen.

Herzlich
Abifiz


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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag05.01.2018 23:44

von Nina
Antworten mit Zitat

kioto hat Folgendes geschrieben:
Ich finde, wer etwas zu sagen hat, kann dies auch in klaren Worten tun (Kant mag ich überhaupt nicht)


Das war doch Wittgenstein, der das gesagt bzw. geschrieben hat.
Ja, hätte der Autor klarer geschrieben, aufs Verstehen hin, hätte ich ihn auch zu Ende gelesen.
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag06.01.2018 12:16

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo Nina,

Ich erwähnte Kant als abschreckendes Beispiel. Er war ja ein Meister der verschachtelten Sätze.

Gruß Werner


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Gruß, Werner am NO-Kanal
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2293
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag06.01.2018 18:53

von Pickman
Antworten mit Zitat

Manchmal bin ich heilfroh, aus der Uni raus zu sein und so einen Quirl nicht mehr lesen zu müssen. Soviel zu Burckhardt.

Das gesuchte Wittgenstein-Zitat könnte dieses sein:

"Alles was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen." (Tractatus logico-philosophicus, Abschnitt 4.116. Orthographie und Interpunktion habe ich nicht angetastet).
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