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Lucky Slot Machine


 
 
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titanium_boy
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 52
Beiträge: 20
Wohnort: Niederrhein


Beitrag07.12.2017 17:39
Lucky Slot Machine
von titanium_boy
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

So. Hier nun mein Einstand - der erste Versuch mich ein wenig kürzer zu fassen, allerdings nicht der erste Wurf. Im privaten Umfeld gelesen und die Anmerkungen eingearbeitet, möchte ich nun sehen was die Profis dazu sagen.

Ich freue mich auf euer Feedback.

CU titanium_boy



LUCKY SLOT MACHINE


London, 1882, Epizentrum der technischen Revolution, die in den letzten zwanzig Jahren den ganzen Kontinent – nein, die ganze Welt überrollt hatte. Normalerweise war Lord Charles Willowby, ein hochgeschätztes Mitglied der königlichen Gesellschaft für Forschung und Technik, stolz darauf ein Teil dieser Entwicklung zu sein. Nur nicht heute.
Die Verkaufszahlen von „Willowby’s Gadgets für den vornehmen Herrn“ waren im freien Fall. Zu schnell wurden heute seine Erfindungen abgekupfert und nachgebaut.
Pflegte er sonst zu sagen, dass das Stampfen und Rattern der Maschinen der Rhythmus der neuen Zeit war, so rümpfte er heute seine Nase über dem Gestank, den die Dampfdroschken zurückließen, während er die Straße hinuntereilte. Sein Ziel war ein kleiner Park zwischen zwei Gebäuden, der ein wenig Ruhe versprach.
Er ignorierte das Schild, das kundtat, dass auch dieser letzte Fleck der Abgeschiedenheit bald einem weiteren Fabrikgebäude von Hoggy Enterprises weichen würde und setzte sich auf die Bank unter der Eiche, die er liebevoll als sein Eigentum betrachtete, weil er dort vor Jahren ein Herz mit den Initialen von Elizabeth und sich eingeritzt hatte. Seitdem war vieles anders geworden.
Zwar war er mit ansehnlichem Grundbesitz in Cornwall ausgestattet, aber dafür vermochte man sich nichts zu kaufen, wenn jeder in London wohnen wollte. Und hier stiegen die Preise schneller als der Pegel der Themse bei Springflut. Daran änderte auch nicht, dass er mit dem Besitzer des Stadthauses, in dem er lebte, fast täglich im Club dinierte. Wenn es um Geld ging hörte die Freundschaft auf. Er setzte sich und vergrub sein Gesicht in den Händen. Wie sollte es nur weitergehen?
Ein Moment der Ruhe war ihm vergönnt. Dann hörte er ein ohrenbetäubendes Knattern und schaute zum Himmel. Die schlanke silberne Silhouette eines Luftschiffes schob sich über die Dächer in sein Blickfeld. Würde es nicht so einen Lärm machen, wäre es ein schöner Anblick, dachte er. Doch entsann er sich, dass es der Zeppelin von Mr. Hoggy sein würde. Hoggy Enterprises bediente die Massen mit billiger Massenware und das hatte seinen Eigentümer so reich gemacht, dass er es sich leisten konnte über den Dächern der Stadt zu verkehren und nicht in den überfüllten Straßen darunter. Lord Willowby hatte für so neureiche Allüren kein Verständnis. Er beschloss nach Hause zu gehen und Elizabeth über die Situation aufzuklären.
Das Haus war in Aufruhr als er eintraf. Hausmädchen wuselten, angetrieben von den Befehlen seiner Frau überall umher. Hier war es ja noch lebhafter als auf der Straße. Dieser Zustand war ihn zwar nicht unbekannt, doch war er heute nicht in der Stimmung ihn zu ertragen. Kurz hielt er ein Hausmädchen auf, um sich über die Lage zu informieren.
„Die Herrin ist auf der Suche nach einer passenden Robe für den morgigen Entrepreneurs Ball.“
Er kratzte sich nachdenklich die große Brandnarbe an seinem Hals, die ein früheres Experiment ihm eingebracht hatte. „Hat sie denn nicht längst eine? Ich entsinne mich, dass sie den Aufzug vom letzten Empfand der Westindien Company noch einmal tragen wollte.“
„Das war bevor sie erfuhr, dass Mrs. Hoggy eine neue Robe von Armando tragen würde. Man sagt, sie sei ein Traum in schwarz und weiß“, kokettierte die Kleine.
Lord Willowby verzog gequält das Gesicht. Wenn er jetzt mit ihr reden wollte, würde er sich zuerst ihr Gezeter anhören müssen. Er entschied sich für einen weniger konfliktträchtigen Weg und ließ ihr ausrichten, dass er in den Club gegangen sei. Eine Zigarre und ein paar Gin würden ihn zumindest bis morgen vergessen lassen, dass sie ihren Lebensstil ändern mussten. Was sie bloß dazu sagen würde?

*

Im Brook‘s Club war die Welt noch in Ordnung. Man parlierte und tätigte Geschäfte. Zufrieden registrierte Lord Willowby ein gelegentliches leises Klingeln, dass dazu führte, dass ein Gerät - einer Taschenuhr gleich - aus der Westentasche seines Besitzers gezogen wurde, um zu überprüfen, was auf dem Zettel stand, den die kleine Maschine mit langsamen Tickern an der Unterseite herausschob. Willowby’s Taschennachrichtenschreiber war hier so selbstverständlich wie andernorts ein Taschenmesser. Natürlich trug auch er einen. Nur klingelte seiner immer seltener. Ein deutliches Zeichen, dass er unbedingt einen neuen Verkaufsschlager brauchte, damit die Firma auch weiterhin genug zum Leben abwarf. Und tatsächlich hatte er auch schon etwas Neues. Die ersten Prototypen hatte er vertrauenswürdigen Mitarbeitern zum Testen überlassen und bisher waren alle hellauf begeistert. Der Aether Disputor würde die Welt verändern.
Einen großen Schluck von seinem Gin nehmend, ging er in den nächsten Raum. Hier wurde gespielt: Karten, Roulette, Hazard. Als kühler Rechner hielt er sich hier traditionell zurück. Er wusste, dass die Bank immer zuletzt lachte. Doch heute fühlte er den Drang eventuell doch etwas zu setzen und sein Glück herauszufordern. Der eine Hauptgewinn, der alles ändern würde, hatte ihn schon immer gereizt. Genug für ein Kleid von Armando würde zumindest Elizabeth besänftigen. Damit wäre er auch schon zufrieden.
Er versuchte es mit Hazard. Da konnte er seine Chancen am schnellsten überschlagen. Trotzdem gehörte sein Kleingeld schneller der Bank als er sein Glas leeren konnte. Er ließ sich einen Schein wechseln, doch auch der hielt nicht länger.
Das Klingeln seines Taschennachrichtenschreibers hielt ihn davon ab, gleich einen weiteren Schein zu wechseln. Er überließ seinen Platz am Tisch einem anderen und trat etwas zurück, während er den Automaten hervorzog.
„Zweimal das gleiche Kleid zu offiziellen Anlässen tragen. Ich werde eine lebende Zielscheibe für Cynthia Gloria abgeben“, stand auf dem Zettel.
Er rollte mit den Augen. Der Blick auf den Absender erübrigte sich. Warum ließ Elizabeth sich immer von Mrs. Hoggy provozieren. Mr. Hoggy war der reichste Mann des Landes und er hatte sich eine Frau gekauft. Gerüchten zu Folge war ihr richtiger Name Sue, aber den hatte sie mit der Heirat abgelegt. Geld und ein hemmungsloser Drang zur Selbstdarstellung sorgten dafür, dass ihr Auftritt der Höhepunkt jeder Party war. Warum sich damit messen? Er steckte den Taschennachrichtenschreiber wieder in die Tasche.
Ein Mann begrüßte ihm mit dem üblichen Kopfnicken. Er trug einen einfachen Flanellanzug und wirkte gewöhnlich. Lord Willowby fragte sich unwillkürlich wie dieser es in den Club geschafft hatte, in dem ein Sir schon Schwierigkeiten hatte aufgenommen zu werden. Aber er vertraute dem Personal und erwiderte die Begrüßung.
„Kennen wir uns?“
Der Mann schüttelte den Kopf. Willowby fiel die silberne Anstecknadel am Revers auf, die die Buchstaben LSM trug.
„Destiny. Infinite Destiny ist mein Name…“
Willowby lachte. „Und euer Vater war Priester“ Sein Gegenüber zwang sich zu einem Lächeln.
„Entschuldigt bitte. Ich hatte einen anstrengenden Tag“, beschwichtigte der Lord. „Womit kann ich euch helfen?“
„Nicht ihr könnt mir helfen, sondern ich euch. Ich habe euch beim Spielen beobachtet. Ihr versuchtet euch eure Chancen zu berechnen, bevor ihr gesetzt habt. Verlasst ihr euch nicht auf euer Glück?“
Willowby schnaubte belustigt. „Dann könnte ich mein Geld auch gleich der Bank schenken. Aber was nützt das beste Rechnen, wenn die Würfel nicht so fallen, wie sie sollten.“
„Alles eine Frage der Häufigkeit der Wiederholung“, flötete der Mann und nun lachten beide.
„Ich sehe Mr. Destiny, dass auch sie ein Schüler der Mathematik sind.“ Mr. Destiny nickte.
„Mit Diplom des Imperial College sogar, Sir.“
„Und wie wollt ihr mir nun helfen?“
„Gut, dass ihr danach fragt“, wechselte Mr. Destiny sofort wieder zu einem geschäftsmäßigen Ton. „Meine Firma, die Lucky Slot Machines Incorporated hat einen Automaten entwickelt mit absolut einmaligen Gewinnchancen.“ Der Mann hielt Willowby eine Karte hin. Darauf stand zu lesen:

LSM
Lucky Slot Machine
Ihre hundertprozentige Chance zum Glück

Lord Willowby nahm die Karte. „Einhundert Prozent?“ Mr. Destiny nickte.
„Wer soll das Glauben? Und der Einsatz?“
„Nur ein Schilling, Sir.“
Willowby schnaubte über den offensichtlichen Fehler in der Beschreibung. „Das will ich sehen.“
„Ich auch“, unterbrach eine viel zu laute Stimme. Duke Norrington war ein guter Freund und gleichzeitig ein Mensch mit einnehmendem Temperament. Schon hatte er seinen Arm um Willowbys Hals gelegt und schob ihn in Richtung Theke, dabei gänzlich ignorierend, dass der Lord gerade noch in ein Gespräch verwickelt war.
„Ich komme morgen in ihr Büro, Lord Willowby“, hörte er Mr. Destiny ihm nachrufen, als er versuchte sich für das Verhalten seines Freundes zu entschuldigen.
Noch drei Gins und zwei Zigarren später dachte der Lord darüber nach, was ihm an der Beschreibung der Glücksmaschine entgangen war. Hundertprozentige Gewinnchance? Auf was? Das Glück? - Er befürchtete einem Aufschneider auf den Leim gegangen zu sein. Aber wenn dem so war, könnte er ihn am nächsten Tag noch immer abwimmeln.

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Kaffeetante0606
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 24
Wohnort: Deutschland


Beitrag07.12.2017 18:13
Gelungen mit kleinen Macken
von Kaffeetante0606
Antworten mit Zitat

Hallo titanium_boy,

ich finde den Text gelungen und er hat mein Interesse geweckt. Als Leser in der Buchhandlung würde ich mich wahrscheinlich dafür entscheiden.

Allerdings habe ich ein paar kleine Anregungen:

Ich habe leider ein paar kleine Grammatikfehler gefunden, nicht weltbewegend, aber wenn du den Text bei einem Verlag unterbringen möchtest, zählt ja jede Kleinigkeit, oder?

Bei den Figuren fehlt mir noch ein bisschen Tiefe, wie Alter und Aussehen und so.

Das ist nur meine kleine bescheidene Meinung, da ich ein Mensch bin, der gerne "Teil der Geschichte" wird und deswegen sein "Gegenüber" so genau wie möglich vor Augen haben möchte.

Ansonsten finde ich den Text sehr ansprechend und bei mir weckt er Lust auf mehr.
Vielen Dank für diese Kostprobe,
Kaffeetante0606
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag08.12.2017 02:06

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo titanium_boy,

Deine Geschichte (bzw ihr Anfang) erinnert mich ein bisschen an Steampunk, ein bisschen an „Die Zeitmaschine“, schön, so etwas hier zu lesen.
Du schreibst recht flüssig, manchmal sind da noch Formulierungen, die nicht ganz den Sachverhalt treffen oder die ein wenig schief klingen (s.u.) und es ist gemächlich erzählt. Ich kenne den Plot nicht und weiß nicht, ob gerade das den Reiz ausmacht (ich finde, es gibt Geschichten, denen schmeichelt gemächliches Erzählen) oder ob Du mehr auf Spannung setzen willst, dann könntest Du etwas kürzer und stringenter in den Roman einführen.
Im Weiteren nur ein paar Gedanken, was mir so auffiel:
Zitat:
Lord Charles Willowby

Ich bin kein Kenner der englischen Aristokratie, aber meines Wissens ist in England der Adelstitel kein automatischer Teil des Nachnamens. Man hatte einen Vornamen, einen Nachnamen und wenn man der Erstgeborene oder sonstwie erwählte Erbe war, bekam man den Titel und das sieht dann so aus: Arthur Wellesley, Duke of Wellington oder Thomas Bruce, Earl of Elgin, Earl of Kincardine. In Deinem Fall hieße es dann Charles [Smith] Lord Willowby oder nur Lord Willowby (denke ich).
Zitat:
Mitglied der königlichen Gesellschaft für Forschung und Technik

Hier würde man „königlich“ sicher groß schreiben und ich fände als Leser Anführungszeichen ganz nett, wäre ein Service wink
Zitat:
rümpfte er heute seine Nase über dem Gestank, den die Dampfdroschken zurückließen

Ein schönes Bild und eine tolle Idee! Aber wie wäre es mit „mit dem die Dampfdroschken die Luft verpesteten“ oder ein anderes, ausdrucksstärkeres Verb?
Zitat:
Hoggy Enterprises

Anführungszeichen wären wieder schön

Zitat:
wenn jeder in London wohnen wollte. Und hier stiegen die Preise schneller als der Pegel der Themse bei Springflut. Daran änderte auch nicht, dass er mit dem Besitzer des Stadthauses, in dem er lebte, fast täglich im Club dinierte. Wenn es um Geld ging hörte die Freundschaft auf. Er setzte sich und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Diese Mischung aus aktuellen Problemen und historischen Zeiten finde ich wunderbar. Aber ab „Wenn es um Geld…“ findest ein paar recht altgediente Wendungen, es klingt ein bisschen abgedroschen, da hinkt die Wortwahl der Idee hinterher wink

Zitat:
Dann hörte er ein ohrenbetäubendes Knattern und schaute zum Himmel. Die schlanke silberne Silhouette eines Luftschiffes

Meinst Du wirklich, dass Luftschiffe knattern? Und meinst Du, Zeppeline sehen schlank aus? Ich weiß nicht, ob das so treffend beschrieben ist (imho). Aber die Idee mit dem spleenigen Neureichen im Zeppelin ist wiederum amüsant Daumen hoch
Zitat:
Hausmädchen wuselten, angetrieben von den Befehlen seiner Frau überall umher.

Das Szenario halte ich für wenig wahrscheinlich. Hausmädchen waren für das Haus verantwortlich. Kleiderfragen besprach die Dame mit ihrer persönlichen Zofe und die Zofe sorgte dann auch dafür, dass das entsprechende Kleid von einem Hausmädchen gelüftet/gebügelt/wasauchimmer wurde, aber da wuselte keine Schar von Hausmädchen herum. Und ein Lord, der heimkommt, und seine Dienerschaft herumwuseln sieht, der würde dann auch den Butler oder die Hausdame antreten lassen und ihre Führungsqualitäten in Frage stellen.
Zitat:
Dieser Zustand war ihn zwar nicht unbekannt,

Wie gesagt, so wurde der Haushalt eines Lords nicht geführt und er hätte es auch nicht geduldet.
Zitat:
dass sie den Aufzug vom letzten Empfand der Westindien Company noch einmal tragen wollte.“

Auf ein großes gesellschaftliches Ereignis würde ihre Ladyschaft auch ohne Mrs. Hoggy ein neues Kleid haben wollen, denke ich wink
 
Zitat:
eine neue Robe von Armando

Da musst Du recherchieren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob man damals schon so auf Designer-Namen setzte, ich bezweifle es. Sie ging eher zu ihrer Schneiderin in der xy Lane/Street, zu der auch die Duchess von yz geht. Vielleicht findest Du ja irgendwo das Gegenteil von meiner Behauptung, wenn nicht, wäre ich mit Deinem Szenario erst mal vorsichtig.
Zitat:
kokettierte die Kleine.

Tut mir leid, aber das klingt komisch.
Zitat:
Im Brook‘s Club

Hier bin ich mir weitaus sicherer: man schreibt ihn „Brooks’s Club“ und spricht davon, zu/ins Brooks’s zu gehen (ohne Club).
Zitat:
Man parlierte und tätigte Geschäfte.

Soweit ich mich erinnern kann (außerhalb Deines Paralleluniversums) wurde da damals vor allem viel politisiert, gezecht und gespielt … parliert klingt dafür ganz schön brav.
Zitat:
ein Gerät - einer Taschenuhr gleich - aus der Westentasche seines Besitzers gezogen wurde, um zu überprüfen, was auf dem Zettel stand, den die kleine Maschine mit langsamen Tickern an der Unterseite herausschob.

Herrlich! Gefällt mir!
Zitat:
Aether Disputor

Anführungszeichen oder kursiv, würd ich raten. - Zum Plot: Wenn er so ein Ass im Ärmel hat, warum leidet er dann an solchen Insolvenzphantasien? Klingt noch nicht einwandfrei logisch für mich
Zitat:
Roulette,

Prüf das mal nach. Das verbinde ich eher mit Casinos, nicht mit englischen Gentlemen’s Clubs.
Zitat:
. Der eine Hauptgewinn, der alles ändern würde, hatte ihn schon immer gereizt.

Ich denke, damals verspielte man sein Geld Runde für Runde am Kartentisch, man spielte hoch, verlor/gewann viel, über den ganzen Abend verteilt, aber „Hauptgewinn“ ist eher was für Lottospieler und stört mich hier. Und spielen, um zu gewinnen, war damals auch nicht das Selbstverständlichste…
Zitat:
Genug für ein Kleid von Armando würde zumindest Elizabeth besänftigen.

Bisher kommt Elizabeth als ziemliche Zicke rüber, soll das so sein? Ihre Welt steht und fällt mit einem Kleid, dafür sprengt sie ihr ganzes Hauspersonal sinnlos durch die Gegend und wenn sie es hat, ist ihr auch der drohende Bankrott ihres Gatten egal?
Zitat:
Cynthia Gloria

Eigenwilliger Name. Und mein Urteil über Elizabeth sinkt. Ist das auch gewollt?
Zitat:
Mr. Hoggy war der reichste Mann des Landes und er hatte sich eine Frau gekauft.

Warum musste er sie „kaufen“? Reichte es nicht, dass er reich war und die Debütantinnen samt ihren Müttern rückten ihm wie verrückt auf die Pelle?
Zitat:
ein hemmungsloser Drang zur Selbstdarstellung

Ganz plakativ formuliert: Das dürfte in der High Society in ganz Europa um 1895 kein Alleinstellungsmerkmal gewesen sein.
Zitat:
Ein Mann begrüßte ihm ihnmit dem üblichen Kopfnicken. Er trug einen einfachen Flanellanzug und wirkte gewöhnlich. Lord Willowby fragte sich unwillkürlich wie dieser es in den Club geschafft hatte, in dem ein Sir schon Schwierigkeiten hatte aufgenommen zu werden. Aber er vertraute dem Personal und erwiderte die Begrüßung.

Das plötzliche „Ein Mann“ verwirrt mich. Ich frage mich beim Lesen: wo kommt denn jetzt ein Mann her? Vielleicht fällt Dir da noch was Eleganteres ein… Auch hier müsste man sich einlesen: Da ja nur der Erstgeborene in England den Titel erbt, sind auch zweit- und drittgeborene Herzogsöhne nur Mr. - Ein Enkel vom Duke of Marlborough war ja zum Beispiel Mr. Winston Churchill, aber es gibt dann andere Mechanismen, die greifen (die Kreise, in denen man aufwächst und verkehrt, versch. Würden, die man erbt etc. Aus Churchill wurde dann auch irgendwann ein Sir und Du könntest spaßeshalber mal googlen, ob der Einlass im Brooks’s fand), dass man eben doch in solche Clubs reinkommt… wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, lass den Satz besser weg oder formulier ihn schwammiger

Zitat:
„Kennen wir uns?“

Schwerer Etikettenfehler. Willowby wäre eher den halben Club abgerannt und hätte jemanden unter seinen Bekannten gesucht, der den Mann im Flanellanzug kennt, um sich von einem beiderseitigen Bekannten gegenseitig vorstellen zu lassen wink
Zum Weiteren kurz allgemein: „Ihr“, „Euch“ etc. schreibt man als Anrede groß.
 
Zitat:
„Einhundert Prozent?“

Da bin ich ja gespannt. Wenn ich eine Guinee reinwerfe, bekomme ich dann eine Guinee raus, weil das die 100% sind und auch nicht mehr im  Jackpot ist, weil ja der Spieler vor mir auch schon 100% herausbekommen hat? Bin neugierig smile
Zitat:
Duke (of?)Norrington

Zitat:
ein Mensch mit einnehmendem Temperament.

Wirklich? Obwohl er zu laut redet und die nächste Beschreibung sich anhört, als würde er Willowby in den Schwitzkasten nehmen Laughing (ist von mir überspitzt formuliert)
Zitat:
„Ich komme morgen in ihr Büro, Lord Willowby“

In direkter Anrede: eher „Mylord“, würd ich sagen. Und wenn er nicht auf derselben gesellschaftlichen Ebene ist (und wahrscheinlich selbst wenn ers wäre) würde er es als höfliche Frage/Bitte formulieren.
Zitat:
hörte er Mr. Destiny ihm nachrufen

Ob er sich das 1895 getraut hätte? In einem Gentlemen’s Club mit viel Hocharistokratie als Niemand einem Lord etwas nachzurufen? Nämlich, dass er sich unaufgefordert aufdrängt? Hm…

Komma-, Grammatikfehler etc. habe ich nicht angemerkt, Du könntest den Text aber noch einmal danach durchsehen, ein paar Flüchtigkeitsfehler sind drin.
Du hast viele tolle Ideen in der Geschichte, gerade die Technik kann ich mir lebhaft vorstellen und es macht richtig Spaß. Auf den Gewinnautomaten bin ich neugierig.
Ich weiß nicht, wie viel historisch korrektes 1895 Du in Deiner Geschichte durchschimmern lassen möchtest, aber wenn es realistischer sein soll, müsstest Du noch ein wenig das soziale Miteinander recherchieren, da sehe ich noch einige Mankos, die nicht wenigen Leser(innen) auffallen werden, weil es viele Romane aus dem England des 19. Jhs. gibt, die in dieser Hinsicht recht gut recherchiert sind.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Bunt Speck
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436
Wohnort: Brimm


Beitrag08.12.2017 09:55

von Bunt Speck
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Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber bei Willowby muss ich gleich an Sinn und Sinnlichkeit denken. Für mich ist der Name ziemlich vorbelastet.

Ist die Assoziation Absicht?

Gruß
Bunt
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titanium_boy
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 52
Beiträge: 20
Wohnort: Niederrhein


Beitrag08.12.2017 12:26

von titanium_boy
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Oh, so viele Antworten schon nach 24 Stunden. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Dafür schon einmal vielen Dank.

Ich sehe auch schon einige interessante Anmerkungen, auf die ich hier aber noch nicht eingehen wollte, um ggf. anderen einen unkommentierten Zugang zum Text zu ermöglichen.

Nur soviel: Die Assoziation zu Jane Austen war sicher nicht beabsichtigt. Steampunk ist schon mal eine gute Vermutung, wobei es bei Anlehnungen bleiben muss. Sonst wäre der Infodump, der nötig wäre um die Welt plastisch zu beschreiben, länger als die eigentliche Handlung.   

Das Ende will ich gar nicht vorenthalten und werde es später hier anhängen.

CU titanium_boy
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