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Das WLAN - Kabel


 
 
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Günter Leitenbauer
Geschlecht:männlichWortedrechsler
G

Alter: 58
Beiträge: 99
Wohnort: Gunskirchen


G
Beitrag01.12.2017 15:17
Das WLAN - Kabel
von Günter Leitenbauer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neben Romanen, die bei mir auch immer irgendwie ins Satirische abzugleiten pflegen, schreibe ich auch Geschichten. Kurze Geschichten. Die sind nie ganz ernst zu nehmen - in etwa wie meine Heimwerkerversuche. Anbei ein Bericht eines solchen Versuchs, der wie üblich in einem Fiasko endete.

Das WLAN Kabel

Dass ich am 31. Oktober gemein sein kann, wisst ihr ja bereits. Aber es gibt noch ein anderes Datum, wo ich normalerweise richtig fies bin: den 1. April! Okay, beim Hausbauen die Frau in den Baumarkt zu schicken, um eine Ziegelwaage zu kaufen, das ist blöd. Vor allem, wenn sie dann in einem oberösterreichischen Baumarkt auf einen ostdeutschen Verkäufer trifft, der ihr zuerst eine Wasserwaage und dann eine Fliesensäge andrehen will, worauf sie mich anruft und ich ihr ausdeutschen muss, dass das nicht ganz das Gleiche ist, weil eine Ziegelwaage das spezifische Gewicht von Tonziegeln misst, damit man feststellen kann, ob sie korrekt gebrannt sind, weil sonst das Haus einstürzen könnte.

Ich hab’s ja eh bereut! Sie hat mir dann beim gesamten Erdgeschoss nicht mehr geholfen und als ich mal was zu trinken wollte, gab sie mir Essigwasser. „Was für den Herrn gut genug war, reicht für dich allemal!“, sagte sie, als ich nach einem gierigen ersten Schluck alles ausspuckte.

So etwas schreit natürlich nach Revanche (Rache ist auch treffend, klingt aber zu böse). Also warten auf den nächsten 1. April und dann ein Loch in den Dachboden bohren, wo der Internetrouter steht, weil sie sich eh immer so über das lahme Internet aufregt, wenn sie ihre Musikvideos schaut, und – weil ich ja so beschäftigt bin – sie freundlich ersuchen, ob sie mir nicht schnell in den Mediamarkt fahren könnte um ... ein WLAN-Kabel! Und um zwei Meter Kabelschacht. Den brauche ich nämlich wirklich, weil ich hinter dem Kasten nicht bohren kann und daher das Loch in den Dachboden mehr oder weniger mitten im Raum machen und dann das LAN-Kabel im Kabelschacht an der Decke verlegen werde. Ja, sie wird sich wieder furchtbar aufregen, dass das potthässlich sei, aber es ist schließlich mein Fernseh-Wohlfühlraum und nicht ihr Arbeitszimmer, oder?

Holt sie mir doch gerne, wenn dadurch ihr Internetzugang schneller wird, meint sie. Klar doch, wird er definitiv, weil Kabel immer schneller ist als Funk und außerdem der Elektrosmog im Haus dadurch Geschichte ist, beeile ich mich der eingefleischten Veganerin und Homöopathieanhängerin zu versichern. Sowas zieht bei ihr immer dermaßen, wie bei mir ein Muskelkater nach einer Familienbergwanderung an den Oedtsee.

Sie geht, ich höre das Auto und denke: Zuerst einmal genau planen die Sache, also ein Bier! Das könnte sicher nicht schaden, oder? Eine gute halbe Stunde braucht sie auf alle Fälle, bis sie zurück ist, da bin ich mit dem Bier auf jeden Fall schneller.

Als ich beim zweiten Bier wieder die Haustüre höre, bohre ich schnell weiter. Ich will in der Tat den Router vom Dachboden mit dem SKY Receiver im ersten Stock verkabeln, weil ich dadurch die „On Demand“ Dienste des Fernsehanbieters nutzen kann, was sich aber auf ihren PC im Erdgeschoss nicht auswirken dürfte, weil ich da sicher nicht hinunterbohren werde. Ich bin ja nicht ganz blöd! LAN Kabel habe ich eh genug, falls sie wieder auf einen dämlichen Verkäufer trifft und ihr der eines andreht, worauf ich sie zurückschicken werde, damit sie es auf eines mit WLAN Anschluss umtauscht.

Ratatatata macht mein Boschhammer. Ich mag es, wenn er sich die ersten Zentimeter durch den Putz frisst, dann durch die erste Ziegelschicht, bis er mit einem Ruck in den Hohlraum eindringt und ... ich mag es einfach, wenn das passiert! Es hat was ... ja, was Animalisches, fast besser als Sex, jedenfalls häuslicher.

Doch diesmal geschieht das nicht. Er dringt in den Hohlraum ein, die Wand sträubt sich umsonst wie eine alternde Jungfer, dann ein Ruck, es beutelt mich durch und die Maschine steht. Wenigstens diese Analogie funktioniert. Also zumindest relativ gesehen steht die Maschine still wie übrigens auch meine Frau, die gerade am Eingang zu meinem Fernsehraum erstarrt, als sie sieht, wie die Leiter umfällt und ich mich an der Bohrmaschine hängend wie ein tanzender Derwisch im Kreis drehe. Was eigentlich der Bohrer tun sollte, nur hat sich der im Eisen der Deckenziegel verfangen. Aber meine Bosch hat genug Kraft, dass sie stattdessen mich daran hängend herumwirbelt wie ein Cowboy sein Lasso. Und glaubt mir: Auf die Idee, einfach loszulassen oder auszuschalten kommt man in so einer Situation nicht!

Nein, sie hat mir nicht geholfen. Jedenfalls nicht gleich. Sie hat das Handy herausgeholt, alles gefilmt, mit „Schön ist so ein Ringelspiel“ unterlegt – und jetzt steht der ganze Scheiß auch noch auf ihrem YouTube-Account, und sie hat in nur zwei Tagen darauf schon 127385 Klicks und dazu ein Angebot für einen Werbespot bekommen. Die verdient damit jetzt richtig Geld. So sollte ein Aprilscherz nicht enden!

Statt eines WLAN Kabels hat sie mir übrigens einen Accesspoint mitgebracht. Das reicht für SKY on Demand auch, finde ich, und lasse das mit dem Verkabeln sein.

Aber das Allerfieseste dabei ist, dass ich den Bohrer nicht mehr herausbringe. Was zur Folge hat, dass meine Angetraute jetzt jedem, der zu uns auf Besuch kommt, das in der Decke steckende Corpus delicti zeigt und mich dann lachend bittet, „uns doch allen einmal deinen sensationellen, freischwebenden Poledance vorzuführen!“

Nein, so sollte kein Aprilscherz enden!



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Liebe Grüße
Günter
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag07.12.2017 00:43

von Selanna
Antworten mit Zitat

Tja, Günter, sogesehen wart Ihr mit dem Essig quitt (das war ja ihre Revanche auf Deinen Streich). Du hättest sie nicht erneut zum Duell fordern sollen. Laughing

Zum Text: Es ist eine nette Geschichte, mit zwei Episoden, wobei das erste Geplänkel zwischen Dir und Deiner Frau die Vorgeschichte ist. Aber es wiederholt sich: Du schickst sie mit einer Witz-Forderung in eine "Männer"-Domäne, sie soll sich damit blamieren. Sie bringt auch jedes Mal das Falsche, aber sie blamiert sich nicht wirklich oder der Leser bekommt das zumindest nicht mit. Du hingegen bekommst eindeutig Saures, einmal von ihr, einmal von der Maschine.

Wie gesagt, die Geschichte ist nett, liest sich gut und flüssig, aber sie ist auch ein bisschen redundant und ihr fehlt noch ein bisschen Pfiff, ein wirklicher Knall am Schluss.

Das ist nur mein Gefühl und Humor ist ja sehr subjektiv (und vllt ist das auch für Männer viel witziger als für Frauen, das kann ich nicht beurteilen). Ich hoffe, Du kannst meinem Kommentar trotzdem etwas Hilfreiches abgewinnen, würde mich freuen.

Liebe Grüße
Selanna


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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RememberDecember59
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 507
Wohnort: Franken


Beitrag07.12.2017 01:05
Re: Das WLAN - Kabel
von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Günter Leitenbauer hat Folgendes geschrieben:
Neben Romanen, die bei mir auch immer irgendwie ins Satirische abzugleiten pflegen, schreibe ich auch Geschichten. Kurze Geschichten. Die sind nie ganz ernst zu nehmen - in etwa wie meine Heimwerkerversuche. Anbei ein Bericht eines solchen Versuchs, der wie üblich in einem Fiasko endete.


Ich habe früher wahnsinnig gerne satirische Kurzgeschichten gelesen, vor allem Kishon. love
Daran hat mich das auch ein bisschen erinnert, auch wenn an den Meister so leicht keiner rankommt. Aber der schrieb ebenfalls so lustig über seine Frau (die "beste Ehefrau von allen", wie es immer so schön hieß), seine Familie und den Wahnsinn des Alltags. Ich hab's gerne gelesen. smile


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Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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Günter Leitenbauer
Geschlecht:männlichWortedrechsler
G

Alter: 58
Beiträge: 99
Wohnort: Gunskirchen


G
Beitrag07.12.2017 08:17

von Günter Leitenbauer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eure Anmerkungen.

Bei einer Lesung haben die Frauen allerdings mehr gelacht als ihre Männer. Ich befürchte, da haben sich einige wiedererkannt damals.


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Liebe Grüße
Günter
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