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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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21.11.2017 15:01 Erste Begegnung von silesio
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ich wusste nichts von dir
aber ich sehnte mich nach dir
du kanntest mich nicht
aber du sehntest dich nach mir
ich begegnete dir
und musste an dich denken
du lerntest mich kennen
und konntest mich nicht vergessen
ich berichtete dir etwas über mich
und wollte dir alles erzählen
du kamst mit mir ins Gespräch
und wolltest weiter mit mir sprechen
wenn ich mit dir zusammen bin
brauche ich sonst nichts
wenn du mit mir zusammen bist
vergisst du was dich bedrückt
was spricht dagegen
dass wir zusammenbleiben
Zwei einsame Herzen treffen sich, irgendwo in einem Café. Man ist sich sympathisch, man kommt sich näher, man trennt sich wieder.
In der Nacht darauf oder ein paar Tage später fasst der Schreiber seine Gedanken, Gefühle und Wünsche zusammen. Vielleicht sind es ja auch nur Projektionen.
Wirken die sich ständig wiederholenden Gegenüberstellungen starr und ermüdend? und wird deutlich, dass, was von dem Gesprächspartner behauptet, nur Hoffnungen sind?
Weitere Werke von silesio:
_________________ Ein ernster Mensch, der gerne lacht. |
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Anoa Leseratte
A Alter: 67 Beiträge: 143 Wohnort: Berlin
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A 23.11.2017 09:29
von Anoa
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Lieber Silesio,
Wiederholungen sind ein wichtiges Stilmittel und in dem Gedicht gelungen. Sie machen etwas Besonderes daraus. Manchmal muss eben etwas mit Nachdruck gesagt werden.
Die Hoffnung sehe ich erst am Schluss. Was vorher kommt, sind doch schon Gewissheiten, nicht wahr?
Ich mag das Gedicht.
_________________ Mona Ullrich, Berlin |
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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23.11.2017 10:08
von silesio
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Hallo Mona, danke für dein Schreiben, aus zwei Gründen:
1) Aus deinem Profil erfahre ich etwas über dich. Ich möchte immer gern wissen, mit wem ich es zu tun habe. Es ist wichtig für mich, dass ich Schreiber/in einordnen kann, z. B, ob jemand 14 oder 82 Jahre alt ist, ob er/sie aus Buxtehude oder Kapstadt kommt, ob es sich um Frau oder Mann handelt usw., ja, ich gestehe, auch das möchte ich wissen
2) Du sprichst ein deutliches Urteil aus, unverschlüsselt und verstehbar, In diesem Fall ist es positiv. Das wird und kann aus einsehbaren Gründen auch ganz anders lauten. Aber dann soll der Kritiker das deutlich aussprechen.
Deshalb doppelten Dank
Christoph
_________________ Ein ernster Mensch, der gerne lacht. |
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James Blond Eselsohr
Alter: 70 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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23.11.2017 11:41
von James Blond
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Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, möchte ich die letzte Frage zuerst beantworten:
Zitat: | was spricht dagegen
dass wir zusammenbleiben |
Kurz gesagt: Dieser Text spricht dagegen.
Ich hätte wenig Lust und Interesse an jemandem, der seine Zuneigung auf solch eine trockene Weise kund tut. Es klingt wie die Liebeserklärung eines Buchhalters: monoton, uninspiriert, unlyrisch, pauschal, distanziert und rationalisierend. Ich sehe auch nicht, was dieser Text mit Lyrik zu tun hat, schließlich weisen auch andere Genres eine formale Qualität auf, z. B. Gesetzestexte, Hausordnungen, etc.
Grüße
JB
_________________
Was soll ich mit guten Freunden?
Ich bräuchte bessere Feinde! |
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Anoa Leseratte
A Alter: 67 Beiträge: 143 Wohnort: Berlin
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A 23.11.2017 11:52
von Anoa
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Lieber J. B.,
ich kann das Gedicht nicht trocken finden, auch wenn es nüchtern sein mag. Aber eine nüchterne und klare Erklärung der Zuneigung ist unter Umständen mehr wert als große Worte und selbstverliebter lyrischer Überschwang. Eine andere Form, etwa Reime, hätte nicht unbedingt mehr Interesse an der Begegnung/Beziehung bedeutet.
_________________ Mona Ullrich, Berlin |
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James Blond Eselsohr
Alter: 70 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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23.11.2017 13:43
von James Blond
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Anoa hat Folgendes geschrieben: | Aber eine nüchterne und klare Erklärung der Zuneigung ist unter Umständen mehr wert als große Worte und selbstverliebter lyrischer Überschwang. |
Das mag ja sein - allerdings ist dies hier kein Forum für wertvolle Aufrichtigkeit, sondern des lyrischen Feedbacks.
Gruß
JB
_________________
Was soll ich mit guten Freunden?
Ich bräuchte bessere Feinde! |
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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23.11.2017 15:29
von silesio
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Aber ... James Blond, auch in einem solchen Forum kann es eine Frage sein, ob ein lyrisches Werk Aufrichtigkeit transportiert und wie man Aurichtigkeit in Worte fasst.
Ich selbst kann durchaus zwei Phasen unterscheiden: Die persönliche Begegnung, wo Gesten, Geräusche, Gerüche, jedenfalls Nonverbales ein Rolle spielen und später, vielleicht am fogenden Tag, wo man versucht, seine Eindrücke systematisch zusammen zu fassen und sie aufzuschreiben. Das bedeutet immer: Distanz.
_________________ Ein ernster Mensch, der gerne lacht. |
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James Blond Eselsohr
Alter: 70 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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24.11.2017 11:51
von James Blond
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silesio hat Folgendes geschrieben: | Aber ... James Blond, auch in einem solchen Forum kann es eine Frage sein, ob ein lyrisches Werk Aufrichtigkeit transportiert und wie man Aurichtigkeit in Worte fasst.
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Zweifellos, doch lässt sich ein ästhetisches Urteil nicht moralisch widerlegen.
Eine nüchterne Erklärung mag gegenüber einer eloquenteren Ausführung die moralisch höherwertige -weil (möglicherweise) wahrhaftigere - darstellen, dies allein bedingt aber noch keinen lyrischen Wert.
Sprachlich befindet sich dein Text auf dem Niveau eines psychologischen Fragebogens, z.B. zur Emotionseinschätzung. Setzt man hinter jede Aussage die Kategorien "stimmt" und "stimmt nicht", wird dies deutlich:
Zitat: |
Bitte kreuzen Sie an, ob Sie folgenden Aussagen zustimmen würden:
ich wusste nichts von dir
aber ich sehnte mich nach dir stimmt [ ] stimmt nicht [ ]
du kanntest mich nicht
aber du sehntest dich nach mir stimmt [ ] stimmt nicht [ ]
ich begegnete dir
und musste an dich denken stimmt [ ] stimmt nicht [ ]
...
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Lyrik geht (für mich) jedoch anders. Als Leser erwarte ich dort die sprachliche Gestaltung der Emotion, nicht ihr simples Benennen:
Der Vers "Ich liebe dich" macht noch kein Liebesgedicht. Vergleiche hierzu einmal Kurt Schwitters berühmtes Gedicht "An Anna Blume" .
Grüße
JB
_________________
Was soll ich mit guten Freunden?
Ich bräuchte bessere Feinde! |
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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24.11.2017 12:41
von silesio
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Danke, James Blond, für deine Einwendungen, die ich akzeptieren könnte, wenn ...
wenn Lyrik so eindeutig abzugrenzen wäre von Nichtlyrik, wenn ihre Grenzen ein für alle Male zu defninieren wäre. Da helfen wohl auch Abstimmungen nicht, richtig - falsch, ja - nein. Lyrik ist meiner Ansicht nach immer subjektiv bestimmt, sie darf und muss auch subjektiv sein.
Wenn alles nach vorgegebenen Regeln oder gar Gesetzen ablaufen würde,
wäre es langweilig und überflüssig.
Aber vielleicht habe ich dich falsch verstanden
_________________ Ein ernster Mensch, der gerne lacht. |
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James Blond Eselsohr
Alter: 70 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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24.11.2017 14:53
von James Blond
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silesio hat Folgendes geschrieben: | Danke, James Blond, für deine Einwendungen, die ich akzeptieren könnte, wenn ...
wenn Lyrik so eindeutig abzugrenzen wäre von Nichtlyrik, wenn ihre Grenzen ein für alle Male zu defninieren wäre. Da helfen wohl auch Abstimmungen nicht, richtig - falsch, ja - nein. Lyrik ist meiner Ansicht nach immer subjektiv bestimmt, sie darf und muss auch subjektiv sein.
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Lieber silesio,
wohl wissend um die Relativität einer Definition von Lyrik und die Unmöglichkeit einer erschöpfenden Bestimmung, was (keine) Kunst ist, habe ich, deinen Einwand vorausahnend, geschrieben:
Zitat: | Lyrik geht (für mich) jedoch anders. |
Denn die Erfahrung, dass - zumindest hier - jeder noch so beliebige Text als Lyrik erkannt und mit dem Argument "gefällt mir" abgesegnet werden kann, habe ich bereits hinter mir.
Und selbst dass das Lyrische eines Textes in der Lyrik als Mangel gesehen werden kann, dass hier ein Text von mir also als "zu lyrisch" empfunden wurde, war eine besondere und auch unerwartete Erfahrung.
Allerdings lässt sich der Versuch unternehmen, die eigene, subjektive Kritik an einem vorgelegten Textes anhand geäußerter Kriterien zu erläutern und sie so nachvollziehbar und auch angreifbar zu machen. Das "gefällt mir / gefällt mir nicht" erklärt das Subjektive zum absoluten Kriterium und hilft niemanden weiter.
Wenn ich von "gestalteter Sprache" rede, so meine ich eine Sprache, die ihrem Anliegen in einer angemessenen Form nachkommt. Natürlich lässt sich fragen, was einen Verfasser dazu verleitet, die prosaischte Form einer Liebeserklärung als Lyrik in ein Forum zu stellen. Nur leider kenne ich als Leser nicht die Antwort.
Grüße
JB
_________________
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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24.11.2017 15:33
von silesio
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Du hast recht: Gefällt mir/Gefällt mir nicht kann wirklich nicht darüber entscheiden, ob etwas Lyrik ist oder nicht
Aber kann man nicht aus der Not eine Tugend machen, nämlich anerkennen, dass es keine eindeutige Begrenzung gibt, man als Aussenstehender also sie Grenzziehung der/desjenigen akzeptieren muss, der sein selbst als Lyrik bezeichnet.
Dass Lyrisches im Übermass als Nachteil oder Fehler beurteilt werden kann, das leuchtet mir bisher noch nicht ein.
Oder meinst du den Kitsch, den man ja auch irgendwie von Lyrik unterscheiden muss? Aber das ist wohl ein eigenes Feld.
_________________ Ein ernster Mensch, der gerne lacht. |
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