Ja oder nein?

[silesio]

Ich - ich weiss, dass ich nicht mit ich beginnen soll, aber ich tue es trotzdeml - also: ich schnuppere furchtbar gern in den verschiedenen Sparten dieses Forums. aber obwohl ich der antiken und deutschen Literatur einigermassen kundig und der deutschen Sprache ausreichend mächtig bin, verstehe ich oft nichts, nein, ich kapiere es einfach nicht.
   Ich halte es mehr mit Busch, Roth, Tucholsky, auch Ringelnatz. Von daher auch meine Verse, z. B:
                  Lebensrisiko
    Das Leben ist, so ein Bonmot,
des Lebens größtes Risiko,
weil´s, wie man es auch dreht und wendet,
normalerweise tödlich endet.
   Zwar sucht der Mensch mit allen Mitteln
die Tücken von sich abzuschütteln.
Doch selbst der genialste Schutz
ist sinnlos und zu gar nichts nutz,
wenn sich der Feind den Zugang bahnt
dort, wo sein Opfer gar nichts ahnt.
   Man s-tolpert über´n s-pitzen S-tein
und bricht das linke Schienenbein;
und ist es nicht das Schienenbein,
dann kann es auch das Brustbein sein;
und bricht sich einer nicht die Rippe,
dann kriegt er Fußpilz oder Grippe.
     Wer Alkohol und Kaffee trinkt,
ist allemal vom Tod umringt.
Wer Eisbein, Salz und Zucker isst,
wird ebenfalls vom Tod geküsst.
Wer raucht, gerät in Todes Schatten
samt Nachbarn, Hund und Ehegatten.
     Doch ist die Lage, hier wie immer,
genau betrachtet, noch viel schlimmer:
Wer atmend seine Lungen lüftet,
stirbt auch bald, von der Luft vergiftet.
Wer Fahrrad oder Auto fährt,
wer den Verkehr zu Fuß durchquert,
der ist, es tut mir herzlich leid,
dem vorzeitigen Tod geweiht.
Wer Irdischem entsagt und fastet,
wer zu schnell durch das Leben hastet,
der ist in jeglichem Bereiche
beinah schon eine halbe Leiche.
Wer sich als Manager betätigt,
wer Hausfrautätigkeit erledigt,
der ist vom Tod nicht nur bedroht,
er ist bereits dreiviertel tot.
Wer an den Fingernägeln kaut,
wer, was er schluckt, nicht gut verdaut,
der tanzt auf einem schmalen Grat
als echter Todeskandidat.
     O Leser, die Gefahr ist groß,
jedoch der Fall nicht hoffnungslos.
Gar mancher, längst schon totgesagt,
wenn man die Wissenschaft befragt,
frisst ungeniert, säuft wie ein Loch
und lebt tatsächlich heute noch.
     Drum iss und trink, sei guten Mutes,
genieß das Leben und tu Gutes.
Sei nicht so missgelaunt und knurr´g.
    Daran anschliessend meine Frage: Ist für so etwas auch ein Plätzchen im DSFo und wenn nicht, warum nicht?

[schollek]

Erst einmal: Wo ist die letzte Zeile oder gibt es vielleicht noch mehr?
Ansonsten: Wilhelm Busch lässt grüßen! Toll gemacht, Kompliment. Warum sollte dafür in diesem Forum kein Platz sein? Muss ja nicht unter Lyrik eingestellt werden, denn da hätte ich es wohl nicht gefunden.

[nebenfluss]

[silesio]

Du hast recht, beim Kopieren ist die letzte Zeil verschwunden:
   Wie oft setzt sich das Leben durch!

[schollek]

Na ja, z. B.in "Dies und Das". Hätte ich unter Lyrik nie gefunden, weil ich dieses Unterforum kaum beachte. Sollte ich aber ändern, möglicherweise finden sich dort ja wahre Perlen.

[nebenfluss]

[Canyon]

Ich finde auch, dass es absolut in den Lyrikbereich passt - und nicht nur, weil es sich reimt. Ich habe es sehr gerne gelesen, es hat mich zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken gebracht, denn es passt hervorragend in unsere Zeit, in der jeden Tag aufs Neue in den (Web-) Nachrichten vor irgendetwas anderem gewarnt wird.
Da ist schön, dass es, zumindest in dem Gedicht, nach so viel Tod doch eine positive Pointe gibt.

[schollek]

Hast ja recht. Wollte halt nur sagen, dass ich "Lyrik" bislang zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet habe, weil ich mit vielen der "modernen" Gedichte nichts anfangen kann. Abeer daazu gibt es einen anderen Fred.

[silesio]

Da danke ich für die Ermunterung von mehreren Seiten. Nun werde ich das Forum sicher nicht mit solchen Werken überschwemmen.
   Aber wie nun nicht alles gut ist, was inhaltlich und formal problematisch ist, muss ja nicht alles Gereimte schlecht sein, wenn und weil es sich einer altbewährten Form bedient.