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writinglemur Erklärbär
W Alter: 24 Beiträge: 3 Wohnort: Heinsberg, NRW
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W 23.09.2017 11:45 Mama und Papa von writinglemur
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Es scheint mir, als hätte ich erst gestern damit, aufgehört über die Mauersteine der Vorgärten zu balancieren. Es scheint mir, als wäre ich erst gestern den Apfelbaum im Garten meines Großvaters hochgeklettert, damit mich niemand sieht, weil ich mich mit Mama gestritten habe und sie schon sehen soll, was sie davon hat, wenn ich gar nicht mehr da bin. Es fühlt sich so an, als sei es erst gestern gewesen, dass ich mich beim Sturz vom Fahrrad verletzt habe, sodass ich mit einer großen Schürfwunde auf der Straße saß und kurze Zeit später, vollkommen erschüttert, von Papa ins Haus getragen wurde. Denn er wusste was zu tun war. Schöne Gedanken spielen sich wie ein alter Film, wie eine Abfolge vertrauter Bilder, in meinen Gedanken ab: Wie die Bäume der Allee im Herbst ihr Laub sachte fallen ließen, sodass die rote Herbstsonne in der Dämmerung zwischen den Ästen schien. Ich weiß noch wie der Morgen im Frühling roch, wie erfrischend und klar sich das Wasser unseres kleinen Teichs anfühlte, wenn man seine Füße herein steckte. Ja, ich weiß noch wie durchgefroren ich war, nachdem ich von draußen kam, im Winter, wenn ein kühler Wind durch die Straßen zog und alles Leben der Natur mit einer glitzernden Kristalldecke hauchdünn überzog. Mama, du hast dich doch dann um mich gekümmert ,und du kamst mit einer warmen Decke, oder nicht?
War es nicht die Decke vom Couchtisch? Ich weiß nicht, die Bilder werden langsam unklar und obwohl ich hier verweilen möchte, zieht mich etwas fort und es zerrt mich am Arm. Nun wirken alle Bilder unklar und verschwommen. Kalt ist es hier. Das Bild, welches ich nun in meiner Hand halte, ist kühl und unbewegt. Ich lächel darauf und Mama und Papa ebenso. Aber das ist nicht vergleichbar mit den vorherigen Bildern. Ich habe Angst. Ich stehe in einem leeren Raum, er ist voller Bilder und doch so ausdruckslos. Ich gehe Reihe für Reihe durch. Ihr hieltet mein Leben wahrhaftig wie eine Trophäe fest und es müsste mich mit Stolz erfüllen zu sehen, was ich euch gebracht habe, wer ich für euch war, wer ich für euch bin. Aber dann sind es doch eben nur Bilder. Dieser Raum wird verlassen, ich lasse ihn hinter mir und schließe ihn zu, voller Entschlossenheit.
Mama, ich weiß wo ich jetzt hingehen muss, aber ich fürchte mich und das Zittern meiner Beine hemmt mich. Ich weiß, dass ihr da unten auf mich wartet, aber ihr versteht doch, dass ich nicht zurück kommen kann, oder? Ich weiß, dass ihr da unten seid, denn der Boden ist zwar trüb, doch trotzdem etwas durchsichtig. Ich erkenne nur die Geräte, die weißen Kittel, dieses schreckliche Geräusch dieser einen Maschine, vor der ich mich damals bei meiner Operation so gefürchtet habe. Ich will doch zu euch, aber der Boden ist so dumpf. Jetzt muss ich also doch weiter gehen, und eine Träne rollt meine Wange herunter Papa, weil ich euch sehen möchte. Ich habe dir doch deinen Schlüssel nicht wieder gegeben. Mama macht sich immer solche Sorgen, wenn der Schlüssel nicht auf dem Schuhschrank liegt. Je mehr ich mich von dem Ort entferne, desto dumpfer wirkt alles unter mir.
Mama, ich wollte doch wirklich auf Wiedersehen sagen, aber etwas hält mich davon ab. Papa und Mama, ihr erinnert euch doch an mein Leben, sowie ich mich an euch erinnere. Ich möchte euch nicht traurig machen. Ihr erkennt mich doch noch… bitte erkennt mich dann auch noch, wenn es Zeit ist.
_________________ W.L |
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 844 Wohnort: Hamburg
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23.09.2017 13:03
von Rodge
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Moin, moin,
es scheint mir, als seien da nicht alle Kommatas richtig gesetzt. Ist eigentlich nebensächlich, war aber das Erste, was mir auffiel. Das ist an sich gut geschrieben, aber für mein Gefühl ein bisschen zu schwülstig (die vielen "es scheint mir" und das man "verweilen möchte"). Für mich ist das keine frische Sprache, aber das ist extrem Geschmacksache und da bin ich möglicherweise in der Minderheit. Auch was das Thema betrifft, bin ich kein Fan. Ich glaube nicht, dass der Tod sich so anfühlt, das entspricht so ein bisschen der alten christlichen Vorstellung, wir kommen alle in den Himmel und sehen auf unsere Ahnen herab. Hmmm....
Grüße
Rodge
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writinglemur Erklärbär
W Alter: 24 Beiträge: 3 Wohnort: Heinsberg, NRW
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