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Britta Redweik Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 149 NaNoWriMo: 63326 Wohnort: Region Braunschweig/Wolfsburg
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31.08.2017 09:54 Diversity in Büchern von Britta Redweik
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Wie haltet ihr das eigentlich mit euren eigenen Romanen? Achtet ihr darauf, dass ihr auch möglichst viele Minderheiten einbaut? Denn auf der Leserseite gibt es ja oft genug Kritiken, dass man ja keine PoC drin hat, dass alles zu heteronorm geschrieben ist, ... Und einige Leser suchen auch bewusst nach Büchern, die die Probleme der Minderheiten thematisieren, selbst in Fantasy, Krimi und Co.
Mir drängt sich die Frage gerade deshalb auf, weil ich eigentlich vorhatte, bei meinen Figuren, bei denen es nicht wichtig ist, einfach nichts darüber zu schreiben, damit jeder sich selbst entscheiden kann, ob er einen Charakter gern als Schwarzen, Latino oder was auch immer sehen möchte. Jetzt fiel mir aber auf, dass ich den Nebencharakter, bei dem ich mir gedacht habe, dass er meinetwegen auch schwarz sein kann (bei den anderen ist es leider wichtig, dass sie weiß sind, weil einer schön käsig sein muss und der andere ... naja, Merlin ist), als blond beschrieben habe. Ein Kontrast zu meinem bleichen, dürren Prota mit schwarzen Haaren. So wurde er ein molliger, blonder Nebenchar.
Tja, und jetzt sitze ich da und frage mich, ob ich das noch ändern sollte. Aber andererseits ist er schon schwul (weil es zum Charakter einfach besser passt, nicht nur einer Quote wegen), wäre es dann nicht doch übertrieben aussehend, ihn noch schwarz zu 'machen'?
Geht ihr da bei euren Büchern geplant vor? Legt ihr eine Quote an bzw. versucht, darauf zu achten? Oder schreibt ihr einfach, wie es sich eben ergibt?
_________________ Ich schreibe nur, weil kein Anderer mir die Bücher schreibt, die ich gerne lesen würde. Würde ein anderer Autor die Geschichten schreiben, wie mein Kopf sie mir erzählt, in einer Art, wie ich sie gerne lese, würde ich nicht mehr schreiben müssen. |
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Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
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31.08.2017 11:04
von Ruby Smith
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Ich finde es unsinnig nur einer Quote wegen meinen Charakteren irgendwelche Minderheitenmerkmale (und damit meine ich auch Homosexualität, Pan, Trans, ethnisch, usw.) aufzuzwingen. Meine Charaktere entscheiden selbst, was sie sind oder sein wollen. Und wenn einer lesbisch sein möchte, dann ist er das auch.
Ich würde es an deiner Stelle nicht auf Teufel komm raus unbedingt ändern, nur damit es irgendwem besser gefallen könnte oder eine Quote erfüllt. Es muss zur Story passen, denn nur dann hat es wirklich Sinn.
_________________ I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.
(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery) |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1743
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31.08.2017 11:06
von Stefanie
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Das mit der Diversity ist nett, wenn die Charaktere glaubwürdig sind, aber zB ein Nebencharakter, der Latino sein soll und deshalb alle Klischees erfüllt, wäre da eher kontraproduktiv.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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31.08.2017 11:57 Re: Diversity in Büchern von nebenfluss
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Britta Redweik hat Folgendes geschrieben: | Wie haltet ihr das eigentlich mit euren eigenen Romanen? Achtet ihr darauf, dass ihr auch möglichst viele Minderheiten einbaut? Denn auf der Leserseite gibt es ja oft genug Kritiken, dass man ja keine PoC drin hat, dass alles zu heteronorm geschrieben ist, ... |
Ich verwende in meinen Geschichten die Personen, die diese Geschichte bzw. das behandelte Thema braucht. Schreibe ich über die Diskriminierung Homosexueller, brauche ich wohl eine homosexuelle Figur. Schreibe ich über eine Dreiecksbeziehung, wird man einen der Charaktere wohl heutzutage als "polyamourös" bezeichnen.
Ich schreibe im Wesentlichen über das, was ich kenne. Mit Persons of Colour habe ich wenig persönlichen Umgang. Sie wegen irgendeiner Quote in meine Geschihcten einzubinden, würde wahrscheinlich ziemlich klischeehafte Nicht-Charaktere hervorbringen. Nee, mach ich ganz bestimmt nicht.
Zu den Lesern, die das Fehlen von Minderheiten kritisieren: Können die dir auch erläutern, warum deine Geschichte z. B. eine PoC gebraucht hätte? Wie der Charakter, die Motivation, der Konflikt dieser Person aussehen sollte? Wie sich all das gewinnbringend in den Plot hätte integrieren lassen? In welchem Verhältnis diese Person zu deiner/m Prota und anderen Figuren stehen dürfte?
Vermutlich nicht. Es sind halt Leser.
Als Autor musst du entscheiden, ob du dich zum Dienstleister der literarisch nicht näher begründeten Bedürfnisse "deiner" Leser degradieren willst, um sie nicht zu verlieren.
Ich finde, Schriftsteller sollten die Geschichten schreiben, die sie schreiben wollen. Und Leser sollten die Geschichten lesen, die sie lesen wollen.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Britta Redweik Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 149 NaNoWriMo: 63326 Wohnort: Region Braunschweig/Wolfsburg
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31.08.2017 12:08 Re: Diversity in Büchern von Britta Redweik
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben: |
Zu den Lesern, die das Fehlen von Minderheiten kritisieren: Können die dir auch erläutern, warum deine Geschichte z. B. eine PoC gebraucht hätte? Wie der Charakter, die Motivation, der Konflikt dieser Person aussehen sollte? Wie sich all das gewinnbringend in den Plot hätte integrieren lassen? In welchem Verhältnis diese Person zu deiner/m Prota und anderen Figuren stehen dürfte?
Vermutlich nicht. Es sind halt Leser.
Als Autor musst du entscheiden, ob du dich zum Dienstleister der literarisch nicht näher begründeten Bedürfnisse "deiner" Leser degradieren willst, um sie nicht zu verlieren.
Ich finde, Schriftsteller sollten die Geschichten schreiben, die sie schreiben wollen. Und Leser sollten die Geschichten lesen, die sie lesen wollen. |
"Weil Repräsentation in den Medien wichtig ist. Und wenn man in einer heutigen Gesellschaft, in der es auch PoC in unserem Umfeld gibt, keine einbaut, ist das Rassismus."
Ja, genau so hab ich das schon gelesen. Genau deshalb gibt es mir ja zu denken. Ich weiß, dass ich nicht rassistisch oder sonstig diskriminierend denke. (Herrje, ich bin eine asexuelle, schwerbehinderte Frau. Gut, ich bin weiß, aber die meisten Minderheiten hab ich damit schon abgedeckt ) Und daher ärgert es mich, wenn mir so etwas vorgeworfen wird, nur, weil ich nicht bei jedem Schritt denke 'Oh nein, die arme Minderheit XYZ, jetzt hab ich gar nichts gemacht, was sie anspricht, huch, ich bin ein Rassist/Faschist/...'.
Irgendwie scheint sich das in unserer Gesellschaft wieder aufzuheizen. Und klar würde ich gern ein Vorbild für Weltoffenheit sein. Aber ... wenn es sich eben in der Geschichte nicht ergibt? Warum etwas erzwingen? Dann wird es, wie du schon sagst, eher zu einem Klischee und dient eigentlich niemandem.
Und trotzdem hab ich gleichzeitig ein schlechtes Gewissen.
_________________ Ich schreibe nur, weil kein Anderer mir die Bücher schreibt, die ich gerne lesen würde. Würde ein anderer Autor die Geschichten schreiben, wie mein Kopf sie mir erzählt, in einer Art, wie ich sie gerne lese, würde ich nicht mehr schreiben müssen. |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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31.08.2017 12:21 Re: Diversity in Büchern von nebenfluss
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Britta Redweik hat Folgendes geschrieben: |
"Weil Repräsentation in den Medien wichtig ist. Und wenn man in einer heutigen Gesellschaft, in der es auch PoC in unserem Umfeld gibt, keine einbaut, ist das Rassismus. |
Repräsentation um der Repräsentation willen - sehr differenzierte Idee. Dann schreib doch mal über einen Flüchtling, der nur den Sozialstaat ausnutzt, klaut und Frauen begrapscht - und guck mal, ob damit der Rassismus-Vorwurf vom Tisch ist.
Weißt schon, was ich meine: Als nächste Forderung kommt, dass du dein Weltbild gefälligst dem deiner Leser anpasst und die Repräsentation entsprechend augestaltest.
Das ist eben, was ich mit "literarisch nicht näher begründeten Bedürfnissen" meinte.
Das hat nichts mit Literatur zu tun, das ist Lobbyismus.
Sollen diese Leser ihre eigenen politisch ultrakorrekten Bücher schreiben.
Ich würde jederzeit auf Leser pfeifen, die mir auf solch dumm-dreiste Weise Rassismus o. ä. unterstellen.
EDIT: Ach, und bitte: Mehr Fruktarier und Fußfetischisten. Dass diese exotischen Lebensweisen/Vorlieben eine verschwindend geringe Minderheit in der Bevölkerung darstellen, sollte dich nicht davon abhalten, sie deinen Figuren willkürlich anzudichten Wenn du nicht den Verdacht auf dich ziehen willst, diese Menschen (es sind doch Menschen! Die wollen doch auch mal repräsentiert werden!) vorsätzlich auszugrenzen.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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BrianG Klammeraffe
Alter: 47 Beiträge: 700
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31.08.2017 15:07
von BrianG
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Schon Tolkien hat mit Gimli einen Quotenzwerg in die Gemeinschaft des Rings hineingeschummelt. (Okay, Legolas ist zwar auch der einzige Elb, aber dafür kommen in der restlichen Story jede Menge vor).
Wie wär's mit einem Bechdel Test für Fantasy-Geschichten:
Kommen mindestens zwei Zwerge darin vor?
Sprechen sie miteinander?
Wenn sie miteinander sprechen, geht's dann um Elben?
Okay, ich bin grad etwas elbern (sic!) drauf.
_________________ Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer. |
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6458 Wohnort: München
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31.08.2017 15:58
von sleepless_lives
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Dass diese falsch verstandenen Ansprüche nicht tot zu kriegen sind.
Zum einen, was die Analyse angeht, wird das statistisch gesehen und betrifft eine große Anzahl von Texten. Sagen wir, alle belletristischen Bücher, die im Jahre 2016 veröffentlicht wurden. Wenn darin kaum ein Buch mit einem türkischen Einwanderer erster oder zweiter Generation als Protagonist zu finden wäre, würde das auf eine deutliche Schieflage hinweisen, ob beim Buchhandel, bei den Verlagen oder den Autoren. Das heißt jetzt aber nicht, dass in jedem Roman als Alibi zehn Seiten mit einem türkischen Migranten vorkommen müssen.
Zum anderen sollte natürlich im einzelnen Werk die Gesellschaft reflektiert werden, wie sie ist. Wenn dann Teile der Bevölkerung ohne Grund einfach nicht vorkommen und es vielleicht noch gerade die sind, die sowieso schon marginalisiert werden, ist das dann doch auffällig und unangenehm. Aber wieviele Ainu (Volksgruppe in Japan) kommen denn in euren Werken vor? Eben. Es geht um die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt. Man kann das auch nicht einfach aus den USA übernehmen.
Utopien, Dystopien, Fantasy-Welten und dergleichen nehmen eine interessante Sonderrolle ein. Eigentlich ungebunden, weisen die Auslassungen doch oft sehr klar auf die Ansichten der Autoren hin. Mein Lieblingsbeispiel: Der erste Star-Wars-Film, bei dem die Autoren sich den normalen Umgang mit den seltsamsten nicht-menschlichen Wesen vorstellen konnten, aber nicht Frauen als Kampfpiloten.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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IQ Dino Alter Ego
I Alter: 62 Beiträge: 516 Wohnort: MG
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I 31.08.2017 16:35
von IQ Dino
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Dumm nur, dass es auch die Freiheit der Autoren gibt.
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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31.08.2017 17:00
von Mika
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Mich nervt das Thema. Bin ich ganz ehrlich.
(Nicht *dieses* hier jetzt - ich meinte diese "kritischen Stimmen diesbezüglich" allgemein.)
Ein klitzekleines bisschen musste ich mir den Vorwurf auch schon anhören, dass ich da etwas unflexibel bin, was Minderheiten und Defizite angeht, und meine Frauenquote stimmt halt auch nicht so wirklich mit dem SOLL überein. So what.
Ich bin da recht trotzig und seh es auch nicht ein, irgendwas an meinen Protas zu verändern (nicht, dass ich es KÖNNTE, die sind halt so, was soll ich machen?), nur weil irgendjemandem z.B. ein Quotenschwarzer fehlt.
Ich bin da ganz klar bei nebenfluss:
Zitat: | Ich finde, Schriftsteller sollten die Geschichten schreiben, die sie schreiben wollen. Und Leser sollten die Geschichten lesen, die sie lesen wollen |
Es gibt so viele Geschichten und so viele Bücher, da muss ich meine nicht an die Wünsche von einigen Wenigen anpassen.
Was ich viel spannender finde, ist, wenn ich während des Schreibens Dinge über meine Protas herausfinde, die ich selbst nicht wusste. (Gut, also jetzt weniger ein spontanes Verändern der Hautfarbe.) Ich mein, vielleicht entdeckt ja jemand relativ spontan eine schwule Seite oder so - das hab ich eigentlich nichtmal in der Hand, weswegen ich mich blöd fühlen würde, das zu forcieren.
Überall werden Stereotypen immer so rigoros abgelehnt - was ich nachvollziehen kann, nicht falsch verstehen -, aber mich langweilt das schon fast genauso, diese absichtlich abstrus konstruierten Charaktere vor mir zu sehen, die möglichst aus dem Schema fallen sollen und dann auch wieder so vorhersehbar sind.
Mir ist das alles zu verkrampft.
Ich bin ein sehr intuitiver Schreiber und mach mir am liebsten wirklich überhaupt keine Gedanken darum und schreibe über das, was sich durch mich schreiben will - mit den Protas, die in meinem Kopf auftauchen, ohne dass ich sie vorher zusammenbaue. Und wenns Stereotypen sind, dann hat das wahrscheinlich Gründe, die in die Story passen. Hoffe ich.
PS: Ich hab halt das "Problem", dass ich in meiner fiktiven Umgebung (grob gesagt eine Art Polizei-Schul-Camp) in gewisser Hinsicht durchaus eingeschränkt bin, was einige Punkte betrifft. Bzw mich halt - im Umkehrschluss - damit rausreden kann, dass gewisse körperliche Voraussetzungen nicht nur notwendig sind, sondern ein Fehlen derselben eher unplausibel wäre.
Ich handhabe das allerdings mittlerweile auch etwas so, dass ich bei "Rand-Protas" die Beschreibungen (sofern nicht wichtig) weglasse, um einfach dem Leser dann mehr Raum für individuelle Entfaltung zu geben. Sozusagen. Dann kann er/sie gerne für mich die Lücke schließen, wenn ich den Latino irgendwo vergessen habe.
PPS:
Zitat: | Wie wär's mit einem Bechdel Test für Fantasy-Geschichten:
Kommen mindestens zwei Zwerge darin vor?
Sprechen sie miteinander?
Wenn sie miteinander sprechen, geht's dann um Elben? |
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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31.08.2017 18:12
von Canyon
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Also auf Gedeih und Verderb würde ich auch keine Randgruppen in meine Geschichten einbauen - das nimmt der Sache auch irgendwie den Sinn, wie ich finde.
In den Kurzgeschichten, die ich bisher geschrieben habe, habe ich nie explizit erwähnt welche Hautfarbe die Charaktere haben, einfach aus dem Grund, weil es nicht wichtig war - weder für die Geschichte an sich, noch für das Lesegefühl.
Bei meiner Romanidee ist das ein bisschen anders. Da deckt der Protagonist tatsächlich fast alle Randgruppen ab: Dunkelhäutig, homosexuell und auch noch einem Kulturkreis angehörig, der in bestimmten anderen Kreisen kein besonders hohes Ansehen genießt.
Das habe ich aber nicht mit Absicht so gemacht, das hat sich während der "Welterschaffung" (Fantasy) und der Charakterenwicklung irgendwie so ergeben. Am Ende hat es einfach gepasst. Zumindest das mit der dunklen Hautfarbe war anfangs gar nicht so geplant. Ich muss aber dazu sagen, dass das in meiner Welt auch gar kein negativer Aspekt ist - sondern fast schon das Gegenteil. Aus Mangel an Erfahrung könnte ich mir nur schwer vorstellen das Thema Rassendiskriminierung in eine Geschichte einzubauen. Deshalb forme ich es da eher so, wie ich es auch in unserer Welt gerne hätte - als etwas Selbstverständliches.
Was die Sexualität anbelangt, ja da werde ich schon ein wenig Konflikt mit einbringen. Nicht grundsätzlich, aber an einigen Ecken. Einfach, weil es auch in unserer Welt leider immer noch ein Thema ist, und da ich selber auch dem LGTB Kreis entspringe, kann ich mich da ganz gut hineinversetzen.
Aber wie gesagt, ich finde nicht, dass solche Themen ein MUSS sind. Und auch Quoten-was-auch-immers sind meiner Meinung nach nicht nötig, um am Ende eine gute Geschichte aufs Blatt zu bringen. Wenn ich eine Geschichte schreiben möchte, in der neun Männer auf Abenteuerreise gehen (Stichwort: Herr der Ringe), und die Frauen eher Nebenrollen spielen, dann ist das halt so. Das kann trotzdem großen Spaß beim Schreiben, sowie beim Lesen bringen, und ich finde, darauf kommt es letztendlich doch an: Dass man mit Spaß und Freude bei der Sache ist. Und nicht mit Gewalt etwas aus sich herauszuquetschen versucht, von dem glaubt, dass man anderen damit einen Gefallen tun würde.
_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha) |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1271 Wohnort: Wiesbaden
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R 01.09.2017 05:38 Re: Diversity in Büchern von Rainer Prem
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Britta Redweik hat Folgendes geschrieben: | Wie haltet ihr das eigentlich mit euren eigenen Romanen? Achtet ihr darauf, dass ihr auch möglichst viele Minderheiten einbaut? Denn auf der Leserseite gibt es ja oft genug Kritiken, dass man ja keine PoC drin hat, dass alles zu heteronorm geschrieben ist, ... Und einige Leser suchen auch bewusst nach Büchern, die die Probleme der Minderheiten thematisieren, selbst in Fantasy, Krimi und Co.
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Wie die meisten anderen arbeite ich eher Story-getrieben. Ich arbeite an einer Geschichte, wo eine der Protagonistin eine junge Frau ist, die von zu Hause wegrennt. Als ich ihre Hintergrundgeschichte zusammenbaute, kam mir die Idee, dass ihr Vater ein US-amerikanischer Soldat ist, der ihre deutsche Mutter hat sitzenlassen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie dunkle Hautfarbe hat. Nur ändert das nichts an ihrem Verhalten.
Grüße
Rainer
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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01.09.2017 09:27
von nebenfluss
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: |
Zum anderen sollte natürlich im einzelnen Werk die Gesellschaft reflektiert werden, wie sie ist. Wenn dann Teile der Bevölkerung ohne Grund einfach nicht vorkommen und es vielleicht noch gerade die sind, die sowieso schon marginalisiert werden, ist das dann doch auffällig und unangenehm. Aber wieviele Ainu (Volksgruppe in Japan) kommen denn in euren Werken vor? Eben. Es geht um die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt. Man kann das auch nicht einfach aus den USA übernehmen.
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... und man muss ja gar nicht bis nach Japan schweifen. Oft wird ja nur eine relativ kleine Gesellschaft beleuchtet - also nicht etwa die gesamt-deutsche, sondern ein Milieu. Habe z. B. kürzlich den neuen Film von Sally Potter ("The Party") gesehen, eine Art Mini-Drama mit sieben, acht Personen. Da ist im Prinzip massig Brennstoff bereitgelegt, oder zumindest Diskussionsstoff für die Party - ein lesbisches Paar, das Drillinge bekommt; eine kinderlose Frau, die steile Karriere in der Politik macht; ein selbsternannter Heiler mit ausgesprochen esoterischen Ansichten. Doch da die meisten Anwesenden ihr Leben lang für solche "alternativen" Lebensmodelle gekämpft haben, wirkt es nicht aufgesetzt, dass all dies selbstverständlich toleriert wird und sich der tatsächliche Konflikt an etwas ganz anderem (Banalerem) entzündet.
Im Milieu des US-amerikanischen Rustbelt, behaupte ich mal, wäre eine solch nebensächliche Toleranz-Aussage nicht authentisch.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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01.09.2017 09:48
von nebenfluss
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: |
Zum anderen sollte natürlich im einzelnen Werk die Gesellschaft reflektiert werden, wie sie ist. Wenn dann Teile der Bevölkerung ohne Grund einfach nicht vorkommen und es vielleicht noch gerade die sind, die sowieso schon marginalisiert werden, ist das dann doch auffällig und unangenehm. Aber wieviele Ainu (Volksgruppe in Japan) kommen denn in euren Werken vor? Eben. Es geht um die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt. Man kann das auch nicht einfach aus den USA übernehmen.
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... und man muss ja gar nicht bis nach Japan schweifen. Oft wird ja nur eine relativ kleine Gesellschaft beleuchtet - also nicht etwa die gesamt-deutsche, sondern ein Milieu. Habe z. B. kürzlich den neuen Film von Sally Potter ("The Party") gesehen, eine Art Mini-Drama mit sieben, acht Personen. Da ist im Prinzip massig Brennstoff bereitgelegt, oder zumindest Diskussionsstoff für die Party - ein lesbisches Paar, das Drillinge bekommt; eine kinderlose Frau, die steile Karriere in der Politik macht; ein selbsternannter Heiler mit ausgesprochen esoterischen Ansichten. Doch da die meisten Anwesenden ihr Leben lang für solche "alternativen" Lebensmodelle gekämpft haben, wirkt es nicht aufgesetzt, dass all dies selbstverständlich toleriert wird und sich der tatsächliche Konflikt an etwas ganz anderem (Banalerem) entzündet.
Im Milieu des US-amerikanischen Rustbelt, behaupte ich mal, wäre eine solch nebensächliche Toleranz-Aussage nicht authentisch.
EDIT: Im Übrigen stimme ich sleepless vollkommen zu - nicht dass mein vorheriger, etwas ironischer Post da einen falschen Nachgeschmack hinterlässt. Gäbe es keine LGTB-Literatur, keine Romane aus Sicht von Rollstuhlfahrern, keine über Exilanten oder Migranten - dann müsste man sich fragen, warum nicht. Ich wäre dann aber dafür, dazu in erster Linie die Betroffenen zu ermutigen, oder - wenn das z.B. bei Migranten aufgrund fehlender Sprachkenntnisse oder bei Behinderten aufgrund ihrer Handicaps nicht möglich ist - eben diejenigen, die mit der jeweiligen Lebenslage dieser Menschen vertraut sind.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Frau Bratbecker Gänsefüßchen
Beiträge: 43 Wohnort: Jenseits des Weißwurst-Äquators
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16.09.2017 03:53
von Frau Bratbecker
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: | Dass diese falsch verstandenen Ansprüche nicht tot zu kriegen sind.
Zum anderen sollte natürlich im einzelnen Werk die Gesellschaft reflektiert werden, wie sie ist. Wenn dann Teile der Bevölkerung ohne Grund einfach nicht vorkommen und es vielleicht noch gerade die sind, die sowieso schon marginalisiert werden, ist das dann doch auffällig und unangenehm. |
Das habe ich nicht verstanden. Muss in einem Buch, das, sagen wir, in Frankfurt spielt, unbedingt eine Szene in einem Viertel mit überdurchschnittlichem Anteil an Migranten vorkommen? Und wenn ja, welche Art von Migranten sollte es denn sein? Gängige Bilder von Bankern in dunkelgrauen oder schwarzen Anzügen oder Hochhaustürmen, klar. Gehören andererseits Trends und Moden, und zwar nicht nur Kleidungsgebundene, zwingend in einen Roman hinein? Fragen über Fragen.
_________________ LG
Frau Bratbecker |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1271 Wohnort: Wiesbaden
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R 18.09.2017 05:14
von Rainer Prem
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Frau Bratbecker hat Folgendes geschrieben: |
Das habe ich nicht verstanden. Muss in einem Buch, das, sagen wir, in Frankfurt spielt, unbedingt eine Szene in einem Viertel mit überdurchschnittlichem Anteil an Migranten vorkommen? Und wenn ja, welche Art von Migranten sollte es denn sein? Gängige Bilder von Bankern in dunkelgrauen oder schwarzen Anzügen oder Hochhaustürmen, klar. Gehören andererseits Trends und Moden, und zwar nicht nur Kleidungsgebundene, zwingend in einen Roman hinein? Fragen über Fragen. |
Ich auch nicht. Das Wort "zwingend" hat genau wie "political correctness" keinen Platz, wenn man über Literatur spricht. Schreiben darf man grundsätzlich alles, solange man sich an geltende Gesetze hält.
Grüße
Rainer
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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18.09.2017 06:09
von BlueNote
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Ein Roman ist ja aber auch nicht wie ein Kuchen zusammenzurühren, bei dem man schnell noch von diesem und jenem ein Prise dazu nimmt. Das sollte schon aus einer inneren, tieferen Notwendigkeit heraus kommen. Wenn Homosexualität in deinem Buch nicht weiter thematisiert wird, brauchst du auch keinen Quotenhomo. Oder anders gesagt: Wenn du ein Thema aufgreifst, solltest du es auch tiefer durchdringen und nicht nur am Rande streifen (wer hat davon irgendetwas?).
Das Thema Homosexualität wurde vor allem in deutschen Filmkommödien bereits in aller Ausführlichkeit durchgenudelt. Wenn du dich so sehr nach dem aktuellen Zeitgeist richten willst: wer sagt dir, dass das Thema nicht längst wieder out ist, wenn du mit deinem Roman fertig bist?
Zitat: |
Repräsentation um der Repräsentation willen - sehr differenzierte Idee. Dann schreib doch mal über einen Flüchtling, der nur den Sozialstaat ausnutzt, klaut und Frauen begrapscht - und guck mal, ob damit der Rassismus-Vorwurf vom Tisch ist.
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Flüchtlinge in Mainstream/Fantasy-Romanen sind natürlich nur hochgebildet, mindestens Ingenieure und im hohen Maße der westlichen Kultur zugeneigt. So wie uns das die Politiker in ihrer Fantasy am Anfang des Flüchtlingsstroms immer zu erklären versucht haben.
Auf solch eine einseitige Sicht auf das Zeitgeschehen kann man gut und gerne verzichten. Und Homosexualität ist kein Reizthema mehr und dient höchstens der Quote. Die Erfüllung einer "Quote" ist aber eher eine Anbiederung an den Zeitgeist oder Verlagen, die ihn bedienen wollen.
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