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[Miniatur] Verkrampfung


 
 
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Herr N.
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Wohnort: Augsburg


Beitrag09.08.2017 20:08
[Miniatur] Verkrampfung
von Herr N.
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Verkrampfung

Und einmal, da findet man ein so derartig seltsames und wunderbares Ding, das den anderen bisher verborgen geblieben ist,
und man fährt aus der Haut vor schwachsinniger Entzückung und wird ganz dumm dabei.
Schon wandelt es sich, sobald man, nachdem man erst achtsam, mit zwei ausgestreckten Fingern, die zarte Haut berührte,
den Versuch unternommen hat, es ganz und gar zu ergreifen. Da wird das lustige Ding schon rau und kitzelig.
Und da man sich bereits ausdenkt, wie es wäre, bis in alle Ewigkeit mit ihm zu leben,
wird man mutiger und ganz wild und geht nicht mehr so achtsam mit ihm um, obwohl man es ja bereits zu Anfang besser wusste.
Und wie die Natur es so will und es auch bei den Dingen nun mal nicht anders ist, fürchtet es sich so sehr vor solch Übermut und Hektik,
dass es sich ganz verkrampft. Und weil es selbst bald gar nicht mehr aus dieser argen Verkrampfung herausfindet, wird das Ding zum Stein.
Getrost kann man eben diesen jetzt aufnehmen und weit von sich wegschmeißen.
Nichts Besonderes oder Wunderbares ist noch an ihm.













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purpur
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Beitrag10.08.2017 06:34

von purpur
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Guten Morgen HerrN,

ich finde Deinen Text sehr gelungen und ganz entzückend!
Er ist nach meinem Empfinden eine Art Definition, so wie
sich für mich "Weiß" anfühlt.
Diese unbunte Farbe ist für mich eigentlich auch
eher mehr Zustand.
 Kommt noch was?
Herzliches Willkommen und
viele PpGrüße
Pia

... über  den "Stein" und das Ende muss ich noch nachdenklichen. Nein,
eigentlich ist das Gegenteil der Fall.


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Herr N.
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Beitrag10.08.2017 10:05

von Herr N.
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purpur hat Folgendes geschrieben:


... über  den "Stein" und das Ende muss ich noch nachdenklichen. Nein,
eigentlich ist das Gegenteil der Fall.


ich glaube, so was kommt zustande, wenn man sich in einem konglomerat aus bewunderung, faszination, enttäuschung und tiefer wut befindet. : )

interessanter bezug zur farbe 'weiß' als gefühlszustand. danke pia.


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purpur
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Beitrag10.08.2017 21:33

von purpur
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Hallo Herr N,

sorry, dies "nachdenklichen" sollte natürlich nachdenken heißen! Das passiert leider, wenn man morgens rasch aus dem Haus und noch über Land muß.

Zitat Herr N
"ich glaube, so was kommt zustande, wenn man sich in einem konglomerat aus bewunderung, faszination, enttäuschung und tiefer wut befindet. : )"
Deine Erläuterung lässt mich erneut einen Blick auf den Text werfen, zumal ich wieder zurück und daheim bin. Diese, deine, "Mischung" ist hoch explosiv und mir auch nicht fremd.
 smile...oooooo
oooja, da kann man schon mal "aus der haut fahren"... züngelte die schlange gewissermaßen befreit, nachdem sie gewissermaßen zugelegt hatte...
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia


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Abari
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Beitrag11.08.2017 13:45

von Abari
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Hallo Herr N.,

ich streiche nun, seitdem Du den Text gepostet hast, um diesen herum. Ich finde keinen Widerhaken, was man vorteilhaft - der Text ist angemessen durchkomponiert - oder nachteilig - es gibt im Widerstreit zum Thema keine "Reibungspunkte" - lesen kann. Ich bin und bleibe unentschieden, was Deinen Text betrifft. Zum einen finde ich seine "Glätte" schön, weil ich damit gut durch den Text komme. Andererseits würde ich mir ein zunehmendes "Sperren" ein sprachliches "Verkrampfen" und "Zerfasern" wünschen, um den Akt fühlbarer zu machen. Ist aber nur mein persönliches Empfinden, musst Du nicht teilen. Und dann der erlösende "Steinwurf", ein sehr interessantes Bild. Da könnte sich der Krampf lösen, wie er sich im "epischen man", wie ich es jetzt mal bezeichnen möchte, löst.

Mein Interpretationsansatz geht Richtung Beziehungsanalyse. Das Ding ist (für mich) das Herz einer geliebten Person; einer/s PartnerIn vielleicht. Am Anfang ist alles schön und rosarot, sukzessive verliert sich das und macht schließlich - in Verantwortung des epischen man - die Verwandlung zu Stein durch. Die "Schuld" an der Verwandlung sucht das epische man also bei sich, obwohl es doch eine zweiseitige Handlung sein dürfte, die sich hier vollzieht: Das durch die Berührung und die zunehmende Unverfrorenheit des epischen man hervorgerufene Verkrampfen und die Nichtabwehr der Unverfrorenheit und zunehmende Verkrampfen des Dinges.

Oder ist es doch nur eine Aufforderung zur nüchternen Betrachtung der Dinge, die das epische man haben möchte? Und mit der Inbesitznahme verliert das Ding seinen Reiz, sodass man es am Ende nur wegschmeißen möchte? Also eine ganz moderne Auslegung zur Problematik "Besitz", besonders von "Stehrümchen"?

Nebenbei: Was ist kitzelig (in diesem Zusammenhang)?

Der Text lässt mich fragend, aber nicht unzufrieden zurück. Je länger, je mehr ich darüber nachdenke, desto interessanter finde ich ihn. Vielleicht magst Du auf einige der Fragen eingehen, auch auf die Gefahr hin, damit die Deutungsweite zu verengen?

LG
abari


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Herr N.
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Beitrag11.08.2017 15:26

von Herr N.
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menschenskinderlein abari,

freut mich, dich unter diesem, mir doch mittlerweile recht ekelhaft gewordenen, ausfluss einer vergangenen episode begrüßen zu dürfen.
gerne gehe ich dann auf deine empfindungen zum text ein.


Abari hat Folgendes geschrieben:
Hallo Herr N.,

ich streiche nun, seitdem Du den Text gepostet hast, um diesen herum. Ich finde keinen Widerhaken, was man vorteilhaft - der Text ist angemessen durchkomponiert - oder nachteilig - es gibt im Widerstreit zum Thema keine "Reibungspunkte" - lesen kann. Ich bin und bleibe unentschieden, was Deinen Text betrifft. Zum einen finde ich seine "Glätte" schön, weil ich damit gut durch den Text komme. Andererseits würde ich mir ein zunehmendes "Sperren" ein sprachliches "Verkrampfen" und "Zerfasern" wünschen, um den Akt fühlbarer zu machen.


vielen dank, für diese treffende beschreibung des textes.
nicht oft kommt es vor, dass ich eine sich so rapide entwickelnde abneigung gegen einen eigenen text entfalte, wie an dieser stelle (und dies übrigens nicht erst aufgrund deines kommentars; dieser führt es mir nun nur noch deutlicher vor augen).
die 'glätte', die du hier erkennst, ist, rückblickend betrachtet, einer lethargischen abständigkeit zu den beschriebenen umständen geschuldet, die ich so heute nicht mehr teile. das macht es für mich plötzlich unglaublich schwer, den eigenen text noch konstruktiv zu validieren.
ich möchte die 'glätte' damit nicht abwerten (sie trägt in meinen augen die monotone und resignative grundstimmung des textes), ich finde mich schlicht nicht mehr in ihr wieder.
ich sehe hier auch vor allem die verkrampfung auf beiden seiten existent, wenn sie auch in dem einen (dem ich-erzähler, der hier seltsam monoton, fast als läse er ein rezept ab, von einer entzauberung berichtet) vorherrschen und die verkrampfung beim anderen, dem 'ding', dadurch erst auslöst.   





Zitat:

Mein Interpretationsansatz geht Richtung Beziehungsanalyse. Das Ding ist (für mich) das Herz einer geliebten Person; einer/s PartnerIn vielleicht. Am Anfang ist alles schön und rosarot, sukzessive verliert sich das und macht schließlich - in Verantwortung des epischen man - die Verwandlung zu Stein durch. Die "Schuld" an der Verwandlung sucht das epische man also bei sich, obwohl es doch eine zweiseitige Handlung sein dürfte, die sich hier vollzieht: Das durch die Berührung und die zunehmende Unverfrorenheit des epischen man hervorgerufene Verkrampfen und die Nichtabwehr der Unverfrorenheit und zunehmende Verkrampfen des Dinges.


sehr schön dein hinweis auf die aktive nicht abwehr der aufdringlichkeiten des dinges. habe ich so noch nicht gesehen.

Zitat:

Oder ist es doch nur eine Aufforderung zur nüchternen Betrachtung der Dinge, die das epische man haben möchte? Und mit der Inbesitznahme verliert das Ding seinen Reiz, sodass man es am Ende nur wegschmeißen möchte? Also eine ganz moderne Auslegung zur Problematik "Besitz", besonders von "Stehrümchen"?

mit sicherheit ließen sich auch allgemeinerer bezüge herstellen. vor allem auch die moderne 'wegwerfgesellschaft' könnte man hier mutwillig ins spektrum zerren.
 

Zitat:

Nebenbei: Was ist kitzelig (in diesem Zusammenhang)?


kitzelig - für mich trägt dieses adjektiv einen bösen zwiespalt in sich. zum einen suggeriert es an dieser stelle im text ein erstes erwachen des dinges, fast spielerisch, - ein kitzeln kann allerdings ebenso auch die form einer abwehrhaltung einnehmen und den gegenüber auf abstand halten.



vielen dank fürs reinlesen, abari


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d.frank
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Beitrag11.08.2017 17:19

von d.frank
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Woher kommt die Abneigung?
Man fühlt sich ja fast verraten, wenn man nun hier sein Wohlwollen auszudrücken gedenkt...wink

Mir ging es ähnlich, ich las, las noch einmal, las wieder.
Mit dem Zusatz Miniatur passt es doch ganz gut. Denn liest man den Zusatz als kleinen Gedanken, so spiegelt er doch schön wieder, dass dieser Text nur ein Ansatz ist. So gesehen steht er und sein Inhalt dann für sich selbst, als Kiesel, aus dem sich mit eigenem Zutun dann ganze Burgen bauen lassen. smile


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Abari
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Beitrag11.08.2017 18:03

von Abari
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Herr N. hat Folgendes geschrieben:

freut mich, dich unter diesem, mir doch mittlerweile recht ekelhaft gewordenen, ausfluss einer vergangenen episode begrüßen zu dürfen.
gerne gehe ich dann auf deine empfindungen zum text ein.


Oha, harte Kritik am eigenen Text. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
die 'glätte', die du hier erkennst, ist, rückblickend betrachtet, einer lethargischen abständigkeit zu den beschriebenen umständen geschuldet, die ich so heute nicht mehr teile. das macht es für mich plötzlich unglaublich schwer, den eigenen text noch konstruktiv zu validieren.
ich möchte die 'glätte' damit nicht abwerten (sie trägt in meinen augen die monotone und resignative grundstimmung des textes), ich finde mich schlicht nicht mehr in ihr wieder.
ich sehe hier auch vor allem die verkrampfung auf beiden seiten existent, wenn sie auch in dem einen (dem ich-erzähler, der hier seltsam monoton, fast als läse er ein rezept ab, von einer entzauberung berichtet) vorherrschen und die verkrampfung beim anderen, dem 'ding', dadurch erst auslöst.


Du brauchst den Text nicht zu validieren. Die Leser tun dies.
Entzauberung ist doch ein gutes Stichwort: Genau damit geht die Bewegung innerhalb des Textes für mich einher. So wie durch Blicke und ähnliches erst das Ding verzaubert wurde (der Prozess ist absichtsvoll (?) ausgeklammert), so reflektiert die Erzählinstanz (von Ich-Erzähler würde ich nicht sprechen) schließlich den Rückgang.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
sehr schön dein hinweis auf die aktive nicht abwehr der aufdringlichkeiten des dinges. habe ich so noch nicht gesehen.


Gern geschehen.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
mit sicherheit ließen sich auch allgemeinerer bezüge herstellen. vor allem auch die moderne 'wegwerfgesellschaft' könnte man hier mutwillig ins spektrum zerren.


Hmm. Soweit würde ich garnicht gehen wollen. Ich nenne es "blickverliebt in ein Ding" und kennt wahrscheinlich jeder: Diese kleinen, aus uns selbst oder von jemand anderem intendierten Must-haves, die sich dann letztlich doch nicht als soo must-havig herausstellen. Sowas hat jeder und kann ja auch verkauft werden, was ja auch ein wegwerfen in gewissen Bahnen ist.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
kitzelig - für mich trägt dieses adjektiv einen bösen zwiespalt in sich. zum einen suggeriert es an dieser stelle im text ein erstes erwachen des dinges, fast spielerisch, - ein kitzeln kann allerdings ebenso auch die form einer abwehrhaltung einnehmen und den gegenüber auf abstand halten.


Mir kam halt krisselig ein, was den Fokus bei der Haptik des Dinges beließe, auf die ja das "rau" verweist. Mir hehlt dann ein Marker, der mir dieses Wort erschließt, obwohl ich jetzt verstehe, was Du meinst. Es ist zumindest eine sehr angenehme Form der Abwehr, finde ich. Nichts, was mich zumindest abstöße; so, wie man fasziniert das Jucken von Niederstrom vernimmt.


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Herr N.
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Beitrag11.08.2017 18:50

von Herr N.
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hallo, d.frank,

mach dir um meine persönliche abneigung mal keine sorgen - das mit dem kiesel und den burgen ist zu toll eine idee smile


abari, mein lieber,

Abari hat Folgendes geschrieben:

Oha, harte Kritik am eigenen Text. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.


ganz und gar nicht, vielmehr die persönliche feststellung, dass der text seine wirkung auf mich verändert hat.
hier gehen unsere meinungen bezüglich validierung übrigens auseinander: eigene validierung halte ich für wichtig. in allen belangen grundsätzlich, beim schreiben im besonderen. mir hat es jedenfalls immer gut getan, öfter mal, nach einigem abstand, zu alten texten zurückzukehren und sie einer neuen prüfung zu unterziehen.


Zitat:

 (von Ich-Erzähler würde ich nicht sprechen)

ja,  natürlich quatsch. es scheint sich um eine art reflektorfigürliche instanz zu handeln? maybe?

Zitat:
Ich nenne es "blickverliebt in ein Ding" und kennt wahrscheinlich jeder: Diese kleinen, aus uns selbst oder von jemand anderem intendierten Must-haves, die sich dann letztlich doch nicht als soo must-havig herausstellen. Sowas hat jeder und kann ja auch verkauft werden, was ja auch ein wegwerfen in gewissen Bahnen ist.


sag doch gleich, dass es im text eigentlich um fidget spinner geht lol2


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Herr N.
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Beitrag11.08.2017 20:17

von Herr N.
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purpur hat Folgendes geschrieben:
...oooooo
oooja, da kann man schon mal "aus der haut fahren"... züngelte die schlange gewissermaßen befreit, nachdem sie gewissermaßen zugelegt hatte...
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia


tja, die intensität der selbst-explosion ist leider beschränkt auf den eigenen raum Smile


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Abari
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Beitrag11.08.2017 21:08

von Abari
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Herr N. hat Folgendes geschrieben:

hier gehen unsere meinungen bezüglich validierung übrigens auseinander: eigene validierung halte ich für wichtig. in allen belangen grundsätzlich, beim schreiben im besonderen. mir hat es jedenfalls immer gut getan, öfter mal, nach einigem abstand, zu alten texten zurückzukehren und sie einer neuen prüfung zu unterziehen.


So sehr nicht. Nur ist dieser Prozess beim Autor vor dem öffentlichen Raum möglich; sobald er mit dem Text nach außen tritt, obliegt in meinen Augen die Validierungsgewalt dem Leser; so wie ein Maler auch nicht beeinflussen kann, wie die Betrachter sein Bild finden.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ja,  natürlich quatsch. es scheint sich um eine art reflektorfigürliche instanz zu handeln? maybe?


Das habe ich mit dem etwas sperrigen Begriff "episches man" zu ergreifen gesucht, angelehnt ans LI. Reflektorfigürliche Instanz gefällt mir ein wenig besser, weil die Erzählposition besser bestimmt wird.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
sag doch gleich, dass es im text eigentlich um fidget spinner geht lol2


Ich hab es mir nicht getraut. Aber jetzt wo Du es schonmal gesagt hast, komme ich nicht umhin, Dir recht zu geben. ;D


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Beitrag11.08.2017 21:24

von Herr N.
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Abari hat Folgendes geschrieben:


So sehr nicht. Nur ist dieser Prozess beim Autor vor dem öffentlichen Raum möglich; sobald er mit dem Text nach außen tritt, obliegt in meinen Augen die Validierungsgewalt dem Leser; so wie ein Maler auch nicht beeinflussen kann...


schneller gegenentwurf: angenommen, du schreibst als teen ein manifest über die sinnhaftigkeit des diebstahls in anlehnung an das robin hood prinzip. du veröffentlichst. die leser validieren für sich den wert etc. du tust das gleiche; für dich alles gut.
nun kommst du einige jahre später, alt und grau, zurück und empfindest all das als ziemlich schwachsinnig. dies ist erneute validierung deinerseits. du tust das persönlich und unabhängig von ursprünglicher rezeption. in keiner weise nimmst du dadurch aber anderen die 'validationsgewalt'...
kann man das nachvollziehen?


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Abari
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Beitrag11.08.2017 21:58

von Abari
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Auch wenn das grade ins OT abgleitet, gehe ich kurz auf den Gedanken ein.

Ja es stimmt, dass mein einmal veröffentlichter Text in unterschiedlichen Lebensaltern von mir unterschiedlich bewertet wird. Das ist ganz normal und ich würde gern wissen, wie ich die Texte, die ich heute hier oder sonstwo teile, in zehn oder zwanzig Jahren finde. Dennoch stehe ich heute dahinter und kann sie von meinem jetzigen Standpunkt vertreten, weil ich eben heute so dastehe. Ich würde niemanden mit einem Text von vor zwanzig Jahren belasten, den ich heute nicht vertreten kann. Ich bin halt in manchen Punkten nicht klüger geworden, in anderen schon. Dann würde ich, wenn ich beispielsweise die Idee dahinter vertreten kann und handwerkliche Qualitäten entdecke, eine Überarbeitung anbieten. Jugend und Qualität schließen ja einander nicht aus, ich bin dann halt so barmherzig mit mir, dass ich es damals nicht besser konnte/wusste. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass ich zu dem, was ich geschrieben habe, stehe und es für einen wichtigen Teil meiner Entwicklung erachte. Niedermachen würde ich den Text dann nicht, das würde mich in meiner Person mE unglaubwürdig machen.

Daher fände ich es schöner, wenn Du das auch nicht tätest. Aber das musst Du letztendlich selbst wissen.


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Beitrag11.08.2017 22:07

von Herr N.
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ums jetzt einfach grob abzukürzen:
ich habe kein problem mit stil, art, oder inhalt des textes der oben von mir in veröffentlichung gegangen ist. ich habe ein problem mit dem hintergrund des textes, mit der art, wie ich damals mit dem hintergrund umgegangen bin.
das sind kaskaden, die er in den letzten zwei tagen in mir ausgelöst hat.
deswegen mein persönlicher massiver abstand zu ihm.
ich hätte ihn auf einem forum nicht veröffentlicht, wenn er mir technisch peinlich wäre.
vielleicht ist das aber in meinen vorherigen ausführungen auch nicht deutlich genug geworden, und vielleicht ist der tolle robin hood vergleich da auch einfach irreführend. smile


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Beitrag11.08.2017 23:09

von Abari
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[gelöscht]

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Heidi
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Beitrag13.08.2017 00:09
Re: [Miniatur] Verkrampfung
von Heidi
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Hallo Herr N.,

ich kann deinen Text nachvollziehen, also so für mich. Und ich mag ihn.
Eigentlich kann ich "man" nicht ausstehen. "Mensch" ist mir lieber, aber hier passt "man" gut - allein schon wegen der Verkrampfung. Aber ach, ich fange lieber von vorne an.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Und einmal, da findet man ein so derartig seltsames und wunderbares Ding, das den anderen bisher verborgen geblieben ist,
und man fährt aus der Haut vor schwachsinniger Entzückung und wird ganz dumm dabei.


Es ist schon seltsam, aber die Verborgenheit hinter den Dingen, die man (oder Mensch) beizeiten finden kann, hat tatsächlich die Eigenschaft eine gewisse Dummheit in ihm (oder im man) hervorzubringen, wobei ich persönlich dumm ja mag, weil dumm kann bedeuten: da besteht eine Chance, dass sich einer Fragen stellt. Und Fragen halte ich für lebensnotwendig, vor allem auch in diesem Zusammenhang, also, wenn es darum geht, die Verborgenheit hinter den Dingen zu finden und als nichts anderes kann ich hier das wunderbare Ding lesen, also als etwas, wo mehr dahinter steckt als ein bloßes Abbild.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Schon wandelt es sich, sobald man, nachdem man erst achtsam, mit zwei ausgestreckten Fingern, die zarte Haut berührte,
den Versuch unternommen hat, es ganz und gar zu ergreifen. Da wird das lustige Ding schon rau und kitzelig.


Ja, das ist eine unangenehme Tatsache. Kaum erfolgt die Berührung und schon ergreift einen (oder den Menschen, wie auch immer) eine gewisse Wehmut. Mehr! Mehr!, scheint etwas zu schreien, da innen drinnen. Aber alles will in Bewegung bleiben. Also wehrt es (das Ding) sich so lange, bis es dann letztendlich in der erzwungenen Starre verblasst - es kann in dieser Form niemals so strahlen, wie in der Wirklichkeit.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Und da man sich bereits ausdenkt, wie es wäre, bis in alle Ewigkeit mit ihm zu leben,
wird man mutiger und ganz wild und geht nicht mehr so achtsam mit ihm um, obwohl man es ja bereits zu Anfang besser wusste.


Weil schon rau und kitzelig, scheint mir die mutige Wildheit wie das letzte Aufbäumen, das Festhalten an etwas, was man (oder Mensch) nicht festhalten kann, weil es immer in Bewegung bleiben muss. Kann ist jetzt natürlich überspitzt ausgedrückt. Natürlich geht es, aber eben in "anderer" Form (Stichwort: Individualität, mehr sage ich an dieser Stelle nicht dazu, das würde zu weit führen), auch ist es wichtig, aber niemals für einen (oder diesen einen Menschen) selbst, sondern dann doch für andere.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Und wie die Natur es so will und es auch bei den Dingen nun mal nicht anders ist, fürchtet es sich so sehr vor solch Übermut und Hektik,
dass es sich ganz verkrampft. Und weil es selbst bald gar nicht mehr aus dieser argen Verkrampfung herausfindet, wird das Ding zum Stein.


Jetzt wird es tragisch, weil anders kann es nun mal nicht gehen. Was sich von Natur aus bewegt, sollte in Bewegung bleiben, denn es wird erstarren, sobald man (oder Mensch) es in eine Form zwängen will bzw. muss (das Muss ist in einem schöpferischen Prozess doch sehr entscheidend, wie ich finde).

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Getrost kann man eben diesen jetzt aufnehmen und weit von sich wegschmeißen.
Nichts Besonderes oder Wunderbares ist noch an ihm.


Sobald der eine Prozess beendet ist, will der nächste von vorne beginnen, insofern gefällt mir das Bild des Wegschmeißens besonders gut; auch, weil ich mich selbst darin wiederfinde. Sobald eine Idee in der Bewegungslosigkeit erstarrt, ist sie ein Stück weit "verbraucht", ein neues Thema wird in Angriff genommen und dann das nächste und jedes Mal komme ich zu demselben Schluss: es ist die Bewegung die zählt, der Prozess, weshalb ich niemals damit aufhören kann. Die Sucht danach, treibt mich dazu.

Ach ja: beim ersten Lesen musste ich an das Manifest Für Statik von Jean Tinguely denken (Worte die mich sehr bewegen).

Viele Grüße
Heidi
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Herr N.
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Beitrag15.08.2017 08:45
Re: [Miniatur] Verkrampfung
von Herr N.
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hi heidi,

danke fürs reinlesen und für dein ausführliches feedback.



Heidi hat Folgendes geschrieben:
Hallo Herr N.,

ich kann deinen Text nachvollziehen, also so für mich. Und ich mag ihn.


freut mich, dass du den text aus deinem befinden heraus nachvollziehen kannst und er dir sogar gefällt. was will man mehr.


Zitat:

Es ist schon seltsam, aber die Verborgenheit hinter den Dingen, die man (oder Mensch) beizeiten finden kann, hat tatsächlich die Eigenschaft eine gewisse Dummheit in ihm (oder im man) hervorzubringen, wobei ich persönlich dumm ja mag, weil dumm kann bedeuten: da besteht eine Chance, dass sich einer Fragen stellt. Und Fragen halte ich für lebensnotwendig, vor allem auch in diesem Zusammenhang, also, wenn es darum geht, die Verborgenheit hinter den Dingen zu finden und als nichts anderes kann ich hier das wunderbare Ding lesen, also als etwas, wo mehr dahinter steckt als ein bloßes Abbild.


ich mag 'dumm' auch. vor allem das episodenhafte, bzw. situative dumm werden, denn es impliziert einen sympathischen kontrollverlust, eine bewegung hin zum chaos, die so, in der durchkontrollierten welt, nicht möglich ist. dumm ist hier in diesem fall auch deswegen nicht grundsätzlich auf den wissensstand bezogen, sondern eher auf diesen verlust der kontrolle.
und ich gebe dir recht: dieses dumm sein lässt fragen entstehen, denen sich der dumm gewordene ausgesetzt fühlt. ein wenig dummheit hier und da stünde jedem gut.

Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
[...]Da wird das lustige Ding schon rau und kitzelig.


Ja, das ist eine unangenehme Tatsache. Kaum erfolgt die Berührung und schon ergreift einen (oder den Menschen, wie auch immer) eine gewisse Wehmut. Mehr! Mehr!, scheint etwas zu schreien, da innen drinnen. Aber alles will in Bewegung bleiben. Also wehrt es (das Ding) sich so lange, bis es dann letztendlich in der erzwungenen Starre verblasst - es kann in dieser Form niemals so strahlen, wie in der Wirklichkeit.

meinst du hier die form des wundersamen. in der es in der wirklichkeit nicht verbleiben kann? also quasi ein unvermeindlicher vorgang, wenn das ding nur erstmal gefunden ist?


Zitat:

Weil schon rau und kitzelig, scheint mir die mutige Wildheit wie das letzte Aufbäumen, das Festhalten an etwas, was man (oder Mensch) nicht festhalten kann, weil es immer in Bewegung bleiben muss. Kann ist jetzt natürlich überspitzt ausgedrückt. Natürlich geht es, aber eben in "anderer" Form (Stichwort: Individualität, mehr sage ich an dieser Stelle nicht dazu, das würde zu weit führen), auch ist es wichtig, aber niemals für einen (oder diesen einen Menschen) selbst, sondern dann doch für andere.


diese leichte abwehr, vermischt mit einer seichten forderung nach mehr berührung. deswegen das kitzelige, das von einem weichen, lustigen gefühl, schnell zur unangenehmen erfahrung anschwellen kann.
sehr schön, dein bezug zur individualität. der kontrast zwischen freiheitlicher entwicklung und sie verhindernter einengung. gerade bei dingen die man liebt, tendiert man ja oft (ungewollt) zur beengung durch überschwängliche liebe - mit der folge, dass da plötzlich gar kein platz mehr für individualität ist.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Getrost kann man eben diesen jetzt aufnehmen und weit von sich wegschmeißen.
Nichts Besonderes oder Wunderbares ist noch an ihm.


Zitat:

Sobald der eine Prozess beendet ist, will der nächste von vorne beginnen, insofern gefällt mir das Bild des Wegschmeißens besonders gut; auch, weil ich mich selbst darin wiederfinde. Sobald eine Idee in der Bewegungslosigkeit erstarrt, ist sie ein Stück weit "verbraucht", ein neues Thema wird in Angriff genommen und dann das nächste und jedes Mal komme ich zu demselben Schluss: es ist die Bewegung die zählt, der Prozess, weshalb ich niemals damit aufhören kann. Die Sucht danach, treibt mich dazu.


der stein, als bild, zeigt mir auch das unwiderrufliche, das unumkehrbare an der situation. zwar mag er auf seine weise schön oder wertreich sein, im vergleich zu dem ding, das er vorher war, wirkt er matt und glanzlos - wie eine verkörperte ablehnung des 'ich' (des 'man').
die wegwerfhaltung kann man hier auch als selbstschutzmechanismus begreifen, da ein längeres festhalten die eigene fehlbarkeit vor augen führen würde.  

Zitat:

Ach ja: beim ersten Lesen musste ich an das Manifest Für Statik von Jean Tinguely denken (Worte die mich sehr bewegen).


Viele Grüße
Heidi


zwar stehe ich nicht so sehr auf tinguely's statik-aufruf, da ich (mensch-)spuren wichtig finde und der meinung bin, das geschichte essentiell ist, um aus fehlern zu lernen, bzw. diese in zukunft komplett zu vermeiden, allerdings sehe ich den bezug, der hier findbar wäre; ein spruch für das frei-sein und für eine uferlose entfaltung. vielleicht auch ein wunsch nach mehr räumlichkeit, physisch und geistig.

liebe heidi, vielen dank fürs reinlesen und danke sehr für die schönen ansätze. smile


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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag15.08.2017 10:03

von Stimmgabel
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-


Hallo Herr N.,

mal meine Gedanken zu deinem mini-Stück. Mir persönlich fehlt in diesem Text ein Grund mit Sicherheit, eben, was ist überhaupt der Grund für diesen Textgedanken, was er mMn tunlichst vermeidet, darauf in irgendeiner Weise anzudocken; der Text bleibt derart neblig allgemein;

verliert somit für mich jegliche Saugspannung, mich darin mitverfolgen zu wollen.

Gleich vorab:  Ich persönlich brauche nicht über deine technischen Schreibfähigkeiten, z. B. hier zu sprechen  / ganz einfach, das kannst du.

Es ist der im Nebel bleibende Inhalt. Aprior wird hier von einem "wunderbaren Ding" gesprochen, das nicht nur im Verlauf der Textes keinerlei Kontur erhält, empfindet nun der Protagonist im Verlauf quasi eine Veränderung in diesem wunderbaren Ding, Prota spürt mehr und mehr eine Verkrampfung zum Ding bis zu dem vorabsehbar logischen Ergebnis, dass jener Prot seine pro_Aura zu diesem Ding verloren hat.

Nun gut, nahe liegt hier eine Beziehung oder eine faszinative Situtation von Prota zu einem Gegenüber, wie auch immer, bleibt auch hier der Text im absolut Vagen.

Ich fand es bemerkenswert, in den Fadengesprächen immer wieder [ auf beiden Seiten ] den Begriff des Validierens als Ziel des Textplottes zu erkennen.

MMhh, genau der Wert des Validierens fehlt doch diesem Text komplett  / denn ihm fehlt mMn die Plotstruktur, den Grund des Textes in seinerselbst zu outen oder in irgendeiner Weise dem Leser schmackhaft zu machen [ ich denke mal, nur zu sagen: okay, da war mal ne Faszination und nun ist sie weg, ist mMn nun wirklich nicht Wert, veröffentlicht zu sein, oder? Wink  ... für deine private Tagebuchschublade ist das natürlich etwas ganz anderes, aber klar; doch geht's hier um einen Text in seinem erkenn_Gesicht und für einen fremden Leser.

Auch kann es mMn nicht der Textgrund sein, den Leser einzig zum vagen nebel_Spekulieren animieren zu wollen, oder?  ... selbst wenn ne Menge Leser im Forum gerade das blinde Spekulieren aus irgendeinem flash_Pürzel des Textes in Begeisterungsstürme versetzt, hat dieses Tuen aber auch nix mit Literatur-Kommunikation am SchwarzaufWeiß des Textes zu tun ;-I, klar, nur meine Meinung.

Genausowenig interessiert mich persönlich die hier im Faden beidseitig  breitgefächerte Autoren-Haltung, dass sich für ihn nun mittlerweile die Sichtweise des damaligen Ideengrundes geändert hat, habe  / ich meine, auch das ist abslout uninteressant für mich als Leser eines konkreten Textes, ja vielmehr, ist es ein normales Ereignis, dass sich im Blick [ Jahre danach ] heute das ur_Eriegnis für jeden Autoren anders gestalten würde ... also, warum diese Gespräche fernab des SchwarzaufWeiß darüber ???? wundert mich doch sehr

[ vielleicht sind sie, solche textfernen Gespräche in einem psychologisch thematisierten Forum von Bedeutung, aber in einem Schriftstellerforum, so das hier Layout ... ??? ];

ist es nunmal immer der Text in seinerselbst und einzig, der hier zur Lesediskussion steht, muss er aus sich seine Geschichte erzählen, eine textverbundene Assotiation in Gang bringen oder?  ... und das macht dieser Text  mMn in keiner Weise, geschweige, dass hier irgendwie ein Validierungsprinzip umgesetzt ist  / paar lapidare, vernebelte und allgemein gehaltene trenn_Surroundings und das wars Wink

Man könnte hier auch von Nebelplusterei sprechen Wink

Resümee:  Genau dieses "wunderbare Ding" braucht mMn einerseits seine eigene Kontur in seinerselbst und die Beziehungskontur zum Prota, vielleicht paar, auch kleine, bitz_Merkmale hinzu, die das gesamte Textgeschehen in seiner eigenen Farbe bedeuten, legitimieren. Das fehlt mir an diesem Text komplett: die eigene Farbe!

Auch würde ich es begrüßen, würdest du diesen Text nochmal nacharbeiten  / eventuell einfach nur sagen, okay, der Ideengrund ist für mich ad acta, also auch der Text ... immerhin hast du ihn, den Text als lese_Wegung uns, ist dein Leser zur heute_Diskussion vorgestellt Smile


Herr N.,  mal diese kleinen Gedanken meinerseits zu diesem Text,  wieder einen interessierten Lesegruß,  Stimmgabel ...


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Herr N.
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Beitrag15.08.2017 12:20

von Herr N.
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Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
-


Hallo Herr N.,

mal meine Gedanken zu deinem mini-Stück. Mir persönlich fehlt in diesem Text ein Grund mit Sicherheit, eben, was ist überhaupt der Grund für diesen Textgedanken, was er mMn tunlichst vermeidet, darauf in irgendeiner Weise anzudocken; der Text bleibt derart neblig allgemein;

verliert somit für mich jegliche Saugspannung, mich darin mitverfolgen zu wollen.


was eine freude, stimmgabel. hätte nicht gedacht, dass man dich in der prosa auffinden wird. smile
es ist natürlich schade, dass für dich der sichere 'halt' fehlt, der 'grund', ja, eventuell die führende hand, die dich durch den text begleitet, dir augen öffnet und dich direkt vor den gedanken stellt, der den verfasser letztlich zum verfassen des textes brachte.
ich kann dir jedoch versichern, dass 'er' (text) mit sicherheit überhaupt gar nichts 'tunlichst' vermeidet. er steht schlicht und ergreifend dort und ist vorhanden. darf gelesen, angenommen, verabscheut, misshandelt und geliebt werden. auch gerne alles gleichzeitig.
neblig bleibt der text sehr wohl. dies ist seiner vielschichtigkeit geschuldet. er regt zum nachdenken an (wie du an den kommentaren sehen kannst, scheint er, zumindest in dieser hinsicht, bei einigen lesern zu funktionieren). das er dies bei dir nicht bewirkt, sondern er dich im gegenteil immer tiefer in die frage hineinstellt, was denn nun in herrn n.'s kopf vorgehen mag, warum er denn so offen bleibt, gleichzeitig aber verschlossen und was überhaupt diesbezüglich seine bewandnis ist, bleibt ein feines spiel, das ich dir nicht nehmen mag, liebe stimmgabel.
das aber gerade dir, einem menschen der sich aufs höchste darauf versteht mit sprache und all ihren unklarheiten verspielt und bruchhaft umzugehen, plötzlich diese 'sicherheit' der 'grund' fehlt, ist höchst bemerkenswert und lässt mich plötzlich an deinem ganz eigenen werk zweifeln! ...ist es am ende nur worthülserei und spiegelt stimmgabel am ende gar ihre eigene wortleere auf texte des herrn n.? ;_) (ein augenzwinkern)



Zitat:

Nun gut, nahe liegt hier eine Beziehung oder eine faszinative Situtation von Prota zu einem Gegenüber, wie auch immer, bleibt auch hier der Text im absolut Vagen.

Zitat:

Es ist der im Nebel bleibende Inhalt. Aprior wird hier von einem "wunderbaren Ding" gesprochen, das nicht nur im Verlauf der Textes keinerlei Kontur erhält, empfindet nun der Protagonist im Verlauf quasi eine Veränderung in diesem wunderbaren Ding, Prota spürt mehr und mehr eine Verkrampfung zum Ding bis zu dem vorabsehbar logischen Ergebnis, dass jener Prot seine pro_Aura zu diesem Ding verloren hat.


sehr schön deine zusammenfassung, die doch zeigt, dass der im nebel bleibende inhalt mit stimmgabels nebelscheinwerfer am ende, wenn auch brüchig, mosaikartig, hier doch sichtbar wird. dass das ding übrigens im 'verlauf des textes keinerlei kontur erhält' würde ich als wahnwitzige behauptung bezeichnen, da ja dort ganz augenscheinlich, schwarz auf weiß, steht:
Text hat Folgendes geschrieben:
Ding, das den anderen bisher verborgen geblieben ist...zarte Haut...rau und kitzelig...fürchtet es sich so sehr vor solch Übermut und Hektik...dass es sich ganz verkrampft

wer aus diesen beschreibungen, die sich direkt auf den charakter des dinges beziehen, für sich nichts gewinnen vermag, mitnehmen, bzw. erkennen kann, der wird selbstverständlich im nebel stehen bleiben. dem wird jedoch insgesamt kein glücklicher zugriff auf meine werke möglich sein - auch in zukunft.




Zitat:
Ich fand es bemerkenswert, in den Fadengesprächen immer wieder [ auf beiden Seiten ] den Begriff des Validierens als Ziel des Textplottes zu erkennen.
MMhh, genau der Wert des Validierens fehlt doch diesem Text komplett / denn ihm fehlt mMn die Plotstruktur, den Grund des Textes in seinerselbst zu outen oder in irgendeiner Weise dem Leser schmackhaft zu machen [ ich denke mal, nur zu sagen: okay, da war mal ne Faszination und nun ist sie weg, ist mMn nun wirklich nicht Wert, veröffentlicht zu sein, oder? Wink ... für deine private Tagebuchschublade ist das natürlich etwas ganz anderes, aber klar; doch geht's hier um einen Text in seinem erkenn_Gesicht und für einen fremden Leser.

ich werde jetzt nicht den aufwand betreiben und dir, liebe stimmgabel, nochmals den korrekten kontext des gesprächs herauszitieren, in dem es um validierung der eigenen texte geht. nur so viel: es hat nichts mit dem 'textplot' zu tun, der als ziel das 'validieren' vor sich her trägt.
unsere meinungen gehen auseinander. ein text muss seinen eigenen grund nicht in sich tragen und herumschleppen, bzw. einem leser stets mantra-artig vorkauen, was nun denn auch der eigentliche auslöser, grund des textes ansich sei.
mir ist lieber, ein leser sieht in meinem text etwas völlig anderes als ich, bevor er überhaupt nichts sieht, oder im nebel sich fühlt, weil er frustriert ist, man verstecke eine 'bessere' wahrheit vor ihm mutwillig.


Zitat:

Resümee:  Genau dieses "wunderbare Ding" braucht mMn einerseits seine eigene Kontur in seinerselbst und die Beziehungskontur zum Prota, vielleicht paar, auch kleine, bitz_Merkmale hinzu, die das gesamte Textgeschehen in seiner eigenen Farbe bedeuten, legitimieren. Das fehlt mir an diesem Text komplett: die eigene Farbe!

das ist ein subjektiver eindruck, den ich dankend so aufnehme. vor dem hintergrund, dass im selben thread hier, nur einige postings vorher, eben dieses weiß-sein, diese 'farblosigkeit' des textes, als ein prägendes charakteristikum aufgefasst wurde, verdeutlicht die vielfältigkeit der lesart, die du für dich eben als 'im nebel' verdeckt erklärst.


Zitat:

Auch würde ich es begrüßen, würdest du diesen Text nochmal nacharbeiten  / eventuell einfach nur sagen, okay, der Ideengrund ist für mich ad acta, also auch der Text ... immerhin hast du ihn, den Text als lese_Wegung uns, ist dein Leser zur heute_Diskussion vorgestellt Smile


liebe stimmgabel, sei auch ein grund - als initial-auslöser eines textes- nicht mehr vorhanden, bzw. differenzierte sich nun meine beurteilung des grundes, bliebe doch der text an sich nicht weniger der text. er hält diesen grund eben in sich und ob ich nun noch persönlichen bezug zu ihm spüre oder nicht, wird einen leser nicht tangieren, bzw. sollte es nicht, ähnlich einem gemälde, das für den maler nach jahren nichts als abneigung auslöst, für den betrachter aber ganz persönliche assoziationswege freimacht. wer ist dann der maler, der jetzt auftritt und egozentrisch einnehmend mit dem pinsel erneut drüberfährt, da ja nun der 'ideengrund' ad acta liege?

Zitat:

Herr N.,  mal diese kleinen Gedanken meinerseits zu diesem Text,  wieder einen interessierten Lesegruß,  Stimmgabel ...


-


stimmgabel, auch wenn ich unterschiedliche positionen zu text-/abstand/autor -rezeptionsfreiheit und interpretationsweg zwischen uns sehe, immer wieder gut, dich spazieren zu sehen.
gruß


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Beitrag15.08.2017 13:35

von Stimmgabel
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-


Hallo Herr N.,


ich danke dir für mein Aufnehmen meiner Gedanken in deine Smile

Und sicher ist es in der Literatur so, gemeint das Rezipieren von Texten, dass hier immer eine breite Spannbreite von pro bis kontra passiert; ist es doch genau der Reiz, überhaupt zu schreiben, ist es doch der Reiz für jeden Leser, überhaupt zu lesen;

insbesonder dann hier im Forum, darüber auch noch seine Meinung tauschen zu können.

Bzgl eines von dir vorgetragene Punktes möchte ich mich aber doch ein Hubberle intervenierend dagegen positionieren Wink

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

das aber gerade dir, einem menschen der sich aufs höchste darauf versteht mit sprache und all ihren unklarheiten verspielt und bruchhaft umzugehen, plötzlich diese 'sicherheit' der 'grund' fehlt, ist höchst bemerkenswert und lässt mich plötzlich an deinem ganz eigenen werk zweifeln! ...ist es am ende nur worthülserei und spiegelt stimmgabel am ende gar ihre eigene wortleere auf texte des herrn n.? ;_) (ein augenzwinkern)
.



Du sprichst hier meine Lyrik an  / mmhh, mMn möchtest du hier gerne und verallgemeinernd Äpfel mit Birnen 1:1 vergleichen, was mir dann doch einige Schwierigkeiten bereitet. Natürlich gibt es Prosatexte, die in einer quasi Hermeneutik existieren, das Ding dieses inneren Plottes, doch auch hier ist das sogenannte Versteckte, um drei Ecken Gedachte in einem konturten Textgewebe eingebunden. Ist da immer genauso ein quasi 'Stück Holz' das Ding, das den Text mindestens um die Hermeneutik begleitet,

wär's mMn sonst einzig wieder nur ein wildes Spekulieren, was gemeint sein Könnte  / okay, ich setze hier mal einen backgroundig belesenen Leser voraus Smile

Und in der Lyrik gibt es genauso das sogenannte 'Stück Holz', das den Text irgendwie führen muss, doch bin ich mir deines Ja's hierzu sicher, dass die Lyrik insbesondere arbeitet, schon rein Funktional mit Verstecktheiten, die erst in der Leser-Assoziation aufgehen sollen,

mMn ein erheblicher Unterschied [ allgemein verglichen ] zur Prosa in ihrer Breite-Funktion, selbst wenn ein Text als Miniatur abgefasst ist.

Dass du [ trotz Augenzwinkern ] meine Texte in die mögliche Ecke einer einzigen Worteleere anstellst ... mmhh ... sollte ich mich gegenüber dir ob deines scharfen Textauges doch irgendwie getäuscht haben?  Wink

oder will's einzig ein mini Retourkütschchen auf mein sachliches Text-Statement aus meiner Sicht auf deinen Text sein ... wiedrum ein mmhhhh???? ...

mal allgemein gesprochen: ne schte Macke teilweis in diesem Forum, letztlich doch nur gedankenlose Mama_cry Kindereien, oder?

... zudem:  Was hat meine Lyrik mit deinem Text zu tun ??????????????????
                ich denke mal, darauf kann ich mir eine Antwort sparen Wink


einen Gruß Stimmgabel ...


-


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Beitrag15.08.2017 14:46

von Herr N.
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hey SG,

deine erhöhte responsivität ehrt mich erstaunlich und ich will dich auch nicht lange im unklaren darüber halten, wie meine antwort denn jetzt aussehen mag Smile

knapp: äpfel und birnen lassen sich auf den ersten blick nicht vergleichen, ginge man nämlich allein nach ihrem aussehen. betrachtete man allerdings gleichgewichtig ihre eigentliche funktion als obst (bestenfalls frisch und im gewaschenen zustand), so wird man schnell erkennen, dass die rein äußerliche form hierbei weniger entscheidend ist, als eben ihre auf das wesentliche heruntergebrochene wirkweise/funktion, nämlich dem menschen durch ihren verzehr vitamine und flüssigkeit zuzuführen. hierbei wird man nun feststellen, dass sich birnen und äpfel doch ganz gut vergleichen lassen.
ebenso nun also prosa und lyrik. in meinen minimalen augen wenigstens stelle ich nämlich gut fest, dass es, wie auch in der prosa nämlich, diese und jene lyrik gibt, nämlich diese, die von sich aus schon alles und vieles 'erklärt', da sie dem leser mit dem stück 'holz' zufrieden stellt, und aber auch jene lyrik, der das augenscheinliche 'stückchen holz' fehlen mag, dieses aber bei genauerem hinsehen ihr doch eigen ist, obwohl es vielleicht erst im leser entsteht, bzw. er es sich zum text tragen muss/will/kann/darf. genau das ist eben, meiner meinung nach, auch in der prosa auffindbar und der effekt, den es im leser hat, ist dem des lyrischen lesers nicht wesentlich unterschieden.
der einzige unterschied, und da möchte ich dir gerne fest zustimmen: in längeren prosatexten ist diese form fast nicht aufrechtzuerhalten und macht auch keinen sinn, da allein durch den auftrag des 'geschichten erzählens' eine besondere deutlichkeit vorliegen muss.
nun kann einer sagen, 'ja gut, aber das will ich nicht. ich möchte das 'stück holz'' dann sei es so. soll er sich dieses etwas suchen, das ihm mehr liegt. hierbei liegt kein irrtum vor. nicht seinerseits und nicht seitens des textes, dessen er sich nicht nahbar machen kann.



Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
-


Dass du [ trotz Augenzwinkern ] meine Texte in die mögliche Ecke einer einzigen Worteleere anstellst ... mmhh ... sollte ich mich gegenüber dir ob deines scharfen Textauges doch irgendwie getäuscht haben?  Wink

weder dies, noch...

das:
Zitat:

oder will's einzig ein mini Retourkütschchen auf mein sachliches Text-Statement aus meiner Sicht auf deinen Text sein ...


...wollte ich die Stimmgabel doch nur ein wenig angepiekst wissen und schauen, ob sie sich denn auch rührt. was gelungen scheint. Smile

Zitat:

mal allgemein gesprochen: ne schte Macke teilweis in diesem Forum, letztlich doch nur gedankenlose Mama_cry Kindereien, oder?


ich kenne dieses forum zu kurz, aber ich verlasse mich mal auf deine beurteilung. und ein forum ist nun mal ein forum, auch wenn es voller 'schriftsteller' scheint.


einen lieben und für den austausch echt dankenden gruß zurück, n.


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Heidi
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Beitrag16.08.2017 23:51
Re: [Miniatur] Verkrampfung
von Heidi
Antworten mit Zitat

Hi Herr N.,

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ich mag 'dumm' auch. vor allem das episodenhafte, bzw. situative dumm werden, denn es impliziert einen sympathischen kontrollverlust, eine bewegung hin zum chaos, die so, in der durchkontrollierten welt, nicht möglich ist. dumm ist hier in diesem fall auch deswegen nicht grundsätzlich auf den wissensstand bezogen, sondern eher auf diesen verlust der kontrolle.


der Kontrollverlust macht diese Stelle für mich anziehend. Dieses Dummwerden "dürfen" im schwachsinnigen Entzücken, und das, hervorgerufen durch das Ding. Hier ist jemand bereit, sich dem Chaos hinzugeben. Wundervoll. Beim Nochmallesen geht mir das Herz auf und ich bin jetzt tatsächlich begeistert, obwohl ich den Text zuerst nur mochte.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ja, das ist eine unangenehme Tatsache. Kaum erfolgt die Berührung und schon ergreift einen (oder den Menschen, wie auch immer) eine gewisse Wehmut. Mehr! Mehr!, scheint etwas zu schreien, da innen drinnen. Aber alles will in Bewegung bleiben. Also wehrt es (das Ding) sich so lange, bis es dann letztendlich in der erzwungenen Starre verblasst - es kann in dieser Form niemals so strahlen, wie in der Wirklichkeit.

meinst du hier die form des wundersamen. in der es in der wirklichkeit nicht verbleiben kann? also quasi ein unvermeindlicher vorgang, wenn das ding nur erstmal gefunden ist?


Ich meine es umgekehrt. Die Form, die Materie, halte ich nicht für die Wirklichkeit; sie ist in meinem Denken nur ein Abbild davon, die Wirklichkeit steckt dahinter.
Angenommen ich finde einen Stein, von mir aus einen Granit, dann handelt es sich um einen Stein, dessen Ursprung Pflanzen sind, ein anderes Mal finde ich etwa einen Kalkstein, dessen Ursprung Muscheln und andere Meerestiere sind. Im Vergleich ruft die "Ausstrahlung" des Granits eine andere Empfindung in mir wach, als die des Kalksteins (am Intensivsten in den Bergen, wenn ich umgeben bin von Urpflanzlichem oder Urmuscheligem). Der Kalk fühlt sich in seiner Ausstrahlung "wärmer" an, aber woher kommt das? Doch nicht von der Materie, oder? Wie also sollte es sich bei dem reinen Material um die reine Wirklichkeit handeln? Das ist jetzt ein sehr individuelles Beispiel, möglicherweise geht es anderen nicht so wie mir ...
Bei Menschen verhält es sich, wie ich finde, ähnlich. Der Körper repräsentiert doch nicht das, was ich wirklich in einem Menschen sehen will.
Angenommen ich lese deinen Text so, als würde es sich um die Begegnung zwischen man und einem Menschen handeln: Man findet dieses Ding - es ist ein Mensch. Man verliebt sich und genau in diesem Verliebtsein sieht man exakt das, was hinter dem Ding-Mensch (die Hülle, der Körper) lebt, exakt in seiner Wirklichkeit vor sich durch das Verliebtsein. Deshalb das schwachsinnige Entzücken, das Fallenlassen ins Chaos, vielleicht auch, weil sich man in diesem Menschen selbst erkennt (in diesem kostbaren Moment des Verliebtseins, der natürlich eine Weile andauert). Von Wirklichkeit zu Wirklichkeit. Oder von Ich zu Ich. Später berührt man das Ding und sobald die Berührung stattfindet, geht etwas verloren. Auch durch die Wildheit und Unachtsamkeit, die du im Text ausgedrückt hast. Das: von Wirklichkeit zu Wirklichkeit verschiebt sich, es treten andere Dinge in den Vordergrund, verschleiern die Möglichkeit dessen, also das, was wirklich hinter dem Ding steckt, was wiederum zur schicksalhaften Verkrampfung führt und schließlich zum völligen Desinteresse von man. Das Ding wird weggeworfen, worin allerdings eine Bewegung nach vorne stattfindet, ich empfinde das Wegwerfen als durchaus positiv und befreiend.
Kann sein, dass meine Gedanken abstrus wirken, aber ich habe mir vor einiger Zeit vorgenommen, immer zu sagen, was ich wirklich denke, egal wie verrückt es klingen mag.
Aber es muss nicht mal ein Mensch sein, ich meine, das Ding in deinem Text. Es kann sich um alles mögliche handeln. Ich (oder vielleicht auch man) kann sich in eine Idee verlieben, die ich zu einer Geschichte verarbeiten will - sie strahlt in dieser noch unkonkreten, chaotischen Form, aber sobald ich sie auf die Erde zwinge (durch Bewegung), verblasst dieses Strahlen ein Stück weit. Die Kunst besteht dann darin, einen Weg zu finden, die Idee in einer Form sichtbar werden zu lassen, die das Unsichtbare (also, das Wirkliche) mittransportiert. Ich selbst kann von mir und meinen Ideen nicht behaupten, dass eine davon jemals ähnlich geleuchtet hat, wie in der Vorstellung, nachdem ich sie in einem Text oder einem Bild verarbeitet habe - zumindest für mich und was andere wirklich wahrnehmen, erfährt "man" eher selten.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
sehr schön, dein bezug zur individualität. der kontrast zwischen freiheitlicher entwicklung und sie verhindernter einengung. gerade bei dingen die man liebt, tendiert man ja oft (ungewollt) zur beengung durch überschwängliche liebe - mit der folge, dass da plötzlich gar kein platz mehr für individualität ist.


Darin besteht die Gefahr. Dabei bin ich davon überzeugt, dass Individualität die Liebe fördert, aber dazu bräuchte es Selbstbestimmung.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
die wegwerfhaltung kann man hier auch als selbstschutzmechanismus begreifen, da ein längeres festhalten die eigene fehlbarkeit vor augen führen würde.  


Wow. So habe ich das noch nicht gesehen, aber da ist was Wahres dran.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
zwar stehe ich nicht so sehr auf tinguely's statik-aufruf, da ich (mensch-)spuren wichtig finde und der meinung bin, das geschichte essentiell ist, um aus fehlern zu lernen, bzw. diese in zukunft komplett zu vermeiden, allerdings sehe ich den bezug, der hier findbar wäre; ein spruch für das frei-sein und für eine uferlose entfaltung. vielleicht auch ein wunsch nach mehr räumlichkeit, physisch und geistig.


Für Statik verstehe ich als einen Aufruf für Künstler. Dass sie nicht an Altem festhalten, sondern es aufbrechen, nach vorne blicken, etwas Neues erschaffen sollen, durch ihre Individualität, durch den individuellen Ausdruck, der sich nach und nach entwickeln muss - und der kann in jeder erdenklichen Form zustande kommen.
Die Mensch-Spuren der Vergangenheit halte auch ich für wichtig, aber sie lassen sich ohnehin nicht wegmachen. Genauso wie neue Fehler, die wir machen werden, um (im besten Fall) daraus zu lernen.

Nun, Herr N., habe ich dich etwas vollgetextet. Aber ich merke, ich unterhalte mich gerne mit dir.

Grüße von hier nach dort.
Heidi
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