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Markor der Grausame


 
 
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azareon35
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag07.08.2017 00:17
Markor der Grausame
von azareon35
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Dann sei das hier mein Einstand.

_____________________________
Flackerndes Kerzenlicht erhellte den Schankraum der Taverne, ließ gespenstische Schatten über die mit Schilden und Knoblauchzöpfen behängten Wände tanzen. Der alte Geschichtenerzähler widmete sich mit Hingabe dem Eintopf, den er aus einer Holzschale löffelte, sowie der scharf gewürzten Blutwurst, aus der er immer wieder Stücke biss und diese mit großen Schlucken sauren Weins aus einem Tonkrug herunter wusch.
Bis auf einige Tagelöhner, die hier ihren Lohn versoffen, war der Geschichtenerzähler alleine. Ab und zu vermeinte er, dass ihn aus einer dunklen Ecke jemand anstarrte, eine massive Gestalt im Plattenpanzer. Doch hier narrte ihn seine Einbildung, dessen war er
sich sicher.
Es war lange nach Einbruch der Dunkelheit. Die Stadtwache hatte erst vor wenigen Herzschlägen die Stunde der Eule verkündet.
Die Tür zum Schankraum ward aufgestoßen und ein Dutzend Gestalten drang herein. Im Kerzenlicht entpuppten sie sich als zerlumpte Straßenkinder, wie man sie zuhauf in allen Gassen von Caer Caivallon fand.
Das größte der Kinder, ein sehniges Mädchen mit dem Gesicht einer tollwütigen Bulldogge, deutete auf einen einsamen Tagelöhner in einer Ecke. Der Geschichtenerzähler hatte mitangesehen, wie dieser Mann sich schnell zur Sinnlosigkeit betrunken hatte.
Rasch gingen die Kinder zu Werk. Falls der Tagelöhner das nächste Morgenlicht erlebte, würde er ärmer sein als mancher Bettler. Niemand schritt ein oder sagte ein Wort, denn die Straßenkinder trugen alle scharfe Messer und der Tagelöhner hätte es besser wissen müssen.
Nachdem die Kinder ihr Nachtwerk beendet hatten, scharrten sie sich um den Geschichtenerzähler. Der Geschichtenerzähler setzte sein Mahl seelenruhig fort.
Eines der Kinder wollte etwas sagen, aber das Bulldoggenmädchen zischte ungehalten und das andere Kind verstummte.
Schließlich beendete der Geschichtenerzähler seine Mahlzeit. Er nickte dem Mädchen dankbar zu und fragte in die Runde: "Nun, was für eine Geschichte möchtet ihr hören?"
"Etwas von Vampiren und Werwölfen", piepste ein kleiner Junge.
"Sowas hatten wir schon, du Pansenkopf!", raunzte ihn ein anderer Junge an. "Lieber etwas über die Zauberpferde."
Allgemeines Aufstöhnen ward die Folge. "Nein, lieber etwas über die Helden der kaiserlichen Armee", rief ein dritter.
"Nein, über den Drachen Xirminfu!"
"Über die Elfen vom Düsterforst!"
"Über das Schiff Galamtei!"
Der Geschichtenerzähler wartete ab, bis sich die Kinder wieder beruhigt hatten, dann suchte er den Blick des Bulldoggenmädchens. Letztendlich entschied sie. "Eine Geschichte... über Markor den Grausamen."
Ängstlich rückten die Kinder näher zusammen. Für einige Herzschläge schien es im warmen
Schankraum kälter zu werden, die Dunkelheit in den Schatten dichter, greifbarer.
Der alte Geschichtenerzähler lächelte. "Eine Geschichte von Leid und Schrecken also. Mutig, mutig. Gut denn, bringt mir einen neuen Krug Wein und ich werde euch von Markor dem Grausamen erzählen..."

Diese Dinge erlebte ich in einem Dorf weit entfernt von Caer Caivallon. Ich war nicht viel älter als ihr. Das Dorf existiert heute nicht mehr.
Damals war Markor der Grausame einfach nur Lord Markor von Schreckenstein, aus der Weite der Welt zurückgekehrt, um sein Erbe und seinen rechtmässigen Titel anzutreten, nachdem sein Vater und seine beiden älteren Brüder ehrenhaft gegen die Herren von Übelklatsch gefallen waren.
Es war erst wenige Tage her, dass Lord Markor ohne großen Pomp in die Feste Schreckenstein eingezogen war. Uns war das nur rechtens, wir hatten drängendere Sorgen, denn es galt, eine Hexe zu richten.
Jeder im Dorf kannte die Kräuterfrau Serafine, die alleine in dem Eichenhain westlich des Dorfes lebte. Alleine. Ohne einen Mann an ihrer Seite. Das war schon eine Gotteslästerung an sich.
Einen Tag nach Lord Markors Einzug in die Burg kam der Bauer Breckinridge ins Dorf gelaufen, zusammen mit seinem Weib und seinen Töchtern und seinem Knechte Alfred, der die ganze Zeit verdrießlich dreinschaute. Der Bauer Breckinridge stimmte großes Wehklagen an, dass ihm die Kühe eingegangen seien und dass es ihm übel ergangen sei in den letzten Tagen. Nachtmahre hätten ihn geplagt, schweres Fieber hätte ihn an die Schwelle zum Jenseits gebracht. Ein Teil seiner Ernte ward verdorben und eines seiner Hühner hatte ein Ei mit einem toten Küken darin gelegt. Er hatte dieses Ei sogar mitgebracht und ich sage euch, es war ein grauslicher Anblick, dieses fleischige Ding mit Schnabel und den leeren Augenhöhlen. Er war es, der Serafine beschuldigte, ihn verhext zu haben.
Unser Dorfpriester hörte dies. Unser Priester war ein wuchtiger, schwergeprüfter Mann Gottes mit der Mähne und der Stimme eines Löwen. Er erkannte sofort die untrüglichen Zeichen der Hexerei und verlangte zu wissen, ob es anderen Dörflern ähnlich ergangen war.
Derart ermutigt fanden sich rasch weitere Opfer der Serafine. Diesem hatte sie eine hässliche Warze ins Gesicht gezaubert, dem dort hatte sie einen gar widerlichen Ausschlag ans Gemächt gehext.
Unter der Führung des Priesters, mit starken Herzen und mit Gottes Segen marschierten wir zur Hütte der Hexe. Was auch immer Serafine für unheilige Mächte heraufbeschwor, unserer geballten, göttlichen Rechtmäßigkeit hatte sie nichts entgegenzusetzen. Wir nahmen sie gefangen, schleppten sie ins Dorf und der Priester unterzog sie persönlich einer hochnotpeinlichen Befragung. Ach, ihr hättet ihre Schreie hören müssen. Sie schallten durch das ganze Dorf, so sehr bemühte der Priester sich, ihre Seele vor der Hölle zu bewahren.
Gerade wollte er die Stachelpeitsche zu einem erneuten Schlag gegen Serafines verfluchten Leib erheben, da wurde ihm das göttliche Instrument aus den Fingern gerissen. Ihr ahnt es schon, es war Markor der Grausame, von den Schreien ins Dorf gelockt.
„Was in allen Höllen geht denn hier vor sich?“, verlangte er zu wissen.
Ahnte ich damals schon, dass ich mich in Gegenwart eines der größten Ungeheuer in Menschengestalt befand. Mitnichten. Ihr müsst wissen, Markor war beileibe nicht sechs Fuß groß, war nicht gebaut wie eine Felswand und es zuckten auch nicht unablässig Blitze aus seinen Augen.
Bis auf sein schwarzes, edles Lederwams war er nur ein sonnenverbrannter Mann mit dunklen, kurzen Haaren. Er war nicht alleine gekommen, sein Gefolge bestand aus einer fünfköpfigen Söldnertruppe, die alle die Hände an den Waffen hatten.
Der Priester fasste sich schnell. „Mein Lord, dies ist eine kirchliche Angelegenheit. Eure weltlichen Pflichten haben hier keinen Belang.“
„Das glaube ich kaum“, erwiderte Markor gelassen. Ein entsetztes Keuchen ging durch die Reihen der Dorfbewohner.
„Ihr würdet es nicht wagen, eure Befugnisse zu übertreten“, zürnte der Priester. Markor ignorierte ihn, stattdessen befahl er einem seiner Söldlinge, sollte der fette Pfeffersack, ja, das waren seine Worte, noch ein Mal ungefragt das Maul öffnen, so wäre er umgehend einen Kopf kürzer zu machen.
Ängstlich kauerten sich die Dorfbewohner zusammen, in Erwartung des Himmlischen Strafgerichts, welches nun über Markor hereinbrechen würde.
Doch nichts dergleichen geschah.
Markor band die Serafine von dem Pfahl in der Dorfmitte los, an dem der Priester um ihre Seele gekämpft hatte. Einer der Söldlinge wagte es auch noch, ihre von Gott gewollten Striemen zu behandeln. Oh, wie hat unser Priester da gekocht, dass könnt Ihr mir glauben. Doch Markors gotteslästerliche Drohung klang ihm noch frisch in den Ohren.
Markor wandte sich indes an die Dörfler: „Dies sind meine Lande, dies ist meine Verantwortung und ich richte über Dispute.“ Er befahl, einen Tisch und Stühle herbeizuschaffen, denn er würde nun Gericht halten.
So geschah es auch.
Als erstes lies Markor den Bauer Breckinridge vorsprechen. Erneut erzählte er von seinen toten Kühen und wie übel es ihm in den letzten Tagen ergangen ward. Da hoffte ich noch, in unwissender Jugend, dass Markor die Verderbtheit der Serafine erkannte und entsprechendes Recht walten ließe.
„Wie sind deine Kühe gestorben?“, fragte Markor.
Der Bauer Breckinridge stand da, das müsst Ihr euch vorstellen, wie ins Gesicht geschlagen. „Herr… ich verstehe nicht…“
„Wie sind deine Kühe gestorben?“
„Nun… sie sind elendig verendet.“
„Das hast du schon gesagt, Bauer. Was meinst du mit elendig? Ich brauche Details.“
Oh, welch grausame Folter, den armen Mann so unter Druck zu setzen. Der Bauer Breckinridge stand da, die Mütze in den Händen wringend, sein schwarzes Haar im Winde wehend.
Markor entschied, einen seiner Söldlinge zum Hof des Bauern zu entsenden. Während er auf dessen Rückkehr wartete, nahm er sich die anderen Zeugen vor.
Der Mann mit der hässlichen Warze ward als erster gerufen. Er erzählte, wie er eines Morgens aufwachte und sich nichts Böses dachte, bis ihn ein Freund auf das hässliche Gewächs hinwies. Dies könne nur der Verderbtheit der Serafine entsprungen sein.
„Wie genau soll sie das gemacht haben?“, verlangte Markor zu wissen.
„Nun, äh, Herr… Ihr wisst doch… ähm… nun, Hexen fliegen doch des Nachts auf Besen durch die Luft und wer unter ihnen steht, der bekommt Warzen“, stammelte der Mann mit der hässlichen Warze.
„Und du hast gesehen, dass es Serafine war?“, fragte Markor.
„Äh, nein, Herr, ich habe tief und fest in einer Scheune geschlafen.“
„Wie kannst du dann behaupten sie sei es gewesen? Weil sie die einzige Hexe hier in der Gegend ist? Deswegen muss sie es gewesen sein.“
Der Mann mit der hässlichen Warze lächelte und nickte.
Markor winkte ihn heran. „Zeig mir deine Warze doch mal her.“
Der Mann mit der hässlichen Warze kam der Aufforderung nach. „Seid vorsichtig, Herr. Nicht, dass ihre Verderbtheit noch auch Euch übergeht.“
Mit der Geschwindigkeit einer zupackenden Schlage griff Markor zu, erwischte die Warze und drückte sie zwischen seinen Fingern zusammen. Der Mann schrie schrill auf, eine höllische Kakophonie gellte durch das Dorf. Eine schiere Ewigkeit hielt Markor den Mann so fest.
Als er ihn dann losließ ward die Warze zum größten Teil verschwunden und Markor wischte Blut und Eiter am Wams des Mannes ab. „Das war keine Warze, du Otterzinken, das war ein Karbunkel. Gänsetalg und Mäusedung, richtig? Den hast du dir ins Gesicht geschmiert, gib es zu.“
„Woher wusstet Ihr das?“, klagte der Mann, sich das Gesicht haltend.
„Ich habe diese Scharlatanerie auf meinen Reisen oft erlebt“, erwiderte Markor. „Presst einen in starken Essig getränkten Lappen auf euer Gesicht. Zehn Stockschläge für ihn, wegen falschen Eides und nochmal fünf wegen allgemeiner Dummheit.“
Ein Söldling führte die Strafe umgehend aus und der Mann tat jämmerlich auwei geschrien. Markor rührte dies nicht.
Jetzt begann ich langsam, das Ausmaß seiner Grausamkeit zu erahnen.
Der Mann mit dem widerlichen Ausschlag musste nun vorsprechen. Noch ehe er von der Verderbtheit der Serafine berichten konnte, verlangte Markor, die Stelle an seinem Gemächt zu sehen. „Und zwar heute noch. Rasch, bevor meine treuen Gefährten dich deiner Kleidung entledigen.“
Die Söldner hoben ihre Waffen.
In Windeseile hatte sich der Mann mit dem widerlichen Ausschlag entkleidet.
Markor betrachtete ihn eingehend. „Ja, diesen Ausschlag kenne ich.“
Das ganze Dorf atmete erleichtert auf. Endlich hatte der Lord die Verderbtheit der Serafine erkannt.
„Das ist die Art von Ausschlag, die man bekommt, wenn man sich in einen Ameisenhaufen setzt!“, donnerte Markor. „Zwanzig Stockschläge aufs Gemächt. Setzt ihn einen Tag in einen Bottich voll Lauge und schafft ihn mir aus den Augen!“
Während ein Söldling auch diese Strafe ausführte, speiste Markor gelassen zu Mittag, bot sogar der Serafine einige Bissen an. Da kehrte auch der Söldling vom Hof des Bauern Breckinridge zurück.
Er besprach sich kurz mit dem Lord, dann rief dieser das Gericht erneut aus.
„Deine Kühe wurden vergiftet, Bauer“, sagte Markor ohne Umschweife. „Jedoch nicht von der Serafine“, warf er schnell ein, als der Priester schon deren Kopf fordern wollte. „Diese Art von Vergiftung muss über längere Zeit hinweg durch das Futter der Kühe ausgeführt werden. Das Gift muss unmittelbar vor der Fütterung dem Futter beigemengt werden.“
Der Bauer Breckinridge lachte ungläubig auf, verstummte aber gleich wieder unter dem finsteren Blick Markors. „Herr, das ist unmöglich. Nur ich und mein Knecht Alfred fütterten die Kühe“, murmelte er mit gesenktem Blick.
„Das wäre dann der da?“, fragte Markor und deutete auf Alfred, der jetzt nicht nur verdrießlich schaute. Ihm stand der blanke Hass ins Gesicht geschrieben.
Ein grausames Lächeln umspielte Markors Lippen. „Knecht Alfred. Nimm deine Kappe ab.“
Der tat dies und schwarzes Haar wallte über seine Schultern.
„Du warst es, nicht wahr?“, sagte Markor gelassen. „Und du hast auch deinem Herren, sofern mein treuer Gefährte sich nicht irrt, Einbeere und Schöllkraut in den Schlummertrunk gemischt.“
„Das ist richtig“, stieß der Knecht hervor.
„Wissen, dass du von deiner Mutter Serafine gelernt hast.“
Als der Lord dies sagte, fiel es mir und den anderen Dorfbewohnern wie Schuppen von den Augen. Die Ähnlichkeit zwischen Serafine und Alfred war unverkennbar.
Markor musste sich wahrlich mit der Hölle selbst eingelassen haben, um aus solchen Einzelheiten diese Verbindungen zu erkennen.
„Du musst einiges an Hass auf deinen Vater angesammelt haben“, sagte der Lord. „Hast du es selbst herausgefunden, oder hat es dir deine Mutter gesagt?“
„Sie hat es mir gesagt, Herr“, erwiderte Alfred. „Ich sprach den Bauern darauf an und er prügelte mich halb zu Tode.“
„Denn ein anständiger Bauer zeugt nicht einfach einen Bankert mit einer Kräuterfrau im Wald“, sagte Markor. „Also wolltest du dich an ihm rächen, hast aber nicht bedacht, dass er deine Mutter beschuldigen würde.“
Die Bauersfrau begann daraufhin, ihren Mann auszuschimpfen, während die Töchter voller Entsetzen und Ekel auf Alfred blickten.
„Herr, ich bitte ums Wort“, mischte sich der Priester ein, mühsam beherrscht.
„Auf die Gefahr hin, es zu bereuen, das hast du“, sagte Markor. „Aber achte auf deine Wortwahl, Pfaffe. Sonst kostet sie dich mehr, als du zahlen kannst.“
„Herr, mit Verlaub, Ihr überseht das Wichtigste und verrennt euch in Gespinsten.“
„Das Wichtigste? Was wäre das?“, fragte Markor mit trügerisch sanfter Zunge.
„Serafine ist eine Hexe. Das ist erwiesen.“
„Wirklich?“ Der Lord blickte in gespielter Überraschung auf Serafine. „Warum? Weil du das so sagst? Da braucht es schon Handfesteres, Pfaffe.“
Der Priester rang nach Worten. „Sie… sie lebt alleine im Wald. Ohne Mann! Welche gottesfürchtige Frau tut so etwas?“
Markor ließ den Blick schweifen und die Dörfler senkten aus Angst und Scham die Köpfe. „Also, wenn ich mir dieses Dorf hier so betrachte, dann kann ich mir einige gottesfürchtige Frauen vorstellen, deren Bedarf an Männern gedeckt ist.“ Wieder lächelte er kalt. „Andererseits… vielleicht ist es auch nur ein Mann, dessen sie überdrüssig ist. Ein Mann, der sich an ihr verging, als sie noch ein kleines Mädchen war. Und dieser Mann, Pfaffe… das warst du!“
Der Priester erbleichte. „Woher… woher wisst Ihr das? Welcher Teufel hat euch das verraten?“
Auch Serafine blickte überrascht.
Markors Lächeln wurde breiter. „Ich hatte nur Vermutungen angestellt, basierend auf ihrem Verhalten und deinem Eifer, Pfaffe. Das war nichts religiöses, das war persönlich. Denn als du sie wiedersahst, da kamen all die alten Gelüste hoch, durch die du in ihrer frühen Jugend über sie hergefallen bist. Und wenn du diese Gelüste nicht beherrschen konntest, dann musste sie dafür büßen.“
Der Priester versuchte, etwas zu sagen, sich zu verteidigen, aber er bekam kein Wort heraus. Er stammelte nur wirr.
„Wenn er auch nur in die falsche Richtung zuckt“, sagte Markor zu einem Söldling mit Armbrust, „jag ihm einen Bolzen in den Wanst.“
Er schlug auf den Tisch und verschaffte sich Gehör. „Da sich das Ganze nun aufgelöst hat, hört mein Urteil.
Bauer Breckinridge! Dein Knecht Alfred ist umgehend aus ebendieser Knechtschaft zu entlassen. Als dein leiblicher Sohn ist er dein direkter Erbe und im Falle deines Todes derjenige, der den Hof führen wird und entscheidet, an wen deine Töchter verheiratet werden.
Und weil deine verschlagene Art mich beleidigt, verurteile ich dich auch gleich zum Tode. Gwalchmai, vollstrecke das Urteil.“
Ohne viel Federlesens köpfte der angesprochene Söldling den Bauern Breckinridge.
„Serafine“, sagte Markor, „du ziehst am Besten zu deinem Sohn auf seinen neuen Hof. Da wird es dir besser  ergehen. Alfred, falls du gute Partien für deine Schwestern benötigst, wende dich an mich. Die Buhle deines Vaters kann dir als Magd dienen, aber ich rate dir, genau darauf zu achten, welche Kräuter sie in deinen Schlummertrunk mischt.“
„Ich danke euch, Herr“, sagte Alfred und machte einen Kniefall, das Wehklagen der Bauersfrau und der Töchter ignorierend.
Markor entließ ihn mit einem Wink und wandte sich dem Priester zu. „Ich hätte dir deine Unverschämtheit von vorhin vergeben, Pfaffe. Aber dass du allen Ernstes glaubst, mich von deinen Einbildungen überzeugen zu können, um deine eigene Schmach zu überdecken, das ist einfach unglaublich. Dafür kann es nur eine Strafe geben. Haruspex!
Bindet ihn an den Pfahl, entkleidet ihn und öffnet seinen Wanst. Holt seine Innereien hervor, aber macht es schön langsam. Er soll noch mitbekommen, welches Schicksal wir daraus lesen.“

„… und das war der erste Tag der Schreckensherrschaft von Markor dem Grausamen“, sagte der alte Geschichtenerzähler. „In den folgenden Jahren eroberte er sämtliche umliegenden Fürstentümer und baute seinen Machtbereich immer weiter aus. Er schien unbesiegbar zu sein, er war nie dort, wo seine Feinde ihn vermuteten und schlug dann an den ungeschützten Stellen zu. Nichts scherte ihn, keine heiligen Tage, keine Speisegebote.“
Um ihn herum klammerten sich die Kinder zitternd aneinander, warfen immer wieder verstohlene Blicke in dunkle Ecken. „Aber jetzt kann er uns doch nichts mehr tun, oder?“, fragte das Bulldoggenmädchen.
„Nein. In einer mächtigen Schlacht konnten seine Feinde ihn besiegen, auch wenn sie große Verluste hinnahmen und so nun schutzlos waren, als dann im Jahr darauf die  Horden der Foggthadr in unsere Lande einfielen. Doch das war es wert. Markor der Grausame ist in der Hölle und wird nie wieder zurückkehren. Dafür müsste er schon den Höllenfürst selbst überwinden und das ist unmöglich.“
Die Kinder wollten erleichtert aufatmen, da sagte eine tiefe, grollende Stimme: „Diese Behauptung kann ich widerlegen.“
Der Geschichtenerzähler erstarrte. Die Kinder zuckten zusammen. Der Wirt ließ den Humpen fallen, den er gerade polierte. Selbst der trunkene Tagelöhner schreckte auf.
Aus der dunklen Ecke stampfte eine massive Gestalt im Plattenpanzer. Augen gleich rotglühender Kohlen glommen hinter dem Visier auf.
„Man sollte meinen, dass es schwerer sei, aus der Hölle zu entkommen“, sagte Markor der Grausame, denn um ihn handelte es sich bei dieser Erscheinung, daran zweifelte der alte Geschichtenerzähler keinen Augenblick. „Aber offensichtlich beherrscht der Fürst der Hölle nicht mal einen einfachen Dreisatz. Wer hätte das gedacht?“
Schreiend liefen die Kinder und die Tagelöhner aus der Taverne. Auch der Wirt suchte das Weite.
Markor interessierte das nicht. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem alten Geschichtenerzähler.
„Töte mich, ich gehe ohne Furcht zu Gott“, stammelte dieser.
Markor lachte, tief und kehlig. „Du nennst mich grausam und verlangst dann so etwas? Du beleidigst mich. Und du weißt genau, wie ich Beleidigungen ahnde.“
Er packte den Geschichtenerzähler an der Schulter. Der alte Mann schrie auf, als er spürte, wie sich Ketten aus Höllenfeuer um seine Seele legten.
„Erst wollte ich dich nur dafür töten, dass du mich in der Großen Schlacht verraten hast“, sagte Markor. „Aber lauschte ich deiner Geschichte und begriff. Das wäre zu einfach. Nein, du wirst mir dienen. Voll und ganz. Also auf, alter Mann. Auf zu den Foggthadr! Erzähl ihnen meine Geschichte. Jeden einzelnen Teil davon!“
Am nächsten Tag wusste niemand, warum die Taverne abgebrannt war. Der alte Geschichtenerzähler hätte es ihnen sagen können.
Aber da war er schon viele Meilen entfernt...



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Nemo me impune lacessit.

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A.F. Daring
Gänsefüßchen


Beiträge: 20
Wohnort: Deutschland


Beitrag07.08.2017 10:26

von A.F. Daring
Antworten mit Zitat

Hallo azareon35,

vielen Dank für diese Geschichte. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt. Du hast lebendige Figuren erschafffen, tolle Bilder in meinem Kopf erzeugt und eine spannende Geschichte erzählt.

Ist dies eine abgeschlossene Kurzgeschichte? Oder ein Prolog/erstes Kapitel zu einem längeren Werk?

Mir sind nur Kleinigkeiten aufgefallen, die ich nun direkt in Deinem Text anmerken werde. Nimm was Du brauchst. Einiges davon ist wirklich nur mein persönlicher Geschmack, oder es sind Assoziationen meinerseits, über die ich gestolpert bin.

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Flackerndes Kerzenlicht erhellte den Schankraum der Taverne, ließ gespenstische Schatten über die mit Schilden und Knoblauchzöpfen behängten Wände tanzen. die Knoblauchzöpfe sind ein tolles Detail. Du beschreibst so viel wie nötig und so wenig wie möglich, um Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen ohne mich mit zu vielen Informationen zu langweilen. Der alte Geschichtenerzähler widmete sich mit Hingabe dem Eintopf, den er aus einer Holzschale löffelte, sowie der scharf gewürzten Blutwurst, aus der er immer wieder Stücke biss und diese mit großen Schlucken sauren Weins aus einem Tonkrug herunter wusch."wusch" erscheint mir hier eine merkwürdige Wahl zu sein. Für mich passt es nicht.
Bis auf einige Tagelöhner, die hier ihren Lohn versoffen, war der Geschichtenerzähler alleine. Ab und zu vermeinte er, dass ihn aus einer dunklen Ecke jemand anstarrte, eine massive Gestalt im Plattenpanzer. Doch hier narrte ihn seine Einbildung, dessen war er
sich sicher.Dafür, dass er die Gestalt als Einbildung verwirft, ist mir die Info "Plattenpanzer" zu viel des Guten. "massive Gestalt" ist völlig ausreichend
Es war lange nach Einbruch der Dunkelheit. Die Stadtwache hatte erst vor wenigen Herzschlägen die Stunde der Eule verkündet.absolut toll! Sowohl "Herzschläge" als auch "Stunde der Eule". Gefällt mir außerordentlich! Nur so eine Idee: Du könntest (als kleinen Bogen) am Ende der Geschichte erwähnen, dass man die Stadtwachen hört, wie sie draußen die Stunde des XY verkünden. Das wäre so eine Kleinigkeit, die zeigt, wie die Zeit vergangen ist und mir persönlich gefallen würde.
Die Tür zum Schankraum ward Das Wort "ward" gefällt mir nicht. Hier bin ich gestolpert. "Wurde" würde mir besser schmecken. Außerdem fände ich es besser, wenn die Tür einfach aufschwingt. Es wird ja von der Perspektive des Geschichtenerzählers berichtet, und der sieht ja nicht, dass die Tür "aufgestoßen" wird. Er sieht nur, dass die Tür aufschwingt und die Kinder hereinkommen. Das "Aufstoßen" passiert für mich draußen aus der Perspektive der Kinder. Somit fühlte ich mich als Leser kurzzeitig aus der Taverne nach draußen und dann wieder zurück in die Taverne gebeamt. aufgestoßen und ein Dutzend Gestalten drang herein. Im Kerzenlicht entpuppten sie sich als zerlumpte Straßenkinder, wie man sie zuhauf in allen Gassen von Caer Caivallon fand. sehr gute Einführung des Namens der Stadt/des Dorfes. Gut gemacht!
Das größte der Kinder, ein sehniges Mädchen mit dem Gesicht einer tollwütigen Bulldogge, deutete auf einen einsamen Tagelöhner in einer Ecke. sehr gute Beschreibung des Mädchens. Habe gleich ein Bild vor Augen. Du hast zwei wichtige Details herausgegriffen und bist nicht der Versuchung erlegen ihre uninteressanten Haare/Augen zu beschreiben. Einzig über das Wort "tollwütig" bin ich gestolpert. Ich weiß wie eine Bulldogge aussieht, aber nicht wie eine tollwütige Bulldogge aussieht. Doch, vielleicht hat sie Schaum vor dem Mund? Aber das willst Du hier sicherlich nicht sagen, oder? Ich finde Bulldogge reicht schon, um sie als derbe und grob zu beschreiben. Der Geschichtenerzähler hatte mitangesehen, wie dieser Mann sich schnell zur Sinnlosigkeit betrunken hatte. Dieser Satz ist mir zu viel. Ich weiß ja schon, dass die Tagelöhner betrunken sind. Gut, hier willst Du sagen, dass er sogar sehr betrunken ist, aber ich finde einen ganzen Satz darauf zu verschwenden, ist ein bisschen viel. Vielleicht könnte man im Satz davor sagen, dass sie sich statt einem "einsamen Tagelöhner" den "schlafenden/schnarchenden/betrunkensten" aussuchen? Hatte mir davor sowieso schon vorgestellt, dass die Tagelöhner alle eher vereinzelt sitzen.
Rasch gingen die Kinder zu Werk. Falls der Tagelöhner das nächste Morgenlicht erlebte Hier weiß ich nicht warum? Töten/Verletzen sie ihn? Oder sagst Du das nur, weil er so betrunken ist, dass er eine Alkoholvergiftung haben könnte? Schläft er eigentlich nun wirklich? Kann mir die Szene nicht so richtig vorstellen. Wüsste gerne ob die Kinder einen wachen oder einen Schlafenden/Bewusstlosen beklauen und ob sie das eher offentsichtlich oder doch geschickt und heimlich machen. Schneiden sie ihm den Beutel vom Gürtel? Zack und fertig? Hier würde ich mir ein klareres Bild wünschen. , würde er ärmer sein als mancher Bettler.Das scheint mir eine merkwürdige Übertreibung zu sein. Ärmer als "so mancher" Bettler? Hmmm... Niemand schritt ein oder sagte ein Wort, denn die Straßenkinder trugen alle scharfe Messer sieht man das? Dann würde ich eher sagen, dass in ihren Händen scharfe Messer aufblitzten. Irgendwie aktiver beschreiben. Oder ist es so, dass alle wissen, dass sie Messer irgendwo unter ihrer Kleidung tragen? Das "tragen" ist mir jedenfalls zu schwach hier und mein Bild von der Situation unvollständig. und der Tagelöhner hätte es besser wissen müssen.
Nachdem die Kinder ihr Nachtwerk beendet hatten, scharrten sie sich um den Geschichtenerzähler. Der Geschichtenerzähler unschöne Wiederhoung von "Der Geschichtenerzähler" setzte sein Mahl seelenruhig fort.
Eines der Kinder wollte etwas sagen, aber das Bulldoggenmädchen zischte ungehalten und das andere Kind verstummte.
Schließlich beendete der Geschichtenerzähler seine Mahlzeit. Das geht mir zu schnell und ist mir zu schwammig. Dauert das eine Weile bis er das Mahl beendet? Ich hätte eine Konstruktion mit "Nachdem der Geschichtenerzähler sein Mahl seelenruhig beendet hatte, nickte er ..." Er nickte dem Mädchen dankbar zu und fragte in die Runde: "Nun, was für eine Geschichte möchtet ihr hören?"
"Etwas von Vampiren und Werwölfen", piepste ein kleiner Junge.
"Sowas hatten wir schon, du Pansenkopf!", raunzte ihn ein anderer Junge an. "Lieber etwas über die Zauberpferde."
Allgemeines Aufstöhnen ward die Folge. "Nein, lieber etwas über die Helden der kaiserlichen Armee", rief ein dritter.
"Nein, über den Drachen Xirminfu!"
"Über die Elfen vom Düsterforst!"
"Über das Schiff Galamtei!" Hut ab! Absolut toll. Erst einmal führst Du in einer bewundernswerten Weise einiges an Hintergrund hier ein, machst Deine Welt breit und tief. Lässt mich fühlen, was da so alles in Deiner Welt rumkreucht und fleucht. Lässt mich denken: Ja, lass uns davon was hören, oder nein, davon, ... . Sehr, sehr gut und kurzweilig gemacht. Genial. Und zum Zweiten hast Du auch die Situation mit den Kindern gut beschrieben. Ich habe die aufgeregten kleinen Gesichtchen genau vor Augen. Den kleinen Jungen mit der piepsigen Stimme.  usw.
Der Geschichtenerzähler wartete ab, bis sich die Kinder wieder beruhigt hatten, dann suchte er den Blick des Bulldoggenmädchens. Super! Hier zeigst Du sehr schön wer die Autorität unter den Kindern hat. Letztendlich entschied sie. Dieser Satz ist allerdings zu viel. Der vorangehende Satz hat schon eindruckvoll angedeutet, dass sie entscheiden wird, da der Geschichtenerzähler sie anschaut. Und in der Folge sehen wir ja, dass sei entscheidet. Also kann der Satz hier raus. "Eine Geschichte... über Markor den Grausamen."
Ängstlich Hmmm. Anderes Wort? Wirklich ängstlich habe ich mir sie nicht vorgestellt. Sie wählen ja ihre Situation. Sind sie nicht eher ehrfürchtig, erwartungsvoll, gespannt oder so? rückten die Kinder näher zusammen. Für einige Herzschläge schien es im warmen
Schankraum kälter zu werden, die Dunkelheit in den Schatten dichter, greifbarer. PERFEKT. Ich fühle und sehe das alles.
Der alte Geschichtenerzähler lächelte. "Eine Geschichte von Leid und Schrecken also. Mutig, mutig. Gut denn, bringt mir einen neuen Krug Wein Ist das nötig? Wir sehen nicht mal, ob jemand der Aufforderung nach neuem Wein folgt. Und da Du davor die Stimmung so verdichtet hast, wäre ein unterbrechen mit "neuen Wein holen" jetzt abträglich imho. Vielleicht fordert er die Kinder eher auf gut zuzuhören? und ich werde euch von Markor dem Grausamen erzählen..."

Diese Dinge erlebte ich in einem Dorf weit entfernt von Caer Caivallon. Ich war nicht viel älter als ihr. Das Dorf existiert heute nicht mehr.
Damals war Markor der Grausame einfach nur Lord Markor von Schreckenstein Persönlicher Geschmack, aber der Name gefällt mir nicht. Erinnert mich an kitschige Kinderfernsehserien, an Hui Buh und dergleichen , aus der Weite der Welt zurückgekehrt schön! , um sein Erbe und seinen rechtmässigen Titel anzutreten, nachdem sein Vater und seine beiden älteren Brüder ehrenhaft "ehrenhaft braucht man nicht und interessiert im Laufe der Geschichte auch nicht gegen die Herren von Übelklatsch Tut mir leid, dass ist noch kitschiger und stört mich ungemein. Hier frage ich mich, ob die Geschichte nun ins Lächerliche abdriften wird. Tut sie nicht, aber "Übelklatsch" ist imho nicht passend. Also überhaupt nicht. gefallen waren.
Es war erst wenige Tage her, dass Lord Markor ohne großen Pomp in die Feste Schreckenstein eingezogen war. Uns war das nur rechtens, wir hatten drängendere Sorgen, denn es galt, eine Hexe zu richten.
Jeder im Dorf kannte die Kräuterfrau Serafine Name gefällt mir. Finde ihn passend., die alleine in dem Eichenhain westlich des Dorfes lebte. Alleine. Ohne einen Mann an ihrer Seite. Das war schon eine Gotteslästerung an sich. Das ist mir zu viel. Das kommt ja später noch raus, wenn der Priester sagt, warum Serafine eine Hexe sein soll. Ist auch ein Klischee, das ich mir als Leser sowieso selbst zusammen reimen kann. Würde ich also hier nicht erwähnen.
Einen Tag Da Du davor schreibst "Es war erst wenige Tage her", bin ich jetzt schon einige Tage weiter als nur einen Tag. Passt für mich nicht zusammen. nach Lord Markors Einzug in die Burg kam der Bauer Breckinridge Uuuhhh, da denke ich an den Skiort Breckenridge in Colorado. Name gefällt mir nicht. ins Dorf gelaufen unspezifisch. Gerannt, vielleicht?, zusammen mit seinem Weib und "und" in ein Komma verwandeln seinen Töchtern und seinem Knechte Alfred ? Knecht Alfred von Michel aus Lönneberga?, der die ganze Zeit "ganze Zeit" kann man löschen verdrießlich dreinschaute. Der Bauer Breckinridge stimmte großes Wehklagen an, dass ihm die Kühe eingegangen seien und dass es ihm übel ergangen sei in den letzten Tagen. Nachtmahre hätten ihn geplagt, schweres Fieber hätte ihn an die Schwelle zum Jenseits gebracht Alles gut, bis auf das Fieber. Ein vom Fieber geschwächter Mann kommt wütend ins Dorf gestürmt? Passt für mich nicht. Ein Teil seiner Ernte ward Persönlicher Geschmack, vielleicht, aber ich mag das "ward" hier auch nicht. verdorben und eines seiner Hühner hatte ein Ei mit einem toten Küken darin gelegt. Er hatte dieses Ei sogar mitgebracht und ich sage euch, es war ein grauslicher Anblick, dieses fleischige Ding mit Schnabel und den leeren Augenhöhlen. Schön! Er war es, der Serafine beschuldigte, ihn verhext zu haben.
Unser Dorfpriester hörte dies. Unser Priester Wiederholung "unser Priester" ist unschön war ein wuchtiger, schwergeprüfter vielleicht kenne ich diesen Ausdruck nur nicht, aber "schwergeprüft" lässt mich stolpern. Ich frage mich: Wie geprüft? Durch was? Und schon bin ich aus der Geschichte raus Mann Gottes mit der Mähne und der Stimme eines Löwen schön! . Er erkannte sofort die untrüglichen Zeichen der Hexerei und verlangte zu wissen, ob es anderen Dörflern ähnlich ergangen war.
Derart ermutigt fanden sich rasch weitere Opfer der Serafine. Diesem hatte sie eine hässliche Warze ins Gesicht gezaubert, dem dort hatte sie einen gar widerlichen "widerlich" ist hier imho zu viel  Ausschlag ans Gemächt gehext.
Unter der Führung des Priesters, mit starken Herzen und mit Gottes Segen marschierten wir zur Hütte der Hexe. Was auch immer Serafine für unheilige Mächte heraufbeschwor, unserer geballten, göttlichen Rechtmäßigkeit hatte sie nichts entgegenzusetzen. Wir nahmen sie gefangen, schleppten sie ins Dorf vielleicht hier schon sagen, dass sie in der Dorfmitte an einen Pfahl gebunden wird? und der Priester unterzog sie persönlich einer hochnotpeinlichen Befragung. Ach, ihr hättet ihre Schreie hören müssen. Sie schallten durch das ganze Dorf, so sehr bemühte der Priester sich, ihre Seele vor der Hölle zu bewahren. Sehr gut beschrieben! Und ich bekomme das Gefühl einen unreliablen Erzähler hier vor mir zu haben. Gut gemacht!
Gerade wollte er die Stachelpeitsche zu einem erneuten Schlag gegen Serafines verfluchten Leib erheben, da wurde ihm das göttliche Instrument aus den Fingern gerissen. Ihr ahnt es schon, es war Markor der Grausame, von den Schreien ins Dorf gelockt. "von den Schreien ins Dorf gelockt" ist unnötig und irgendwie aus der Sicht des Lords. Vielleicht war er ja zufällig da. Woher sollte der Geschichtenerzähler das so genau wissen. Reicht doch auch, dass er einfach plötzlich da ist. Macht ihn ja noch unheimlicher.
„Was in allen Höllen geht denn "denn" ist zu viel hier vor sich?“, verlangte er zu wissen.
Ahnte ich damals schon, dass ich mich in Gegenwart eines der größten Ungeheuer in Menschengestalt befand? Mitnichten. Ihr müsst wissen, Markor war beileibe nicht sechs Fuß groß, war nicht gebaut wie eine Felswand und es zuckten auch nicht unablässig Blitze aus seinen Augen.
Bis auf sein schwarzes, edles Lederwams war er nur ein sonnenverbrannter Mann mit dunklen, kurzen Haaren. Persönlicher Geschmack, aber das passt für mich nicht. Du willst ihn doch gerade als Autorität etablieren. Ihn dann aber erst mal so klein zu machen? Er war nicht alleine gekommen, sein Gefolge bestand aus einer fünfköpfigen Söldnertruppe, die alle die Hände an den Waffen hatten. unspezifisches Bild. Hände an die Waffen gelegt? Welche Waffen? Schwerter? Äxte? Lanzen?
Der Priester fasste sich schnell. „Mein Lord, dies ist eine kirchliche Angelegenheit. Eure weltlichen Pflichten haben hier keinen Belang. Dieser letzte Satz wirkt gestelzt. Vielleicht "Die Krone hat hier nichts zu sagen" oder den Satz ganz streichen? Das mit der kirchlichen Angelegenheit sagt ja eigentlich schon alles
„Das glaube ich kaum“, erwiderte Markor gelassen. Ein entsetztes Keuchen "Keuchen" finde ich unpassend. ging durch die Reihen der Dorfbewohner.
„Ihr würdet es nicht wagen, eure Befugnisse zu übertreten“, zürnte der Priester. Markor ignorierte ihn, stattdessen befahl er einem seiner Söldlinge, sollte der fette Pfeffersack, ja, das waren seine Worte, noch ein Mal ungefragt das Maul öffnen, so wäre er umgehend einen Kopf kürzer zu machen. Über die Satzstellung bin ich gestolpert. Vielleicht umstellen: "befahl er einem seiner Söldlinge den fetten Pfeffersack, ja, das waren seine Worte, einen Kopf kürzer zu machen, sollte dieser noch ein Mal ungefragt das Maul öffnen."
Ängstlich kauerten sich die Dorfbewohner zusammen, in Erwartung des Himmlischen Strafgerichts, welches nun über Markor hereinbrechen würde.
Doch nichts dergleichen geschah.
Markor band die Serafine von dem Pfahl in der Dorfmitte "in der Dorfmitte" finde ich hier fehl am Platz. Würde ich gar nicht sagen, oder am Anfang sagen, wenn sie die Serafine dort festbinden. los, an dem der Priester um ihre Seele gekämpft hatte. sehr gut! Einer der Söldlinge wagte es auch noch, ihre von Gott gewollten Striemen zu behandeln. Oh, wie hat unser Priester da gekocht, dass könnt Ihr mir glauben. Doch Markors gotteslästerliche Drohung klang ihm noch frisch in den Ohren.
Markor wandte sich indes an die Dörfler: „Dies sind meine Lande, dies ist meine Verantwortung "dies ist meine Verantwortung" würde ich löschen. Klingt komisch und der Rest reicht. und ich richte über Dispute.“ Er befahl, einen Tisch und Stühle herbeizuschaffen, denn er würde nun Gericht halten.
So geschah es auch.
Als erstes ließ Markor den Bauern Breckinridge vorsprechen. Erneut erzählte erdieser von seinen toten Kühen und wie übel es ihm in den letzten Tagen ergangen ward. Da hoffte ich noch, in unwissender Jugend, dass Markor die Verderbtheit der Serafine erkannte und entsprechendes Recht walten ließe.
„Wie sind deine Kühe gestorben?“, fragte Markor.
Der Bauer Breckinridge stand da, das müsst Ihr euch vorstellen, wie ins Gesicht geschlagen. „Herr… ich verstehe nicht…“ Schau Dir den korrekten Gebrauch von Auslassungszeichen an.
„Wie sind deine Kühe gestorben?“
„Nun… sie sind elendig verendet.“
„Das hast du schon gesagt, Bauer. Was meinst du mit elendig? Ich brauche Details.“
Oh, welch grausame Folter, den armen Mann so unter Druck zu setzen. Der Bauer Breckinridge stand da, die Mütze in den Händen wringend, sein schwarzes Haar im Winde wehend.
Markor entschied, einen seiner Söldlinge zum Hof des Bauern zu entsenden. Während er auf dessen Rückkehr wartete, nahm er sich die anderen Zeugen vor.
Der Mann mit der hässlichen "hässlich" schreibst Du gleich im nächsten Satz nochmal. Würde ich hier löschen Warze ward als erster gerufen. Er erzählte, wie er eines Morgens aufwachte und sich nichts Böses dachte, bis ihn ein Freund auf das hässliche Gewächs hinwies. Dies könne nur der Verderbtheit der Serafine entsprungen sein.
„Wie genau soll sie das gemacht haben?“, verlangte Markor zu wissen.
„Nun, äh, Herr… Ihr wisst doch… ähm… nun, Hexen fliegen doch des Nachts auf Besen durch die Luft und wer unter ihnen steht, der bekommt Warzen“, stammelte der Mann mit der hässlichen Warze.
„Und du hast gesehen, dass es Serafine war?“, fragte Markor.
„Äh, nein, Herr, ich habe tief und fest in einer Scheune geschlafen.“
„Wie kannst du dann behaupten sie sei es gewesen? Weil sie die einzige Hexe hier in der Gegend ist? Deswegen muss sie es gewesen sein?
Der Mann mit der hässlichen Warze lächelte und nickte.
Markor winkte ihn heran. „Zeig mir deine Warze doch mal her. Klingt unschön. Das "doch mal" klingt wenig nach Befehlston. Das "herzeigen" gefällt mir auch nicht. Vielleicht: "Zeig mir Deine Warze." oder "Zeig er mir die Warze von Nahem." oder so was.
Der Mann mit der hässlichen Das ist mir vieeel zu oft "hässlich" Warze kam der Aufforderung nach. „Seid vorsichtig, Herr. Nicht, dass ihre Verderbtheit noch auch Euch übergeht.“
Mit der Geschwindigkeit einer zupackenden Schlange griff Markor zu, erwischte die Warze und drückte sie zwischen seinen Fingern zusammen. Der Mann schrie schrill auf, eine höllische Kakophonie gellte durch das Dorf. Eine schiere Ewigkeit hielt Markor den Mann so fest.
Als er ihn dann losließ ward die Warze zum größten Teil verschwunden und Markor wischte Blut und Eiter am Wams des Mannes ab. „Das war keine Warze, du Otterzinken schön!, das war ein Karbunkel. Gänsetalg und Mäusedung, richtig? Den hast du dir ins Gesicht geschmiert, gib es zu.“
„Woher wusstet Ihr das?“, klagte der Mann, sich das Gesicht haltend.
„Ich habe diese Scharlatanerie auf meinen Reisen oft erlebt“, erwiderte Markor. „Presst einen in starken Essig getränkten Lappen auf euer Gesicht. Zehn Stockschläge für ihn, wegen falschen Eides und nochmal fünf wegen allgemeiner Dummheit.“
Ein Söldling führte die Strafe umgehend aus und der Mann tat jämmerlich auwei geschrien "tat jämmerlich auwei geschriehen" ???. Markor rührte dies nicht.
Jetzt begann ich langsam, das Ausmaß seiner Grausamkeit zu erahnen.
Der Mann mit dem widerlichen Ausschlag musste nun vorsprechen. Noch ehe er von der Verderbtheit der Serafine berichten konnte, verlangte Markor, die Stelle an seinem Gemächt zu sehen. „Und zwar heute noch. Rasch, bevor meine treuen Gefährten dich deiner Kleidung entledigen.“
Die Söldner hoben ihre Waffen.
In Windeseile hatte sich der Mann mit dem widerlichen Ausschlag entkleidet.
Markor betrachtete ihn eingehend. „Ja, diesen Ausschlag kenne ich.“
Das ganze Dorf atmete erleichtert auf. Endlich hatte der Lord die Verderbtheit Du wiederholst "Verderbtheit" ziemlich oft. Zu oft. der Serafine erkannt.
„Das ist die Art von Ausschlag, die man bekommt, wenn man sich in einen Ameisenhaufen setzt!“, donnerte Markor. „Zwanzig Stockschläge aufs Gemächt. Setzt ihn einen Tag in einen Bottich voll Lauge und schafft ihn mir aus den Augen!“
Während ein Söldling auch "auch" klingt nicht schön hier. Vielleicht "während ein anderer Söldling die Strafe ausführte" diese Strafe ausführte, speiste Markor gelassen zu Mittag, bot sogar der Serafine einige Bissen an. Da kehrte auch der Söldling vom Hof des Bauern Breckinridge zurück.
Er besprach sich kurz mit dem Lord, dann rief dieser das Gericht erneut aus.
„Deine Kühe wurden vergiftet, Bauer“, sagte Markor ohne Umschweife. „Jedoch nicht von der Serafine“, warf er schnell ein, als der Priester schon deren Kopf fordern wollte. „Diese Art von Vergiftung muss über längere Zeit hinweg durch das Futter der Kühe ausgeführt werden. Das Gift muss unmittelbar vor der Fütterung dem Futter beigemengt werden.“
Der Bauer Breckinridge lachte ungläubig auf, verstummte aber gleich wieder unter dem finsteren Blick Markors. „Herr, das ist unmöglich. Nur ich und mein Knecht Alfred fütterten "füttern" die Kühe“, murmelte er mit gesenktem Blick.
„Das wäre dann der da?“, fragte Markor und deutete auf Alfred, der jetzt nicht nur "nicht mehr" verdrießlich schaute. "Nein, ihm stand der blanke Hass ..." Ihm stand der blanke Hass ins Gesicht geschrieben.
Ein grausames Lächeln umspielte Markors Lippen. „Knecht Alfred. Nimm deine Kappe ab.“
Der tat dies und schwarzes Haar wallte über seine Schultern.
„Du warst es, nicht wahr?“, sagte Markor gelassen. „Und du hast auch deinem Herren, sofern mein treuer Gefährte sich nicht irrt, Einbeere und Schöllkraut in den Schlummertrunk gemischt.“
„Das ist richtig“, stieß der Knecht hervor.
„Wissen, dass du von deiner Mutter Serafine gelernt hast.“
Als der Lord dies sagte, fiel es mir und den anderen Dorfbewohnern wie Schuppen von den Augen. Die Ähnlichkeit zwischen Serafine und Alfred war unverkennbar.
Markor musste sich wahrlich mit der Hölle selbst eingelassen haben, um aus solchen Einzelheiten diese Verbindungen zu erkennen. Eventuell fällt Dir hier ein eleganterer Satz ein.
„Du musst einiges an Hass auf deinen Vater angesammelt haben“, sagte der Lord. „Hast du es selbst herausgefunden, oder hat es dir deine Mutter gesagt?“
„Sie hat es mir gesagt, Herr“, erwiderte Alfred. „Ich sprach den Bauern darauf an und er prügelte mich halb zu Tode.“
„Denn ein anständiger Bauer zeugt nicht einfach einen Bankert mit einer Kräuterfrau im Wald“, sagte Markor. „Also wolltest du dich an ihm rächen, hast aber nicht bedacht, dass er deine Mutter beschuldigen würde.“
Die Bauersfrau begann daraufhin, ihren Mann auszuschimpfen, während die Töchter voller Entsetzen und Ekel auf Alfred blickten.
„Herr, ich bitte ums Wort“, mischte sich der Priester ein, mühsam beherrscht.
„Auf die Gefahr hin, es zu bereuen, das hast du "das" ist für mich zu weit weg von "Wort". Würde den Satz eher umstellen: "Das hast du, auf die Gefahr hin, dass ich es bereue." oder "Das hast du. Lass es mich nicht bereuen". Oder "das Wort" wiederholen. “, sagte Markor. „Aber achte auf deine Wortwahl, Pfaffe. Sonst kostet sie dich mehr, als du zahlen kannst.“
„Herr, mit Verlaub, Ihr überseht das Wichtigste und verrennt euch in Gespinsten.“
„Das Wichtigste? Was wäre das?“, fragte Markor mit trügerisch sanfter Zunge.
„Serafine ist eine Hexe. Das ist erwiesen.“
„Wirklich?“ Der Lord blickte in gespielter Überraschung auf Serafine. „Warum? Weil du das so sagst? Da braucht es schon Handfesteres, Pfaffe.“
Der Priester rang nach Worten. „Sie… sie lebt alleine im Wald. Ohne Mann! Welche gottesfürchtige Frau tut so etwas?“
Markor ließ den Blick schweifen und die Dörfler senkten aus Angst und Scham die Köpfe. „Also, wenn ich mir dieses Dorf hier so betrachte, dann kann ich mir einige gottesfürchtige Frauen vorstellen, deren Bedarf an Männern gedeckt ist. Wenn der Bedarf gedeckt ist, heißt das dann nicht, dass die Frauen Männer haben? Ich habe das Gefühl, du willst hier sagen, dass die Frauen keinen Bedarf an den vorhandenen Männern haben. Oder so was Ähnliches? Bin mir nicht sicher. “ Wieder lächelte er kalt. „Andererseits… vielleicht ist es auch nur "vielleicht ist es gerade ein Mann" ein Mann, dessen sie überdrüssig ist. Ein Mann, der sich an ihr verging, als sie noch ein kleines Mädchen war. Und dieser Mann, Pfaffe… das warst du!“
Der Priester erbleichte. „Woher… woher wisst Ihr das? Welcher Teufel hat euch das verraten?“ Wäre für mich stärker, wenn Du den Priester nur den letzten Satz sagen lässt und den ersten streichst.
Auch Serafine blickte überrascht.
Markors Lächeln wurde breiter. „Ich hatte nur Vermutungen angestellt, basierend auf ihrem Verhalten und deinem Eifer, Pfaffe. Das war nichts religiöses, das war persönlich. Denn als du sie wiedersahst, da kamen all die alten Gelüste hoch, durch die du in ihrer frühen Jugend über sie hergefallen bist. "durch Gelüste über sie hergefallen" klingt falsch. Kann man durch Gelüste herfallen? Und wenn du diese Gelüste nicht beherrschen konntest, dann musste sie dafür büßen.“
Der Priester versuchte, etwas zu sagen, sich zu verteidigen, aber er bekam kein Wort heraus. Er stammelte nur wirr.
„Wenn er auch nur in die falsche Richtung zuckt“, sagte Markor zu einem Söldling mit Armbrust, „jag ihm einen Bolzen in den Wanst.“
Er schlug auf den Tisch und verschaffte sich Gehör. Huh? Hatte er nicht schon die ganze Zeit das Gehör? Wenn, dann müsstest Du kurz vorher sagen, dass ein Murmeln durch die Dorfgemeinschaft geht, oder so „Da sich das Ganze nun aufgelöst hat, hört mein Urteil:
Bauer Breckinridge! Dein Knecht Alfred ist umgehend aus ebendieser Knechtschaft zu entlassen. Als dein leiblicher Sohn ist er dein direkter Erbe und im Falle deines Todes derjenige, der den Hof führen wird und entscheidet, an wen deine Töchter verheiratet werden.
Und weil deine verschlagene Art mich beleidigt, verurteile ich dich auch gleich "gleich" klingt nicht gut. Vielleicht "auf der Stelle"? zum Tode. Gwalchmai, vollstrecke das Urteil!
Ohne viel Federlesens köpfte der angesprochene Söldling den Bauern Breckinridge. "Federlesen" ?. Wie köpft er ihn? Das ist nämlich gar nicht so einfach. Sehr schwierig sogar. Das geht mir hier zu schenll. Vielleicht schaffen sie ihn einfach erst mal weg?
„Serafine“, sagte Markor, „du ziehst am besten zu deinem Sohn auf seinen neuen Hof. Da wird es dir besser ergehen. Alfred, falls du gute Partien für deine Schwestern benötigst, wende dich an mich. Die Buhle deines Vaters kann dir als Magd dienen Hmm. Das finde ich nicht gut. Die Bauersfrau hat ja gar nichts böses gemacht. Sie wurde ja sogar von ihrem Mann betrogen. Ich fände es gerechter, sie einfach gehen zu lassen, oder gleichberechtigt auf dem Hof leben zu lassen, oder so. Das ist mir hier sauer aufgestoßen. , aber ich rate dir, genau darauf zu achten, welche Kräuter sie in deinen Schlummertrunk mischt.“
„Ich danke euch, Herr“, sagte Alfred und machte einen Kniefall, das Wehklagen der Bauersfrau und der Töchter ignorierend.
Markor entließ ihn mit einem Wink und wandte sich dem Priester zu. „Ich hätte dir deine Unverschämtheit von vorhin vergeben, Pfaffe. Aber dass du allen Ernstes glaubst, mich von deinen Einbildungen überzeugen zu können, um deine eigene Schmach Schande? zu überdecken, das ist einfach unglaublich. Dafür kann es nur eine Strafe geben. Haruspex!
Bindet ihn an den Pfahl, entkleidet ihn und öffnet seinen Wanst. Holt seine Innereien hervor, aber macht es schön langsam. Er soll noch mitbekommen, welches Schicksal wir daraus lesen.“

„… und das war der erste Tag der Schreckensherrschaft von Markor dem Grausamen“, sagte der alte Geschichtenerzähler. „In den folgenden Jahren eroberte er sämtliche umliegenden Fürstentümer und baute seinen Machtbereich Reich? Auch ausbauen gefällt mir nicht. vielleicht "vergrößerte sein Reich"? immer weiter aus. Er schien unbesiegbar zu sein, er war nie dort, wo seine Feinde ihn vermuteten und schlug dann "dann" streichen an den ungeschützten Stellen unschön. Vielleicht "und schlug aus dem Hinterhalt zu" zu. Nichts scherte ihn, keine heiligen Tage, keine Speisegebote.“
Um ihn herum klammerten sich die Kinder zitternd aneinander, warfen immer wieder verstohlene Blicke in dunkle Ecken. „Aber jetzt kann er uns doch nichts mehr tun, oder?“, fragte das Bulldoggenmädchen.
„Nein. In einer mächtigen Sind Schlachten mächtig?  Schlacht konnten seine Feinde ihn besiegen, auch wenn sie große Verluste hinnahmen und so nun schutzlos waren, als dann im Jahr darauf die Horden der Foggthadr in unsere Lande einfielen. Doch das war es wert. Markor der Grausame ist in der Hölle und wird nie wieder zurückkehren. Dafür müsste er schon den Höllenfürst selbst überwinden und das ist unmöglich.“
Die Kinder wollten erleichtert aufatmen, da sagte eine tiefe, grollende Stimme: „Diese Behauptung kann ich widerlegen.“ Komm schon! Hier kannst Du ihn einen besseren Satz sagen lassen. Etwas eindrucksvolleres, gewichtigeres smile Lass mich zittern!!!
Der Geschichtenerzähler erstarrte. Die Kinder zuckten zusammen. Der Wirt ließ den Humpen fallen, den er gerade polierte. Selbst der trunkene Tagelöhner schreckte auf waren das vorher nicht mehrere Tagelöhner?.
Aus der dunklen Ecke stampfte eine massive Gestalt im Plattenpanzer. Augen gleich rotglühender Kohlen glommen "Augen glommen glühenden Kohlen gleich" hinter dem Visier auf.
„Man sollte meinen, dass es schwerer sei, aus der Hölle zu entkommen“, sagte Markor der Grausame, denn um ihn handelte es sich bei dieser ErscheinungUgh, dieser Einschub ist nicht so schön. Lass ihn weg. Der Leser versteht schon, dass es Markor ist. Kannst ihn von mir aus auch ruhig weiter Gestalt nennen. Aber der Einschub passt gar nicht imho. Dann eher einen einzelnen Satz: "Das musste Markor der Grausame sein.", daran zweifelte der alte Geschichtenerzähler keinen Augenblick. „Aber offensichtlich beherrscht der Fürst der Hölle nicht mal einen einfachen Dreisatz. Du meinst hier bestimmt tatsächlich "Dreisatz". Aber durch die Ähnlichkeit zu "Dreizack", den ich nun mal auch mir einem Höllenfürsten assoziiere, bin ich hier rausgekommen. Wer hätte das gedacht?“
Schreiend liefen die Kinder und die Tagelöhner aus der Taverne. Auch der Wirt suchte das Weite.
Markor interessierte das nicht. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem alten Geschichtenerzähler. Das ist jetzt aus der Sicht des Markor und nicht mehr aus der Sicht des Geschichtenerzählers. Du bist hier im falschen Kopf drin.
„Töte mich, ich gehe ohne Furcht zu Gott“, stammelte dieser.
Markor lachte, tief und kehlig. „Du nennst mich grausam und verlangst dann so etwas? Verstehe ich hier nicht. Du beleidigst mich. Und du weißt genau, wie ich Beleidigungen ahnde.“
Er packte den Geschichtenerzähler an der Schulter. Der alte Mann schrie auf, als er spürte Diese Konstruktion macht den starken Satz schwach. Ich würde schreiben: "Der alte Mann schrie auf. Ketten aus Höllenfeuer legten sich um seine Seele.", wie sich Ketten aus Höllenfeuer um seine Seele legten.
„Erst wollte ich dich nur dafür töten, dass du mich in der Großen Schlacht verraten hast“, sagte Markor. „Aber lauschte ich deiner Geschichte und begriff. Fehlt in dem Satz ein Wort? Das wäre zu einfach. Was wäre zu einfach? Der Geschichte zu lauschen? Nein, du wirst mir dienen. Voll und ganz. Also auf, alter Mann. Auf zu den Foggthadr! Erzähl ihnen meine Geschichte. Jeden einzelnen Teil davon!“
Am nächsten Tag wusste niemand, warum die Taverne abgebrannt war. Der alte Geschichtenerzähler hätte es ihnen sagen können.
Aber da war er schon viele Meilen entfernt...



Mir ist aufgefallen, dass alle einen Namen bekommen haben außer den Kindern (oder zumindest dem Bulldoggenmädchen) und dem Geschichtenerzähler. Kann ich momentan gar nicht bewerten. Ist mir nur aufgefallen.

Ich habe mich auch gefragt, warum die Kinder wissen, dass er ein Geschichtenerzähler ist. Als die Kinder reinkommen, scheint es mir so zu sein, dass der Geschichtenerzähler die Kinder nicht kennt. Warum kennen sie also ihn? Oder trägt er irgendwelche Kleidung, die ihn als Geschichtenerzähler verrät? Die ganze Situation später wirkt ja so, als ob er den Kindern häufiger etwas erzählen würde. Das passt für mich nicht so ganz mit dem Anfangsbild zusammen, ind em irgendwelche unbekannte Straßenkinder hereinkommen.


Sehr gut. Daumen hoch! Ich hoffe mehr von Dir zu lesen.

LG
A.F.
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azareon35
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Beitrag07.08.2017 13:05

von azareon35
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Hallo A.F.,

großes Dankeschön für deine Kritik. Zu einigen Punkten will ich mich äußern.


Zitat:
Ist dies eine abgeschlossene Kurzgeschichte? Oder ein Prolog/erstes Kapitel zu einem längeren Werk?

Das ist eine abgeschlossene Kurzgeschichte.

Zitat:
Das Wort "ward" gefällt mir nicht. Hier bin ich gestolpert. "Wurde" würde mir besser schmecken. Außerdem fände ich es besser, wenn die Tür einfach aufschwingt. Es wird ja von der Perspektive des Geschichtenerzählers berichtet, und der sieht ja nicht, dass die Tür "aufgestoßen" wird. Er sieht nur, dass die Tür aufschwingt und die Kinder hereinkommen. Das "Aufstoßen" passiert für mich draußen aus der Perspektive der Kinder. Somit fühlte ich mich als Leser kurzzeitig aus der Taverne nach draußen und dann wieder zurück in die Taverne gebeamt.

Aufschwingen ist für mich persönlich etwas zu langsam. Die Kiddies schleichen sich ja nicht einfach in die Taverne, sondern marschieren hinein, als hätten sie die dicksten Eier der Stadt.



Zitat:
"wusch" erscheint mir hier eine merkwürdige Wahl zu sein. Für mich passt es nicht.

Dass er das Essen mit Wein herunterspülte, empfand ich als zu modern.

Zitat:
Hier weiß ich nicht warum? Töten/Verletzen sie ihn? Oder sagst Du das nur, weil er so betrunken ist, dass er eine Alkoholvergiftung haben könnte? Schläft er eigentlich nun wirklich? Kann mir die Szene nicht so richtig vorstellen. Wüsste gerne ob die Kinder einen wachen oder einen Schlafenden/Bewusstlosen beklauen und ob sie das eher offentsichtlich oder doch geschickt und heimlich machen. Schneiden sie ihm den Beutel vom Gürtel? Zack und fertig? Hier würde ich mir ein klareres Bild wünschen.

Sie nehmen ihn auf jeden Fall aus wie eine Weihnachtsgans und wenn sie entsprechend mies oder gut gelaunt sind, dann stechen sie ihn auch ab. Ich wollte damit eine sehr gefährliche und grausame Welt implizieren.


Zitat:
sieht man das? Dann würde ich eher sagen, dass in ihren Händen scharfe Messer aufblitzten. Irgendwie aktiver beschreiben. Oder ist es so, dass alle wissen, dass sie Messer irgendwo unter ihrer Kleidung tragen? Das "tragen" ist mir jedenfalls zu schwach hier und mein Bild von der Situation unvollständig.

Das gehört für einen großen Teil der Stadtbevölkerung zum Allgemeinwissen, ja.

Zitat:
Hmmm. Anderes Wort? Wirklich ängstlich habe ich mir sie nicht vorgestellt. Sie wählen ja ihre Situation. Sind sie nicht eher ehrfürchtig, erwartungsvoll, gespannt oder so?

Das ist schon bewusst gewählt. Damit wollte ich zeigen, dass selbst diese hartgesottenen Wolfskinder vor ihm Angst haben. Vielleicht kann ich in der Neufassung ja rausarbeiten, wie das Bulldoggenmädchen auch Angst hat, aber dies zu überspielen versucht.

Zitat:
n Persönlicher Geschmack, aber der Name gefällt mir nicht. Erinnert mich an kitschige Kinderfernsehserien, an Hui Buh und dergleichen

Zitat:
Tut mir leid, dass ist noch kitschiger und stört mich ungemein. Hier frage ich mich, ob die Geschichte nun ins Lächerliche abdriften wird. Tut sie nicht, aber "Übelklatsch" ist imho nicht passend. Also überhaupt nicht.

Zitat:
Uuuhhh, da denke ich an den Skiort Breckenridge in Colorado. Name gefällt mir nicht.

Yeah... Embarassed Meine große Schwäche sind Namen und Überschriften. Da bin ich total unkreativ. (Ich hab früher einige Schreckensteinbücher gelesen, aber richtig begeistert war ich von denen nie)

Zitat:
? Knecht Alfred von Michel aus Lönneberga?

Nein, ich hatte gerade Batman: Eternal gelesen Embarassed Siehe oben.



Zitat:
vielleicht kenne ich diesen Ausdruck nur nicht, aber "schwergeprüft" lässt mich stolpern. Ich frage mich: Wie geprüft? Durch was? Und schon bin ich aus der Geschichte raus

Ich kenne es als altmodischen Ausdruck für 'ist sehr erfahren', denn gerade das fand ich zu generisch.

Zitat:
"von den Schreien ins Dorf gelockt" ist unnötig und irgendwie aus der Sicht des Lords. Vielleicht war er ja zufällig da. Woher sollte der Geschichtenerzähler das so genau wissen. Reicht doch auch, dass er einfach plötzlich da ist. Macht ihn ja noch unheimlicher.

Sehr gute Idee, mache ich so in der Neufassung.

Zitat:
Persönlicher Geschmack, aber das passt für mich nicht. Du willst ihn doch gerade als Autorität etablieren. Ihn dann aber erst mal so klein zu machen?

Da versucht eher der Geschichtenerzähler sich selbst größer zu machen.

Zitat:
Schau Dir den korrekten Gebrauch von Auslassungszeichen an.

Ich kenne es nur so. Mit dem Leerzeichen empfinde ich es falsch geschrieben.

Zitat:
"hässlich" schreibst Du gleich im nächsten Satz nochmal. Würde ich hier löschen

Zitat:
Du wiederholst "Verderbtheit" ziemlich oft. Zu oft.

Geschichtenerzähler und Gaukler benutzten immer gerne einfache Wortwiederholungen, um die Geschichte plastischer im Kopf des Publikums zu verankern. Erfolglose Geschichtenerzähler waren jene, die zu oft andere Worte für den gleichen Sachverhalt verwendeten, so dass das Publikum nicht mehr hinterher kam.

Zitat:
"tat jämmerlich auwei geschriehen" ???

Sehr altmodischer Begriff für "Er jammerte laut, als ihn der Söldner mit dem Stock schlug". Hatte ich mal in einem alten Märchen der Gebrüder Grimm gelesen.

Zitat:
"Das hast du, auf die Gefahr hin, dass ich es bereue."

Das klingt tatsächlich besser.

Zitat:
Wenn der Bedarf gedeckt ist, heißt das dann nicht, dass die Frauen Männer haben? Ich habe das Gefühl, du willst hier sagen, dass die Frauen keinen Bedarf an den vorhandenen Männern haben. Oder so was Ähnliches? Bin mir nicht sicher. “

Markor will damit sagen, dass die ganzen Männer in dem Dorf absolute Klappspaten sind. Daher kann er die Entscheidung der Serafine gut nachvollziehen.


Zitat:
Komm schon! Hier kannst Du ihn einen besseren Satz sagen lassen. Etwas eindrucksvolleres, gewichtigeres smile Lass mich zittern!!!

Bin für alle Vorschläge offen.

Zitat:
Du meinst hier bestimmt tatsächlich "Dreisatz". Aber durch die Ähnlichkeit zu "Dreizack", den ich nun mal auch mir einem Höllenfürsten assoziiere, bin ich hier rausgekommen.

Mir ist nichts besseres eingefallen. Embarassed

Ich werde jetzt abwarten, ob es noch andere Kritiken gibt, dann überarbeite ich den Text und poste die neue Version.
MfG
Azareon


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A.F. Daring
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Beitrag07.08.2017 14:34

von A.F. Daring
Antworten mit Zitat

Zitat:
Bin für alle Vorschläge offen.


Wie wäre es mit:

"Mit Nichten, Du alter Narr!"
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Beitrag07.08.2017 16:25

von azareon35
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A.F. Daring hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Bin für alle Vorschläge offen.


Wie wäre es mit:

"Mit Nichten, Du alter Narr!"


"Mit Nichten!"
"Welchen Nichten?"
"Iwo."
"Und wie heißt die Zweite?"


Scherz beiseite, das hört sich gut an. Ich nehme es.


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azareon35
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Beitrag07.08.2017 16:28

von azareon35
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Flackerndes Kerzenlicht erhellte den Schankraum der Taverne, ließ gespenstische Schatten über die mit Schilden und Knoblauchzöpfen behängten Wände tanzen. Der alte Geschichtenerzähler widmete sich mit Hingabe dem Eintopf, den er aus einer Holzschale löffelte, sowie der scharf gewürzten Blutwurst, aus der er immer wieder Stücke biss und diese mit großen Schlucken sauren Weins aus einem Tonkrug herunter wusch.
Bis auf einige Tagelöhner, die hier ihren Lohn versoffen, war der Geschichtenerzähler alleine. Ab und zu vermeinte er, dass ihn aus einer dunklen Ecke jemand anstarrte, eine massive Gestalt. Doch hier narrte ihn seine Einbildung, dessen war er sich sicher.
Es war lange nach Einbruch der Dunkelheit. Die Stadtwache hatte erst vor wenigen Herzschlägen die Stunde der Eule verkündet.
Von außen stieß jemand die Tür zum Schankraum auf und ein Dutzend Gestalten drang herein. Im Kerzenlicht entpuppten sie sich als zerlumpte Straßenkinder, wie man sie zuhauf in allen Gassen von Caer Caivallon fand.
Das größte der Kinder, ein sehniges Mädchen mit dem Gesicht einer tollwütigen Bulldogge, deutete auf einen einsamen Tagelöhner in einer Ecke.
Rasch gingen die Kinder zu Werk. Am nächsten Morgenlicht würde der Tagelöhner sehr arm sein. Niemand schritt ein oder sagte ein Wort, denn die Straßenkinder trugen alle scharfe Messer bei sich und der Tagelöhner hätte es besser wissen müssen.
Nachdem die Kinder ihr Nachtwerk beendet hatten, scharrten sie sich um den Geschichtenerzähler, der sein Mahl seelenruhig fortsetzte.
Eines der Kinder wollte etwas sagen, aber das Bulldoggenmädchen zischte ungehalten und das andere Kind verstummte.
Schließlich nickte der Geschichtenerzähler dem Mädchen dankbar zu und fragte in die Runde: "Nun, was für eine Geschichte möchtet ihr hören?"
"Etwas von Vampiren und Werwölfen", piepste ein kleiner Junge.
"Sowas hatten wir schon, du Pansenkopf!", raunzte ihn ein anderer Junge an. "Lieber etwas über die Zauberpferde."
Allgemeines Aufstöhnen folgte. "Nein, lieber etwas über die Helden der kaiserlichen Armee", rief ein dritter.
"Nein, über den Drachen Xirminfu!"
"Über die Elfen vom Düsterforst!"
"Über das Schiff Galamtei!"
Der Geschichtenerzähler wartete ab, bis sich die Kinder wieder beruhigt hatten, dann suchte er den Blick des Bulldoggenmädchens.
Sie straffte die Schultern. "Eine Geschichte... über Markor den Grausamen."
Ängstlich rückten die Kinder näher zusammen. Für einige Herzschläge schien es im warmen Schankraum kälter zu werden, die Dunkelheit in den Schatten dichter, greifbarer. Auch das Bulldoggenmädchen blickte etwas unsicher umher, verschloss ihr Gesicht dann wieder.
Der alte Geschichtenerzähler lächelte. "Eine Geschichte von Leid und Schrecken also. Mutig, mutig. Gut denn, bringt mir noch einen Krug Wein und ich werde euch von Markor dem Grausamen erzählen..."

Diese Dinge erlebte ich in einem Dorf weit entfernt von Caer Caivallon. Ich war nicht viel älter als ihr. Das Dorf existiert heute nicht mehr.
Damals war Markor der Grausame einfach nur Lord Markor von Irbitis, aus der Weite der Welt zurückgekehrt, um sein Erbe und seinen rechtmässigen Titel anzutreten, nachdem sein Vater und seine beiden älteren Brüder ehrenhaft gegen die Herren von Lazda gefallen waren.
Es war erst wenige Tage her, dass Lord Markor ohne großen Pomp in die Feste Irbitis eingezogen war. Uns war das nur rechtens, wir hatten drängendere Sorgen, denn es galt, eine Hexe zu richten.
Jeder im Dorf kannte die Kräuterfrau Serafine, die alleine in dem Eichenhain westlich des Dorfes lebte.
Irgendwann kurz nach Lord Markors Einzug in die Burg kam der Bauer Bartolić ins Dorf gelaufen, zusammen mit seinem Weib und seinen Töchtern und seinem Knechte Tihomir, der die ganze Zeit verdrießlich dreinschaute. Der Bauer Bartolić stimmte großes Wehklagen an, dass ihm die Kühe eingegangen seien und dass es ihm übel ergangen sei in den letzten Tagen. Nachtmahre hätten ihn geplagt. Ein Teil seiner Ernte war verdorben und eines seiner Hühner hatte ein Ei mit einem toten Küken darin gelegt. Er hatte dieses Ei sogar mitgebracht und ich sage euch, es war ein grauslicher Anblick, dieses fleischige Ding mit Schnabel und den leeren Augenhöhlen. Er war es, der Serafine beschuldigte, ihn verhext zu haben.
Unser Dorfpriester hörte dies. Dieser war ein wuchtiger, schwergeprüfter Mann Gottes mit der Mähne und der Stimme eines Löwen. Er erkannte sofort die untrüglichen Zeichen der Hexerei und verlangte zu wissen, ob es anderen Dörflern ähnlich ergangen war.
Derart ermutigt fanden sich rasch weitere Opfer der Serafine. Diesem hatte sie eine hässliche Warze ins Gesicht gezaubert, dem dort hatte sie einen gar widerlichen Ausschlag ans Gemächt gehext.
Unter der Führung des Priesters, mit starken Herzen und mit Gottes Segen marschierten wir zur Hütte der Hexe. Was auch immer Serafine für unheilige Mächte heraufbeschwor, unserer geballten, göttlichen Rechtmäßigkeit hatte sie nichts entgegenzusetzen. Wir nahmen sie gefangen, schleppten sie ins Dorf, banden sie auf dem Marktplatz an einem Pfahl fest und der Priester unterzog sie persönlich einer hochnotpeinlichen Befragung. Ach, ihr hättet ihre Schreie hören müssen. Sie schallten durch das ganze Dorf, so sehr bemühte der Priester sich, ihre Seele vor der Hölle zu bewahren.
Gerade wollte er die Stachelpeitsche zu einem erneuten Schlag gegen Serafines verfluchten Leib erheben, da wurde ihm das göttliche Instrument aus den Fingern gerissen. Ihr ahnt es schon, es war Markor der Grausame.
„Was in allen Höllen geht hier vor sich?“, verlangte er zu wissen.
Ahnte ich damals schon, dass ich mich in Gegenwart eines der größten Ungeheuer in Menschengestalt befand. Mitnichten. Ihr müsst wissen, Markor war beileibe nicht sechs Fuß groß, war nicht gebaut wie eine Felswand und es zuckten auch nicht unablässig Blitze aus seinen Augen.
Bis auf sein schwarzes, edles Lederwams war er nur ein sonnenverbrannter Mann mit dunklen, kurzen Haaren.
Er war nicht alleine gekommen, sein Gefolge bestand aus einer fünfköpfigen Söldnertruppe, die alle die Hände an ihren Schwertgriffen hatten.
Der Priester fasste sich schnell. „Mein Lord, dies ist eine kirchliche Angelegenheit. Eure weltliche Gewalt hat hier keinen Belang.“
„Kläff mich nicht an, räudiger Köter“, erwiderte Markor gelassen. Ein entsetztes Keuchen ging durch die Reihen der Dorfbewohner.
„Wie könnt Ihr es wagen!“, zürnte der Priester. Markor ignorierte ihn, stattdessen befahl er einem seiner Söldlinge, dem fetten Pfeffersack, ja, das waren seine Worte, umgehend einen Kopf kürzer zu machen, sollte er noch ein Mal ungefragt das Maul öffnen.
Ängstlich kauerten sich die Dorfbewohner zusammen, in Erwartung des Himmlischen Strafgerichts, welches nun über Markor hereinbrechen würde.
Doch nichts dergleichen geschah.
Markor band die Serafine von dem Pfahl los, an dem der Priester um ihre Seele gekämpft hatte. Einer der Söldlinge wagte es auch noch, ihre von Gott gewollten Striemen zu behandeln. Oh, wie hat unser Priester da gekocht, dass könnt Ihr mir glauben. Doch Markors gotteslästerliche Drohung klang ihm noch frisch in den Ohren.
Markor wandte sich indes an die Dörfler: „Dies sind meine Lande und ich richte über Dispute.“ Er befahl, einen Tisch und Stühle herbeizuschaffen, denn er würde nun Gericht halten.
So geschah es auch.
Als erstes ließ Markor den Bauer Bartolić vorsprechen. Erneut erzählte dieser von seinen toten Kühen und wie übel es ihm in den letzten Tagen ergangen ward. Da hoffte ich noch, in unwissender Jugend, dass Markor die Verderbtheit der Serafine erkannte und entsprechendes Recht walten ließe.
„Wie sind deine Kühe gestorben?“, fragte Markor.
Der Bauer Bartolić stand da, das müsst Ihr euch vorstellen, wie ins Gesicht geschlagen. „Herr … ich verstehe nicht …“
„Wie sind deine Kühe gestorben?“
„Nun … sie sind elendig verendet.“
„Das hast du schon gesagt, Bauer. Was meinst du mit elendig? Ich brauche Details.“
Oh, welch grausame Folter, den armen Mann so unter Druck zu setzen. Der Bauer Bartolić stand da, die Mütze in den Händen wringend, sein schwarzes Haar im Winde wehend.
Markor entschied, einen seiner Söldlinge zum Hof des Bauern zu entsenden. Während er auf dessen Rückkehr wartete, nahm er sich die anderen Zeugen vor.
Der Mann mit der hässlichen Warze wurde als erster gerufen. Er erzählte, wie er eines Morgens aufwachte und sich nichts Böses dachte, bis ihn ein Freund auf das hässliche Gewächs hinwies. Dies könne nur der Verderbtheit der Serafine entsprungen sein.
„Wie genau soll sie das gemacht haben?“, verlangte Markor zu wissen.
„Nun, äh, Herr … Ihr wisst doch … ähm … nun, Hexen fliegen doch des Nachts auf Besen durch die Luft und wer unter ihnen steht, der bekommt Warzen“, stammelte der Mann mit der hässlichen Warze.
„Und du hast gesehen, dass es Serafine war?“, fragte Markor.
„Äh, nein, Herr, ich habe tief und fest in einer Scheune geschlafen.“
„Wie kannst du dann behaupten sie sei es gewesen? Weil sie die einzige Hexe hier in der Gegend ist? Deswegen muss sie es gewesen sein.“
Der Mann mit der hässlichen Warze lächelte und nickte.
Markor winkte ihn heran. „Zeig er mir seine Warze.“
Der Mann kam der Aufforderung nach. „Seid vorsichtig, Herr. Nicht, dass ihre Verderbtheit noch auf Euch übergeht.“
Mit der Geschwindigkeit einer zupackenden Schlange griff Markor zu, erwischte die Warze und drückte sie zwischen seinen Fingern zusammen. Der Mann schrie schrill auf, eine höllische Kakophonie gellte durch das Dorf. Eine schiere Ewigkeit hielt Markor den Mann so fest.
Als er ihn dann losließ ward die Warze zum größten Teil verschwunden und Markor wischte Blut und Eiter am Wams des Mannes ab. „Das war keine Warze, du Otterzinken, das war ein Karbunkel. Gänsetalg und Mäusedung, richtig? Den hast du dir ins Gesicht geschmiert, gib es zu.“
„Woher wusstet Ihr das?“, klagte der Mann, sich das Gesicht haltend.
„Ich habe diese Scharlatanerie auf meinen Reisen oft erlebt“, erwiderte Markor. „Presst einen in starken Essig getränkten Lappen auf euer Gesicht. Zehn Stockschläge für ihn, wegen falschen Eides und nochmal fünf wegen allgemeiner Dummheit.“
Ein Söldling führte die Strafe umgehend aus und der Mann stimmte großes Wehklagen an. Markor rührte dies nicht.
Jetzt begann ich langsam, das Ausmaß seiner Grausamkeit zu erahnen.
Der Mann mit dem widerlichen Ausschlag musste nun vorsprechen. Noch ehe er von der Verderbtheit der Serafine berichten konnte, verlangte Markor, die Stelle an seinem Gemächt zu sehen. „Und zwar heute noch. Rasch, bevor meine treuen Gefährten dich deiner Kleidung entledigen.“
Die Söldner hoben ihre Waffen.
In Windeseile hatte sich der Mann mit dem widerlichen Ausschlag entkleidet.
Markor betrachtete ihn eingehend. „Ja, diesen Ausschlag kenne ich.“
Das ganze Dorf atmete erleichtert auf. Endlich hatte der Lord die Verderbtheit der Serafine erkannt.
„Das ist die Art von Ausschlag, die man bekommt, wenn man sich in einen Ameisenhaufen setzt!“, donnerte Markor. „Zwanzig Stockschläge aufs Gemächt. Setzt ihn einen Tag in einen Bottich voll Lauge und schafft ihn mir aus den Augen!“
Während ein Söldling sogleich diese Strafe ausführte, speiste Markor gelassen zu Mittag, bot sogar der Serafine einige Bissen an. Da kehrte der Söldling vom Hof des Bauern Bartolić zurück.
Er besprach sich kurz mit dem Lord, dann rief dieser das Gericht erneut aus.
„Deine Kühe wurden vergiftet, Bauer“, sagte Markor ohne Umschweife. „Jedoch nicht von der Serafine“, warf er schnell ein, als der Priester schon deren Kopf fordern wollte. „Diese Art von Vergiftung muss über längere Zeit hinweg durch das Futter der Kühe ausgeführt werden. Das Gift muss unmittelbar vor der Fütterung dem Futter beigemengt werden.“
Der Bauer Bartolić lachte ungläubig auf, verstummte aber gleich wieder unter dem finsteren Blick Markors. „Herr, das ist unmöglich. Nur ich und mein Knecht Tihomir füttern die Kühe“, murmelte er mit gesenktem Blick.
„Das wäre dann der da?“, fragte Markor und deutete auf Tihomir, der jetzt nicht mehr verdrießlich schaute. Nein, ihm stand der blanke Hass ins Gesicht geschrieben.
Ein grausames Lächeln umspielte Markors Lippen. „Knecht Tihomir. Nimm deine Kappe ab.“
Der tat dies und schwarzes Haar wallte über seine Schultern.
„Du warst es, nicht wahr?“, sagte Markor gelassen. „Und du hast auch deinem Herren, sofern mein treuer Gefährte sich nicht irrt, Einbeere und Schöllkraut in den Schlummertrunk gemischt.“
„Das ist richtig“, stieß der Knecht hervor.
„Wissen, dass du von deiner Mutter Serafine gelernt hast.“
Als der Lord dies sagte, fiel es mir und den anderen Dorfbewohnern wie Schuppen von den Augen. Die Ähnlichkeit zwischen Serafine und Tihomir war unverkennbar.
„Du musst einiges an Hass auf deinen Vater angesammelt haben“, sagte der Lord. „Hast du es selbst herausgefunden, oder hat es dir deine Mutter gesagt?“
„Sie hat es mir gesagt, Herr“, erwiderte Tihomir. „Ich sprach den Bauern darauf an und er prügelte mich halb zu Tode.“
„Denn ein anständiger Bauer zeugt nicht einfach einen Bankert mit einer Kräuterfrau im Wald“, sagte Markor. „Also wolltest du dich an ihm rächen, hast aber nicht bedacht, dass er deine Mutter beschuldigen würde.“
Die Bauersfrau begann daraufhin, ihren Mann auszuschimpfen, während die Töchter voller Entsetzen und Ekel auf Tihomir blickten.
„Herr, ich bitte ums Wort“, mischte sich der Priester ein, mühsam beherrscht.
„Das hast du.“, sagte Markor. „Doch achte auf deine Wortwahl, Pfaffe. Sonst kostet sie dich mehr, als du zahlen kannst.“
„Herr, mit Verlaub, Ihr überseht das Wichtigste und verrennt euch in Gespinsten.“
„Das Wichtigste? Was wäre das?“, fragte Markor mit trügerisch sanfter Zunge.
„Serafine ist eine Hexe. Das ist erwiesen.“
„Wirklich?“ Der Lord blickte in gespielter Überraschung auf Serafine. „Warum? Weil du das so sagst? Da braucht es schon Handfesteres, Pfaffe.“
Der Priester rang nach Worten. „Sie … sie lebt alleine im Wald. Ohne Mann! Welche gottesfürchtige Frau tut so etwas?“
Markor ließ den Blick schweifen und die Dörfler senkten aus Angst und Scham die Köpfe. „Also, wenn ich mir dieses Dorf hier so betrachte, dann kann ich mir einige gottesfürchtige Frauen vorstellen, die den Männern überdrüssig geworden sind.“
Wieder lächelte er kalt. „Andererseits … vielleicht ist es auch nur ein einzelner Mann. Ein Mann, der sich an ihr verging, als sie noch ein kleines Mädchen war. Und dieser Mann, Pfaffe… das warst du!“
Der Priester erbleichte. „Welcher Teufel hat euch das verraten?“
Auch Serafine blickte überrascht.
Markors Lächeln wurde breiter. „Du selbst. Gerade eben. Ich hatte nur Vermutungen angestellt, basierend auf ihrem Verhalten und deinem Eifer, Pfaffe. Ich danke dir, dass du sie bestätigt hast. Dein Eifer hatte nichts Religiöses an sich, das war persönlich. Denn als du sie wiedersahst, da kamen all die alten Gelüste hoch, und die Erinnerung, dass du in ihrer frühen Jugend über sie hergefallen bist. Und wenn du diese Gelüste nicht beherrschen konntest, dann musste sie dafür büßen.“
Der Priester versuchte, etwas zu sagen, sich zu verteidigen, aber er bekam kein Wort heraus. Er stammelte nur wirr. Gemurmel ging durch die Reihen der Dorfbewohner.
„Wenn er auch nur in die falsche Richtung zuckt“, sagte Markor zu einem Söldling mit Armbrust, „jag ihm einen Bolzen in den Wanst.“
Er schlug auf den Tisch und verschaffte sich Gehör. „Da sich das Ganze nun aufgelöst hat, hört mein Urteil.
Bauer Bartolić! Dein Knecht Tihomir ist umgehend aus ebendieser Knechtschaft zu entlassen. Als dein leiblicher Sohn ist er dein direkter Erbe und im Falle deines Todes derjenige, der den Hof führen wird und entscheidet, an wen deine Töchter verheiratet werden.
Und weil deine verschlagene Art mich beleidigt, verurteile ich dich auch gleich zum Tode. Gwalchmai, vollstrecke das Urteil.“
Der angesprochene Söldling zog einen Dolch und machte sich an das blutige Werk
„Serafine“, sagte Markor über die Todesschreie des Bauern hinweg, „du ziehst am Besten zu deinem Sohn auf seinen neuen Hof. Da wird es dir besser  ergehen. Tihomir, falls du gute Partien für deine Schwestern benötigst, wende dich an mich. Die Buhle deines Vaters kann dir als Magd dienen, aber ich rate dir, genau darauf zu achten, welche Kräuter sie in deinen Schlummertrunk mischt.“
„Ich danke euch, Herr“, sagte Tihomir und machte einen Kniefall, das Wehklagen der Bauersfrau und der Töchter ignorierend.
Markor entließ ihn mit einem Wink und wandte sich dem Priester zu. „Ich hätte dir deine Unverschämtheit von vorhin vergeben, Pfaffe. Aber dass du allen Ernstes glaubst, mich von deinen Einbildungen überzeugen zu können, um deine eigene Schmach zu überdecken, das ist einfach unglaublich. Dafür kann es nur eine Strafe geben. Haruspex!
Bindet ihn an den Pfahl, entkleidet ihn und öffnet seinen Wanst. Holt seine Innereien hervor, aber macht es schön langsam. Er soll noch mitbekommen, welches Schicksal wir daraus lesen.“

„… und das war der erste Tag der Schreckensherrschaft von Markor dem Grausamen“, sagte der alte Geschichtenerzähler. „In den folgenden Jahren eroberte er sämtliche umliegenden Fürstentümer und vergrößerte sein Reich immer weiter. Er schien unbesiegbar zu sein, er war nie dort, wo seine Feinde ihn vermuteten und schlug dann aus dem Hinterhalt zu. Nichts scherte ihn, keine heiligen Tage, keine Speisegebote.“
Um ihn herum klammerten sich die Kinder zitternd aneinander, warfen immer wieder verstohlene Blicke in dunkle Ecken. „Aber jetzt kann er uns doch nichts mehr tun, oder?“, fragte das Bulldoggenmädchen.
„Nein. In der größten Schlacht der Welt konnten seine Feinde ihn besiegen, auch wenn sie große Verluste hinnahmen und so nun schutzlos waren, als dann im Jahr darauf die Horden der Foggthadr in unsere Lande einfielen. Doch das war es wert. Markor der Grausame ist in der Hölle und wird nie wieder zurückkehren. Dafür müsste er schon den Höllenfürst selbst überwinden und das ist unmöglich.“
Die Kinder wollten erleichtert aufatmen, da sagte eine tiefe, grollende Stimme: „Mitnichten, du alter Narr.“
Der Geschichtenerzähler erstarrte. Die Kinder zuckten zusammen. Der Wirt ließ den Humpen fallen, den er gerade polierte.
Aus der dunklen Ecke stampfte eine massive Gestalt im Plattenpanzer. Augen gleich rotglühender Kohlen glommen hinter dem Visier auf.
„Man sollte meinen, dass es schwerer sei, aus der Hölle zu entkommen“, sagte Markor der Grausame. „Aber offensichtlich ist der Fürst der Hölle nicht mal in der Lage, eine einfache Partie Vierseits zu gewinnen. Wer hätte das gedacht?“
Schreiend liefen die Kinder und die Tagelöhner aus der Taverne. Auch der Wirt suchte das Weite.
„Töte mich, ich gehe ohne Furcht zu Gott“, stammelte der alte Geschichtenerzähler.
Markor lachte, tief und kehlig. „Du nennst mich grausam und verlangst so etwas? Du beleidigst mich. Und du weißt genau, wie ich Beleidigungen ahnde.“
Er packte den Geschichtenerzähler an der Schulter. Der alte Mann schrie auf. Ketten aus Höllenfeuer legten sich um seine Seele.
„Erst wollte ich dich nur dafür töten, dass du mich in der Großen Schlacht verraten hast“, sagte Markor. „Aber dann lauschte ich deiner Geschichte und begriff. Das wäre zu einfach. Nein, du wirst mir dienen. Voll und ganz. Also auf, alter Mann. Auf zu den Foggthadr! Erzähl ihnen meine Geschichte. Jeden einzelnen Teil davon!“
Am nächsten Tag wusste niemand, warum die Taverne abgebrannt war. Der alte Geschichtenerzähler hätte es ihnen sagen können.
Aber da war er schon viele Meilen entfernt …


_________________
Nemo me impune lacessit.

"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!"
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