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Leseprobe - Das eine Buch


 
 
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Klemens_Fitte
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Beitrag18.08.2017 07:52

von Klemens_Fitte
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Du magst jemand sein, dem "in medias res" nicht gefällt. Objektiv gesehen gehörst du damit zu einer Minderheit. Wahrscheinlich zu der, die sich auch wundert, warum anglo-amerikanische Schriftsteller häufig erfolgreicher sind als Deutsche.


Können wir uns nicht darauf einigen, dass es unzählige Arten des Erzählens gibt? Darauf, dass man die Idee, man müsse die Vielfalt und die Möglichkeiten von Literatur auf ein paar erfolgver- und dem (tatsächlichen oder nur empfundenen?) Massengeschmack entsprechende Wege eindampfen, denen überlassen sollte, die unbedingt Erfolg haben wollen? Darauf, dass "Erfolg" (ob tatsächlicher oder nur prophezeiter, von Leuten, die zumeist selbst von draußen reingucken) nicht der Maßstab für ein Schriftstellerforum sein muss? Oder darauf, dass die Geschmäcker und die Erwartungen verschieden sind und jeder irgendwo seine Nische finden kann, dass das, was du als "die Intelligenz des Lesers unterschätzen" bezeichnest, von einigen Lesern viel positiver besetzt werden würde? Darauf, dass man auch für Minderheiten schreiben darf? Oder können wir uns wenigstens darauf einigen, dass man sich, wenn man sich ernsthaft über Literatur austauschen möchte, nicht anmaßen sollte, radikale Änderungsvorschläge und Empfehlungen auf der Basis von drei, vier Seiten eines kompletten Manuskripts auszusprechen?


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Fenris
Gänsefüßchen
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Beitrag19.08.2017 11:43

von Fenris
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Können wir uns nicht darauf einigen, dass ... ?


Ja, bitte, jeder und sofort! Ich antworte einfach, als eher Unbeteiligter, weil man dem, was du schreibst, nicht widersprechen kann.
Deshalb auch für die Autorin, Britta Redweik: Nicht aufgeben, nicht ver(w)irren lassen. Dass Bücher funktionieren - und wie sie das tun - lässt sich, wie Klemens_Fitte schreibt, kaum anhand von "drei, vier Seiten" bewerten.
Du möchtest keinen Text schreiben, der sofort mit ausladender Handlung beginnt? Legitim und im Prinzip weder gut noch schlecht!

Was ich empfehlen möchte (ohne Gewähr!): 1) Etwas Abstand zum Prolog/ersten Kapitel (wobei du während der inzwischen über 7-monatigen Schreibphase sicherlich schon Abstand hattest?). Ich weiß nicht, wo/wie du Korrektur liest, aber mir hilft es inzwischen deutlich mehr, die gedruckten Zeilen in den Händen zu halten. 2) In Leseproben von anderen Büchern hineinschnuppern - mehrere unterschiedliche Schreibstile erkunden. Was daran gefällt dir, was nicht, wieso - vielleicht findest du eine kleine Inspiration (natürlich ohne Inhalte zu übernehmen). Vielleicht stößt du sogar auf ein Beispiel, das eine in deinen Augen gelingenden und überzeugende Kombination aus 'unmittelbarem Einstieg' und 'gemächlich atmosphärischem Aufbau' vorweisen kann?
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Britta Redweik
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Beitrag20.08.2017 15:11

von Britta Redweik
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Nachdem ich jede Kritik versucht habe, umzusetzen (außer der, gleich alles zu löschen) und mit jeder Version unzufriedener wurde, habe ich es jetzt noch mal ganz anders versucht. Ich hab versucht, dem weiter sehr buchigen (weil so nötigen) ersten Kapitel einen fast buchlosen und dafür hoffentlich spannenderen Prolog entgegen zu setzen, als Gegengewicht.
Wieder bin ich nicht wirklich zufrieden, aber falls es mit dem ... weniger buchzentrierten Prolog besser sein sollte, ist es vielleicht wenigstens etwas, woran man arbeiten und womit ich gut leben kann.

Diese warme Buchliebe ist quasi der ganze Grund für den Roman und bildet den Rahmen des Ganzen, muss also am Anfang auftauchen. Aber ich hab nun versucht, den Prolog noch mehr in einen 'Teaser' zu verwandeln und ein paar Stellen im ersten Kapitel zu kürzen, die nicht zwangsläufig nötig sind. Also vor allem die Berufswahl. Die hab ich jetzt nur noch angedeutet. Für Menschen wie mich, die genau diese Argumente brauchen und auf das eigene Leben anwenden können, zwar schade, aber ... ich schätze, wir sind recht wenige lol2

Mein einziges großes Problem mit der jetzigen Version ist: Kommt noch deutlich genug heraus, dass Bücher das Einzige in seinem Leben sind und die Stimme deshalb nur von einem Buch stammen kann? Da bin ich mir jetzt nämlich unsicher.
Und ich weiß nicht genau, wie ich die Dopplung mit dem Aufwachen und der Stimme ganz rausstreichen kann. Das eine ist ja das Jetzt, und das andere erklärt, wie es dazu kam. Ich wäre nicht abgeneigt, da - wenn gewünscht - noch zu kürzen, weiß aber nicht, wie, ohne dass es dem Verständnis schadet.

Und ansonsten: Ist es jetzt spannender? Reizt es etwas mehr zum Lesen? Ich würde wirklich ungern noch mehr der Buchliebe aus Kapitel 1 streichen, weil sie in meinen Augen wirklich, WIRKLICH wichtig ist. Aber langweilen will ich ja auch nicht.
Jetzt hat es natürlich etwas .... Poesie eingebüßt, weil ich persönlich die Sprache des Prologs eigentlich sehr schön fand. Aber ... Naja, was macht man nicht alles? Und wenigstens hasse ich die jetzige Version nicht, im Gegensatz zur ersten Überarbeitung lol2

Lange Rede, kurzer Sinn: Besser? Oder immer noch zu viel?

________________________________________________________


Prolog

“Finde mich.”
Sofort saß Fianan kerzengerade im Bett und rieb sich die müden Augen. Sein Puls schlug ihm bis zum Hals, so hatte er sich erschreckt. Wieder einmal. Im nächsten Moment zuckte er heftig zusammen. Er hatte einen Aufschlag gehört, der ihn nun noch erschrockener durch den Raum blicken ließ. Dabei war es nur der Roman gelesen, der noch auf seiner Brust gelegen hatte, als er eingeschlafen war. Nun war er zu Boden gefallen.
Er wollte das Buch gerade aufheben, als er es erneut hörte: “Fianan. Finde mich.”
Natürlich war die Stimme kein Traum gewesen. Jedes Mal, wenn er wieder von ihr geweckt wurde, hoffte er im ersten Moment der Orientierungslosigkeit, sie wäre nicht real. Aber war sie denn real? Seit fünf Jahren hörte er sie, jede Nacht aufs Neue, und doch war er sich immer noch nicht ganz sicher.
Wenn er wie jetzt im Bett lag, immer wieder in einem anderen Hotel, ständig unterwegs auf der endlosen Reise, die sich nun sein Leben nannte, dann lauschte er in die Dunkelheit hinein. Versuchte die Stimme auszumachen.
Leise wehte der Wind zum immer leicht geöffneten Fenster hinein und brachte das Säuseln mit sich mit. Aber gleichzeitig schien es schon da zu sein und in seinem Kopf zu erklingen. Es fühlte sich an, als würde es an ihm ziehen, an irgendeiner Stelle in seinem Gehirn.
Er presste die Hand auf die Ohren, versuchte, die Stimme wenigstens für eine Nacht auszublenden, sie zum Schweigen zu bringen. Doch so hörte er sie nur noch lauter, ohne das leise Rauschen der Straße draußen.
“Sei doch leise”, flehte er. “Bitte geh weg. Nur eine Nacht.”
Doch er wusste nur zu gut, dass das nicht half. Er hatte schon zu viel ausprobiert. Seit er die Stimme zum ersten Mal gehört hatte, war er halb vor ihr geflohen, halb hatte er nach ihr gesucht. Es hatte lange gedauert, zu begreifen, dass sie immer bei ihm war. Immer nach ihm rief, wenn er am verwundbarsten war.
In den kostbaren Momenten zwischen Wachen und Schlafen war sie da, rief nach ihm und gönnte ihm keine Ruhe. Sie trieb ihn immer weiter, auf der Suche nach der Stimme. Nach dem Etwas, das er brauchte, ohne das er keinen Frieden finden konnte. Denn so wenig er die Stimme greifen konnte, bei einer Sache war Fianan sich sicher. Ohne zu wissen warum, war er überzeugt, dass ihn ein Buch rief. Etwas Anderes ergab in seiner Welt keinen Sinn.


Kapitel 1: Das Flüstern in der Nacht
 
Fianan Meyer war umgeben von Büchern aufgewachsen, sie standen in jeder Ecke, lagen auf jedem Tisch, teils als Dekoration, teils abgelegt, um schnellstmöglich wieder aufgenommen und gelesen zu werden. Manche Möbel bestanden sogar aus Büchern und waren von Fianan und seinem Vater selbst gebaut worden. Sie hatten Buch um Buch gestapelt, zu zwei gleich hohen Türmen und geprüft, ob diese bei kleinen Belastungen umkippten und die ganze Arbeit umsonst war. Blieben sie stehen, legte seine Vater eine Holzplatte darauf und schon hatten sie einen Schreibtisch, der sogar in der Höhe verstellt werden konnte. Und wenn ein Stuhl fehlte, konnte der Mangel mit einem Sitzkissen und einigen Büchern behoben werden.
So waren Bücher bei den Meyers überall zu finden. Ein Raum ohne Buch ist wie ein Gesicht ohne Lächeln, hatte seine Mutter immer gesagt und dann gleich noch mehr Bücher ins Haus geholt.
Sie war keine besonders herzliche Frau gewesen, die selbst allzu häufig gelächelt hätte, das nicht. Immer war sie seltsam distanziert gewesen, in ihrer eigenen Welt lebend und der Realität abgeneigt. Hatte sich, so oft es ging, irgendwo verkrochen und war nicht gerade das, was man einen mütterlichen Typ genannt hätte. Und doch hatte sie ihm das größte Geschenk gemacht, das zu geben sie in der Lage gewesen war. Das Größte, das er je hätte erhalten können. Sie hatte ihn in die Welt der Bücher eingeführt und ihm eine Zuflucht gegeben. Wenn sie ihm ein neues Buch vorlas, dann war sie wie eine normale Mutter gewesen und auch, wenn er sie später fragte, welches Buch er denn als nächstes lesen könnte. Dann hatte es sich angefühlt, als wäre es bei ihnen normal. Richtig. Als wären sie eng verbunden.
Auch sein Vater war ähnlich gewesen. Er war ein gutmütiger Mann, aber irgendwie nicht richtig da. Körperlich greifbar, aber doch geistig oft weit weg. Erst mit den Jahren hatte Fianan begriffen, warum seine Eltern so waren, so vollkommen anders wirkten als die anderen Eltern, als andere Leute im Allgemeinen. Anfangs hatte er sie nicht einmal als anders wahrgenommen. Erst, als kein Kind mit ihm spielen wollte, weil er so seltsam sei, bemerkte er es selbst. Es verstärkte seine Verhaltensweisen nur. So befand er sich noch öfter mit der Nase in einem Buch, als wolle er gar kein Teil der Realität sein.
Das war es also, was seine Familie von Anderen und ihn selbst von seinen Mitschülern unterschied. Er war ein Gefangener der Fantasie, genau wie seine Eltern. Oder ein Gast in ihrem Hause? Denn Fianan fühlte sich nicht gefangen.
Das echte Leben hatte ihn tiefer hineingedrängt und bald hatte er nicht mehr richtig hinausgefunden. Hatte sich hier auch wohler gefühlt. Natürlich bestand sein Leben zwischen den Buchseiten nur aus Fiktion, und doch erschien es ihm so viel wirklicher, so viel besser und lebendiger.
Als er bemerkte, was mit ihm geschah, begann Fianan, seine Eltern zu verstehen. Wer brauchte schon diese echte Welt, diese ständige Kleinkriege, wer das letzte Stück des Kuchens bekam, wer besser für einen Job qualifiziert war, oder wer die schöneren Schuhe zu einer Hochzeit trug?
Je älter er wurde, je mehr Bücher er las, desto mehr wurde Fianan all das zuwider, was sich sonst um ihn herum abspielte. Was interessierte ihn, welcher angeblich berühmte Mensch nun eine Affäre mit einem anderen angeblich berühmten Menschen hatte?
Nein, anstelle von Klatsch las Fianan lieber, welcher Troll welchen Elben jagte, wie mit Magie ein Herz aus Papier zu schlagen begann und so eine Weile lang einen Körper aus Fleisch und Blut am Leben erhielt, und wie es sein konnte, dass ein Zwerg zwei Meter Körpergröße übertraf. Wie Zombies mit Kuscheltieren schmusten und kleine Hamstervampire ihre Zähne in andere Wesen schlugen. Er las von mordenden Clowns und mordenden Adligen im Mittelalter, die einst wirklich gelebt hatten. Wichtig war für ihn nur, dass ein Buch Spannung, Abenteuer, Liebe oder wenigstens eine Lektion bot, die er lernen konnte. Oder das Buch war ein Fenster in eine Welt, die er nie würde beschreiten können, wenn nicht durch Papier und Tinte. In Wälder und Höhlen, in denen er sich verlief und Abenteuer erlebte.
Wen wunderte es da, dass er nach seinem Schulabschluss etwas mit Büchern machen wollte? Nein, wollen war wohl nicht das richtige Wort. Er wollte gar nichts tun, außer lesen. Seine Nase in Bücher stecken und dafür auch noch Geld bekommen. Aber so sehr er sich danach sehnte, völlig im Reich der Fantasie aufzugehen, so sehr gab es doch einen Zwang des realen Lebens, dem er nicht entkommen konnte. Menschen mussten arbeiten, sich ernähren und ein Dach über dem Kopf haben - und sei es nur, damit die Bücher bei Regen nicht nass wurden.
Also sollte es ein Beruf mit Büchern sein. Zur Auswahl stand erstaunlich viel. Aber bei genauerem Hinsehen war er weder zum Buchhändler noch zum BookTuber geeignet und auch in einem Verlag oder einer Bibliothel sah er sich selbst nicht.
Schließlich fand er einen Ausbildungsplatz als Buchbinder. Und so ging er als Buchbinder in die Lehre. Fianan lernte die edle Kunst, wie man neue Bücher band und alte Werke restaurierte. Lernte, wie man Titel einprägte und auch, wie man es schaffte, sich dabei so selten wie möglich zu verbrennen. Er lernte Bücher von einer völlig neuen Seite kennen, als kleine Kunstwerke in der Herstellung.
Es war die richtige Wahl gewesen. War er vorher schon glücklich gewesen, wann immer er sich in einen Roman hatte zurückziehen können, war er nun auch dann glücklich, wenn er nicht las. Er durfte acht Stunden am Tag mehr darüber erfahren, wie Bücher hergestellt wurden und es selbst ausprobieren, und abends dann in ihnen lesen und bewundern, wie viel Arbeit Leute wie er in sie investiert hatten. Es war eine herrliche Zeit.
Die drei Jahre verflogen schnell und schon bald war seine Lehrzeit vorbei, die Prüfung bestanden. Noch wohnte er in einem über diese Zeit gemieteten Zimmer in einem Wohnheim. An einem festen Ort, mit festen Regeln, Ritualen und einem Alltag, der planbar war und ihm so Sicherheit gab. Aber das sollte sich nun ändern, ohne dass er das so gewollt hätte.
Denn dem Tag seines Abschlusses folgte die Nacht, in der er zum ersten Mal die Stimme nach sich rufen hörte. In der sich seine Pläne eines ruhigen Lebens als angestellter Buchbinder in Luft auflösten.
Gerade war er mit dem neuesten Buch Stephen Kings eingeschlafen, da hörte er ein Geräusch.
“Fianan”, säuselte jemand mit einer Stimme, luftig wie der Wind selbst.
Müde schlug er ein Auge auf und machte es dann wieder zu. Bis er seinen Namen erneut hörte. Nun setzte er sich auf und starrte verwirrt in die Nacht hinein, blickte sich um.
Er konnte niemanden sehen, obwohl der Vollmond hell in sein kleines Zimmer schien, dessen Fenster groß genug war, um den ganzen Raum in bleichem Licht erstrahlen zu lassen. War es nur ein Hirngespinst, ein beginnender Traum gewesen?
Und dennoch hörte er auch jetzt, wach und aufmerksam lauschend, diese Stimme. Aber etwas war seltsam daran. Er hörte sie mehr in seinem Kopf als durch die Ohren. Und doch war es, als würde sie herein wehen.
Fianan stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Nichts. Eine streunende Katze, die ab und an sanft maunzte, lief am Gebäude vorbei, aber sonst war auf den Straßen der verschlafenen Kleinstadt gähnende Leere. Auch auf dem Flur des Hauses hörte er nichts außer dem Schnarchen des Studenten, der das Zimmer neben ihm bewohnte. Und doch war da diese Stimme und ließ sich einfach nicht vertreiben, egal wie viele Kissen der junge Mann sich auf die Ohren drückte.
Das war die Nacht, in der er rastlos geworden war. Seit dem Zeitpunkt hatte er jeden Tag seines Lebens unterwegs verbracht, war von einer Stadt zur nächsten gereist und hatte jeder Buchhandlung, jeder Bibliothek und jedem Sammler seine Dienste angeboten, getrieben von etwas, das er nicht beschreiben konnte und in der Hoffnung, das zu finden, was ihn ruhelos machte. In der Hoffnung, die Stimme verstummen zu lassen.


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Ich schreibe nur, weil kein Anderer mir die Bücher schreibt, die ich gerne lesen würde. Würde ein anderer Autor die Geschichten schreiben, wie mein Kopf sie mir erzählt, in einer Art, wie ich sie gerne lese, würde ich nicht mehr schreiben müssen.
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Ruby Smith
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Beitrag20.08.2017 19:49

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:

Mein einziges großes Problem mit der jetzigen Version ist: Kommt noch deutlich genug heraus, dass Bücher das Einzige in seinem Leben sind und die Stimme deshalb nur von einem Buch stammen kann? Da bin ich mir jetzt nämlich unsicher.
Und ich weiß nicht genau, wie ich die Dopplung mit dem Aufwachen und der Stimme ganz rausstreichen kann. Das eine ist ja das Jetzt, und das andere erklärt, wie es dazu kam. Ich wäre nicht abgeneigt, da - wenn gewünscht - noch zu kürzen, weiß aber nicht, wie, ohne dass es dem Verständnis schadet.
Und ansonsten: Ist es jetzt spannender? Reizt es etwas mehr zum Lesen? Ich würde wirklich ungern noch mehr der Buchliebe aus Kapitel 1 streichen, weil sie in meinen Augen wirklich, WIRKLICH wichtig ist. Aber langweilen will ich ja auch nicht.
Jetzt hat es natürlich etwas .... Poesie eingebüßt, weil ich persönlich die Sprache des Prologs eigentlich sehr schön fand. Aber ... Naja, was macht man nicht alles? Und wenigstens hasse ich die jetzige Version nicht, im Gegensatz zur ersten Überarbeitung lol2

Lange Rede, kurzer Sinn: Besser? Oder immer noch zu viel?


Huhu Britta,

erstmal möchte ich dir sagen: Schön, dass du wiedergekommen bist und es ist toll, dass du dich von der Kritik nicht vollkommen hast verunsichern lassen. smile

Zu deinen Fragen:

Meiner Meinung nach kommt es immer noch sehr klar raus, dass die Stimme nur von einem Buch stammen kann. wink

Mein Tipp, wie du die Dopplungen vermeiden kannst, wäre: Schreib sie einfach alle in den Prolog. Will sagen: Der Prolog an sich ist noch recht kurz (ein bisschen was über eine Normseite) und soweit ich mich erinnere, können Prologe schon etwas länger sein (zwischen eineinhalb und dreißig  Seiten [Wobei letzteres eher im Bereich Fantasy der Fall ist]). Deswegen könntest du die Rückblende in den Prolog einbauen.

Es ist definitiv spannender geworden! Ich hatte sofort das Gefühl, vom Prolog eingesaugt zu werden und wollte wissen, wie es weiter geht. Und die Entschleunigung durch das erste Kapitel hat mir auch sehr gut gefallen, denn nun kann man sie besser genießen (wobei ich hier und da noch ein paar Längen im 1. Kapitel streichen würde [zum Beispiel bei den detaillierten Beschreibungen der Eltern]).

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
So waren Bücher bei den Meyers überall zu finden. Ein Raum ohne Buch ist wie ein Gesicht ohne Lächeln, hatte seine Mutter immer gesagt und dann gleich noch mehr Bücher ins Haus geholt.
Sie war keine besonders herzliche Frau gewesen, die selbst allzu häufig gelächelt hätte, das nicht. Immer war sie seltsam distanziert gewesen, in ihrer eigenen Welt lebend und der Realität abgeneigt. Hatte sich, so oft es ging, irgendwo verkrochen und war nicht gerade das, was man einen mütterlichen Typ genannt hätte. Und doch hatte sie ihm das größte Geschenk gemacht, das zu geben sie in der Lage gewesen war. Das Größte, das er je hätte erhalten können. Sie hatte ihn in die Welt der Bücher eingeführt und ihm eine Zuflucht gegeben. Wenn sie ihm ein neues Buch vorlas, dann war sie wie eine normale Mutter gewesen und auch, wenn er sie später fragte, welches Buch er denn als nächstes lesen könnte. Dann hatte es sich angefühlt, als wäre es bei ihnen normal. Richtig. Als wären sie eng verbunden.
Auch sein Vater war ähnlich gewesen. Er war ein gutmütiger Mann, aber irgendwie nicht richtig da. Körperlich greifbar, aber doch geistig oft weit weg.


Was deine Frage zur Bücherliebe angeht: Du kannst ein paar Dinge noch streichen (ich habe dir das unten mal markiert wink ).

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Anfangs hatte er sie nicht einmal als anders wahrgenommen. Erst, als kein Kind mit ihm spielen wollte, weil er so seltsam sei, bemerkte er es selbst. Es verstärkte seine Verhaltensweisen nur. So befand er sich noch öfter mit der Nase in einem Buch, als wolle er gar kein Teil der Realität sein.
Das war es also, was seine Familie von Anderen und ihn selbst von seinen Mitschülern unterschied. Er war ein Gefangener der Fantasie, genau wie seine Eltern. Oder ein Gast in ihrem Hause? Denn Fianan fühlte sich nicht gefangen.
Das echte Leben hatte ihn tiefer hineingedrängt und bald hatte er nicht mehr richtig hinausgefunden. Hatte sich hier auch wohler gefühlt.
Natürlich bestand sein Leben zwischen den Buchseiten nur aus Fiktion, und doch erschien es ihm so viel wirklicher, so viel besser und lebendiger.
Als er bemerkte, was mit ihm geschah, begann Fianan, seine Eltern zu verstehen. Wer brauchte schon diese echte Welt, diese ständige Kleinkriege, wer das letzte Stück des Kuchens bekam, wer besser für einen Job qualifiziert war, oder wer die schöneren Schuhe zu einer Hochzeit trug?
Je älter er wurde, je mehr Bücher er las, desto mehr wurde Fianan all das zuwider, was sich sonst um ihn herum abspielte. Was interessierte ihn, welcher angeblich berühmte Mensch nun eine Affäre mit einem anderen angeblich berühmten Menschen hatte?
Nein, anstelle von Klatsch las Fianan lieber, welcher Troll welchen Elben jagte, wie mit Magie ein Herz aus Papier zu schlagen begann und so eine Weile lang einen Körper aus Fleisch und Blut am Leben erhielt, und wie es sein konnte, dass ein Zwerg zwei Meter Körpergröße übertraf. Wie Zombies mit Kuscheltieren schmusten und kleine Hamstervampire ihre Zähne in andere Wesen schlugen. Er las von mordenden Clowns und mordenden Adligen im Mittelalter, die einst wirklich gelebt hatten. Wichtig war für ihn nur, dass ein Buch Spannung, Abenteuer, Liebe oder wenigstens eine Lektion bot, die er lernen konnte. Oder das Buch war ein Fenster in eine Welt, die er nie würde beschreiten können, wenn nicht durch Papier und Tinte. In Wälder und Höhlen, in denen er sich verlief und Abenteuer erlebte.
Wen wunderte es da, dass er nach seinem Schulabschluss etwas mit Büchern machen wollte? Nein, wollen war wohl nicht das richtige Wort. Er wollte gar nichts tun, außer lesen. Seine Nase in Bücher stecken und dafür auch noch Geld bekommen. Aber so sehr er sich danach sehnte, völlig im Reich der Fantasie aufzugehen, so sehr gab es doch einen Zwang des realen Lebens, dem er nicht entkommen konnte. Menschen mussten arbeiten, sich ernähren und ein Dach über dem Kopf haben - und sei es nur, damit die Bücher bei Regen nicht nass wurden.
Also sollte es ein Beruf mit Büchern sein. Zur Auswahl stand erstaunlich viel. Aber bei genauerem Hinsehen war er weder zum Buchhändler noch zum BookTuber geeignet und auch in einem Verlag oder einer Bibliothel sah er sich selbst nicht.
Schließlich fand er einen Ausbildungsplatz als Buchbinder. Und so ging er als Buchbinder in die Lehre. Fianan lernte die edle Kunst, wie man neue Bücher band und alte Werke restaurierte. Lernte, wie man Titel einprägte und auch, wie man es schaffte, sich dabei so selten wie möglich zu verbrennen. Er lernte Bücher von einer völlig neuen Seite kennen, als kleine Kunstwerke in der Herstellung.
Es war die richtige Wahl gewesen. War er vorher schon glücklich gewesen, wann immer er sich in einen Roman hatte zurückziehen können, war er nun auch dann glücklich, wenn er nicht las. Er durfte acht Stunden am Tag mehr darüber erfahren, wie Bücher hergestellt wurden und es selbst ausprobieren, und abends dann in ihnen lesen und bewundern, wie viel Arbeit Leute wie er in sie investiert hatten. Es war eine herrliche Zeit.


Die Anmerkungen sind nur Beispiele. wink Nimm dir davon, was du gebrauchen kannst.

Liebe Grüße

Ruby


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Rosa
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Beiträge: 1



Beitrag21.08.2017 01:35

von Rosa
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Hallo Britta.

Ich habe die Erstversionen deines Textes nur überflogen.
Den Prolog finde ich als Appetizer gut, er macht neugierig – du solltest am Text aber noch etwas feilen.

Im Anhang findest du den ein oder anderen Vorschlag.

Zitat:
Prolog

“Finde mich.”
Sofort saß Fianan kerzengerade im Bett und rieb sich die müden Augen. Sein Puls schlug ihm bis zum Hals, so sehr hatte er sich erschreckt. Wieder einmal.
Im nächsten Moment zuckte er heftig zusammen. Er hatte einen Aufschlag gehört, der ihn nun noch erschrockener durch den Raum blicken ließ. [Da du den Aufschlag erst "nachreichst", wird dem Zusammenzucken, finde ich, an Stärke genommen. Vielleicht: Ein lauter Aufschlug ließ ihn zusammenzucken und noch erschrockener durch den Raum blicken.] Dabei war es nur der Roman gelesen, der noch auf seiner Brust gelegen hatte, als er eingeschlafen war. Er war zu Boden gefallen.
Fianan wollte das Buch gerade aufheben, als er es erneut hörte: “Fianan. Finde mich.”
Natürlich war die Stimme kein Traum gewesen. Jedes Mal, Wenn er wieder von ihr geweckt wurde, hoffte er im ersten Moment der Orientierungslosigkeit, sie wäre nicht real. Aber war sie denn real? Seit fünf Jahren hörte er sie, jede Nacht aufs Neue, und doch war er sich immer noch nicht ganz sicher.
Wenn er wie jetzt im Bett lag, immer wieder jedes Mal in einem anderen Hotel, ständig unterwegs auf der endlosen Reise, die sich nun sein Leben nannte, dann lauschte er in die Dunkelheit hinein. Versuchte die Stimme auszumachen.
Leise wehte der Wind zum immer leicht geöffneten Fenster hinein und brachte das Säuseln mit sich mit. Aber gleichzeitig schien es schon da zu sein und in Fianans Kopf zu erklingen. Es fühlte sich an, als würde es an ihm ziehen, an irgendeiner Stelle in seinem Gehirn.
Er presste die Hand auf die Ohren, versuchte, die Stimme wenigstens für eine Nacht auszublenden, sie zum Schweigen zu bringen. Doch so hörte er sie nur noch lauter, ohne das leise Rauschen der Straße draußen.
“Sei doch leise”, flehte er. “Bitte geh weg. Nur eine Nacht.”
Doch er wusste nur zu gut, dass das nicht half. Er hatte schon zu viel ausprobiert. Seit er die Stimme zum ersten Mal gehört hatte, war er halb vor ihr geflohen, halb hatte er nach ihr gesucht. Es hatte lange gedauert, zu begreifen, dass sie immer bei ihm war. Immer nach ihm rief, wenn er am verwundbarsten war.
In den kostbaren Momenten zwischen Wachen und Schlafen war sie da, rief nach ihm und gönnte ihm keine Ruhe. Sie trieb ihn immer weiter, auf der Suche nach der Stimme [Vorschlag: machte ihn zu einem Suchenden]. Nach dem Etwas, das er brauchte, ohne das er keinen Frieden finden konnte. Denn so wenig er die Stimme greifen konnte, bei einer Sache war Fianan sich sicher: Ohne zu wissen warum, war er überzeugt, dass ihn ein Buch rief. Etwas Anderes ergab in seiner Welt keinen Sinn.
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Britta Redweik
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Beitrag21.08.2017 10:20

von Britta Redweik
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Danke ihr beiden smile

Ich denke, bis auf die Streichungen bei den gelesenen Büchern werd ich alles einarbeiten. (Die müssen einfach sein. Es gibt für einen oft Bücherjunkie nichts Schöneres, als Anspielungen auf andere Werke zu finden und sich zu denken 'Das hab ich gelesen'. Und das würde ich den Leuten, die wie ich sind, ungern rauben. Sowas sind immer die Quietschmomente ... wie, wenn man einen Welpen vor sich sieht, das gleiche Gefühl der Verzückung. lol2 )

Aber auch: ARGH! Ernsthaft? Ich hab schon wieder eine Dopplung eingebaut? Manchmal sieht man den Wald offenbar wirklich vor lauter Bäumen nicht. Das mit den zwei Malen Buchbinder hinter einander ist fast Grund genug, zu lernen, mir wirklich in den Hintern zu beißen. Danke, dass du das rausgestellt hast, das hab ich echt übersehen und das ärgert mich gerade extrem.

Edit:
Puh, ich glaube, die erste Nacht auch im Prolog nimmt ihm dann wieder die Spannung. Zumindest die Version, die ich jetzt habe, dass erst der bisherige Prolog kommt und dann ein kurzer (sehr gekürzter) Einschub, wie es anfing.
Aber wenn ich es andersrum mache, hat es nicht mehr die Intensität, weil wir dann wieder erst in der Vergangenheit anfangen. Dieses Buch macht mich fertig Laughing


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Beitrag21.08.2017 11:47

von Ruby Smith
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Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:

 Dieses Buch macht mich fertig Laughing


Gewöhn' dich dran. Das geht jedem so. wink Das ist auch ganz normal. Was denkst du, wie oft ich dachte: Ich bin fertig und dann sitzt du vier Monate später doch wieder da dran und musst wieder was umändern, weil du was neues gelernt hast. Rolling Eyes

Ich sitze jetzt seit 12 Jahren an meiner Internatsgeschichte und musste jetzt wieder feststellen, dass sie immer noch Fehler hat und ich sie (schon wieder) überarbeiten muss. Embarassed


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Beitrag21.08.2017 11:58

von Britta Redweik
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Puh, wenn es danach geht, würde ich sagen, es ist NIE vorbei. Jedes verlegte Buch könnte auch noch besser gestaltet werden, selbst die, die man mit 5* bewertet.

Daher ... Ich weiß nicht. Irgendwann werde ich damit aufgeben. Perfektion ist nicht zu erreichen. Irgendwann muss ich loslassen, und du vermutlich auch.
(Und ich komm auch schnell an die Stelle, wo ich mehr Fehler einbaue als ausbügele.) Aber schauen wir mal. Vielleicht stelle ich mal alle drei bisher (für mich) akzeptablen Prologe nebeneinander und lass meine Testleser entscheiden, welcher am Besten ist. Ich glaube, ich werde IMMER unzufrieden damit sein.


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Beitrag21.08.2017 12:15

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Puh, wenn es danach geht, würde ich sagen, es ist NIE vorbei. Jedes verlegte Buch könnte auch noch besser gestaltet werden, selbst die, die man mit 5* bewertet.


Genau das. Aber wie gesagt, auch die mussten an einem Punkt anhalten. Sonst gäbe es keine verlegten Bücher. wink

Zum Thema Perfektion: Bei meiner Internatsgeschichte hat das noch nicht einmal was mit Perfektionsstreben zu tun, sondern mit dem Erfahrungs- und Lernstand. Ich hab mit 14 Jahren angefangen die Geschichte zu schreiben und damals hatte ich keine Ahnung von Erzählen, Plot, Spannung, Roten Fäden, usw. Das habe ich erst gelernt, als ich Anfang zwanzig war (und ich lerne noch immer). Deswegen muss ich sie jeweils dem neuen Erfahrungs- und Lernstand anpassen. Rolling Eyes

Das wird dir mit deinem Buch auch so gehen. wink


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Beitrag21.08.2017 12:23

von Britta Redweik
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Oh Gott, ich hoffe doch nicht. Es ist nur ein halbes Jahr alt. Und ja, plotten kann ich nicht und werde ich nie. Aber zumindest habe ich jetzt die Erfahrung von einem Schreibkurs, 20 Jahren aktivem Schreiben und 7 Jahren aktivem, rezensierendem Lesen, so dass ich zumindest weiß, was ich bei Büchern NICHT will ...

Man lernt zwar nie aus, aber das sollte doch wenigstens für IRGENDWAS gut sein. *wimmer*


_________________
Ich schreibe nur, weil kein Anderer mir die Bücher schreibt, die ich gerne lesen würde. Würde ein anderer Autor die Geschichten schreiben, wie mein Kopf sie mir erzählt, in einer Art, wie ich sie gerne lese, würde ich nicht mehr schreiben müssen.
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Ruby Smith
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Beitrag21.08.2017 12:31

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Oh Gott, ich hoffe doch nicht. Es ist nur ein halbes Jahr alt. Und ja, plotten kann ich nicht und werde ich nie. Aber zumindest habe ich jetzt die Erfahrung von einem Schreibkurs, 20 Jahren aktivem Schreiben und 7 Jahren aktivem, rezensierendem Lesen, so dass ich zumindest weiß, was ich bei Büchern NICHT will ...

Man lernt zwar nie aus, aber das sollte doch wenigstens für IRGENDWAS gut sein. *wimmer*


Ich hab mittlerweile 15 Jahre Schreiberfahrung, Schreibkurse gemacht, 5 Jahre geslammt und mich durch das Forum und Schreibratgeberblogs, Bücher und dergleichen gelesen und dachte, ich sei jetzt Profi, aber dann wird man doch wieder auf was Neues gestoßen und muss erst einmal dazulernen. (Übrigens macht einen Lesen und das "Wissen", was man in Büchern nicht will, nicht gleich zum Profi).

Aber irgendwann hat man ein fundiertes Wissen, auf das man zurückgreifen kann und macht nicht jeden Fehler tausendmal. wink Deswegen wird das schon. Es wird nur länger dauern, als man am Anfang dachte.


_________________
I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.

(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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Rainer Prem
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R

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R
Beitrag22.08.2017 08:50

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:

...

Und ansonsten: Ist es jetzt spannender? Reizt es etwas mehr zum Lesen? Ich würde wirklich ungern noch mehr der Buchliebe aus Kapitel 1 streichen, weil sie in meinen Augen wirklich, WIRKLICH wichtig ist. Aber langweilen will ich ja auch nicht.
Jetzt hat es natürlich etwas .... Poesie eingebüßt, weil ich persönlich die Sprache des Prologs eigentlich sehr schön fand. Aber ... Naja, was macht man nicht alles? Und wenigstens hasse ich die jetzige Version nicht, im Gegensatz zur ersten Überarbeitung lol2

Lange Rede, kurzer Sinn: Besser? Oder immer noch zu viel?
...


Hallo,

Jetzt bist du tatsächlich mitten hineingesprungen und hast einen Anfang geschrieben, der mit wenigen Sätzen einen interessanten Plot vermuten lässt. So hatte ich das tatsächlich gemeint.

Das ist dann meines Erachtens kein "Prolog" mehr, es sei denn, nach dieser Szene kommt erst einmal eine Zeitspanne, in der dein Protagonist z.B. wieder vergisst, was in der Nacht geschehen ist.

Der Infodump in "Kapitel 1" ist meines Erachtens zu dick und breit und lang. Ein paar Andeutungen über Fianans Vergangenheit sollten hier ausreichen.

Den Begriff "Aufschlag" kenne ich nur vom Tennis. Tipp: Beschreibe doch das Geräusch, dass das Buch beim "Aufprall" macht.

Grüße
Rainer
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Tape Dispenser
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T


Beiträge: 272



T
Beitrag18.09.2017 10:15

von Tape Dispenser
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Ich habe nichts gegen seitenlange erzählerische Einführungen, was gerne als Infodump bezeichnet wird, denn auf diese Weise kann man viel Informationen auf wenig Raum unterbringen ohne es dem Leser szenisch und mit seitenlangen Dialogen vermitteln zu wollen.

Was mich am Anfang ziemlich stört ist deine "Beweisführung" der Bücherliebe. Das hat nichts damit zu tun, dass du – was andere Leser bemängelt haben – kein "show don't tell" verwendest, sondern dass ich die Eltern deines Protagonisten ziemlich seltsam und unterkühlt finde. Denn es liest sich so, als würden die drei überhaupt nicht miteinander sprechen, sondern - jeder für sich selber – nebeneinander vor sich her leben. Eskapismus als Familienform.

Hier wäre es glaubwürdiger und kontrastvoller wenn die Eltern das genaue Gegenteil wären, also nicht lesen würden. Wenn du dir ähnliche Bücher durchliest, z.B. Cornelia Funke Tintenherz, dann lesen die Eltern sich gegenseitig aus Büchern vor. Sie sind zusammen, machen etwas miteinander, es herrscht Harmonie und Vertrauen. Davon ist bei deiner Erzählung nicht das Geringste zu spüren und deshalb wirkt die "Bücherliebe" auf mich auch so wenig glaubwürdig.
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag19.09.2017 22:47

von Pickman
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Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Neee. Ich weiß nicht. Ich gebe auf. Ich kann nicht so schreiben, dass es gleichzeitig mir und Anderen gefällt, aber mein Grund zu schreiben ist nicht der Zwang, damit Geld zu machen. Sondern, dass kein anderer so schreibt, wie ich es gern lesen würde.

Und ich bin gern der unabhängige Beobachter, der eben nicht zu eng an den Charakter herangezwungen wird. Der nicht mit Emotionen überladen wird, sondern sich vor allem anhand von Informationen durch die Geschichte hangelt. So etwas lese ich gern. Nicht das, was heute in Massen verkauft wird.

Und dann schreibe ich lieber nur noch für mich alleine, wenn mein Stil nicht das ist, was Andere gerne lesen. Das ist mir lieber, als am Ende mit etwas da zu stehen, was jeder andere genau so geschrieben hätte und was nichts mehr mit mir zu tun hat.

Danke euch allen für euer Feedback. smile Aber ich habe, glaube ich, vor allem daraus mitgenommen, dass ich weder als Leser noch als Autor wirklich meinen Platz am Buchmarkt finden kann.


Liebe Britta,

bitte, bitte lass dich nicht frustrieren, schon gar nicht von dem INFODUMP-Geschrei, das viele anstimmen, sobald sie vier Sätze lesen, in denen einmal nichts ungeheuer Spannendes steht.

Mir hat Deine erste Fassung am besten gefallen. Doch das ist völlig egal. Danke Deinen Kritikern, aber nimm von dem, was sie dir anbieten, nur das, was dir hilft, Deinen Text so zu verändern, dass er DIR besser gefällt.

Vergiss den Buchmarkt. Schreiben macht Spaß. Wenn Du dir den verderben lässt - es gibt jede Menge Jobs, die auch keinen Spaß machen, dabei jedoch mehr und stetiger Geld einbringen.

Liebe Grüße

Pickman
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag19.09.2017 23:58

von Canyon
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Neee. Ich weiß nicht. Ich gebe auf. Ich kann nicht so schreiben, dass es gleichzeitig mir und Anderen gefällt, aber mein Grund zu schreiben ist nicht der Zwang, damit Geld zu machen. Sondern, dass kein anderer so schreibt, wie ich es gern lesen würde.

Und ich bin gern der unabhängige Beobachter, der eben nicht zu eng an den Charakter herangezwungen wird. Der nicht mit Emotionen überladen wird, sondern sich vor allem anhand von Informationen durch die Geschichte hangelt. So etwas lese ich gern. Nicht das, was heute in Massen verkauft wird.

Und dann schreibe ich lieber nur noch für mich alleine, wenn mein Stil nicht das ist, was Andere gerne lesen. Das ist mir lieber, als am Ende mit etwas da zu stehen, was jeder andere genau so geschrieben hätte und was nichts mehr mit mir zu tun hat.

Danke euch allen für euer Feedback. smile Aber ich habe, glaube ich, vor allem daraus mitgenommen, dass ich weder als Leser noch als Autor wirklich meinen Platz am Buchmarkt finden kann.


Liebe Britta,

bitte, bitte lass dich nicht frustrieren, schon gar nicht von dem INFODUMP-Geschrei, das viele anstimmen, sobald sie vier Sätze lesen, in denen einmal nichts ungeheuer Spannendes steht.



Darum möchte ich dich auch gerne bitten, denn von ein paar Meinungen aus einem Forum darauf zu schließen, dass du nicht so schreiben kannst, dass es anderen gefällt, wäre meiner Meinung nach einfach völlig unzutreffend.

Ich finde nämlich auch nicht, dass deine Einleitung zu viele Informationen enthält, oder uninteressant geschrieben wäre, und ich finde auch die Charakteristik von Fianans Eltern absolut glaubwürdig. Schon alleine weil sie eben nicht klischeehaft ist - und weil sie mich ansatzweise an meine eigenen Eltern erinnern. Das widerum führt dazu, dass ich mich in diesem Punkt, und auch in anderen beschriebenen Punkten, gut in Fianan hineinversetzen kann.
Zum Thema "Infodump" kann ich jedem nur mal ans Herz nehmen, den ersten Teil vom Herrn der Ringe zur Hand zu nehmen. Da bestehen die ersten zwanzig Seiten rein aus Beschreibungen über das Auenland und die Gepflogenheiten der Hobbits, ohne einen Satz wörtlicher Rede dazwischen. Es muss also nicht bedeuten, dass ein Buch, dass auf solche Weise beginnt, keine Fangemeinschaft anziehen kann. Ganz im Gegenteil ...


_________________
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schwarzistdiekatz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 288
Wohnort: Graz


Beitrag12.10.2017 01:21

von schwarzistdiekatz
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Hallo Britta, ich würde den Text kürzen, damit er prägnanter wird. Hab ihn kurz grob überarbeitet, vielleicht könnte das ja eine Richtung sein. Lg Martin

„Finde mich.”
Unsanft aus dem Schlaf gerissen, saß Fianan kerzengerade im Bett. Sein Puls schlug ihm bis zum Hals. Vor lauter Schreck war ihm der Roman, der eben noch auf seiner Brust gelegen hatte, zu Boden gefallen. Er wollte das Buch gerade aufheben, als er es erneut hörte: „Fianan. Finde mich.”
Natürlich war die Stimme kein Traum gewesen. Jedes Mal, wenn sie ihn weckte, hoffte er im ersten Moment, sie wäre nicht wirklich da. Aber war sie denn real? Seit fünf Jahren hörte er sie jede Nacht aufs Neue, und doch war er sich da immer noch nicht ganz sicher. Er lag in seinem Hotelbett, presste seine Hände auf die Ohren und versuchte, die Stimme wenigstens für eine Nacht auszublenden, sie zum Schweigen zu bringen.
„Sei doch endlich leise”, flehte er. „Bitte geh weg. Nur eine Nacht.”
Doch Fianan wusste nur zu gut, dass das nicht half. Es hatte lange gedauert, zu begreifen, dass sie immer bei ihm war – die Stimme, von der er tief in seinem Innersten wusste, dass sie nicht menschlich war. Denn es war ein Buch, das nach ihm rief.
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