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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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Soleatus Klammeraffe
Beiträge: 999
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10.07.2017 18:53
von Soleatus
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Hallo Uma,
willkommen im Forum!
Dein anderer Einstands-Text hat mir besser gefallen; das hier ist eine einzige Ansammlung von Leerwörtern, unanschaulich, und oft auch eigenartig unverbunden: "fernab jeder Norm" - das wirkt wie angeklebt, es ist auch vollkommen unklar, welche Norm gemeint sein könnte und in Bezug auf was es denn überhaupt eine Norm ist ... Eine Leerstelle als Folge eine Leerworts, das die Folge eines Reimzwangs ist?! Letzteres kann ich selbstverständlich nicht mit Gewissheit sagen; es sieht aber ein wenig danach aus.
Kurz: Ich glaube, dieser Text kann die Aufmerksamkeit eines Lesers nicht gewinnen.
Gruß,
Soleatus
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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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Soleatus Klammeraffe
Beiträge: 999
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10.07.2017 21:34
von Soleatus
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Hallo Uma!
Zu "Norm" sagt duden.de:
1a) allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben der Menschen
1b) Rechtsnorm
1c) (in Wirtschaft, Industrie, Technik, Wissenschaft) Vorschrift, Regel, Richtlinien o. Ä. für die Herstellung von Produkten, die Durchführung von Verfahren, die Anwendung von Fachtermini o. Ä.
2) übliche, den Erwartungen entsprechende Beschaffenheit, Größe, Qualität o. Ä.; Durchschnitt
3) festgesetzte, vom Arbeitnehmer geforderte Arbeitsleistung
4) (Sport) (von einem Sportverband) als Voraussetzung zur Teilnahme an einem Wettkampf vorgeschriebene Mindestleistung
5) (Verlagswesen) klein auf den unteren Rand der ersten Seite eines Druckbogens gedruckter Titel [und Verfassername] eines Buches [in verkürzter oder verschlüsselter Form]
Nun wäre die erste Frage, was davon ich mir als Leser zu Eigen machen soll - "Vorschrift", oder doch "Durchschnitt"; rein inhaltlich ist aber immer der Gedanke eines Normsetzers enthalten, und auch Begriffe wie "den Erwartungen entsprechend" oder "Zusammenleben der Menschen" zeigen, dass eine Norm an etwas gebunden ist, aus dem heraus und für das sie festgesetzt wird; wie passt das in deinen Text?!
Ein (beliebig gewähltes) "Nicht-Leerwort" ist Schwarzbrot. Lese ich das im Text, stellen sich sinnliche Verbindungen ein - Geschmack, Konsistenz, Aussehen, Geruch -, ich habe Erinnerungen an Gelegenheiten, zu denen ich Schwarzbrot gegessen habe, ich kenne Gedichte und Romane, in denen Schwarzbrot (oder zumindest Brot) vorkommt; und alles das erlaubt mir Verbindungen, Bezüge, es gibt mir die Möglichkeit, das Wort zu meinem Wort zu machen, es für mich zum Leben zu erwecken. "Leer-Wörter" können das nicht - Sinn, Dasein, Norm, Materie, Galaxien, Zufall, Nichts, Endlichkeit ... Welchen Bezug habe ich zu solchen Wörtern? Keinen. Das heißt nicht, sie sollen nicht in einem Gedicht vorkommen; nur müssen sie dann sorgfältig ausgewählt werden und der Rest des Textes so angelegt werden, dass er diese Begriffe sozusagen "von außen", aus dem Umfeld heraus mit der Bedeutung auflädt, die sie selbst nicht haben (können). Was du hier machst, ist das Aufeinanderwerfen möglichst vieler solcher Leerwörter, aber da "leer" und "leer" wieder "leer" ergibt, hilft das überhaupt nichts in Bezug auf meine Aufmerksamkeit deinen Ausführungen gegenüber: Dieser Text ist mir (nicht böse sein) vollkommen gleichgültig.
Zitat: | Ich bin ein Laie und schreibe meine Gedichte zumeist rein gefühlsmäßig und das auch erst seit ein paar Wochen... |
Profis sind wir hier alle nicht, und die Erfahrung kommt mit der Zeit. Hauptsache, du hast Freude dabei ... Bleib auf jeden Fall dran!
Gruß,
Soleatus
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2284 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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10.07.2017 22:35
von Pickman
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Hi zusammen!
Ich bin kein Lyriker, aber mit Normen kenne ich mich aus.
Das hier ist der relevante Eintrag in ISO/IEC Guide 2:2014 "Standardization and related activities - General vocabulary" (farbige Hervorhebungen von mir):
"3.2 standard
document, established by consensus and approved by a recognized body, that provides, for common and repeated use, rules, guidelines or characteristics for activities or their results, aimed at the achievement of the optimum degree of order in a given context
NOTE Standards should be based on the consolidated results of science, technology and experience, and aimed at the promotion of optimum community benefits."
Wenn ich mir die hervorgehobenen Stellen ansehe, halte ich es für durchaus berechtigt, "fern jeder Norm" zu schreiben, wenn ich "fern jeder gleichförmigigen Wiederholung" meine. Ich glaube, dass wir dieses Verständnis auch bei jenen voraussetzen dürfen, die sich nicht beruflich mit Normen befassen.
Liebe Grüße
Pickman
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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2284 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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11.07.2017 13:16
von Pickman
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uma1 hat Folgendes geschrieben: | ich hätte niemals gedacht, dass man ein Gedicht so in seine Einzelteile zerpfücken kann, dass zum Schluß eigentlich nichts mehr übrig davon bleibt...
Du schreibst von Leerwörtern, dass sie nichtssagend sind und ohne irgendwelche Beschreibungen nichts bewirken. Das ist bei mir ganz anders, ich fühle jedes einzelene Wort in mir und kann auch gleich Verbindungen dazu herstellen. |
Genau das ist mir bei der Lektüre Deiner Lyrik auch durch den Kopf gegangen; da ich mich aber mit dieser Gattung nicht so richtig auskenne, habe ich mich lieber zurückgehalten.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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11.07.2017 14:48
von Abari
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Hallo uma1,
der Text möchte (für mich) vermitteln, dass es keinen Sinn im Leben gibt. Alles ist eine Verkettung arbiträrer Umstände, die dazu geführt hat, dass wir sind. Ziel soll es also sein, den Moment zu genießen. Eine Einstellung, die ich teilen kann.
Nun mein Vorschlag: Hast Du Lust, eine kleine Gedankenspielerei zu verfolgen? Wie würde der Text aussehen, wenn Du den Reim mal - nur für einen Augenblick - beiseite stellst und frei assoziierst, was Du sagen willst? Dass Dir das liegt, beweisen die letzten beiden Strophen; denn der Reim kann eine gefährliche Falle darstellen, etwas zu schreiben, was man eigentlich ohne ihn so nicht gesagt hätte. Außerdem bindet er stark die beiden gereimten Wörter aneinander und Du musst entscheiden, ob Du das willst. Daher die Idee, der Du aber nicht zwingend folgen brauchst.
LG
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Gast
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11.07.2017 17:17
von Gast
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Hi,
Abaris Vorschlag ist gut. Und versuche, die Leerwörter mit Metaphern zu umschreiben oder anhand eines Bildes anschaulich zu machen.
Ciao,
Monochrom
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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2284 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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11.07.2017 22:28
von Pickman
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Abari hat Folgendes geschrieben: | Wie würde der Text aussehen, wenn Du den Reim mal - nur für einen Augenblick - beiseite stellst und frei assoziierst, was Du sagen willst? Dass Dir das liegt, beweisen die letzten beiden Strophen; denn der Reim kann eine gefährliche Falle darstellen, etwas zu schreiben, was man eigentlich ohne ihn so nicht gesagt hätte. |
Zitat: | Abaris Vorschlag ist gut. Und versuche, die Leerwörter mit Metaphern zu umschreiben oder anhand eines Bildes anschaulich zu machen. |
Yeah, schmeiß Dein altes Gedicht weg, mach ein neues.
Liebe uma1,
jetzt mal im Ernst. Dein Gedicht gefällt mir, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich mich der Aussage anschließen will. Kritikwürdiges sehe ich an ganz anderen Stellen:
uma1 hat Folgendes geschrieben: | Sinn des Lebens
Der Titel ist recht abgegriffen; dir fällt bestimmt etwas ein, dass mehr zu Weiterlesen reizt.
Geboren zum Sterben
ist das der Sinn
im Dasein gefangen
wo führt es hin
Was macht es so menschlich
Wer hat es geformt
Der Rhythmus stimmt, aber der Reim auf "Norm" wird verfehlt. Wie wäre es mit "Wer gab ihm die Form"?
aus Staub erschaffen
fernab jeder Norm
Wenn das nicht schon eine von den Metaphern ist, nach denen Deine Kritiker rufen. Ich zumindest glaube nicht, dass Du "fernab jeder Norm" wörtlich meinst und dich auf die räumliche Entfernung zu DIN 5008, ISO 4074 und ähnlichen Druckwerken beziehst.
Aus fremder Materie
von einem unbekannten Stern
im Urknall entstanden
Galaxien weit entfernt
In dieser Strophe passt vieles nicht. Der Rhythmus holpert. Materie - okay, aber ist sie wirklich fremd? Ich frage mich, wem die Materie fremd ist. Etwa mir? Aber bin doch aus ihr gemacht. Wie wäre es mit "kalter" oder "heißer" Materie? Die Strophe provoziert in mir das Bild des Sprechers, der aus einer Materie gemacht ist, die vor langer Zeit über eine weite Entfernung an diesen Ort (der Erde) gebracht wurde. Das passt nicht zu meiner Vorstellung, dass ich aus lokaler (irdischer) Materie gemacht bin.
Fragen auf Fragen
die Antwort bleibt aus
das Leben ist Zufall
ganz gering ist die Chance
Streiche "ganz" und der Rhythmus passt. Ersetze "ist" durch "war" und der Satz passt zu der Feststellung, dass das Leben bereits entstanden ist.
Auserwählt aus dem Nichts
"Erwählt aus dem Nichts"? Das würde dem Rhythmus helfen.
zum Sein gekrönt
Rhythmus! Schreib vielleicht lieber "Dasein" oder "Sosein", aber wähle mit Bedacht. Die Begriffe sind spätestens seit Heidegger aufgeladen. Du musst ihn jedoch nicht studiert haben, die Wikipedia-Einträge zu "Dasein" und "Sosein" reichen.
Endlichkeit vorbestimmt
"Das Ende steht fest"?
einen Wimpernschlag gelebt
"zu kurz nur gelebt"? |
Jetzt erst fällt mir auf, dass Du die Frage nach dem Sinn des Lebens mit einer Auskunft über seine Länge beantwortest. Ausgezeichnet. Das macht deutlich, dass die Frage keine gute ist.
Liebe Grüße
Pickman
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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2284 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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12.07.2017 21:56
von Pickman
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Hi Uma, mach dir keinen Stress. Cheers, Pickman
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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12.07.2017 22:17
von firstoffertio
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Zitat: | Fragen auf Fragen
die Antwort bleibt aus
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schreibst du, und doch wurstelst du eine ganze Reihe Antworten in diesen Text, wie die nächsten beiden Zeilen, wie die letzte Strophe, z.B..
Mir scheint das nicht wirklich durchdacht. Insofern ja, da sind zu viele Leerwoerter. zu viele Worte. Und ich schwimme in ihnen beim Lesen.
Trotzdem: Mach weiter mit dem Schreiben!
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uma1 Gänsefüßchen
U Alter: 64 Beiträge: 34
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writinglemur Erklärbär
W Alter: 24 Beiträge: 3 Wohnort: Heinsberg, NRW
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W 06.08.2017 15:38 Zu ihrem Gedicht: von writinglemur
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Hallo uma1,
Der Titel hat mich auf ihr Gedicht aufmerksam gemacht, ein bisschen Philosophie am Nachmittag kann ja nie schaden, dachte ich mir. Zugegeben, haben sie in den wenigen Zeilen, die ihr Gedicht besitzt, sowohl wissenschaftliche, als auch religiöse Motive verpackt. Eine ausgewogene Diskussion über das Thema ist schonmal vollkommen gelungen !
+ Reime
Da es mir persönlich schwer fällt, eine direkte Verbindung zur Lyrik zu finden, ist es immer interessant, andere Werke zu lesen, um sich so an das Ganze heran zu tasten. Das Gedicht zeigt, dass sie intuitiv schreiben, ohne in "verschnörkelten", komplizierten Metaphern ihre Gedanken zum Ausdruck zu bringen.
Sehr sympathisch
Viele Grüße! writinglemur
_________________ W.L |
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