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Curiepolis Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 18 Wohnort: Berlin
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12.07.2017 12:33
von Curiepolis
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben: | Curiepolis hat Folgendes geschrieben: |
...
entblößte, Boulogne -- dankeschön! Habe gerade mittels Textsuchfunktion entdeckt, dass ich Boulogne noch an einigen anderen Stellen im Buch falsch geschrieben habe, nun korrigiert.
...
Viele Grüße,
F. |
Auch der "Boi" ist falsch, dem fehlt ein s am Ende.
Grüße
Rainer |
Danke, stimmt!
Im ersten Teil von Curiepolis stecken viele Gallizismen; allerdings ist es inzwischen schon wieder etliche Jahre her, dass ich an der Universität Französisch belegte...
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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12.07.2017 13:33
von Ruyi
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Hallo,
oft bin ich um deinen Einstand herumgeschlichen, habe eure Diskussion verfolgt und mich rausgehalten. Nun will ich doch noch eben ein paar Worte da lassen.
Die Handlung ist interessant, nicht zuletzt, da ich selbst einmal die Idee einer künstlichen Insel voller Hochbegabter hatte – die habe ich aber ziemlich schnell wieder eingestampft, war mir nach zwei Seiten Text dann doch ein paar Nummern zu groß Du dagegen scheinst den passenden technischen Hintergrund zu haben. Passt also.
Ich habe nur den ersten Auszug gelesen. Bei deinem Satz
Zitat: | Über dem alten Europa donnerte die Atmosphäre, hundert Kilometer hoch, violettblau, ... |
dachte ich „boah, was für ein geiler Anfang.“ Extrem atmosphärisch und fesselnd – und dieses Atmosphärische bleibt dir bis zum Schluss. Leider sind die langen, extrem überladenden Sätze auf Dauer doch sehr ermüdend. Der Text liest sich fast schon selbstverliebt. Wenn du so viele Adjektive direkt aneinanderreihst, nimmst du jedem einzelnen das Gewicht und das, obwohl du meistens herrliche Wörter benutzt. Manchmal habe ich auch das Gefühl, du reihst Wörter nur um des Aneinanderreihens willen aneinander. Bei Stellen wie
Zitat: | Insekten, schöne und seltsame, flogen |
benutzt du z.B. überraschend nichtssagende Beschreibungen und ein eher schwaches Verb. Ging dir da dann selbst die Puste aus?
Die fehlenden Absätze haben mich abgeschreckt und so musste ich mich überhaupt erst einmal dazu zwingen, auch nur ein Wort zu lesen. Ich sehe übrigens durchaus Potenzial zu Absätzen in deinem Text. Beispiel:
Zitat: | (...) auf Waldlichtungen, kühlen Bahnsteigen beobachtet wurden.
„Was war das, Mama?“, fragte ein sechsjähriger Junge, der noch nie einen Meteor gesehen hatte.
„Eine Sternschnuppe. Wünsch dir was!“
„Dann wünsche ich mir -- eine Sternschnuppe!“
In der Wetterwarte der Universität Nebbichingen stellte der Meteorologe Dr. Karl Korff fest, dass die Sonne ihren elf- bzw. insgesamt zweiundzwanzigjährigen Zyklus in der zu erwartenden Art und Weise durchlief. Ihre Fleckenpaare und -gruppen wanderten bedächtig von höheren solaren Breiten herab, dem Rotationsäquator entgegen, wo sie erstarben und verschwanden, während weiter nördlich und südlich, in Gegenden, die auf die Erdkugel übertragen in etwa Marokko, der Südspitze Kjuschus oder der US-Amerikanisch-Mexikanischen Grenze entsprachen, bereits die ersten vorsichtigen, noch punktförmigen Flecken des neuen Zyklus' erschienen.
Annika Palmstroem flitzte, an Wochenenden und schulfreien Tagen, auf ihrem leuchtend orangeroten Fahrrad (...) |
Absätze bei Sprecherwechsel, Absätze, wenn du zu verschiedenen Personen an verschiedenen Orten springst ...
Fazit
Ich spüre deine Leidenschaft für dieses Projekt in jedem Satz. Ich mag die Atmosphäre, die du mit deinen Formulierungen schaffst (mag auch viele deiner Formulierungen), werde aber leider davon erschlagen. Weniger wäre für mich mehr. So wie der Text jetzt ist, würde ich das Buch wahrscheinlich nach wenigen Seiten genervt weglegen. Andererseits hat mich dein Text jetzt auch seit Tagen nicht losgelassen und ich muss zugeben, den Anfang habe ich inzwischen mit Freude mehrmals gelesen. Bin ratlos.
LG Ruyi
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Curiepolis Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 18 Wohnort: Berlin
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18.07.2017 00:23
von Curiepolis
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Ruyi hat Folgendes geschrieben: | Hallo,
oft bin ich um deinen Einstand herumgeschlichen, habe eure Diskussion verfolgt und mich rausgehalten. Nun will ich doch noch eben ein paar Worte da lassen.
Die Handlung ist interessant, nicht zuletzt, da ich selbst einmal die Idee einer künstlichen Insel voller Hochbegabter hatte – die habe ich aber ziemlich schnell wieder eingestampft, war mir nach zwei Seiten Text dann doch ein paar Nummern zu groß Du dagegen scheinst den passenden technischen Hintergrund zu haben. Passt also.
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Hihi, die Idee ist natürlich nicht komplett auf meinem eigenen Mist gewachsen: Klopstock ; Schmidt.
Schmidt hatte die Idee für die Republik von Klopstock, und das Design der mobilen Insel aus Jules Vernes "L'Île à hélice". Ideen älterer Autoren aufzugreifen und zu verändern ist in der Literatur üblicher, als mancher denkt...
Allerdings ist Curiepolis, im Gegensatz zu Schmidts Insel, nicht beweglich, sondern fest mit dem Meeresgrund verbunden und versenkt sich auch nicht selber. Der geografische Ort ist in etwa dieser.
Ruyi hat Folgendes geschrieben: |
Ich habe nur den ersten Auszug gelesen. Bei deinem Satz
Zitat: | Über dem alten Europa donnerte die Atmosphäre, hundert Kilometer hoch, violettblau, ... |
dachte ich „boah, was für ein geiler Anfang.“ Extrem atmosphärisch und fesselnd – und dieses Atmosphärische bleibt dir bis zum Schluss. Leider sind die langen, extrem überladenden Sätze auf Dauer doch sehr ermüdend. Der Text liest sich fast schon selbstverliebt. Wenn du so viele Adjektive direkt aneinanderreihst, nimmst du jedem einzelnen das Gewicht und das, obwohl du meistens herrliche Wörter benutzt. Manchmal habe ich auch das Gefühl, du reihst Wörter nur um des Aneinanderreihens willen aneinander. Bei Stellen wie
Zitat: | Insekten, schöne und seltsame, flogen |
benutzt du z.B. überraschend nichtssagende Beschreibungen und ein eher schwaches Verb. Ging dir da dann selbst die Puste aus?
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Das finde ich interessant, da ich bei der momentanen Überarbeitungsphase u.a. an diesem Punkt ansetze, d.h. schwache Worte durch starke zu ersetzen versuche. "schön/seltsam" sind in der Tat eher Allerweltsworte, die etwas anämisch wirken -- allerdings gefällt mir der Rhythmus
"Insekten -- schöne und seltsame"
Senkung-Hebung-Senkung -- H-S-S H-S-S
(Insekten oder allgemein Wirbellose haben in Curiepolis eine besondere Bedeutung, da sie, der allgemein üblichen Wahrnehmung entgegen, durchweg als positive Kraft auftreten.)
Jedenfalls werde ich mir die Stelle mal markieren. Der Hinweis auf mögliche gegenseitige Schwächungen innerhalb von Wortkombinationen ist auch wichtig.
Ruyi hat Folgendes geschrieben: |
Die fehlenden Absätze haben mich abgeschreckt und so musste ich mich überhaupt erst einmal dazu zwingen, auch nur ein Wort zu lesen. Ich sehe übrigens durchaus Potenzial zu Absätzen in deinem Text. Beispiel:
Zitat: | (...) auf Waldlichtungen, kühlen Bahnsteigen beobachtet wurden.
„Was war das, Mama?“, fragte ein sechsjähriger Junge, der noch nie einen Meteor gesehen hatte.
„Eine Sternschnuppe. Wünsch dir was!“
„Dann wünsche ich mir -- eine Sternschnuppe!“
In der Wetterwarte der Universität Nebbichingen stellte der Meteorologe Dr. Karl Korff fest, dass die Sonne ihren elf- bzw. insgesamt zweiundzwanzigjährigen Zyklus in der zu erwartenden Art und Weise durchlief. Ihre Fleckenpaare und -gruppen wanderten bedächtig von höheren solaren Breiten herab, dem Rotationsäquator entgegen, wo sie erstarben und verschwanden, während weiter nördlich und südlich, in Gegenden, die auf die Erdkugel übertragen in etwa Marokko, der Südspitze Kjuschus oder der US-Amerikanisch-Mexikanischen Grenze entsprachen, bereits die ersten vorsichtigen, noch punktförmigen Flecken des neuen Zyklus' erschienen.
Annika Palmstroem flitzte, an Wochenenden und schulfreien Tagen, auf ihrem leuchtend orangeroten Fahrrad (...) |
Absätze bei Sprecherwechsel, Absätze, wenn du zu verschiedenen Personen an verschiedenen Orten springst ...
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Könnte man so machen; passt aber aus meiner Sicht nicht so -- die dahintersteckende Idee ist, dass der Gedankenstrom "aus einem Guss" erfolgt. Das bedeutet, dass die verschiedenen (menschlichen wie nicht-menschlichen) Akteure an dieser Stelle im Zusammenhang mit den Bildern, die zu ihnen führten, auftreten, und nicht eigenständig. Der sechsjährige Knabe und seine Mutter sind keine vollentwickelten Akteure innerhalb von "Curiepolis", sondern gewissermaßen Gedankenfunken mit menschlichem Antlitz.
Ruyi hat Folgendes geschrieben: |
Fazit
Ich spüre deine Leidenschaft für dieses Projekt in jedem Satz. Ich mag die Atmosphäre, die du mit deinen Formulierungen schaffst (mag auch viele deiner Formulierungen), werde aber leider davon erschlagen. Weniger wäre für mich mehr. So wie der Text jetzt ist, würde ich das Buch wahrscheinlich nach wenigen Seiten genervt weglegen. Andererseits hat mich dein Text jetzt auch seit Tagen nicht losgelassen und ich muss zugeben, den Anfang habe ich inzwischen mit Freude mehrmals gelesen. Bin ratlos.
LG Ruyi |
Ich muss zugeben, der Zwiespalt aus "genervt weglegen" und "mehrmals mit Freude gelesen" hat mich zum Schmunzeln gebracht. In der Science Fiction gibt es das Konzept eines "Basilisks", das ist eine Computergrafik, die Leute, die sie betrachten, in Wahnsinn verfallen lässt, indem sie das Gehirn "kurzschließt". Vor Zeiten machte ich mal den Scherz, dass mein Buch eine Art "Basilisk in Textform" sein könnte; jetzt bewahrheitet sich das doch nicht am Ende??
Vielen Dank für deinen Kommentar,
Liebe Grüße
F.
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