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Mara_Antonia Gänsefüßchen
Alter: 22 Beiträge: 37 Wohnort: NRW
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06.07.2017 07:18 Wodurch entfaltet sich eurer Schreibstil auf Höchstleistungen? von Mara_Antonia
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Hallo!
Ist es bei euch genauso, dass ihr nur in einer ganz bestimmten Verfassung stylistisch gute Szenen verfassen könnt? Bei mir leider ja.
Mein Problem ist, und da wollte ich wissen, ob ich eigentlich die einzige bin, die davon genervt ist, dass ich nur schreiben kann, wenn ich emotional auf dem Tiefpunkt bin. Wenn der Tag schlecht war, wenn unlösbare Konflikte aufgetreten sind etc. Genau dann schaffe ich jede Stunde eine Seite, die (für mich) super schön formuliert sind, die die richtigen Informationen und Gefühle vermitteln - Aber wenn es mir gut geht ist alles, was ich schreibe gleich Müll.
Daran habe ich mich zwar im Laufe der Zeit gewöhnt, aber dann ist mir bei der Überarbeitung meiner vorhandenen Szenen zusätzlich aufgefallen, dass ich eine niedergeschlagene Szene sehr gut schreiben kann, aber eine in normaler Fassung wiederum schäbig und abgehackt klingt.
Was ist eure Meinung?
LG Mara ☺
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Ciddy Wortedrechsler
C
Beiträge: 51
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C 06.07.2017 10:08
von Ciddy
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Hallo Mara_Antonia,
bei mir ist das genau umgekehrt der Fall wie bei dir. Ich kann bei mieser Stimmung nicht richtig kreativ werden - bei mieser Stimmung arbeitet mein Kopf nicht so gut, wie ich es brauche, er gewährt mir zu wenig Energie, ermöglicht mir keine ausreichende Leistung. Außerdem besteht dann das Problem, dass ich beim Blick in den Romanordner stets nur das Negative sehe: "Noch so viel zu tun", "Ergibt das alles überhaupt Sinn?", "Sehe ich da 120.000 Wörter größten Rotz vor mir ruhen?" - so typische Zweifel am Sinn des Ganzen, über die ich bei guter Stimmung eher lache.
Dabei ist mein Gemütszustand losgelöst von dem Inhalt meiner Geschichten. Wenn mein Kopf richtig bei der Sache ist und über genügend Power verfügt, dann schreibe ich Geschichten jeder Art von Stimmung. Anders herum treten die schlimmsten Schreibblockaden immer dann auf, wenn es mir nicht gut geht - sowohl physisch, als auch psychisch, und da ist dann meist kaum etwas zu machen.
In der Regel vermeide ich Hinweise auf ein bestimmtes Alter, doch in diesem Fall fällt mir etwas auf: Mit 14-17 Jahren habe ich Songtexte geschrieben, und deren Inhalte waren viel näher an meiner eigenen Stimmung, als das bei meinem Roman der Fall ist - das fiel dann über weite Strecken sehr bitter und hasserfüllt aus. Dazu muss gesagt werden, dass ich meine Songtexte inhaltlich generell als viel persönlicher empfinde als meinen Roman. Sie dienten mir hauptsächlich zur Bewältigung von Phasen der Niedergeschlagenheit - die meisten wurden musikalisch nie umgesetzt -, was ebenfalls nicht für meinen Roman gilt. Kann es also vielleicht entscheidend sein, ob man das Schreiben auch als eine Art Selbsttherapie sieht, oder ob man sich lediglich auf die Kunst selbst beschränkt?
Grüße
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Leveret Pale Klammeraffe
Alter: 25 Beiträge: 786 Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns
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06.07.2017 11:24
von Leveret Pale
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Ich persönlich kann in depressiven oder manischen Phasen, die schon fast psychotisch sind, sehr gut schreiben und schreibe dann auch sehr viel, mehrere tausend Worte am Tag, während meine Produktivität in glücklichen, normalen Phasen teilweise gegen 0 geht. Der Drang schöpferisch tätig zu werden ist, wenn es einem gut geht, irgendwie nur sehr schwach.
Allerdings ist das jetzt nur eine vage Beobachtung meiner selbst. Aktuell habe ich seit ein paar Monaten ein sehr normale Phase, bin glücklich mit meiner Freundin zusammen und die Produktivität ist sehr gesunken - anderseits ist diese Normalität gerade mit der Klausurenphase zusammengefallen. Vielleicht täusche ich mich auch nur, und die Produktivität und literarische Eloquenz sind zurzeit nur deshalb gehemmt, weil ich sehr viel Energie und Zeit fürs Lernen aufbringen muss und nicht mehr so viel schwänze, und die restliche Freizeit oft statt vorm Schreibtisch mit meiner Freundin verbringe. Morgen ist die letzte Klausur. Mal sehen, wie es danach in den Sommerferien ablaufen wird. Ich hatte in meinem Leben bisher selten solche langen, stabilen Normalphasen. Entsprechend lang ist bereits die Publikationsliste ...
aber wie hat Richard Wagner es mal ausformuliert:
Ich begreife gar nicht, wie ein wahrhaft glücklicher Mensch auf den Gedanken kommen soll, Kunst zu machen.
Kultur und Kreativität sind für mich immer irgendwie Kompensation und Sublimation gewesen. Wenn es nichts zu sublimieren gibt, fällt das Schreiben flach. Ansonsten, um auf den Titel einzugehen. Das Schreiben entfaltet bei mir seine Höchstleistung entweder in solchen zufälligen magischen, musischen Momenten, in denen eine Ideen meinen Geist komplett ergreift und beflügelt, oder in der Kombination von Depression und ADHS-Medikamenten; letzteres ist aber auf Dauer sehr ungesund, also versuche ich es zu vermeiden.
Aber ja, es ist irgendwie nervig, dass das Schreiben meist nur klappt, wenn man geistig gerade irgendwo am Rad dreht.
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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06.07.2017 11:44
von Ruyi
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Kommt mir bekannt vor. In meiner Jugend konnte ich auch nur schreiben, wenn ich mich mies gefühlt habe (das war für bestimmte Szenen Grundvoraussetzung). Da ich meine Jugend von vorn bis hinten als Scheiße empfunden habe, kannst du dir sicher vorstellen, dass ich in diesen Jahren seeehr produktiv war (Ich habe heute allerdings den Verdacht, dass das zum Teil eher therapeutisches Schreiben war ...)
Heute geht das leider gar nicht mehr. Meine Arbeit tötet meine Gehirnzellen so systematisch ab, dass ich kaum noch in einen richtigen Schreibflow komme. Und wenn ich mich ärgere, kriege ich auch keinen richtigen Satz mehr zustande. Und dann ärgere ich mich noch mehr. Ein Teufelskreis.
Wann das Schreiben bei mir heute wirklich gut funktioniert, ist, wenn ich morgens so zwischen 4 und 5 morgens nicht mehr schlafen kann, wenn mein Hirn noch in so einem seltsamen Schwebezustand ist und ich von Emotionen noch völlig unbefleckt bin. Diese ~3 Stunden können sehr produktiv ausfallen und Texte aus diesen Stunden sind stilistisch besser als der Müll, den ich abends nach der Arbeit produziere.
Hmm, wenn ich das jetzt lese, klingt das alles ziemlich bescheuert ...
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Bananensorbet Gänsefüßchen
Beiträge: 17
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08.07.2017 18:59
von Bananensorbet
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Mir geht es ähnlich wie meinen Vorrednern, ich verbrauche auf Arbeit derartig Gehirnzellen, dass ich abends regelrecht Wortfindungsstörungen habe. Was aber hilft, um in Schreibstimmung zu kommen, ist bei mir tatsächlich lesen. Das funktioniert aber nicht mit "leichter Kost", sondern nur um schwermütigen bzw. recht kunstvoll geschriebenen Dingen.
Ich habe dann meistens das Gefühl, dass die Kreativität und Kunstfertigkeit des Autors etwas abfärbt oder zumindest ansteckt.
Alternativ helfen Schlafmangel oder Alkohol
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Elezra S. Wortedrechsler
E
Beiträge: 62
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3207 Wohnort: Frankenberg/Eder
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09.07.2017 11:41
von Taranisa
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Was ich beim Schreiben der Rohfassung brauche, ist vor allem Ruhe, um mich ganz darauf einzulassen. Sowohl äußerlich, als auch in mir. Manchmal schwirren so viele Dinge, um die ich mich kümmern muss oder die mich beschäftigen in meinem Kopf herum, dass ich erst mal wieder den Kopf frei bekommen muss.
Was meine Kreativität unter anderem anschubst, sind historische Dokumentationen, die stören mein Ruhebedürfnis beim Schreiben komischerweise nicht.
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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09.07.2017 11:53
von Ruyi
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Elezra S. hat Folgendes geschrieben: | Groteskerweise hilft mir meine Arbeit beim Schreiben. Wenn ich als Buchhalter tätig bin, ist diese Arbeit oft derart trocken, dass sich Kreativität aufstaut... |
Da kannst du dich echt glücklich schätzen! Meine Arbeit (ähnlich trockener Bereich) tötet leider jegliche Kreativität ziemlich erfolgreich ab ...
Taranisa hat Folgendes geschrieben: | Was meine Kreativität unter anderem anschubst, sind historische Dokumentationen, die stören mein Ruhebedürfnis beim Schreiben komischerweise nicht. |
Du bist doch im historischen Bereich unterwegs? Da sind das dann wohl eher Inspirationsspritzen
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3207 Wohnort: Frankenberg/Eder
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10.07.2017 20:24
von Taranisa
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Ruyi hat Folgendes geschrieben: |
Taranisa hat Folgendes geschrieben: | Was meine Kreativität unter anderem anschubst, sind historische Dokumentationen, die stören mein Ruhebedürfnis beim Schreiben komischerweise nicht. |
Du bist doch im historischen Bereich unterwegs? Da sind das dann wohl eher Inspirationsspritzen |
Kann man so sagen. Besonders, wenn Geschichte in historischen Gewandungen in ebensolchem Ambiente nachgespielt wird
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Murmeltier Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 127 Wohnort: bei Düren
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12.07.2017 09:24
von Murmeltier
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In die richtige Stimmung für meine Texte kann ich mich mit etwas Anlaufzeit gut bringen, aber wenn ich müde oder abgekämpft bin, habe ich nicht immer die Geduld dafür. Allerdings muss ich mich manchmal auch nur in den Hintern treten, dann klappt es trotzdem. Ruhe drum herum hilft mir ungemein. Am flüssigsten lief es also an dem Wochenende, wo meine Tochter mit Oma auf Achse war und mein Mann arbeiten musste, da habe ich von sieben Uhr am Morgen bis zum späten Nachmittag durchgetippt
Erotikszenen fallen mir schwer, wenn ich aus irgendeinem Grund deprimiert oder genervt bin, aber das halte ich für normal.
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Distelix Gänsefüßchen
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Beiträge: 29 Wohnort: Schweiz
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shaadar Wortedrechsler
Alter: 49 Beiträge: 57 Wohnort: Heidelberg
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17.08.2017 17:40
von shaadar
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Ich ziehe viel Motivation aus der Prämisse. Wenn die mich begeistert, fällt es mir leichter, je mehr ich sie beim Schreiben bejahen kann. Aber die Bösewichte gehen auch (irgendwie)
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