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Füllwörter

 
 
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Elezra S.
Geschlecht:männlichWortedrechsler
E


Beiträge: 62



E
Beitrag01.07.2017 21:43
Füllwörter
von Elezra S.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

beim Durchschmökern einiger Threads ist mir ein Thema untergekommen, welches mich beim Erstellen von Unique-Content-Texten verfolgt: die Abneigung gegen Füllwörter. Nun verstehe ich das ja bei Texten, die informativ sein sollen und wo pro Wort ein Preis bezahlt wird.

Aber generell finde ich die Verteufelung von Füllwörtern übertrieben. Da ich es aber so häufig lese oder höre: Bin ich da alleine auf weiter Flur, wenn ich den Eindruck habe, dass gewisse Füllwörter einen Text runder und rhythmischer machen? Auf mich wirkt ein "entschlackter" und "aufgeräumter" Text (natürlich abhängig vom Genre) oft kalt und lieblos...

Nun, ich bin gespannt, ob es da noch Mitstreiter gibt, die für Füllwörter eine Lanze brechen! Laughing

LG Elezra S.
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag02.07.2017 13:58

von fancy
Antworten mit Zitat

Ganz ohne kommt kaum ein Text aus, aber ich würde den Anteil auf ca. 5 % minimieren.

_________________
Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

https//mlpaints.blogspot.com
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Damelo
Wortedrechsler
D

Alter: 34
Beiträge: 92



D
Beitrag02.07.2017 14:15

von Damelo
Antworten mit Zitat

Ich denke es kommt auch einfach darauf an, was du schreiben möchtest.

In Dialogen finde ich es z.B. sehr sinnvoll auch Füllwörter einzubauen, damit die Gespräche nicht so klingen, als würden sie vom Teleprompter abgelesen. Je nach Erzählweise kann es ja auch Sinn machen den Erzähler einer Geschichte solche Wörter nutzen zu lassen.

Generell macht es glaub ich trotzdem viel Sinn sich dabei auf ein Minimum zu beschränken und Texte daraufhin zu überprüfen.

Viele Relativierungen, die für mich auch Füllwörter sind, stören mich z.B. beim Lesen und meistens sind sie unnötig.
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Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 42
Beiträge: 827
NaNoWriMo: 8384
Wohnort: Berlin


Beitrag02.07.2017 14:52

von Poolshark
Antworten mit Zitat

Ich versuche in der Regel auch drauf zu verzichten, mache meinen Füllwörtereinsatz aber auch von dem abhängig, was ich schreibe. Die Ich-Erzählerin in meinem aktuellen Projekt erzählt zum Beispiel anders, als ich sonst erzählen würde. Die sagt dann nicht:
"Ich wollte das nicht."
Sondern:
"Irgendwie wollte ich das nicht so richtig."

Und selbst bei einem so plauderigen Erzählton, bin ich noch sparsam mit den Füllwörtern, benutze sie aber ganz ungeniert dort, wo ich sie für den Rhythmus des Textes glaube zu brauchen.


_________________
"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
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Mina Minus
Leseratte
M


Beiträge: 173



M
Beitrag02.07.2017 15:49

von Mina Minus
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Sagen wir mal so: Ich habe als Leser schon häufig einen Roman abgebrochen, weil er zu vollgestopft war mit Füllwörtern (oft relativierende Wörter wie "ziemlich", "eigentlich", etc.). Mir ist aber noch nie ein Roman untergekommen, bei dem es mir zu wenige Füllwörter waren.

Meine persönlichen (!) Wahrnehmung nach, klingt ein Text mit sehr reduziertem Einsatz von Füllwörtern professioneller, in Dialogteilen können es dann schon mal ein paar sein.
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Elezra S.
Geschlecht:männlichWortedrechsler
E


Beiträge: 62



E
Beitrag02.07.2017 18:36

von Elezra S.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eure Antworten.

Zitat:

Sagen wir mal so: Ich habe als Leser schon häufig einen Roman abgebrochen, weil er zu vollgestopft war mit Füllwörtern (oft relativierende Wörter wie "ziemlich", "eigentlich", etc.). Mir ist aber noch nie ein Roman untergekommen, bei dem es mir zu wenige Füllwörter waren.

Meine persönlichen (!) Wahrnehmung nach, klingt ein Text mit sehr reduziertem Einsatz von Füllwörtern professioneller, in Dialogteilen können es dann schon mal ein paar sein.


Interessant. Darf ich fragen, warum dich Relativierungen stören? Vielleicht hilft mir dieses Verständnis, doch ein wenig sparsamer damit zu sein. Mir ist es bisher noch nicht passiert, dass ich aufgrund von Füllwörtern ein Buch nicht auslese, diese Unempfindlichkeit macht mich bei meinen Texten ziemlich (sorry Wink) blind dafür. Mich persönlich stören lange Beschreibungen von Landschaften, Räumen oder Figuren.

Zitat:
Und selbst bei einem so plauderigen Erzählton, bin ich noch sparsam mit den Füllwörtern, benutze sie aber ganz ungeniert dort, wo ich sie für den Rhythmus des Textes glaube zu brauchen.


Besonders den zweiten Teil unterschreibe ich sofort. Wobei ich gleich anmerke, dass ich nicht sicher bin, ob mein Rhythmusgefühl anderen konveniert. Rolling Eyes

Zitat:
Ich denke es kommt auch einfach darauf an, was du schreiben möchtest.

Viele Relativierungen, die für mich auch Füllwörter sind, stören mich z.B. beim Lesen und meistens sind sie unnötig.


Stimmt, ich gebe schon zu, bei einem Thriller oder Krimi sind Füllwörter nicht notwendig. Bei einem Fantasyroman hingegen gefallen sie mir sogar.

Relativierungen sind auch eine Schwäche von mir, wahrscheinlich würde euch mein Buch in der Hinsicht nicht gefallen, möglicherweise zu Recht. Ich relativiere im Leben viel, da nicht alles schwarz oder weiß sondern eben hell- oder dunkelgrau ist. Diese Einstellung gilt es wohl beim Schreiben abzulegen...
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Corey123
Geschlecht:männlichLeseratte
C


Beiträge: 124



C
Beitrag02.07.2017 19:04

von Corey123
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Ich denke, wie überall in der Kunst, gibt es kein richtig oder falsch und zum Teil ist es auch Geschmackssache. Ich persönliche vertrage durchaus mehr Füllwörter als andere für nötig halten würden. Zum Beispiel wenn ich in der personalen Perspektive schreibe, sind Füllwörter unverzichtbar.
"Eigentlich war er doch mit seinem Job immer zufrieden gewesen." finde ich viel stärker als "Er war mit seinem Job immer zufrieden gewesen.", da man hier den Zweifel merkt (Er war eben nicht zufrieden, spielt sich selbst aber etwas vor). Um diesen Unterton ohne Füllwörter zu vermitteln, müsste man es kompliziert mit Nebensätzen ("... aber er war sich nicht sicher") oder anderen Umwegen ausdrücken. Da liest es sich viel angenehmer mit Füllwörtern.
Auch in die Dialogen, die realistisch wirken sollen, stören mich Füllwörter weniger als zu glattgebügelte perfekte Sprache.
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Damelo
Wortedrechsler
D

Alter: 34
Beiträge: 92



D
Beitrag02.07.2017 19:45

von Damelo
Antworten mit Zitat

Elezra S. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ich denke es kommt auch einfach darauf an, was du schreiben möchtest.

Viele Relativierungen, die für mich auch Füllwörter sind, stören mich z.B. beim Lesen und meistens sind sie unnötig.


Stimmt, ich gebe schon zu, bei einem Thriller oder Krimi sind Füllwörter nicht notwendig. Bei einem Fantasyroman hingegen gefallen sie mir sogar.

Relativierungen sind auch eine Schwäche von mir, wahrscheinlich würde euch mein Buch in der Hinsicht nicht gefallen, möglicherweise zu Recht. Ich relativiere im Leben viel, da nicht alles schwarz oder weiß sondern eben hell- oder dunkelgrau ist. Diese Einstellung gilt es wohl beim Schreiben abzulegen...


Naja, so würde ich es nicht sehen. Erstens sind natürlich die Geschmäcker verschieden. Dann würde ich zum anderen das auch voneinander trennen.
Wenige Füllwörter zu benutzen ist ja nicht gleich zu setzen mit keine Graustufen zulassen.
Da kann man natürlich dann einfach wieder, getreu dem Motto Show, don't tell! arbeiten.

Also statt die Relativierungen einfach einzuarbeiten, so dass man manchmal auch über sie hinwegen lesen wird, lieber die Figuren durch ihre Handlungen zeigen lassen, dass sie nicht 100% überzeugt sind von der Richtigkeit ihrer Taten/Werte/Gedanken usw. Lass sie zögern, es sich anders überlegen, diskutieren, hin und her gerissen sein. Das ist dann auf vielen anderen Ebenen auch wieder spannender.
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Mina Minus
Leseratte
M


Beiträge: 173



M
Beitrag02.07.2017 21:02

von Mina Minus
Antworten mit Zitat

Genau. Relativierende Füllwörter verwässern eine Aussage. Wenn ich das bewusst haben will, dann lasse ich meinen Protagonisten z.B. zögern.
Ich finde, dass der Effekt (also die Zwischentöne darzustellen) der Füllwörter überschätzt wird - auf mich wirkt der Satz dann so, als wäre sich der Autor nicht sicher, was er schreiben will. D.h. obwohl der Autor eine Unsicherheit des Protagonisten darstellen will, wirkt der Satz dann auf mich, als wäre der Autor unsicher, nicht der Protagonist.
Ich hoffe, das ist verständlich erklärt. Und wie gesagt, das ist nur mein höchstpersönlicher Geschmack.
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VickieLinn
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 81
NaNoWriMo: 61650
Wohnort: Berlin


Beitrag02.07.2017 21:12

von VickieLinn
Antworten mit Zitat

Stilistisch sinnvoll eingesetzt, gibt es nichts gegen Füllwörter zu sagen. Sie zeigt die Haltung, die Einstellung des Sprechers. Wenn die Figur oder der Erzähler Füllwörter benutzen, verleiht es dem Text eine natürliche Stimme. Denn Figur oder Erzähler sind auch subjektiv und auch mal unsicher.

Unangenehm fallen Füllwörter auf, wenn eindeutig der Sprache des Autors entstammen. In diesem Fall ist nicht die Figur unsicher, sondern der Schreibstil des Autors, der sich zu schwammig ausdrückt und um den heißen Brei redet.
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Damelo
Wortedrechsler
D

Alter: 34
Beiträge: 92



D
Beitrag02.07.2017 21:45

von Damelo
Antworten mit Zitat

Am Ende reden wir glaub ich, wie bei so vielen stilistischen Fragen, darum, ob man etwas absichtsvoll nutzt, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, oder eben nicht. Dann ist es mehr oder weniger zufällig passend oder auch nicht.
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Ruyi
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 149
Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt


Beitrag03.07.2017 12:39

von Ruyi
Antworten mit Zitat

Ich mag es auch nicht, wenn in einem Roman zu viele Füllwörter benutzt werden. Einmal habe ich einen Roman gelesen, der in diesem Stil geschrieben war: "Aber das war ja wohl eigentlich ganz klar." Zum Davonlaufen! In einem anderen Buch stand praktisch vor jedem zweiten Adjektiv ein "sehr", à la "sie hatte sehr kleine Hände". Auch ganz schön nervig.

Viele Füllwörter wirken auf mich oft geschwätzig und - wie hier auch schon erwähnt wurde - verwässern oft die Aussage. Außerdem wirken solche Texte auf mich schnell wie kurz mal runtergeschrieben und der dadurch entstehende Plauderton passt in vielen Genres einfach nicht.

Aber wie hier auch schon erwähnt wurde: Ganz ohne Füllwörter geht es nicht und da, wo sie sinnvoll sind, sollte man sie auch verwenden.

Und zu den Relativierungen: Manchmal nerven die mich auch. Aus "sie hatte sehr/ziemlich kleine Hände" könnte man z.B. auch "sie hatte winzige Hände" machen. Und was sagt das ziemlich oder sehr schon aus? Klein ist klein, oder?
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IQ Dino
Geschlecht:männlichAlter Ego
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I
Beitrag03.07.2017 13:08

von IQ Dino
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Ich nutze jedes Füllwort, wenn es die Situation, Handlung oder Stimmung noch klarer herausstellt.

Ich streiche jedes Füllwort, wenn sich die Aussage und das Gefühl des Satzes nicht verändern.

Füllworte, die nicht wirklich "Funktion" haben, wirken wie eine Skulptur, wo noch "Überflüssiges" vorhanden ist.

Ich finde Autoren toll, die einen glasklaren Schreibstil haben und wo man beim besten Willen nichts streichen kann, ohne dass der Satz danach verstümmelt wäre ...  und die mit ihren Texten eine wirklich greifbare Stimmung erzeugen.

Da werde ich nie hinkommen smile ... Ich bin viel zu blumig veranlagt.
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IQ Dino
Geschlecht:männlichAlter Ego
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Alter: 62
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Beitrag03.07.2017 13:11

von IQ Dino
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Ruyi hat Folgendes geschrieben:

Und zu den Relativierungen: Manchmal nerven die mich auch. Aus "sie hatte sehr/ziemlich kleine Hände" könnte man z.B. auch "sie hatte winzige Hände" machen. Und was sagt das ziemlich oder sehr schon aus? Klein ist klein, oder?


Es klingt aber anders, wenn man schreibt:
Sie hatte doch ziemlich kleine Hände. Das musste er zugeben.

anstatt:
Sie hatte winzige Hände. Das musste er zugeben.

Beim ersten Satz ist das eher sinnierend und überlegend,
beim zweiten eine glatte Feststellung.
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Ruyi
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Beiträge: 149
Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt


Beitrag03.07.2017 13:28

von Ruyi
Antworten mit Zitat

Herr Bossi hat Folgendes geschrieben:
Ruyi hat Folgendes geschrieben:

Und zu den Relativierungen: Manchmal nerven die mich auch. Aus "sie hatte sehr/ziemlich kleine Hände" könnte man z.B. auch "sie hatte winzige Hände" machen. Und was sagt das ziemlich oder sehr schon aus? Klein ist klein, oder?


Es klingt aber anders, wenn man schreibt:
Sie hatte doch ziemlich kleine Hände. Das musste er zugeben.

anstatt:
Sie hatte winzige Hände. Das musste er zugeben.

Beim ersten Satz ist das eher sinnierend und überlegend,
beim zweiten eine glatte Feststellung.


Klar, wenn die Wirkung wichtig ist, habe ich auch nichts gegen die Verwendung (deswegen schrieb ich ja auch, dass man sie verwenden sollte, wo sie sinnvoll sind Wink). In den meisten Fällen ist es allerdings unwichtig, wie groß die Hände wirklich sind, nehme ich an.
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Elezra S.
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Beitrag03.07.2017 13:45

von Elezra S.
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VickieLinn hat Folgendes geschrieben:

Unangenehm fallen Füllwörter auf, wenn eindeutig der Sprache des Autors entstammen. In diesem Fall ist nicht die Figur unsicher, sondern der Schreibstil des Autors, der sich zu schwammig ausdrückt und um den heißen Brei redet.


Interessant, so habe ich das noch nie gesehen. Jetzt ist es so, die Figur in meinem Buch ist von ihren Gefühlen her zu 2/3 autobiographisch. Dh. die Figur ist unsicher und relativiert in einigen Situationen, weil ich in diesen Situationen auch so reagieren würde. Ist das dann authentisch oder bleibt es schwammig?
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IQ Dino
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Beitrag03.07.2017 14:18

von IQ Dino
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Da ist schon was dran. Viele nutzen Füllworte nicht aus Versehen oder nachlässig, sondern weil sie dem Geschriebenen mehr Volumen in der Menge geben wollen und manchmal auch denken, schmucklose Sätze zeugen von Phantasielosigkeit. Da sind dann die Füllworte das Lametta am Wortebaum Smile

Vor tausend Jahren, als junger Schüler, habe ich das auch bewusst gemacht, da ich dachte, ein Aufsatz ist erst gepolstert mit weiteren Eigenschafts- und Füllworten zu einer noch besseren Note qualifiziert.
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VickieLinn
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Beiträge: 81
NaNoWriMo: 61650
Wohnort: Berlin


Beitrag03.07.2017 16:17

von VickieLinn
Antworten mit Zitat

Elezra S. hat Folgendes geschrieben:
VickieLinn hat Folgendes geschrieben:

Unangenehm fallen Füllwörter auf, wenn eindeutig der Sprache des Autors entstammen. In diesem Fall ist nicht die Figur unsicher, sondern der Schreibstil des Autors, der sich zu schwammig ausdrückt und um den heißen Brei redet.


Interessant, so habe ich das noch nie gesehen. Jetzt ist es so, die Figur in meinem Buch ist von ihren Gefühlen her zu 2/3 autobiographisch. Dh. die Figur ist unsicher und relativiert in einigen Situationen, weil ich in diesen Situationen auch so reagieren würde. Ist das dann authentisch oder bleibt es schwammig?


Es ist egal, ob es eine Biografie ist. Jede Erzählstimme besitzt eine Einstellung, besitzt Gefühle, seien es fiktive Gefühl oder welche, die aus dem Erfahrungsschatz des Autors stammen.
Hast du bei einer Unterhaltung, bei einem Dialog im Buch oder Film mal gedacht: "Was willst du mir denn eigentlich sagen?" Dieser Gedanke sollte beim Leser nicht auftauchen.
Was ich hier schreibe, basiert auch auf meiner persönlichen Meinung und meinen Erfahrungen. Dennoch würde es sich nicht gut anhören, wenn ich meinen Text mit Füllwörtern aufquellen lasse.


Es ist ja so ziemlich egal, ob es nun eine Biografie ist oder nicht. Jede Erzählstimme besitzt in gewisser Weise so etwas wie eine Einstellung, besitzt Gefühle, seien es nun fiktive Gefühl oder welche, die praktisch aus dem Erfahrungsschatz des Autors zu stammen scheinen.
Vielleicht hast du mal bei einer Unterhaltung, bei einem Dialog im Buch oder Film mal gedacht: "Was willst du mir denn eigentlich sagen?" Dieser Gedanke sollte ja im Prinzip beim Leser nicht auftauchen.
Was ich hier gerade schreibe, basiert natürlich auch auf meiner persönlichen Meinung und meinen Erfahrungen. Dennoch würde es sich bestimmt nicht so gut anhören, wenn ich meinen Text mit Füllwörtern regelrecht aufquellen lasse.
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Elezra S.
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Beiträge: 62



E
Beitrag03.07.2017 22:49

von Elezra S.
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VickieLinn hat Folgendes geschrieben:

Hast du bei einer Unterhaltung, bei einem Dialog im Buch oder Film mal gedacht: "Was willst du mir denn eigentlich sagen?" Dieser Gedanke sollte beim Leser nicht auftauchen.
Was ich hier schreibe, basiert auch auf meiner persönlichen Meinung und meinen Erfahrungen. Dennoch würde es sich nicht gut anhören, wenn ich meinen Text mit Füllwörtern aufquellen lasse.


 Very Happy Ja, bei einer Unterhaltung denke ich mir das laufend! Beim Lesen, hmm, wie oben erwähnt, langweilen mich persönlich meistens langwierige Beschreibungen von Orten, Räumen, Personen etc. Eigenschaftswörter, wie von Herr Bossi vorher erwähnt, habe ich persönlich beim Lesen sogar sehr gerne. Anders herum gesagt: mich stören eher unnötige Sätze ohne Lametta, als Sätze, die an sich etwas aussagen und ausgeschmückt sind.

Bitte mich aber nicht falsch zu verstehen, ich nehme mir eure Ansichten sehr wohl zu Herzen (obwohl es für mein erstes Buch knapp zu spät ist, noch etwas zu ändern). Meine Repliken sollen daher nicht von Unbelehrbarkeit zeugen. Das Wort ziemlich beispielsweise würde ich aussieben, wenn ich noch könnte. Wink

Bei den Content-Texten muss ich sowieso knapp schreiben und schlanke Sätze verwenden. Daher habe ich beim Buch mal so geschrieben, wie ich es gerne selber lesen würde. Ein sehr egoistischer Ansatz, aber wohl legitim, weil es eigentlich nie zur Veröffentlichung gedacht war. Laughing

Sollte je ein zweites Werk in Angriff genommen werden, gehe ich da sowieso anders an die Sache heran, unter Einbeziehung des hier Gesagten. Idea
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Mika
Geschlecht:männlichSchachtelkönig

Alter: 42
Beiträge: 1046
Wohnort: NRW


Beitrag04.07.2017 18:35

von Mika
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Elezra S. hat Folgendes geschrieben:

Stimmt, ich gebe schon zu, bei einem Thriller oder Krimi sind Füllwörter nicht notwendig. Bei einem Fantasyroman hingegen gefallen sie mir sogar.


Hm, das erschließt sich mir grade nicht so recht, inwiefern das Genre da ausschlaggebend ist.
Glaub das kommt eher auf den "Erzählstil" des Buches an. Im Fantasybereich würd mich ein

"Er wusste auch nicht gänzlich, wie genau er den Drachen nun also besiegen sollte, allerdings konnte er sich ja wahrscheinlich noch auf seine möglicherweise rudimentären Schwertkampffähigkeiten verlassen, die ihm hoffentlich noch nicht vollständig abhanden gekommen waren."

... ebenfalls eher dazu annimieren, den imaginären Rotstift zu zücken; aber Thriller müssen ja deswegen jetzt nicht im Telegrammstil geschrieben werden, weil sie evtl spannend sind.

Wink

Generell stören mich aber Füllwörter auch nicht sonderlich (<-haha) und ich lese auch wesentlich weniger gern lange Landschaftsbeschreibungen.

Persönliche Meinung:

Bevor ich ins dsfo kam, war ich unbedarft naiv und hab mit Füllwörtern in meinem Debüt nur so um mich geschmissen. Ich weiß gar nicht, wer mir die ersten davon um die Ohren gehauen hat... fancy? Laughing

Mittlerweile bin ich eeeeeeeetwas sensibler in der Hinsicht, allerdings nicht vollständig geheilt, weil ich mich - vermutlich aus Trotz - weigere, mit so 'ner peniblen 5%-Regel (ich mag keine Regeln, irgendwie geht da sofort mein Rebellen-Gen an) aufzuräumen.

Dank Papyrus werden mir beim Schreiben diverse böse Wörter direkt angezeigt und wenn ich nen guten Tag hab, lösch ich sie tatsächlich manchmal - und wenn ich meine, dass der Satz sonst blöd klingt, ignoriere ich den pink unterkringelten Zeigefinger - und lass es so.
Wir werden sehen, wie viele der noch vorhandenen Wörter mir denn im Lektorat gestrichen werden, aber ich habs jetzt erstmal drauf ankommen lassen, weil es sich beim (vor)lesen gut anhörte und mir intuitive Satzmelodien wichtiger sind als Regeln mit Zahlen drin.


_________________
"If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman
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VickieLinn
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 81
NaNoWriMo: 61650
Wohnort: Berlin


Beitrag04.07.2017 19:41

von VickieLinn
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Mika hat Folgendes geschrieben:

Generell stören mich aber Füllwörter auch nicht sonderlich (<-haha) und ich lese auch wesentlich weniger gern lange Landschaftsbeschreibungen.


Sonderlich ist in diesem Fall gar kein Füll- oder Blähwort, sondern eine Abtönungspartikel, die durchaus ihre Berechtigung hat. Diese Partikel geben wie gesagt dem Sprecher eine Haltung; der Satz hat eine andere Konnotation, wenn die Partikel wegfällt.

Füllwörter stören mich nicht.
Füllwörter stören mich nicht sonderlich.


Da gibt es einen feinen Unterschied in der Bedeutung.

Im Gegensatz zu:
Ich habe mich verlesen.
Ich habe mich regelrecht verlesen.


Ohne das Füllwort besitzt der Satz dieselbe starke Aussage. Zudem ist regelrecht ein Hnweis dafür, dass der Autor betonen möchte, wie "extrem krass" es ist. Nur weiß er nicht recht (hehe), wie er es ausdrücken soll. Das meinte ich oben mit Stilunsicherheit des Autors.

Vermutlich meinte der Autor so etwas wie "Ich hab mich verlesen und musste selbst über meinen Urinstinkt lachen".
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minka
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 46
Beiträge: 146



Beitrag09.07.2017 00:15

von minka
Antworten mit Zitat

Ich schreibe jeden Satz bewusst, was bedeutet, dass ich Füllwörter entweder bewusst weglasse oder sie bewusst verwende. Für mich muss ein Text melodisch klingen und dazu sind manchmal Füllwörter ein gutes Mittel. Solange es dem Lesefluss gut tun, mache ich, was ich gefühlsmäßig für richtig halte.
Ich bin sowieso ein Verfechter von: Wer die Regel kennt, darf sie brechen – solange er weiß, was er tut. D.h. Ich habe mich mit den Richtlinien guten Stils sehr genau auseinandergesetzt, bevor ich meinem eigenen Stil freien Lauf gelassen habe.
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