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Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?

 
 
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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag30.06.2017 09:56
Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Uwe Helmut Grave
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aus aktuellem Anlass (es wird ja gerade wieder an der Rechtschreibung herumgebastelt) mache ich mir derzeit "orthographische Gedanken", die mir allerdings ungeeignet erscheinen, sie unter SELBSTHILFE zu platzieren, denn ich möchte ja nicht auf ein bestimmtes Rechtschreibproblem hinaus, vielmehr hat es allgemein mit der schriftstellerischen Profession zu tun.
Nachdem ich gestern im Internet von der Rücknahme einiger früherer unüberlegter Basteleien (Grisli, Wandalismus u.a.) gelesen hatte, fragte ich mich: Bin ich eigentlich der einzige Mensch auf der Welt, dem erst jetzt auffällt, dass man in den vergangenen Jahren Komplize auch "Komplice" schreiben durfte? Mir steht es sicherlich nicht zu, mich über rechtschreibschwache Leute zu mokieren, aber steht es denen zu, dass man ihretwegen die hiesige Rechtschreibung auf ein Niveau absenkt, das teils an Albernheit nicht zu überbieten ist?
Hier im Forum las ich vor längerer Zeit einmal die Anmerkung, dass es eine Benachteiligung sei, wenn jemand nur deshalb nicht Schriftsteller werden kann, weil er in der Rechtschreibung nicht so firm ist. Was in mir die Frage aufwirft: Wieso will überhaupt jemand Schriftsteller werden, den die Orthographie nicht die Bohne interessiert? (Damit meine ich jetzt keine Tipp- oder Flüchtigkeitsfehler, die immer mal wieder passieren, sondern grundfalsch geschriebene Wörter sowie total verkorkste Satzstellungen usw.)
Schriftstellerische Freiheit für alle? Na klar, gern, aber fehlerfrei schreiben sollte man schon können, zumindest im Großen und Ganzen, denn Texte/Bücher, in denen es von orthographischen Fehlern nur so wimmelt, sind eine Frechheit gegenüber den Lesern.
Wenn ausschließlich die Phantasie zum Schreiben ausreicht, werde ich demnächst Bildhauer; zwar habe ich zwei linke Hände, jedoch viele gute Ideen. Hat jemand Interesse an einem Bildhauer-Berater? Kunstmalern könnte ich sicherlich ebenfalls prima in die Arbeit reinreden.
Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen noch mehr dazu ein - ansonsten: Danke fürs Zuhören (Zulesen? Smile)


_________________
U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen.
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Damelo
Wortedrechsler
D

Alter: 34
Beiträge: 92



D
Beitrag30.06.2017 10:47
Re: Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Damelo
Antworten mit Zitat

Ich picke mir mal einen Teil raus, zu dem ich was anzumerken habe.

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Hier im Forum las ich vor längerer Zeit einmal die Anmerkung, dass es eine Benachteiligung sei, wenn jemand nur deshalb nicht Schriftsteller werden kann, weil er in der Rechtschreibung nicht so firm ist. Was in mir die Frage aufwirft: Wieso will überhaupt jemand Schriftsteller werden, den die Orthographie nicht die Bohne interessiert? (Damit meine ich jetzt keine Tipp- oder Flüchtigkeitsfehler, die immer mal wieder passieren, sondern grundfalsch geschriebene Wörter sowie total verkorkste Satzstellungen usw.)


Ich denke hier muss man wieder differenzieren. Ich höre aktuell gerade einen Podcast mit Michael Köhlmeier. https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_K%C3%B6hlmeier#Prosa
Er spricht von seinen Schwierigkeiten zu Beginn wegen einer leichten Legasthenie beim Schreiben. Wenn jemand ein begnadeter Geschichtenerzähler ist, jedoch zu einem gewissen Grad an Legasthenie leidet, ist es natürlich doof, wenn die Leute seine Werke eher belächeln wegen auftauchender Rechtschreibfehler. Geht mir ja nicht anders. Wenn ich beginne einen Text zu lesen und dann sehe ich in den ersten drei Zeilen zig Fehler, verliere ich auch die Lust.

Allerdings gibt es ja mittlerweile einen Haufen an Hilfsmitteln. Legastheniker lernen im Laufe des Lebens besser mit ihrem Problem umzugehen, z.B. durch den Aufbau von Eselsbrücken. Dann haben wir ja mittlerweile im Forum, in jedem Schreibprogramm und im Prinzip überall Zugriff auf Rechtschreib- und Grammatikprogramme, die einfach zu bedienen sind.

Da würde ich nämlich mitgehen. Häufig erlebe ich eine Sammlung an Rechtschreib- und Grammatikfehlern eher als Faulheit, sich eingehender mit dem eigenen Text auseinander zu setzen und mühsam noch mal alles genau zu betrachten. Da finde ich gilt dann auch nicht die Ausrede der künstlerischen Freiheit.

Bei der gilt ja ohnehin: Kenne die Regeln, bevor du sie brichst. Von mir aus gilt diese Regel für manche Genies nicht. Ich glaube aber, dass es deutlich weniger solcher Genies gibt, als Leute, die sich für ein solches halten wink
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag30.06.2017 10:49
Re: Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Aus aktuellem Anl ... mache ich mir ... Gedanken ...

Wieso will überhaupt jemand Schriftsteller werden ... Bohne ... Freiheit ...

Na klar ... Phantasie ...  
.



Ein guter Beitrag Daumen hoch



-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag30.06.2017 10:50

von Terhoven
Antworten mit Zitat

Komplice kannte ich nicht.

Goethes Verhältnis zur Rechtschreibung:
https://de.wikiquote.org/wiki/Rechtschreibung

Mir gefällt die Versandung der Rechtschreibung im Alltag nicht. Erst gestern wieder ein Schild gelesen:

beim verlassen des Kellers
Licht aus!
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5104
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag30.06.2017 12:16
Re: Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Harald
Antworten mit Zitat

Hallo Uwe Helmut,

Du schreibst …

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Schriftstellerische Freiheit für alle? Na klar, gern, aber fehlerfrei schreiben sollte man schon können, zumindest im Großen und Ganzen, denn Texte/Bücher, in denen es von orthographischen Fehlern nur so wimmelt, sind eine Frechheit gegenüber den Lesern.


 Dazu folgendes ►

»aber fehlerfrei schreiben sollte man schon können«
das ist richtig, aber wer es nicht kann, muss sich kompetente Hilfe suchen, und diese kompetenten Helfer eventuell auch gut entlohnen, denn …

»Texte/Bücher, in denen es von orthographischen Fehlern nur so wimmelt«

… kommen nicht auf den regulären Buchmarkt, sondern tummeln sich bei manchen Selfpublishern oder Bezahlverlagen der üblen Art!

Wozu sollen wir uns hier den Kopf darüber zerbrechen, ob und wie Leute, die es nicht für nötig halten, gute Texte abzuliefern, zu einer erfolgreichen Veröffentlichung kommen?


_________________
Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag30.06.2017 13:12
Re: Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Uwe Helmut Grave
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sich Gedanken zu machen (das Denken kann man schließlich nicht auf Knopfdruck stoppen) und sich den Kopf zu zerbrechen ist für mich nicht dasselbe. Daher ein Danke an alle, die sich bisher hier gedanklich mit diesem Thema befasst und mich von den Ergebnissen in Kenntnis gesetzt haben - und natürlich hoffe ich, dass noch mehr folgt...
Harald hat Folgendes geschrieben:
... sondern tummeln sich bei manchen Selfpublishern ...

Genau das ist das Problem: bei manchen, ja, bei bei sogar ganz vielen manchen! Aber es gibt auch gute Selbstverleger, die sind nur schwer zu finden. Mitunter bin ich erstaunt, wie viel Mühe sich jemand gegeben hat, der dann sein Werk für ein paar Cent verschleudert. Einige wiederum verlangen Phantasiepreise und kacken ihre Texte einfach so dahin.
So, und jetzt muss ich ins Museum, meinem Wachmann-Job nachgehen. Auch dort gruselt's mich als ehemaligen Lektor derzeit. Das Emblem unseres neu eröffneten Bürgermuseums sieht so aus:
Bürger
MUSEUM
Beide Worte stehen auf dem Plakat in verschiedenen Schrifttypen untereinander, was als Design perfekt aussieht. Jedem wird sofort klar: Bürger, dies hier ist euer Museum.
Nur leider wird diese Schreibweise auch auf den Schrifttafeln drinnen weitergeführt, und zwar als Überschrift in einer Zeile mit gleichem Schrifttyp:
Das Bürger Museum
Korrekt müsste es aber entweder heißen: Das Bürgermuseum oder das Bürger-Museum. Die Schreibe Das Bürger Museum entlockt manchem Besucher die scherzhafte Frage: "Wo liegt denn der Ort Bürger?"
(Ja, ich weiß, ich bin pinselig. Confused )


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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag30.06.2017 13:57

von Terhoven
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Das müsste doch dann der Ort Bürg sein. Sonst hieße es doch Bürgerer Museum, oder?

Mich ärgert seit kurzem ein Plakat, welches für Immobilien wirbt. Da muss ich heute wieder dran vorbeigehen.

Da steht tatsächlich drauf:
Keinen Bock mehr auf die Alte ...
Wohnung?
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Wintermourn
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 33



W
Beitrag30.06.2017 14:09

von Wintermourn
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Tatsächlich gibt es ja andere künstlerische Bereiche, die ein Handwerk in mehrere Teilbereiche aufsplitten. So ist ein Gamedesigner nicht derjenige, der die Ideen am Ende programmiert und der Grafiker, der geniale Landschaften gestalten kann muss sich nicht um die Story kümmern, die in der Landschaft spielt. Auch ein Drehbuchautor muss die Charaktere, die er erfindet nicht selber spielen können usw.
Die Idee dahinter ist klar, denn es hat sich gezeigt, dass Menschen in bestimmten Teilbereichen gut sind, in anderen hingegen nicht.  Viele Programmierer sind sehr gut darin Algorithmen zu finden, sind aber nicht immer die besten Designer usw.
Warum sollte das in der Literatur anders sein?
Warum erwarten wir, dass ein Schriftsteller alle Bereiche des Handwerks super beherrscht? Ist das realistisch?
Kann es nicht auch sein, dass jemand ein sehr gut darin ist einen Plot zu erfinden, der die Menschen mitreißt, dafür aber in Orthographie ne Niete ist?
An der Stelle hat man dann zwei Herangehensweisen: Entweder man lässt es komplett bleiben, oder man versucht es zu kompensieren/ergänzen (so lassen wollen wir das nicht, da sind wir uns sicherlich alle einig). Die Entscheidung darf, denke ich, jeder selber treffen. Ich für meinen Teil würde das lecker Schnitzel nicht gleich mitwegschmeißen, nur weil mir die Kartoffeln angebrannt sind wink
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fancy
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Beiträge: 2758
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Beitrag30.06.2017 14:26

von fancy
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@UHG: Du siehst das vollkommen falsch! Ihr, die Bürger, ihr werdet dort in dem Museum ausgestellt. Offensichtlich habt ihr es nur noch nicht bemerkt ... wink

Vielleicht sehen Lektoren es anders als viele andere? Kann sein, aber ich bin ebenso wie Uwe der Meinung, dass die Rechtschreibung zum Handwerk gehört und selbst, wenn man da Defizite hat, kann man die Anzahl der Fehler alleine mit dem kostenlosen Duden Korrektor minimieren. (Was scheinbar vielen Autoren schon zu viel Aufwand ist.)

Bei den Vergleichen, die hier angeführt werden, muss ich an einen Autonarren denken, der Autos liebt, aber kein handwerkliches Geschickt besitzt. Dem würde ich mein Auto nicht zur Reparatur geben.

In der Regel reicht es bei vielen (nicht allen!) Selbstveröffentlichern, in die Textprobe zu gucken. Strotzt schon die vor Fehlern, würde ich keinen Cent für das Buch ausgeben und tue es auch nicht.

Korrekte Rechtschreibung ist für mich das Minimum.

Liebe Grüße

fancy


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1000



Beitrag30.06.2017 15:59

von Soleatus
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Zitat:
Korrekt müsste es aber entweder heißen: Das Bürgermuseum oder das Bürger-Museum.


So muss es nicht "korrekt" heißen, sondern "nach derzeit geltender Übereinkunft". Und das ist insofern etwas ganz anderes, als es den Blick auf die Vergänglichkeit der Dinge nicht verstellt und Äußerungen wie "Dieser muss jenes, und jener darf dieses nicht" ein klein wenig, hm: albern aussehen lässt.
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Longo
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Beiträge: 890



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Beitrag30.06.2017 16:29

von Longo
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Mir bleibt eindringlich im Gedächtnis, dass ich in einer Bibliothek mal ein Buch zu Terror ausgeliehen habe, ein Sachbuch. Das Buch war voller Komma- und Rechtschreibfehler. Ich habe das nie vergessen, gerade, weil ich mir als (damals junger) Leser nicht vorstellen konnte, dass ein Sachbuch, so laienhaft geschrieben, überhaupt veröffentlicht werden konnte.

MFG Longo
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Papilloni
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Beiträge: 4



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Beitrag30.06.2017 16:50

von Papilloni
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Aus meinen Benotungen in den Abiturjahren:

Deutsch Leistungskurs:
Note: 2+
Rechtschreibung: 4-

Mathematik Leistungskurs:
Note: 1-
Kopfrechnen: 5

Ich danke Gott jeden Tag aufs Neue auf Knien dafür, dass er uns den Taschenrechner und den Duden Korrektor geschenkt hat.

(Entsprechend sind mir die aktuell gültigen Rechtschreibregeln ziemlich egal - ich beherrsche sie ja sowieso nicht Wink )
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Wintermourn
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Beiträge: 33



W
Beitrag30.06.2017 17:19

von Wintermourn
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Ich glaube, wir sollten ein wenig differenzieren zwischen
1. Der Schriftsteller hat Defizite
2. Das Werk kommt mit Defiziten in die Hand des Lesers

Der erste Punkt kann verhältnismäßig leicht kompensiert werden. Dadurch kann das Gesamtwerk immer noch eine hohe Qualität aufweisen und sogar an anderer Stelle positiv hervorstechen.
Der zweite Punkt ist ungefähr so angenehm, wie ein Märchenonkel der lispelt und stottert. Da kann alles andere noch so toll sein, man wird doch permanent von diesem Störfaktor abgelenkt.
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Unstern
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Wohnort: Leonding (Österreich)


Beitrag30.06.2017 18:23

von Unstern
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Genau das finde ich auch. Man kann schon alleine mit der automatischen Rechtschreibprüfung schon mal ordentlich aufräumen, auch selbst noch intensiv Korrekturlesen und auch Hilfe durch Testleser erhalten. Bei Veröffentlichung sollte auch in Lektorat in welcher Art auch immer sein.

Allerdings: Wenn wer wirklich nicht rechtschreiben kann, also kein bisschen und wo teils nicht mal erkennbar ist, was das falsch geschriebene Wort überhaupt sein sollte, da sollte es sich lohnen, über ein anderes Hobby nachzudenken. Man findet auch irgendwann keine so geduldigen Testleser mehr (zumal viele Autoren die Dienstleistung des Korrigieren sozusagen "tauschen" - da fehlt einem dann diese Tauschware natürlich) und ein Lektor verlangt auch je nach Aufwand mehr.

Dazu kann ich mir auch ehrlich gesagt wirklich nicht vorstellen, dass es jemandem noch Spaß macht, wenn am eigenen Werk nur noch rumgebessert wird. Viele Neuautoren sind da auch, wenn man ihnen das im Zuge einer Textkritik sagt, zutiefst verletzt. Dagegen gibt es ja auch andere künstlerische Ausdrucksformen, vom (Laien)theater, Kurzfilmchen drehen, töpfern, malen, Modellbau ... da kann einer doch sicher was finden, das er besser kann.

Umgekehrt kann man es auch in die andere Richtung übertreiben. Als ewige Besserwisser, die das so breittreten, wenn jemand, der sich als Autor oder gar Lektor bezeichnet, mal einen Tippfehler bei Facebook oder in einem Forum macht. Das ist doch wirklich keine große Sache! - Und nein, natürlich liest man es nicht groß Korrektur oder engagiert sich einen Korrekturleser. Oder auch bei Blogbeiträgen. Teils wunderschöne, ausführliche Reiseberichte mit Fotos und der einzige Kommentar verweist auf einen Rechtschreibfehler in Zeile 27. Evil or Very Mad (Als ob man nicht kurz hinmailen könnte, wenn es einen denn so stört - ist ja in ein paar Sekunden rauseditiert. Aber das vermutlich auch Menschen, die auf einer Party rumbrüllen, wenn einer vergessen hat, den Hosenstall zuzumachen, statt dem das leise zu sagen.)
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 725

Ei 3


Beitrag30.06.2017 18:27

von MrT
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Ich hatte vor einigen Wochen eine kleine Geschichte auf meinem Schreibtisch, für die ich leichtfertig meine Hilfe angeboten hatte. Die Idee war richtig gut, doch die Rechtschreibung / Grammatik glich einer neuen Sprache. Wenn ich nach letzterem Kriterium gegangen wäre, hätte ich bereits nach den ersten 5 - 6 Zeilen hingeschmissen. Doch da ich davon überzeugt war, dass die Geschichte manchem Kind gefallen und beim Einschlafen helfen könnte (und ich meinem Kind(-ern) - sofern ich irgendwann welche haben werde - gern vorlesen würde), habe ich mich da durchgebissen und folgendes getan:

Ich habe die erste Seite überarbeitet und mit Anmerkungen an den Absender zurückgeschickt mit der Bitte, sich dies noch einmal gründlich anzusehen und auszubessern. Ergebnis als ich es nach 2 - 3 Wochen erneut vorgelegt bekam - es waren noch immer einige Fehler drin, aber es war dennoch klar zu erkennen, dass sich der Urheber Mühe gegeben hat, diese zu minimieren.

Bei einer anderen Gelegenheit und einer anderen Geschichte war es nicht viel besser, auch wenn dort weniger die Rechtschreibung / Grammatik das Problem war. Wiederum habe ich die erste Seite mit Bemerkungen versehen und der Bitte, sich den Text noch einmal ganz genau anzusehen. Doch diesmal war die Reaktion eine ganz andere - uneinsichtig.

Was ich damit sagen will: kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen. Und auch wenn man mit der deutschen Rechtschreibung / Grammatik auf Kriegsfuß steht, kann man mit der entsprechenden Phantasie und dem Willen etwas tolles schaffen. Man kann aber auch die Rechtschreibung / Grammatik im Schlaf beherrschen und dennoch kein Talent zum Schreiben besitzen.

Abschließend will ich anmerken (auch wenn die Beherrschung der deutschen Sprache zum schreibenden Handwerk gehört), dass man sich nur einmal die unzähligen SP-Machwerke auf Amazon und Co., anzuschauen braucht. Da läuft mir regelmäßig ein kalter Schauer über den Rücken. Da fehlt es oft nicht nur am Verständnis für die deutsche Sprache, sondern auch noch an der nötigen Phantasie. Was diese Leute dennoch nicht von einer Veröffentlichung (vom geforderten Kaufpreis ganz zu schweigen) abhält.

Da muss man sich nun wirklich nicht wundern, wie lieblos mit unserer schönen Sprache umgegangen wird. Wenn Goethe davon wüsste, würde er sich im Grab umdrehen.
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Uwe Helmut Grave
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Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag30.06.2017 18:32

von Uwe Helmut Grave
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Wow, zurück aus dem Bürger-Museum finde ich hier weitere interessante Gedankengänge.
Nein, ich erwarte nicht, dass jeder Schriftsteller seinen Beruf "super" beherrscht, aber wenn sich ein Schreiber, eine Schreiberin in punkto Rechtschreibung so wenig Mühe gibt, dass einem schon bald die Lust am Lesen abhanden kommt (obwohl man den Inhalt eigentlich recht unterhaltsam findet oder es sich um ein Sachbuch handelt, das nützliche Informationen enthält), ist das schon übel.
Allerdings sollte ich selbst Asche auf mein Haupt streuen. Terhoven hat natürlich völlig recht mit der Ein-Ort-namens-Bürg-Anmerkung - warum ist mir das nicht selbst aufgefallen? Manchmal hat man echt ein dickes Brett vorm Kopf, ich sollte meinen Beruf an den Nagel ... ach das habe ich ja schon längst.


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Unstern
Klammeraffe


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Beitrag30.06.2017 18:56

von Unstern
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Zitat:
Was ich damit sagen will: kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen. Und auch wenn man mit der deutschen Rechtschreibung / Grammatik auf Kriegsfuß steht, kann man mit der entsprechenden Phantasie und dem Willen etwas tolles schaffen.


Da wäre aber dann auch zu überlegen, ob einem das Schreiben so wichtig ist, dass man vielleicht was in Richtung Erwachsenenbildung angeht? Also jetzt nicht unbedingt einen Schreibworkshop, weil da normalerweise mehr stilistisch diskutiert wird, aber einen Volkshochschulkurs oder so was in der Art? Ein Legasthenietraining, falls es daran liegt? Oder Bücher von niedrigeren Schulklassen durcharbeitet?
Weil ich habe es halt auch oft erlebt, dass wirklich sehr das Verständnis beim Leser eingefordert wurde. Verständnis habe ich da aber nicht so recht beziehungsweise soll es ja Spaß machen, das zu lesen. Verständnis habe ich dann, wenn wer etwas schreiben MUSS (nicht aus Jux und Tollerei - sondern so Dinge wie einen Einkaufszettel, eine kurze Nachricht an den Nachbarn usw.). Dann finde ich es nicht so schlimm. Ich habe sogar schon Leuten gesagt, dass sie so was nicht so bereden sollen.
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MrT
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Ei 3


Beitrag30.06.2017 19:55

von MrT
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Unstern hat Folgendes geschrieben:
Da wäre aber dann auch zu überlegen, ob einem das Schreiben so wichtig ist, dass man vielleicht was in Richtung Erwachsenenbildung angeht? Also jetzt nicht unbedingt einen Schreibworkshop, weil da normalerweise mehr stilistisch diskutiert wird, aber einen Volkshochschulkurs oder so was in der Art? Ein Legasthenietraining, falls es daran liegt? Oder Bücher von niedrigeren Schulklassen durcharbeitet?


Da stimme ich dir völlig zu. Doch zunächst muss das Interesse gefördert werden und alles weitere kommt mit der Zeit, sofern der Wille und das Interesse stark genug ist, sich damit intensiv auseinandersetzen zu wollen und nicht schon bei der ersten Kritik die Flinte ins Korn zu werfen.

Ich brauche mich nur an meine eigene Schulzeit zu erinnern. Grammatik war für mich immer ein Graus - entsprechend schlecht war auch meine Zensur in diesem Fach. Dennoch hatte ich schon sehr früh ein hohes literarisches Interesse und Verständnis, was meinen Leistung im Fach Rechtschreibung / Grammatik im Widerspruch stand. Würde ich jetzt nach Ersterem gehen, hätte ich bis heute ganz sicher nicht eine Zeile freiwillig zu Papier gebracht oder auch nur den Gedanken daran verschwendet, dass daraus mehr werden könnte. Da ich aber bei Letzterem von einem Schriftsteller (hatte ich schon mal an anderer Stelle erwähnt) innerhalb einer Schul-AG immer wieder ermutigt wurde (an Phantasie hatte es mir also offenbar nicht gemangelt), bin ich noch heute gewillt an meinem Lebenstraum zu arbeiten, der sich hoffentlich eines Tages erfüllen wird.

Das A und O ist mM der Wille, um an etwas arbeiten und schaffen zu wollen. Dazu gehört aber auch der Zuspruch von Anderen (was mir in meinem Umfeld aber zumeist verwehrt wurde), um die Kraft zu bekommen / haben, an sich und seinen Fähigkeiten arbeiten zu können. Dies hatte ich mit meinen beiden Beispielen zu verdeutlichen versucht.

Das die Beherrschung von Rechtschreibung / Grammatik zum Schreibhandwerk gehört, wie der Schuhmacher zu seinen Leisten, stelle ich dabei nicht in Frage.
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VickieLinn
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Beitrag30.06.2017 23:26

von VickieLinn
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Rechtschreibung gehört zum Handwerk. Und es gehört zum Respekt, dem Leser oder Lektor/Korrektor einen Text zu liefern, den man so gut wie möglich geprüft hat. Es stört mich (nicht nur als Lektorin) sehr, einen Text zu lesen, bei dem ich merke, dass der Autor es nicht für wichtig hält, zumindest die Rechtschreibkorrektur zu benutzen. Ich kenne einige Autoren mit nachgewiesener Legasthenie. Sie benutzen dies aber nicht als Ausrede, sondern achten besonders auf die Rechtschreibung und prüfen ihre Texte mehrmals.

Dennoch erwarte ich keine fehlerfreien Texte. Jedes Manuskript, jeder Post in dem Forum hat Fehler. Und wenn ich kurz vor zwölf und nach einem Gläschen Wein einen Forenbeitrag verfassen, wird da sicherlich auch ein Fehler sein.
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Elezra S.
Geschlecht:männlichWortedrechsler
E


Beiträge: 62



E
Beitrag01.07.2017 22:17

von Elezra S.
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Ein Problem habe ich bei mir festgestellt ist einfach die Betriebsblindheit. Den eigenen Text von Fehlern zu befreien ist meiner Erfahrung nach viel schwerer, als die Fehler bei einem fremden Text zu finden. Das ist natürlich keine Ausrede für Werke, die in jedem Satz einen Fehler aufweisen. Aber gibt es für dieses Phänomen eigentlich eine schlüssige Begründung?
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 823



Beitrag01.07.2017 23:36

von Eliane
Antworten mit Zitat

Eine ganz simple: Je besser man das kennt, was man geschrieben hat (also nach etlichen Überarbeitungsrunden nahezu auswendig), desto besser weiß man, was da eigentlich stehen SOLL. Und genau das liest man dann, wobei man die Fehler übersieht. Was dagegen hilft, ist Abstand (Liegenlassen und erst nach ein paar Wochen wieder anschauen), oder natürlich jemand anders drüberschauen lassen.

Beim Lesen der Beiträge hier fiel mir eine Alternative für tolle Geschichtenerzähler mit schlechter Rechtschreibung ein, ich weiß allerdings nicht, wie weit die technisch gediehen ist: Spracherkennungs-Software. Also Text einsprechen statt eintippen. Hat jemand das schon mal ausprobiert? (Mein Ding wäre es nicht, ich muss meinen Text aufschreiben und schon währenddessen einzelne Wörter austauschen können.)
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag02.07.2017 00:41
Re: Schriftsteller ohne Rechtschreibkenntnisse?
von Babella
Antworten mit Zitat

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Was in mir die Frage aufwirft: Wieso will überhaupt jemand Schriftsteller werden, den die Orthographie nicht die Bohne interessiert?

Wenn es nur die Rechtschreibung wäre und nur solche Lappalien wie der "Komplice"! Es geht ja um die Sprache an sich. Ein guter Text besteht nicht nur aus korrekter Rechtschreibung und Grammatik. Einige Leute wollen offenbar auf Teufel komm raus erzählen - zuhören liegt ihnen nicht. Und man merkt es den Texten natürlich an, wenn jemand nicht liest. Und da frage ich mich dann auch: Warum will einer schreiben, der nicht gerne liest?
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