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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 05/2017
Lüriks Flie /ge

 
 
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag21.05.2017 19:00
Lüriks Flie /ge
von Stimmgabel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat


-



  Lüriks .Flie /ge

  steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

  rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
  will sie meine
  Worte wegfress’n
  Seite für Blatt

  qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...



-

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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag21.05.2017 23:23

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour,

werter Verfasser, dein Lesezeichen gefällt mir auf mehreren Ebenen: auf der formalen, sprachlichen und der Bildebene, in sich ein runder, wort_verspielter Beitrag, der mich an manchen Stellen beim Lesen zunächst stocken lässt, mich aber so dann auch wieder weiterführt und mitnimmt. Fein. Tolle Umsetzung der Vorgaben.

Du bist in meinen Punkterängen: douze points.

Merci beaucoup,
Constantine
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag22.05.2017 05:39

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

(oberer Punktbereich)
Zitat:
Lüriks .Flie /ge

  steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

  rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
  will sie meine
  Worte wegfress’n
  Seite für Blatt

  qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...  


Zitat:
steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

Nicht selber denken, sondern nur Denk-(Schablonen-)Nachahmung.

Zitat:
rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
  will sie meine
  Worte wegfress’n
  Seite für Blatt

Eine Mücke muß Angst haben vor dem Wind, sie wird schnell weggeweht.
Das Papier, die Worte sollen weggefressen werden, von der Schnecke, wenn das Papier nicht schafft zu entkommen,

dafür braucht es eventuell Wind: Der die Seiten umblättert, der die Angst wegnimmt, daß die Worte geklaut werden, der den Kopf, den Geist frei macht:
Zitat:
zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...


Aber vor dem Ende der Angst ... gibt es die Angst vor dem Ende der Angst.

Da hilft nur ein Windstoß.
Reicht schon ein "puhh"? Reicht das?

Gruß,
Eulenbaum
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag22.05.2017 12:25

von Stimmgabel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

-


  Lüriks  Flie /ge

  steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis    und
          Diegesis

  rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
  will sie meine
  Worte wegfress’n
  Seite für Blatt

  qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf  / puhh ...

-------------------------------------------


Eine mögliche Textlinie  ___________________________________ :


Sieht sich der Dichter ’Lüriks’, sein lyrisches Fliegen, sein Schreiben in einer androgynen Situation. Einerseits zeigt der Autor sein Werk den Augen des Lesers [ hier die Maulschnecke, Seite für Blatt hat sie Hunger darauf ], zeigt zugleich damit auch persönliche Entblößungen seiner ICH-Sichtweisen :

zög mir ne Böe
die Tüte
vom Kopf  / puhh ...

-----------------------------  könnte man bei diesem dualen Vorgang von einer literarisch immanenten Prostitition in zwei Richtungen sprechen.

Einmal im text_Outing, also dem fremd_Zeigen des Textes und seiner autorialen Immanenz, zum anderen: im Reflektieren des Textes im fremd_Leser, der wiedrum seine ICH_Ebene dem Text entgegnet, auferlegt

; quasi trifft hierbei Prostitution auf Prostitution Wink


-------------------------------------------------------------------------------


Mit dem Einstieg des Textes

                ge

steh es mir ein
Tenken ist
Mímesis    und
        Diegesis

---------------------------------

wird zudem eine figurierte (intertextuelle) Ebene eingeflochten, die zwar aprior fürs Grundverstehen unerheblich ist; dennoch für den backgroundigen Leser Genüsse freisetzt. Geht’s hier um das Grundding der Dichtung [ letztlich das Ding jeder Literaturform ], jenes umgesetzte Vabanque / Gewichtung von Mimesis(e) und Diegesis(e) in einem Text,

eben, wie der Text konzeptionell inszeniert ist.

Mimesis(e):  quasi der showing Bereich eines Textes; Assoziativen, Empathien, über die Fakten der inneren Handlung hinaus_gehende Bilder,

Diegesis(e):  quasi der telling Bereich; jenes Aufzeigen und Formulieren der Fakten der inneren Handlung des fiktiven Stückes.

Ein immerwährender sprach_philosophischer Streit über genau diese Anteile in einem Text.
Ursächlich von Plato, Sokrates formuliert, die mehr die Diegesis(e) bevorzugten, genauso z.B. die frühe Sicht Wittgensteins;

dann als damaliger Widersacher Aristoteles, der als gleichgewichtigen text_Anteil die Mimesis(e) neben der Diegesis(e) sah [ so Aris: notwendig für die innere text_Empathie ].

Und dieser hier_Dichter Lüriks hat für sich die Entscheidung getroffen, beide Anteile in seinem Werk dem Leser freizugeben;

wird diese Passage:

zög mir ne Böe
die Tüte
vom Kopf  / puhh ...

quasi zum Erkenntnismoment des Poeten, habe er sich von seinen denk_inneren Engescheuklappen befreit Wink


--------------------------------------------------------------------------------


Nun zur metaphorischen WB-Vorgabe  / das Bild, die Funktion des Lesezeichens in das Gedicht hineinzufigurieren ... wird für mich das Lesezeichen hier metaphorisch zum voyeurenden fremd_Auge, jene Maulschnecke, die Seite um Blatt sinn_fressend seziert bis zuweilen in die Personalie des Autors hinein;

spürte der Autor / Text jenen persönlichen Eingriff, als wollte der Leser [ das Lesezeichen ] ihm seine ICH_schützende Plastiktüte vom Kopf wegböen ... umso mehr, gäb es vor dem Leser kein weg_Entrinnen.


... und / oder noch viele andere Deutungslinien Wink





Gruß Stimmgabel ...


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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firstoffertio
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Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag22.05.2017 23:40

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich habe die Vorgaben so verstanden, dass der Lesezeichentext auf irgendeine Art sich auf die Funktion eines Lesezeichens beziehen soll. Das war ein wesentlicher Grund für die Auswahl der Texte, die ich unter Zeitdruck kommentiere.

Nett, das gefräßige Lesezeichen, Seite für Blatt frisst die Maulschnecke Worte.
Den Schluss verstehe ich nicht.
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Longo
Geschlecht:männlichKlammeraffe
L

Alter: 34
Beiträge: 890



L
Beitrag23.05.2017 09:47

von Longo
Antworten mit Zitat

Das Lesezeichen mit seiner langen Zunge frisst die Seiten weg, meine Interpretation der Maulschnecke. Denn Lyrik ist zum Teil auch Digestion von Gedanken anderer. Leider hat die Maulschnecke die Punkte gefressen, verdammt noch mal, kotz’ sie raus!

MFG Longo
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Municat
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beiträge: 353
Wohnort: Zwischen München und Ingolstadt


Beitrag24.05.2017 15:17

von Municat
Antworten mit Zitat

Lieber unbekannter Dichter,

ich habe leider ziemlich wenig Ahnung von Lyrik. Meine Vorstellung geht nicht weit über Songtexte und gereimte, rythmische Texte hinaus. Den übrigen Beiträgen zu diesem Wettbewerb sehe ich an, dass moderne Lyrik mit der Moritaten-Schreiberei, die ich für Geburtstage ab und an von mir gebe, nicht viel zu tun hat. Ich werde also keine Stilmittel bewerten, weil ich nicht beurteilen kann, was in moderner Lyrik möglich, gut, verpöhnt oder schlecht ist. Ich werde nach meinem subjektiven Eindruck werten, nach dem Gefühl, das der Text bei mir verursacht ... und natürlich danach, ob ich die Vorgaben irgendwie sehe. Also bitte nicht böse sein, wenn ich wahrte Perlen nicht erkenne oder plumpe Versuche gutheiße.

Zu dem Text hier finde ich irgendwie keinen richtigen Zugang. Ich bin mir sicher, dass auch hinter diesem Gedicht wertvolle Gedanken stecken, aber ich erkenne sie leider nicht.

Punkte vergebe ich, wenn ich alle Gedichte gelesen habe.


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Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
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Beitrag24.05.2017 17:29

von menetekel
Antworten mit Zitat

Grüß dich, Stimmgabel (war jetzt nicht so schwer Razz ),

ein windiges Teilchen, nicht ohne Hintersinn. Twisted Evil smile  Sehr schön: die Maulschnecke.

m.
(Dauermenck)


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Alles Amok! (Anita Augustin)
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag24.05.2017 20:55

von Heidi
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Das ist schon originell. Sehr verkopft, aber originell. Allein die Maulschnecke, die Worte frisst – ich schätze, sie ist rot, die Maulschnecke und dämonische Schnecken fressen gerne mal das eine oder andere (Wort) auf.
Außerdem wärs tatsächlich gut, wenn es insgesamt weniger Tüten auf Köpfen gäbe, da hast du meine volle Zustimmung.
Kriegste Punkte.
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


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Beitrag27.05.2017 16:44

von Zinna
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Hallo Inko,

Stimmgabel, diesmal wirkt dein Beitrag auf eine gewisse Weise leicht.
  
Der Anfang sagt mir zu mit seinem "gestehe es mir ein"
Es geht um nachahmen und erzählen.
Die Maulschnecke versinnbildlicht den Kritiker?
Aber am Ende des Textes verliere ich den Faden, das Outen des Autors ist gemeint?
Hm...

Lieber Gruß
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag28.05.2017 10:18
Re: Lüriks Flie /ge
von gold
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:

-



  Lüriks .Flie /ge

  steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

  rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
  will sie meine
  Worte wegfress’n
  Seite für Blatt

  qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...



-


Ein Beitrag, bei dem ich das Kommentieren aufgeschoben habe. Wahrscheinlich lag es an der Böe. Laughing  Am Besten gefallen mir deine drei letzten Verse. Was ich außerdem positiv finde, ist, dass dein Text kurzweilig und voller Esprit ist.


_________________
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Aranka
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A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag30.05.2017 00:32

von Aranka
Antworten mit Zitat

Êin Lesezeichen für lustbetonte Lyrik-Schwergewichte


Selbst die Beschränkung auf 4 Silben pro Vers scheint dem Dichter nicht die lyrische Suppe versalzen zu haben. Ganz souverän weiß er durch geschickte Zeilenumbrüche und durch den Einsatz von „Nullwert-Zeichen“ den Versen Luft und Gewicht zu verschaffen. So läuft der Text an keiner Stelle Gefahr, in eine „Reihung“ oder einen leiernden Rhythmus zu verfallen. An keiner Stelle habe ich als Leser den „Schweiß“ des Silbenzählens gespürt, alles steht so da, wie es stehen muss, als habe es für diesen Autor keine Vorgaben gegeben. Das fiel mir gleich beim ersten Lesen positiv auf und ist mir einige Punkte wert, denn diese scheinbare Leichtigkeit der Konstruktion trägt erheblich zum Lesegenuss bei.

Aber nun zum Inhalt. Gleich die ersten Zeilen stellen den „denkerischen“ Textanspruch klar:
„Mimesis und Diegesis“ ! Ich bin bei Sokrates und all den Späteren, die über die  Möglichkeiten der Präsentation einer Geschichte, vor allem in der Poesie, und den jeweiligen Anteil von Mimesis und Diegesis im Text nachgedacht und trefflich diskutiert haben. Und um die Theorie in die Praxis umzusetzen, tritt hier der Herr Lüriks Flie/ge auf, der sich etwas eingesteht und sich in einer Selbstreflexion mitteilt. (Übrigens: Der Umbruch  vom Titel zur ersten Zeile sitzt trefflich und hat deutlich Text-Mehrwert.)

Und bei diesen „hohen Gedanken“ des Herrn Lüriks rennt ihm das Papier weg und wer auch immer hier Angst hat vor der coolen Maulschnecke (Bezug zum Bild-Motiv), das Papier selbst oder der Lyriker als Schreiber oder gar als Leser und Denker, egal: „mückische Angst“ ist ne köstliche Wort-Kombi“ und die Angst nimmt sogleich dünnbeinige hinterlistige Gestalt bei mir im Kopf an.

Und ebenso wunderbar finde ich, dass sie die Worte nicht wie erwartbar Seite für Seite wegfrisst, sondern Seite für Blatt. (Hier spielt einer sehr sicher auf dem Schreib-Klavier.) Und so „quält“ auch die Idee nicht und „quallt“ und „quellt“ auch nicht, sondern „qualt“: und ich als Leser denke alle Variationen mit. An solchen sprachlichen Spielereien habe ich durchaus mein Vergnügen, da sie einen Mehrwert besitzen.

Zitat:
qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...


Diese letzten Verse gefallen mir besonders und ich würde sie durchaus als Wunsch auf mein Lesezeichen schreiben: Es gibt da so manche Tüte, die man als Leser und auch als Autor oft unbemerkt überm Kopf trägt: die Tüte der eigenen Erwartung, der Flüchtigkeit, der Voreingenommenheit, der Beschränktheit und auch der Angst vor der nackten Erkenntnis. „Puhh“! Das wäre wunderbar, zöge da einer die Tüte vom Kopf und man hätte den uneingetüteten Blick auf sich und auf die Welt, ganz ohne Angst vor dem, was sich da zeigen wird.

Ein lyrischer Text mit hohem inhaltlichen Anspruch. Die einzelnen Textpassagen kann ich mir erschließen und sie spielen mir viele Gedanken zu. Den roten Faden vom Einstieg hinein in die letzte Passage bekomme ich nicht ganz zu greifen. Das gekonnte Gemachtsein, hebt den Text für mich aus den anderen heraushebt. Vorerst mein Favorit.


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag30.05.2017 21:58

von Terhoven
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[Lyriklaie hier]

Hier verstehe ich nur sehr wenig, sehe aber sehr schöne Bilder.

mückische Angst finde ich großartig.

Die Maulschnecke ist super, schade ist es, dass sie ausgerechnet cool sein muss, kann sie nicht etwas anderes sein *nörgel*

Zitat:
qualt die Idee

Oh wie schön, quellen und Qualen und das in Verbindung mit Idee, das gefällt mir, auf sowas würd ich nie kommen, aber es gefällt mir ungemein, toll!
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag02.06.2017 11:08

von V.K.B.
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Da ich zu Lyrik sowieso nur wenig Qualifiziertes sagen kann, nur ein stummer Bewertungskommentar, um bepunkten zu können. Denn bepunkten will ich trotzdem. Auch auf die Gefahr hin, dass meine Bewertung nicht wirklich qualifiziert ist, sondern größtenteils mein persönliches Gefallen an dem Gedicht, Originalität der Sprache sowie von mir erkennbaren Themenbezug widerspiegelt.

_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag03.06.2017 14:11

von Stimmgabel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

-


Liebe Mitleser, Gedankenaufleser und Punktierer,

nicht nur mein vielen Dank für eure Lese -Verstehmühe, die ihr meinem Text geschenkt habt [ selbst wenn zuweil im ’Un’ geblieben ], dann doch viele der wortespielenden Bilder in euch Assoziationen erzeugten ... echt, darüber habe ich mich gefreut. Das Grundmotiv des text_fressenden Lesezeichens, der hungrige und eigenwillige Leser selbst, ist ja gut rübergekommen.

Bin ebenso überrascht, dass bei relativ so wenigen Wertungen eine so hohe Punktezahl zustande gekommen ist ... ein dazu extra freu_Danke  Smile ... und die vielen Nuller haben natürlich genauso einen wichtigen Aussagewert.

Vorab habe ich ja schon eine teil_Sicht über mein eigenes Stück gegeben; denke ich mir, liegen darin einige Fragen von euch beantwortet [ zumindest, was ich mir bei meiner hier_Reduktion dachte Wink ]

-----------------------------------------------------------------------------

Nun zu einigen konkreten Gedanken von euch:

Tauchte der Gedanke der ’Nachahmung’ auf  __________________________________ :

Eulenbaum hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

Nicht selber denken, sondern nur Denk-(Schablonen-)Nachahmung.
.


Zinna hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

              / ge
steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis .. und
          Diegesis

Der Anfang sagt mir zu mit seinem "gestehe es mir ein"  / Es geht um nachahmen und erzählen.
.


Nun, hierbei ging’s mir nicht um den biologischen oder semantischen einfach_Sinnwert einer quasi duplizierenden ’Layout’ Nachahmung, oberflächlich betrachtet  / ging’s mir doch um die literarische Mimesis(e), also das inszenierte assoziativ_Ding, dass im Leser oder z.B. im Publikum ablaufen soll, also über die gebaute, faktische Handlung [ Diegesis(e) ] hinausgehend;

hat dann wenigst mit Nachahmen im Sinne, etwas ’einzig nur (denklos) zu übernehmen’ zu tun [ u.z. im Autoren wie auch im Rezipienten ]. Im rein literatur-klassischen theorie_Sinne sind ja Mimesis(e) und Diegesis(e) fast schon Antagonisten zueinander, hi hi ... fast ...

Zum Tiefensinn einer Mimese in der Natur; gilt’s hier, den Grund für einen natürlichen Feind, also der oder die ... mittels optischer, sensorischer Täuschung zu umgehen. Geht’s also primär nicht darum, okay, ich spiel jetzt mal Blatt, hat der Fleischfresser keine Lust darauf  / geht’s vielmehr darum, die Assoziation im ’möglichen’ Feind [ in der realen feind_Umgebung ] zu erzeugen, dass dessen/deren Wahrnehmung über mich getäuscht wird, die betrogene Wahrnehmung z.B. keinen Fresslust im Gegenüber auslöst.

Letztlich eine höchst verquickte (evolutionäre) Verkettung von unwillkürlichem Impulsgrund im Gegenüber und Aufhebung genau dieses speziellen Kausalgrundes [ Fressgrundes ], also einen anderen Impuls, den oder jenen trug_initiiert.

Kann man mMn dieses Prinzip sehr schön auf die mimetische Stilfigur in der Literatur übernehmen. Braucht es für die beabsichtigte Assoziation, Gefühle, vernetz_Reisen im Rezipienten nicht nur das autoriale Wissen [ die Annahme ], was welche Assoziationen auslösen kann, braucht es nun umso mehr die äquidistante Umsetzung, genau eine, diese bestimmte Assoziation wortend zu erzeugen. Wird also die diegetische formale Handlung in ihrerselbst um den Anteil einer Gefühlsebene mit verästelnder Reise [ im, für den Leser ] erweitert,

stellt quasi das diegetische Handlungsformal einer text_Sequenz die Grundlage dafür, nun dieses Formal um eine Empathie [ diegetisch vorher ausgeschlossen ] zu erweiteren.

------------------------------

... sagt nun der Protagonist ’Lüricks’, er gesteht es sich ein, dass (unser, sein) Denken in seinerselbst immer eine Verquickung von nackten Tatsachen und persönlichen Emotionen darstellt, umso mehr im einzel gestalteten Weitebild, mindestens jedoch derart: warum ich gerade diesen formalen Punkt anders gewichte als jenen anderen, zueinander ...

 behauptet Lüricks Wink




... mal soviel für jetzt [ es geht dann detailend weiter ]  / nochmal ein sehr Danke für euer Mitmachen,  Gruß Stimmgabel ...


-


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Stimmgabel
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Beitrag11.06.2017 18:28

von Stimmgabel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

-

  Lüriks  Flie /ge

  steh es mir ein
  Tenken ist
  Mímesis    und
          Diegesis

  rennt das Papier
[ mückische Angst ]
  vor der coolen
  Maulschnecke
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  die Tüte
  vom Kopf  / puhh ...


-------------------------------------------


Nun zum Gedanken zur (mückischen) Angst im Text  / wohl mehr eine blätterteigende Angst ...  die Ahnung vor der Ahnung Wink

Eulenbaum hat Folgendes geschrieben:

Eine Mücke muß Angst haben vor dem Wind, sie wird schnell weggeweht.
Das Papier, die Worte sollen weggefressen werden, von der Schnecke, wenn das Papier nicht schafft zu entkommen,

dafür braucht es eventuell Wind: Der die Seiten umblättert, der die Angst wegnimmt, daß die Worte geklaut werden, der den Kopf, den Geist frei macht:
Zitat:

zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...


Aber vor dem Ende der Angst ... gibt es die Angst vor dem Ende der Angst.

Da hilft nur ein Windstoß.
Reicht schon ein "puhh"? Reicht das?
.



Aranka hat Folgendes geschrieben:

Und bei diesen „hohen Gedanken“ des Herrn Lüriks rennt ihm das Papier weg und wer auch immer hier Angst hat vor der coolen Maulschnecke (Bezug zum Bild-Motiv), das Papier selbst oder der Lyriker als Schreiber oder gar als Leser und Denker, egal: „mückische Angst“ ist ne köstliche Wort-Kombi“ und die Angst nimmt sogleich dünnbeinige hinterlistige Gestalt bei mir im Kopf an.

Zitat:

qualt die Idee :

  zög mir ne Böe
  die Tüte
  vom Kopf ./ puhh ...


Es gibt da so manche Tüte, die man als Leser und auch als Autor oft unbemerkt überm Kopf trägt: die Tüte der eigenen Erwartung, der Flüchtigkeit, der Voreingenommenheit, der Beschränktheit und auch der Angst vor der nackten Erkenntnis.

„Puhh“! Das wäre wunderbar, zöge da einer die Tüte vom Kopf und man hätte den uneingetüteten Blick auf sich und auf die Welt, ganz ohne Angst vor dem, was sich da zeigen wird.
.


Hallo Eulenbaum,
hallo Aranka,

einfach nur guut eure aufgefächerten Gedanken zu dem Thema “mückische Angst“  Smile

Und wie berechtigt die Frage ist, wer nun Angst hat. Ist es das Buch selbst oder der Autor, quasi von den gierigen tenk_Augen des Lesers gefressen zu werden  / oder die des Lesers, zu wenig zu kapieren oder [ ganz grandios: die Angst des Buches insofern, nach dem Lesen in die Ecke stumm weggelegt zu werden, hi hi ... / die Angst vor dem Ende der Angst ]

ach ach, gäb’s doch einen Geist, der mir diese blind_Tüte vom Kopf zöge;

jene immerwährende Grundangst des Autors, zu kleinkarriert den Blick auf die Welt abgebildet zu haben ...

und alle Beteiligten  / ahnten sie irgendwie von jener Maulschnecke, die immer hungrig ist, irgendwo rumgeistert, ihr lautes Schmatzen nie zurückhält, uns alle so wunderbar qualt.


Vielen Dank ihr zwei Poetenkollegen Smile für eure Angst-Melange  / für heute erst mal wieder ein sehr Tschüss,  Stimmgabel ...


-


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