Auf ins Getümmel

[Matthias Jecker]

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[James Blond]

Lieber Jecki,

ihr Schweizer seid einfach zu langsam!

Rosenmontag ist längst vorbei - und du kommst jetzt, am Ascherdonnerstag, mit einem stürmischen Tümmler.

Und wieder mit dem Temperament des Alm-Öhi, den Wald im Sturm beim Salsa zusehend. Nun ja, manche meinen, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, bei dir ist's umgekehrt, denn nicht der Wald tanzt im Sturm - die Bäume sind's wohl eher, die sich ihre Arme zuwerfen und in den Hüften wiegen. Und "Karibischs" können wohl nur Karibus.

Ein Reh, das "drinnen" (im Wald!) sich still den Kopf hält, habe ich zwar noch nie gesehen, nur schreiende Hirsche, die den Kopf schütteln, aber das war auch im Herbst, nicht im Sturm, nicht hier.

Sehr eindrucksvoll die erläuternde 3. Strophe, die mit ihrer Trinität aus "fallen-überfallmäßig-übermütig" den "von Hügel zu Hügel" springenden Stürmen den nötigen Nachdruck verleiht.

Kein Wunder, dass sich nach kurzer Verblüffung ("Oha!") auch das Reh ins "Getümmel" wirft, denn "man soll die Äste feiern, wie sie fallen!". Wie wahr!

Zwar habe ich mir nicht gerade einen Ast an diesem Text gelacht, aber ich empfand die Anspruchslosigkeit des Themas samt seiner Aufbereitung recht wohltuend und passend zum Heidi-Land, weil die Jecken dort traditionell(!) etwas später unterwegs sind: Die Basler Fasnacht startet ja auch erst am kommenden Montag.
Helau!

Grüße
JB

[Harald]

In der Schweiz geht es erst nächste Woche richtig rund …

KANNSTE GUGGE-MUSIK

http://www.carnevalo.de/Karneval/Karneval-Schweiz.html

[Matthias Jecker]

Hallo Blondie, hallo Harald

Lasst mich, wenn ich denn schon einen Schatten des tumben Un-Dichters auf die gesamte Schweizer Versemacherszene zu werfen drohe, wenigstens eines zu Gunsten eurer Sachkenntnis deutlich klarstellen:
Der Karneval (die alemannische Fasnacht) findet in der Schweiz zwischen Schmutzigem Donnerstag und Aschermittwoch statt, genau wie überall sonst auf der Welt.
Aschermittwoch war gestern. Ab heute ist Fastenzeit.
Reist mal in die Schweiz. Lest mal das Buch eines Schweizer Schriftstellers.
Und nehmt zur Kenntnis, dass "uffm Wald" deutsches Gebiet ist.

Da es ansonsten nur Anmerkungen zum Text gibt, die keinen Silberstreifen am Horizont durchgucken lassen, nehme ich eure Beiträge dankend zur Kenntnis und wünsche einen weiterhin vergnüglichen Abend.

MJ

[Harald]

Meine Antwort bezog sich auf die "zu langsamen Schweizer" …

[Matthias Jecker]

Werter Harald

Ich wurde hier als Schweizer angesprochen, nicht als Basler (der ich nicht bin).

Du meinst es gut, aber du googelst in einer Sackgasse.

Gruss vom Wald und darunter
MJ

[Matthias Jecker]

gelöscht

[James Blond]

Lieber Jecki,
nachdem nun die Details und Besonderheiten des außerdeutschen Karnevals geklärt sind, möchte ich doch noch einmal auf den Silberstreif zu sprechen kommen:

[Matthias Jecker]

Hallo JB

Danke für deinen Zweitversuch.
Ich entnehme daraus gerne die Erkenntnis, dass "unprätentiös" oder "Anspruchslosigkeit des Themas" in deinen Augen nicht unbedingt flau, schal und schlecht bedeuten (hatte ich nach deinen Sonett-Kritiken und eigenen Sonetten so gespeichert).

"Der Wald tanzt" bedeutet mindestens so viel wie "Mainz singt und lacht". Rumba sehe ich darum hier nicht als zu sinnlich. In beiden Fällen beibe ich also bei meiner Fassung.

Das Reh kann man gerne durch einen Hirsch ersetzen. Der sich das Geweih hält.

Schönen Abend und
nochmals Dankeschön
MJ

[Matthias Jecker]

Der Wald, er steht nicht mehr, er tanzt
zu Rumba, Salsa, irgendwas
Karibischs, schweigt nicht, wirft
die Arme hoch und
wiegt sich in den
breiten Hüften.

Drinnen hält ein Hirsch
sich sein Geweih, ein Ast
hat es getroffen, als er
runterkam vom Baum, das Krachen
war wohl in dem allgemeinen
Lärm hier untergegangen.

Februar-Stürme fallen
überfallmäßig in die sanften
Täler ein, sie springen
übermütig von Hügel zu Hügel.

„Oha!“, denkt der Hirsch,
richtet seinen Wedel nach dem Wind
und wirft sich ins Getümmel.
„Man soll die Äste feiern, wie sie fallen!“