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Krimi/Thriller im Leipzig der 40er


 
 
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wumbo2000
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 38
Beiträge: 3
Wohnort: Hannover


W
Beitrag18.02.2017 17:24
Krimi/Thriller im Leipzig der 40er
von wumbo2000
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Hallo in die Runde. Ich schreibe zur Zeit an meinem ersten Roman-Manuskript. Es handelt sich um einen Krimi-Thriller im Leipzig der 40er Jahre. Der Ausschnitt stellt das erste richtige Kapitel nach dem Verbrechen dar.
Da ich noch nie etwas veröffentlicht habe bin ich sehr gespannt, was ihr so zum Stil und zur Dramaturgie sagt.
Vielen Dank im voraus!

-----------------------------------------------

„Was für ein Haufen Scheiße.“ Kriminalkommissar Wilhelm Leitner sah sich um, spuckte auf das regennasse Kopfsteinpflaster und verschmierte den Fleck mit seinem Schuh. „Dafür klingelt ihr mich nachts aus dem Bett? Hättet ihr nicht die Feuerwehr rufen können? Hier hat es gebrannt, verflucht noch mal. Das sieht ein Dreijähriger. Das könnte ein blinder Dreijähriger sogar riechen! Dafür braucht man doch keinen Kriminalkommissar.“
„Die Feuerwehr war ja da. Oder sehen Sie hier noch irgendwo Flammen?“
„Werd’ ja nicht frech.“ Wilhelms Kopf dröhnte. Was bildete sich dieser dämliche Streifenpolizist ein? Veranstaltete hier so einen Riesenwirbel wegen eines Brandes und wollte wohl auch noch einen Orden dafür, dass er der erste vor Ort gewesen war. Wie war noch gleich sein Name? Ach, egal. Ruhig bleiben, die Angelegenheit schnell über die Bühne bringen und sich dann noch mal zu Lotte legen. Er könnte auf dem Weg noch beim Bäcker vorbei fahren und Brötchen mitbringen. Das klang doch nach einem Plan. „Na gut. Was haben wir?“
Auf diese Frage hatte der Streifenpolizist, ein vielleicht 30-jähriger drahtiger Mann mit einem auffallenden Schnurrbart, augenscheinlich gewartet. Er machte eine raumgreifende Geste. „Wir befinden uns auf dem Gelände des physikalischen Instituts. Hier arbeiten die besten Wissenschaftler, die unsere stolze Nation hervorgebracht hat. Wenn man den Gerüchten glauben kann…“
„Ich liebe Gerüchte!“ Wilhelm hatte sich vorgenommen, es diesem Hanswurst nicht allzu leicht zu machen.
„Ja. Also, wenn man den Gerüchten glaubt, dann wird hier unter anderem an der Waffe gearbeitet, die den Krieg für uns entscheiden wird.“ Der Hanswurst schaute Wilhelm mit verkniffenen Augen an und erwartete wohl eine überraschte Reaktion von ihm. Aber er war viel zu müde und zu schlecht gelaunt, um überrascht zu sein. Er ignorierte die Einladung zur Nachfrage.
„So so. Forscher also. Und mitten in ihrer Forschung haben sie aus Versehen um ein Haar die halbe Stadt abgefackelt?“ Die Szenerie, die sich Wilhelm bot, sah in der Tat nach einem Kriegsgebiet aus. Die Werkshalle, die sich auf dem Innenhof des Institutsgebäudes befand, war teilweise eingestürzt. Rohe Ziegelsteine lagen verstreut herum, als habe eine Explosion stattgefunden. Für einen einfachen Brand war hier tatsächlich ein hohes Maß an Zerstörung zu sehen. Langsam begann ihn die Sache zu interessieren. „Was haben diese Wunderforscher hier nochmal gemacht?“
Der Hanswurst genoss Wilhelms Unwissenheit, das merkte er.
„Kernphysik“, sagte er, wobei er jede Silbe überdeutlich betonte.
„Kernphysik?“
„Kernphysik.“
Es entstand eine Pause, in der der Streifenpolizist Wilhelm spöttisch anlächelte und Wilhelm sich sehr zusammenreißen musste, um nicht auf der Stelle auf den Mann loszugehen. „Hättest du wohl die Güte, mich an deiner offenbar endlosen Weisheit teilhaben zu lassen?“
„Nur zu gern. Wie ich schon sagte, wurden in Leipzig einige der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Physik zusammengebracht, um…“ In diesem Moment wurden aus Richtung der verwüsteten Werkshalle Rufe laut. Wilhelm ließ den Streifenpolizisten einfach stehen, der seinen Vortrag noch einen Moment fortsetzte, während er Wilhelm in Richtung der Halle folgte. Als er merkte, dass der Hauptkommissar sich nicht noch mal umdrehen würde, gab er auf und blieb kopfschüttelnd stehen.
Eine Waffe, die den Krieg für uns entscheiden wird. Wilhelm schnaubte. Was für ein Quatsch. Der Krieg war doch längst verloren. Die Leute hungerten, das Reich ging vor die Hunde, und die Nationalsozialisten lebten in Saus und Braus. So sah es doch aus. Nur schien das außer Wilhelm niemand zu verstehen. Er ging weiter in Richtung der Werkshalle, aus der mehrere Männer gerade eine Bahre trugen, auf der eine weitere Person lag. Als Wilhelm darauf zusteuern wollte trat plötzlich noch ein Mann aus den Resten der Halle. Der auffallend kleine Wuchs und die übertrieben adrett sitzende Uniform ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um Hauptkommissar Alfred Körner handelte. „Noch so ein Arschloch“, murmelte Wilhelm für sich.
„Mensch, Willi!“ Der Mann kam übertrieben winkend auf Wilhelm zu und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. „Was machst du denn hier?“
Wilhelm schnaubte. „Wie sieht es denn aus, verdammt noch mal? Ich wollte mir hier grad von deiner Mutter die Füße massieren lassen. Komisch, normalerweise sorgt sie immer dafür, dass du grad nicht im Haus bist, wenn ich komme.“ Aus dem Augenwinkel sah er, dass der besserwisserische Streifenpolizist ihm gefolgt war und nun so tat, als würde er ihr Gespräch nicht belauschen.
Körners Hand lag immer noch auf Wilhelms Schulter. „Ach, Willi, du bist mir schon einer. Immer für einen Spaß zu haben.“
Das Arschloch brachte es tatsächlich fertig, über Wilhelms Spruch zu lachen. Was für ein Schlappschwanz. „Ich gebe mein Bestes. Deswegen mag deine Frau mich auch so. Wer ist denn die arme Sau auf der Trage da?“
„Fritz Ulreich, ein Institutsangestellter. Sowas wie der Nachtwächter hier. Aber mach dir keine Mühe. Er atmet zwar noch ein bisschen, aber…“ Körner fuhr sich mit dem Daumen über den Hals und verdrehte dabei die Augen.
Die Gestalt auf der Trage, die Wilhelm gerade passierte, war dick in Decken eingehüllt. Das Gesicht, das oben aus dem Kokon heraus lugte, hatte nur noch wenig Menschliches an sich. Jegliche Behaarung war verschwunden, die Haut hing in blutigen Fetzen hinab. Kein schöner Anblick vor dem Frühstück.
„Ich geh’ mich drinnen mal ein wenig umsehen“, sagte Wilhelm und ging langsam in die Richtung, aus der die Männer mit der Trage gerade gekommen waren.
„Mach’ dir keine Umstände, Willi. Gleich kommt hier eh die Gestapo vorgefahren und übernimmt den Fall. Ich frage mich, wo die bleiben. Die sollten längst hier sein.“
„Gestapo?“ Wilhelm war ernsthaft überrascht. „Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“
Körner machte ein verschwörerisches Gesicht, legte einen Arm um Wilhelm und begann zu flüstern. „Mal im Ernst, Willi, mach dich vom Acker. Du solltest gar nicht hier sein. Das hier ist zwei Nummern zu groß für dich.“
Wilhelm musste sich kurz sammeln. Wollte dieses Arschloch ihm gerade erklären, wo sein Platz war? Ausgerechnet Körner, dieser Speichellecker und Uniformfetischist, der sich seine Position nur durch die angeblich richtige Gesinnung und jahrelange Buckelei erschlichen hatte? Wilhelm hatte sich jahrelang den Arsch aufgerissen, Nachtschichten geschoben und Fall um Fall gelöst. Und trotzdem war er nicht Körners Vorgesetzter, wie es in einer gerechten Welt hätte sein müssen. Nein, Körner war Wilhelm gleichgestellt.
Wilhelm wollte gerade etwas erwidern, da kam ihm ein Gedanke. Wenn er sich jetzt auf den Weg machte würde er es noch rechtzeitig zu Lotte schaffen, um mit ihr zu frühstücken und vielleicht mit ihr noch einmal in der Wärme ihres Bettes zu verschwinden. Das klang eindeutig nach der angenehmeren Wahl. Er blickte Körner noch einen Moment lang drohend an, dann lächelte er plötzlich und sagte: „Ist gut, bin schon weg.“
Wilhelm drehte sich um und wollte Körner auf dem Innenhof des Institutsgebäudes stehen lassen, da trat er plötzlich in eine tiefe Pfütze, die sich in einer Reifenspur im vom Regen aufgeweichten Boden gebildet hatte. Das Regenwasser spritzte bis zu seinen Ärmeln hinauf. Die Reifenspur führte bis zu der niedrigen Durchfahrt, die den Innenhof mit der Linnéstraße verband. Unbeholfen versuchte er, nicht noch einmal hineinzutreten, während er auf die Durchfahrt zuging. Hinter ihm lachte Körner schallend. Wilhelm musste sich sehr bemühen nicht umzukehren und seinem Kollegen das Lachen aus dem Gesicht zu prügeln.
Als er gerade die Durchfahrt zur Straße passierte kamen ihm tatsächlich zwei Mannschaftswagen der Gestapo entgegen, voll besetzt. Er konnte im Wageninnern die Uniformen und Abzeichen blitzen sehen. Strenge Mienen und Gewehre. Als er draußen auf der Linnéstraße ankam fing es wieder an heftig zu regnen. Wilhelm verfiel fluchend in einen humpelnden Laufschritt und fluchte immer noch, als er seinen Wagen erreicht hatte. Dieses eine Mal musste er dem Arschloch Körner Recht geben. Es war wohl wirklich besser, wenn er sich aus dieser Nummer raushielt.

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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag18.02.2017 18:33

von Eliane
Antworten mit Zitat

Mir hat Dein Text gefallen! Liest sich flüssig, das Setting ist interessant, und ich würde gerne weiterlesen.

Ich habe ein paar Kleinigkeiten gefunden, an denen Du vielleicht noch arbeiten könntest:

- "Als er merkte, dass der Hauptkommissar sich nicht noch mal umdrehen würde, gab er auf und blieb kopfschüttelnd stehen." - nachher ist er aber doch wieder neben Wilhelm und belauscht dessen Unterhaltung mit Körner.

- Den Streifenpolizist kennt Leitner eigentlich nicht, duzt ihn aber trotzdem. Ist das Duzen unter Kollegen, selbst unbekannten, in der Zeit, in der die Geschichte spielt, realistisch?

- und um bei genau diesem Punkt zu bleiben: Bei Ausdrücken wie "abgefackelt", "Schlappschwanz" oder auch "Ich liebe Gerüchte!" frage ich mich auch, ob diese Sprache der Zeit angemessen ist.
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medizynicus
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 477
Wohnort: Bad Dingenskirchen


Beitrag18.02.2017 19:37

von medizynicus
Antworten mit Zitat

Was mir auffällt: die Sprache klingt mir zu modern. Bei mehreren Wörtern bin ich mir nicht sicher, ob sie damals so gebräuchlich waren

Orientiere Dich doch am besten an Autoren, die in der damaligen Zeit geschrieben haben und immer noch aktuell sind - auf die Schnelle fallen mir da Wolfgang Borchert, Erich Kästner und Hans Fallada ein.
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medizynicus
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 477
Wohnort: Bad Dingenskirchen


Beitrag19.02.2017 17:19

von medizynicus
Antworten mit Zitat

Zitat:
Die Leute hungerten, das Reich ging vor die Hunde, und die Nationalsozialisten lebten in Saus und Braus.

Diese Einschätzung habe ich von Zeitzeugen noch nie gehört. Man hat über einzelne Bonzen wie z.B. Göring gelästert (natürlich nur hinter vorgehaltener Hand), aber aber insgesamt hatte sich die Nazi-Elite in der Propaganda den Anschein gegeben, asketisch zu leben. Der Begriff "Nationalsozialist" war damals ja allgemein positiv besetzt.
Prinzipiell hat man sich unter Kollegen gesiezt. Duzen war nur innerhalb der Partei und innerhalb von NS-Organisationen üblich.
War die Gestapo wirklich auch für kriminalpolizeiliche Ermittlungen zuständig? Wären die bei so einer Sache mit Mannschaftswagen angerückt? Konnte man die Uniform-Abzeichen durch Autofenster erkennen? Trug die Gestapo (im Gegensatz zur SS) überhaupt Uniform?
Zitat:
„Hättest du wohl die Güte, mich an deiner offenbar endlosen Weisheit teilhaben zu lassen?“

Der Satz wirkt unglaubwürdig, wenn die beiden sich vorher noch nicht kannten.
...und nicht zuletzt: Bahre = darauf trägt man Tote, Trage = das Ding, auf dem Sanitäter usw. einen Verletzten tragen

Ist das der Anfang oder kommt davor noch ein Abschnitt, in dem erklärt wird, wie Wilhelm an den Tatort kommt? Ist Wilhelm der Protagonist?
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wumbo2000
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 38
Beiträge: 3
Wohnort: Hannover


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Beitrag20.02.2017 13:54

von wumbo2000
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Anmerkungen! Es ist unheimlich interessant zu lesen, wie der Text wirkt, wenn man nicht die ganzen Hintergrundinfos und -Gedanken im Kopf hat, die man als Autor natürlich immer mitdenkt. Das ist wirklich sehr hilfreich.

Der Wilhelm soll so eine Art Outlaw sein, der sich gegen die Obrigkeit stellt und quasi nur noch im Polizeidienst ist, weil er als sehr guter Polizist quasi unersetzlich ist.

Und die Gestapo rückt in diesem Fall an, weil der Unfall, um den es geht, im Grunde nur ein Ablenkungsmanöver für das eigentliche Verbrechen ist. Und ein hoher Gestapo-General steckt da mit drin. Du hast also Recht, medizynicus - dass die Gestapo in diesem Fall anrückt, IST merkwürdig.

Vielen Dank bis hierher, ich bin gespannt was andere denken. Stört euch auch die "moderne" Sprache? Ich habe da auch drüber nachgedacht. Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dass mich eine künstlich auf alt gemachte Sprache vermutlich mehr stören würde.. smile Was meint ihr?

Liebe Grüße!
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orangelunar
Geschlecht:weiblichLeseratte
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Beiträge: 105



O
Beitrag20.02.2017 18:20

von orangelunar
Antworten mit Zitat

Ja, da stimme ich dir zu, eine künstlich auf alt gemachte Ausdrucksweise würde auch mich stören.
Wie wäre es mit einem Kompromiss? Du schreibst in modernem Deutsch, aber lässt allzu moderne Wörter (wie z. B. "okay") weg. Das ist mir schon oft in historischen Büchern (hier: Mittelalter) begegnet und dort klingt es super, finde ich.
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Kalyptra
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 13



Beitrag23.02.2017 11:50

von Kalyptra
Antworten mit Zitat

Hallo!

Ich finde deinen Text wirklich sehr gut und interessant und würde gerne weiterlesen. Ich finde vor allem die Beziehungen zwischen den sehr lebhaften Charakteren und diese Machtspielchen zwischen ihnen ganz wunderbar.

Das einzige was mich etwas gestört hat, war, dass ich die Satzmelodien manchmal (aber eher selten) etwas holprig fand. zb in diesem Absatz:

"Wilhelm drehte sich um und wollte Körner auf dem Innenhof des Institutsgebäudes stehen lassen, da trat er plötzlich in eine tiefe Pfütze, die sich in einer Reifenspur im vom Regen aufgeweichten Boden gebildet hatte. Das Regenwasser spritzte bis zu seinen Ärmeln hinauf. Die Reifenspur führte bis zu der niedrigen Durchfahrt, die den Innenhof mit der Linnéstraße verband. Unbeholfen versuchte er, nicht noch einmal hineinzutreten, während er auf die Durchfahrt zuging. Hinter ihm lachte Körner schallend. Wilhelm musste sich sehr bemühen nicht umzukehren und seinem Kollegen das Lachen aus dem Gesicht zu prügeln."

Ich gehe mal davon aus, dass diese Reifenspur später noch wichtig ist? Ansonsten finde ich nimmt sie zu viel Platz ein und ich finde sie etwas kompliziert erklärt.
Man liest von der Pfütze, zur Regenspur, zu seinem Ärmel, wieder zur Reifenspur, wieder zur Pfütze (in die er nicht reintreten will).
Der Absatz ist für mich nicht ganz flüssig.
Ich würde auch das: 'da trat er plötzlich' umschreiben.

Ich habe mal versucht das etwas umzustellen:

Wilhelm wandte sich ab, um Körner auf dem Innenhof des Institutsgebäudes stehen lassen, erwischte aber eine tiefe Pfütze, die sich in einer Reifenspur im vom Regen aufgeweichten Boden gebildet hatte. Das Regenwasser spritzte bis zu seinen Ärmeln hinauf. Fluchend wischte er sich den Schmutz vom Ärmel, während er der elenden Reifenspur nachsah, die bis zu der niedrigen Durchfahrt führte, die den Innenhof mit der Linnéstraße verband. Hinter ihm lachte Körner schallend. Wilhelm musste sich beherrschen nicht umzukehren und seinem Kollegen das Lachen aus dem Gesicht zu prügeln.

Ich will nicht sagen, dass dies viel besser ist, dir nur eine Idee geben, wie ich es etwas flüssiger zum Lesen finde.

Mach auf jeden Fall weiter! Ich denke der Text hat Potential smile

LG
Kalyptra


_________________
And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me - filled me with fantastic terrors never felt before.
E.A.P
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


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Beitrag24.02.2017 07:52

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

wumbo2000 hat Folgendes geschrieben:

...

Vielen Dank bis hierher, ich bin gespannt was andere denken. Stört euch auch die "moderne" Sprache? Ich habe da auch drüber nachgedacht. Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dass mich eine künstlich auf alt gemachte Sprache vermutlich mehr stören würde.. smile Was meint ihr?

Liebe Grüße!


Hallo,

es muss keine "auf alt gemachte" Sprache sein, aber ich persönlich finde es grauenhaft, wenn in einem angeblich historischen Roman ein Anachronismus auf den anderen folgt, weil offensichtlich sich der Autor nicht die Mühe macht zu recherchieren.

Umgekehrt kannst du den Leser gut fesseln, wenn du ihm frühzeitig ein stimmiges Bild der anderen Zeit (= andere Welt) erleben lässt. Da sind dann auch weitaus mehr "nebensächliche" Fakten angebracht als bei einem modernen Szenario.

Mach dich schlau über die Sprache der Vierziger, einige Autoren wurden ja schon genannt. Welche Kraftausdrücke wurden statt "mach dich vom Acker" damals wirklich benutzt? Versuche auch rauszukriegen, womit die Leute sich gekleidet haben (z.B. Gürtel vs. Hosenträger, Sockenhalter, Überschuhe).

Und ja, auch die allgemeine politische Einstellung gegenüber den Nazis und den Kriegsgegnern sollte nicht auf modernen Stereotypen beruhen. Man sieht ja gerade wieder an mehreren Beispielen weltweit, wie sehr Menschen starke (oder sich stark gebende) Führer bewundern.

Grüße
Rainer

Edit/Nachtrag: Nicht vergessen https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Leipzig
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wumbo2000
Geschlecht:männlichErklärbär
W

Alter: 38
Beiträge: 3
Wohnort: Hannover


W
Beitrag24.02.2017 07:53

von wumbo2000
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Kalyptra,

danke für deine ausführliche Antwort! Ich finde auch, dass deine Version flüssiger klingt.
Schön, dass dir der Text insgesamt gefallen hat.

lg
wumbo
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