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Cheyenne Leseratte
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Beiträge: 105
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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16.02.2017 14:53
von James Blond
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... und alles dann in einem Werbespot(t) für Erzeugnisse der Fa. Landliebe wiederfinden.
Für mich ist das Gedicht so grauenhaft kitsch- und klischeebeladen und hohl, dass mir die verstrophten Allgemeinplätzchen im Halse strecken bleiben.
Ich hab ja nichts gegen "Lebensfreude", wenn sie nur nicht so brutalsprachig daherkäme!
Wo "Freiheit und Freude mit in die die Weite springen", wo "mit offenem Herzen Gedanken fliegen [ge]lassen werden", wo "voll Sehnsucht die Sinne erwachen", da möchte ich ganz weit fort sein, bevor nach "Morgentau", "Sonnenschein" und "Abendrot" des Nachts zum Bächleinrauschen die Blätterschiffchen ihre letzte Reise antreten.
Also, nee -
wenn's nicht so schröcklich wäre, dann wär's fast schon wieder gut, denn bis zum Gehtnichtschlimmer wurde hier in der Tat "verdichtet". Interessant als postmodernes Zugeständnis ist auch die Aufbereitung abgegrabbelter Worthülsen in konsequenter Kleinschreibung.
Kurzum: Schlimmer geht's nimmer!
Friederike Kempner hätte ihre Freude daran gehabt.
Grüße
JB
P.S.
Mal ehrlich: War's Ironie? Ein Lesertest? Oder was sonst?
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Cheyenne Leseratte
C
Beiträge: 105
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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16.02.2017 16:04
von James Blond
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Ok - hab's kapiert: Valentin war schuld!
Cheyenne hat Folgendes geschrieben: | Ich versteh natürlich was du meinst |
Da wär ich mir nicht so sicher!
Das mich eigentlich Erschütternde daran ist, dass unsere Visionen von Lebens- und Liebesglück längst durch Inhalte von Werbespots ersetzt wurden. Der Valentinstag, an dem selbst das DSFo mit Cupido und Ballonherzchen nervte, ist dafür übrigens das beste Beispiel: Liebe ist, wenn man Rote Rosen schenkt.
Kein Wunder, dass angesichts der globalen Valentinsnachfrage selbst Großhändler über die Preisesprünge für rote Rosen geschockt sind.
Warum Lyriker diesen Irrsinn auch noch mit Stereotypien und Sprachvergehen unterstützen müssen, bleibt mir schleierhaft. Ist es nicht unsere Aufgabe, eigene Sprachbilder für das Altvertraute zu entwickeln, anstatt sich vorgestanzter Schablonen zu bedienen?
Mir scheint, wir merken nicht einmal mehr, wo wir uns konfektionierter Massenware bedienen und halten sie doch tatsächlich für unser ureigenstes inneres Gedankengut, gereift auf dem Seelenfeld der Individualität. So weit ist es schon gekommen.
Grüße
JB
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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17.02.2017 02:32
von sleepless_lives
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Cheyenne hat Folgendes geschrieben: | mal abgesehen, dass es auch noch in der falschen Rubrik steht (denn eigentlich sollte es bei Gedichte unter Feedback stehen???) [...]
Kann man hier sowas verschieben lassen? |
Kann man.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 889
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17.02.2017 11:15
von Babella
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Ach was. Alle Wörter sind schon mal benutzt, alle Gefühle schon mal gefühlt worden. Warum nicht seinen Empfindungen in dieser Art Ausdruck verleihen? Bloß weil James Blond darin den Untergang des Abendlandes vermutet?
Als Verslein zum Valentinstag passt es gut, und es muss nicht jede Zeile nobelpreisverdächtig sein. Für mich klang das ganz frisch.
Hab einen schönen Tag, Cheyenne, auch wenn der Valentin nun wieder fort ist.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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17.02.2017 12:24
von BlueNote
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Also, ich find das eigentlich auch ganz nett, z.B. das Blätterschiffchen am Ende.
Wer die Lyrik von heute mit dem Untergang des Abendlandes in Verbindung bringt, lebt wohl eher in einem Parallelkosmos, in dem Lyrik noch eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft, unserer Kultur oder in unserem Bewusstsein bzw. unserer Wahrnehmung spielt. Lyrik wird von der Allgemeinheit normalerweise gar nicht zur Kenntnis genommen oder sogar belächelt. Lyrik hat keine Zukunft, lediglich eine Vergangenheit. Wenn wir von Lyrik angetan sind, reicht das meiner Meinung nach schon, auch wenn die Bilder noch so verbraucht sind. Literatur findet anderswo statt - gottseidank. Sie findet NOCH statt, neben all der Bestsellerei und den kommerziell ausgerichteten Unterhaltungsgeschichtenerzählern. Die Lyrik aber ist gestorben, lässt sich nicht verkaufen, nicht an den Mann bringen. Übrig geblieben sind die Valentinsgrüße in Gedichtform, die wir uns gegenseitig schreiben, ab und zu.
So gesehen reiht sich dieses Gedicht ein in das, was Lyrik inzwischen ist, außer für eine Handvoll "Experten", für die Lyrik eben noch mehr ist. Für die meisten aber genügt Lyrik in dieser Form. Sie repräsentiert den Standard. Mehr muss man (heutzutage) auch nicht verlangen.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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17.02.2017 13:09
von James Blond
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Wer die Lyrik von heute mit dem Untergang des Abendlandes in Verbindung bringt, lebt wohl eher in einem Parallelkosmos, in dem Lyrik noch eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft, unserer Kultur oder in unserem Bewusstsein bzw. unserer Wahrnehmung spielt. [...] Die Lyrik aber ist gestorben, lässt sich nicht verkaufen, nicht an den Mann bringen. Übrig geblieben sind die Valentinsgrüße in Gedichtform, die wir uns gegenseitig schreiben, ab und zu. |
Schon seltsam, wie sich hier ein "Literat" verargumentiert: Das Abendland lebt, aber die Lyrik ist tot, weil sie sich nicht mehr verkaufen lässt.
Vermutlich hat der Verfasser weder die Lyrik noch den Kommentar, auf den er sich dabei bezieht, verstanden. Es ging mir nicht um den Untergang des Abendlandes, sondern um die Verkümmerung der sprachkreativen Fähigkeiten seiner Lyriker. Da ist es keine Frage, welcher "Standard" den "meisten reicht", sondern was jemand in einem Schriftstellerforum als "persönliche Bestleistung" einreicht.
"Lyrik von heute" ? Das ist doch der alte Schmonz in neuer Verpackung."
Da scheiß ich doch glatt aufs Abendland samt seinen Dichtern ...
Grüße
JB
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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17.02.2017 13:37
von BlueNote
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Die persönliche Bestleistung ist ein Mythos (bzw. dazu verkommen), den man vergessen hat, in der Bedienungsanleitung zu entfernen. Die persönliche Bestleistung habe ich schon unendlich oft angemahnt, mit dem Ergebnis, dass die Rubrik "persönliche Bestleistung" immer durchschnittlicher, beliebiger wurde. Die persönliche Bestleistung ist weder zu erkennen, noch durchzusetzen. Offensichtlich. Oder mangels Interesse dümpelt die "persönliche Bestleistung" vor sich hin, ohne dass sie für irgend wen noch Relevanz hat. Einstand und "persönliche Bestleistung" befinden sich auf einer Ebene, Schreibversuche werden als "persönliche Bestleistung" verkauft, 2-Zeilen Texte sind "persönliche Bestleistung".
Daneben hält sich wacker ein Expertentum, das gerne mal erklärt, da hätte wer was nicht verstanden: die Lyrik, den Kommentar, das Abendland. Na ja, im Zweifel sind mir die Experten lieber, als diejenigen, die nicht einmal die Bedienungsanleitung für den "persönliche Bestleistung" Bereich verstehen (weil sie sie nicht lesen). Es ist mir lieber, wenn mir jemand erklärt, wie wahnsinnig wichtig Lyrik in der heutigen Zeit ist, welche gesellschaftlichen Umwälzungen sie initiiert und welchen hohen Stellenwert sie besitzt, auch wenn ich selber nicht daran glaube.
Aber ich würde gerne daran glauben. Auch daran, dass die Bestleistung irgendwann wieder Bestleistung ist. Deswegen leihe ich den "Experten" mein Ohr, auch wenn ich ihnen nicht vorbehaltlos meine Bewunderung entgegenbringen kann. Aber besser, es gibt sie - und es glaubt noch wer daran, dass man sich bis zur persönlichen Bestleistung steigern kann, wenn man sich nur ein bisschen (mehr) bemühen würde.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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17.02.2017 15:45
von James Blond
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Auch daran, dass die Bestleistung irgendwann wieder Bestleistung ist. Deswegen leihe ich den "Experten" mein Ohr, auch wenn ich ihnen nicht vorbehaltlos meine Bewunderung entgegenbringen kann. Aber besser, es gibt sie - und es glaubt noch wer daran, dass man sich bis zur persönlichen Bestleistung steigern kann, wenn man sich nur ein bisschen (mehr) bemühen würde. |
Das mit den Experten lasse ich mal dahingestellt, zwar gibt es die, doch zumeist als hoffnungslos zerstrittenenes Häuflein narzisstischer Profilneurotiker, gefangen in den Zwangsmechanismen ihrer Selbstdarstellungsrituale. Da halte ich es eher mit Beuys: Jeder Mensch ist (s)ein Experte, zumal es immer um das eigene Leben und seine Erzeugnisse geht.
Aber ebenso wie du hoffe ich, nein: erwarte ich, dass in den lyrischen Beiträgen eine liebevolle Aufmerksamkeit zutage tritt, die auf einen fürsorglichen Umgang mit Sprache, eine gründlichere Suche nach - und eingehendere Beschäftigung mit ihren Möglichkeiten schließen lässt.
Wenn einem dann so ein abgehobeltes Zeugs vor die Füße gekippt wird, das den Eindruck vermittelt, man stünde auf der Schutthalde einer Endmoräne am Fuße eines dramatisch abtauenden Sprachgletschers, dann spürt man auch, dass die global beheizte Aphasie weit mehr als nur den Untergang des Abendlandes heraufbeschwört.
[Vermutlich gehören die letzten Kommentare irgendwohin in die hinteren internen Giftschränkchen verschoben, da sie dem Verfasser des ausgestellten Textes auch nicht weiterhelfen - außer vielleicht die Mahnung: sich mit dem nächsten Versuch gefälligst etwas mehr Mühe zu geben - das dürfte eigentlich nicht besonders schwer sein. Und lass den St. Valentin am besten dort, wo seine angeblichen Gebeine längst ruhen: in den Reliquienschreinen diverser europäischer Kirchen.) ]
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Cheyenne Leseratte
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Beiträge: 105
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Cheyenne Leseratte
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5132 Wohnort: Schlüchtern
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17.02.2017 16:44
von Harald
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Ach, Cheyenne,
sieh es mal so:
Hier hat sich eine Dichtergilde etabliert, die auf sehr hohem Niveau schreibt, kommentiert, sich fetzt und dabei versucht, eine fiktive Bestenliste in den Köpfen der Zuschauenden zu etablieren.
Das führt dazu, dass Anfänger wie auch Fortgeschrittene, die nicht Willens und/oder in der Lage sind, sich in diese Sphären aufzuschwingen, einfach das Schreiben sein lassen.
Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, den Antrag zu stellen, quasi eine A- und F-Klasse zu beantragen, einen Tummelplatz für Anfänger und Fortgeschrittene des einfachen Gedichts.
Aber ich fürchte, dann gibt es Aufstiegs- und Abstiegskämpfe, also lassen wir es besser sein …
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Vincent Vice. Eselsohr
Alter: 33 Beiträge: 428 Wohnort: Heute
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17.02.2017 17:00
von Vincent Vice.
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Hey Cheyenne,
also, ich mochte Dein Gedicht.
Du hattest beim Schreiben ein Gefühl und das transparent zu Papier gebracht, wie ich finde.
Nach wenigen Zeilen war ich voll in der Stimmung und durfte für vier Absätze mitfühlen. Danke dafür.
Klar, das sagt einem nichts Neues. In die Geschichte der Lyrik wird´s wohl auch eher nicht eingehen.
Aber das war ja sicher nicht Dein Ziel.
Wenn Du Dich verbessern möchtest, ist das der richtige Ort dafür.
Da muss man sich einfach ein dickes Fell zulegen. Also nimm Dir das bitte nicht zu sehr zu Herzen.
Es wäre schade, wenn Deine Motivation leiden würde, weil jemand Dir Gegenwind gibt.
Denk immer daran:
Einen unmotivierten Schreiber zu motivieren ist sinnlos.
Einem motivierten Schreiber die Motivation zu nehmen ist unmöglich.
Weiterhin viel Spaß beim Dichten.
Es lebe der Kitsch!
W
_________________ Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer. |
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Cheyenne Leseratte
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Beiträge: 105
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5338 Wohnort: NRW
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17.02.2017 20:20
von Bananenfischin
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Hallo Cheyenne,
im Grunde genommen hast du hier ein Gedicht verfasst, das in der weiten Kategorie "Gebrauchslyrik" sicher nicht falsch aufgehoben wäre. Wenn man sich vor Augen hält, was sich darunter verstehen lässt, hast du eigentlich nichts falsch gemacht. Laut Kästner (es gibt natürlich verschiedene Definitionen) soll Gebrauchslyrik verständlich und kommunikativ sein, sie kann zum Vortragen und Auswendiglernen (das würde hier durch Reime freilich noch begünstigt) anregen und wird nicht selten regelrecht geliebt. Und wenn Tucholsky sagt, die Frage nach dem Kunstwert einer solchen Lyrik sei eine falsch gestellte (uff, ist doch ein bisschen was von dem Kurs zur Einführung in die Literaturwissenschaften hängengeblieben ), so muss das also nicht betrüben. Kunst zu schaffen, wird in diesem Fall sowieso nicht deine Intention gewesen sein.
Kurz ein Wort noch zu der Frage, welche Art von Dichter hier willkommen ist: Wir freuen uns, hier im Forum das ganze Spektrum vertreten zu sehen; vom absoluten Anfänger über den reinen Hobbyschreiber und den ambitionierten Fortgeschrittenen bis hin zu gestandenen Autoren gebundener und ungebundener Rede. Hier sind alle willkommen, und natürlich ist es dabei ein Ziel, dass die Unerfahreneren von den Erfahreneren lernen. Das gelingt leichter, wenn Kritik sachlich und ein bisschen empathisch formuliert wird, aber das ist leider naturgemäß eines jeden Sache nicht. Für den kritisierten Autor ist ein dickes Fell auf jeden Fall von Vorteil, auch um dann nicht wild zurückzuschlagen und Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Erman Eselsohr
Beiträge: 486 Wohnort: Erde
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18.02.2017 00:30
von Erman
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Liebe Cheyenne,
mir gefällt Dein Gedicht sehr, darin hast Du die Lebensfreude sehr lyrisch ausgedrückt, ohne es mit Philosophischen und Kreuzworträtsel anmutenden Begriffen zu überladen.
Es gibt Momente, wo man klar und deutlich Freude am Leben fühlt und kann diese genauso auch lyrisch Beschreiben, es in einem Gedicht verfassen.
Eine klare und lyrische Sprache gefällt nicht jedem, jeder hat seine individuelle Meinung was gute oder schlechte Lyrik ist, Dich sollte diese Tatsache aber nicht entmutigen. Man kann es nicht jedem zurechtmachen.
Jedenfalls finde ich Dein Gedicht viel besser, als die gegenwärtigen und nichtssagenden Psychorätsel Versuchs-Texte, wo der Autor am Ende selbst nicht Weiss was er geschrieben hat.
Dein Gedicht aber ist noch echte Lyrik.
LG Erman
_________________ Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman |
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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18.02.2017 12:42 Nochmals zur Kritik der Kritik von James Blond
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Warum wird wohl auf das Korn eingedroschen?
- Damit sich die Spreu vom Weizen trennt.
Aha.
Und warum wird auf Dichter eingedroschen?
- Aus demselben Grund.
Ein dickes Fell sollte sich jeder, der etwas ernsthaft betreiben will, unbedingt zulegen. Wer lieber in Empathiewogen baden möchte: Es gibt im www zahllose Lyrikwiesen mit Streichelzoos - dort kann sich die geschundene Dichterseele regenerieren.
Für mich sind diese "Gern-gelesen" Markierungen nichts als SPAM, ekelerregende Duftmarken, wie sie die Straßenköter an den Alleebäumen hinterlassen ...
Nur aus Fehlern lernen wir - das gilt auch für die Dichtkunst. Und hier scheidet sich die Spreu vom Weizen: Die einen ziehen sich in ihre Schmollecke zurück, die anderen nehmen sich vor: Jetzt zeig ich's euch richtig!
Insofern bin ich auch gegen Früh(erkennungs)beete für zarte Dichterpflänzchen : Die Welt ist kein Gewächshaus. Wem es hier an Mut mangelt, der kann sich noch eine Inkognito-Maske aufsetzen (als ob die hier nicht schon längst jeder hätte).
Und wer sich nicht zu blöde ist, hier sein Alter zu verraten, genießt unter Umständen Welpenschutz, den Rest trifft das (blonde) Leben.
Grüße
JB
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traumLos Eselsohr
Beiträge: 380
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18.02.2017 12:56 Re: Nochmals zur Kritik der Kritik von traumLos
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James Blond hat Folgendes geschrieben: | Warum wird wohl auf das Korn eingedroschen?
- Damit sich die Spreu vom Weizen trennt.
Aha.
Und warum wird auf Dichter eingedroschen?
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Sollte der Eindrescher nicht auch wissen, worauf er eindrischt, erkennen, was es ist, was er liest und nicht projezieren, was er lesen wollte.
Hallo Cheyenne,
deine letzte Strophe hätte ich als eigenständiges Gedicht wunderschön gefunden.
Allerdings muss ich gestehen, dass JB meinen Text mit den gleichen Worten abgestraft hätte, wie deinen, wohl noch etwas schärfer, aus handwerklichen Gründen, denn auch unter diesem Aspekt finde ich dein Gedicht gelungen. Schöne Melodie.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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18.02.2017 12:57
von James Blond
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Liebe Bananenfischerin,
auch für die Gebrauchslyrik, die sich zumeist auf einen konkreten Anlass bezieht, gelten Qualitätsmaßstäbe.
Wenn jemand zum Valentinstag sich mit etwas Passendem mitteilen möchte, warum nicht?
Und wenn jemand seiner Lebensfreude Ausdruck geben möchte, warum nicht?
Liebe und Lebensfreude sind doch keine Tabuzonen der "großen" Lyrik - ganz im Gegenteil! Allerdings ist gerade in diesen Bereichen das lyrische Angebot riesig - und damit sind auch die Qualitätsansprüche entsprechend hoch.
Grüße
JB
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Soleatus Klammeraffe
Beiträge: 998
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18.02.2017 22:42
von Soleatus
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Hallo Cheyenne!
Diesmal ein ungereimtes Gedicht. Es gefällt mir soweit gut, auch, weil ihm überzeugend gelingt, auf Füll- und Polsterstoffe zu verzichten (bei deinen Reimversen sind oft noch einige davon da).
Eine Frage des Zutrauens in die eigene Sprache - ihre Bildkraft - ist, inwieweit man Zusätze, die das "Eigentliche", die Bilder, für den Leser kommentieren, weglassen kann.
im morgentau
über stoppelfelder galoppieren
wenn freiheit und freude
mit in die weite springen
"Freiheit" und "Freude" hast du in den ersten beiden Zeilen aufgerufen durch das Bild der schnellen, ungehinderten Bewegung über eine freie, weite Fläche; es schadet nicht wirklich, diese beiden Begriffe noch einmal zu nennen - aber ich denke, das kommt schon an, da kannst du dem verwendeten Bild, und dir, vertrauen! (Erst recht, da du die erklärende "Freude" schon im Titel aufrufst.)
Im Aufbau hast du einen sehr strengen Rahmen gewählt durch das dreimalige "im ..." gefolgt vom "bevor"; auch das hat seine Wirkung. Aber auch da kannst du dich auf die Leser verlassen - wenn du (beliebiges, nicht besonders gutes Beispiel!) "über den Morgentau der Stoppelfelder" schreibst und "auf dem besonnten Berg", kommt das zeitliche Nacheinander genausogut an beim Leser. Der ist ein Sinnsucher (wer das nicht ist, liest keine Gedichte), und wenn du im Bildlichen klar bleibst (und das tust du hier ja), wird er deinem roten Faden immer folgen können.
Zur "Kitsch-Frage": Bewusst, das heißt, mit einer den Text fördernden und den Leser fordernden Darstellungsabsicht eingesetzter Kitsch ist keiner (der wirkliche soll Verfasser wie Leser die Arbeit erleichtern). Insofern: Keine Scheu in der Hinsicht, bitte! Du könntest sogar noch viel bewusster darauf zugreifen, indem du zum Beispiel in Erfahrung bringst, was zu einem "Locus amoenus" gehört. Den könntest du hier, wenn überhaupt, nur im Schlussteil gebrauchen; aber darum ginge es ja auch nicht, sondern darum, zu schauen, was die europäische Dichtung über 1500 Jahre und länger immer wieder aufgerufen hat; und sich dann dazu zu verhalten. Viele Bestandteile eines solchen "Locus" werden heute, unvorsichtig gebraucht, sicher als Kitsch wahrgenommen; aber das heißt noch lange nicht, dass sie verständig eingesetzt nicht immer noch ihre Wirkung tun.
Daher, hier: Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Bach, statt zu "rauschen", ganz kitschig-vorhersagbar "geplätschert" oder "gemurmelt" hätte. "Rauschen" deutet mir Wassergewalt an, schnelles Fließen, Hindernisse; was keine guten Vorzeichen sind für die "Blätterschiffchen"?! Aber vielleicht hast du das ja auch genauso gemeint ... Jedenfalls kann man durch ein solches Beiwort, das dem eigentlichen Grundaufbau (hier dem des "Locus") entgegensteht, einiges an Wirkung erzeugen - Rudolf Borchardt hat einmal "irrplaudernde Bäche", und das wäre ohne die ganzen "Kitsch-Bäche", die man mit sich herumträgt, nicht so wirkungsstark, wie es mit ihnen ist ...
Na, ich mache erst einmal Schluss. Mich hat dein Gedicht soweit überzeugt, und ich freute mich, wenn noch mehr "Ungereimtes" von dir zu lesen wäre!
Gruß,
Soleatus
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traumLos Eselsohr
Beiträge: 380
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18.02.2017 22:55
von traumLos
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Kleiner OT Nachschlag:
Sehe gerade, dass ich projezieren geschrieben habe. Bitte um Nachsicht.
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