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dichter, dicht, am dichtesten


 
 
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d.frank
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D

Alter: 44
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D
Beitrag02.02.2017 16:07
dichter, dicht, am dichtesten
von d.frank
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Werkstatt Versuch der Erste. Bin ich ein Spammer?
Man möge mir verzeihen, dass ich so elend bewunderungshungrig bin Embarassed Crying or Very sad



Im Fluss

Stetig Treiben, ufernah, angespült im Fluss
Treibholz bist du, bin ich eiben, meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst
Geh ich mit Dir über Kämme
nimmst dir Haut und Haar
Nass gewrungen liegt es zu dir
alles Glitzern feucht
Steige ich zu dir ins Wasser
gehe tief und bin ein Schwamm dir
ohne Grund und Leucht

Treibholz bin ich, legst du an nun
lässt die Leinen los
Krampfe ich an deiner Seite
wie ein Dürstling, wie die Eibe
ohne Wurzeln, Blattwerk, Luft
festgesetzt im Uferschlamm
zerrst das Haupt mir nun
hölzern wirkt dein offen Leibe
ein Versprechen ohne Teile
nur mit dir im Fluss

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag02.02.2017 16:46

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Bewunderung: Fast so schön wie Rilke!






OK, das hier vielleicht ...
hölzern wirkt dein offen Leibe
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag02.02.2017 18:08

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Du? Hier? Mit beinahe verdächtigem Wohlwollen und beinahe ganz ohne Verriss?

Kann ich dir trauen? Ist das jetzt Kunst? wink

smile smile

Zitat:
OK, das hier vielleicht ...
hölzern wirkt dein offen Leibe


Was genau magst du daran nicht?

Grüße!
diana
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4936
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Beitrag02.02.2017 19:28
Re: dichter, dicht, am dichtesten
von gold
Antworten mit Zitat

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Werkstatt Versuch der Erste. Bin ich ein Spammer?
Man möge mir verzeihen, dass ich so elend bewunderungshungrig bin Embarassed Crying or Very sad

ach, da bist du nicht allein... Laughing


Im Fluss

Stetig Treiben, ufernah, angespült im Fluss
Treibholz bist du, bin ich eiben warum klein? das ist jetzt keine Retourkutsche!!!
meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst
Geh ich mit Dir über Kämme
nimmst dir Haut und Haar
Nass gewrungen liegt es zu dir dieser Ausdruck klingt seltsam. Außerdem wiederholst du ihn im übernächsten Vers
alles Glitzern feucht
Steige ich zu dir ins Wasser
gehe tief und bin ein Schwamm dir
ohne Grund und Leucht

Treibholz bin ich, legst du an nun
lässt die Leinen los
Krampfe ich an deiner Seite
wie ein Dürstling, wie die Eibe
ohne Wurzeln, Blattwerk, Luft
festgesetzt im Uferschlamm
zerrst das Haupt mir nun
hölzern wirkt dein offen Leibe
ein Versprechen ohne Teile
nur mit dir im Fluss


Ich finde dein Gedicht.... mir fehlen die Worte, sorry! Es gefällt mir sehr, sehr gut!!! Wenn es die Auszeichnung der kleine Literat noch gäbe, hätte ich es nominiert.

Liebe Grüße
gold


_________________
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d.frank
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Alter: 44
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D
Beitrag02.02.2017 21:47

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo gold,

und ich mag die Verse in deiner Signatur. Wegen ihnen habe ich lyrikferner Leser mich mit dem Dichter Rilke beschäftigt. Mag er als Person Diskussionen auslösen, seine Verse sind klar und verständlich und büßen trotzdem keine Tiefe ein.

Ich hoffe, dein Urteil ist nicht nur wegen des auch von BlueNote genannten Dichters und meinem Versuch, diesem nachzueifern, so überschwänglich ausgefallen.

Danke dafür! Ich fühle mich ganz schön geehrt. Embarassed

Zu deinen Anmerkungen:
Zitat:
eiben warum klein?

Das ist eine vermessene Wortschöpfung, die sich schon auf den Baum bezieht, ihn aber als einen Zustand darstellt. Es fügte sich außerdem besser in die Form als das, was eigentlich infrage gekommen wäre. Für Vorschläge bin ich aber offen! smile

Zitat:
liegt es zu dir dieser Ausdruck klingt seltsam. Außerdem wiederholst du ihn im übernächsten Vers

Ja, ich weiß. Etwas Ähnliches habe ich auch schon in einem anderen Gedicht ausprobiert. Ein eigentlich gleich klingender Wortlaut bekommt in seinem Spiel mit den anderen Worten eine eigene Bedeutung.

Im ersten Vers steht das"zu dir" als Ausdruck einer Verbeugung oder Unterordnung. Im zweiten Wortlaut meint es das bewusste Zueinanderkommen. Ich weiß das gerade nicht besser auszudrücken, hoffe du verstehst, worauf ich hinauswill.


Vielen, vielen Dank für das Lob!
Grüße
diana
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag02.02.2017 23:45

von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo Diana,

möchte auch noch rückmelden, dass
mir das Lesen Deines Gedichtes ein
feines Erleben war.
!

Liebe Grüße - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag03.02.2017 11:03
Re: dichter, dicht, am dichtesten
von gold
Antworten mit Zitat

[quote="gold"][quote="d.frank"]

Zitat:
Im Fluss

Stetig Treiben, ufernah, angespült im Fluss
Treibholz bist du, bin ich eiben warum klein? das ist jetzt keine Retourkutsche!!!
meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst
Geh ich mit Dir über Kämme
nimmst dir Haut und Haar
Nass gewrungen liegt es zu dir dieser Ausdruck klingt seltsam. Außerdem wiederholst du ihn im übernächsten Vers


Hallo gold,

und ich mag die Verse in deiner Signatur. Wegen ihnen habe ich lyrikferner Leser mich mit dem Dichter Rilke beschäftigt.
Das freut mich!!!


Ich hoffe, dein Urteil ist nicht nur wegen des auch von BlueNote genannten Dichters und meinem Versuch, diesem nachzueifern, so überschwänglich ausgefallen.

Du bist vielleicht ein Herzchen!!! Pfiffig Blinzeln

 Na klar, BNs Urteil ist für mich das Maß aller Dinge!!! lol

Was mir an dir gefällt, ist, dass du so offen bist! Daumen hoch

Wobei ich mir andererseits schon die Frage stelle, wie es sein kann, dass du keine Erfahrung in Lyrik hast, wie du an anderer Stelle angegeben hast, und solch gute Lyrik verfasst?
 




Zu deinen Anmerkungen:
Zitat:
eiben warum klein?

Das ist eine vermessene (finde ich nicht, ich finde sie interessant, jedoch assoziiere ich damit giftig, da Eiben diese Eigenschaft haben)Wortschöpfung, die sich schon auf den Baum bezieht, ihn aber als einen Zustand darstellt. Was mir an eiben gefällt, ist, dass es sich auf Treiben reimt, aber es passt M.E. trotzdem nicht, müsste an dieser Stelle doch quasi ein Antonym zu Treibholz stehen???


 aus S1
Zitat:


meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst


In S2 steht das anders:

Zitat:
Krampfe ich an deiner Seite
wie ein Dürstling, wie die Eibe
ohne Wurzeln, Blattwerk, Luft
festgesetzt im Uferschlamm


Das sehe ich als Widerspruch zur Stelle in S1

Zitat:
liegt es zu dir dieser Ausdruck klingt seltsam. Außerdem wiederholst du ihn im übernächsten Vers

Ja, ich weiß. Etwas Ähnliches habe ich auch schon in einem anderen Gedicht ausprobiert. Ein eigentlich gleich klingender Wortlaut bekommt in seinem Spiel mit den anderen Worten eine eigene Bedeutung.

Zitat:
Im ersten Vers steht das"zu dir" als Ausdruck einer Verbeugung oder Unterordnung.  
wie wäre nah bei dir?
Im zweiten Wortlaut meint es das bewusste Zueinanderkommen. Ich weiß das gerade nicht besser auszudrücken, hoffe du verstehst, worauf ich hinauswill.


Hoffe, du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen!

Liebe Grüße
gold


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Literättin
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Beitrag03.02.2017 11:38

von Literättin
Antworten mit Zitat

Liebe D. smile, - ich will hier keinesfalls die Wasser trüben, zumal ich bei dir einen derart unbeschwerten Anfängergeist wittere, wie ich ihn in meinen herrlich naiven Anfängen ebenso unbeschwert hatte.

Ich gehe davon aus, dass Du lyrisch Blut geleckt hast (das lässt sich in diesem Gedicht schon erkennen) und dich durch meine folgenden vergnügt dein Treiben begleitenden Ausführungen eher angespornt siehst. Du darfst meinen Kommaentar allerdings auch schnaubend zerknüllen und in die Tonne kloppen.

Das Bildmaterial insgesamt, das gefällt mir sehr gut (wiewohl ich mich frage, weshalb es eine Eibe sein "muss", da fehlt mir noch das spezifisch Eibische, das ich noch nicht so recht finden kann - war es der Lebensbaum?, frage ich mich und bin unsicher... und bin versucht meine Unsicherheit auf botanischen Bildungsmangel bezogen auf Eiben zu schieben). Das Bildmaterial: Also der Fluss, das Treibgut, die Wurzelschlingen, der Durst ...).

Und dann fällt mir auf, dass es hier handwerklich noch ein wenig "unkoordiniert" zugeht, also dass Sprache, Bild und Inhalt noch ein munteres Durcheinander der Sorte "spontane Versuchsanordnung" abgeben, das ich wie gesagt, durchaus mit Vergnügen lese.

Die ersten Zeilen zum Beispiel, die lesen sich rhythmisch recht gut, aber auch wie "einfach mal so hingeschrieben einem Rhythmus folgend" und alle sich daran anschließenden Zeilen greifen einen Rhythmus "ähnlicher Art" zwar auf, beginnen sich aber auch dadurch leicht zu verheddern.

Das wirkt dann nicht wie ein Bild gesetzt, das dann weiter ausgeführt wird, sondern eher ein spontaner Einfall, nach weiterem Material greifend rhythmisch weiter gesponnen.

Und da verheddern sich Inhalt, Botschaft, technische Ausführung und driften im weiteren Verlauf auseinander.

Die ersten Zeilen:

Zitat:
Stetig Treiben, ufernah, angespült im Fluss
Treibholz bist du, bin ich eiben, meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst


Mir fehlt der Fachausdruck für diese Betonung gerade, bin auch zu faul nachzuschlagen und halte Fachbegriffe auch nicht zwingend für nötig. Ich nenne es mal musikalisch: Die Betonung liegt auf der 1 im Takt und das ist: Tammtadammtadammtadamm.

Das ist zwar ein Rhythmus, aber kein fließender und der passt schonmal nicht zu Fluss.

Ich hab' auch so angefangen: Ein Bild aus dem Gedankenstrom gefangen und rhythmisch einfach mal losgelegt, der Rest hat sich dann drangehängt und irgendwie hat sich was nettes daraus entwickelt.

Wenn ich dein Gedicht weiter lese, meine ich neben dem emsig-rhythmischen schreiben auch spontane Reimeinflüsse, die sich dann spontan einschleichen.

Du scheinst jetzt also mit zwei sich verselbständigt habenden Impulsen unterwegs zu sein und reihst dein Bild weiter daran auf, etwas "anachronistisch" altem Lyrikhandwerk (Reim und Rhythmus) ausgeliefert aber das eher spontan und "wild drauflos".

Wie ich es auch in meinen Erstlingen gehandhabt habe.

Was aber deine Idee und dein Bild ist, das geht so in gewisser Weise baden und ich weiß als Leser nicht mehr genau worauf es hinaus will, dieses Bild, gehe aber davon aus, dass im Ursprung und im Kern dir etwas im Geist herum schwebte, dass sich lyrisch zu erzählen lohnt.

Vielleicht würde es sich lohnen, sich von Reim und "sauberem" Rhythmus (der ohnehin später entgleist wink ) erst einmal zu verabschieden und ein Gedicht in freiem Vers, also nicht in einem "Tadamm-Rhythmus", sondern in einem sprachlich-lyrischem Fluss, der dem Inhalt entspräche zu gestalten.

Denn wie gesagt: Im Kern ist das ein lohnendes Experiment, das sich ohne sich einschleichende Reim und Rhythmusfußfesseln in freien Versen eventuell fließender und bildlich genauer / runder fassen ließe.

Als Sprung ins kalte Wasser aber genieße ich deine unbeschwerte Lyrik-Lust: Erhalte sie dir unbedingt! Mit ihr lassen sich die faszinierenden Möglichkeiten der Lyrik wunderbar erkunden.

Und wie gesagt: Hätte ich seinerzeit nicht selbst so unbeschwert losgelegt, mit ähnlich amüsanten Ergebnissen, dann hätte ich sie bei dir gar nicht benennen können! Also mein Daumenhoch hast Du fürs fröhliche weitermachen Daumen hoch² !
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gold
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Beitrag03.02.2017 11:47

von gold
Antworten mit Zitat

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Und wie gesagt: Hätte ich seinerzeit nicht selbst so unbeschwert losgelegt, mit ähnlich amüsanten Ergebnissen,


was ist an Dianas Gedicht amüsant??? Rolling Eyes


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Literättin
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Beitrag03.02.2017 11:56

von Literättin
Antworten mit Zitat

gold hat Folgendes geschrieben:
Literättin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Und wie gesagt: Hätte ich seinerzeit nicht selbst so unbeschwert losgelegt, mit ähnlich amüsanten Ergebnissen,


was ist an Dianas Gedicht amüsant??? Rolling Eyes


Dass sich der emsige Schreibprozess so unfreiwillig deutlich ablesbar mit in den Vordergrund reinschleicht beim Lesen.
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d.frank
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D
Beitrag05.02.2017 17:40

von d.frank
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Hallo gold,

ich meinte ja nicht BlueNotes Urteil, sondern den Dichter Rilke, auf den er angesprochen hat.
Lyrik und Landschaftsbeschreibungen - beides kann mich nur in den seltensten Fällen begeistern. Beides scheint mir außerdem die hohe Kunst der Literatur. Eine Landschaft einzufangen und sie in den Kopf eines Lesers zu projizieren und das, ohne abgelutschte Phrasen zu verwenden, übers Ziel hinauszuschießen oder nur ein Gähnen zu ernten, eine Kür, die ich bisher in nur wenigen Büchern als gemeistert empfunden habe.
Gleiches gilt aus meinem Leseempfinden heraus auch für die Lyrik. Meistens ist sie mir zu aufgeblasen, lässt mich mit ihrer rätselhaften Verkleidung dumm dastehen oder ist tatsächlich zu blumig und kitschig.

Zitat:
Wobei ich mir andererseits schon die Frage stelle, wie es sein kann, dass du keine Erfahrung in Lyrik hast, wie du an anderer Stelle angegeben hast, und solch gute Lyrik verfasst?


Naja, wie weiter unten zu lesen ist, habe ich noch eine Menge zu lernen. Ganz und gar unbedarft bin ich in Sachen Lyrik auch nicht, geht man davon aus, dass Wilhelm Busch und gereimte Pubertätsgedanken unter diesen Begriff zu zählen wären.

Ein erstes, ambitioniertes Gedicht, geschrieben vor etwa 20 Jahren:

Wie gut, dass erfunden hat jemand die Art, Gedanken auszuspucken
einfach auf das Papier, wo sie bleiben, bis sie vergilben
denn so wird niemand lesen die Schrift
und sie bleibt für sich
ohne zu regen Gedanken anderer
und zu verletzen deren Gemüt
wie bemüht muss man sein
im Austausch von Lauten
muss reden, doch schweigen
Ein Glückspilz, der ihn gelernt hat
den einfachen Monolog
zu reden, ohne zu wirken
bringt Seelen wieder ins Lot

Lyrik lesen, das habe ich, bis auf den erwähnten Busch, bisher anderen überlassen.

Zitat:
Was mir an dir gefällt, ist, dass du so offen bist!


Das macht es mir hier aber nicht gerade leichter. Scheint, als bugsierte ich mich geradewegs selbst in eine Schublade,  in die dann also gutgemeinte Liebenswürdigkeiten und Mitleid gestopft werden können. Was aber wollen wir Schreibenden oder eigentlich auch Menschen an sich?
Dass man uns ernst nimmt! Und deshalb dann doch lieber harte Kritik, als die mütterlichen Samthandschuhe. Das geht jetzt eigentlich gar nicht an Dich, liebe gold!  Es brennt mir auf der Seele und fließt nun leider einfach mit raus...
Ich habe nun einige Tage mit Überlegungen verbracht, welchen Schluss ich aus meinem bisherigen Wirken hier im Forum ziehen möchte. Ob ich mich davon blockieren oder kleinmachen lasse und dann wie ein piepsiges, gelbflauschiges Küken irgendjemandes stattlichen Beinen hinterherhüpfe  oder nie wieder ein Wort aufs Papier bringe, das ich nicht schon im Ansatz für verfehlt halten muss.
Es ist ein ziemlich schmaler Grad zwischen Selbstbewusstsein und Unsicherheit.  Und wie ich im Kunstfaden schon gesagt habe, sind Zweifel ein schöner Nährboden, aus dem man wachsen oder in dem man auch endgültig versinken kann.
Bei aller Bewunderungssucht frage ich mich deshalb, ob ich mit der reinen Onanie nicht glücklicher gewesen bin. Ob ich mir mit dem Wunsch, Einmaliges zu schaffen, nicht selbst im Weg stehe und einfach schreiben sollte, was sich verkaufen lässt. Warum ich mich plötzlich so abhängig von irgendeiner Art Wohlwollen fühle.
Ob ein mittelmäßiger Mensch denn überhaupt ein herausragendes Buch schreiben kann?

Und komme zu dem Schluss, dass das alles, wie die Zeit selbst, ziemlich relativ ist, und man einfach schreiben soll, was man selbst gerne lesen mag.  
Und weil das mal wieder gar nicht zur Textarbeit gehört und ich keinen extra Faden aufmachen möchte, folgt dann jetzt (endlich) die Überleitung zu deinen Anmerkungen:

Zitat:
Das ist eine vermessene (finde ich nicht, ich finde sie interessant, jedoch assoziiere ich damit giftig, da Eiben diese Eigenschaft haben)Wortschöpfung, die sich schon auf den Baum bezieht, ihn aber als einen Zustand darstellt. Was mir an eiben gefällt, ist, dass es sich auf Treiben reimt, aber es passt M.E. trotzdem nicht, müsste an dieser Stelle doch quasi ein Antonym zu Treibholz stehen???


Eiben sind nicht nur giftig (und das auch nur auf den ersten und oberflächlichen Blick, das Gift hat in fein abgestimmten Dosen krebsheilende Wirkung und besonders interessant ist, dass Säugetiere, die nur kleine Mengen davon fressen, mit der Zeit eine Toleranz entwickeln). Ihr Holz ist besonders robust und zäh, das Wurzelsystem weit verzweigt und in der Lage, sich sogar an nacktem Felsen zu klammern. Die Eibe ist zweihäusig, es gibt weibliche Bäume und männliche Bäume. Sie kann aber als einer der wenigen Bäume ihr Geschlecht wechseln und auch auf einem Baum weibliche und männliche Organe bilden. Die Nadelblätter sind immergrün und extrem schattenverträglich. Man kann die Eibe zurückschneiden, wie man will, sie hält so Einiges aus, und kann sogar aus einfachen, herunterhängenden Ästen neue Wurzeln bilden. Besonders interessant ist, dass sie im Alter von innen aushöhlt und dann sogenannte Innenwurzeln bildet, sozusagen aus ihrer eigenen Leere zu neuer Jugend wächst. Diese Fähigkeit zum Vergehen und Wiederauferstehen hat ihr die Symbolik in Geschichte und Mythologie eingebracht.
Alles das zusammengefasst, fügt dem Gedicht weitere, über die Bedeutung als einfache Liebesverse und dem Auftreten zweier wortwörtlicher Figuren hinausgehende, Ebenen hinzu. So jedenfalls schwebte es mir beim Dichten vor. wink
Deshalb sollte die Eibe auch nicht als Antonym zu Treibholz stehen (viel eher bestehen beide aus demselben Material)

 
Zitat:
aus S1
Zitat:


meine Wurzeln
schlingen, leiden, halten Stand dem Durst


In S2 steht das anders:
Zitat:
Krampfe ich an deiner Seite
wie ein Dürstling, wie die Eibe
ohne Wurzeln, Blattwerk, Luft
festgesetzt im Uferschlamm


Das sehe ich als Widerspruch zur Stelle in S1


Das ist auch ein Widerspruch, der sich aus den letzten Zeilen der ersten Strophe ergibt.
Ich müsste jetzt mein eigenes Geschreibsel interpretieren, um das verständlich zu machen. Aber eigentlich hatte ich doch gehofft, die Interpretation den Lesern überlassen zu können.


Vielen, vielen Dank für deine Zeit und auch dafür, dass du weiter unten Partei für die Verse ergreifst! smile

Grüße
diana
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d.frank
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Alter: 44
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Wohnort: berlin


D
Beitrag06.02.2017 01:01

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Literättin,

Zitat:
Liebe D.  , - ich will hier keinesfalls die Wasser trüben, zumal ich bei dir einen derart unbeschwerten Anfängergeist wittere, wie ich ihn in meinen herrlich naiven Anfängen ebenso unbeschwert hatte.

Ich gehe davon aus, dass Du lyrisch Blut geleckt hast (das lässt sich in diesem Gedicht schon erkennen) und dich durch meine folgenden vergnügt dein Treiben begleitenden Ausführungen eher angespornt siehst. Du darfst meinen Kommaentar allerdings auch schnaubend zerknüllen und in die Tonne kloppen.


Schnaubend zerknüllen - nein, das liegt mir fern! Aber was mich schon ärgert, ist die hervorstechende Verniedlichung an mehreren Stellen deines Kommentars, die ich lesend dann nah am Spott empfinde, weil sie sich in einer genüsslich drehenden Wiederholungsschleife um sich selber dreht..
Mag sein, dass du das weniger beißend gemeint hast!
Aber ich habe doch ein paar Tage gebraucht, es zu verdauen und es nicht derart persönlich zu nehmen, dass es mich trotzig aufstampfen und die Hände in die Hüften stemmen lässt.... lol2

Ein schönes Zitat dazu:

Das Gefühl, das ein Mensch am schwersten erträgt, ist das Mitleid – besonders, wenn er es verdient.
Honoré de Balzac

Ich bin zu alt für diesen Scheiß! wink lol2

Zitat:
Das Bildmaterial insgesamt, das gefällt mir sehr gut (wiewohl ich mich frage, weshalb es eine Eibe sein "muss", da fehlt mir noch das spezifisch Eibische, das ich noch nicht so recht finden kann - war es der Lebensbaum?, frage ich mich und bin unsicher... und bin versucht meine Unsicherheit auf botanischen Bildungsmangel bezogen auf Eiben zu schieben). Das Bildmaterial: Also der Fluss, das Treibgut, die Wurzelschlingen, der Durst ...).


Warum eine Eibe? Die vielleicht zu ausschweifende Antwort steht weiter oben im an gold adressierten Kommentar.

Zitat:
Die ersten Zeilen zum Beispiel, die lesen sich rhythmisch recht gut, aber auch wie "einfach mal so hingeschrieben einem Rhythmus folgend" und alle sich daran anschließenden Zeilen greifen einen Rhythmus "ähnlicher Art" zwar auf, beginnen sich aber auch dadurch leicht zu verheddern. Das wirkt dann nicht wie ein Bild gesetzt, das dann weiter ausgeführt wird, sondern eher ein spontaner Einfall, nach weiterem Material greifend rhythmisch weiter gesponnen.


Das möchte ich zunächst auch nicht abstreiten!  Eine bezeichnende Stelle ist diese hier:

Geh ich mit Dir über Kämme
nimmst dir Haut und Haar

, die ich auch überlegt war, entsprechend abzuändern.
Aber dann gefiel mir dieses Bild der Kämme (Wellenkämme, Bergkämme, ein Hahnenkamm) und die Überleitung zu den schmückenden und schützenden Attributen eines Menschen auch noch beim mehrmaligen Überdenken und ich habe es bewusst so stehen lassen.

Zitat:
Mir fehlt der Fachausdruck für diese Betonung gerade, bin auch zu faul nachzuschlagen und halte Fachbegriffe auch nicht zwingend für nötig. Ich nenne es mal musikalisch: Die Betonung liegt auf der 1 im Takt und das ist: Tammtadammtadammtadamm.

Das ist zwar ein Rhythmus, aber kein fließender und der passt schonmal nicht zu Fluss.


Wenn du mir jetzt erzählst, dass Lyrik in irgendwelche Tonleitern passen und sich übersetzt also einem Schema fügen muss, dann verdirbst du mir sogleich den ganzen Spaß daran...
Den Titel "Fluss" habe ich nicht in Anlehnung an ein rhythmisch fließendes Gedicht über die Zeilen gesetzt. Er bezieht sich eher auf den Inhalt.  Es geht ums Wurzeln und Fließen, wie es sich bedingt, aufeinander angewiesen ist, sich abstößt, wie es sich entwickeln könnte und soll, um dann als etwas Neues aus sich selbst hervorzugehen.  Wie es das nicht tut, sich stattdessen aufgibt oder vereinnahmt und deshalb aus dem Fluss gerät.

Zitat:
Du scheinst jetzt also mit zwei sich verselbständigt habenden Impulsen unterwegs zu sein und reihst dein Bild weiter daran auf, etwas "anachronistisch" altem Lyrikhandwerk (Reim und Rhythmus) ausgeliefert aber das eher spontan und "wild drauflos".


Was ist daran so unbedingt falsch?  Gibt es einen Dresscode für Lyrik? Wenn ja, dann bleibe ich lieber bei meinen geliebten Sneakers und der Jogginghose, die klarmacht, dass ich nicht nur die Kontrolle über meine Reime verloren habe. wink lol2

Zitat:
Was aber deine Idee und dein Bild ist, das geht so in gewisser Weise baden und ich weiß als Leser nicht mehr genau worauf es hinaus will, dieses Bild, gehe aber davon aus, dass im Ursprung und im Kern dir etwas im Geist herum schwebte, dass sich lyrisch zu erzählen lohnt.


Die Verse wirken auf den ersten Blick sehr streng, auch die Einteilung als Liebesgedicht trägt dazu bei. Unter diesem Blickwinkel mögen die Bilder sich wohl ins Unkenntliche verlieren. Als ich die Einteilung getroffen habe, schien mir besonders das "Alles dazwischen" sehr passend.
Liebe wirkt also nicht nur zwischen Mann und Frau. Sie ist ein Band zwischen zwei Polen, eine  Idee der wechselseitigen Anerkennung* (aus Wikipedia entwendet). Gerät sie ins Ungleichgewicht, wirkt sie in ihrer dunklen Kraft: verzehrend, eigennützig, fatalistisch.  Alles, was dann aus ihr hervorgeht, hat weder Wurzeln noch Fluss.
Ich verstehe schon, was du mir sagen willst. Dass diese Gedanken eben nicht klar genug herauskommen, dass man sie nicht allein des Textes wegen zu fassen bekommt. Dass die Eibe da steht, wie ein alles überschattendes Bild, an dem sich nichts mehr entwickeln kann.
Dass ich wieder einmal zu viel wollte und deshalb am Ende mit leeren Händen dastehe...
Insofern könnte ich jetzt einen auf besonders klug machen und sagen, dass das Gedicht in seiner Form die Aussage also aus sich selbst heraus stützt. lol2
Nein! Das wäre ja Quatsch! Und vielleicht ist dieser Tipp:

Zitat:
Vielleicht würde es sich lohnen, sich von Reim und "sauberem" Rhythmus (der ohnehin später entgleist  ) erst einmal zu verabschieden und ein Gedicht in freiem Vers, also nicht in einem "Tadamm-Rhythmus", sondern in einem sprachlich-lyrischem Fluss, der dem Inhalt entspräche zu gestalten.


,ja wirklich das, was den Versen zu Klarheit verhelfen könnte. Ein Gedicht ohne Reim und Rhythmus? Ich weiß jetzt gerade aber noch nicht, was ich darüber denken soll. Das muss ich sacken lassen und mich fragen, ob es mich persönlich an diesem Punkt überhaupt weiterbringen würde.

Zitat:
Denn wie gesagt: Im Kern ist das ein lohnendes Experiment, das sich ohne sich einschleichende Reim und Rhythmusfußfesseln in freien Versen eventuell fließender und bildlich genauer / runder fassen ließe.


Hier hast du mein aufrichtiges Ja! Obwohl ich gern gewusst hätte, was die Vorkommentatoren für sich in den Zeilen gesehen haben. Ob da nicht doch ein winzig Bisschen angekommen ist, von dem, was ich habe ausdrücken wollen.


Abschließend bleibt mir noch zu sagen, dass ich den eingangs erwähnten und von mir empfundenen Spott vielleicht ja doch zu persönlich genommen habe. Vielleicht hast du ihn tatsächlich fördernd gemeint? Denn immerhin folgten ihm ja auch brauchbare Anregungen und Denkanstöße, die mir jetzt, wo ich schreibend darüber nachgedacht habe, auch sinnvoll und fördernd gemeint erscheinen. Nimm meine verbalen Ausrutscher also auch deinerseits nicht persönlich!

Grüße
diana
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Literättin
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Beitrag06.02.2017 09:38

von Literättin
Antworten mit Zitat

Ich kommentiere grundsätzlich ohne Spott. Mir war ganz einfach vieles so spontan vertraut, vor allem an der Machart, dass ich ebenso spontan und wie fröhlich was zu deinem Gedicht loswerden wollte. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, dass wenn ich spontan und unbeschwert freundlich was raushaue, es bei anderen - ohne entsprechende erklärende Einleitungssätze vor dem eigentlichen Kommentar - wie Spott oder Häme rüberkommt, in denen ich schlicht nicht zuhause bin (um nicht zu sagen: Für so'n Scheiß bin ich zu alt). Vielleicht sollte ich manchmal weniger spontan kommentieren.
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