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Autor |
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 26.01.2017 22:05 Die Nacht am Rhein von Matthias Jecker
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Ich trage meine Krone
nach Köln am Rhein.
Obwohl ich da nicht wohne,
es muss so sein.
Komm' müde an und wanke
dem Ufer zu.
Leg' Kron' und mich zu Banke
und pfleg' der Ruh'.
Im Schlafe lern ich scheiden
wohl Schiff und Bus.
Von welchem von den beiden
der Ton sein muss.
Ist‘s links, so kommt das Brummen
vom Reisecar.
Von rechts ertönt das Summen
des Schiffs, ganz klar.
Werd' schlafend klug und weise
zu Köln am Rhein.
Nun könnte wohl die Reise
zu Ende sein.
Am Grunde liegt die Krone
grün patiniert.
Hineingefallen, ohne
dass ich mich rührt‘.
Und links und rechts die Brummer,
sie zieh‘n vorbei.
Im Traum hör‘ ich, im Schlummer
die Lore Ley.
Sie singt ein Wiegenliede
dem stillen Fluss.
Gibt mir, der still ich liege,
den Nixenkuss.
Ich wische mir die Spuren
aus dem Gesicht.
Wohin die Busse fuhren,
man weiß es nicht.
Wohin die Schiffe trieben,
ist unbekannt.
Wohl heim zu ihren Lieben,
ins Heimatland.
Ich grüße tief zum Rhein hin,
barhäuptig, bloß.
Obschon ich ganz allein bin.
Sein Sog ist groß.
Weitere Werke von Matthias Jecker:
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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27.01.2017 03:07
von purpur
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Guten Morgen Matthias,
sitz neben dir.
Dein Gedicht ist unglaublich
plastisch, hier, auf der Brücke,
vor dem Dom. Auch wenn ich
momentan nicht in Köln bin.
HerzlichePpGrüße,
nächtens,
Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
TagfürTag
FarbTöneWort
sammeln
nolimetangere
© auf alle Werke |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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29.01.2017 12:21
von poetnick
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Hallo Matthias Jecker,
ein Döntje aus uralten Zeiten das geht mir nicht aus dem Sinn…
Das kam mir in den Sinn beim Lesen dieses Döseschlafs in dem
die Eindrücke von Wach und Traum treibend
verschwimmen um sich mit den Strömungen des Unbewussten
zu verbinden.
Bei abgelegter Krone kommt nicht nur diese in den Fluss.
Mir gefällt das tranceartige Treiben im gleichbleibenden Rhythmus.
Schönes Dösen in den Sonntag, wünscht Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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30.01.2017 11:13
von Cholyrika
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beim Lesen drängt sich der Vergleich zu Willy Schneider ein bisschen auf.
Und obwohl Dein Text in sich eine gute Aussage hat, fehlt mir das "Verspielte" an beschreibenden Gedichten von Landschaften und Stimmungen.
Trotzdem gerne gelesen
ML
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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30.01.2017 16:02
von James Blond
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Oje, was soll man da nur schreiben?
Kraut und Rüben!
Oder gleich: Rüben mit Kraut. Dreihebig geht's los, dann wird dem Jambus eine Hebung amputiert. Erst Schwung holen, dann gleich ein Stopp, dann wieder Schwung und wieder Stopp. So geht's fort über elf Strophen. Nein, es geht nichts fort, noch fließt es - es ruckelt. Der jüngst verstorbene Buprä Roman Herzog wäre gewiss nicht erbaut über diese Art des Rucke(l)ns. Dabei hatte die bekannte Titelvorlage seinerzeit einem gehörigen nationalen Rechtsruck gedient: Der Rhein bleibt unser! Als Nationallied der Burschenschaften wird es auch heute noch auf den Convents gesungen. Nur nie von Heine, denn der Texter der Lorelei trat zwar in Bonn der burschaftlichen Allgemeinheit bei, flog jedoch schon bald darauf wieder raus.
Heine schrieb (zitiert aus Wiki, https://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft#Heinrich_Heine_als_kritischer_Zeitzeuge) dazu:
„Im Bierkeller zu Göttingen musste ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde die Proskriptionslisten anfertigten, für den Tag, wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im 7. Glied von einem Franzosen, Juden oder Slawen abstammte, ward zum Exil verurteilt. Wer nur im mindesten etwas gegen Jahn oder überhaupt gegen altdeutsche Lächerlichkeiten geschrieben hatte, konnte sich auf den Tod gefasst machen…“
– Godfried Becker (Hrsg.): Heinrich Heine's Sämmtliche Werke, Band 6. Schäfer und Koradi, Philadelphia 1867. S. 522f.
Insofern lässt die Titelanleihe und die Erwähnung der "Lore Ley" Kritisches erwarten. Doch ob mit dieser "Nacht am Rhein" etwas über altdeutsche Lächerlichkeiten verraten wird, wage ich zu bezweifeln. Selbst, ob es sich hierbei um neudeutsche Lächerlichkeiten handeln sollte, ist nicht sicher. Outet sich der Autor doch spätestens mit Begriffen wie "Reisecar" als Schweizer, die ja bekanntlich phonetisch im Deutschen überhaupt etwas anders gelagert sind. So darf man sich nicht wundern, dass dem Reisenden die Schiffe "summen" und die Busse "brummen" - Hauptsache, er weiß beides zu unterscheiden. Aber ob die Nächtigung auf einer Bank nahe des Rheins weise und klug macht? Unter Kölnern wird auf Banken zumeist der geschäftliche Klüngel gepflegt. Die grün angelaufene "Krone" ist jedenfalls schon mal futsch, so sie denn zuvor tatsächlich als Reiseutensil von Nutzen gewesen war, lässt sich nicht beurteilen.
Aber so geht es dem Reisenden am fremden Ort: Keine Ahnung, was wohin will und vom feuchten Nixenkuss wach geküsst, bleibt nur Ratlosigkeit und Unentschlossenheit. "Spring doch!" möchte man fast dem hilflos Barhäuptigen noch zuraunen, ist er doch schon so schrecklich allein. So wie der Rhein längst Abwasserkanal und Verkehrsweg vereint, versucht diese Ansammlung von Strophen altdeutschen Rheinmythos und neudeutsche Wirklichkeit auch sprachlich unter einen Hut zu kriegen - doch auch der fällt, grün patiniert, ins Wasser.
__
JB
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1000
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03.02.2017 12:57
von Soleatus
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Hallo Matthias!
Die gut bekannte und belegte Strophe handhabst du sicher, und, wenn ich das richtig überblicke, auch inhaltlich in der Weise, wie es üblich ist - fein!
Die Überschrift: Na ja. Ob das Gedicht das Gewirr von Bezügen wirklich braucht, das die unvermeidliche "Wacht" aufruft - ich weiß nicht ...
Gruß,
Soleatus
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 18.02.2017 00:24
von Matthias Jecker
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Hallo liebe Kritiker
Ich bedanke mich für eure sehr differenzierende Betrachtungsweise.
Als Ausländer, welcher nicht mit deutschen Geschichtsbüchern aufgewachsen und geschult wurde, habe ich wohl die macht des anlauts im titel unterschätzt. bin aber eigentlich der meinung, dass form und inhalt meines textes durchaus ein rütteln (rüttelchen) am denkmal deutscher Burschenherrlichkeit bedeuten. Ob Heine das auch so sähe? Vorsicht, der Mann hatte Sinn für Subtilitäten und "formale Unterwanderung" – vielleicht kann man meinen "Schlaf am Rhein" doch so oder ähnlich sehen? Muss aber natürlich nicht. Ist nur ein Versuch, mich aus der Ecke der unpolitischen Doofis und Kopisten wegzustehlen.
Für Ruckeln und Zuckeln will ich mich nicht entschuldigen. Das gehört genau so zum Rhein auf jener Höhe wie zur angestrebten Form.
Schiffe und Busse brummen und summen nicht? Da habe ich mich wohl im Schlaf auf jener Bank komplett verhört. Naja, vielleicht sagen ja Nichtschweizer "tuckern" oder "rasuchen", aber...naja
Ich sehe ja, dass ein Aufwasch all dieser Symbole von Lore Ley über Bus und Schiff bis hin zu den Drei Weisen aus dem Morgenland reichlich verwegen und eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Aber genau dieser Aufwasch hat mich eben gereizt, und zwar genau in einem Moment, wo es links brummte und rechts summte (besser: surrte, aber das ... naja) .
Danke nochmals und fürs erste mal
tschüss
MJ
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