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KathiLuise
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 5



Beitrag10.01.2017 09:20
Angst
von KathiLuise
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aus den Augenwinkeln kann ich die schwarzen Schemen am Straßenrand sehen, die mit ihren grausigen Klauenhänden nach mir zu greifen versuchen. Ich drücke den Fuß fester aufs Gaspedal und mein Auto rast über die glatte Straße. Das Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Hände zittern, doch ich gebe mir große Mühe die Tränen zu unterdrücken. Aber egal wie schnell ich auch fahre, ich kann ihnen nicht entkommen!
Sie strecken sich nach mir und der Wind, der an ihnen zerrt, lässt sie noch bedrohlicher wirken. Es sind so viele, dass eine Flucht aussichtslos erscheint. Ihre langen, spitzen Finger zu unförmigen Krallen gekrümmt kann ich sie in meinem Kopf stöhnen und kreischen hören. Tränen verschleiern meine Sicht und eine allumfassende Hilflosigkeit ergreift mich. Es gibt nichts was ich tun kann, ich bin ihnen ausgeliefert. Ein Schluchzen steigt tief in mir auf und schüttelt mich so sehr, dass ich das Lenkrad verreiße und mein Auto ins Rutschen kommt. Statt weiter wie wild zu pochen scheint mein Herz nun ganz stehen bleiben zu wollen und vor Schock vergesse ich sogar zu atmen oder zu weinen.
Ich ramme meinen Fuß reflexartig auf die Bremse, sehe weiße Flocken um mich herum aufwirbeln und spüre das Knirschen der Reifen im Schnee. Kurz bevor ich auf die Leitplanke treffe, gelingt es mir, den Wagen wieder unter meine Kontrolle zu bringen und er bleibt auf dem Seitenstreifen stehen. Ich schließe die Augen, kann mein Glück kaum fassen, bis ich das hämische Lachen höre, das nun statt des unheimlichen Stöhnens die Nacht durchbricht. Sofort reiße ich die Augen wieder auf und sehe mich einem der Ungetüme direkt gegenüber. Es scheint keine Augen zu haben – nein, überhaupt kein Gesicht – und ragt vor dem schwarzen Nachthimmel bedrohlich über mir auf. Ich vergesse erneut alle Vorsicht, ramme den Schaltknüppel in den Rückwärtsgang und fahre dann so schnell ich kann weiter.
Nicht mehr weit, nicht mehr weit! Ich kann es schaffen! Die Kette der Monster scheint nicht abzureißen und obwohl keines mir nachkommt, kann ich sie noch kilometerweit neben mir in die Höhe schießen sehen, bevor sie endlich zurückbleiben. Danach sind es nur noch wenige Minuten, bis ich vollkommen erschöpft, verheult und durchgeschwitzt bei meinem Elternhaus ankomme.

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TZH85
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 297
Wohnort: Essen
Pokapro 2017


Beitrag10.01.2017 13:39
Re: Angst
von TZH85
Antworten mit Zitat

Hallo KathiLuise!
Ich mache mich mal ans Werk und stelle ein paar Anregungen zum Text zusammen.

KathiLuise hat Folgendes geschrieben:
Aus den Augenwinkeln kann ich die schwarzen Schemen am Straßenrand sehen, die mit ihren grausigen Klauenhänden nach mir zu greifen versuchen. Das "versuchen" würde ich streichen, da du damit den Satz relativierst. Das nimmt der Szene Dramatik - schließlich versuchen die Schemen nur, deinen Protagonisten zu greifen. Also kann die Gefahr ja nicht so groß sein. "Sie greifen nach mir" impliziert im Umkehrschluss ja nicht, dass sie den Prota auch zu fassen kriegen.
Ich drücke den Fuß fester aufs Gaspedal und mein Auto rast über die glatte Straße. Das Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Hände zittern, doch ich gebe mir große Mühe die Tränen zu unterdrücken. Aber egal wie schnell ich auch fahre, ich kann ihnen nicht entkommen! Hier dachte ich erst, dein Protagonist kann seinen Tränen nicht entkommen. Du meinst aber die Schemen, wie dann in den nächsten Säzten klar wird. Liest sich etwas verwirrend. Statt "ich kann ihnen nicht entkommen" würde ich "ich kann den Monstern nicht entkommen" oder etwas ähnliches schreiben.
Sie strecken sich nach mir und der Wind, der an ihnen zerrt, lässt sie noch bedrohlicher wirken. Es sind so viele, dass eine Flucht aussichtslos erscheint. Der letzte Satz wirkt auf mich ein bisschen distanziert für einen Ich-Erzähler. Besonders, wenn er im Präsens spricht, die Gefahr also akut ist. Vielleicht lieber etwas wie "Ich sehe nach links und rechts, aber sie sind überall! Ich kann nur vorwärts, nur mehr Gas geben, nur hoffen, dass sie bald müde werden."
Ihre langen, spitzen Finger zu unförmigen Krallen gekrümmt kann ich sie in meinem Kopf stöhnen und kreischen hören. Der Zusammenhang ergibt keinen Sinn. Wenn dein Prota richtig aufs Gaspedal drückt, kann er unmöglich Details wie gekrümmte Finger sehen. Und anhand ihrer kreischenden Stimmen in seinem Kopf kann er auch nicht wissen, ob ihre Finger gekrümmt sind oder nicht.
Tränen verschleiern meine Sicht und eine allumfassende Hilflosigkeit ergreift mich. Es gibt nichts was ich tun kann, ich bin ihnen ausgeliefert. Ein Schluchzen steigt tief in mir auf und schüttelt mich so sehr, dass ich das Lenkrad verreiße und mein Auto ins Rutschen kommt. Statt weiter wie wild zu pochen scheint mein Herz nun ganz stehen bleiben zu wollen und vor Schock vergesse ich sogar zu atmen oder zu weinen. Im letzten Satz analysiert der Prota sich ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Gerade in einer solch gefährlichen Situation. Man denkt eben selten "Ich stehe so sehr unter Schock". Vor allem, weil der Moment, in dem das Auto ins Rutschen gerät eigentlich sehr abrupt und plötzlich sein dürfte. In solchen Situationen reagiert man meist einfach - für Selbstanalyse bleibt da keine Zeit. Im nächsten Moment könnte das Auto zum Stehen kommen und dann wäre Zeit für rasselnden Atem, verschwommene Sicht oder nasse Hosen wink
Ich ramme meinen Fuß reflexartig auf die Bremse, sehe weiße Flocken um mich herum aufwirbeln und spüre das Knirschen der Reifen im Schnee. Ich glaube, nur ein Transformer spürt das Knirschen unter den Reifen. Ein Autofahrer hört es eher. Oder spürt vielleicht, wie der Wagen über die unebene Schneedecke ruckelt. Kurz bevor ich auf die Leitplanke treffe, gelingt es mir, den Wagen wieder unter meine Kontrolle zu bringen und er bleibt auf dem Seitenstreifen stehen. Ich schließe die Augen, kann mein Glück kaum fassen, bis ich das hämische Lachen höre, das nun statt des unheimlichen Stöhnens die Nacht durchbricht. Sofort reiße ich die Augen wieder auf und sehe mich einem der Ungetüme direkt gegenüber. Wenn dein Prota panisch vor Monstern flieht, fehlt ihm wahrscheinlich eher die Zeit, die Augen zu schließen. Ich würde eher einen Moment der Panik beschreiben (siehe oben: Kurzatmigkeit, nasse Hosen etc.) und dann ihn dann verzweifelt versuchen lassen, den Wagen wieder in Gang zu bringen.
Es scheint keine Augen zu haben – nein, überhaupt kein Gesicht – und ragt vor dem schwarzen Nachthimmel bedrohlich über mir auf. Ich vergesse erneut alle Vorsicht, ramme den Schaltknüppel in den Rückwärtsgang und fahre dann so schnell ich kann weiter. "Ich vergesse alle Vorsicht" klingt mir wieder zu analysierend.
Nicht mehr weit, nicht mehr weit! Ich kann es schaffen! Die Kette der Monster scheint nicht abzureißen und obwohl keines mir nachkommt, kann ich sie noch kilometerweit neben mir in die Höhe schießen sehen, bevor sie endlich zurückbleiben. "Kilometerweit in die Höhe schießen" ist unglücklich ausgedrückt. Ich glaube du meinst, dass sie deinen Protagonisten noch über mehrere Kilometer verfolgen. Nicht, dass sie bis in die Stratosphäre hinauf wachsen, oder? Danach sind es nur noch wenige Minuten, bis ich vollkommen erschöpft, verheult und durchgeschwitzt bei meinem Elternhaus ankomme.


Relativ viel Rot, aber das ist nicht mit dem Rotstift der Lehrerin zu vergleichen. Sind nur unverbindliche Anregungen.
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KathiLuise
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 5



Beitrag10.01.2017 14:09

von KathiLuise
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
erstmal vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast! smile
Ich muss wohl wirklich noch ein bisschen daran arbeiten, dass das was ich schreibe auch zu meiner Perspektive passt... Embarassed
Allerdings hätte ich wohl auch erwähnen sollen, dass dies der Anfang einer Geschichte sein soll, in der es um diesen Ich-Erzähler mit einer Psychose geht - es ist also gewollt, dass zum Beispiel das "in die Höhe schießen" den Leser stutzig macht, auch wenn noch nicht direkt klar ist, dass es sich nicht um eine reale Bedrohung handelt.
Deswegen übrigens auch die geschlossenen Augen - in diesem Moment wird die Angst vor den imaginären Monstern kurzzeitig vergessen. Bei den Monstern handelt es sich also eigentlich um im Winter kahle Bäume.
Es würde mich freuen, wenn du die Zeit findest, die genannten Stellen noch einmal vor diesem Hintergrund zu beurteilen - eventuell verlange ich damit auch zu viel vom Leser, der das ja zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht weiß?
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TZH85
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 297
Wohnort: Essen
Pokapro 2017


Beitrag10.01.2017 14:39

von TZH85
Antworten mit Zitat

Die Szene muss ja für den Leser, auch beim ersten Lesen, in sich stimmig sein.
Dann stellt sich die Frage: Weiß der Prota, dass er manchmal unter Halluzinationen leidet? Wenn ja, sollte da meiner Meinung nach zumindest ein Brotkrumen ausgestreut werden, der das andeutet.
Weiß er es nicht, sind die Monster für ihn in diesem Moment real und er sollte sich dementsprechend auch realistisch für die Gefahrenlage verhalten.
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