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Der kleine Ausreißer


 
 
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Iness
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 53
Beiträge: 1
Wohnort: Mittelsachsen


Beitrag04.01.2017 01:54
Der kleine Ausreißer
von Iness
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
ich möchte heute meinen Einstand mit einer Kindergeschichte geben, die ich seit über 10 Jahren in der Schublade liegen habe.
Wie lautet eure Meinung?


Der kleine Ausreißer


Ein kleines Dorf im Allgäu erwacht zum Leben. Die Sonne steigt langsam hinter den ersten Gebirgszügen der Alpen, scheinbar hinter dem Dorf aufragend, empor. Ihre Strahlen tasten die kleine Ortschaft, deren Häuser - eines anders als das andere- , ihre Straßen und weit ins Alpenvorland verstreute Bauernhöfe ab. Dort ist um diese frühe Stunde schon reges Treiben.
Knechte, Mägde und Lohnarbeiter gehen ihrer Arbeit nach und die Hirten ziehen mit dem ihnen anvertrauten Vieh auf die Almweiden. Kuhschellen erklingen in der Stille des erwachenden Morgens.

In diesem Dorf lebt auf einem alten Bauernhof die Familie Hofer. Jakob, vierzigjährig, korpulent mit schütterem Haar, und seine Frau Gerlinde bewirtschaften seit fast zehn Jahren den von seinem Vater ererbten Hof am Ende des Dorfes. Ihr Sohn Berthel , ein lebhafter sechsjähriger Bub mit  vielen Lausbubenstreichen im Kopf  ist ihr ganzer Stolz. Jeden Tag springt er schon früh zwischen den Knechten und Mägden herum, wo er auch immer gern gesehen ist.
An diesem Morgen erschien Berthel nicht wie üblich. Gerlinde steht in ihrer geräumigen Küche und wartet auf ihren  Sohn, der sich einfach nicht blicken ließ. Es wird acht Uhr, und niemand sah den Jungen,
Gerlinde geht die Stiege zu Berthels Kammer hinauf. „Was mag mit ihm nur sein? Gestern ging es ihm doch so wohl!“ , sagte sie sich. Als sie das Zimmer betritt, bleibt sie wie erstarrt stehen. Das Bett ist nicht benutzt und der Bub fort. Nur auf dem Tisch am Fenster steht ein Briefchen an die Vase gelehnt. Gerlinde nimmt ihn auf und liest, was der Junge in seiner unbeholfenen kindlichen Schrift ihnen mitteilt: “Mama und Papa! Ich habe euch lieb, aber ihr mich nicht! Nie habt ihr Zeit für mich. Immer geht es bei euch nur um den Hof. Ich gehe fort und suche mir jemanden der Zeit für mich hat. Euer Sohn Berthel.“
 Gerlinde erschrickt. “ Haben wir dich wirklich so vernachlässigt? , denkt sie. Als Jakob nach seiner Arbeit im Stall schließlich die Küche betritt, gibt Gerlinde ihm wortlos , mit besorgtem, ängstlichem Blick Berthels Brief. Vater Hofer erblasst: „Was soll das? Ist der Bub deppert worden? Wie kann er nur denken, das wir ihn nicht lieb haben?  Außerdem kann er doch nicht mutterseelen-allein durch die Weltgeschichte wandern und seine Eltern in  große Sorgen  stürzen. Er ist unser Sohn und gehört auf diesen Hof! ....Mach dir keine Gedanken mehr, ich werde ihn schon finden. Ruf einige Knechte zusammen, dass sie mir bei der Suche helfen!“ Etwa eine halbe Stunde später verlassen Jacob und drei Helfer den Hof, um den Bub zu suchen.

Inzwischen war Berthel auf seiner Wanderung müde geworden. Die Sonne brennt, die Kehle ist trocken und er fühlt sich einsam und verlassen. Erschöpft und enttäuscht setzt sich Berthel am Ende des nächsten Dorfes auf einen Stein und denkt nach. „Ich möchte lieber nach Hause. Dort habe ich Mama und Papa. Ausreißen ist doch dumm. Ich gehe zurück und beichte Mama alles ... “. Doch Berthel ist zu müde und schläft ein.
Plötzlich wird er wachgerüttelt. Als der Junge die Augen öffnet, sieht er in das besorgte Gesicht seines Vaters und wirft sich ihm an den Hals. „Papa, ich will nach Hause zu euch. - daheim ist daheim“

Nach einem langen, ereignisreichen Tag kehren Vater Höfer und sein Sohn Berthel in ihr Dorf im Allgäu zurück. Als die Sonne untergeht, erreichen sie erschöpft  den heimatlichen Hof. Mutter Gerlinde nimmt ihren Bub mit feuchten Augen in die Arme. „Ich bin froh, dass wir dich gesund wiederhaben. Was hätte dir nicht alles geschehen können!“  Der kleine  Ausreißer schmiegt seinen Kopf verschämt an Mutters Schulter und schweigt. „Du weißt doch, wie gefährlich es ist so allein herumzulaufen!“  Leise , kaum vernehmbar erklingt ein gehauchtes „Ja!“ Nun kann sich Vater Höfer nicht mehr beherrschen. „Was sollte diese Flucht? Das ist doch deppert, einfach auszureißen. Was hast du dir dabei nur gedacht?“, schrie er auf einmal erregt los. Der Bub schluckt und gesteht zögernd: „ Ich dachte ihr habt mich nicht lieb.“ Mutter Gerlinde durchmisst nervös den Raum.  „Wie bist du nur darauf gekommen? Du bist doch unser ganzer Stolz.“ Berthel sieht verstört Vater und Mutter an. „Ihr hattet nie Zeit für mich.  Der Hof war euch immer wichtiger. Ich wollte doch nur mehr Zeit mit euch verbringen, mit euch spielen ... . Ich kam mir überflüssig vor!“ Vater und Mutter Höfer  sehen  Berthel verblüfft an. „Warum kamst du dir überflüssig vor?“  Der Bub zuckt nur mit den Schultern und dreht sich um.. ... Schweigen herrscht im Raum.
Schließlich entscheidet Mutter Gerlinde: „Komm erst einmal zur Ruhe, Berthel.“, und meint zu ihrem Mann: „Und wir müssen uns jetzt über das Problem unterhalten.“ Nun verlassen Berthels Eltern seine Kammer. „Was nun? Wie konnte es nur dazu kommen?“, fragt Gerlinde. Vater Höfer tobt plötzlich los: „Was ist dem Bub nur eingefallen? Einfach so ...“ Schließlich klopft ihm Gerlinde beruhigend auf die Schulter. „Der Bub hatte sich dabei sicher nichts gedacht. Aber irgendwie hat er recht. Wir müssen uns mehr Zeit für ihn nehmen. Er ist doch noch so klein.“ Vater Höfer brummelt: „Verwöhn mir den Bub net! Er soll doch später den Hof einmal übernehmen.“ Mutter Gerlinde widerspricht: „Doch jetzt ist er noch ein Kind und soll auch unsere Zuwendung spüren. Du siehst doch, was deine mangelnd gezeigte Zuneigung erreicht hat.“ Inzwischen hat Vater Höfer sich beruhigt: „Und was schlägst du nun vor, Frau?“, fragt er. Mutter Gerlinde überlegt einen Moment: „Ich finde einen Waldspaziergang , gemeinsame Unter-nehmungen und Spielabende toll.“ „Berthel kann uns auch bei der Hofarbeit zur Hand gehen. Schließlich muß er auch lernen, wie ein Hof bewirtschaftet wird.“, wirft der Vater des Buben ein. „Wir können ihm doch Aufgaben, wie zum Beispiel das Füttern des Federviehs oder das Ausmisten der Hasenställe übertragen. So wird er gleich in die Arbeit auf dem Hof einbezogen.“ Mutter Gerlinde stimmt ihm zu: „Du hast ganz recht. Wenn Berthel uns bei der Arbeit hilft, haben wir auch mehr Zeit für ihn.“

Inzwischen ist es schon dunkel geworden. Gerlinde fragt leise: „Sagen wir es ihm sofort?“ Vater Höfer überlegt eine Sekunde. Schließlich meint er: „Es ist sicher besser.“ Als sie die Tür zu Berthels Kammer  öffnen, ist er noch wach.
„Ich kann nicht schlafen!“ schluchzt er. Mutter Gerlinde setzt sich an Berthels Bett und erklärt ihm: „Wir haben noch einmal über deine Flucht gesprochen. ... Ich verspreche dir, dass wir in Zukunft mehr Zeit für dich haben werden. Doch nun schlaf endlich. Morgen wirst du zeitiger geweckt. Dann erwartet dich  deine Arbeit. Vater wird dir morgen alles erklären. Nicht wahr?“ Berthel nickt. Als Mutter und Vater schließlich seine Kammer verlassen, ruft ihnen der kleine Bub nach: „Gute Nacht! Ich werde euch auch nicht enttäuschen.“
,

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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag04.01.2017 02:05

von Seraiya
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Hallo Iness und willkommen im Forum,

Das hier ist der Textfaden eines anderen Mitglieds. Für deinen Einstand musst du einen eigenen eröffnen bzw. einen der Mods bitten, dass er diesen Text hier verschiebt. smile


LG,
Seraiya
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
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Beiträge: 6477
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Beitrag04.01.2017 02:14

von sleepless_lives
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Hab die Beiträge abgetrennt und damit einen neuen Thread eröffnet.

_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag04.01.2017 15:02

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo nochmal,


Ich hab mir mal den Text angesehen und mich bei der Kategorie Kinderbuch beinahe erschreckt. Für welches Alter sollte die Geschichte denn sein?
Den Anfang finde ich leider ganz und gar nicht gelungen.


Zitat:
  Ein kleines Dorf im Allgäu erwacht zum Leben. <- den Satz könnte man gänzlich streichen. Wie das Dorf erwacht, wird nachfolgend viel schöner beschrieben. Die Sonne steigt langsam hinter den ersten <- könnte raus Gebirgszügen der Alpen, scheinbar hinter dem Dorf aufragend, <- das auch, oder umformulieren. empor. Ihre Strahlen tasten die kleine Ortschaft, deren Häuser - eines anders als das andere- , <- es wäre ungewöhnlich, wenn ein Haus dem anderen gleichen würde. Das kann mMn auch raus. Nicht zu viele Bilder auf einmal. ihre Straßen und weit ins Alpenvorland verstreute Bauernhöfe ab. <- "die ins Alpenland verstreuten Bauernhöfe ab" klingt für mich besser. Ich möchte gerne in die Landschaft eintauchen, weniger erklärend, mehr Selbstverständlichkeit. Dort ist um diese frühe Stunde schon reges Treiben. <- ich weiß. Weil das Dorf zum Leben erwacht. Das hier ist ebenfalls überflüssig.
Knechte, Mägde und Lohnarbeiter <- würde ich rausnehmen gehen ihrer Arbeit nach und die Hirten ziehen mit dem ihnen anvertrauten <- das auch raus. Vieh auf die Almweiden. Kuhschellen erklingen in der Stille des erwachenden Morgens. <- uff. Hm, wie wäre es denn, das mit den Hirten zu verbinden? "Die Hirten ziehen von dem Klang der Kuhschellen begleitet mit dem Vieh auf die Almweiden" oder so ähnlich. Ist nur ein spontaner Gedanke.
In diesem Dorf <- wo auch sonst? lebt auf einem alten Bauernhof die Familie Hofer. Jakob, vierzigjährig, korpulent mit schütterem Haar, und seine Frau Gerlinde bewirtschaften seit fast zehn Jahren den von seinem Vater ererbten Hof am Ende des Dorfes. Ihr Sohn Berthel , ein lebhafter sechsjähriger Bub mit  vielen Lausbubenstreichen im Kopf  ist ihr ganzer Stolz. <- Nochmal, für welches Kindesalter ist die Geschichte? Ein Vorschlag: " ... leben Jakob und Gerlinde Hofer mit ihrem sechs Jahre alten Berthel, der so viele Streiche wie Haare auf dem Kopf hat." Auch nur ein spontaner Gedanke. Kindgerecht sieht für mich anders aus und auch ich als Erwachsene würde das so nicht lesen wollen. Es klingt so unecht, so gestelzt. Jeden Tag springt er schon früh zwischen den Knechten und Mägden herum, wo er auch immer gern gesehen ist. <- das ist hier eine unwichtige Info.
An diesem Morgen erschien Berthel nicht wie üblich. <- das irritiert. Es klingt auf der einen Seite logisch, weil er ja, wie zuvor genannt, morgens zwischen den Knechten und Mägden herumspringt. Gerlinde steht in ihrer geräumigen <- kann raus und "der" hin  Küche und wartet auf ihren Sohn, der sich einfach nicht blicken ließ. Es wird acht Uhr, <- wieso spielt das eine Rolle? Was ist um acht Uhr? Frühstück? Schule? und niemand sah den Jungen, Punkt
Gerlinde geht die Stiege zu Berthels Kammer hinauf. „Was mag mit ihm nur sein? Gestern ging es ihm doch so wohl!“ , sagte sie sich. <- würde sie das wirklich? Oder würde sie einfach nur hochgehen, um nach ihm zu sehen. Führt sie öfter Selbstgespräche? Als sie das Zimmer betritt, bleibt sie wie erstarrt stehen. <- dann betritt sie es nicht. Eines nach dem anderen. Das Bett ist nicht benutzt und der Bub fort. Nur auf dem Tisch am Fenster steht ein Briefchen an die Vase gelehnt. Gerlinde nimmt ihn auf und liest, was der Junge in seiner unbeholfenen kindlichen Schrift ihnen mitteilt: “Mama und Papa! Ich habe euch lieb, aber ihr mich nicht! Nie habt ihr Zeit für mich. Immer geht es bei euch nur um den Hof. Ich gehe fort und suche mir jemanden der Zeit für mich hat. Euer Sohn Berthel.“ <- das hat er süß unterschrieben ... und absolut nicht authentisch. Es sei denn, er ist ein sehr weit entwickelter Sechsjähriger.
 Gerlinde erschrickt. “ Haben wir dich wirklich so vernachlässigt? , denkt sie. <- unecht. Als Jakob nach seiner Arbeit im Stall schließlich die Küche betritt, gibt Gerlinde ihm wortlos , mit besorgtem, ängstlichem Blick Berthels Brief. <- Wow ... ok mal so als Mutter: Wenn ich einen Brief von meiner Kleinen (6) gefundne hätte und sie vermutlich schon die halbe Nacht weg wäre, würde ich nicht in die Küche gehen und brav auf meinen Gatten warten, bis er aus dem Stall kommt. Ich würde hinrennen zu ihm und nebenbei die Polizei rufen. Vater Hofer erblasst: „Was soll das? Ist der Bub deppert worden? Wie kann er nur denken, das wir ihn nicht lieb haben?  Außerdem kann er doch nicht mutterseelen-allein durch die Weltgeschichte wandern und seine Eltern in  große Sorgen  stürzen. Er ist unser Sohn und gehört auf diesen Hof! ....Mach dir keine Gedanken mehr, ich werde ihn schon finden. Ruf einige Knechte zusammen, dass sie mir bei der Suche helfen!“ <- der hat auch die Ruhe weg ... Ok, vlt. sind die ja einfach so gelassen. Etwa eine halbe Stunde später verlassen Jacob und drei Helfer den Hof, um den Bub zu suchen.   



Ich habe hier aufgehört. Insgesamt geht das für mich gar nicht, aber das ist sicher auch Geschmackssache. Ich finde die dargestellten Personen unrealistisch, den Stil zu altbacken und für Kinder wie auch für Erwachsene zum flüssigen Lesen ungeeignet und empfehle eine gründliche Überarbeitung.
Aber vlt. möchtest du den Text genauso haben, dann ist es auch ok. Meins ist es nicht und ich würde das auch nicht meinem Kind vorlesen oder zum selber lesen empfehlen.
Die Idee finde ich interessant, aber die Umsetzung wenig ergreifend oder liebevoll. In die Dialoge gehören übrigens Absätze.


Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.


LG,
Seraiya
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag04.01.2017 15:42
Kindergeschichte
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Iness,

bei Kindergeschichten ist es ja nun so, dass es da eine Zielgruppe gibt. Ich denke, da kann kein Autor behaupten, die Geschichte nur für sich geschrieben zu haben.

Frage ich mich nun, was will die Geschichte? Das Kind bloß unterhalten?  Das sind die besten Geschichten. Oder will sie dem Kind mittels einer Geschichte hinter der Geschichte etwas vermitteln? Auch gut.

Hier bei dem kleinen Ausreißer erkenne ich nichts davon.
Um zu unterhalten, fehlt es mir an einer geschmeidigen, womöglich spannenden Erzählung. Da hat Seraiya bereits vieles angemerkt.

Und was das Vermitteln angeht, da möchte ich keinem Kind erklären: Wenn du nicht beachtet wirst, dann laufe ruhig weg. Papa findet dich ja. Du wirst danach geschimpft und erfährst endlich Beachtung, indem du im Haushalt mitarbeiten darfst. Wink
Das ist etwas überspitzt zusammengefasst, geht aber in die Richtung, oder?

Weiter wirbeln die Tempi in der Geschichte durcheinander. Warum erzählst du nicht durchgehend im Präteritum?

Falls du Spannung hineinbringen möchtest, dann böte sich die Stelle an, an der Berthel unterwegs ist. Dort könnte er sich in Gefahr bringen. Dann würden die jungen Leser davon abgehalten werden, einfach davonzulaufen. Die Lehre wäre folglich: Rede mit den Eltern, sage ihnen, was du möchtest usw.

In jedem Fall ist mir zuviel drumherum erzählt, der eigentliche Höhepunkt aber zu dünn.

Liebe Grüße

Muskat
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag04.01.2017 18:30

von Babella
Antworten mit Zitat

Es wurde ja schon manches geschrieben ... hier ein paar Anregungen für dich:

Eine Kindergeschichte sollte kindgerecht erzählt sein. Deine Geschichte kommt von sehr weit oben herab - es gibt keine Möglichkeit für ein Kind, sich mit dem Helden zu identifizieren. Das Kind drückt sich auch nicht alterstypisch aus.

Unterwegs passiert so rein gar nichts, und die "Lösung" des Problems wird auch nicht gefunden: Das arme Kind fühlt sich am Ende noch genötigt, seinen Eltern Versprechungen zu machen.

Wenn du deine Geschichte vom Kopf auf die Füße stellen willst, dann lass die Einleitung weg, schildere alles konkret, benutze lebendige Dialoge und vor allem, lasse den Protagonisten selbst zu einer Einsicht kommen - etwa zu der, dass Liebe nicht nur "Zeit haben" bedeutet, sondern zugedeckt werden, einen Kakao bekommen (und der kommt nun mal nicht aus dem Kühlschrank, sondern wird mühsam erwirtschaftet), ein warmes Zimmer haben und in den Arm genommen werden. Und dass man sich das idealerweise eben nicht erarbeiten muss.

Schildere eine Situation, aus der klar wird, dass die Eltern immerzu beschäftigt sind und das Kind wegschicken ("Mama, guck mal! Ein Marienkäfer" - "Ja, gleich!" - als Kind übersetzte ich "sofort" mit "in einer halben Stunde" und "gleich" mit "irgendwann mal oder nie").

Beschreibe eine beängstigende Situation irgendwo draußen (ein komischer Hund, ungewohnte Geräusche, eine unheimliche Person, Regen, Kälte ...). Lass das Gespräch zwischen den Eltern ganz weg, das hört das Kind ja nicht.

"Mutter Gerlinde" - ganz schlimm. Als schliefe die Geschichte nicht 10, sondern 150 Jahre in der Schublade. An deiner Stelle würde ich mir einen Stapel Kinderbücher hernehmen und studieren und dann noch einmal von vorn anfangen.
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Lady Joana
Wortedrechsler
L

Alter: 63
Beiträge: 78
Wohnort: Bad Waldsee


L
Beitrag04.01.2017 19:20

von Lady Joana
Antworten mit Zitat

Hallo Iness,
ich muss mich den anderen anschließen und dir raten, die Geschichte nochmals grundlegend zu überarbeiten. Sie ist so lehrerhaft, mit dem Zeigefinger darauf, dass man nicht fortlaufen sollte. Die Idee dahinter finde ich eigentlich ganz gut, dass es ihm im nächsten Dorf auffällt, dass Weglaufen doch nicht so einfach ist, wie gedacht.
Es gehlt auch irgendwie die Spannung.
Deshalb will ich auch nicht am Text arbeiten, weil die Idee einfach noch zu flach ist. Und die Sprache ist etwas altmodisch.
Du brauchst einen Blickwechsel. Wie wäre es, wenn du es aus der Sicht des Kindes schreibst?


_________________
Frieden allen Lebewesen
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag04.01.2017 19:23

von d.frank
Antworten mit Zitat

Hallo Iness,

da du deine Geschichte irrtümlicherweise gestern ja in meinen Faden gestellt hast, hatte ich sie relativ zeitnah gelesen. Für eine Antwort hatte meine Zeit dann leider nicht mehr ausgereicht.
Nun haben ja schon einige etwas dazu gesagt und ich möchte, wie mir gestern auch schon dazu vorschwebte, das herausstechend Negative in etwas Positives umkehren, weil ich den Anfang deiner Geschichte und die Tiefe mochte.
Ich fand und finde, du hast Talent für Atmosphäre bewiesen. Das kleine verschlafene Dorf stieg mir vor die Augen und ich wollte schon Heidi aus dem Stall kommen sehen. wink Schon hier wurde allerdings langsam klar: Dieses Buch ist keins für Kinder. Weiter ging es mit der Personifizierung deiner Protagonisten (gehoben und ein wenig spröde) und fand seinen Höhepunkt in den Zeitsprüngen, die auch ein Erwachsener dir nicht verzeihen mag. wink Ich habe dann versucht, deine Geschichte trotzdem wie einer zu lesen, mit den Gedankensprüngen und Assoziationen, zu denen erwachsene Leser fähig sind, und konnte dem ganzen dann ein klein wenig abgewinnen.
Im Gegensatz zu deinen anderen Kommentatoren fand ich die Herangehensweise deiner ausgedachten Eltern nachdenkenswert (sie haben einen Hof und reiben sich an der Arbeit dort auf, und suchen nun einen Weg, ihren Sohn darüber nicht zu vergessen), und ich vertrete die Auffassung, dass Kinder nicht nur Liebhudelei und "die Welt ist so schön" benötigen, um zu unabhängigen und dabei verantwortungsvollen Menschen zu reifen.
Allerdings ist dein Vater Hofer / Höfer schon ein Abbild von Bauer, Vater und Mann, und wäre die Gerlinde nicht so weiblich intuitiv und vermittelnd, gäbe es da auf dem beschaulichen Hof wohl bald einen waschechten Familienkrieg, spätestens, wenn dem Bub die ersten Barthaare sprießen. wink
Du siehst also, lese ich deine Geschichte mit den Augen eines Erwachsenen, bietet sie Potenzial, Konflikt und Prämisse.
Von daher würde ich sie auch eher dahin gehend ändern, als sie brutal auf Kinderniveau zu trimmen.
Allerdings braucht es auch für die Erwachsenen einen bestimmten Anspruch und dem kannst du nur entgegenkommen, wenn du dich auch traust, deinen Kram aus der Schublade hervorzuholen und an ihm zu arbeiten. wink

Liebe Grüße
diana
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Bunt Speck
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436
Wohnort: Brimm


Beitrag05.01.2017 11:30

von Bunt Speck
Antworten mit Zitat

Liebe Iness,

ich habe deinen Text nur bis zu der Stelle gelesen, wo Berthel vom Vater gefunden wird und dann abgebrochen. Das ganze hat keinen Spannungsmoment und wirkt wie ein nüchterner Zeitungsbericht ... bei dem ich auch abrechen würde ... weil, entschudige, zu langweilig. Insgesamt klingt es wie eine Zusammenfassung einer längeen Geschichte, die durchaus Potential hätte ... mit der richtigen Perspektive (am besten Berthel) und Spannungsmomenten (Berthel ist enttäuscht und entschließt sich aufzubrechen ... Berthel merkt, dass das alles nicht so einfach ist ... Berthel verzweifelt und wird vom Vater aus seiner Not gerettet).
Es ist alles m.E. sehr schnell beschrieben, wenig Zeit für den Moment und die Stimmung. Und der Moment, wo der Hofer den Berthel findet, den ich als Höhepunkt erwartet hätte, steht so mitten drin ... wie gesagt, ich habe nicht gelesen, was danach kommt. Aber den Kommentaren den anderen zufolge, folgt dann die Moral der G'schicht ... was man sicher auch in zwei prägnate Sätze packen könnte.

Zum Kinderbuch: die Sätze sind doch sehr umständlich, viele Einschübe. Ich fand es als Erwachsener schon nicht ganz leicht, zu lesen.

Die Perspektive eines übergeordneten Erzählers eignet sich hier m.E. auch nicht, um Spannung zu produzieren, weil man in keine der Personen schlüpfen kann. Man spürt nicht Berthels Ärger, man spürt nicht die Besorgtheit der Hofers.

Gruß
Bunt
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