Wie viel Schimpfwort geht? (Achtung, böse Wörter!)

[Kolliy]

[nebenfluss]

[Kolliy]

[Abari]

Ich finde schon, dass verdammt ein Schimpfwort ist. Ich würde niemals "meine verdammte Ex" sagen, wenn ich nicht sauer auf sie wäre. Mal abgesehen davon, dass ich nicht gerne fluche, aber manchmal ist es befreiend.

Zum Hauptthema: "Kommt schon, Jungs, verbale Kraftmeierei liegt uns doch im Blut, oder nicht" (Jürgen von der Lippe). Ich finde Kraftausdrücke in einer erzürnten Situation nur zu verständlich, besonders bei einem dementen alten Herrn, wo sowas nur zu oft vorkommt. Hast Du so jemanden Dementes schon mal erlebt? Da kannst Du aber was erleben! Manche werden lammfromm, andere richtig bissig. Wenn es Dir also um Authentizität geht, lass mal richtig einen vom Stapel. Es wird ja nicht so sein, dass das ganze Buch in diesem Stil geschrieben ist, sondern nur diese Szene. Und scheue nicht das "Schlimme" (was auch immer das sein mag). Manche werden genauso über das wetternde Rumpelstielzchen amüsiert sein, so wie andere betroffen gucken. Alles ist möglich. Ich an Deiner Stelle würde es nicht so schwer nehmen. Wenn Dir in der Szene die Figur als boshaften Alten zu charakterisieren wichtig ist, nimm ruhig etwas Farbe trage dick auf. Nicht zu dick, aber schon ordentlich. Wer verbietet es Dir denn? Der "Anstand" sollte es nicht sein, die Scheu auch nicht.

Für mich gibt es persönlich nichts schlimmeres als AutorInnen, die ihren Schreibfluss zu begradigen suchen. Das ist und bleibt künstlich, nicht kunstvoll.

[Sharkop]

Hach, was genieße ich diesen Thread, äh, ich meine, scheiße, ist das geil,
das ist ja genau nach meinem Geschmack.
Finde, Yvo hat es perfekt formuliert, wenn es um funktionierenden Dialog gehen soll. Ich würde weiter ausführen, dass der relative Mangel an Kraftausdrücken in der Literatur auch daran liegt, dass oft in diesen Szenen der literarische Wert fehlt. Aus einer Kneipenschlägerei macht man eben nur schwer ein ästhetisches Erlebnis, auch wenn es mich sofort in den Fingern juckt, das mal zu versuchen. Was soll das für eine Story sein, in der sich Leute wüst beschimpfen. Warum sollte sich der Leser für solche Leute interessieren. Man kann da vermutlich nur schwer etwas herausholen, das über kurze "Schock"-Momente hinausgeht. Mir fällt da "Hool" ein von letztem Jahr oder so, das stand zwar auf der Longlist für so nen Bücherpreis, aber die gewalttätige Dumpfheit der Charaktere hat mich davon abgehalten, das fertigzulesen.

Niveauvolle Schimpfwörter: Homunculus. Könnte aber sein, dass sich dein Gegner daraufhin mit deinem Fehdehandschuh die Lachtränen aus den Augen wischt. Dann weißt Du wenigstens, dass er auch Abi hat, bevor er dir die Fresse poliert. Wichtig, für die spätere Zeugenaussage bei der Polizei.