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Wie viel Schimpfwort geht? (Achtung, böse Wörter!)

 
 
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Liana
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Alter: 27
Beiträge: 18



L
Beitrag21.10.2016 01:54
Wie viel Schimpfwort geht? (Achtung, böse Wörter!)
von Liana
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Halli hallo,
ich verwende generell beim Schreiben so wenig Schimpfwörter wie möglich, denn obwohl ich selbst ein Schandmaul habe, finde ich es in Texten unangebracht und unästhetisch. Nun benutze ich es doch ab und zu in der wörtlichen Rede, aber mehr als ein sehr, sehr, sehr seltenes "Scheiße" und "Arschloch" benutze ich nicht - abgesehen von "verdammt", aber "verdammt" ist ja zum Glück kein Schimpfwort! ;)

Nun will ich aber in einer Szene alle Register ziehen und "voll auf dir Kacke hauen" - das soll schockieren aber nicht plump wirken. Nun hab ich da natürlich viele Ideen, immerhin bin ich gerade erst 19 und natürlich noch in der unreifen post-pubertären Phase ...

Deswegen würde ich gerne mal von euch wissen, wo eurer Meinung nach die Grenze ist.

Ich denke in einem gewissen Rahmen hält sich noch sowas wie: Hure, impotenter XXX.
Was herausfällt wäre etwas wie "Sackgesicht" und "Hurensohn".

Wie seht ihr das? Oder kennt ihr niveauvolle Schimpfwörter (falls man dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang überhaupt benutzen darf)? Und wie macht ihr das denn eigentlich?
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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag21.10.2016 04:27

von Yvo
Antworten mit Zitat

Moin Liana,

ich würde das alleine und ausschließlich von der Szene und dem Protagonisten abhängig machen.
Wenn die Figur in dieser Situation zu einem Wort wie "Hurensohn" greifen würde, schreib ich das auch. Alles andere wäre unrealistisch.
Stell dir eine Schlägerei zwischen zwei Fünfzehnjährigen auf dem Pausenhof in einem sozialen Brennpunkt vor und der eine ruft "Du Blödmann!", der andere entgegnet "Selber blöd, du Pupsgesicht!"

Ich glaube, wenn solche Worte deplatziert, unangebracht oder plump wirken, liegt das auch weniger an den Schimpfworten, sondern an dem Text um diese Worte drumherum.
Wenn das Wort deplatziert wirkt, ist wahrscheinlich folgendes geschehen:
1. Die Wut der Figur kommt nicht rüber oder ist nicht nachvollziehbar.
2. Der Text vor oder nach dem Dialog besteht aus Thomas-Mann-Bandwurmsätzen oder wird in der blumigen Sprache von Oscar Wilde geschrieben.
3. Der restliche Dialog passt nicht. ("Die Overtüre fand ich vom Dirigenten noch recht adäquat inszeniert, doch als er im dritten Satz bei den viel zu vordergründigen Blechbläsern auch noch mit einem Crescendo experimentierte, dachte ich mir nur 'was für ein Nuttensohn!'")

Außerdem ist wichtig, dass krasse Schimpfworte eigentlich nie in Dialogen vorkommen. Niemand beleidigt einen und bringt dann Argumente oder stellt fragen. Das Gespräch endet dann. Alles was über ein "Verpiss dich", "Hau ab", "Geh sterben" (...) hinaus geht, wäre zu viel. Alternativ gibt es eine Schlägerei oder die Figur muss sich erstmal beruhigen... ...an der Stelle würde ich den Dialog aber unterbrechen und erstmal schreiben, dass sie sich beruhigt, abreagiert, durchatmet (...).

Zudem sollte man sich klar sein, ob es um "heiße Wut" (->die Figur dreht frei, hat sich nicht mehr unter Kontrolle und sagt Dinge, die er evtl. später bereut) oder "kalte Wut" (->die Figur weiß genau, was sie tut und will den anderen willentlich verletzen, legt evtl. den Finger genau dahin, wo es weh tut und zielt bewusst auf eine Schwachstelle) handelt.

Um was für eine Szene geht es denn bei dir?

Yvo
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Liana
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
L

Alter: 27
Beiträge: 18



L
Beitrag21.10.2016 08:02

von Liana
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Szene? hmm lass mich überlegen, was ich sagen kann ^.^
Grob: Mein Prota besucht ihren verbitterten Großvater in der Geschlossenen. Er hetzt aus Frust oder anderen Gründen über sie und ihre Eltern her, dass sie ein Unfall war ... (und mal schauen.)
So ganz ausgereift ist das dann eh erst, wenn ich es schreibe und das ist noch zwei Stunden Schlaf,  ein leckeres Brötchen und eine Flasche koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk entfernt.
Aber das Thema interessiert mich auch so. Ich bin ja sicher nicht die Einzige, die ihre Charaktere mal schimpfen lässt? ;)
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Mina Minus
Leseratte
M


Beiträge: 173



M
Beitrag21.10.2016 08:57

von Mina Minus
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Bei Schimpfworten finde ich es extrem wichtig, darauf zu achten, dass diese  kein allzu starker Jugendslang sind. Das kann schnell unfreiwillig komisch wirken, weil sich Jugendsprache sehr schnell ändert.
Dann lieber einen Klassiker wie "Arschloch" o.ä. verwenden.
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag21.10.2016 09:30

von MoL
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Jein. Ich persönlich lasse meine Protagonisten auch gerne mal nach Herzenslust schimpfen - und glätte es hinterher etwas ab.
Es ist einfach so, dass Schimpfworte auf den Leser immer vulgärer wirken, als sie auf den Autor wirken.
Statt "blöde Schlampe" würde ich daher lieber "blöde Kuh" schreiben, statt "Sackgesicht" sowas wie "Blödmann". Das kann ansonsten schnell abrutschen und Leser vergraulen. Es gibt ja immer Unterschiede zwischen Schriftsprache und gesprochener Sprache. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich zu den Personen zählen würde, die eine "authentische" Sprache stören würde. Dann las ich "Blackbirds" von Chuck Wendig und war an mehr als einer Stelle davon abgestoßen.
Meiner Meinung nach also in Sachen Schimpfwörter definitiv lieber etwas "drunter" bleiben!


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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BrianG
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 47
Beiträge: 709



Beitrag21.10.2016 10:31

von BrianG
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Yvo hat Folgendes geschrieben:
"Die Overtüre fand ich vom Dirigenten noch recht adäquat inszeniert, doch als er im dritten Satz bei den viel zu vordergründigen Blechbläsern auch noch mit einem Crescendo experimentierte, dachte ich mir nur 'was für ein Nuttensohn!'"


Also ich finde, dieser Satz hat etwas Laughing Laughing Laughing


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Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer.
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Robert Arnold Müller
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 54
Wohnort: Würzburg


Beitrag21.10.2016 12:27

von Robert Arnold Müller
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Es sollte natürlich immer authentisch wirken. Mit Jugendsprache hat das wenig zu tun, da eine Beleidigung wie "Hurensohn" seit etwa 500 Jahren Verwendung findet  und immer noch höchst aktuell ist. Zurückhalten sollte man sich dabei auch nicht, man kann aber Adjektive in die wörtliche Rede einfügen, die nicht direkt beleidigen, sondern din Umstände beschreiben.  Im Falle des verbitterten Großvaters etwa: "Dieses undankbare Dreckspack, das mich hier in der verschissenen Klappsmühle abgeschoben hat! " Glaubt mir,  von den Alten - die nicht mehr ganz wissen, was sie von sich geben  - kann man das Fluchen lernen.

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Ron Swanson
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 33
Beiträge: 802
NaNoWriMo: 4094
Wohnort: Gütersloh


Beitrag21.10.2016 13:05

von Ron Swanson
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Ich finde Fluchen völlig okay, so lange es zum Prota passt. Wenn nicht, kann es trotzdem gut sein, wenn die anderen Charaktere das ebenfalls seltsam finden und kommentieren.
Ich stehe ja total auf ausgefallene Beleidigungen, die allerdings schon Sinn ergeben und auch direkt ausdrücken, was sie sollen.
Also nicht sowas wie 'Babou' oder 'Dolf' (sind jetzt ausgedacht Sich kaputt lachen).
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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag21.10.2016 13:35

von Yvo
Antworten mit Zitat

Mina Minus hat Folgendes geschrieben:
Bei Schimpfworten finde ich es extrem wichtig, darauf zu achten, dass diese  kein allzu starker Jugendslang sind. Das kann schnell unfreiwillig komisch wirken, weil sich Jugendsprache sehr schnell ändert.
Dann lieber einen Klassiker wie "Arschloch" o.ä. verwenden.


Bin ich ganz deiner Meinung. Hört sich dann meist so an:


Allerdings habe ich jetzt auch schon zweimal gehört, dass Lektoren "mehr Jugendsprache" (bei zwei Jugendromanen) verlangt haben. Wäre trotzdem vorsichtig damit.
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Aquasia
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
A

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A
Beitrag21.10.2016 14:14

von Aquasia
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Ich bin auch der Meinung, dass es einfach zum Charakter passen muss. Eigentlich bin ich auch überhaupt nicht der Mensch, der von so einer Ausdrucksweise beim Schreiben begeistert ist, aber jeder ist tatsächlich mal an einem Punkt angekommen, wo man nur so mit Schimpfwörtern um sich werfen möchte.
Allerdings sehe ich das wie MoL das man dann trotzdem etwas aufpasst, was man genau schreibt und es nicht allzusehr ausartet.


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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3221
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Beitrag21.10.2016 19:35

von Taranisa
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Zitat:
Ich denke in einem gewissen Rahmen hält sich noch sowas wie: Hure, impotenter XXX.
Was herausfällt wäre etwas wie "Sackgesicht" und "Hurensohn".


Wieso geht für dich "Hure", deren Sohn aber nicht? Auch das Sackgesicht empfinde ich nicht als schlimm, würde jedoch nie "impotenter ..." schreiben.
So gehen die Meinungen auseinander. Wie meine Vorredner schon sagten, es muss passen, zur Geschichte (wann und wo sie spielt) und den Charakteren (simpel oder gelehrt, gut oder schlecht erzogen...).

Lies den Text, den du geschrieben hast, in einer ruhigen Minute flüssig durch. Passt das Schimpfwort oder holpert es, klingt es künstlich? Meist hat man selbst ein gutes Gespür dafür.
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purpur
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Beiträge: 964



Beitrag21.10.2016 19:40

von purpur
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Hallo liebe Liana,

... hier ein Vorschlag -Hurenkind - wird sowohl als
Schimpfwort als auch im Buchdruck/Satztechnik
als terminus technikus gebaucht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hurenkind_und_Schusterjunge
 Kommt noch was?
HzlichePpGrüße
Pia


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Liana
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Alter: 27
Beiträge: 18



L
Beitrag22.10.2016 10:02

von Liana
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Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Wieso geht für dich "Hure", deren Sohn aber nicht? Auch das Sackgesicht empfinde ich nicht als schlimm, würde jedoch nie "impotenter ..." schreiben.


Ganz einfach weil "Hurensohn" eine absolut dämliche Beleidigung ist. Was kann das Kind für den Job seiner Mutter? Das ist irgendwie genauso, als würde man einem Kind, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde ständig darauf hinweisen, als hätte es Schuld daran. Dabei liegen da Welten zwischen (wenn man mal davon ausgeht, dass sich die Prostituierte ihre Arbeit ausgesucht hat).
Außerdem wird "Hurensohn" besonders von unreifen Kindern, dümmlichen Erwachsenen und Rappern benutzt. (Ich höre zwar Deutschrap, aber deren Sprache würde ich nie in meinen Sprachgebrauch verarbeiten, geschweige denn in meinem Texten.)

Und genau deshalb finde ich auch die Beleidigung "Hure" legitim. Man beleidigt die Person an sich und nicht deren Mutter (oder den Vater).

Sackgesicht ist beim näheren Überlegen eher in einer Grauzone. Irgendwie Jugendsprache, aber ich mag das Wort^^

Impotenz ist einem ja oft peinlich. Dem Mann das dann auch noch an den Kopf zu werfen, egal ob es stimmt, ist eine direkte Beleidigung an die "Männlichkeit". Ich denke, solche Adjektive sind ebenfalls legitim. Ist als wenn man jemanden "fett", "hässlich" oder "dumm" nennt. Es ist eine Eigenschaft, die meistens nicht "schön" ist, aber mehr auch nicht.
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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag22.10.2016 13:25

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Dann müssen Beleidigungen sachlich begründet sein? Das wäre mir neu. Surprised
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Robert Arnold Müller
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 54
Wohnort: Würzburg


Beitrag22.10.2016 13:52

von Robert Arnold Müller
Antworten mit Zitat

Liana hat Folgendes geschrieben:

Ganz einfach weil "Hurensohn" eine absolut dämliche Beleidigung ist. Was kann das Kind für den Job seiner Mutter? Das ist irgendwie genauso, als würde man einem Kind, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde ständig darauf hinweisen, als hätte es Schuld daran. Dabei liegen da Welten zwischen (wenn man mal davon ausgeht, dass sich die Prostituierte ihre Arbeit ausgesucht hat).
Außerdem wird "Hurensohn" besonders von unreifen Kindern, dümmlichen Erwachsenen und Rappern benutzt. (Ich höre zwar Deutschrap, aber deren Sprache würde ich nie in meinen Sprachgebrauch verarbeiten, geschweige denn in meinem Texten.)


"Son of a Bitch" bzw "Sohn einer Hündin", "Sohn einer Hure" = "Hurensohn". Diese Beleidigung ist, wie bereits erwähnt, eine der ältesten und wurde nicht erst von Bushido und Konsorten erfunden. Es geht dabei in den allerwenigsten Fällen darum, dass die Mutter des Beleidigten tatsächlich eine Prostituierte ist. Man beleidigt den Gegenüber damit, weil die Mutter ja eben genau keine Hure ist. Sondern im bestmöglichen Fall ja sowas wie eine Heilige. Deshalb ist das Wort ja auch bei Immigranten mit Muslimischem Hintergrund so beliebt, wo die Mutter mit Kopftuch herumrennt (hat ja im weiteren Sinne auch damit zu tun, dass sie sowas wie das Gegenteil einer Hure darstellen soll) Es geht bei der Verwendung dieser Beleidigung einfach nur darum, den Gegenüber so stark wie möglich anzugreifen. Ich denke, die meisten Männer (ich inbegriffen) fühlen sich stärker provoziert, wenn indirekt ihre Mutter beleidgt wird, anstatt nur sie selbst.

In deiner Szene mit dem verwirrten Opa wäre die Beleidigung "Hurensohn" natürlich etwas fehl am Platz, wobei, je nachdem wie irre der Alte ist, könnte er natürlich auch seinen Schwiegersohn als Hurensohn bezeichnen. Sackgesicht fände in diesem Fall allerdings sogar ich passender, obwohl ich persönlich solche harmlosen Wörter wohl eher nicht verwenden würde, um jemanden richtig beleidigen zu wollen. "Sackgesicht" hört sich für mich eher so an wie etwas, mit dem ich lachend einen Kumpel bezeichnen würde, der gerade neckisch einen Witz über mich gemacht hat.


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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3221
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag22.10.2016 14:28

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Liana hat Folgendes geschrieben:
Ganz einfach weil "Hurensohn" eine absolut dämliche Beleidigung ist. Was kann das Kind für den Job seiner Mutter? Das ist irgendwie genauso, als würde man einem Kind, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde ständig darauf hinweisen, als hätte es Schuld daran. Dabei liegen da Welten zwischen (wenn man mal davon ausgeht, dass sich die Prostituierte ihre Arbeit ausgesucht hat).


Hat sie??? Kennst du welche? Persönlich kenne ich keine, zugegebenermaßen, aber ich habe Berichte gesehen und gelesen. Zwangsprostitution und der Verkauf des Körpers zum Kauf von Drogen dürfte dir sicher auch etwas sagen.
Es ist aber interessant, dass du das Stichwort "Vergewaltigung" mit reinbringst (die dazugehörige Beleidigung wäre "Opfersohn"?). Auch, wenn der sog. Freier Geld bezahlt, ist die Frau, die er benutzt, sicher längst nicht mit allem einverstanden.
Dies nur als Anmerkung, ohne eine große Diskussion darüber entfachen zu wollen.

Zurück zum Thema: In meinem anderen Post dazu schrieb ich ja schon, dass das Schimpfwort zur Geschichte und den Charakteren passen muss. Beim flüssig Drüberlesen merkt man meist, ob es stimmig ist, oder sich künstlich anhört.
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meerenblau
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Beiträge: 1313



M
Beitrag22.10.2016 17:49

von meerenblau
Antworten mit Zitat

Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Liana hat Folgendes geschrieben:
Ganz einfach weil "Hurensohn" eine absolut dämliche Beleidigung ist. Was kann das Kind für den Job seiner Mutter? Das ist irgendwie genauso, als würde man einem Kind, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde ständig darauf hinweisen, als hätte es Schuld daran. Dabei liegen da Welten zwischen (wenn man mal davon ausgeht, dass sich die Prostituierte ihre Arbeit ausgesucht hat).


Hat sie??? Kennst du welche?


Wenn ich mich mal einmischen darf: Ich kenne zwei. Und die haben sich ihren Job selber ausgesucht, arbeiten auf eigene Rechnung, zahlen ihre Steuern wie jeder andere auch und sehen sich als Dienstleisterinnen. Und? Wo ist das Problem?

Aber zum eigentlichen Thema - in der Literatur ist meiner Ansicht nach jedes Schimpfwort erlaubt, weil die Literatur ein Abbild der realen Welt ist. Und wenn in der realen Welt jemand "XXXX" sagt - was ja vorstellbar ist - dann muss es so etwas in der Literatur auch geben dürfen. Die Zeiten, wo die Literatur eine Art bessere Welt waren, sind - ob man das nun mag oder nicht - vorbei. Worauf es ankommt, ist die Glaubwürdigkeit. Dass ein kleines Mädchen von 5 Jahren anders fluchen wird (wenn überhaupt) als ein Matrose von 35, dürfte ja klar sein.
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Seraiya
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Beiträge: 924



Beitrag22.10.2016 18:15

von Seraiya
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Ich würde auch sagen, dass sich die Grenze nach der Geschichte und den Protagonisten richtet. Es muss authentisch sein. Ein gehässiger, verbitterter alter Mann kann mit allem Möglichem um sich werfen.

Nach oben ist allgemein sicher alles offen.

Meiner Erfahrung nach sagen ältere Leute meistens sowas wie Missgeburt, Dreckskind, Miststück. Ich denke, dass es da noch eine gewisse Hemmschwelle gibt, was vielleicht mit der Erziehung/Zeit zusammenhängt. Zumindest habe ich noch nie eine ältere Frau oder einen Mann gehört, die irgendetwas mit Hure ausgesprochen haben, dann eher Schlampe.

Zuviel würde mich eher anöden.


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purpur
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Beiträge: 964



Beitrag22.10.2016 19:01

von purpur
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Kommt noch was?
...Ja, Seraija, da stimme ich dir unbedingt zu!


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nebenfluss
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Beitrag22.10.2016 20:54

von nebenfluss
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Liana hat Folgendes geschrieben:
Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Wieso geht für dich "Hure", deren Sohn aber nicht? Auch das Sackgesicht empfinde ich nicht als schlimm, würde jedoch nie "impotenter ..." schreiben.


Ganz einfach weil "Hurensohn" eine absolut dämliche Beleidigung ist. Was kann das Kind für den Job seiner Mutter?

Aber Arschloch ist keine dämliche Beleidigung? Schließlich haben wir alle eins.

Es ist das Wesen einer Beleidigung, dass sie unsachlich und emotional motiviert ist. Ansonsten wäre es ja sachliche Kritik an der Person (oder der Mutter).

Du musst halt entscheiden, ob du dich von deiner bürgerlichen Korrektheit beim Schreiben einengen lassen willst. Deine Figuren sind dann alle furchtbar wohlerzogen und reden wie in einem Roman von Utta Danella. Ihre Konflikte tragen sie also, jedenfalls verbal, auf Sparflamme aus. Es soll Leser geben, die das langweilig finden, aber vielleicht schreibst du ja für Omis, die sich bei Kraftausdrücken erschrecken.


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Kolliy
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Beitrag22.10.2016 21:13

von Kolliy
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Die Kraftausdrücke sollten die Geschichte tragen und die Figur charakterisieren, wie alle anderen Wörter auch. In dem Text, an dem ich momentan arbeite, habe ist mein, also besser einer, Protagonist ein Strassenkind und da kommt öfters mal ein "Scheiße" "Arschloch" "Verdammt" oder "Dreckskerl" rüber. Auch in der Gedankenrede. Das passt einfach zur Figur. Mich würde es stören, wenn einer von der Straße wie Bankier spricht.
Auf der anderen Seite habe ich als weitere Protagonistin eine sehr gebildete und wohlerzogene Person, die solche Wörter nicht mal im Traum benutzt. Ich würde beim Schreiben auch nie solche Wörter in den Mund legen.
Mein Rat: Schreibe den Dialog und versuche nicht auf Biegen und Brechen irgendwelche Schimpfwörter hineinzubauen. Deine Figuren sagen dir schon, was sie sagen wollen.
Ich hoffe, ich konnte helfen.
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Liana
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
L

Alter: 27
Beiträge: 18



L
Beitrag22.10.2016 21:29

von Liana
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Robert Arnold Müller hat Folgendes geschrieben:

In deiner Szene mit dem verwirrten Opa wäre die Beleidigung "Hurensohn" natürlich etwas fehl am Platz, wobei, je nachdem wie irre der Alte ist, könnte er natürlich auch seinen Schwiegersohn als Hurensohn bezeichnen.

Muss mal kurz einwerfen, vielleicht etwas unverständlich formuliert: Ich meinte mit "Geschlossener" nicht die Psychiatrie, sondern eine geschlossene Einrichtung für alte Menschen, also bei denen "Fluchtgefahr" besteht durch Alzheimer etc.

Taranisa hat Folgendes geschrieben:

Hat sie??? Kennst du welche? Persönlich kenne ich keine, zugegebenermaßen, ...

Da wir uns in einem Forum befinden in dem es um Literatur geht: "Belle de Jour" ist ein nettes Werk, wenn man nicht selbst Prostituierte kennt, mit denen man sprechen kann - ein Beispiel für eine freiwillige Wahl. (Ob man es nun nachvollziehen kann oder nicht)

Kolliy hat Folgendes geschrieben:
da kommt öfters mal ein "Scheiße" "Arschloch" "Verdammt" oder "Dreckskerl"

Aber "verdammt" ist ja kein Schimpfwort ;)
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