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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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Soleatus Klammeraffe
Beiträge: 967
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13.10.2016 18:52
von Soleatus
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Hallo Cindysherman!
Hier höre ich einem "ICH" zu im Gespräch mit sich selbst (noch nicht einmal mit einem "DU") und erkenne mich als vollständig ausgeschlossen; der Text wendet sich nur nach innen, nicht aber einem Leser zu.
Das sagt selbstverständlich nichts über seinen Wert aus oder darüber, wie gut er gemacht ist; es erklärt nur, warum ich bedauernd festzustellen habe, dass ich hier nicht mitgehen, -fühlen, -denken kann.
(Ich habe an einigen Stellen etwas gezuckt angesichts der Groß- und Kleinschreibung, das erste Mal bei "Ziehen mich ...")
Gruß,
Soleatus
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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16.10.2016 09:32
von Rainer Zufall
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Nein, mir ist das nicht klar geworden.
Ich hab zwar ein Gefühl dafür gekriegt, dass etwas nicht stimmt, jemand anders reagiert als man das gewohnt ist, aber ich hätte jetzt noch nicht mal verstanden, ob das LI da von sich selbst spricht, oder von einem Du. Mir erschien ersteres einleuchtender.
Ansonsten aber erschien mir das Gedicht recht hermetisch. Abgeschlossen in sich. Konnt wenig Zugang gewinnen.
Ich hatte das Gefühl, das könnte daran liegen, dass du sehr viel beschreiben und erklären willst, Das wirkte, als kämen die Bilder und die Beobachtungen sich gegenseitig in die Quere.
Viele Grüße
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 16.10.2016 10:55
von Aranka
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Hallo Cindyherman!
Was ich lese:
Ein LIch und ein LDu, welches „gegangen“ ist. Und nun in dem Verlust und der Trauer reflektiert das LI sich und das LDu und ihm gelingt scheinbar ein „besserer/ anderer“ Zugang zur Welt des LDu, das so verschieden ist vom LIch.
Ich lese, dass die Welt des DU nicht die des LI ist, gleich aus den ersten zwei Strophen und diese für das LI neue Erkenntnis versucht nun der Text zu erfassen und vor allem zu erklären. (Ob dafür ein Gedicht die richtige Ort ist?)
„zwei starke Pole“ geben mir jedoch nicht unbedingt den Hinweis auf die von dir erwähnte Krankheit. Das es etwas Verstörendes gab im LD, wird für mich jedoch ersichtlich und ich weiß nicht, ob es wichtig ist, die „Krankheit“ als solche zu identifizieren. Ich würde den Text nicht als hermetisch bezeichnen. Für mich wir eher zu viel erklärt und aufgefaltet und in eine zeitliche und kausale Logik gebracht, die hier einer lyrischen Herangehensweise im Weg stehen.
Die Erfahrung, die das LI nun mit sich selbst macht und die Erkenntnisse, an die es sich herantastet, die Bilder, die sich dabei auftun, die Geheimnisse, die man nur spürt, …, für das alles wäre die Lyrik der richtige Ort.
Zitat: | nun wirtschaftet der Verstand
Versucht die neue Welt zu sortieren
Das geht trügerisch leicht
In der Versuchsanordnung zwischen zwei Polen
Schwarz-weiß, nord-süd, gut-schlecht, lebendig-tot
Alles lässt sich einordnen |
Das ist so eine Stelle, der ich vollkommen emotionslos gegenüberstehe, die einfach Fakten reiht und ich mich frage, was sollen die bei mir auslösen.
Zitat: | Atme, vergesse zu atmen
Schreibe, fühle, denke
Mache Pläne
Plötzlich und spät wird mir klar
Wie notwendig Pläne schmieden
Für menschliches Glück ist |
Auch an dieser Stelle nimmt der Text mich nicht mit hinein, er hat keine Geheimnisse, benennt „allgemeine Erkenntnisse“ (Pläne schmieden ist notwendig für menschliches Glück). Na ja!
Zitat: | Dann bin ich wie versteinert
Ich stehe oder sitze
Starre
Vermisse etwas Diffuses
Was war es noch?
Etwas so elementares wie
Gelb |
Auch hier: das sind starke Worte: „dann bin ich wie versteinert“. So wie das aber da steht, habe ich kein Bild eines „versteinerten Menschen“. Den Worten fehlt die richtige „Temperatur“, sie sind alle gleich „faktisch“ gesetzt, sie arbeiten etwas ab, werden zur nüchternen Analyse, entfalten keine Wirkkraft.
Und so wirken dann Zeilen wie die letzten auf mich wie ein gewaltig „aufgedonnerter“ Schlussakkord. Brutal!
Zitat: | Der Verstand kollabiert
Und die Poesie steht nackt da
So brutal
Das zarte Wesen |
Ich versuche nun, den Text und das was er sein könnte mal einzuordnen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Text ein Versuch ist, eine plötzlich neue und hoch emotionale Situation „in den Griff“ zu bekommen, sie in Worte einzufangen und auch ein wenig einzusperren. Man will etwas „ablegen“, „Herr werden“ über etwas, das geschehen und unverarbeitet ist. Das kann der Anfang sein, eine Grundlage, ein Klärungsversuch.
Lyrik wird daraus, wenn du das „Abgelegte/in Worte gesperrte“ wieder frei lässt, ihm Bilder suchst, die das Dahinter öffnen, Bilder, die Raum geben, die gerade die nicht erklärbaren Dinge berühren.
Lass den Text einfach ein wenig ruhen und wähle dann aus und suche dieser Begegnung und auch dem Schmerz des Verlustes Bilder.
Zitat: | Du trugst eine Papiertüte über dem Kopf
Löcher drin für die Augen |
Diese zwei Zeilen zum Beispiel haben mir das LD kurz vor das Auge geholt. Und wären da nicht gleich Worte gefolgt wie: „Und gabst dein Bekenntnis ab Zu Gelb“, hätten sie sicherlich etwas weiter greifen und tragen können.
Liebe Grüße
Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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C 17.10.2016 21:53 Verlußt von Gelb von cindysherman
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Ok, hier kommt ein neuer Versuch, aber es rutscht mir irgendwie nicht in einem Guss heraus... Danke für´s Lesen!
Die Frau hatte eine braune Papiertüte auf dem Kopf
sie sprach von dem Film
den sie darunter sah
für die Augen hatte sie Löcher gemacht
und zeigte ihre gebastelten Phantasmen aus bunten Fetzen
Ihr Film war luftig, leicht und und gelb
sie wollte an diesen Ort fahren
endlich finden
wo sie sicher ist,
verträumt und lustig nach Amarillo
zum Schluss zog sie die Papiertüte ab
eine Schönheit mit dunklem Haar
als ich sie wieder sah war es am Ansatz
grau geworden
Der Film nie vollendet
noch immer in ihrem Kopf
ich wollte sie stärken
ihr sagen, sie kann und muss weiter
über Hürden springen, fliegen
es lohnt sich für uns alle
Sie bedankte sich
und sprang
ins leere
ins schwarze
ich bin übrig und
so schwer
der Verlust von Gelb
die Trauer bringt mich in ihre Welt
zwei Pole übernehmen die Herrschaft
ich bin so autark
wie Eisenspäne
zwischen zwei Magneten
Bi Polar
eine Krankheit
wo man alles kann
und nichts
Übermut regiert:
Ich bin!
Die Adjektive entfallen
im Gegensatz zu ihr
lebe ich
Atme, schreibe, fühle, denke
Mache Pläne, großartige Pläne
plötzlich sehe ich
dass Pläne schmieden
menschliches Glück ist
Ich sehe alles, was fehlt
bin doch wie versteinert
nun wirtschaftet der Verstand
versucht die neue Welt zu sortieren
Schwarz-weiß, nord-süd, gut-schlecht, lebendig-tot
das geht trügerisch leicht
bis zum letzten Wort
der Verstand kollabiert
und die Poesie steht nackt da
so brutal
das zarte Wesen
« Was vorher geschah12
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