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Tomcat Gänsefüßchen
Alter: 64 Beiträge: 25 Wohnort: Münsterland
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04.09.2016 16:49 Rückblenden und Zeitsprünge von Tomcat
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Ich habe ein Problem mit einem Manuskript. Vielleicht hat jemand eine Idee.
Es handelt sich um einen Roman, in dem ein 16-jähriger Junge eine Kriminalgeschichte im Jahre 1959 in der Ich-Form erzählt. Begonnen habe ich mit einem Prolog, der ein Vorgriff auf den Juli 1959 ist. Das soll Spannung aufbauen. Dann kommt ein Vorgriff auf das Jahr 2015. Das habe ich konstruiert, damit der Ich-Erzähler Themen behandeln kann, die ein Junge 1959 nicht wissen konnte, vor allem politische und gesellschaftlicher Art. Von dort aus schließt sich die restliche Geschichte von Februar bis August 1959 als eine einzige Rückblende an. Zu meiner besseren Orientierung habe ich Abschnitte mit Tagesdatum aus dem Jahr 1959 versehen.
1. Ist der Prolog und der Vorgriff 2015 zu viel? Sollte ich einen von beiden weglassen?
2. Soll ich die Datumsangaben stehen lassen oder weglassen? Dafür spricht, dass sie dem Text eine Struktur geben. Dagegen spricht, dass sich ein 70- Jähriger sich wohl nicht mehr an den 19.6.1959 erinnert und da es ein Arbeiterjunge ist, kaum ein Tagebuch geschrieben hat.
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herzstück Schneckenpost
Beiträge: 10
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04.09.2016 17:01
von herzstück
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Hallo Tomcat,
ich finde solche Fragen immer schwierig zu beantworten, wenn man so gar keinen Text dazu hat.
Spontan verwirrt es mich, dass du einer Geschichte, die 1959 spielt einen Vorgriff ins gleiche Jahr voransetzt.
Der Vorgriff auf 2015 scheint nur eine kürzere Stelle zu sein, oder? Wenn also so gesehen so ziemlich die ganze Geschichte 1959 spielt, warum dann nicht linear erzählen und auf Prolog und Vorgriffe verzichten? Okay, bestimmt gibt es einen Grund dafür, der sich mir aus deinen wenigen Angaben aber leider nicht erschließt.
_________________ herzlichst
herzstück |
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Berti_Baum Reißwolf
Beiträge: 1213 Wohnort: Immerheim
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04.09.2016 17:04 Re: Rückblenden und Zeitsprünge von Berti_Baum
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Tomcat hat Folgendes geschrieben: | Ich habe ein Problem mit einem Manuskript. Vielleicht hat jemand eine Idee.
Es handelt sich um einen Roman, in dem ein 16-jähriger Junge eine Kriminalgeschichte im Jahre 1959 in der Ich-Form erzählt. Begonnen habe ich mit einem Prolog, der ein Vorgriff auf den Juli 1959 ist. Das soll Spannung aufbauen. Dann kommt ein Vorgriff auf das Jahr 2015. Das habe ich konstruiert, damit der Ich-Erzähler Themen behandeln kann, die ein Junge 1959 nicht wissen konnte, vor allem politische und gesellschaftlicher Art. Von dort aus schließt sich die restliche Geschichte von Februar bis August 1959 als eine einzige Rückblende an. Zu meiner besseren Orientierung habe ich Abschnitte mit Tagesdatum aus dem Jahr 1959 versehen.
1. Ist der Prolog und der Vorgriff 2015 zu viel? Sollte ich einen von beiden weglassen?
2. Soll ich die Datumsangaben stehen lassen oder weglassen? Dafür spricht, dass sie dem Text eine Struktur geben. Dagegen spricht, dass sich ein 70- Jähriger sich wohl nicht mehr an den 19.6.1959 erinnert und da es ein Arbeiterjunge ist, kaum ein Tagebuch geschrieben hat. |
Auf jeden Fall mit Datumsangaben. Das wird der Leser weniger als exakte Wiedergabe des Ich-Erzählers auffassen, sondern tatsächlich als Orientierungshilfe des Autors. Das ist völlig i.O.
Ich habe das jetzt so verstanden:
Prolog - Juli 1959
Kapitel 1 - 2015
Kapitel 2 - Februar 1959
ff. Kapitel chronologisch bis zum Ende im August 1959.
Beim Vorgriff auf 2015 fängt der 70-Jährige vermutlich an seine Geschichte von damals zu erzählen. Endet das dann nicht wieder im Jahr 2015?
Ich würde auf den Einstieg im Juli 1959 definitiv verzichten. Meine Erfahrungen sagen mir, dass viele Leser mit schnell aufeinander folgenden Zeitsprüngen Probleme haben. Gerade am Anfang eines Romans. Dagegen kommt es häufig vor, dass eine Geschichte in der Gegenwart beginnt und dann chronologisch als Rückblende erzählt wird.
_________________ Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
Tod und tiefer Fall (Thriller/18. Mai 2015)
Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
Blut und böser Mann (Thriller/März 2016)
Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
Blinde Krähen (Thriller/März 2017) |
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AKRamin Wortedrechsler
A Alter: 25 Beiträge: 68
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 524 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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04.09.2016 19:37
von MartinD
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Hallo Tomcat,
ich finde beides problematisch.
1. Prologe sind der wenigsten Leute Sache. Ich selbst überspringe sie praktisch immer.
Prologe sind meistens ein Indiz dafür, dass ein Autor etwas erzwingen möchte, was er anders nicht auf die Reíhe bekommt. Und das geht nach hinten los. Außerdem und aus diesem Grund Infodump-Gefahr bei Prologen.
Wenn schon so etwas sein muss, dann würde ich es jedenfalls nie Prolog nennen, sondern Kapitel 1.
2. Rück- oder Vor- oder Wohin-auch-immer-Blenden sind eine sehr heikle Sache. Die sollte man nur dann verwenden, wenn sowohl im normalen Text als auch der Blende der Leser so einwurzeln kann, dass er sich in der Geschichte zu Hause fühlt. Und auch nur, wenn sie wirklich, unbedingt, unausweichlich sein müssen.
Kannst du nicht die Geschichte einfach in einem spannenden Moment beginnen lassen? Im Falle eines Falles kannst du immer noch Informationen in einem Dialog oder in Form von Gedanken homöopathisch einfließen lassen. Lineare Geschichten mögen zwar nicht elegant wirken und manchen zu langweilig, aber zu lesen sind sie meist besser.
Viele Grüße
Martin
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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04.09.2016 23:44
von seitenlinie
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Die klassische Variante ist die Rahmenerzählung.
Die Geschichte beginnt mit dem 70-jährigen Ich-Erzähler. Ein Ereignis veranlasst ihn, eine Geschichte zu erzählen,
die sich im Jahre 1959 ereignet hat.
Dabei kann die Binnenerzählung auch personal (Er-Erzähler) erzählt werden. Dass es die eigene Geschichte des
nun reifen Erzählers ist, ahnt der Leser vorerst nur.
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wabe Leseratte
W
Beiträge: 149
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W 05.09.2016 08:27
von wabe
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Ich halte Vorgriffe immer für problematisch, da sie eher die Spannung und das Interesse abbauen und nicht fördern, so geht es zumindest mir als Leser.
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Lady Joana Wortedrechsler
L Alter: 63 Beiträge: 78 Wohnort: Bad Waldsee
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i-Punkt Klammeraffe
Alter: 46 Beiträge: 512 Wohnort: Baden-Württemberg
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09.12.2016 18:05
von i-Punkt
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Ich kann das in dieser allgemeinen Beschreibung natürlich genauso wenig beantworten wie die Vorschreiber. (Schließlich gibt es nichts, was verboten ist ... WENN es gut gemacht ist. )
Aber ich wollte mal Argumente für deine geplante Einteilung vorbringen. Wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich nicht um ein Hin- und Herspringen im Kapitel, absatzweise oder dauernd eingeworfen, sondern um größere Blöcke, die in sich linear ablaufen. Außerdem hast du ja konkrete Gründe vorgebracht, warum du die Einteilung so geplant hast. (Nicht Exzentrik, Planlosigkeit oder Vergesslichkeit "Achso, dazu muss man natürlich wissen ... VORHER ...") Wie zwingend diese Gründe sind - etwa die Kenntnis der politischen Entwicklungen - kannst du in Kenntnis der ganzen Handlung sicher besser entscheiden.
ABER - lange Rede, kurzer Sinn. Ich halte es nicht zwingend für ein No-Go. Beispielsweise hat mir das Buch "Die Frauen von London" von Sarah Waters sehr gut gefallen. Es wird in drei linearen Blöcken erzählt, die jedoch rückwärts angeordnet sind, also erst der jüngste dann jeweils die Jahre zuvor.
Wenn du überzeugt bist, das es die richtige Vorgehensweise ist die Geschichte zu erzählen, dann trau dich und mach es so.
_________________ Schreiben ist einfach, man setzt sich nur hin, starrt auf ein weißes Blatt Papier, bis sich Blutstropfen auf der Stirn bilden. |
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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10.12.2016 01:21
von Murmel
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben: | Die klassische Variante ist die Rahmenerzählung.
Die Geschichte beginnt mit dem 70-jährigen Ich-Erzähler. Ein Ereignis veranlasst ihn, eine Geschichte zu erzählen,
die sich im Jahre 1959 ereignet hat.
Dabei kann die Binnenerzählung auch personal (Er-Erzähler) erzählt werden. Dass es die eigene Geschichte des
nun reifen Erzählers ist, ahnt der Leser vorerst nur. |
Das wollte ich auch sagen. Wer's kennt: Outlander, Gabaldons Highlander Saga ist so gestaltet. Oder Charlie Lynes "Als wir noch Unsterblich waren". Alles Bestseller. Hauptsächlich Familien-Sagas arbeiten so. Es ist oft hilfreich, zwischendrin noch einmal in die Jetztzeit aufzutauchen, um den Leser zu verankern.
_________________
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