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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Stubenarrest


 
 
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stillnd
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 38
Beiträge: 24



S
Beitrag25.08.2016 10:05
Stubenarrest
von stillnd
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Nun ist er fertig, mein Einstandstext.
Ich freue mich, euch meine Kurzgeschichte vorstellen zu dürfen.



Stubenarrest

Als die Eichentür in den Türrahmen einschlägt, zuckt Michelles zierlicher Körper unwillkürlich zusammen. Sie blickt, durch den aufgewirbelten Staub hindurch, auf die massive Tür. Kräftig flattern die kritzeligen Zeichnungen, von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern, seitlich an den Wänden. Während sie das Umdrehen des Schlüssels mit anhören muss, schluchzt sie leise in sich hinein, als würde sie sich ein Niesen unterdrücken. Dann sackt sie wie ein erschlafftes Seil in sich zusammen.

Auf dem Boden kauernd, tastet sie hinterrücks nach Iglo. Sie spürt einen Moment des Glücks auf ihren Lippen, als sie seinen flauschigen Bauch zu fassen bekommt. Fest zwängt sie ihn an sich und presst leise gesprochene Worte in seinen schwarz-weißen Körper. Sie hat sich bemüht, heute alles richtig zu machen. Aber es ging nicht, sie konnte es nicht. Isolation und Nahrungsentzug sind die Konsequenzen aus ihrem Handeln. Soviel hat sie schon gelernt. Das Abendessen kann sie sich heute ganz sicher abschminken und zu ihrem Leid, wird sie das Zimmer, weiterhin, auf unbestimmte Zeit, nicht verlassen dürfen. Michelles Augen werden feucht, als sie an ihre Eltern denkt und wie schwer enttäuscht sie sind. Enttäuscht von ihr, der einzigen Tochter. Das hat sie nicht gewollt. Sanft küsst sie Iglos leuchtend orangefarbenen Schnabel, während sich ihre Fingernägel in seine weiche, pummelige Statur graben. Tiefer und fester, während sie ihre Augen zusammenkneift und durch dünne Schlitze schaut, als hätte sie die Maske eines Faschingskostüms auf. Trotz und Wut vermischen sich und keimen in ihr auf, angesichts ihrer aussichtslosen Lage. Es klingt wie dumpfe Trommelschläge, als sie beginnt, ihre kleinen Füße, auf den Boden zu hämmern. Ihr Kopf fängt an zu glühen, jeder Muskel ihres Gesichts ist angespannt. Unablässig lässt sie ihre fleischüberzogenen knochigen Fersen auf die ergrauten Fliesen sausen, während sie beginnt sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Mit einem Satz springt sie auf, rennt auf die verschlossene Tür zu, und wirft ihre winzigen Fäuste kompromisslos gegen den einzigen Ausgang. Doch der Koloss aus Holz lässt alles unbeeindruckt über sich ergehen. Sie schlägt sich in Rage, doch es wirkt wie zwei winzige Stubenfliegen die immerzu gegen eine Fensterscheibe prallen. Während ihre Hände das Unmögliche versuchen, überkommt sie kurz der befreiende Gedanke, sämtliche Erinnerungen der letzten Wochen in ihrem Kopf an der Tür zu zerschlagen. Doch gerade als sie beginnt sich mit dem Gedanken anzufreunden, weicht ihre Körperspannung der resignierenden Erschöpfung. Wie ein Klumpen totes Fleisch fällt ihr kraftloser Körper zu Boden. Kleinste Tropfen aus ihren Augen streicheln ihre Wangen entlang, während sie ihre schmerzvoll pochenden Hände betrachtet.

Sie robbt sich zurück zu Iglo und verharrt neben ihm auf den Boden. Ihre Arme fest um die Beine geschlungen. Unbeholfen schwirrt sie mit ihren Blicken durch das Zimmer. Als sie ihre Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment fixiert, verschwimmt alles um sie herum, während sie tiefer in ihrem Blick versinkt. Die Umgebung verschmilzt zu einem einzigen Einheitsbrei, der überraschend in die Dunkelheit abtaucht, nur um sich kurz drauf doch wieder im Licht zu zeigen. Zuckendes Licht, das sie zurück aus ihren trostlosen Gedanken holt. Das Flackern der Deckenlampe erinnert an eine brennende Kerze an einem stürmischen Abend auf der Terrasse. Alles in ihr verkrampft bei dem Gedanken, dass die einzige Lichtquelle im Zimmer zu versagen droht, als ein lauter schallender Schlag Sie erschüttern lässt.
Das Geräusch von zerberstendem Holz. Das Gepolter von Dutzenden schweren Schuhen auf einem Dielenboden. Lärm der Sie von oben herab zu erschlagen droht. Stimmengewirr. Fremde Stimmen. Fremde Stimmen, die durcheinander schreien. Sie ist mittlerweile in der Lage jedes Geräusch, das Sie von hier unten hören kann, einwandfrei zuzuordnen. Aber das gehört definitiv nicht zu den Dingen, die normalerweise durch die Decke dringen. Ja, Mama und Papa werden sauer sein. Aber jetzt wäre sie froh, wenn sie da wären. Zahlreiche Schritte scheinen ihr näherzukommen. Anstatt durch die Decke, dringen die Geräusche jetzt geradewegs durch die Holztür des Zimmers. Der verriegelte Ausgang, jetzt ihr einziger Beschützer, der sich mutig zwischen ihr und der Gefahr stellt. Ein lautes, beängstigendes Treiben hinter der Türe, als würde sich eine Herde wild gewordener Büffel auf engstem Raum drängen. Michelle packt die nackte Angst. Sie vergräbt ihr Gesicht zwischen ihre Beine, die Augen wie von zwei Schraubzwingen fest zugedrückt. Ihre beiden Hände fest gegen die Ohren gepresst, als würde sie ihren Kopf zerquetschen wollen. Sie versucht sich zu beruhigen, doch ihr Körper zittert und zuckt unkontrolliert. Als nach einem kurzen Moment der Stille, ihr ein Luftzug über den Nacken streift, weiß sie, ihr tapferer Ritter aus Holz ist gefallen. Irgendwas kommt auf sie zu. Hände, die nach ihr greifen, Hände, die sie berühren, mehr als sie zählen kann. Verzweifelt versucht sie die Panik in ihrem Kopf zu bekämpfen und hört auf ihn zu zerdrücken. Mit ihren frei gewordenen Händen versucht sie sich zu schützen, während befremdliche Stimmen ununterbrochen auf sie einreden. Aber sie hört ihnen nicht zu. Mit ihren Armen rudernd, als würde sie ertrinken, versucht sie jede der Berührungen weg zuschlagen, weiterhin unfähig die Augen zu öffnen. Doch die Gegenwehr ist aussichtslos, und als die Kraft versagt, lässt sie es geschehen und verliert augenblicklich den Boden unter den Füßen.

Das schwarze Loch der Angst, in dem sie sich befindet, beginnt sich aufzulösen. Mit leicht geöffneten Augen sieht Michelle eine Treppe unter sich und spürt kräftige Arme, die sie nach oben tragen. Schwarze schwere Stiefel die eine Stufe nach der anderen nehmen. Es wird heller umso mehr Stufen vorbeiziehen, wie wenn sie, in einem Auto sitzend, auf das Ende eines Tunnels zufahren würde. Immer mehr in Teilen vom Sonnenlicht bedeckt. Wie lange hat sie das Sonnenlicht nicht mehr gesehen? Sie weiß es nicht. Diese Stimmen, immer noch diese Stimmen um sie herum. Doch jetzt versteht sie es. Jetzt kann Michelle hören, was zu ihr gesagt wird. »Keine Angst. Keine Angst, mein Kind. Wir bringen dich nach Hause zu deinen Eltern. Wir bringen dich in Sicherheit.«

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Gast







Beitrag25.08.2016 12:03

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo stillnd,

Nach den ersten Sätzen verging mir die Lust am Lesen.
Die größten Probleme bilden meines Erachtens die schiefen Satzstrukturen und Bilder.

Beispiel:

Zitat:
Sie blickt, durch den aufgewirbelten Staub hindurch, auf die massive Tür.


Warum nicht: Durch den aufgewirbelten Staub hindurch, blickt sie auf die massive Tür.

Der Staub erscheint hier nicht mehr allzu beiläufig, schärft das Bild.
Zitat:

Kräftig flattern die kritzeligen Zeichnungen, von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern, seitlich an den Wänden.



Der Sinn dieses Folgesatzes erschließt sich mir nicht. Warum ist der Blick auf die Tür im vorherigen Satz erwähnenswert, beziehst du dich doch hier einzig auf das Aussehen der Wände?
Ist es nicht eine Überlegung wert, diesen Teil zu streichen? Dann hätten wir:

"Sie blickt durch den aufgewirbelten Staub hindurch."

Dieser Satz lädt zu einem Übergang ein. Ich empfehle einen Doppelpunkt. Bauen wir die Teile des Folgesatzes nun um, erhalten wir:

Sie blickt durch den aufgewirbelten Staub hindurch: an den Wänden flattern die kirtzeligen Zeichnungen von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern."

Das "seitlich" strich ich, da es in meinen Augen keinen Sinn ergibt und wir hier sowieso schon genug Adjektive haben. Des Weiteren stößt mir das "Flattern" auf. Was genau meinst du damit? Evtl. durch, "entlangziehen", "befinden", "zieren" ersetzen?
Dann hätten wir:

"Sie blickt durch den aufgewirbelten Staub hindurch: die Wände wurden von kirtzeligen Zeichnungen bunter, seltsam proportionierter Einhörner geziert."

oder

"Sie blickt durch den aufgewirbelten Staub hindurch: an den Wänden zogen sich kirtzelige Zeichnungen von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern entlang."

--------------------------------------------------

Zitat:
Sie spürt einen Moment des Glücks auf ihren Lippen, als sie seinen flauschigen Bauch zu fassen bekommt.


Hm? Glück auf den Lippen? Tut mir leid, das begreife ich beim besten Willen nicht.

Zitat:
Fest zwängt sie ihn an sich und presst leise gesprochene Worte in seinen schwarz-weißen Körper.


Hier hörte ich auf zu lesen. Sie "presst" ihm leise gesprochene Worte in den Körper? Pressen wirkt gewaltig, trägt viel Gewicht; leises Sprechen wirkt sanft, ruhig. Hier hebeln sich die Wörter gegenseitig aus, stehen im Widerspruch.

Du suchst nach originellen Wegen, dich auszudrücken, verlierst dich dabei aber in Absurdität.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

LG
AC
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Bunt Speck
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Beiträge: 436
Wohnort: Brimm


Beitrag25.08.2016 12:08
interessant
von Bunt Speck
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Hallo,

ich finde deinen Text ganz spannend. Die Gefühe des kleinen Mädchens sind anschaulich und man kann ein wenig mitfühlen. Für mich löst sich aber zu wenig auf. Ich habe nach dem Lesen des Textes zu viele Fragen. Und eine ist ganz schön fies: was ist hier passiert?
So gesehen ist es für mich mehr eine Situationsbeschreibung als eine richtige Geschichte, ob kurz oder nicht. Zumindest würde ich bei einer Kurzgeschichte erwarten, dass sie irgendwie abgeschlossen ist. Jetzt möchte ich aber wissen, wie es weitergeht bzw. warum Michelle in diese Situation gekommen ist.
Und ich möchte wissen wer Iglo ist? Im Moment denke ich an ein Stofftier, hatte aber lange das Gefühl, dass er irgendwie echt ist. Was natürlich dem Gefühl Michelles wohl entsprechen würde.

Ansonsten sind noch ein paar Tippfehler drin, und mir ist der Stil machmal zu zerhackt, will heißen zu viele Einschübe. Man kann das sicher noch ein wenig abrunden.

Ein schöner Einstand und ich hoffe, dass ich noch erfahren darf, was mit Michelle ist, was war ... und wer Iglo ist Wink

Gruß,
Bunt
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag25.08.2016 13:42

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo stillnd,

Zunächst Repsekt für die Idee. An so etwas muss man sich erst einmal heranwagen.

Die Umsetzung finde ich auch nicht schlecht, aber ich denke, dass der Text besser wirken kann, wenn du aus weniger mehr machst.
Für meinen Geschmack verlierst du dich zu sehr in schönen Ausdrücken und Bildern und überfrachtest damit das Wesentliche, was der Geschichte nur schadet. Zähle allein mal die Adjektive.
Ashcloud hat dir was die Sprache/Satzstellungen anbelangt schon ein paar Tipps gegeben, die ich berücksichtigen würde, weil sich seine Vorschläge sehr viel geschmeidiger lesen lassen.
Gerade weil es sich um ein Kind handelt, würde ich es etwas einfacher gestalten, auch wenn es nicht aus der Sicht des Kindes erzählt wird.


Gerne gelesen.


LG,
Seraiya


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stillnd
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Alter: 38
Beiträge: 24



S
Beitrag25.08.2016 14:50

von stillnd
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Vielen Dank für eure Reaktionen und danke Ashcloud, für deinen inspirierenden und anschaulichen Satzumbau. Da nehme ich mir gerne etwas mit.

Dazu noch kurz was von mir.
Ashcloud hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Sie spürt einen Moment des Glücks auf ihren Lippen, als sie seinen flauschigen Bauch zu fassen bekommt.

Hm? Glück auf den Lippen? Tut mir leid, das begreife ich beim besten Willen nicht.

Ein kurzes Lächeln auf ihren Lippen. Lächeln als Ausdruck von Glück, das spürbar ist, da sich die Lippen auseinanderziehen.

Ashcloud hat Folgendes geschrieben:
Hier hörte ich auf zu lesen. Sie "presst" ihm leise gesprochene Worte in den Körper?

Sie presst seinen Körper an ihren Mund und spricht dann leise. Dieser kleine Widerspruch der "Kräfte" war durchaus gewollt.
Schade, dass du hier schon aufgehört hast zu lesen. Ich denke, das Nachfolgende hätte dir besser gefallen.

Bunt Speck hat Folgendes geschrieben:
was ist hier passiert?

Ich bin mir sicher, es lässt sich erahnen. Und etwas Interpretationsfreiraum sollte der Leser ja auch haben Wink
Aber du liegst richtig mit Iglo. Es ist ein Stofftier. Ein Stofftier in Gestalt eines Pinguins.

Bunt Speck hat Folgendes geschrieben:
Zumindest würde ich bei einer Kurzgeschichte erwarten, dass sie irgendwie abgeschlossen ist.

Ein offenes Ende ist oft ein Merkmal einer Kurzgeschichte. Und so offen finde ich mein Ende gar nicht Wink

Seraiya hat Folgendes geschrieben:
Gerne gelesen.

Das freut mich wirklich sehr!
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Corydoras
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Wohnort: Niederösterreich


Beitrag25.08.2016 14:54

von Corydoras
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Ich wollte mich ja schon beschweren:

"Hast du jemals einen Pinguin berührt? Die sind alles andere als flauschig, eher klebrig von dem Sekret mit dem sie sich einfetten, um nicht nass zu werden!"

Dann hab ich aber weitergelesen. Laughing


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misterdoogalooga
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Beitrag25.08.2016 15:53

von misterdoogalooga
Antworten mit Zitat

Sehr dichtes Bild – sehr gut beschrieben. Spannung kommt auf jeden Fall auf. Es wirkt wie ein Teaser für mich – man möchte auf jeden Fall mehr erfahren und vor allem, wie die Hauptperson überhaupt in diese Situation geraten ist. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass die Sätze künstlich in die Länge gezogen werden, um möglichst literarisch zu klingen – aber vielleicht ist das einfach dein Stil. Wenn du das bei einer längeren Geschichte so durchziehst, dann Respekt!

Ups…und beim Stofftier-Pinguin… ich habe beim Lesen geglaubt, es wäre ein totes Tier!!!

LG
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stillnd
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S
Beitrag25.08.2016 18:16

von stillnd
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Corydoras hat Folgendes geschrieben:
Ich wollte mich ja schon beschweren:
Dann hab ich aber weitergelesen. Laughing


 Very Happy Schön, dass du an der Stelle nicht aufgehört hast die Geschichte zu lesen.

Sollte ich noch deutlicher beschreiben, dass dies ein Stofftier ist?
Vielleicht noch ein Hinweis mehr einstreuen?
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stillnd
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S
Beitrag25.08.2016 18:20

von stillnd
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misterdoogalooga hat Folgendes geschrieben:
Manchmal hat man aber das Gefühl, dass die Sätze künstlich in die Länge gezogen werden, um möglichst literarisch zu klingen – aber vielleicht ist das einfach dein Stil.

 
Irgendwie scheine ich eine Schwäche dafür zu haben. Razz

Zitat:
Ups…und beim Stofftier-Pinguin… ich habe beim Lesen geglaubt, es wäre ein totes Tier!!!

Auch eine schöne Variante. Hmm... doch noch etwas nachjustieren?
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Corydoras
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Beitrag25.08.2016 18:27

von Corydoras
Antworten mit Zitat

Also für mich war das mit dem Stofftier durchaus klar.

Ich fand es sogar spannend nach und nach rauszufinden, was es ist:

Etwas mit Name - oh, das ist noch jemand
flauschig - oh, es ist ein Tier
schwarz-weiß - was, was, was? Zebra? Panda?
Schnabel, pummelig - ah, ein Pinguin!

Und dann wurde eh schön langsam klar, dass es ein Stofftier ist.
Also der Aspekt gefiel mir. Aber vielleicht bin das nur ich, die alles mit den Augen einer Biologin liest.


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Bunt Speck
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Beitrag25.08.2016 19:34

von Bunt Speck
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stillnd hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht noch ein Hinweis mehr einstreuen?


Ich finde, Du arbeitest mit zu vielen "Hinweisen". Du, als Autor, siehts dein Bild vor dir und kennst Vor- und Nachgeschichte der Szene. Du weist also mehr als der Leser und für dich mögen Hinweise genügen, um Klarheit zu haben. Für die meisten Leser wird das nicht reichen, zumal wenn sie keine Lust verspüren, den Rätseln auf den Grund zu gehen. Ich würde an manchen Stellen konkreter werden, sonst schreckst Du Leser ab ... meiner Meinung nach.
Und klar darf eine Kurzgeschichte offen sein und Raum zur Interpretation lassen. In diesem Fall ist aber beides soweit offen, dass sich zwar die Frage stellt, was ist hier passiert und warum ist das so passiert, dass aber innerhalb des Textes so wenig Andeutungen kommen, dass eine Interpretation schier alles erlaubt und damit auch irgendwie an Ansporn verliert. Mann weiß ja "nur": Kind eingesperrt, alle drumherum sind wohl verärgert, Kind kommt raus über Stufen.
Ist das jetzt ein Kindergarterkarzer? Eine Besserungsanstalt? Ein Heim? Der heimische Keller als Unbenimmsanktion? usw.

Ich denke schon, dass das Kind irgendwie der Erzähler ist. Zumindest erfahren wir alles nur aus seiner Perspektive, mehr oder weniger.

Bei einem Pinguin wäre ja auch "Iglu" naheliegender und ein deutlicherer Hinweis. Ich muss gestehen, an einen Pinguin habe ich nie gedacht, schwarz-weiß aber auch schier überlesen. Das meinte ich auch: die Hinweise werden vllt zufällig überlesen, schon fehlt ein Clue für das Rätsel und man ist als Leser von der Bahn ab. Du könntest ja irgendwo schreiben: "drückte den Stoffpinguin an sich". Dann wäre alles klar.

Gruß,
Bunt
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Seraiya
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Beitrag25.08.2016 20:51

von Seraiya
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Also mir war bewusst, dass es sich um einen Plüsch-Pinguin handelt.
Orange farbener Schnabel + das schwarz-weiße Fell + der Name. Gerade aus der Sicht eines Kindes ist der Name mit o am Ende klasse.

Weitere Hinweise halte ich für überflüssig.
Die Interpretationsmöglichkeiten sind super und im Endeffekt geht es doch nicht darum, wo genau das Mädchen sich befindet, sondern um das, was in der Kleinen vorgeht, wie sie die Dinge wahrnimmt und dass sie am Ende befreit wird. Der Fokus liegt für mich genau richtig.

LG,
Seraiya


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stillnd
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Beiträge: 24



S
Beitrag02.09.2016 12:53
Version 2
von stillnd
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Aufgrund von euren Hinweisen und Tipps habe ich meine Geschichte überarbeitet.
Ich habe mich auf die Jagd nach Adjektiven begeben und versucht so viele wie möglich zu entfernen. Auch habe ich versucht, die Sätze noch einfacher und kürzer zu halten. Ich freue mich über weitere Rückmeldungen.

Stubenarrest

Als die Eichentür in den Türrahmen einschlägt, zuckt Michelles zierlicher Körper unwillkürlich zusammen. Durch den aufgewirbelten Staub hindurch, starrt sie auf die Tür. Der Windstoß lässt ihre kritzeligen Zeichnungen an den Wänden aufflattern. Zeichnungen von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern. Während sie das Umdrehen des Schlüssels mit anhören muss, schluchzt sie in sich hinein, als würde sie sich ein Niesen unterdrücken. Dann sackt sie zusammen.

Auf dem Boden kauernd, tastet sie hinterrücks nach Iglo. Ein Moment des Glücks auf ihren Lippen, als sie seinen flauschigen Bauch zu fassen bekommt. Sie drückt ihr Gesicht in seinen schwarz-weißen Körper. Heute wollte sie alles richtig machen. Aber es ging nicht, sie konnte es nicht. Isolation und Nahrungsentzug sind die Konsequenzen aus ihrem Handeln. Soviel hat sie schon gelernt. Das Abendessen kann sie sich heute ganz sicher abschminken und zu ihrem Leid, wird sie das Zimmer, weiterhin, auf unbestimmte Zeit, nicht verlassen dürfen. Michelles Augen werden feucht, als sie an ihre Eltern denkt und wie schwer enttäuscht sie sind. Enttäuscht von ihr, der einzigen Tochter. Das hat sie nicht gewollt. Sanft küsst sie Iglos leuchtend orangefarbenen Schnabel, während sich ihre Fingernägel in seine pummelige Statur graben. Tiefer und fester, während sie ihre Augen zusammenkneift und durch dünne Schlitze schaut, als hätte sie die Maske eines Faschingskostüms auf. Trotz und Wut keimen in ihr auf. Nicht bereit ihre Lage zu akzeptieren, beginnt sie ihre kleinen Füße wie Trommelschläge auf den Boden zu hämmern. Das Blut schießt ihr in den Kopf. Ihr Gesicht verkrampft. Unablässig lässt sie ihre fleischüberzogenen knochigen Fersen auf die ergrauten Fliesen sausen, während sie beginnt sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Mit einem Satz springt sie auf, rennt auf die verschlossene Tür zu, und wirft ihre Kinderfäuste kompromisslos gegen den einzigen Ausgang. Doch ihre Fäuste wirken wie zwei Stubenfliegen die immerzu gegen eine Fensterscheibe prallen. Während ihre Hände das Unmögliche versuchen, überkommt sie kurz der befreiende Gedanke, sämtliche Erinnerungen der letzten Wochen in ihrem Kopf an der Tür zu zerschlagen. Doch gerade als sie beginnt sich mit dem Gedanken anzufreunden, weicht ihre Körperspannung der resignierenden Erschöpfung. Wie ein Klumpen totes Fleisch fällt ihr Körper zu Boden. Tropfen aus ihren Augen streicheln ihre Wangen entlang, während sie ihre pochenden Hände betrachtet.

Sie robbt sich zurück zu Iglo und verharrt neben ihm auf den Boden. Ihre Arme fest um die Beine geschlungen. Unbeholfen schwirrt sie mit ihren Blicken durch das Zimmer. Als sie ihre Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment fixiert, verschwimmt alles um sie herum, während sie tiefer in ihrem Blick versinkt. Die Umgebung verschmilzt zu einem einzigen Einheitsbrei, der überraschend in die Dunkelheit abtaucht, nur um sich kurz drauf doch wieder im Licht zu zeigen. Zuckendes Licht, das sie zurück aus ihren trostlosen Gedanken holt. Das Flackern der Deckenlampe erinnert an eine brennende Kerze an einem stürmischen Abend auf der Terrasse. Alles in ihr verkrampft bei dem Gedanken, dass die einzige Lichtquelle im Zimmer zu versagen droht, als ein lauter Schlag Sie erschüttern lässt.
Das Geräusch von zerberstendem Holz. Das Gepolter von Dutzenden schweren Schuhen auf einem Dielenboden. Lärm der Sie von oben herab zu erschlagen droht. Stimmengewirr. Fremde Stimmen. Fremde Stimmen, die durcheinander schreien. Sie ist mittlerweile in der Lage jedes Geräusch, das Sie von hier unten hören kann, einwandfrei zuzuordnen. Aber das gehört definitiv nicht zu den Dingen, die normalerweise durch die Decke dringen. Ja, Mama und Papa werden sauer sein. Aber jetzt wäre sie froh, wenn sie da wären. Zahlreiche Schritte scheinen ihr näherzukommen. Anstatt durch die Decke, dringen die Geräusche jetzt geradewegs durch die Holztür des Zimmers. Der verriegelte Ausgang, jetzt ihr einziger Beschützer. Ein beängstigendes Treiben hinter der Türe, als würde sich eine Herde wild gewordener Büffel auf engstem Raum drängen. Michelle vergräbt ihr Gesicht zwischen die Beine, die Augen wie von zwei Schraubzwingen zugedrückt. Ihre beiden Hände so fest gegen die Ohren gepresst, als würde sie ihren Kopf zerquetschen wollen. Angst. Sie hat furchtbare Angst. Als nach einem kurzen Moment der Stille, ihr ein Luftzug über den Nacken streift, weiß sie, ihr tapferer Ritter aus Holz ist gefallen. Irgendwas kommt auf sie zu. Hände, die nach ihr greifen, Hände, die sie berühren, mehr als sie zählen kann. Michelle ist voller Panik, unfähig die Augen zu öffnen. Befremdliche Stimmen reden ununterbrochen auf sie ein doch sie hört ihnen nicht zu. Hysterisch mit den Armen rudernd, als würde sie ertrinken, versucht sie jede der Berührungen weg zuschlagen. Doch die Gegenwehr ist aussichtslos, und ihre Kraft nicht ausreichend. Also lässt sie es geschehen und verliert augenblicklich den Boden unter den Füßen.

Das schwarze Loch der Angst, in dem sie sich befindet, beginnt sich aufzulösen. Mit blinzelnden Augen sieht Michelle eine Treppe unter sich. Kräftige Arme, die sie nach oben tragen. Schwarze schwere Stiefel die eine Stufe nach der anderen nehmen. Es wird heller umso mehr Stufen vorbeiziehen, wie wenn sie, in einem Auto sitzend, auf das Ende eines Tunnels zufahren würde. Immer mehr in Teilen vom Sonnenlicht bedeckt. Wie lange hat sie das Sonnenlicht nicht mehr gesehen? Sie weiß es nicht. Diese Stimmen, immer noch diese Stimmen um sie herum. Doch jetzt versteht sie es. Jetzt kann Michelle hören, was zu ihr gesagt wird. »Keine Angst. Keine Angst, mein Kind. Wir bringen dich nach Hause zu deinen Eltern. Wir bringen dich in Sicherheit.«
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Elster
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Beiträge: 140



E
Beitrag02.09.2016 15:10

von Elster
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Puh.
Dein Text löst in mir eine Beklemmung aus, die auch durch die Rettung am Ende nicht vertrieben wird. Da fehlt mir irgendwie noch ein Satz, der das mehr auf den Punkt bringt.

Die zweite Version gefällt mir besser. Aber es gibt immer noch einige Formulierungen, die ich schräg finde. Zum Beispiel die "fleischüberzogenen knochigen Fersen". Da versteh ich einfach nicht, was das bedeutet.


[quote]Heute wollte sie alles richtig machen. Aber es ging nicht, sie konnte es nicht. Isolation und Nahrungsentzug sind die Konsequenzen aus ihrem Handeln. Soviel hat sie schon gelernt. Das Abendessen kann sie sich heute ganz sicher abschminken[/quote]

Da stimmt für mich die Perspektive nicht. Du bist erst bei ihr und ihren Gedanken. Dann kommt der Satz mit Isolation und Nahrungsentzug, der überhaupt nicht kindlich ist. Das abgeschminkte Abendessen dann schon wieder.

Das Iglo ein Stoffpinguin ist habe ich direkt verstanden. Gut, dass du ihr den als Begleiter gegeben hast!

Ich finde auch, dass da Potential für eine größere Geschichte drumherum ist.
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Steky
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S


Beiträge: 33



S
Beitrag03.09.2016 17:51

von Steky
Antworten mit Zitat

Für meinen Geschmack ist diese Geschichte etwas zu hektisch geschrieben, als dass sie einen nachhaltigen Eindruck auf mich als Leser hinterlassen könnte. Ich habe bei solchen Geschichten immer das Gefühl, als zögen sie an mir vorbei, weil einfach alles zu schnell geschieht. Das ist meine Auffassung.

Gefallen haben mir nichtsdestotrotz der Spannungsaufbau und der dramatische Ton, der den Leser bei der Stange hält - auch wenn die Idee nicht gerade originell ist: Vor nicht allzu langer Zeit berichteten sämtliche Zeitungen davon.

Das Ende könntest Du mit Deinen eigenen Gedanken etwas ausdrucksvoller gestalten, sodass aus der Geschichte eine Metapher für etwas Größeres wird; denn Du zeigst, gibst uns aber nicht die Möglichkeit, zu interpretieren.

In den ersten beiden Sätzen kommt drei Mal das Wort "Tür" vor - das ist nicht so schön.

Soweit mein erster Leseeindruck (der sich auf die zweite Version bezieht).

Steky
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Steky
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S


Beiträge: 33



S
Beitrag03.09.2016 18:10

von Steky
Antworten mit Zitat

Nachtrag:

Der Begriff Angst wäre z.B. ein gutes Motiv für diese Geschichte. Also nicht nur über das schreiben, was sich an der Oberfläche zuträgt, sondern eben auch über diese "Ur-Angst", die in uns allen steckt und in der Tiefe verborgen darauf wartet, von uns enthüllt zu werden ...

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

Gruß
Steky
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scura
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 43
Beiträge: 104
Wohnort: Österreich


Beitrag03.09.2016 20:42
Re: Stubenarrest
von scura
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Also ich finde den Text bedrückend. Also ich nehme an die Wirkung ist von dir gewollt und somit auch gelungen. Ich konnte auch die Spannung fühlen. Insgesamt hat er mir gefallen.
Aber ich lese diese Texte hier konzentrierter als jedes Buch, also habe ich ein paar Dinge gefunden die ich kommentieren möchte. Es ist aber mein persönlicher Geschmack... nun also

stillnd hat Folgendes geschrieben:

Während sie das Umdrehen des Schlüssels mit anhören muss, schluchzt sie leise in sich hinein, als würde sie sich ein Niesen unterdrücken.


Der Satz gefällt mir gar nicht. Auch diese leise in sich schluchzen, wie ein niesen zu unterdrücken... ich kann mir da nicht so recht etwas darunter vorstellen... Niesen ist für mich eher so ein explodierendes kurzes Geräusch und wenn ich es unterdrücke naja es klingt nicht nach weinen.... finde ich.

stillnd hat Folgendes geschrieben:

Sie hat sich bemüht, heute alles richtig zu machen. Aber es ging nicht, sie konnte es nicht. Isolation und Nahrungsentzug sind die Konsequenzen aus ihrem Handeln. Soviel hat sie schon gelernt. Das Abendessen kann sie sich heute ganz sicher abschminken und zu ihrem Leid, wird sie das Zimmer, weiterhin, auf unbestimmte Zeit, nicht verlassen dürfen.


Der Anfang mit alles richtig machen, finde ich gelungen. Da stelle ich mir ein etwas fünfjähriges Mädchen vor...(auch das Plüschtier etc.) aber dann die Worte Isolation, Konsequenzen, abschminken.... da sehe ich eher ein älteres Mädchen so um die 12 vor mir.

stillnd hat Folgendes geschrieben:

Trotz und Wut vermischen sich und keimen in ihr auf, angesichts ihrer aussichtslosen Lage..


Ich fände es schöner wenn die erst keimen würden und dann sich vermischen.

stillnd hat Folgendes geschrieben:

fleischüberzogenen knochigen Fersen

interessante Formulierung. Im Prinzip finde ich sie spannend, aber ich kann mir nichts darunter vorstellen. Sie erzeugt keine Bilder in mir.

stillnd hat Folgendes geschrieben:

Das Flackern der Deckenlampe erinnert an eine brennende Kerze an einem stürmischen Abend auf der Terrasse. Alles in ihr verkrampft bei dem Gedanken, dass die einzige Lichtquelle im Zimmer zu versagen droht, als ein lauter schallender Schlag Sie erschüttern lässt.

Das mit der Kerze und stürmischer Abend - spricht wieder für ein eher älteres Mädchen.


stillnd hat Folgendes geschrieben:

Ja, Mama und Papa werden sauer sein. Aber jetzt wäre sie froh, wenn sie da wären. Zahlreiche Schritte scheinen ihr näherzukommen.

Hier frage ich mich ob Kinder wenn sie entführt werden tatsächlich denken, dass ihre Eltern sauer sein werden?


Ich habe jetzt auch die zweite Version kommentiert.


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Drakenheim
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Beitrag04.09.2016 09:08
Re: Version 2
von Drakenheim
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Hallo Stillnd,

ich habe mir jetzt die zweite Version durchgelesen, dann ein paar Kopmmentare dazu, anschließend die erste Version, und ich kann sagen: Du hast dich in der zweiten Version deutlich verbessert. Es ist aber immer noch Luft nach oben.
Du baust Spannung auf, aber schießt dir mit deinen komplizierten Sätzen selber quer. Mach dir wirklich Gedanken über die Perspektive: Bist du bei Michelle, ganz nah dran, schreibst aus ihrer Perspektive? Dann halte die Sätze einfacher und bemühe dich um ein kindgerechtes Vokabular. Wenn sie in ihrer Zelle kein Bücherregal hat, wird sie wohl kaum Wörter wie "Nahrungsentzug", "Isolation" und "Konsequenzen" kennen.

Auch sonst sind einige unschöne Stellen drin, die mich beim Lesen raushauen.

stillnd hat Folgendes geschrieben:


Als die Eichentür in den Türrahmen einschlägt, zuckt Michelles zierlicher Körper unwillkürlich zusammen.
zwei mal Tür, das Wort unwillkürlich mag ich nicht(persönliche Abneigung einerseits, an dieser Stelle überflüssig andererseits)

Durch den aufgewirbelten Staub hindurch, starrt sie auf die Tür. Der Windstoß lässt ihre kritzeligen Zeichnungen an den Wänden aufflattern. Zeichnungen von bunten, seltsam proportionierten Einhörnern. Während sie das Umdrehen des Schlüssels mit anhören muss, schluchzt sie in sich hinein, als würde sie sich ein Niesen unterdrücken. Dann sackt sie zusammen.

Schiefe Bilder: Das Setting ist ein Kellerraum, so verstehe ich es weiter unten. Wie dreckig ist der denn, dass sie durch aufgewirbelten Staub auf die Tür starren muss? Üblicherweise wird normaler Haushaltsstaub erst sichtbar, wenn er die Bahn von Sonnenstrahlen kreuzt, die wirst du im Keller kaum haben. Da sie Pinnadeln hat, um ihre Bilder aufzuhängen, kann sie nicht so vernachlässigt sein, dass sich massive Staubschichten in ihrem Zimmer bilden.
"Seltsam proportionierte Einhörner" sind die Beobachtung eines Erwachsenen, der Kinderzeichnungen sieht, der Satz danach ist wieder aus Michelles Perspektive.
"als würde sie sich ein Niesen unterdrücken" ... sich das Niesen unterdrücken ist Mundart, oder? In der Form kenne ich es nicht.


Auf dem Boden kauernd, tastet sie hinterrücks nach Iglo.

"Hinterrücks" kenne ich als Synonym für "hinterhältig", aber wortwörtlich genommen bedeutet es tatsächlich nur "hinter jmds. Rücken". Ist wohl wie mit dem Wort "angreifen": In Österreich heißt es anfassen, in Deutschland heißt es attackieren.



Ich könnte jetzt den ganzen Text so durchgehen, aber das lasse ich lieber. Du bist in der Stilfindung, und ich will dir da nicht meinen aufdrücken. wink

Iglo ist glasklar ein Stoffpinguin. Der Name, das schwarz/weiße "Fell" und der orangene Schnabel, das ist für mich deutlich.

Das Mädchen ist ein Entführungsopfer, am Ende kommt die Polizei zur Befreiung. Viele Fragen bleiben offen, wie üblich bei Kurzgeschichten:
Ist sie schon so lange entführt, dass sie ihre Entführer als "Mama und Papa" bezeichnet?Warum sollten diese sonst sauer sein und ihr Zimmerarrest geben? Und was hat sie wohlgetan, um sich diesen Arrest zu verdienen? Sie will ja "Mama" und "Papa" gefallen und alles richtig machen.
Was geht in ihr vor, wenn die Polizisten von den "Eltern" reden, und von "nach Hause [...] bringen"?
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stillnd
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Beiträge: 24



S
Beitrag08.09.2016 08:00

von stillnd
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Guten Morgen!

Das meine Geschichte, bei dem einen oder anderen eine Beklemmung auslöst und den Leser mit einem bedrückenden Gefühl zurücklässt, nehme ich für mich als Kompliment mit. Twisted Evil

Trotzdem denke ich, auch gerade nach euren Kritiken, dass ich mir mit einem Kind als Protagonistin keinen Gefallen getan hab. Ich kann nicht so schreiben, wie ich es mag, sondern muss immer auf die kindgerechte Formulierung achtgeben. Aber ich muss euch da zustimmen, die Perspektive sollte einfach passen.
Ich werde den Text unter diesen Gesichtspunkten noch mal überarbeiten, weil mir wirklich viel an der Kurzgeschichte liegt, da sie meine Erste ist, die ich je geschrieben habe.

Ach ja, es ist nicht unüblich, dass Entführungskinder sich die Schuld an allem geben und glauben das die Eltern enttäuscht/sauer auf sie sind, weil sie eben nicht nach Hause gekommen sind.

Nicht vergessen möchte ich, allen zu danken die sich die Zeit nehmen meine Kurzgeschichte zu kommentieren!
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scura
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Wohnort: Österreich


Beitrag08.09.2016 11:31

von scura
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stillnd... ich bin neugierig... wie alt ist den nun das Mädchen?

Weil zum Beispiel meine Tochter ist fünf. Für die ist noch klar die Eltern sind quasi Wundermenschen, die können alles und wissen alles. Die würden ihrer Ansicht glaube ich auch, wissen müssen wo sie ist falls sie entführt werden würde... zumindest denkt sie oft, dass ich Sachen weiß die ich nicht wissen kann, weil ich da nicht anwesend war. Also die Sache mit Menschen wissen an Handlung nur Dinge die sie unmittelbar beobachten, wird ihr nun schon langsam klar... Und Mittlerweilen keimt in ihr auch schon der Verdacht, dass wir eben nicht alles wissen und können...  Aber da wissen sicher Psychologen besser Bescheid.

Ich weiß jetzt nicht ob du selber Kinder in dem Alter der Protagonistin hast, aber falls nicht hast du da jemanden in deinem Bekanntenkreis und dann etwas Zeit mit dem Kind verbringen. Oder die Eltern besuchen und das Kind unauffällig beobachten...


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Bunt Speck
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Beiträge: 436
Wohnort: Brimm


Beitrag08.09.2016 12:18

von Bunt Speck
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scura hat Folgendes geschrieben:

Ich weiß jetzt nicht ob du selber Kinder in dem Alter der Protagonistin hast, aber falls nicht hast du da jemanden in deinem Bekanntenkreis und dann etwas Zeit mit dem Kind verbringen. Oder die Eltern besuchen und das Kind unauffällig beobachten...


Das kann ich als Vater nur unterstützen. Ich frage mich ob, oft ich aus der Perspektive meiner Kinder schreiben könnte und habe bisher davon lieberide Finger gelassen.

Bunt
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stillnd
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Beiträge: 24



S
Beitrag09.09.2016 07:47

von stillnd
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In meiner Vorstellung war sie 6 Jahre alt.
Aber meiner Meinung nach lassen sich die Reaktion und das Verhalten eines Kindes, nicht stur anhand seines Alters festlegen. Das ist ein Mix aus Veranlagung, Erziehung und Erfahrung und der daraus resultierenden Reife des Kindes.

Warum nicht aus der Perspektive eines Kindes schreiben? Man kann es doch zumindest versuchen Wink
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