Den Täter überführen

[träumerchen]

Ich schreibe an einem Krimi. Leider weiß ich immer noch nicht genau, wie ich den Täter überführen soll. Ich weiß, das es insbesondere bei einem Krimi nicht die schlauste Strategie ist. Deswegen bereitet es mir ja gerade Sorge und ich hatte die Hoffnung, dass es vielleicht jemanden mit einem brillanten Einfall gibt.
Zur Handlung:
Ein Pharmaunternehmer(Daniel Brucewell), der durch Aktiengeschäfte Millionär geworden ist, wird erstochen. Um Verdächtigenkreis gehören sein adliger Nachbar (Baron Van Buchen), der unbezahlte Schulden beim Opfer hat, sein Geschäftspartner(Kurt Hasemann), der ursprünglich die Leitung des Pharmakonzerns übernehmen sollte, aber jetzt nur Vize ist, der Anwalt des Opfers (MArkus Burgwald). Brucewell hatte herausgefunden, das er schwul ist, was er als Erpressungsmittel gegen ihn einsetzte. (Später stellt sich heraus, dass alle außer Van Buchen den Täter finanziell Unterstütz haben, sodass er seine tat planen und begehen konnte, was ihre perfekten Alibis für den Zeitraum 12 bis vier uHr Nachts erklärt.)
Obwohl er zunächst kein Motiv zu haben scheint, verdächtigt der leitende Ermittler (Ben Fischer) zusätzlich noch Christoph Tauber, der vor wenigen Monaten aus dem Gefängnis entlassen wurde. Tauber hatte vor zehn Jahren einen Mann umgebracht, den er nicht zu kennen schien. Der unerfahrene Ben ermittelte in diesem Fall. Sein Mentor war eine Woche im Urlaub, als er auf Tauber Spur stieß. Da er jedoch kein Motiv finden konnte, glaubte er Taubers Behauptung dieser sei für die Tat engagiert worden. Insbesondere, weil dies auch eine schlüssige Erklärung dafür war, wie sich der Arbeitslose plötzlich einen Porsche hatte leisten können. (tatsächlich, so findet Bens Kollegin Selma Gesler im Verlauf des Buchs heraus, hat Tauber sich das Geld bei dem Opfer geliehen und da er die Schulden nicht begleichen konnte, den Mord begangen.) Hinzu kam seine Naivität. Ben konnte sich nicht vorstellen, das ein so freundlicher, junger Mann zu einer derartigen Gewalttat fähig war.
Da es Ben jedoch nicht gelang, Taubers angeblichen Auftraggeber zu finden, musste er den Mann gefangen nehmen. Dabei verlor Ben sein Augenlicht. SEitdem ist er etwas traumatisiert, weshalb er zweifel hat, dass ihm jemand glauben wird, dass Tauber auch den aktuellen Mord begangen hat. Dabei sprechen mehrere Details dafür, dass es sich bei dem toten Brucewell um den misteriösen Auftraggeber handeln könnte. (Später stellt es sich heraus, dass es sich dabei tatsächlich nur um Zufälle handelt.)
ZU allem Überfluss scheint Bens Kollegin Selma das Opfer (Brucewell) zu kennen, rückt aber nicht mit der Wahrheit heraus. Also beginnt Ben trotz schlechten Gewissens zu recherchieren und deckt ihre Vergangenheit auf. Mit sechzehn Jahren hat sie Anzeige gegen Brucewell wegen Vergewaltigung erstattet. Verfahren und Ermittlunen stoppten jedoch dank Schmiergeldern von Täter. Kein Wunder also, dass sie beim Einstellungsgespräch nicht erklären konnte, warum sie sich gerade für Olden entschieden hatte. dabei wollte sie ihren Vergewaltiger im Auge behalten und andere Mädchen vor seinen Übergriffen schützen.
Als die beiden sich endlich ausgesprochen haben, taucht ein Artikel anonymer Quelle in der Zeitung auf, der Selma und Ben beschuldigt. Durch ihre Vergangenheit hat Selma natürlich ein Motiv. (Hinzu kommen weiter Beweismittel wie ein langes rotbraunnes Haar am Tatort wie die Selmas (aus einer Echthaarperücke) Pulloverflusen am Opfer (Tauber hat den Pulli in Bens Wohnung geschmuggelt)...)Zudem gelingt es durch missverständliche Fotos den Ermittlern eine Beziehung anzudichten. Sodass Selmas Partner Levi, der gleichzeitig Teil des Ermittlerteams ist, sich von den beiden abwendet. Ben, ohnehin von vielen wegen seiner Behinderung eher geduldet als respektiert wird schnell zum Opfer offener Beschuldigungen.
Nur die Behauptung im Zeitungsartikel, der Tatort, das leerstehende Haus von Ben Eltern, sei nun gefunden worden, stimmt nicht. (Die Leiche hatte auf den Stufen der Polizeiwache gelegen.)Am selben Tag entdeckt Ben einen Zettel in seiner Jackentasche mit der Adresse seiner Eltern darauf. Tatsächlich bestätigt die Spurensicherung die Werkstatt des Hauses am selben tag als Tatort. Obwohl der Zettel keine DNA_Spuren enthält ist dies der erste Fehler, den TAuber begeht.
Meine Idee war, dass Haare oder Hautschuppen des Täter am tatort gefunden werden. So könnte man ihn erstmal für Hausfriedensbruch oder Einbruch festnehmen und dann Anschließend den Kauf der Perücke oder des Nokias (das er dem Opfer zugesteckt hat) usw. nachweisen, bis er schließlich gesteht.

So das wär es jetzt erstmal soweit zum Plot. Wer die Geduld hatte, sich durch dieses Gedankenlabyrinth zu quälen und noch fragen  zur Handlung hat bzw. vielleicht eine Idee, wie man den Täter in eine Falle locken, stellen oder ihm ein Geständnis entlocken kann, kann sich gerne melden.
Danke schonmal im Vorraus

[Gerling]

[Uwe Helmut Grave]

In diesem Fall gebe ich Gerling (ausnahmsweise) recht: Es ist Dein Baby, Du willst es großziehen, also löse das Problem selbst.
Einfach weiterschreiben und abwarten, was sich so ergibt ist natürlich eine Möglichkeit ... aber besser wäre gewesen (hätte, hätte, Fahrradkätte), Du hättest Dir vorab Gedanken gemacht. Die Anfertigung eines Exposés ist mitunter ganz hilfreich.
Diese Methode dürfte wohl am erfolgversprechendsten sein (meine persönliche Meinung - erfahrenere Krimischreiber verwenden sicherlich eigene Methoden): Der Täter plant den Mord, überlegt vorab, was er tun muss, damit man ihm nicht auf die Schliche kommt, und führt die Tat dann aus, wobei er den Ermittlern gezielt Fallstricke in den Weg liegt. Kein Täter ist perfekt, also geht auch mal was schief, Fehler, die geschickt vertuscht werden müssen, was vielleicht zu weiteren Morden führt. Über all diese Details weiß nur einer Bescheid: der Autor, also Du! Du bist der Täter!
Beim Schreiben rollst Du dann das Ganze von hinten auf, angefangen beim Opfer, weiter mit dem Ermittler, der auf Spuren stößt, über die Fallstricke und die weiteren Toten stolpert und letztlich mindestens einen der Fehler aufdeckt.
Tja, für Dich könnte dadurch das Schreiben natürlich langweiliger sein, viel spannender ist, wenn Du bis zum Schluss selbst nicht weißt, wie Du den Täter überführen sollst. Doch dann kann es eben passieren, dass Du plötzlich festhängst und nie wieder aus dieser Nummer herauskommst.
Soweit zu meiner Klugscheißerei, die Dir bei Deinem Problem bestimmt ungeheuer weiterhilft.

[Dorka]

Hallo Träumerchen,

ich gebe beiden Vorrednern recht.
Ich gehöre zu den Krimischreiberinnen, die jede Szene genau beschrieben haben, bevor sie an die Ausformulierung gehen.
Aber es soll auch KrimischreiberInnen geben, die einen Krimi "aus dem Bauch" schreiben können, ohne zum Schluss einen Doppelgänger oder geheimgehaltenen Zwilling aus dem Hut zaubern zu müssen, um den Fall noch lösen zu können.

Was Dir vielleicht hilft:
Die Überführung eines Täters kann drei Gründe haben:
-a) er hat Spuren hinterlassen
-b) er verrät sich durch Täterwissen
-c) er erzählt jemandem von seiner Tat

a - verteile am Tatort oder auf dem Weg vom/Tatort Spuren (Zigarettenstummel, Taschentücher, irgendwas, woran man z.B. eine DNA finden kann) Manchmal werden Hinweise erst später gefunden, weil jemand sie entfernt hat (aus welchem Grund auch immer) oder sie vom Wind verweht wurden oder sie dem Opfer zugeordnet wurden. Es kann also sein, dass sie erst später gefunden/dem Täter zugeordnet werden.

b - lass während der Tat irgendwas geschehen (falsch gehende Uhr schlägt, besonderer Regen fällt, ein Anruf auf dem Display des Opfers ....) Davon kann nur der Täter wissen, eine geschickte Frage des Ermittlers z.B. kann den Täter dazu bringen, sich zu verraten.

c - der Täter prahlt mit seiner Tat (Tagebuch, Facebookseite, Nachbar, Enkel ...). Entweder belauscht jemand das Geständnis oder er wird verraten.

Schau mal, was davon (oder welche Kombination davon) Dir liegt.

Gruß
Dorka

[träumerchen]

Danke für die Antworten. Ihr habt tatsächlich Recht, wenn ihr sagt, dass es mein Baby ist. Ich war nur so verzweifelt, weil mir einfach keine Lösung eingefallen ist und da ich weiß, dass es manchmal hilft, mit Leuten darüber zu reden, habe ich diesen Beitrag verfasst. Allein den Plot nochmal für jemanden, der nicht auch nur den winzigsten Schnipsel der Story kennt, zusammenzufassen hat mir geholfen die Handlung nochmal von einem anderen Fenster zu betrachten. Eins mit ein bisschen mehr Distanz zur Geschichte, mit geputzten Scheiben und ohne störende Windowcolor davor.
Vor allem die drei Möglichkeiten die ich als Autor habe, den Täter scheitern zu lassen haben mich sehr weiter gebracht. Wahrscheinlich werde ich dafür sorgen, dass er von einem Detail spricht, von dem er, wenn er die Tat nicht begangen hätte, nichts wissen dürfte.
Nochmal ein herzliches Dankeschön für euer Engagement. Ich bin erst sehr kurz im Forum und fühle mich schon beinahe heimisch hier, weil alle so hilfsbereit und offen sind!