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Instinkt?

 
 
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Frettchen
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 33
Beiträge: 149
Wohnort: Erfurt


Beitrag08.02.2016 15:38
Instinkt?
von Frettchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr lieben,

mir ist in meiner eigenen Schreibroutine im Laufe der Zeit etwas aufgefallen, dass ich mal ganz plump als "Instinkt" bezeichnen würde.
Manchmal schreibe ich ein Kapitel und es läuft nicht und fühlt sich alles gestellt an, obwohl ich den Weg bis dorthin durchplant habe und (so scheint mir) keiner der Charaktere entgegen ihrer Art handeln. Und doch läuft es einfach nicht.
Häufig gehe ich dann ein oder mehrere Kapitel zurück und denke das noch einmal neu durch, werfe ein bisschen was um und es passt. Und ich kann nachher nicht sagen, was der springende Punkt war. Es steckt keine Rationalität darin. Das verwirrt mich.

Kennt ihr diesen Instinkt? Wie erklärt ihr euch das?

Liebe Grüße
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TZH85
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 297
Wohnort: Essen
Pokapro 2017


Beitrag08.02.2016 16:34

von TZH85
Antworten mit Zitat

Kenne ich auch.
Vielleicht liegt es daran, dass ein hunderte Seiten umfassender Roman und dreidimensionale Figuren einfach zu komplex sind, um sie bis ins Detail am Reißbrett zu entwerfen. Man startet mit einer ziemlich genauen Vorstellung, wie die Figuren so sind und wohin der Plot sie führen wird.
Aber dann geht es beim Schreiben an die Detailarbeit und alles gewinnt mehr Kontur. Je mehr man schreibt, desto besser kennt man die Figuren und Situationen, die bei der Planung logisch erscheinen, passen nicht mehr.

Ich arbeite so, dass ich mir zu Beginn ein ungefähres Exposé, nur für mich selbst, erstelle. Und das aktualisiere ich dann regelmäßig, während ich schreibe. Gerade erst hab ich einen Plot Point komplett umgedreht, weil die ursprüngliche Idee nicht mehr passte. Allerdings versuche ich so zu arbeiten, dass das Ergebnis - das Ende, die Hintergründe und wichtigen Wendungen - so bleibt, wie geplant. Nur das "wie kommen wir dahin?" ist dynamisch. Bisher hat mir das geholfen, grobe Logiklücken zu vermeiden.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5443
Wohnort: OWL


Beitrag08.02.2016 16:49

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Vielleicht sollte man eher von Intuition als von Instinkt sprechen. Nach meiner Erfahrung fiindet man früher oder später doch eine rationale Erklärung, es kann nur dauern und viel Mühe machen. Die lohnt sich nicht immer im konkreten Fall, wenn man auch so die schwache Stelle findet, aber man lernt etwas für die spätere Arbeit.

Das ist der Punkt, wo oft ein Unbeteiligter von draußen viel schneller den Fehler erkennt. Und den meistens auch durchaus benennen kann.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag08.02.2016 17:59

von Stefanie
Antworten mit Zitat

So geht es mir, wenn die Motivation meiner Figuren für die Handlungen nicht überzeugend ist.
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Mika
Geschlecht:männlichSchachtelkönig

Alter: 42
Beiträge: 1046
Wohnort: NRW


Beitrag08.02.2016 18:47

von Mika
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Ich hab sowas im Moment recht häufig, während der Überarbeitungs- bzw. Kürzungsphase. Hab mich anfangs echt massiv dagegen gesträubt, einiges rauszunehmen, aber ich hatte auch einige Kapitel, die zwar irgendwo wichtig waren, aber mich störten. Konnte auch nicht direkt den Finger drauf legen, wieso genau.

Da ich jetzt ohnehin einiges runterkürzen musste (waren beinahe 900 Normseiten; dachte ich höre da mal auf die Experten hier), hab ich mir genau diese Kapitel nochmal vorgenommen und recht erstaunliches damit angestellt: ich konnte sie wirklich massiv zusammenkürzen, teilweise sogar zusammenlegen und kombinieren.

Das hats echt um einiges besser gemacht - und kürzer. ;D

Mittlerweile vertraue ich sehr auf diese Intuition. Eigentlich heißt das im Grunde meistens, dass ich nochmal ran muss, weil irgendwas noch nicht richtig ist.


_________________
"If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman
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Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 25
Beiträge: 786
Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns


Beitrag08.02.2016 18:52

von Leveret Pale
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Das ist ganz normal. Ein Buch zu schreiben ist ein bisschen wie eine finstere Höhle erkunden. Erstmal strahlt man mit der Taschenlampe hin und her, sieht das Ende, wo die Decke und ungefähr die Wände sind. Dann erst geht man genauer hin, sieht sich an, wo die Wände genau sind, wie der Boden strukturiert ist und manchmal entdeckt man, dass es noch Seitengänge und Ausbuchtungen gibt, die man beim ersten Durchstrahlen mit der Taschenlampe gar nicht gesehen hat, manchmal muss man auch ein Stück zurücklaufen um sich die Wände nochmal im Ganzen anzusehen. Man erkennt dann zum Beispiel, dass aus der Nähe betrachtete der Stein oder der Gang eine ganz andere Form hatte, als man es anfangs beim Betreten der Höhle dachte.
Je  öfter man solche Höhlen erkundet, desto schneller findet man sich aber auch in einer Neuen zurecht.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3221
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag01.03.2016 21:05

von Taranisa
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Je länger ich an einer Geschichte schreibe, desto vertrauter werden mir die Charaktere, werden zu "realen Personen" mit Vorlieben, Macken usw.
Wenn ich dann überarbeite, ändere ich manches, weil ich dann besser nachempfinden kann, wie sich ein Charakter verhalten würde. Dadurch wird die Geschichte authentischer und fühlt sich stimmiger an.
Es ist faszinierend, in eine Geschichte richtig tief einzutauchen und in ihr wie in einer Parallelwelt zu leben. Am Ende muss man sich jedoch wieder lösen, um sich ganz auf die nächste Geschichte einzulassen.
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Resa1310
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
R

Alter: 28
Beiträge: 15



R
Beitrag01.03.2016 21:12

von Resa1310
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Kenne diesen Instinkt oder wie man es bezeichnen möchte... Ich glaube gerade wenn man länger schon an seiner Geschichte schreibt hat man ein Gefühl dafür wenn etwas nicht passt, und dabei muss es nicht mal sein, dass es unlogisch wäre. Einfach das Gefühl das dieser Teil nicht der richtige ist.
Meine Erklärung dafür: man selbst kennt seine Charaktere besser als der leser vllt jemals verstehen kann und so bekommt man manchmal das Gefühl, das geschriebene daarf so nicht sein. (Nicht im bösen sinne, dass etwas schreckliches passiert und man ihn gerne beschützen möchte) und man hat den Instinkt, es sei besser der Charakter eürde einen anderen weg gehen, auch um später wieder mit dem eigentlichen Vorhaben abzuschließen. Ob das stimmt, wer weiß. Vielleicht gehört das zum Schreiben hinzu, ubd niemals wird man es erklären können smile
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Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 42
Beiträge: 827
NaNoWriMo: 8384
Wohnort: Berlin


Beitrag02.03.2016 16:28

von Poolshark
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Als ich den Threadtitel gelesen hab, hatte ich schon ein gute Ahnung, worum es hier geht. ^^
Schön zu lesen, dass ich mit dem Problem nicht allein bin.

Vor einer ganzen Weile habe ich mir vorgenommen, diesen Instinkt zu ignorieren und stupide weiterzuschreiben. Ich hab gedacht, das wäre nur mein Perfektionismus der mich am Weiterarbeiten hindert und sich immer so negativ auf mein Wortsoll ausschlägt. Die Unterscheidung zwischen unnötigem Kritischsein und diesem Instinkt, oder Intuition wie Willebroer es treffender nennt, dass etwas Entscheidendes mit der aktuellen Szene nicht stimmt, ist auch nicht ganz so einfach. Ein Erstentwurf ist ja per Definition unperfekt und die Charaktere muss man ja auch erst mal Kennenlernen. Und das geht nur durch Versuch und Irrtum. Manche Irrtümer nagen aber an einem und ich glaube ich werde mir das in Zukunft einfach erlauben, ein paar Absätze zurückzuspringen und die groben Patzer korrigieren. Auf Holzwegen weiterzulaufen bringt einen ja selten ans Ziel.


_________________
"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
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Ylajali
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 41
Beiträge: 89



Beitrag29.03.2016 21:12

von Ylajali
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Ich kenne diese Intuition bzw. den Instinkt auch, je nachdem, wie man es nennen will, und im Schreibprozess habe ich mich ganz gut damit arrangiert, d.h. ich höre zu Neunzig Prozent auf mein Bauchgefühl.

Vor fünf, sechs Jahren hatte ich mal ein Buch von Michael Maar, dem Sohn von Paul Maar ("Das Sams") in der Hand mit dem Titel "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte". Da stellte er die Theorie auf, dass sowohl Vladimir Nabokov als auch J.K. Rowling (bei ihr wohl anhand von Interviews) versucht hätten, einer Geschichte auf die Spur zu kommen, die eigentlich schon "vorgebildet" gewesen sei. Maar beschrieb dies, glaube ich, als eine Art "ärchäologisches Freilegen" der richtigen Zusammenhänge durch Intuition / Instinkt.

Scheint also nicht die schlechteste Methode zu sein Wink
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tendernessandglory
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 51
Wohnort: Berlin


Beitrag31.03.2016 19:36

von tendernessandglory
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Naja, die Frage ist ja eher, ob diese Intuition auch einem unbeteiligten Leser auffällt. Oft betrügt man sich auch selbst und hält irgendwann seine eigene Arbeit für genial. Das ist ganz normal, wenn man viel Arbeit reinsteckt. Und kann auf dem Weg natürlich auch sehr hilfreich sein.
Ich würde mich nie allein auf meine Intuition verlassen, gehe das Schreiben aber ohnehin recht rational an. Ich plane sehr gern, ich probiere auch gerne rum. Aber dann weiß ich, dass es mehr Arbeit und Unwägbarkeit ist. Kann sowohl gut klappen, als auch richtig schief gehen. Aber vielleicht hab ich den "Instinkt" einfach nicht.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag31.03.2016 21:53

von Stefanie
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Wenn man vorher plant, ist alles logisch aufgebaut, aber da Menschen sich nunmal nicht immer logisch verhalten, kann ein instinktiv geschriebenes Kapitel realer wirken.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5443
Wohnort: OWL


Beitrag31.03.2016 23:26

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Wenn man vorher plant, ist alles logisch aufgebaut, aber da Menschen sich nunmal nicht immer logisch verhalten, kann ein instinktiv geschriebenes Kapitel realer wirken.


Ein Buch, bei dem NUR die Logik stimmt, fände ich genauso grausig wie eines, bei dem NUR die Rechtschreibung stimmt.
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