18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Eine Winterbegegnung


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Johannajuli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Wuppertal


Beitrag15.12.2014 02:59
Eine Winterbegegnung
von Johannajuli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein spätes Hallo an euch.
Ich würde euch gerne meine Kurzgeschichte vorstellen und freue mich über Kritik.

Eine Winterbegegnung

Ivana und Mile trafen aufeinander.
Mostar lag unter einer Schneedecke begraben.
Warum sie sich in Mostar zum ersten Mal sahen, wussten sie nicht.
Sie trafen sich dort. Zufällig, verschneit und allein.

An solch einem kalten und verschneiten Tag wollte keiner hinausgehen. Die Menschen befanden sich in ihren Häusern, in ihren Wohnungen.
Dort wo es warm war und die Familie sich vereinte.
In Stuben, die nach Tee und warmer Rakija rochen.
Stuben, in denen sie die Vergangenheit memorierten.
Ihrer Väter und Urgroßväter gedachten, Geschichten, die sie von ihren Familien übernommen hatten.
Mythen ihrer Familien.
Erzählungen, in denen der kleinste Bauer zum größten Helden wurde.
An kalten Wintertagen gedachten sie gerne ihrer Toten.

Mile und Ivana dachten an ihre Familien, die sich vor dem warmen Ofen im Wohnzimmer wärmten.
Mile wärmte sein Herz mit der Vergangenheit, Ivana wärmte sich mit dem Schneefall und dem Blick auf das vereiste Wasser unter der Brücke.
Aus der Ferne hörte sie Mile. Sie hörte das laute Knacken unter seinen Schuhsohlen im Schnee.
Von der Mitte der Brücke hatte sie eine gute Sicht auf das, was sich vor der Brücke abspielte.
Mile trug unter dem Schnee eine Mütze. In seinem schwarzen Bart hatten sich weiße Flocken eingenistet.
Seine Augen waren so grün wie die vereiste Neretva unter ihr.

Es war kein Zufall, dass sie sich hier begegnet waren.
Eigentlich gab es keine Zufälle. So etwas wussten die Greise aus Miles Dorf.
Sie alle hätten sich nie durch Zufall kennengelernt, hatte ihm einst seine Urgroßmutter gesagt.
Schicksal war der Grund.
Ivana schaute über die Neretva hinweg und rauchte sich eine Zigarette.
Den Rauch stieß sie in den Himmel. Er verblasste.

Es war kalt und Mile sah, dass die Mitte der Brücke nicht weit von ihm entfernt war.
Er war lange gereist, um an dieser Brücke anzukommen.
Er wusste nicht, wieso er nach Mostar kam. Zwei Nächte zuvor schien ihn dieser Ort im Traum zu rufen.

Er reiste gerne. Er liebte den Schnee.
Banja Luka war seine Heimat.

Doch auch dort gab es Brücken, Schnee und Eis im Winter.
Auch wenn die Neretva nicht durch Banja Luka floss, so gab es dort einen anderen See.
Er hatte seine Frau zu Hause gelassen, ihr gesagt, er würde bald wieder kommen.
Sie liebte ihn. Doch er wollte atmen

Als er auf der Mitte der Brücke ankam, stellte er sich neben Ivana.
Sie sahen sich nicht an und sie zog an ihrer zweiten Zigarette.

Mile durchbrach die Stille.
„Der letzte Film, den ich gesehen habe, spielte sich auch auf einer Brücke ab.“
Ivana nickte leise.
„Die Brücke war aber wahrscheinlich in Belgrad und nicht in Mostar.“
Antwortete sie und drehte ihren Kopf leicht zu ihm.

Vielleicht mochte es doch einige Zufälle geben.
Vielleicht war es Zufall, dass beide von demselben Film sprachen.

Mile erfuhr, dass ihr Name Ivana war.

Sollte er sie zu einem Kaffee einladen?
Sollte sie ihn fragen, ob er einen Kaffee trinken wollte?
Es wurde ja doch einwenig kalt und sie waren alleine.

Wie viele Menschen waren sich auf dieser Brücke, so zufällig schicksalhaft, unter solch kalten Umständen begegnet?
Wie viele Schuhsohlen hatten in der Vergangenheit, den vereisten Schnee unter sich aufsingen lassen? Ivana wusste es nicht.
Doch Mile wusste, dass es in diesem Moment nur vier Schuhsohlen waren.

Heute waren es zwei Personen, hörte er den Wind pfeifen.

Sie kannten sich nicht. Doch Sie lachten miteinander wie alte Bekannte.

Die Einsamkeit und der Schnee.
Der Winter.
Manchmal wollte der Winter, dass sich Menschen begegneten.
Er stellte es an, dass sich Menschen unter verschneiten Umständen kennenlernten und diesem Kennenlernen einen bestimmten Sinn im Leben zuordnen wollten.
Er ließ sie davon träumen, wie es wäre sich einander näher zu kommen.
Er täuschte sie durch seine weiss-graue Romantik, einen Moment daran zu glauben, für einander bestimmt zu sein.

Beide lächelten.
Sie entschlossen sich gegen den Kaffee.
Nun hatten sie einen Grund für ihre Anreise nach Mostar.

In zehn Stunden würde sie von ihm träumen.
In zwei Stunden würde er an sie denken.
Er würde den ganzen Winter an sie denken und an das, was nie zwischen ihnen geschehen war.
Sie würde sich jeden Winter an ihn erinnern.
Und sich wünschen, ihm eines Tages wieder zu begegnen.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag15.12.2014 22:44

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Liebe Johanna.
Eigentlich eine sehr schön lyrische Begebenheit, ich will sie nicht zerreden. Stilistisch etwas wollte-würde-hätte-lastig, da solltest Du nochmal drüber schauen. ob nicht mehr Verben in Deinem Wortschatz zu finden sind, die Gleiches ausdrücken, ohne den lyrischen Ton zu beschädigen.
Danke fürs einstellen.
P. S.


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Johannajuli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Wuppertal


Beitrag16.12.2014 01:59

von Johannajuli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke Papa Schlumpf!
Ich setze mich die Tage noch einmal an den Text und werde ihn überarbeiten.
Ganz liebe Gruesse
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hopepenless
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 27
Beiträge: 22



Beitrag16.12.2014 11:26

von Hopepenless
Antworten mit Zitat

Hallo Johannajuli
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hopepenless
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 27
Beiträge: 22



Beitrag16.12.2014 11:28

von Hopepenless
Antworten mit Zitat

Hallo Johannajuli smile

Es hat einen schönen klang diese Geschichte zu Lesen.
Ich persönlich finde die Name sehr schön, und die orte! smile
Wenn dir lyrische Texte am meisten begeistern, ist es dir sehr gut gelungen.
Nur einen Satz wo ich was zu kritisieren muss

Zitat:
Die Menschen befanden sich in ihren Häusern, in ihren Wohnungen


Den würde ich irgendwie noch umschreiben und das in ihren Wohnungen im besten Fall ganz weg streichen.

Liebe grüße Hope ..
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
favola
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 33



Beitrag17.12.2014 12:35
Re: Eine Winterbegegnung
von favola
Antworten mit Zitat

Guten Morgen,
deine Geschichte lässt schöne Bilder aufkommen, danke.

Ich habe dennoch ein paar kleine Anmerkungen:

Johannajuli hat Folgendes geschrieben:

Mile wärmte sein Herz mit der Vergangenheit, Ivana wärmte sich mit dem Schneefall und dem Blick auf das vereiste Wasser unter der Brücke.
Ich finde es schwierig mir vorzustellen, wie man sich am Schneefall wärmen kann. Wink
Johannajuli hat Folgendes geschrieben:

Aus der Ferne hörte sie Mile. Sie hörte das laute Knacken unter seinen Schuhsohlen im Schnee.

Hier war ich kurz irritiert, weil ja schon am Beginn der Geschichte erzählt wird, dass die beiden sich treffen. Und jetzt hört sie ihn plötzlich aus der Ferne. Wie wäre es stattdessen mit diesen zwei Sätzen die Geschichte beginnen zu lassen und den ersten Absatz etwas zurückzustellen?

Zitat:
Ivana schaute über die Neretva hinweg und rauchte sich eine Zigarette.
Das "sich" würde ich streichen, rauchen ist ja kein reflexives Verb.

Zitat:
Sie liebte ihn. Doch er wollte atmen
Schön formuliert! smile

Zitat:
Ivana nickte leise.
Ein Nicken ist eigentlich immer leise. Vielleicht wäre besser "Ivana nickte schweigend" oder "Ivana nickte kaum merklich"?

Zitat:
Sie entschlossen sich gegen den Kaffee.
Nun hatten sie einen Grund für ihre Anreise nach Mostar.
Der Grund hat sich mir nicht erschlossen?

Es sind auch noch ein paar grammatikalische Fehler drin, die habe ich jetzt nicht korrigiert, vielleicht schaust du selbst nochmal aufmerksam durch.

Hat Spaß gemacht zu lesen!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4939
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag17.12.2014 13:25

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Johannajuli,

die Atmosphäre, die du beschreibst, gefällt mir gut. Jedoch finde ich deine Geschichte sprachlich etwas unausgereift - siehe die zahlreichen Wiederholungen. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Text gewinnt, wenn du noch einmal `drüber gehst. Wink

Liebe Grüße
gold


_________________
es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern

Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Johannajuli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Wuppertal


Beitrag17.12.2014 14:47

von Johannajuli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mensch, danke fuer die interessanten und hilfreichen Anmerkungen.
Schoen, dass ihr euch fuer mich Zeit genommen habt!
Ich werde den Text heute abend noch einmal überarbeiten.smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag17.12.2014 15:26
Re: Eine Winterbegegnung
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Johannajuli,

du beschreibst eine schöne Begegnung. Gefällt mir von der Idee her. Sprachlich ließe sich noch einiges überdenken, z.B. die vielen Wiederholungen, dass die Geschichte im Winter spielt, alles verschneit ist und es kalt ist. Vielleicht konntest du das ein oder andere einsparen, weil es klar ist, wie die Wetterverhältnisse sind.
Ich habe einiges in deinem Text markiert und angemerkt. Vielleicht ist etwas Hilfreiches für dich dabei:

Johannajuli hat Folgendes geschrieben:
Eine Winterbegegnung

Ivana und Mile trafen aufeinander.
Mostar lag unter einer Schneedecke begraben.
Warum sie sich in Mostar zum ersten Mal sahen, wussten sie nicht.
Sie trafen sich dort. Zufällig, verschneit und allein.

An solch einem kalten und verschneiten Tag wollte keiner hinausgehen. Die Menschen befanden sich in ihren Häusern, in ihren Wohnungen.
Dort wo es warm war <-- ist klar. und die Familie sich vereinte.
In Stuben, die nach Tee und warmer Rakija rochen.
Stuben, in denen sie die Vergangenheit memorierten.
Ihrer Väter und Urgroßväter gedachten, Geschichten, die sie von ihren Familien übernommen hatten.
Mythen ihrer Familien.
Erzählungen, in denen der kleinste Bauer zum größten Helden wurde.
An kalten Wintertagen gedachten sie gerne ihrer Toten.

Mile und Ivana dachten an ihre Familien, die sich vor dem warmen Ofen im Wohnzimmer wärmten.
Mile wärmte sein Herz mit der Vergangenheit, Ivana wärmte sich mit dem Schneefall und dem Blick auf das vereiste Wasser unter der Brücke.
Aus der Ferne hörte sie Mile. Sie hörte das laute Knacken unter seinen Schuhsohlen im Schnee.
Von der Mitte der Brücke hatte sie eine gute Sicht auf das, was sich vor der Brücke abspielte.
Mile trug unter dem Schnee eine Mütze.<-- wie trägt man unter dem Schnee eine Mütze?  In seinem schwarzen Bart hatten sich weiße Flocken eingenistet.
Seine Augen waren so grün <-- kann sie aus der Entfernung erkennen, dass er grüne Augen hat? wie die vereiste Neretva unter ihr.

Es war kein Zufall, dass sie sich hier begegnet waren.
Eigentlich gab es keine Zufälle.
<-- im ersten Abschnitt meint der Erzähler, es sei Zufall, und hier negiert er es. Passt für mich nicht. Vielleicht lässt du es oben eher weg oder formulierst den Zufallsgedanken im ersten Abshnitt als Frage. So etwas wussten die Greise aus Miles Dorf.
Sie alle hätten sich nie durch Zufall kennengelernt, hatte ihm einst seine Urgroßmutter gesagt.
Schicksal war der Grund.
<-- wenn es nicht Zufall war, dann war es Schicksal. Vielleicht könntest du den "Zufall" einsparen und die beiden Sätze zu einem vereinen.
Ivana schaute über die Neretva hinweg und rauchte sich eine Zigarette.
Den Rauch stieß sie in den Himmel. Er verblasste.

Es war kalt und Mile sah, dass die Mitte der Brücke nicht weit von ihm entfernt war.
Er war lange gereist, um an dieser Brücke anzukommen.
Er wusste nicht, wieso er nach Mostar kam. Zwei Nächte zuvor schien ihn dieser Ort im Traum zu rufen.

Er reiste gerne. Er liebte den Schnee.
Banja Luka war seine Heimat.

Doch auch dort gab es Brücken, Schnee und Eis im Winter.
Auch wenn die Neretva nicht durch Banja Luka floss, so gab es dort einen anderen See.
Er hatte seine Frau zu Hause gelassen, ihr gesagt, er würde bald wieder kommen.
Sie liebte ihn. Doch er wollte atmen

Als er auf der Mitte der Brücke ankam, stellte er sich neben Ivana.
Sie sahen sich nicht an und sie zog an ihrer zweiten Zigarette.

Mile durchbrach die Stille.
„Der letzte Film, den ich gesehen habe, spielte sich auch auf einer Brücke ab.“
Ivana nickte leise.
„Die Brücke war aber wahrscheinlich in Belgrad <-- da es sich hier um Serben handelt, würde ich auch den serbischen Stadtnamen verwenden: Beograd. und nicht in Mostar.“
Antwortete sie und drehte ihren Kopf leicht zu ihm.

Vielleicht mochte es doch einige Zufälle geben.
Vielleicht war es Zufall, dass beide von demselben Film sprachen.

Mile erfuhr, dass ihr Name Ivana war. <-- würde ich weglassen oder umformulieren. Der Leser weiß bereits seit Anfang an ihre Namen.

Sollte er sie zu einem Kaffee einladen?
Sollte sie ihn fragen, ob er einen Kaffee trinken wollte?
Es wurde ja doch ein(Leerzeichen)wenig kalt <-- es ist doch schon kalt. Nun wird es zusätzlich noch ein wenig kalt? und sie waren alleine.

Wie viele Menschen waren sich auf dieser Brücke, so zufällig schicksalhaft, unter solch kalten Umständen begegnet?
Wie viele Schuhsohlen hatten in der Vergangenheit, den vereisten Schnee unter sich aufsingen lassen? Ivana wusste es nicht.
Doch Mile wusste, dass es in diesem Moment nur vier Schuhsohlen waren.

Heute waren es zwei Personen, hörte er den Wind pfeifen.

Sie kannten sich nicht. Doch Sie lachten miteinander wie alte Bekannte.

Die Einsamkeit und der Schnee.
Der Winter.
Manchmal wollte der Winter, dass sich Menschen begegneten.
Er stellte es an, dass sich Menschen unter verschneiten Umständen kennenlernten und diesem Kennenlernen einen bestimmten Sinn im Leben zuordnen wollten.
Er ließ sie davon träumen, wie es wäre sich einander näher zu kommen.
Er täuschte sie durch seine weiss-graue Romantik, einen Moment daran zu glauben, für einander bestimmt zu sein.
<-- ich finde, das ist zu viel Erklärung und könntest überdenken es wegzulassen. Im letzten Absatz hast du Andeutungen von der Bedeutung ihres kurzen Zusammentreffens.

Beide lächelten.
Sie entschlossen sich gegen den Kaffee.
Nun hatten sie einen Grund für ihre Anreise nach Mostar.

In zehn Stunden würde sie von ihm träumen.
In zwei Stunden würde er an sie denken.
Er würde den ganzen Winter an sie denken und an das, was nie zwischen ihnen geschehen war.
Sie würde sich jeden Winter an ihn erinnern.
Und sich wünschen, ihm eines Tages wieder zu begegnen.


LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
missmarple
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
M

Alter: 59
Beiträge: 12
Wohnort: NRW


M
Beitrag01.01.2015 13:07

von missmarple
Antworten mit Zitat

Glückwunsch, der Text liest sich flüssig und ich hatte sofort die passenden Bilder vor Augen.
Vielleicht gibt am Stil bzw. Wortwahl  wirklich noch etwas zu feilen, aber ich will hier nichts zerreden, denn damit zerstöre ich die Bilder in meinem Kopf. Smile
Bin gespannt, wie deine überarbeitete Fassung aussehen wird.

Es grüßt euch die miss
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Johannajuli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Wuppertal


Beitrag20.04.2017 22:17

von Johannajuli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gefühlte hundert Jahre später, habe ich sie nun überarbeitet.

@Constantin: Ich danke dir für deine tollen Tipps! Ich musste so oft lachen, als mir (dank deiner Markierungen) auffiel, wie oft ich mich doch wiederholt habe. lol2
@missmarple: Danke schön liebe miss!smile
@Hopepenless: Den Satz habe ich noch einmal überarbeitet. Es klang vorher doch ziemlich eigenartig:D Danke dir!smile
@gold: Danke für deine tollen und hilfreichen Anmerkungen! Ich finde, dass der Anfang sich mit der Textmitte, wesentlich besser lesen lässt, als vorher:)

Die Geschichte liegt ja nun ein paar Jahre zurück…

Zitat:

Aus der Ferne hörte sie Mile. Sie hörte das laute Knacken unter seinen Schuhsohlen im Schnee. Von der Mitte der Brücke hatte sie eine gute Sicht auf das, was sich vor der Brücke abspielte. Mile trug eine Mütze, in seinem schwarzen Bart hatten sich weiße Flocken eingenistet. 

Ob ihr Zusammentreffen an diesem Tag dem Zufall zu zuschreiben war oder nicht, wussten sie nicht. Ivana schaute über die Neretva hinweg und rauchte eine Zigarette. Den Rauch stieß sie in den Himmel. Er verblasste.

An solch einem Tag wollte keiner hinausgehen. Die Menschen befanden sich in ihren Häusern, vereint mir ihren Familien. In Stuben, die nach Tee und warmer Rakija rochen. Stuben, in denen sie die Vergangenheit memorierten. Ihrer Väter und Urgroßväter gedachten und sich Erzählungen hingaben, in denen der kleinste Bauer zum größten Helden wurde. 
In solchen Zeiten gedachten sie gerne ihrer Toten. 

Mile und Ivana dachten an ihre Familien, die sich vor dem Ofen im Wohnzimmer wärmten.
Ivanas Blick glitt über die vereiste Neretva unter ihr.

Mile sah, dass die Mitte der Brücke nicht weit von ihm entfernt lag. 
Er war lange gereist, um an dieser Brücke anzukommen. 
Er wusste nicht, wieso er nach Mostar kam. Zwei Nächte zuvor schien ihn dieser Ort im Traum zu rufen. 

Er reiste gerne. Er liebte den Schnee. 
Banja Luka war seine Heimat. 

Er hatte seine Frau zu Hause gelassen, ihr gesagt, er würde bald wieder kommen. 
Sie liebte ihn. Doch er wollte atmen.

Als er die Mitte der Brücke erreichte, stellte er sich neben Ivana. 
Sie sahen sich nicht an. Sie zog ein weiteres Mal an ihrer Zigarette.

Mile unterbrach die Stille. 
„Der letzte Film, den ich gesehen habe, spielte sich auch auf einer Brücke ab.“ 
Ivana nickte schweigend. „Die Brücke war aber wahrscheinlich in Beograd und nicht in Mostar.“ 
Antwortete sie nach einer kurzen Pause und drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung. 

Bestimmt war es nur Zufall, dass beide von demselben Film sprachen. 
Sollte er sie zu einem Kaffee einladen? 
Sollte sie ihn fragen, ob er einen Kaffee trinken wollte? 

Wie viele Menschen waren sich wohl zuvor, auf dieser Brücke, unter solchen Umständen, begegnet? Wie viele Schuhsohlen hatten in der Vergangenheit, den vereisten Schnee unter sich aufsingen lassen? Ivana wusste es nicht. 
Doch Mile wusste, dass es in diesem Moment nur vier Schuhsohlen waren. 

Heute waren es zwei Personen, hörte er den Wind pfeifen. 
Und sie lachten miteinander wie alte Bekannte. 

Die Einsamkeit und der Schnee. Der Winter. 
Manchmal wollte der Winter, dass sich Menschen begegneten und ihren Begegnungen, einen besonderen Sinn zu sprachen..

Beide lächelten. 
Sie entschlossen sich gegen den Kaffee. 

In zehn Stunden würde sie von ihm träumen. 
In zwei Stunden würde er an sie denken. 
Er würde den ganzen Winter an sie denken und an das, was nie zwischen ihnen geschehen war. 
Sie würde sich jeden Winter an ihn erinnern. 
Und sich wünschen, ihm eines Tages wieder zu begegnen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag21.04.2017 09:05

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

sehr romantisch und traurig.

Zwei Dinge fallen mir auf:

1) schreibst du aus zwei sehr persönlichen Perspektiven. Damit das den Leser nicht verwirrt, solltest du nicht mit einer davon beginnen, sondern eine Formulierung wählen, die beide Protagonisten berücksichtigt. Also Ivana UND Mile im ersten Satz auftreten lassen.

2) Formatierungs- und Grammatikfehler im einzigen Dialog:

Mile unterbrach die Stille. (Hier kein Zeilenumbruch) „Der letzte Film, den ich gesehen habe, spielte sich auch auf einer Brücke ab.“  
(Hier ein Abschnittswechsel)
Ivana nickte schweigend. „Die Brücke war aber wahrscheinlich in Beograd und nicht in Mostar (hier kein Punkt)“, (hier ein Komma und klein weiter) antwortete sie nach einer kurzen Pause und drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung.

Alternativ das "antwortete sie nach einer kurzen Pause" weglassen, sondern nur "Sie drehte ihren ..."

Grüße
Rainer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Johannajuli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Wuppertal


Beitrag21.04.2017 11:09

von Johannajuli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Rainer: Danke fuer den Hinweis. Du Hast recht, es macht mehr Sinn, wenn ich beide Protagonisten einleite. Und Danke fuer die Korrektur. Den Text werde ich dann gleich noch einmal überarbeiten.smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rezensionen
,,Die Ärztin“- ein Theaterstück m...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Rezensionen 0 19.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Hallo an alle und eine kleine Vorstel...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Roter Teppich & Check-In 2 18.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge SmallTalk im DSFo-Café
Machen Sie eine typische Handbewegung
von hobbes
hobbes SmallTalk im DSFo-Café 1 17.04.2024 13:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Felsenthron (eine Liebeserklärung)
von V.K.B.
V.K.B. Redlight District 3 10.04.2024 23:27 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Moin an alle und eine kleine Vorstellung
von writersblockandtea
writersblockandtea Roter Teppich & Check-In 2 07.04.2024 15:00 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlung

von hexsaa

von Akiragirl

von Jana2

von Constantine

von Ruth

von last-virgin

von Maria

von nicolailevin

von Valerie J. Long

von Kojote

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!