18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Austriazismen unerwünscht?

 
 
Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 301
Wohnort: Österreich


Beitrag14.11.2014 11:38
Austriazismen unerwünscht?
von Epiker
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es ist eine Tatsache, dass die österreichische Variante des Deutschen eine andersartige ist wie das Bundesdeutsche (und ich spreche nicht vom Dialekt).

Was in Deutschland ein Stuhl ist, ist in Österreich ein Sessel. Mit "Hand" oder "Fuß" meint ein Österreicher durchaus meist den gesamten Arm und das ganze Bein. Der 1. Monat heißt nicht Januar, er heißt Jänner. Der Rettungsdienst wird nur "die Rettung" genannt. Eine Kasse ist eine Kassa.
Ein Schrank ist ein Kasten, eine Spülmaschiene ist ein Geschirrspüler, eine Kartoffel ist ein Erdapfel, eine Arztpraxis ist eine Ordination etc. etc.

Ich habe jetzt vor einiger Zeit von österreichischen Autoren gelesen, die die Erfahrung machen mussten, dass "ihr Deutsch" nicht passend für eine gesamtdeutsche Veröffentlichung sei, weil sie ihre Werke in österreichischem Deutsch abgefasst haben.

So z.B. änderten ihnen die Lektoren ausnahmslos alles um, was nicht dem Bundesdeutschen entsprach (sprich; aus "Sesseln" wurden plötzlich "Stühle" usw.).
Es ist schon etwas länger her und so weiß ich nicht mehr genau woher ich die Quelle habe, aber den Kern um den es da ging hab ich nicht vergessen.

Deshalb würden mich vor allem jetzt die Erfahrungen von österreichischen Autoren interessieren, habt ihr schon ähnliche Erfahrungen machen müssen?
Wie sehen das deutsche Kollegen?

Wenn ein Österreicher einen Roman schreibt, kann er dann das ihm vertraute und gewohnte österreichische Standartdeutsch verwenden oder hat er verdammt nochmal gefälligst das Bundesdeutsche zu verwenden (also nix mit Jänner oder Sessel)?

Wenn es wirklich so wäre, wäre mir das sehr befremdlich, vor allem wenn man sich ansieht, wie es mit deutschen Übersetzungen von modernen amerikanischen Romanen gehandhabt wird.
Ich habe in letzter Zeit drei Romane von Stephen King hintereinander gelesen und sie alle waren (trotz Übersetzung) mit Anglizismen nur so überladen, wie z.B. das obligatorische "Momy" und "Daddy" (was man ruhig in "Mami" und "Papi" übersetzen hätte können).

Da fragt man sich, wenn ein Daddy statt eines Papi in Ordnung ist, warum dann aber nicht ein Sessel anstatt eines Stuhls?


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag14.11.2014 11:57
Re: Austriazismen unerwünscht?
von Nicki
Antworten mit Zitat

Epiker hat Folgendes geschrieben:

Da fragt man sich, wenn ein Daddy statt eines Papi in Ordnung ist, warum dann aber nicht ein Sessel anstatt eines Stuhls?


In Deutschland versteht man unter einem Daddy einen Papi und nichts anderes. Keine Verwechslung möglich.
Wenn ich einen Stuhl als Sessel bezeichne, was ist denn dann ein richtiger Sessel?


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein


*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag14.11.2014 12:06

von Harald
Antworten mit Zitat

Ich würde es so handhaben, wie ich mit den Dialekten auch: Handlung etc. in Hochdeutsch, höchstend einige - dem Autor für das Verständnis wichtige - Wörter in angedeutetem Dialekt, derne mit einer launigen „Erklärung" …

Beispielsatz aus einem Abschnitt meiner Jugenderinnerungen ►

Oma Gretchen legte großen Wert darauf, dass man einen „Baldin" (Ausdruck für Schal) um den Hals wickelte, auch wenn das Wetter noch deutlich gemäßigt war, „es kennt jo kaalt wern …


_________________
Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag14.11.2014 12:30

von rieka
Antworten mit Zitat

Den ‚Baldin‘ kenne ich auch noch. Very Happy
Im tiefsten Dialekt aufgewachsen, trauere ich teilweise darüber, dass manche Begriffe schlichtweg vergessen werden.

Ich fände es schade, wenn die alten Wörter die landeseigenen oder die gebietseigenen Wörter verschwinden würden. Ich weiß nicht, ob ich zu fanatisch bin, aber ich ärgere mich öfter über eine Reduzierung der Sprache. Und das wäre es meiner Meinung nach. Die neuen Begriffe müssen deshalb ja nicht vermieden werden.

@Harald. Deinen Vorschlag finde ich eine gute Lösung. Daumen hoch

@Epiker. Wir müssen heute so viele neue (manchmal reduzierende) Wörter lernen. Tu uns den Gefallen und lass‘ uns weiter die Wortspezialitäten auch Österreichs sehen. Daumen hoch²
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 301
Wohnort: Österreich


Beitrag14.11.2014 12:35

von Epiker
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Harald hat Folgendes geschrieben:
Ich würde es so handhaben, wie ich mit den Dialekten auch: Handlung etc. in Hochdeutsch, höchstend einige - dem Autor für das Verständnis wichtige - Wörter in angedeutetem Dialekt, derne mit einer launigen „Erklärung" …

Beispielsatz aus einem Abschnitt meiner Jugenderinnerungen ►

Oma Gretchen legte großen Wert darauf, dass man einen „Baldin" (Ausdruck für Schal) um den Hals wickelte, auch wenn das Wetter noch deutlich gemäßigt war, „es kennt jo kaalt wern …


Ich habe extra eingangs erwähnt, dass ich NICHT von Dialekten spreche, sondern vom österreichischen Standartdeutschen, sprich österreichisches Hochdeutsch, weshalb dein Dialektbeispiel ein wenig fehl am Platz ist, wo es ja explizit um die unterschiedlichen Varianten des Hochdeutschen geht und NICHT um den Gegensatz Dialekt vs. Hochdeutsch.

EDIT: Für alle die glauben, mit "österreichischem Deutsch" sei ein Dialekt gemeint (nein die Hochsprachenvariante ist gemeint): http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_Deutsch


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag14.11.2014 12:55

von rieka
Antworten mit Zitat

Kürzlich habe ich mir einen Text von einer österreichischen Freundin korrigieren lassen. Ein mir hier geläufiger Begriff war für sie verwirrend, weil er im österreichischen anderes als in Deutschland beinhaltet. (Weiß nicht mehr welchen) Da ich möchte, dass auch sie versteht, habe ich den Text umformuliert.
Nicht aus ‚Unterwerfung‘. Ich wollte, dass auch sie den Text so aufnimmt, wie ich ihn gemeint habe.
Wenn ich das möchte, MUSS ich einen Mittelweg finden.  

Vielleicht kommt es darauf an, für wen oder was ich schreiben möchte.
Geht es mir darum, einen Gedanken rüberzubringen? Dann sollten den so Viele wie möglich verstehen.
Geht es mir darum, die Eigenheit eines Landes, eines Gebietes zu betonen? Dann sollte die Sprache, so wie sie ist, auch einfließen.

Meine Meinung

Übrigens:
Harald hat geschrieben 'mach es so WIE'.
Er hat nicht geschrieben, dass es das Selbe, das es ein Dialekt ist.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
meerenblau
Reißwolf
M


Beiträge: 1320



M
Beitrag14.11.2014 13:02
Re: Austriazismen unerwünscht?
von meerenblau
Antworten mit Zitat

Epiker hat Folgendes geschrieben:

Da fragt man sich, wenn ein Daddy statt eines Papi in Ordnung ist, warum dann aber nicht ein Sessel anstatt eines Stuhls?


Wegen der Verwechslungsgefahr?

Was sagen Österreicher denn zu einem Sessel, wenn sie mit Sessel Stuhl meinen?

Ansonsten habe ich schon Bücher von österreichischen Autoren gelesen, wo es von Österreichizismen nur so wimmelte (Jänner, Paradeiser, Marillen etc.). Dass also das Österreichische eingebundesdeutscht werden muss, ist vielleicht nur die Meinung eines einzelnen, austrophoben Lektors?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fuchsia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
F

Alter: 47
Beiträge: 779



F
Beitrag14.11.2014 13:09

von Fuchsia
Antworten mit Zitat

Ich würde sagen, dass kommt darauf an, wo die Handlung spielt. Wenn die Handlung in Österreich angesiedelt ist, sind Austriazismen (schönes Wort!) ja erwünscht, weil sie zum Lokalkolorit beitragen. Bei der Stephen King Übersetzung gehe ich davon aus, dass die Handlung in den USA angesiedelt ist, also hilft es den Lesern sich in dem amerikanischen Setting zu verankern, wenn die Leute "Mommy" und "Daddy" und "Babe" sagen.
Bei Stephen King darf der Januar aber nicht Jänner heißen - und jeder Lektor wird den Jänner streichen, wenn das östrreichische Manuskript für den deutschsprachigen Markt gedacht ist.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
meerenblau
Reißwolf
M


Beiträge: 1320



M
Beitrag14.11.2014 13:15

von meerenblau
Antworten mit Zitat

Fuchsia hat Folgendes geschrieben:

Bei Stephen King darf der Januar aber nicht Jänner heißen - und jeder Lektor wird den Jänner streichen, wenn das östrreichische Manuskript für den deutschsprachigen Markt gedacht ist.


Ist nicht jedes österreichische Manuskript für den deutschsprachigen Markt gedacht? Very Happy
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fuchsia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
F

Alter: 47
Beiträge: 779



F
Beitrag14.11.2014 13:24

von Fuchsia
Antworten mit Zitat

meerenblau hat Folgendes geschrieben:
Fuchsia hat Folgendes geschrieben:

Bei Stephen King darf der Januar aber nicht Jänner heißen - und jeder Lektor wird den Jänner streichen, wenn das östrreichische Manuskript für den deutschsprachigen Markt gedacht ist.


Ist nicht jedes österreichische Manuskript für den deutschsprachigen Markt gedacht? Very Happy


 wink Ok, für den Bundesdeutschen "wir-sind-hier-in-Hannover-und-sprechen-allerreinstes-Hochdeutsch, ihr Nuschler!" -Markt
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
suntime
Geschlecht:männlichEselsohr
S


Beiträge: 433



S
Beitrag14.11.2014 13:27

von suntime
Antworten mit Zitat

Das Problem mit dem Verständnis der Wörter/der Sprache ist ein grundsätzliches. Im Falle einer Verwechslungsgefahr, ob eine Hand oder ein Arm abgetrennt wird oder ob Geld in einem Schrank oder in einem Kasten versteckt wird, kann da beim Leser schon einen Unterschied machen. Etwas, das auf keinen Fall passieren darf.

Eine Verwendung der Begriffe bei gleichzeitiger Erklärung, wie auch immer, mag da eine brauchbare Hilfe sein, aber sie ist von der Natur der Sache her auf ein Minimum zu begrenzen. Außerdem darf nicht der Fehler begangen werden, zu glauben, dass der Leser zweihundert Seiten weiter immer noch weiß, dass ein Kasten ein Schrank ist.

Schreibt man beispielsweise einen historischen Roman, ist man auch geneigt, das durch die Verwendung der damals gebräuchlichen Begriffe zu untermauern. Hier läuft man ebenfalls Gefahr, durch den leichtfertigen Gebrauch aktueller Begriffe den historischen Charakter zu zerstören. Bei Kenntnis der Verwechslungsgefahr bleibt einem wohl nur übrig, die Begriffe zu vermeiden oder Umschreibungen dafür zu verwenden.

Ich persönlich finde es schade, eine Geschichte in Österreich spielen zu lassen und auf die dort gebräuchlichen Begriffe zu verzichten oder sie quasi bewusst falsch zu verwenden (auf die österreichische Sprache bezogen). Aber das der Leser die Geschichte mit falschen Begriffen/Geschehnissen im Kopf weiter liest, muss ja wohl unbedingt vermieden werden.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hwg
Geschlecht:männlichSchreiberling

Alter: 80
Beiträge: 499
Wohnort: A 8786 Rottenmann


Beitrag14.11.2014 14:05

von hwg
Antworten mit Zitat

Hand und Arm sowie Fuß und Bein
sind auch hierzulande getrennte
Begriffe, die oft nur aus sprachlicher
Schlamperei "vereinheitlicht" werden.

Als Autor bestehe ich grundsätzlich
auf die Beibehaltung österreichischer
Schreibweisen und habe damit auch
bei Veröffentlichungen in D bisher keine
Probleme gehabt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
XY
Gänsefüßchen
X


Beiträge: 36



X
Beitrag14.11.2014 14:25

von XY
Antworten mit Zitat

Hallo Epiker,

auf die von Dir aufgeworfenen Fragen gäbe es mehrere Antworten. Zum einen geht’s um das Verständnis. Stuhl und Sessel, Januar und Jannär. Autoren sind grundsätzlich gehalten, sich der Zielgruppe entsprechend verständlich auszudrücken!

Daraus folgt in logischer Konsequenz: Bist du Österreicher und reicht deine Zielgruppe in den Bundesdeutschen Raum, wirst du deren Sprachgewohnheiten bedienen müssen. Als Bundesdeutscher hätte ich Jannär nicht mit Januar und Ordination nicht mit einer Arztpraxis in Verbindung gebracht.

Wogegen Erdäpfel und Spülmaschine schon auf Verständnis stießen, sofern beides im passenden Kontext angeboten würde. Derartige Begriffe fallen eher dem Verlangen nach der Präzision des Ausdrucks zum Opfer.

Die angesprochenen, fremdsprachlichen Rückstände, sind ein völlig anderes Thema. Sie sind gewollte Stilmittel und dienen vor allem dem Stimmungsbild der Leser. Greifen wir als Beispiel Mrs. Greenwood auf. Wer Briten sprechen hörte, insbesondere in den üblichen überspitzten Krimis und Komödien, wird die für unsere Ohren seltsame Sprachmelodie während des Lesens automatisch  abrufen.

Dies wäre im Falle konsequenter Übersetzung nicht gut möglich. Oder käme dir beim Lesen von „Frau Grünwald“ die englische Sprachmelodie in den Sinn? Eher nicht. Die fremdsprachlichen Anteile verankern den Ort des Geschehens und die damit verbundenen Zusatzinformationen (Sprachmelodie) im Bewusstsein der Leser und stabilisieren die Illusion, sich in einem anderen Kulturkreis zu befinden.

Zudem gibt es für diverse Begriffe und Eigennamen zahlreicher Sprachen keine sinnvolle Übersetzung. Berücksichtigt man nun, dass Autoren wie Verlage eine möglichst große Zielgruppe erreichen möchten, erscheinen die gängigen Regelungen eher als alternativlos.  

L.G.
XY
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Lana
Leseratte
L


Beiträge: 112
Wohnort: Berlin


L
Beitrag14.11.2014 15:04
Re: Austriazismen unerwünscht?
von Lana
Antworten mit Zitat

Epiker hat Folgendes geschrieben:
Es ist eine Tatsache, dass die österreichische Variante des Deutschen eine andersartige ist wie das Bundesdeutsche (und ich spreche nicht vom Dialekt).


Da fängt es schön an: Es muss heißen "ALS die bundesdeutsche"! Wink
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
meerenblau
Reißwolf
M


Beiträge: 1320



M
Beitrag14.11.2014 15:48

von meerenblau
Antworten mit Zitat

XY hat Folgendes geschrieben:

Daraus folgt in logischer Konsequenz: Bist du Österreicher und reicht deine Zielgruppe in den Bundesdeutschen Raum, wirst du deren Sprachgewohnheiten bedienen müssen. Als Bundesdeutscher hätte ich Jannär nicht mit Januar und Ordination nicht mit einer Arztpraxis in Verbindung gebracht.


Hademar Bankhofer hat sich auch nicht darum gekümmert und seine Bücher gingen weg wie geschnitten Brot, auch in Deutschland, und ich finde schon, dass man Jänner und Ordination auch als Bundesdeutscher problemlos zuordnen kann.

"Regelungen" gibt es sowieso nicht. Ob in einem Text nun Austrozismen auftauchen oder nicht, dürfte eher an einer Mischung aus den Vorlieben des jeweiligen Lektors und der Entschlossenheit des Autor liegen.

Wobei natürlich doppeldeutige oder missverständliche Austrozismen vermieden werden müssten (Stuhl/Sessel, wenn dem denn so sein sollte). Das finde ich aber auch nicht problematisch, das geht ja allen so, die aus einem Sprachraum kommen, der sich nicht unbedingt mit dem hochdeutschen Sprachraum deckt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag14.11.2014 17:26
Re: Austriazismen unerwünscht?
von seitenlinie
Antworten mit Zitat

meerenblau hat Folgendes geschrieben:
Was sagen Österreicher denn zu einem Sessel, wenn sie mit Sessel Stuhl meinen?

http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/%C3%96sterreichisches%20Deutsch/Sessel%20-%20Stuhl
http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/%C3%96sterreichisches%20Deutsch

Sie mögen es etwas vornehmer und sagen Fauteuil.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rike Charlotte
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 56
Beiträge: 251
Wohnort: In den Wäldern des Einhorns


Beitrag14.11.2014 18:32

von Rike Charlotte
Antworten mit Zitat

Die Antwort ist doch ganz einfach:
Ich verstehe Österreichisch nicht, mit Anglizismen wächst man auf.

Mami ist Mum und Papi Dad weil solche Verniedlichungen im Deutschen mit einer anderen Emotionalität verknüpft sind.

Ich persönlich hätte nie gewusst, was bei Euch eine Ordination ist - kenne nur Subordination, und davon auch nur eine von drei möglichen Bedeutungen. Und der von dir erwähnte österreichische Autor schreibt, soweit ich ergooglen konnte, Gesundheitsbücher, und musste sich doch sicher auch einem hochdeutschen Lektorat unterziehen.

Selbst einen bayrischen Text zu lesen, würde Schwierigkeiten bedeuten, weil's einfach so anders ist...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
THomas_of_Glentworth
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 37
Beiträge: 51
Wohnort: St.Ingbert


Beitrag14.11.2014 19:40

von THomas_of_Glentworth
Antworten mit Zitat

Also Ordination hätt ich jetzt auch nicht gekannt. Aber ob ich jetzt in meinem Roman eine Spülmaschine oder einen Geschirrspüler habe ist doch echt Haarspalterei von den Lektoren(bei uns im Saarland sagt man übrigens beides).

Mich würde aber auch mal interessieren ob es in Österreich dann ein anderes Wort für das gibt was in Dtld. ein Sessel ist. Oder nennt ihr einfach alles Stuhl und es gibt eben verschiedene Varianten von "Stühlen".

Grundsätzlich find ich es ganz nett solche Wörter in einem Buch zu finden(Vielleicht ein kleines Lexikon am ende für so was wie Ordination), aber ich glaube das ist nur ein weiteres Beispiel davon das man mittlerweile überall versucht die Sprachunterschiede zu meucheln.

Dialekt(und insofern ist der Unterschied Deutsch Öster-Deutsch ja nichts anderes) schein unerwünscht in der modernen Welt. Stirbt eben den Tod aller Traditionen...


_________________
Das Universum ist unendlich, und
wir sind so winzig. Es gibt
eigentlich nur eines das wir
wirklich kontrollieren können- ob
wir gutes tun, oder böses!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag14.11.2014 22:26

von lupus
Antworten mit Zitat

Rike Charlotte hat Folgendes geschrieben:
Die Antwort ist doch ganz einfach:
Ich verstehe Österreichisch nicht, mit Anglizismen wächst man auf.


ich hoffe aber doch, dass zumindest Ohrensessel ein Begriff ist


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
medizynicus
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 477
Wohnort: Bad Dingenskirchen


Beitrag14.11.2014 23:15

von medizynicus
Antworten mit Zitat

...wer einmal österreichische Schriftsprache vom Feinsten kennenlernen möchte, dem seien die "Metzger-Krimis" von Thomas Raab empfohlen, nicht allein aufgrund der unnachahmlichen Bandwumsätze sondern gleichermaßen des herrlichen Spiels mit den Austriazismen wegen, welche auch dem aus dem nordwestlichen Nachbarn Österreichs stammenden Leser durchaus verständlich gemacht obgleich niemals explizit erklärt werden, wobei als kleine Besonderheit zu erwähnen ist, dass obgleich die meisten Geschichten zumindest zum Teil, gelegentlich auch zum überwiegenden Teil ganz offensichtlich in Wien spielen, weder jene Stadt noch andere Orts- und Landesnamen jemals explizit erwähnt werden.

Okay, der Typ ist einfach genial:
Österreichisches Deutsch vom Feinsten.
Und seine Bandwurmsätze.... köstlich!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Skype Name
hwg
Geschlecht:männlichSchreiberling

Alter: 80
Beiträge: 499
Wohnort: A 8786 Rottenmann


Beitrag15.11.2014 11:37

von hwg
Antworten mit Zitat

Also, ich sitze auf einem Sessel.
Stuhl hat für mich etwas mit Stuhlgang zu tun... Laughing
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Sissi Fuß
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 385
Wohnort: zwischen vielen Büchern


Beitrag15.11.2014 12:05

von Sissi Fuß
Antworten mit Zitat

Schöne Beispiele für Austriazismen gibt es auch in den Alpenkrimis von Jörg Maurer. Sein Problemlöser Swoboda redet so schön österreichisch daher, auch mit Spezialausdrücken aus dem Gangstermilieu. Der Autor versetzt sich in seine Figuren hinein und man sieht sie förmlich vor sich: die Bayern,
die Österreicher, die Chinesen, die Touristen aus allen möglichen Ländern und Pierre Brice, der auch eine Gastrolle hat. Die regionalen Begriffe machen die Geschichte interessant und authentisch. Wenn sie gar so exotisch und unverständlich daherkommen, kann man ja am Ende des Romans ein Glossar anhängen.


_________________
Die Inspiration ist überall. Sie muss dich nur beim Arbeiten finden.
Pablo Picasso
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 5 Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Worterfindungen - unerwünscht?
von Tjana
Tjana Genre, Stil, Technik, Sprache ... 21 09.12.2016 21:38 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge 2. FFF
Unerwünscht
von Guy Incognito
Guy Incognito 2. FFF 23 27.09.2009 23:29 Letzten Beitrag anzeigen
Dieses Thema ist gesperrt, Du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten. Agenten, Verlage und Verleger
Forums-Kritik unerwünscht?
von McAllistair
McAllistair Agenten, Verlage und Verleger 11 17.09.2009 16:41 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von hexsaa

von seppman

von sleepless_lives

von Beka

von Maria

von ELsa

von MosesBob

von Mogmeier

von Berti_Baum

von versbrecher

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!