18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> 8. FFF
Klingelton

 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
ErieBee
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E


Beiträge: 45



E
Beitrag29.06.2014 21:00
Klingelton
von ErieBee
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Klingelton
Jan öffnete die Augen. Doch das hatte schon die ganze Nacht keinen Unterschied gemacht. Denn das Zimmer war stockdunkel. So dunkel, wie ein Zimmer im Studentenwohnheim eben ist, wenn man den Rollladen am Abend vor dem Examen ganz herunterlässt. Dann zu schlafen versucht. Dann aufsteht und den Lichtschlitz unter der Tür mit einem zusammengerollten Handtuch abdichtet. Dann zu schlafen versucht. Dann den Stecker vom Computer und vom Radiowecker zieht um die LEDs und Digital-Zahlen zu löschen. Dann zu schlafen versucht. Dann den dünnen Lichtstrahl vom Smartphone anmacht und sich dort vorsichtshalber noch zwei zusätzliche Weckzeiten einstellt. Dann zu schlafen versucht. Dann die verdammte Neonröhre über dem Waschbecken kurz an- und gleich danach wieder ausmacht, um bei ihrem kalt-flackernden Schein noch einen Schluck aus dem Wasserhahn zu trinken. Dann zu schlafen versucht. Dann in die Dunkelheit blinzelt. Und so weiter. Die ganze verdammte Nacht lang.
Er war vollkommen durch, als das Getöse des Smartphones losging. Das Ding vibrierte auf dem kleinen Holztisch neben dem Bett und zappelte dabei und leuchtete auf und johlte zu allem Übel noch: „das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag“. Gestern Abend hatte er das noch lustig gefunden.
Er zog den Rollladen hoch und das gleisende Licht des Frühsommertags schnitt gemein durch Kopf. Er schlurfte über den Gang zur Dusche.
Gut eineinhalb Stunden später stand er vor dem Prüfungsausschuss. Sein Entwurf hing an der Wand. Daneben die Mappe mit den Zeichnungen. Auch sein Laptop mit den Entwürfen hatte er mitbringen müssen.
Ausgerechnet Professor Mayer betrachtete, die Hände auf dem Rücken, lange Jans Abschlussarbeit. Dann drehte er sich langsam um. Das sah gar nicht gut aus.
„Was haben Sie sich nur dabei gedacht, Herr Student?“, Mayer war abfällig, aber man kannte ihn nur so. „Die letzten beiden Semester reden wir hier über Nachhaltigkeit, über Transparenz, über leichte und offene Materialien, über die Schlichtheit der Entwürfe und SIE? Junger Mann? Was machen SIE daraus?“
„Stahlbeton, ich weiß“, flüsterte Jan, mal wieder vollkommen eingeschüchtert. Dann erklärte er, was er sich zurecht gelegt hatte. Was der Prof vielleicht akzeptieren würde. Nicht erklärte er allerdings, wo er aufgewachsen war. Nicht, wie er als Kind auf die Risse geschaut hatte, da im zwanzigsten Stock, während er darauf wartete, dass die Tür ging und seine Mutter von ihrer Schicht zurückkam. Nicht, warum es ihm so wichtig war, aus der Stahlbetonzeit den Stahlbeton mit zu nehmen und endlich – endlich! - zu bezwingen. Nicht, wie wichtig es gewesen war, im neuen Entwurf die alte Enge zu sprengen. Und dem Beton die Freiheit zu geben. Das ging den Prof nämlich gar nichts an.
Jan wartete lange im Flur. Auch hier: graue Böden, weiße Wände, Stahlbeton und Neonlicht. Er wusste genau, dass das Warten sinnlos war. Er konnte genauso gut gehen. Raus hier, in die Sonne. Der Mutter kurz durchgeben, dass er hier gescheitert war. Dass die Semester nach der Regelstudienzeit noch mehr kosteten. Den Vater noch schmoren lassen. Oder sich vor der Unterredung drücken, je nachdem, wie man das sah.
Er schreckte auf, als Mayer ihn hereinrief. Er zuckte zusammen, als man ihm sagte, dass er bestanden hatte. Knapp. Aber bestanden. Er begann, Leichtigkeit zu spüren, als sein Kumpel Uli ihm auf die Schulter klopfte. Er schaltete sein Lächeln auf Autopilot, als er Mayer ein letztes Mal - ! – die Hand geben musste. Er wurde schneller, als er durch die Tür ging und den Gang entlang und hinaus, hinaus in die Sonne.
Mama weinte am Telefon. Sie hatte Nachtschicht. Morgen würden sie sich nachmittags zum Türken setzen. „Das müssen wir doch feiern, oder?“, lachte sie zwischen zwei Schluchzern.
Genau in diesem Moment klingelte Lisas Smartphone am anderen Ende der Stadt: Das ist die perfekte…., Gott! Sie musste sich echt mal einen anderen Klingelton suchen.
Bitte nicht gerade jetzt, dachte Lisa und fischte das Telefon aus der Tasche ihres Krankenschwesterkittels. Die Patientin guckte streng zu ihr und sie murmelte ein „Entschuldigung“ und verließ den Raum, was bestimmt nicht gut ankommen würde. Schon wieder Abzug in der B-Note. Am Ende des Flurs sah sie die Oberschwester mit einem Patienten reden. Bitte, flehte sie innerlich, gib mir ´ne Minute.
„Süße, wann hast du Schluss?“, rief ihre Freundin Hannah aufgedreht ins Telefon. „Mädelsabend! Und Jungs-Abend hoffentlich!“
„Ja, weiß ich doch!“, flüsterte Lisa, „wir treffen uns um acht zum Anglühen bei mir, o.k.?“ und sie legte auf. Denn Frau Pinguin – böse, aber so sah sie halt aus – kam schon angeflogen. Der Rest des Tages war öde. ÖÖÖÖDE. ÖÖÖÖÖÖÖÖDE.
Und dann endlich – endlich! – vorbei. Raus hier. Raus aus diesem fiesen Licht. Diesen grünen Wänden. Diesen rechten Winkeln. Raus. In. Den. Sommerabend. YOLO!
Sie rannte zur U-Bahn. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
Und das war immer noch da, als sie mit Hannah ein paar Stunden später in der Warteschlange zur Disko stand. Der alte Bunker hatte sich längst ins Stadtbild geschmiegt und gab ihnen seit Jahren Spaß, Freunde, Musik. Irgendwie so was wie Geborgenheit.
Stahlbeton, dachte Jan, auch hier. Aber er dachte nicht lange daran. Neben ihm war Uli. Und die anderen. Jedenfalls die, die bestanden hatten. Seit Stunden waren sie in der Stadt unterwegs. Die Neonlichter über dem Eingang sahen seltsam wackelig aus. Vielleicht doch ein oder zwei Bier…. – ach was. Heute war das doch egal. Er hatte bestanden. Nur das zählte.
Aus dem Bunker klang Musik. Richtig coole Musik. Lisa wippte mit den Fersen, ihre Hüften wollten auch nicht mehr stillhalten. Ihr Blut kribbelte ein bisschen, Sekt. Wie schön doch so ein Sommerabend sein konnte. Sie blickte hoch. Die Neonröhren über dem Eingang leuchteten warm und bunt malten den Namen an die Wand. Nur an einer Stelle war ein Buchstabe ausgefallen. Schon seit Jahren. Ihr Handy klingelte. Peinlich, hier so mit Juli in der Warteschlange. Aber gut. Anna wollte noch dazukommen, Klara. „Sicher doch, Mädels, macht euch auf den Weg!“
Sie steckte das Handy weg. Dann klingelte es wieder. Sie holte es aus der Tasche, wollte schon loslegen, aber da war kein Anruf. Ein paar Meter hinter ihr lachte jemand laut. Ein Typ. Sie sah ihn da stehen, er winkte ihr, hielt sein Smartphone ans Ohr, zeigte mit dem Zeigefinger der anderen Hand theatralisch drauf.
Sie musste auch lachen. War ja wohl nicht möglich, dass der den gleichen Klingelton hatte!
Später tanzten sie, tranken, lachten. Schauten sich immer wieder an. Näherten sich. Berührten sich. Die Lichtanlange war genauso laut wie die Musik. Es war heiß. Eng.
„Lass mal rausgehen“, sagte Jan und sie saßen am Eingang bis obend dir Reklame ausging, weil es Tag geworden war. Der perfekte Tag, übrigens.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3376
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag01.07.2014 13:08
Einzelszenen gut eingefangen, Zusammenführung etwas lahm
von Michel
Antworten mit Zitat

Student verhaut die Prüfung - fast. Vorher schlaflose Nacht.
Krankenschwester verabredet sich für den Abend. Chefin sauer.

Zwei Handlungsstränge, die erkennbar aufeinander zulaufen und sich im Happy-End treffen. Genau das war mir etwas zu flach. Die gleiche Handy-Melodie fand ich als Flirtstart etwas mau: Wie oft habe ich schon irgendwo den gleichen Ton gehört wie von meinem Phone?
Was mir richtig gut gefiel: Die Beschreibung der Schlaflosigkeit und die unendlichen Versuche, noch etwas Ruhe zu finden. Etwas distanziert, nicht direkt im Kopf des Prota, aber mit diesem ironischen Ton, in dem man das später im Biergarten erzählen würde. Bin ich dabei.

Fazit: Einige sprachliche Perlen, Pointe trägt aber noch nicht.

Herzliche Grüße, Michel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Andrea Conrad
Wortedrechsler


Beiträge: 84
Wohnort: Bingen am Rhein


Beitrag01.07.2014 16:26

von Andrea Conrad
Antworten mit Zitat

Der Text fängt sehr gut an. Die Schilderung über Jan und seine schlaflose Nacht - super. Auch die Situation bei der Prüfung und seine Beweggründe, warum er sich für diesen Entwurf entschieden hat.
Leider flacht der Text, in meine Augen, im zweiten Teil etwas ab. Die Beschreibung der Protagonistin kommt nicht an die von Jan heran und das Ende hätte etwas prickelnder sein können. Rolling Eyes
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag01.07.2014 16:40

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

die Idee des Architekurstudenten, der die Stahlbetonstrukturen mit neuen Ideen aufbrechen will für mehr Licht und Luft gefällt mir richtig gut. Den Teil mit Lisa, die so unverhofft in der Geschichte auftaucht, finde ich irgendwie "störend" zum ersten Teil. Klar der Klingelton sollte eine Rolle spielen, aber eigentlich wäre es gar nicht nötig gewesen. Auch die Mutter, die Nachtschicht hat, hätte es nicht unbedingt gebraucht. Durch das neue Bewertungssystem, dass nur die Punkte für 10 Texte zulässt, bist Du leider knapp nicht dabei.
Viele Grüße
Piratin


_________________
Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.07.2014 21:49

von Constantine
Antworten mit Zitat

Danke für deinen Beitrag. Ich machs kurz: Vorgaben sind erfüllt, sprachlich ist dein Text ok und in der kürze der Zeit eine schöne und tolle Geschichte. Zu bemängeln wäre, dass die Protas vor der Begegnung im Vordergrund stehen, aber als sie sich kennenlernen, wirst du extrem kurzatmig und zählst eher auf, was sie tun, als es herauszuarbeiten, wie ihr gemeinsamer Abend im Club und ihr Kennenlernen verläuft. Wahrscheinlich aus Zeitmangel musstest du dich zum Schluss hin kürzer fassen. Das schmälert für mich den Gesamteindruck nur minimal, auch wenn ich mir mehr über die beiden im Club gewünscht hätte, anstelle ihrer etwas zu detaillierten Vorgeschichte.
Du hast in der kurzen Zeit zwei Charaktere erschaffen, sie spürbar, greifbar, erlebbar gemacht und das ist toll. Prima!
Deine Geschichte fand ich insgesamt sehr positiv und toll und du hast es in meine Top 10 geschafft: dix points. Smile

Merci beaucoup.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.07.2014 22:31

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo, gefiel mir gut, wie du hier die Parallelgeschichte aufbaust. Besonders mochte ich die Jan-Sicht. Manchmal fand ich zwar, dass die beiden Handlungen noch nicht genügend verknüpft sind, und noch ein wenig ruppig - oder unrund wirkt, aber die Idee ist trotzdem sehr sehr nett. Und der Zusammenschluss mit dem Klingelton und der perfekten Welle. Witzig gemacht.
Viele Grüße Zufall
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag02.07.2014 22:55

von anuphti
Antworten mit Zitat

Die Geschichte, die am schlüssigsten die Schönheit von Stahlbeton darstellt hat.

Tolle Idee mit den zwei Handlungssträngen. Gerne gelesen.

Insgesamt fünfter Platz und damit 6 Punkte von

Nuff


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag02.07.2014 23:16

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo,

hast du dein Handy auf stumm geschaltet?

Leider hat es dein Text bei mir nicht unter die 10 geschafft.

Ein langer Text. Respekt für die Arbeit, die dahinter steckt. Wie bei allen Texten sind lässliche kleine Fehler drin. Die Themenvorgabe ist sehr gut in die Jan Passage eingebunden. Sowohl die beiden Schlagworte, als auch der Aspekt der Zeit durch Jans Rückerinnerung sind hervorragend umgesetzt, wie ich finde. Bis dahin gefällt mir der Text sehr gut. Auch Jans Zweifel sind glaubhaft dargestellt.

Mit Lisas Auftritt verliert mich der Text. Die Figur erscheint mir blass. Einen Bezug zum Thema vermag ich nicht zu erkennen. Auch die Brücke mit dem Handy, der vermeintliche Gleichklang mit der Jan Passage überzeugt mich nicht. Wo Jan glaubhaft von der perfekten Welle geweckt wird, halte ich die Szene im Krankenzimmer nicht für gelungen. Lisa wird dadurch auch nicht sympathisch.

Zudem wird die ohnehin nicht überraschende Pointe am Schluss bereits angekündigt.

Das 'übrigens ' im letzten Satz solltest du streichen.

Fazit: Dem Einstieg mit Jan bin ich gerne gefolgt. Das was danach kam, hat mich nicht überzeugt.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag03.07.2014 18:28

von shatgloom
Antworten mit Zitat

Jetzt wirds schwierig...
Mir hat die Geschichte gut gefallen, sehr gut sogar bis zu dem Zeitpunkt, als er bestanden hatte und hinaus in die Sonne ging.
Also .... warum nicht da aufhören?
Klar, der Titel ist "Klingelton" und Lisa hat den gleichen Klingelton und daraus entwickelt sich dann noch was.
Mir persönlich hätte es bei dieser Themenvorgabe besser gefallen, wenn einfach nach der Prüfung Ende gewesen wäre.

Ich bin wahrscheinlich jetzt total unromantisch!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag03.07.2014 21:39

von Vogel
Antworten mit Zitat

Ach ja, hm, schade. Der zweite Satz beginnt schon mal ziemlich holprig, denn dass er jetzt die Augen öffnet, hat natürlich die ganze Nacht keinen Unterschied gemacht. Dennoch wird der Text danach richtig dicht, spannnend geschrieben, wenn auch "dann zu schlafen versucht" ein zwei mal zu viel rausgehauen wurde. Und wenn auch man sich denken kann, dass er doch besteht, aber dass es nur knapp ist, ist schon eine Überraschung. Und auch hier wurde "Stahlbetonzeit" ein toller Sinn gegeben.
Aber was soll alles danach? Diese unüberschaubaren Perspektivwechsel, diese Flut an Namen? Diese auf wenige Zeilen zusammengepferchte Liebesgeschichte? Nur dass sie den gleichen Klingelton haben, ist doch nicht so großartig, dass man daraus eine Pointe auf Teufel komm raus schmieden muss. Es wird wohl der Zeitdruck gewesen sein, denn der Anfang spricht für mehr Potential.

Gruß
Vogel


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag03.07.2014 22:42

von Lapidar
Antworten mit Zitat

in Kürze zusammengefasst ein Drama, ein Happy End und eine Love Story. Genial.
 Laughing
und ich kann die Prüfungsangst sehr gut nachvollziehen.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5987
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag04.07.2014 14:59

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

<allgemeine_Vorbemerkung>

Viele FFF-Beiträge, zu wenig Zeit. Textarbeit kann ich da kaum leisten, aber doch jedem einen kurzen Eindruck hinterlassen.
Da es vorkommen kann, dass ein wohlwollender Kommentar mit einer effektiven 0-Punkte-Wertung kollidiert ...
... ein paar Worte zu meiner Punktvergabe im neuen Bewertungssystem. Als Grundlage habe ich jeweils nach Antworten zu zwei Fragenkomplexen gesucht, die ich für die letztendlich relevanten in diesem Wettbewerb halte:

1.Wie fertig wirkt der Text? Hat die Zeit gerade ausgereicht, um eine Idee zu entwerfen, oder konnte diese noch ausgearbeitet und in ansprechende Prosa gegossen werden? Kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss oder liest sie sich, als sei mittendrin abgebrochen und abgeschickt worden? Würde ich mich ärgern, sie in dieser Form in der Prosa-Werkstatt zu finden? Oder würde ich sie sogar im Feedback akzeptieren?

2.Wie  stark wurde das Thema „Stahlbetonzeit – Neonlicht“ integriert? In den Vorgaben stand ja nicht „Schreibe eine Geschichte, in der irgendwann Stahlbeton und Neonlicht erwähnt werden“. Wird deutlich, warum der Stahlbeton namensgebend sein könnte für eine bestimmte Zeit (z. B. einen Lebensabschnitt), ein Zeitalter oder auch Zeit generell, aus der Sicht des Protas? Sind Stahlbeton und Neonlicht beliebige Zutaten oder tragende Elemente, die eine eigentümliche Atmosphäre schaffen? Ergibt sich die Wirkung durch eine zwingende Verbindung zwischen diesem Raum, diesem Licht und dieser Zeit?

Mein 'Urteil' dazu wird sich natürlich auch in den Kommentaren niederschlagen. Es würde mich aber zu sehr einengen, nun statisch die Fragen abzuarbeiten. Deshalb die Kommis in gewohnter Form.


</allgemeine_Vorbemerkung>


Ein Absatz beim Szenenwechsel wäre gut gewesen. Den habe ich erst gar nicht begriffen.
Jans Kindheit im Hochhaus und sein Versuch, den Stahlbeton zu bezwingen, sind mir in ihrer Bedeutung für Jans Studium nicht so richtig klar geworden.
Ansonsten scheinen mir da ein paar redudante Informationen drin zu sein. Übrig bleibt eine nette, nicht allzu aufregende Geschichte.

Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein. Ein Text im Mittelfeld des Wettbewerbs, für Punkte wird es angesichts der vielen Beiträge leider nicht reichen.

LG


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag04.07.2014 22:21

von Malaga
Antworten mit Zitat

Es ist zwar "nur" Alltag, soweit man Prüfungen auch zum Alltag rechnen kann, aber es ist schön beschrieben, hat viel Dynamik am Ende, ein schönes Happyend und mit dem Klingelton ein schönes Leitmotiv. Vier Punkte (klingt schlecht, ist es aber nicht nach dem neuen Bewertungssystem)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

Alter: 34
Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag05.07.2014 09:20

von halcyonzocalo
Antworten mit Zitat

Diesen Beitrag finde ich gar nicht schlecht. Sprachlich haben sich zwar ein paar Fehler eingeschlichen und teilweise ist mir das stilistisch doch ein wenig zu flach - obwohl es gut zu den Protagonisten und der Szenerie passt. Insgesamt gesehen finde ich den Text aber, wie soll ich sagen, sehr "sympathisch" und kurzweilig zu lesen. Mal schauen, was am Schluss rausspringt.


Edit: Hinter meinem persönlichen Treppchen fällt es mir sehr schwer, die restlichen Punkte zu verteilen, da sehr viele Texte für meinen Geschmack von der Qualität her sehr nahe beieinanderliegen. Letztendlich habe ich mich entschlossen, diesem Text 4 Punkte zu vergeben.


_________________
Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rodion
Wortedrechsler

Alter: 39
Beiträge: 80
Wohnort: Berlin


Beitrag06.07.2014 01:06

von Rodion
Antworten mit Zitat

Die Geschichte wirkt auf mich beruhigend ruhig. Fast idyllisch. Nur das mal zum ersten Eindruck.
In der Beschreibung, oder besser dem Auszug, aus einem Studentenleben steckt etwas harmonisches, das aber nicht so ist, wie es sollte. Es scheint mir ZU harmonisch, irgendwie.
Es fehlt mir die Persönlichkeit der Akteure. Am Anfang ist sie noch da, als Jan nicht schlafen kann. Aber dann verliert sie sich so nach und nach und plötzlich bin ich bei Lisa und da komme nicht mehr rein in die Story.

Am besten gelungen ist die Passage, in der Jan versucht zu schlafen. Denn da wird sein Zustand durch seine Taten gut verdeutlicht.
Der Schreibstil gefällt mir übrigens gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kissa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 630
Wohnort: Saxonia
Der silberne Spiegel - Lyrik Silberne Neonzeit


Beitrag06.07.2014 06:32

von Kissa
Antworten mit Zitat

Eine gute Geschichte, Guy,

mit massig Stahlbeton und Neonlicht;
Thema erfüllt, unterhaltsam geschrieben mit klassischer Pointe.

Liebe Grüße
Kissa


_________________
"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

------------------------------------------------
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag06.07.2014 15:38

von KeTam
Antworten mit Zitat

Mir gefällt dein Text, v.a. der Anfang. Dieses wiederholte "zu schlafen versucht." Das find ich richtig gut, denn es macht schön deutlich, wie es ist, wenn man so eine Nacht durchlebt. Auch die kleine Geschichte, mit dem Klingelton finde ich nett und auch überraschend. So ganz ins Schwarze trifft dein Text aber nicht, bei mir. Trotzdem, gerne gelesen. smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3416
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag06.07.2014 22:57

von Eredor
Antworten mit Zitat

Hallo! Aus Zeitgründen werde ich nur in wenigen Sätzen meinen Eindruck wiedergeben. Möglicherweise kann ich nach dem Wettbewerb näher zu meiner Stellung Bezug nehmen.

***

Gute Geschichte. Leicht absehbar, aber dennoch cool, irgendwie. Schafft es, mich zu berühren.

***

lg Dennis


_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.07.2014 11:54

von holg
Antworten mit Zitat

Jan. Lisa. Janlisajanlisa Jlisan.
Endlich eine Geschichte. Aus dem Heute, aus dem Leben. Nachvollziehbar, echt.
Könnte wetten, ich weiß, welche du letztes Jahr geschrieben hast.
War damals schon mein Favorit. Das hier gehört auch aufs Treppchen.


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag07.07.2014 14:46

von Jenni
Antworten mit Zitat

Diesen Text mag ich sehr, ich bin mir sogar fast ganz sicher, dass er meine 12 Punkte-Wertung bekommt.

Mir gefällt, wie du mit den Entwürfen des Architekturstudenten die Bauweise thematisierst und mit der zweiten, sehr geschickt hineingeschobenen Geschichte die Wahrnehmung und Atmosphäre, die diese Bauweise hervorruft. Diese Wendung von der einen Szene zur anderen, die für mich unerwartet kam, wo ich das Ende der Geschichte erwartete, finde ich sehr gekonnt.

Besonders gut gefallen hat mir die Anfangssequenz, der Versuch es dunkel zu bekommen, denn nur deshalb kann man ja nicht schlafen, wegen der Störungen von außen, und nicht etwa weil die bevorstehende Prüfung die Gedanken bewegt ... sehr nachvollziehbar und witzig beschrieben.

Der perfekte Schlussatz, übrigens.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cheetah Baby
Geschlecht:weiblichForenkätzchen

Alter: 23
Beiträge: 396

Ei 6 Extrem Süßes!
Podcast-Sonderpreis


Beitrag08.07.2014 07:42
Re: Klingelton
von Cheetah Baby
Antworten mit Zitat

Gefällt mir sehr gut, war schön zu Lesen!

Meine absolute Lieblingsstelle:


„Was haben Sie sich nur dabei gedacht, Herr Student?“, Mayer war abfällig, aber man kannte ihn nur so. „Die letzten beiden Semester reden wir hier über Nachhaltigkeit, über Transparenz, über leichte und offene Materialien, über die Schlichtheit der Entwürfe und SIE? Junger Mann? Was machen SIE daraus?“
„Stahlbeton, ich weiß“, flüsterte Jan, mal wieder vollkommen eingeschüchtert. Dann erklärte er, was er sich zurecht gelegt hatte. Was der Prof vielleicht akzeptieren würde. Nicht erklärte er allerdings, wo er aufgewachsen war. Nicht, wie er als Kind auf die Risse geschaut hatte, da im zwanzigsten Stock, während er darauf wartete, dass die Tür ging und seine Mutter von ihrer Schicht zurückkam. Nicht, warum es ihm so wichtig war, aus der Stahlbetonzeit den Stahlbeton mit zu nehmen und endlich – endlich! - zu bezwingen. Nicht, wie wichtig es gewesen war, im neuen Entwurf die alte Enge zu sprengen. Und dem Beton die Freiheit zu geben.


Dafür gibt es von mir 3 Punkte smile extra

Liebe Grüße
Chee


_________________
"Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Wörter weglassen."
~ Mark Twain
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Pony
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 269
Wohnort: NRW


Beitrag11.07.2014 01:28

von Pony
Antworten mit Zitat

Hallo
So richtig kann ich mich mit der Geschichte nicht anfreunden. Erst wird der Tag von Jan erzählt und ich als Leser erwarte eigentlich eine Überraschung am Abend, die ihm vielleicht seine Mutter bereitet. Statt dessen klingelt es auf einmal bei Lisa und ich frage mich, was die beiden miteinander zu tun haben. Aber sie haben nix, jedenfalls noch nicht. Höchstens den gleichen Klingelton, aber das habe ich an der Stelle erst mal glatt überlesen, weil ich noch zu sehr auf Jan fixiert war und etliche Zeilen brauchte, bis mir klar wurde, dass es jetzt um Lisa geht. Gerade werde ich mit ihr warm, da denkt auf einmal Jan dazwischen. Wieder werde ich zum umdenken gezwungen, was mir nicht gefällt.
Jetzt kommt auch der gleiche Klingelton ins Spiel. Jan und Lisa lernen sich kennen. Der Tag ist gerettet. Hier beginnt es interessant zu werden, aber jetzt ist die Geschichte zu Ende.

Ich fand die Rolle des Klingeltons ein bisschen spät in die Geschichte eingefügt. Die ganzen Vorgeschichten der beiden jungen Leute verpufft am Ende zu einem unwichtigen Detail. Sie war viel zu lang und hat mit dem Ende nur noch wenig zu tun.
Schöner wäre es gewesen, den Tag von Jan und Lisa viel kürzer zu umreißen, und den Moment, als die Handys kurz hintereinander klingelten, auszuschmücken und dem Leser das anschließende Kennenlernen der beiden deutlicher auszumalen.
Die Sprünge von einem zum anderen hätten deutlicher getrennt werden müssen. Ich habe dabei jedesmal die Übersicht verloren.

Gruß
Pony


_________________
Manche Kommentare sind wie Fisherman's Friends: Sind sie zu stark, bist du zu schwach
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> 8. FFF
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

EmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von MDK

von zwima

von Nordlicht

von Uenff

von Merope

von silvie111

von zwima

von Jarda

von Rufina

von d.frank

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!