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Die Nymphe am Fluss

 
 
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 715
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag29.06.2014 21:00
Die Nymphe am Fluss
von Merope
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Dunkelheit hatte sich wie eine kühle Decke über den Fluss gelegt. Nur die Nachtaugen der Eulen hätten erkennen können, dass ein schmaler Kopf unhörbar die Wasseroberfläche durchbrach und sich vorsichtig, wie witternd, hin- und herdrehte. In der mond- und sternenlosen Nacht war nur das leise Plätschern der Wellen zu hören, das sich auf den Stahlbetonpfeiler der Brücke zubewegte. Dann erklommen feuchte Füße die Geröllbrocken, die den Sockel des Pfeilers sicherten.

»Bleib, wo Du bist!«
Das plötzliche Aufleuchten eines Lichtstabes warf einen eng begrenzten kalten Schein auf eine seltsame Szenerie: Der leuchtende Stab befand sich in der Hand eines dunkel gekleideten Mannes, der sich an einem Seil hängend gut zwei Meter über dem Fluss befand. Sein Neonlichtstab beleuchtete ein eigenartig schönes Wesen: Fast metallisch-silbern schimmernde Haare umrahmten ein zartes Gesicht und umhüllten wellengleich den ganzen Körper einer jungen Frau, die sich ruhig auf den Felsbrocken niedergelassen hatte.

Trotz des plötzlichen Lichtes zeigten ihre dunklen Augen keine Spur von Angst, als der Mann sich am Seil hinunter ließ. Er fluchte leise, als seine Schuhe auf dem rauen Geröll keinen Halt fanden und ihn ein Fehltritt fast stolpern ließ.

»Bleib, wo Du bist!«

Seine Stimme klang unsicher, während er einen festen Stand suchte. Den Lichtstab vor sich hinhaltend fixierte er sein Opfer, das unbeweglich vor ihm saß.

»Das hast Du schon einmal gesagt.« Leicht amüsiert klang die Stimme der jungen Frau, die sich nun entspannt an den Brückenpfeiler zurücklehnte.
»Sei ruhig!« Es verwirrte ihn, dass sie weder Überraschung noch Angst zeigte. »Du weißt, dass Du mir jetzt nicht mehr entfliehen kannst, solange das Licht auf dich fällt.«

Vorsichtshalber versuchte er dennoch, den Weg zwischen dem Pfeiler der Brücke und dem Fluss zu blockieren. Im Schein des Lichtstabs war für einen Moment sein abgemagertes Gesicht zu sehen: ein bärtiger Mann in den Dreißigern, dessen Miene verzweifelte Entschlossenheit ausdrückte.
»Wer sagt, dass ich entfliehen wollte?« Sie sah ihm direkt in die Augen.

Sein Magen krampfte sich zusammen. »Die Alten sagten, dass die Flussnymphe verantwortlich ist für die Überschwemmung, die der Fluss über uns gebracht hat. Da habe ich mich Woche für Woche, Nacht für Nacht auf die Lauer gelegt.« Er schluckte.

»Und nun?« Nur eine Augenbraue hob sich leicht.

»Die Alten sagen, dass die Flussnymphe ihre Macht verliert, wenn ein Mann sie zur Frau nimmt und sie ihm ein Kind gebärt.« Wieder schluckte er. Nervös wischte er die Feuchtigkeit von der Lampe, da sich jetzt in der Tiefe der Nacht dichte Nebelschwaden über dem Fluss bildeten.

Nun hob sich auch die zweite Augenbraue: »Weißt Du eigentlich, in welcher Zeit wir leben? Schließlich ist das Mittelalter schon einige Hundert Jahre vorbei!« Die gut geformten Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln: »Weder ist das hier eine Holzbrücke, noch hast Du eine Fackel in der Hand. Heute ist die Zeit des Stahlbetons -«, sie klopfte gegen den Brückenpfeiler, »und des Neonlichts, wie es scheint.«

Er versuchte das leichte Zittern seiner Hand, die den Lichtstab hielt, zu unterdrücken. Umsonst. Der Lichtschein begann zu vibrieren.
»Es ist mir völlig egal, welche Zeit wir haben«, sagte er mit gepresster Stimme. »Wir von den Stämmen halten alte Traditionen hoch. Unsere Alten haben noch das Wissen. Wenn das nicht so wäre, dürfte es Dich gar nicht geben.«

Für einen Moment blickte sie zur Seite, in die Wellen, die sanft am Sockel entlangplätscherten.
»Da kann ich Dir nicht widersprechen«, sagte sie sanft. »Doch Deine Alten haben nur einen Teil des Wissens: Nie hatten sie mehr als das!«
Er räusperte sich, atmete tief ein und aus und: »Werde meine Frau, damit die Überschwemmung ein Ende hat und das Land wieder frei gibt.«

Langsam richtete sie sich auf. Das glänzende Haar reichte ihr bis zu den Knien.

»Cut! CUT! Verdammt nochmal! Welcher Idiot in der Maske hat ihr jetzt einen roten Bikini angezogen, den man durch die Perücke sehen kann?« Alle Scheinwerfer flammten auf. Der Wutausbruch des Regisseurs brachte die ganze Crew durcheinander, sodass der Mann mit der Tonangel, der halsbrecherisch über der Brücke hing, mit seinem Mikrophon vor Schreck fast ein kühles Bad genommen hätte.

Zwanzig Minuten später hatte sich wieder alles beruhigt. Die Nymphendarstellerin hatte einen hautfarbenen Bikini unter der langen Perücke an und neues wasserfestes Make-up aufgelegt.

Dann hieß es: »Ruhe bitte! Szene 3, die 7. Und: ACTION!«

Die Lichter erloschen. Die Dunkelheit legte sich wie eine Decke über den Fluss ...

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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag30.06.2014 01:43

von femme-fatale233
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Das Ende zerstört so vieles. Das ist nicht der erste Text hier im Forum bei einem Wettbewerb, der mit dem "Ausbruch" der Regie endet. Ich habe schon an ein paar Filmsets gearbeitet und da noch nie jemanden cholerisch "CUT! CUT!" brüllen hören. Aber gut, das ist eine andere Sache. Was ich eigentlich sagen will: Du baust eine ganz spannende Geschichte auf, man will wissen, welches Wissen die Nymphe ihrem Fänger voraus hat, weil man glaubt, dass das dazu führt, dass er sie eben nicht ehelichen wird. Doch dann zerstörst du diese Spannung, indem du so ein Ende dranklatschst, das eigentlich nichts mit der vorherigen Situation zu tun hat. Das wirkt so, als hättest du beim Schreiben selbst nicht gewusst, was du eigentlich erzählen willst und dich dann zwischen dem "Alles war nur ein Traum"- und dem "CUT-CUT"-Ende entscheiden müssen. Schade.

Und zum Thema Licht: An dem meisten Filmsets stehen so viele Scheinwerfer rum, da wird einem schwindelig. Selbst wenn man im Film Nacht erzählt. Und die sind während man dreht an, nicht aus. So, Klugscheiß-Modus wieder aus.
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shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag30.06.2014 21:02

von shatgloom
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Was für eine ausgefallene, verrückte Idee. Ich finde das Thema hier am originellsten umgesetzt. Mir gefällt auch der Schreibstil. Diese Geschichte ist mein Favorit und landet bei mir ganz vorne.
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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
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Beiträge: 3415
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag01.07.2014 13:55

von Eredor
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Hallo! Aus Zeitgründen werde ich nur in wenigen Sätzen meinen Eindruck wiedergeben. Möglicherweise kann ich nach dem Wettbewerb näher zu meiner Stellung Bezug nehmen.

***

Keck geschrieben, ganz in Ordnung. Die Nymphe gefällt. Natürlich. *hüstel*. Nur. Aus rein metaphorischen Gründen. Was nicht gefällt: Das Ende. Scheint mir, als hättest du keine Zeit mehr, um ein Anständiges zu finden. Schade!

***

Lg Dennis


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- Lütfiye Güzel
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag01.07.2014 15:25

von Piratin
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Hallo Inko,

eine gute Idee, wenn es auch bei Wettbewerben schon ein paar mal vorkam, gefällt mir das überraschende des Filmsets immer wieder. Der Text ist locker geschrieben und würde sicherlich bei einer Überarbeitung (ist ja beim FFF) nicht möglich, noch ein bißchen gewinnen können. Einzig der Stahlbeton spielt keine wirklich große Rolle, da ich aber den roten Bikini klasse fand und die Idee, bist Du bei den Punkten vorne dabei.
Viele Grüße
Piratin


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Andrea Conrad
Wortedrechsler


Beiträge: 84
Wohnort: Bingen am Rhein


Beitrag01.07.2014 16:48

von Andrea Conrad
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Guter Text.

Was mich persönlich gestört hat, ist das Ende. Es hat mich total aus dem Text geschleudert. Ich hätte gerne mehr Punkte vergeben. Embarassed
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Kleeblättchen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
K

Alter: 38
Beiträge: 54
Wohnort: im schönen Frankenland


K
Beitrag01.07.2014 18:06

von Kleeblättchen
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Hallo,

sehr schön ^^ Die unerwartete Wendung ist dir sehr gut gelungen. Da wäre ich nie drauf gekommen.

lg
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.07.2014 19:11

von Constantine
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Danke für deinen Beitrag. Deine Idee ist an sich nicht schlecht, ich finde deine Geschichte zu lang geraten, manche Details hättest du weglassen sollen, mit denen du Leser leider an der Nase führst. Z.B. "Er versuchte das leichte Zittern seiner Hand, die den Lichtstab hielt, zu unterdrücken." oder die Erwähnung des verkrampften Magens des Mannes. Das ist zu viel und weniger "Manipulation" des Lesers wäre deutlich besser gewesen. Sprachlich fehlt es an Finesse. Aber aufgrund der kurzen Zeit dennoch ordentlich.
Deine Geschichte hat es in meine Top 10 geschafft: un point.

Merci beaucoup.

LG,
Constantine
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.07.2014 21:54

von Rainer Zufall
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Du hast mich so zum Lachen gebracht, Unbekannte/r, das hat einfach eine ordentliche Bewertung verdient. Ich war am Anfang ein bisschen abgenervt, weil ich so Elfenkram und Nymphendingens nicht so mag. Aber es war gut  geschriebn, dass man gerne weiterlas. Und ist ja jetzt auch nicht grad ein Roman. Und die überraschende, humorvolle Wendung, die gibt der vorherigen Fantasygeschichte eine neue und überraschende Note. Sehr nett und witzig. Was mir auch noch gut gefiel, ist, dass die beiden Ebenen auch sprachlich entsprechend abgestützt wurden, ja, dass du mit den jeweiligen Sprachebenen so ein bisschen gespielt hast. Hat mir wirklich sehr gefallen.
Viele Grüße von Zufall
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Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag01.07.2014 22:18

von Vogel
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Haha, das gefällt mir. Ich fand es pathetisch und kitschig und dann hat das Ende mich gekriegt. Die Themenvorgabe wurde sehr geschickt eingebaut. Man kann sagen, dass da ein ganzer Film gedreht wurde, nur um das Wort "Stahlbetonzeit" verwenden zu können und genau das wird im Text ironisch gedreht.

Gruß
Vogel


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anuphti
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Beitrag02.07.2014 22:52

von anuphti
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Jawoll. lol

Das erinnert mich an meinen zweiten PoKaPro-Text: Mord alla Carbonara, mit einer rasanten Actionszene mit Eifersuchtsdrama und Platzpatronen, die keine waren, einem verletzten Prota und einem Filmteam smile

Tolle Idee, großartige Umsetzung, das wird bei mir der vierte Platz und somit:

Sieben Punkte

LG
Nuff


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Cheetah Baby
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Beitrag02.07.2014 22:59

von Cheetah Baby
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Tolle Geschichte. Hat mich zum Lachen gebracht, vor Allem ab dem Zeitpunkt, als der Regisseur dazwischen ruft.

Das ist auch meine Lieblingsstelle:

Cut! CUT! Verdammt nochmal! Welcher Idiot in der Maske hat ihr jetzt einen roten Bikini angezogen, den man durch die Perücke sehen kann?

Dafür gebe ich 10 Punkte! smile extra

Liebe Grüße
Chee


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nebenfluss
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Beitrag03.07.2014 00:24

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

<allgemeine_Vorbemerkung>

Viele FFF-Beiträge, zu wenig Zeit. Textarbeit kann ich da kaum leisten, aber doch jedem einen kurzen Eindruck hinterlassen.
Da es vorkommen kann, dass ein wohlwollender Kommentar mit einer effektiven 0-Punkte-Wertung kollidiert ...
... ein paar Worte zu meiner Punktvergabe im neuen Bewertungssystem. Als Grundlage habe ich jeweils nach Antworten zu zwei Fragenkomplexen gesucht, die ich für die letztendlich relevanten in diesem Wettbewerb halte:

1.Wie fertig wirkt der Text? Hat die Zeit gerade ausgereicht, um eine Idee zu entwerfen, oder konnte diese noch ausgearbeitet und in ansprechende Prosa gegossen werden? Kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss oder liest sie sich, als sei mittendrin abgebrochen und abgeschickt worden? Würde ich mich ärgern, sie in dieser Form in der Prosa-Werkstatt zu finden? Oder würde ich sie sogar im Feedback akzeptieren?

2.Wie  stark wurde das Thema „Stahlbetonzeit – Neonlicht“ integriert? In den Vorgaben stand ja nicht „Schreibe eine Geschichte, in der irgendwann Stahlbeton und Neonlicht erwähnt werden“. Wird deutlich, warum der Stahlbeton namensgebend sein könnte für eine bestimmte Zeit (z. B. einen Lebensabschnitt), ein Zeitalter oder auch Zeit generell, aus der Sicht des Protas? Sind Stahlbeton und Neonlicht beliebige Zutaten oder tragende Elemente, die eine eigentümliche Atmosphäre schaffen? Ergibt sich die Wirkung durch eine zwingende Verbindung zwischen diesem Raum, diesem Licht und dieser Zeit?

Mein 'Urteil' dazu wird sich natürlich auch in den Kommentaren niederschlagen. Es würde mich aber zu sehr einengen, nun statisch die Fragen abzuarbeiten. Deshalb die Kommis in gewohnter Form.


</allgemeine_Vorbemerkung>


Das ist einer der Texte in diesem Wettbewerb, mit dem ich leider nicht viel anfangen kann.

Klar, der Trick, dass es sich bei irgendeinem Gedöns nur um einen Filmdreh handelt, sorgt immer wieder für Überraschung, aber es müsste sich dann die eigentliche Handlung oder eine darüber hinausgehende Pointe anschließen.

Was ist nun die eigentliche Geschichte hier? Wie es mit der Nymphe und dem Anachronisten weitergeht / ob er sie von seinem Angebot überzeugen kann, erfährt der Leser nicht. Von der Pointe aus gesehen, ist die Filmszene nur Mittel zum Zweck, aber dann wäre die Geschichte:
Ein Filmteam hat einer Frau einen falschen Bikini angezogen. Ende.
Mit gutem Willen könnte man das als innere und äußere Handlung interpretieren. Aber letzten Endes geben sie beide nichts her.

Das Thema wird gestreift, indem die Nymphe es erwähnt und gegen den Brückenpfeiler klopft und so dem 'Mann von den Stämmen' erklärt, dass er in einer anderen Zeit gelandet ist. Das finde ich, verglichen mit manch anderem Beitrag, auch ziemlich dünn.

LG


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"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Michel
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Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag03.07.2014 12:12
Pointe - oder Betrug am Leser?
von Michel
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Nein, kein Betrug. Aber tatsächlich fühle ich mich am Ende des Textes etwas verschaukelt. Das gehört zu einer Pointen-Auflösung natürlich dazu, funktioniert für mich in diesem Text aber nicht.
Die gewählte Perspektive ist unklar. Zum Teil auktorial, die Kamera (wie passend in dieser Geschichte!) filmt von außen das Set am Fluss. Zum Teil rutschst Du aber in die personale Perspektive, schilderst Gedanken des Protag. Und der ist nun mal kein Stammesangehöriger, sondern ein Schauspieler. Aber er denkt nicht wie einer. Kein Gedanke wie "Konzentrier dich auf den Text!", sondern eben Gedanken eines Mannes, der tatsächlich versucht, die Flut aufzuhalten. So viel Hineinvesetzen in eine Figur kann ich mir auf dem Set nicht vorstellen. Stattdessen entsteht für den Leser der Eindruck einer "realen" Begebenheit, die mit Klischees aufgeladen ist. Der brüllende Regisseur sorgt dann nicht für befreites Auflachen, sondern eher für Enttäuschung.
Wenn das funktionieren soll, müsste die Perspektive konsequent durchgehalten werden. Aber ich habe meine Zweifel, dass die Geschichte dann trägt.

Herzliche Grüße,
Michel
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Lapidar
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Beiträge: 2699
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag03.07.2014 20:25

von Lapidar
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Schöner Twist am Schluß. smile
ich war so schön mittendrin in der Fantasy und dann dieses grausame Erwachen in den Bavaria Studios!!


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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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halcyonzocalo
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Beiträge: 1202
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Beitrag04.07.2014 14:09

von halcyonzocalo
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Ein recht solider Text. Anfangs zieht er sich ein bisschen, wie ich finde, doch er wird im weiteren Verlauf stärker. Sprachlich ist das Ganze in Ordnung und die Pointe am Schluss finde ich auch ganz gelungen. Mal sehen, ob das am Ende für ein paar Pünktchen reicht.


Edit: Hinter meinem persönlichen Treppchen fällt es mir sehr schwer, die restlichen Punkte zu verteilen, da sehr viele Texte für meinen Geschmack von der Qualität her sehr nahe beieinanderliegen. Letztendlich habe ich mich entschlossen, diesem Text einen Punkt zu vergeben.


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Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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Malaga
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Beiträge: 826



Beitrag04.07.2014 22:31

von Malaga
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Unter den vorgegeben "Produktionsbedingungen" gehört diese Geschichte für mich zu den zehn besten, zwei Punkte.
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niko
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Alter: 66
Beiträge: 233
Wohnort: Göttingen


Beitrag05.07.2014 12:52

von niko
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super gut....da gibts nix zu sagen - meine nr. 1

beste grüße - niko


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Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK)
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag05.07.2014 23:44

von Einar Inperson
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Hallo,

schwenk mal kurz die Kamera.

Ein Text, der es schafft, auf knappem Raum, zwei Geschichten zu erzählen. Eine Filmszene und zum Schluss ein Schwenk auf die Crew.

Seltsamerweise haben mir die wenigen Zeilen vom Schluss am besten gefallen. Das wirkt wesentlich lebendiger, wogegen die dramatische Filmszene in der der Held an einem Seil über dem Fluss hängt, merkwürdig statisch wirkt. Auch der Dialog macht auf mich keinen flüssigen Eindruck, sondern kommt etwas zäh daher. In etwa so, als hätten die Darsteller ihren Text nöch nicht sicher.


_________________
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag06.07.2014 18:42

von Jenni
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Das fängt sehr stimmungsvoll und interessant an. So, dass ich mich frage, worum geht es da, ohne das Gefühl zu haben, der Text ruhe sich auf seiner Rätselhaftigkeit aus.
Die Pointe mit dem Filmdreh allerdings macht es für mich kaputt. Die wirkt auf mich arg drangepappt. Und tatsächlich: Wenn ich den Text noch einmal lese, in dem Wissen um die Filmszene, dann funktioniert das nicht wirklich. Die Perspektive nämlich schwankt zwischen extern beobachtend, wie es für eine Filmsequenz Sinn macht, und intern personal (Bsp: "Sein Magen krampfte sich zusammen.") - was da natürlich fehl am Platz ist.

Trotzdem, irgendwas hat der Text, jedenfalls ist er einer von denen, die bei mir hängenblieben.

Nach einigem Hin- und Hergeschiebe: Für meine Top 10 hat es am Ende leider so ganz knapp nicht gereicht.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.07.2014 00:02

von holg
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Ja, schade.
Da werde ich in eine modern Fantasy.Geschichte eingelullt und dann ruft der Doofmann Cut und alles ist futsch.

Menno.


_________________
Why so testerical?
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Honig
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 42
Wohnort: NRW
Bronzene Neonzeit


Beitrag07.07.2014 13:33

von Honig
Antworten mit Zitat

Wieder eine Story mit interessantem Twist. Dachte ich erst noch, das wird gleich nicht jugendfrei, wird man dann aber überrascht.

Dazu gut geschrieben und leicht zu lesen, gefällt mir.


_________________
@kerstinhonig
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