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Pencake
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Beitrag27.05.2014 21:35
Amok-Radar
von Pencake
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gehe zur Arbeit
Celans Es ist Zeit dass es Zeit wird
klirrt irgendwo
sein Wir stehen umschlungen am Fenster
regnet irgendwo
ich lese über den neuen Läufer
ziehe mir sein Video rein die Ankündigung
sehe diesen Jungen im Auto sitzen
sein Lachen das so gar nicht lacht
das Licht das ihn in Helles taucht
bis Schatten wiederkommt
lese die Story dazu über Eltern
die hinterher fahren
im Radio von Schüssen hören

gehe nach Hause
Brinkmanns Zerstörte Landschaft mit Konservendosen
klappert irgendwo
sein Jetzt bin ich aus den Träumen raus die über eine Kreuzung wehn
pfeift irgendwo
in der Mediathek gibts noch den Streifen
Tilda Swinton deren Junge ihr so fern bleibt und viel zu nah kommt
ich sehe ihn den neuen Läufer
ziehe mir sein Filmleben rein
lese ihre Verzweiflung aus raffinierten Einstellungen und Cuts
das Gift das durch Familien sinkt
bis sie tot in Garten oder Turnhalle liegen
sehe wie sie zu ihm geht
vor ihm sitzt und diese eine Frage

gehe in ein dunkles Zimmer
Trakls Aufschrei im Schlaf durch schwarze Gassen stürzt der Wind
gellt irgendwo
sein Stunde der Trauer schweigender Anblick der Sonne
stillt irgendwo

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Pencake
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 55
Beiträge: 2364
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Beitrag29.05.2014 12:35
Entsehnt (Alle gehen viele Straßen)
von Pencake
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein Flussbett finden, die Rillen der Vergangenheit nachschleifen,
eine Autobahn lang knallen, Leitplanken wie Blitze, auf denen Blumen wachsen,
einen Pfad durchs Dickicht schlagen, Kratzer, Striemen und blaue Flecken im Gesicht,

über eine Theke schlittern, die Arme aufgerissen von klebrigen Resten der Nacht,
durch den Regen fallen, die Augen blind und eingedrückt,
auf dem Gehsteig um Scheißhaufen wandern, reintreten oder nicht, im Weg sind sie immer,
zwischen Betten pendeln, die Laken bestückt mit ängstlichen Seufzern,
zwischen Feldern ein Lächeln säen, rechts und links werden Wolken geerntet,
zwischen die Zeit schlüpfen, ein Gesicht hat die Zwölf auf der Stirn,

aussehen wie ein Greis, wenn es Zeit wird, sich aus Häuten zu schälen, den Saft ansteigen lassen, bis er Jahr für Jahr, Tag für Tag, Stunde um Stunde herausgepresst wird,
 
ein Flussbett entlang schießt, einen Boliden die linke Spur runterschickt, zwischen Dornen als giftiger Tau verbleibt,
in Körper sickert in billigen Kneipen, aus Sauerwolken auf Seelen regnet, sich als Urin auf fleischigem Asphalt sammelt,
als Muff die Matratzen frisst, aus Freude Tränen wachsen lässt, als Blut die Jahre im Rhythmus zerpumpt,

wieder da liegen mit altem Gesicht, hingenommen, aufgelehnt,
am Fenster das Glas, es zerbricht, entronnen - entsehnt.

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Pencake
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 55
Beiträge: 2364
Wohnort: Hamburg
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Beitrag03.06.2014 23:41
Ich sehe was, was ich nicht seh
von Pencake
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Letzte Nacht war mir als applaudierte einer
ich blickte zurück und sah in mein eigenes Gesicht
angespannt trotzig entgeistert und mit all diesen Linien

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum, bidebum,
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.

Den Tag über frage ich mich
weshalb ich meinen eigenen Beifall verdient hätte
es macht mich unruhig
dass ich keine Gründe finde

Er wirft sein Säcklein her und hin,
Was ist wohl in dem Säcklein drin?
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.

Ich denke nach über die Welt aus all diesen Dateien
mit ihrer Software von Unbekannt
mit mir als Virus
eine sinnlose Metapher mehr denke ich
schalte den Bildschirm aus und gehe zu Bett

Er bringt zur Nacht dem guten Kind
Die Äpfel die im Säcklein sind.
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.

Heute Morgen schleicht ein Wolf zwischen harten Gräsern
Richtung Sonnenaufgang wendet sich zu mir
ich erkenne einen Vorwurf in seiner Haltung
etwas knallt sein Körper zuckt zusammen und verschwindet
das Fenster schlägt wieder in die Kippe

Er wirft sein Säcklein hin und her,
Am Morgen ist es wieder leer.
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.
  
Den Vormittag über beschäftigt mich
dieser Vorwurf ich finde ein paar Antworten  
halte sie für nichtig verwerfe meine Sorgen
es macht mich unruhig
dass ich mich so leicht beruhigen kann

Er rüttelt sich, er schüttelt sich,
Er wirft sein Säckchen hinter sich.
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.

Ich werde weiter nicht hinsehen nicht teilnehmen
so tun als schlafe ich weiter aber was aber bitte was
heute Nacht bluten Federn aus meinem Kopfkissen

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum, bidebum,
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
In unserm Haus herum.

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firstoffertio
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Beitrag04.06.2014 23:25

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Das ist sehr intensiv. Das bräuchte viel Zeit, finde ich, um mich nach und nach im Einzelnen darauf einzulassen.
Ich lese es als Versuch, das Phänomen (wie harmlos das Wort klingt) junger Amokläufer zu fassen.

Die Erwähnung der Autoren im ersten Teil reißt mich etwas raus. Das Abwechseln von scheinbarem Kindergedicht und den Strophen dazwischen finde ich besonders unbehaglich, und gelungen.
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Pencake
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Beitrag17.06.2014 18:44
Wat mut, dat is kaputt
von Pencake
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich bin beschädigt.
Deine Entscheidung hat mich beschädigt.
Sicher, deine Entscheidung ist deine Entscheidung.
Nur für dich.
Dein Recht.

Aber mir hast du eine Wunde zugefügt,
die sich nie schließen wird.
Ich bin unfrei geworden durch dauerndes Erinnern,
dauernde Schmerzen, dauerndes Dran-denken-müssen.
Durch deine persönliche Freiheit.
Die dir zustand.

Vorwürfe gibts keine.
Die Umkehr des Absurden durch eine absurde Entscheidung.   
Dein Recht.
Mein Pech.
Absurd.
Allemal.

Ob ich klarkomme?
Kennst du den Wikipedia-Eintrag über Albert Camus?
"À la fin, c’est trop bête de ne vivre que dans la peste. Bien entendu, un homme doit se battre […]. Mais s’il cesse de rien aimer par ailleurs, à quoi sert qu’il se batte?"
"Letztendlich ist es sehr dumm, nur mit der Pest zu leben. Ein Mensch muss natürlich kämpfen […]. Aber wenn es damit endet, dass er sonst nichts mehr liebt, wofür ist dann das Kämpfen gut?"
So heißt es da.

Steht noch ne Menge Schlaues drin.
Aber das trifft es.

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