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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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25.12.2011 13:22 An Heiligabend, auf Silvester, in 2012 = grausames Deutsch von seitenlinie
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Die Antwort auf eine Frage nach dem Zeitpunkt mit „an“ oder „in“ erfordert den Dativ.
Deshalb ist z.B. Johannes Heesters am Heiligabend und nicht „an“ Heiligabend gestorben.
Eine elegante und richtige Lösung wäre der Verzicht auf jede Präposition. Dann heißt
es schlicht und einfach: Weihnachten, Silvester, 2012.
Leider wird davon selten Gebrauch gemacht. So hört man regional „zu Weihnachten“,
„an Weihnachten“ oder gar „auf Weihnachten“.
Diese merkwürdige „an“ klingt in Norddeutschland grausam, lässt sich allerdings noch
mit dem Plural begründen. Heiligabend ist jedoch, wie Karfreitag, immer Einzahl.
An Sonntagen spielt mein Mann Fußball. An Weihnachten essen wir jedes Jahr eine Gans.
Schnell sitzt man in der Falle, wenn man behauptet: Dieses Jahr an Weihnachten essen wir
eine Gans. Das ist so wie: Dieses Wochenende an Sonntag spielt mein Mann Fußball.
Einfacher ist der Gebrauch von „Weihnacht“. Dann heißt es „zur Weihnacht“
oder „in der Weihnacht“, was richtig ist und auch ein wenig poetischer klingt.
Frohes Fest!
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SilentVellamo Leseratte
Beiträge: 121
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25.12.2011 14:24
von SilentVellamo
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Naja, was möchtest du jetzt hören? Natürlich hast du recht, dass die von dir als falsch deklarierten Beispiele auch falsch sind. Aber das ist eben zur Umgangssprache geworden, genauso wie in der Umgangssprache der Genitiv mehr und mehr an Bedeutung verliert oder bestimmte Wörter der Einfachheit halber einfach zu einem zusammengezogen werden.
Solange man (= wenigstens einige) aber noch den korrekten Gebrauch bestimmte Satzkonstruktionen oder Kasus kennen, sehe ich da aber keine Probleme.
Vellamo
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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25.12.2011 15:22
von seitenlinie
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Die Alltagssprache hat ihre eigenen Regeln. Wenn es sich erkennbar um Umgangssprache handelt, ist es legitim - selbst in einem Buch.
Journalisten hingegen sollten sich um sauberes Hochdeutsch bemühen.
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SilentVellamo Leseratte
Beiträge: 121
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25.12.2011 15:41
von SilentVellamo
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Das stimmt wohl - ich würde allerdings vermuten, dass das "an Weihnachten" beispielsweise schon so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass auch ein Journalist da nicht mehr drauf achtet. Ich muss gestehen, vor deinem Thread habe ich da auch nicht drüber nachgedacht, sondern auch "an Weihnachten/Silvester" gesagt
Vellamo
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5103 Wohnort: Schlüchtern
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25.12.2011 16:01
von Harald
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Ich würde es so sagen:
Journalisten schreiben für Leser und nicht für Literaten.
Wenn nun ein zu perfektes Deutsch z. B. in der Tageszeitung steht, da werden/würden manche Leser sich quasi "ausgeschlossen" fühlen.
Schlägt man dagegen "Die Welt", "Die Zeit" usw. auf, dort sollte schon alles korrekt stehen.
Ob nun perfekt oder leicht lesbar und teilweise sehr umgangssprachlich, dass Redaktionsmitglieder die einfachsten Regeln (dass/das) nicht beherrschen, das ist schon übel!
In unserer Tageszeitung werden Korrekturleser gesucht, wenn man die Zeitung aufschlägt, dann weiß man, warum - und dass bessere Leute angebracht wären. Ich kann mich leider damit nicht befassen, da die Zeiten zum Korrekturlesen mit meinen Arbeitszeiten kollidieren.
LG
Harald
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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25.12.2011 16:23
von Schmierfink
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Mein Linguistik Dozent sagt immer, die Regeln der Sprache sollten sich nach der Sprache richten, wie sie benutzt wird, nicht umgekehrt. Er ist zb. für die Richtigkeit der Schreibung "mitm Bruder" analog zu "zum Bruder"!^^
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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25.12.2011 22:39
von lupus
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In Österreich heißt es 'zu' Weihnachten und hier is es genau so korrekt und zwar seit mehr als 220 Jahren, nachzulesen im Österreichischen Wörterbuch, das hierzulande nun mal die Seiten... äh Richtlinie ist.
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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26.12.2011 00:12
von sleepless_lives
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Schmierfink hat Folgendes geschrieben: | Mein Linguistik Dozent sagt immer, die Regeln der Sprache sollten sich nach der Sprache richten, wie sie benutzt wird, nicht umgekehrt. |
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5103 Wohnort: Schlüchtern
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26.12.2011 01:41
von Harald
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Ja, aber die gebräuchliche Sprache bringt schon Verwirrung. Ich habe gelernt, folgenden Satz so zu schreiben:
"Die sieben Bergleute, die gerettet wurden, bekamen als erstes Sonnenschutzmasken aufgesetzt."
Im heutigen Sprachgebrauch könnte der Satz dann so da stehen ...
"Die sieben Bergleute bekamen als erstes Sonnenschutzmasken aufgesetzt, die gerettet wurden."
(Blödes Beispiel, aber mir fiel nichts besseres ein ...)
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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CAMIR Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 202 Wohnort: Baile Átha Cliath
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26.12.2011 02:34
von CAMIR
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: | Schmierfink hat Folgendes geschrieben: | Mein Linguistik Dozent sagt immer, die Regeln der Sprache sollten sich nach der Sprache richten, wie sie benutzt wird, nicht umgekehrt. |
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Zunächst gibt es da die Unterscheidung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Die geschriebene Sprache ist durchnormiert, die gesprochene weniger, da sie auch dialektalen Einflüssen unterliegt. Gerade süddeutsche Dialekte haben die Angewohnheit zum Flexionsabbau. Kasus werden vereinfacht, Verbflexion und anderes auch.
Irgendwann kann es passieren, dass solche Wendungen gebräuchlich werden und von einer größeren Sprachgruppe benutzt werden. Das nennt man dann Sprachwandel.
Das ist weder der Untergang der deutschen Sprache noch der des Abendlandes.
Was du im Ausgangspost beschreibst sind typische Sprachwandelphänomene. Und wenn es genug kompetente Sprecher aufnehmen wird es auch irgendwann mal richtig. In meinen Ohren jedenfalls klingt es garnicht mehr so falsch.
Edit: "Weihnachten" tanzt grammatisch sowieso ein wenig aus der Reihe und taugt daher bedingt als Beispiel. Es ist nämlich inhärent pluralisch, wird aber, wie selbst gesehen in einigen Wendungen wie ein Singular, dann wieder wie ein Plural verwendet.
_________________ "I think it's important to say that when it comes to the appropriate timing,
then that will happen but that's not to say that we don't have a hands-on approach in the interim."- Mary Coughlan, 2008 |
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cascail Eselsohr
Alter: 72 Beiträge: 410 Wohnort: frankreich
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26.12.2011 13:00
von cascail
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Wer wurde gerettet? Die Sonnenschutzmasken,
_________________ Nur mit Natur, möglichst pur! |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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26.12.2011 13:25
von seitenlinie
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Hallo lupus,
bei uns sagt man auch „zu Weihnachten“.
Ich weiß nicht, wie es in Österreich gehandhabt wird, aber das „zu“ ist ebenfalls nicht universell anwendbar.
„Zu“ stellt einen Bezug her und ist nicht identisch mit „an“. Die Bedeutung wäre etwa „in Erwartung von“ oder „anlässlich.“
Wird ein Dorf zu Festtagen geschmückt, bedeutet das nicht an Festtagen. Zum 1. Mai eine Fahne raushängen ist nicht
identisch mit am 1. Mai eine Fahne raushängen. Zum Geburtstag gratulieren kann man auch am Folgetag.
Wir können in Norddeutschland eine Gans zu Weihnachten kaufen oder eine Gans zu Weihnachten essen – und meinen
damit eher den Anlass als den Zeitpunkt. Deshalb würde sich ein Satz wie „Zu Weihnachten ist sein Haus abgebrannt“
etwas schräg anhören.
„Zu“ bezieht sich auf Weihnachten im Plural. Niemand sagt hier „zu Heiligabend“.
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Roydarren73 Leseratte
Beiträge: 113
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26.12.2011 13:37
von Roydarren73
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Ich glaube es heißt korrekt: "Ich geh auf Weihnachten."
Man sagt ja auch: "Ich geh auf Schalke."
_________________ "Der Anfang von allem, also der Urknall, fand wohl in völliger Dunkelheit statt, da Licht ja noch nicht existierte."
- Stephen Hawking - |
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seppman Weltfriedenstreiber
S Alter: 42 Beiträge: 923 Wohnort: Yaren
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S 26.12.2011 14:00
von seppman
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Moin
Wie ist das mit Oh Stern, muss man da auch auf Wein achten?
Grüße seppman
_________________ Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung. |
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Circum Klammeraffe
Alter: 34 Beiträge: 814
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26.12.2011 21:31
von Circum
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Roydarren73 hat Folgendes geschrieben: | Ich glaube es heißt korrekt: "Ich geh auf Weihnachten."
Man sagt ja auch: "Ich geh auf Schalke." |
Oh Gott...
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SilentVellamo Leseratte
Beiträge: 121
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26.12.2011 22:38
von SilentVellamo
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Roydarren73 hat Folgendes geschrieben: | Ich glaube es heißt korrekt: "Ich geh auf Weihnachten."
Man sagt ja auch: "Ich geh auf Schalke." |
Womit wir dann aber wieder beim regionalen Dialekt wären
Vellamo
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