18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Keine Zeit


 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag11.12.2011 16:39
Keine Zeit
von Rosanna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es ist staubig, eng und kalt. Von der Decke hängen Spinnweben und eine spindeldürre Lampe. Kalt, das bedeutet 15 Grad, eng meint eine Fläche von eineinhalb Quadrat- und eine Höhe von drei Metern. Das sind, wie er mir versichert hat, die idealen Maße für zwei Menschen, die die Zeit überdauern wollen.
Er gehört zu denen, die glauben, dass ein Vogel nur dann singt, wenn man ihm zuhört. Ein umstürzender Baum im Wald verursacht keine Geräusche, wenn niemand sie hören kann. Oder besser, er fällt überhaupt nicht um, weil ihn niemand dabei beobachtet.
Ein Mensch stirbt erst dann, wenn ein anderer davon weiß.
Die Zeit verinnt nur dann, wenn man ihr dabei zusieht.
Wir haben gestern auf dem Innenhof den Badezimmerspiegel zerschlagen und mit dem Staub die Türen abgedichtet. Links neben der Dusche liegt jetzt in einer Ecke unser Vorratslager: Kräcker, Zwieback und 5 Kartons sonnengelber Glühbirnen.
Eigentlich brauchen, wir keine Nahrung, hat er gesagt. Sobald die Tür verschlossen ist und kein Licht und keine Wärme hereinfallen, wird die Zeit verschwunden sein. Die Enge ist ein geringer Preis für ewiges Leben. Etwas zu essen wird uns die Zeit versüßen, meint er.
Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen.
Auf sein Kommando schalte ich das Licht an. Noch so eine Gewohnheit, die wir in absehbarer Zeit nicht loswerden sollen. Die gelbe Lampe erinnert ein wenig an die Sonne, aber im Gegensatz zu ihr wird sie niemals untergehen.
Als nächstes verschließe ich die Tür und spüle den Schlüssel die Toilette runter. Keiner von uns soll in Versuchung kommen, sich aus dem Raum zu schleichen. Jedes Mal, wenn diese Tür geöffnet wird, stiehlt sich die Zeit hinein und nagt an unseren Knochen.
Niemals wieder.
Wir verbringen eine schöne Un-Zeit miteinander, sie ist intensiver als alles vorher gelebte. Wir reden viel, das konnten wir bis jetzt noch nie. Und wir lieben uns, was in der Enge schwieriger ist als sonst und unbequemer und darum so aufregend wie selten zuvor. Ab und an brennt eine Birne durch, was mich ein bisschen beunruhigt. Aber er versichert mir glaubwürdig, dass es nicht die Zeit ist, die dem Licht zu schaffen macht. Im Grunde, meint er, zieht das Licht eine Art Restzeit an(dieser Gedanke manifestiert sich, je geringer der Vorrat an Glühbirnen wird). Wir könnten also froh sein, wenn die Lampen platzten. Sie fressen die Zeit. Sie halten sie von uns fern. Wir können uns wirklich glücklich schätzen.
Als das Essen knapp wird, begreift er als erstes, das wir zwei Lebewesen sind, die sich gegenseitig beim Sterben zusehen. Die Zeit hat sich still und leise zu uns geschlichen, wahrscheinlich durch den Abfluss des Waschbeckens, den er mit aufgeweichten Glühbirnenkartons verstopft. Aus dem Duschvorhang schneidet er mit der Nagelschere Augenbinden, die wir uns gegenseitig anlegen. Sie sind nicht ganz blickdicht und so ist es schließlich ein Segen, als die letzte Lampe den Geist aufgibt.
Als das Jammern und Stöhnen überhand nimmt, drehen wir den Rest des Klopapiers zu Ohrenstöpseln und rücken, so weit es geht, voneinander ab.
Jetzt ist jeder ganz für sich allein, und tatsächlich geht es mir mit jedem Tag besser. Der milchige Schleier, der sich vor meine Augen gelegt hat, fällt von mir ab. Der Raum, der mir so kalt und feindselig erschienen ist, hat sich geweitet. Ich strecke mich aus. Der Boden ist weich und warm, das Licht sonnengelb.
Heute bin ich das erste Mal wieder aufgestanden. Von außen klopft die Zeit an die Tür, unter ihrem Druck hat sich das Zimmer verzerrt und verformt, aber es hält stand.
Es ist lustig, wie weit entfernt er und ich voneinander sind. Ich kann seinen Körper, der so nah bei meinem lag, nicht mehr sehen. Fast meine ich, dass die Tür einen Spalt breit offen steht, aber das kann auch nur eine Illusion der Zeit sein, um mich in die Falle zu locken.
Ich gehe hier nicht weg. Ich setze mich auf einen Haufen Lumpen, aus dem ein Stück Fleisch herauslugt. Ich bin begeistert. Fleisch habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen.
Der zeitlose Raum ist voller Wunder.
Genüsslich lecke ich an meiner Nase.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag12.12.2011 20:39

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

mir gefällt dieser Text sehr. Für mich eine sehr beklemmende Stimmung. Zunächst einmal kommt das ganze natürlich witzig daher, dieses fast quantenphysikalische Denken des Mannes, das auf den Alltag angewendet natürlich recht komisch wirkt.
Sehr gut gelungen ist meines Erachtens die Überleitung vom rein Absurden ins tragisch-absurde.
Eine sehr abstrakte, beklammende Horrorvorstellung, die ich in der Form noch nicht gelesen habe.
Alles in allem ein feiner Text, der viel Interpretationsfreiraum und Nachdenkenswertes bietet.
Einzig der Titel ist mir zu lapidar.
Ich würde das gerne nominieren.

LG David
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag12.12.2011 21:15

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi!

Mir gefällt dieser Text auch sehr gut. Allerdings unterstelle ich ihm eine leichte Neigung zu Leerphrasen (eine Illusion der Zeit, Der zeitlose Raum). Mal sehen, ob das gerechtfertigt ist ...

Ich bin wirklich gespannt, wer sowas schreibt. Jemand mit Lyrikambitionen vielleicht - Eredor, Nihil, Pink?

Mir gefällt auch die Schreibroutine, Schreibsicherheit, Virtuosität, die aus dem Text spricht.

BN
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag12.12.2011 21:18

von Gast
Antworten mit Zitat

(Der letzte Satz lässt mich an einen Hund denken)

fein
Nach oben
adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag12.12.2011 23:06

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

mich beeindruckt dieser Text. Er ist genial geschrieben und er hat mich von Anfang an faziniert. Wie kommt ein Mensch auf solche Gedanken?

Mir persönlich machen solche Texte ein wenig Angst. Weil ich nur Leere, Verzweifelung und Hoffnungslosigkeit darin finde.

LG

adelbo
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag12.12.2011 23:06
Re: Keine Zeit
von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Supergut geschrieben, inhaltlich nicht so mein Ding - reine Geschmackssache.

Zwei Erbsen: Bei einem zerbrochenen Spiegel hat man am Ende eigentlich keinen Staub, sondern immer noch lauter winzig kleine, spitze Scherben, wenn man drauf herumtritt. Staub ist ja nicht scharf, um Glas soweit zu zerpulvern, müsste man es schleifen.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Als das Essen knapp wird, begreift er als erstes, das wir zwei Lebewesen sind, die sich gegenseitig beim Sterben zusehen.


Und was begreift er als zweites? Erstmalig meintest du, denke ich.

Inspiriert von "Raum"?


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag12.12.2011 23:07

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

wenn ich den Text nicht ganz falsch verstanden habe, ist er ziemlich makaber geraten. ...  Shocked. Auf Manches kann ich mir noch keinen Reim machen, aber interessant ist der Text schonmal.

Grüße
Rufina
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag18.12.2011 16:05

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, die Damen wink,

Es tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte, aber, sagen wir es so, ich habe eine anstrengende Woche hinter mir.
Zum Text:

David, ich danke. Was den Titel betrifft, hast du natürlich recht. Mir schwebte erst etwas wie "Der zeitlose Raum" vor, aber das klingt unnötig pathetisch. Wie wärs mit "Mein Freund der Baum fällt um?" wink. Nein, im Ernst; ich denk mir da noch etwas aus...und nominieren darfst, kannst, sollst, musst du. Ich war noch nie in der Prosa nominiert! (jetzt spätestens sollte dich eine Ahnung beschleichen, wer ich bin...)

Heyho, BN:
Du triffst den Kern der Sache und auch den Grund, warum dieser Text in der Werkstatt steht. Er schwimmt. Er ist schwammig. Er trifft noch nicht recht den Punkt wink. Und ich bin mir nicht sicher, an welchen Sätzen das liegt...besonders der Satz hier:
Zitat:
Wir verbringen eine schöne Un-Zeit miteinander, sie ist intensiver als alles vorher gelebte

...soll ich ihn, weil er so vage ist, ganz streichen oder die nachgelieferte Erklärung ausbauen?
Dein Beispiel, der zeitlose Raum, empfinde ich jetzt allerdings nicht als Phrase...immerhin soll das doch die Aussage des Textes sein. Vielleicht verstehe ich dich aber auch nur falsch wink.
Lyrikambitionen, gotcha. Aber wer, aber wer...ich bin doch nicht Rumpelstilzchen, ich akzeptiere nur einen Namen pro Post.

Moin Debruma
Sehr, sehr gut. Dieser Satz wurde mit einem fiesen Grinsen geschrieben. Der Mensch wird zum Tier...

Adelbo:
Nana, er hat doch ein HappyEnd oder nicht nicht? Sie ist tot, aber glücklich...Twisted Evil.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich saß in einem Seminar zum Thema Konstruktivismus. Jeder hat sein eigenes Universum und was er nicht sieht, existiert nicht. Fies wie ich bin, dachte ich, ich treibe das Ganze auf die Spitze. Es gibt auch noch einen zweiten Text, der aber sprachlich zu unausgegoren ist. Vielleicht später;).

Süderfunzel:
Dankeschön.

Zitat:
Zwei Erbsen: Bei einem zerbrochenen Spiegel hat man am Ende eigentlich keinen Staub, sondern immer noch lauter winzig kleine, spitze Scherben, wenn man drauf herumtritt. Staub ist ja nicht scharf, um Glas soweit zu zerpulvern, müsste man es schleifen.

Mist, verdammter.
Dann ändere ich notgedrungen den Staub in Splitter um. Oder meinst du, ich sollte sie mit den Splittern Tauben-Abwehr-Einheiten aufbauen lassen? Schließlich sind Tauben die Boten des Herrn und der beruft ja am Ende alle zu sich Twisted Evil.

Zitat:

Als das Essen knapp wird, begreift er als erstes, das wir zwei Lebewesen sind, die sich gegenseitig beim Sterben zusehen.
Und was begreift er als zweites? Erstmalig meintest du, denke ich.

Huppala. "als erster" sollte das heißen.

Zitat:
Inspiriert von "Raum"?

Nö. Ich habe mir das Buch zu Weihnachten gewünscht, also noch nicht gelesen. Ich meine aber, dass es ein Thriller war und kein ScienceFiction (wenn es anders ist, bloß noch nicht verraten. Das hat mir schon "6th Sense" verdorben.)

Rufina:
Danse Macabre. Na klar. Macht doch Spaß wink. Was verstehst du denn noch nicht?

Wohin ist, der ich war und bin?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Papagena
rara avis


Beiträge: 697
Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
Ei 8


Beitrag18.12.2011 19:19

von Papagena
Antworten mit Zitat

Hallo ...
... Rose? Bist du das? Ich würd dir das zutrauen wink
Beklemmend. Den Text hab ich einmal, zweimal, dreimal ... in Abständen von Tagen ... gelesen, und so was mach ich sonst nie Rolling Eyes
Das gefällt mir. Ich würde dir gerne bei der Überarbeitung behilflich sein, sprich sagen, ob und wo und wie meiner Meinung nach was geändert werden sollte/könnte/dürfte, aber ich fürchte, dafür müsste ich noch ein viertes, fünftes, sechstes Mal lesen ... mindestens. Ob mir überhaupt was einfällt, ist fraglich. Vielleicht hörst du in ein paar Tagen noch mal von mir wink

Nur eine Idee, die ich jetzt schon habe: ich steh auf diese pseudo-wissenschaftlichen, detaillierten Erläuterungen von Poe (also nicht dem hier ausm Forum), vielleicht könnte man davon noch mehr ...?

Gruß
Papagena
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag18.12.2011 21:16

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Die  Twisted Evil  verraten alles  Rolling Eyes

Gut gemacht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag18.12.2011 21:53

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Und der Haifisch, der hat Tränen...

Papa ante Portas, das pseudowissenschaftliche Zeug ist eine gute Idee, auch wenn ich nicht weiß, ob ich so etwas schreiben kann wink. Auf jeden Fall schon mal Danke für deine Rückmeldung.

@David: Dammischer. Danke lol
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Papagena
rara avis


Beiträge: 697
Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
Ei 8


Beitrag18.12.2011 21:55

von Papagena
Antworten mit Zitat

Dann nimm doch endlich diese dusselige weiße Maske ab ... Rolling Eyes

wink
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag18.12.2011 22:51

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Zwei Erbsen: Bei einem zerbrochenen Spiegel hat man am Ende eigentlich keinen Staub, sondern immer noch lauter winzig kleine, spitze Scherben, wenn man drauf herumtritt. Staub ist ja nicht scharf, um Glas soweit zu zerpulvern, müsste man es schleifen.

Mist, verdammter.
Dann ändere ich notgedrungen den Staub in Splitter um. Oder meinst du, ich sollte sie mit den Splittern Tauben-Abwehr-Einheiten aufbauen lassen? Schließlich sind Tauben die Boten des Herrn und der beruft ja am Ende alle zu sich Twisted Evil


Klappt aber doch auch, wenn das Spiegelbild zersplittert ... so könnte man sich am zerbrochenen Ich schneiden.

Frau Rosanna, sind Sie's?


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag19.12.2011 00:01

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Buh. Twisted Evil

_________________
nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag19.12.2011 04:16

von Rufina
Antworten mit Zitat

Rosanna hat Folgendes geschrieben:

Rufina:
Danse Macabre. Na klar. Macht doch Spaß wink.


Ja, aber ... angel  Twisted Evil  angel.


Zitat:
Was verstehst du denn noch nicht?


Also ich lasse dich jetzt mal an der Arbeitsweise meines neugierigen, kranken, gleichzeitig aber furchtbar behäbigen Hirns teilhaben.

Lesedurchgang 1: ...

Lesedurchgang 2:   Blink

Lesedurchgang 3 und 4:  hmm

Lesedurchgang 5:
 Idea Wir haben es verstanden. Hier geht es ganz klar um einen Obdachlosen und seinen Hund, die sich auf der Flucht vor der Zeit in einer Bahnhofstoilette verschanzt haben. Der Obdachlose stirbt zuerst, der Hund, naja, freut sich über das Stück Fleisch, das aus den Lumpen herausragt.  Shocked

Lesedurchgang 6 (natürlich nur, um die Richtigkeit des in Lesedurchgang 5 gefundenen Ergebnisses zu bestätigen):
Zitat:
Wir reden viel, das konnten wir bis jetzt noch nie.

Ok, ein sehr menschlicher Hund, aber es könnte immer noch sein.
Zitat:
Und wir lieben uns, was in der Enge schwieriger ist als sonst und unbequemer und darum so aufregend wie selten zuvor.

Das bringt die Hundetheorie ein wenig ins Wanken, wobei hmm ...
 Shocked  Shocked  Shocked
Zitat:
Aus dem Duschvorhang schneidet er mit der Nagelschere Augenbinden, die wir uns gegenseitig anlegen.

Bahnhofsklo ade, aber das mit dem Hund ist noch nicht aus der Welt (wer weiß, wer das geschrieben hat).

Lesedurchgang 7:
Der Hund wird zunehmend unwahrscheinlicher, insbesondere deswegen:
Zitat:
Das sind, wie er mir versichert hat, die idealen Maße für zwei Menschen, die die Zeit überdauern wollen.
(Satz 3 des Textes)
 Evil or Very Mad

Lesedurchgang 8:
Kein Hund, keine Bahnhofstoilette, kein Obdachloser. Fangen wir nochmal von vorne an. Welche Räume haben 1,5 Quadratmeter Fläche und sind 3 Meter hoch? Logisch, wir befinden uns in einem Fahrstuhl und ...  Mad War da nicht was mit Duschvorhängen? Damit hätten sich dann auch das Aquarium, der Panicroom und der Container erledigt.

Lesedurchgang 9:
 Mad  Evil or Very Mad  Twisted Evil

Folgende Lesedurchgänge und aktueller Stand:
Es könnte um die Flucht vor der Zeit gehen, darum, nicht wahrhaben zu wollen, was doch geschieht, was geschehen muss, wie ein Kind, das sich die Augen zuhält, in der Annahme dann selbst nicht gesehen zu werden.
Aber:
Wer sind die beiden Personen? Jedenfalls ist (hoffentlich) keine davon ein Hund. Auch ansonsten spüre ich einfach, dass da jede Menge Symbolik drin ist, komme aber nicht darauf, für was die einzelnen Gegenstände stehen. Gib mir noch 20 Lesedurchgänge, dann bin ich vielleicht auch soweit  wink
.

Wie du siehst, hält mich vor allem eine Sache bei dem Text: meine Neugier. Spannungsaufbau ... geglückt, würde ich behaupten. Und jaaaaa, ich gebe es ja zu, der kleine Hannibal Lecter in mir findet auch Gefallen an der Pointe.

Viele Grüße
Rufina


_________________
Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
TET
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 53
Beiträge: 570



Beitrag19.12.2011 22:50

von TET
Antworten mit Zitat

Das erinnert mich an einen seltsamen englischen oder irischen Kurzfilm den ich mal in einem Berliner Kulturkino als Draufgabe oder so gesehen habe. Aber dort ging es um zwei Sektenleute. Leider keine Ahnung mehr wie der hieß.
Ist mir vom Thema her aber zu morbid. Vor allem ahnt man ja ab dem zweiten Satz, dass die da nicht lebend rauskommen.
Und kalt bedeutet bei mir nicht 15 Grad. Das ist doch relativ warm oder meinst du -15°?


_________________
Ich muß in meinem Leben schon blödsinnigeres getan haben, weiß aber leider nicht, wann.
Douglas Adams; *300 Soll / 260 Haben noch 40 zu gehen.*
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18339

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag19.12.2011 23:24

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo Rosanna!

Das ist schon erstaunlich, wie du dich machst. Soweit ich mich zurückerinnern kann ... was für ein Wort, kann man sich eigentlich auch vorwärts erinnern? Oder zur Seite? Nach innen? Soweit ich mich also erinnern kann, hast du schon mit deinen ersten Texten hier im Forum einen sprachlich echt guten Eindruck hinterlassen. Fantasie hattest du auch schon immer und was zu erzählen auch. Du wirst echt gut, also so richtig gut, um nicht zu sagen immer besser, also noch besser. Wink

Viele Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)

Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag20.12.2011 00:21

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Was?! Du bist es wirklich Shocked

Tut mir leid, jetzt kann ich es nicht mehr gut finden, denn du bist jünger als ich.

Nee, Rosanna. Das ist ganz, ganz schlecht  Evil or Very Mad


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag21.12.2011 11:09

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kicher.

@Rufina:
Danke, danke, danke!!! Deine Beschreibung ist besser als der Text. lol Oh, mein Gott, ich hab mich fünf Minuten nicht mehr eingekriegt...
Aber wie kommst du auf eine Bahnhofstoilette? Und der Ich-Erzähler wäre dann ja der Hund, oder?
Eigentlich sind die beiden ein Pärchen (ich dachte, dass hätte ich mit dem Liebemachen deutlich gemacht) und ich habe versucht, der Ich-Erzählerin ein (insofern passt es wieder) typisches Weibchenimage zu geben, die ihrem klugen Freund hinterherhechelt, die idiotischsten, abstrusesten Dinge mitmacht und sich mit ihm in die Isolation begibt. Eigentlich zielte das Ende darauf ab, dass sich ihr "Freund" aus dem Raum befreit, aber das ist im Prinzip egal. Wichtig ist nur eins: Ich kann diese dumme Trine nicht ausstehen wink.
(jetzt ist der Text plötzlich nur noch halb so gut, gelle wink. Natürlich spielen auch gesellschaftskritische Themen mit rein, Entfremdung von der Natur, Jugendwahn, nervige Philosophen mit null praktischem Nutzen Twisted Evil...)

@TET:
Das ist bei meinem Geschreibsel leider immer so. Mit Schönem, Erfreulichem kann ich nichts anfangen...und wenn ich meine Fantasie spielen lasse, kommt meistens irgendetwas menschenverachtendes, abstruses heraus (vielleicht motze ich beim FFF deshalb permanent rum...weil Schönwetterfeen versuchen, von menschlichen Abgründen zu berichten wink ). Wurscht.
Stimmt, die 15 Grad werde ich auf 10 reduzieren. Ich dachte, während ich die Geschichte schrieb, nur merkwürdigerweise an Sommer. Ich lebe in einem Fachwerkhaus, da kriegt man meistens einen Kälteschock, wenn man aus der Sonne reinkommt.
Alles unter 10 Grad ist aber, glaube ich, nicht realistisch, wie willst du ein Badezimmer so runterkühlen?

@MosesBob
Wow. Das ist lieb von dir. Das freut mich, ehrlich. Das...du weißt, wie schwer es ist, Komplimente gemacht zu bekommen, ja? Ich bin also einfach ehrlich, setze mein Narciss-Grinsen auf und hauche gegen mein spiegelndes Laptop-Display: Danke...ich weiß.

@David
Pech gehabt, min Jung'. Diese Bewunderung gilt fürs Leben. Du solltest lieber genau überlegen, ob du dich tatsächlich von mir abwenden willst Evil or Very Mad . Dieses eine Mal bin ich noch gnädig: Fall einfach auf die Knie und erkenne meine Überlegenheit an; dann wird dir und deiner Familie kein Leid geschehen...


_________________
nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag21.12.2011 11:41

von Gast
Antworten mit Zitat

Wie war das nochmal? Der Text ist klüger als der Autor?

Das Tussiding kommt nicht durch und das ist gut so. Die Abhängigkeit aber durchaus - und zusammen mit dem Grundsabsurden gibt das etwas unterschwellig Bedrohliches, das dem Text gut steht.

Wenn er verschwindet, woher der Lumpenfleischklumpen?

Aber dennoch kein Fehler, denn es baut sich auf, dass sie die Dimension gewechselt hat, sie sich in einer anderen Raumzeit befindet, die Welt leicht nach links verschoben, er sowohl gegangen als auch noch da ist - und sie sich auch körperlich verändert hat. Denn das muss sie, sonst könnte sie sich nicht die Nase lecken.

(sag nicht, das Bild sei der Originalität wegen zulässig - Originalität bricht nicht Logik)

Ein Fehler allerdings, der nicht aufgeht: wenn die Zeit durchs Waschbecken kommt, kommt sie auch durchs Klo. Das sie dies einfach 'vergessen', ist nicht glaubwürdig.

Sprachlich: Ja, da wäre noch einiges zu verdichten, dafür brauchst du mich aber nicht. Das bekommst du locker allein hin.

debruma
schönwetterfee
Nach oben
Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag21.12.2011 12:21

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

debruma hat Folgendes geschrieben:
Wie war das nochmal? Der Text ist klüger als der Autor?

Das ist meistens so. Deswegen, glaube ich, liest man so oft: Ich möchte mein Gedicht/meine Geschichte nicht erklären, jeder soll seine eigene Bedeutung finden. Da habe ich, salopp gesagt, keinen Bock drauf. Ich will was lernen. Und wenn der Text besser ist als das, was ich damit meine, habe ich etwas falsch gemacht wink

Ein Fehler allerdings, der nicht aufgeht: wenn die Zeit durchs Waschbecken kommt, kommt sie auch durchs Klo. Das sie dies einfach 'vergessen', ist nicht glaubwürdig.

Naja, ich dachte, dadurch, dass ständig Wasser in der Toilette steht - aber du hast natürlich recht. Das Klo werde ich also auch noch verstopfen. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, was ich mit den Fäkalien anstelle Twisted Evil Die Ideen sprudeln schon.

Sprachlich: Ja, da wäre noch einiges zu verdichten, dafür brauchst du mich aber nicht. Das bekommst du locker allein hin.

Gerade in Verbindung mit deinem selbstgewählten Untertitel schwant mir schon wieder übles. Falls ich dich falsch verstehe, Entschuldigung im Voraus. Gleichzeitig aber auch eine Ankündigung: Wenn du das Thema mit mir ausführlicher diskutieren möchtest, besser per pn. Nicht, weil ich Angst vor der öffentlichen Konfrontation habe, sondern, weil das hier nicht der richtige Thread dafür ist (ich gebe zu, ich habe angefangen).
Ich verstehe eines nicht: Es gibt hier einige Leute, und du gehörst wohl auch dazu, die sich sofort angegriffen fühlen, wenn ich sage: Viele Texte haben keine Tiefe. Dann heißt es: Oh mein Gott, jetzt will ich nicht mehr, du bist abschätzig, zynisch, verdirbst mir gar die Lust am Schreiben (!). Was soll das? Du weißt doch noch nicht mal, ob dein Text überhaupt unter diese Kategorie fällt. Noch weniger weißt du, ob ich deine Schreibqualitäten grundsätzlich so einschätze oder nur auf diesen Wettbewerb bezogen sage - oh Gott, das ging in die Hose. Und des Weiteren ist es nun mal Fakt, dass viele ein bevorzugtes Genre haben bzw. eine bestimmte Art von Geschichte wirklich gut schreiben können. Ich zum Beispiel habe mit Liebesromanen und ähnlichem nichts am Hut und zwar nicht, weil ich Liebe nicht als Thema anerkenne (im Gegenteil), ich kann das einfach nicht schreiben. Genauso Satiren (es sei denn, sie sind verbittert). Das sehe ich auch in meinem Studium: Ich kann Reportagen schreiben, aber keine Glossen.
Und dann noch eine Frage, die ich in anderem Zusammenhang schon einmal gestellt habe:

Wo ist euer Selbstbewusstsein?
Wie kann es sein, dass euch ein Kommentar, der sich noch nicht mal explizit auf euch bezieht, so aus der Fassung bringen kann? Was ist los mit euch, verdammt? Ignoriert mich, überdenkt mich und kommt zu einem anderen Fazit als ich - oder beweist mir das Gegenteil, aber hört auf, euch wie Mimosen zu verhalten!

So, Ende. Alles weitere, so du willst, per pn.


Dornröschen


_________________
nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag21.12.2011 12:28

von Gast
Antworten mit Zitat

Zornröschen,

das war ernst gemeint - du hast so viel Sprachbewusstesein und Sprachgefühl, ich brauch da nicht rumstreichen, du findest die Krümel selbst und besser, denn du weißt ja viel eher, wo du hinwillst.

Rest per PN
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Diskussionen zu Genre und Zielgruppe
Warum keine Lyrik?
von Nina
Nina Diskussionen zu Genre und Zielgruppe 47 30.03.2024 19:09 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Gibt es wirklich keine hochwertigen C...
von MiaMariaMia
MiaMariaMia Agenten, Verlage und Verleger 14 21.03.2024 11:42 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Plot, Handlung und Spannungsaufbau
Alltag - oder auch die Zeit dazwischen
von strixaluco
strixaluco Plot, Handlung und Spannungsaufbau 7 31.01.2024 16:16 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Die Zeit totschagen
von Michaelis
Michaelis Werkstatt 1 10.01.2024 18:27 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Zeit vergeht, Depression besteht
von Reza
Reza Trash 2 01.01.2024 23:21 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlung

von Enfant Terrible

von czil

von Mana

von poetnick

von EdgarAllanPoe

von Einar Inperson

von Piratin

von Selanna

von Gefühlsgier

von EdgarAllanPoe

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!