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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Karl Morens Revolutionsmärchen


 
 
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Alogius
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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.01.2010 12:21
Karl Morens Revolutionsmärchen
von Alogius
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Text ist etwas länger. Darum teile ich ihn aus mehreren Gründen auf. Sind 5 Teile. Wird aber vielleicht trotzdem gelesen. wink
-------------



Karl Morens Revolutionsmärchen


 „Besuch von zwei seltsamen Herren“

Karl Moren wurde durch das Läuten der Glocke im Hof geweckt. Er hörte, wie der Hausdiener schnellen Schrittes das große Tor öffnete, wie aus einer morgengetränkten Stimme zwei wurden, eine Menge Fragen, Antworten und ein Durcheinander vom Innenhof des Herrenhauses bis in das Gästezimmer kletterten, das er seit zwei Tagen bewohnte.  Es war sein Glück, dass der Herr Graf ein Sammler war, der jeden Sommer einen Maler bei sich aufnahm, um ihn zu fördern. Hätte August, der Hausdiener, ihn nicht auf der Promenade in der Stadt getroffen, er säße wohl noch immer dort oder wäre in einer schäbigen Taverne untergekommen. Denn Geld hatte er keines. Das kleine Heimatdorf hatte er verlassen, um in der Welt der Künstler erfolgreich zu sein. Er hätte es nicht besser treffen können. Der gestrige Abend war ein Durchbruch gewesen, den niemand so schnell vergessen würde. Immer noch zufrieden, lauschte er dem Durcheinander im Hof. Irgendwann schloss man das Tor, und mehrere Schritte liefen unten ins Haus.
Es klopfte.
„Ja?“
„Herr Moren, man möchte Sie sprechen“, sagte August.
„Augenblick“, antwortete Karl. Er wollte sich Zeit lassen. Vermutlich weitere Bewunderer, die seine Werke in der Galerie gesehen hatten und nun um die besten Stücke verhandeln wollten. Graf Wissmuth hatte es vorausgesehen und Karl angeraten, sich nicht den ersten Bietern an den Hals zu werfen, sondern weise abzuwarten, um den eigenen Wert in die Höhe zu treiben. So wollte er es halten. Während August und die unbekannten Begleiter vor der Tür tuschelten, erhob er sich langsam und ließ die Füße in des Grafen Hausschuhe wandern. Er nahm den Morgenrock vom Haken, schlug die seidene Bettdecke auf und warf einen Blick in den Hof. Das Herrenhaus war umgeben von Gärten und Kieswegen. Keine Wolke sah er am Himmel, alles war gut. Zufrieden kämmte er sein Haar, trank ein Glas Wasser und bat die Herren, einzutreten.
August führte zwei Männer hinein. „Benötigen Sie etwas, Herr Moren?“, fragte er vornehm.
„Nein, August, alles recht so“, sagte Karl, und August verschwand nach einem Nicken.
Die beiden Männer sahen nicht aus wie die Zuschauer in der Galerie. Während die Menschen dort festlich gekleidet gewesen waren, hatten auch ihre Gesichter den Anschein erweckt, von den Bildern und der Kunst angezogen zu werden. Die Frauen hatten ihm zu Füßen gelegen, und die Männer waren ganz entzückt gewesen von der Klarheit seiner Kunst. Ihre Augen hatten einen Glanz in sich getragen, den er bei den anwesenden Herren nicht ausmachen konnte. Sie trugen graue Mäntel und schwarze Hüte, die ihnen zu groß waren und bis auf die Nasenspitze reichten. Einer trug braune Handschuhe, der andere behielt seine Hände in den Manteltaschen, die unentwegt raschelten.
„Wie kann ich Ihnen helfen, die Herren?“, fragte Karl.
Der mit den Händen in der Tasche schwieg; der andere fragte: „Sie sind Karl Moren?“
„Das bin ich. Ich nehme an, Sie sind hier, um über einige meiner Werke zu verhandeln“, antwortete Karl selbstsicher, obwohl er zweifelte, dass es so war. Das gesamte Auftreten der Männer erschien ihm seltsam. Der andere hatte gar kein Interesse, sich zu unterhalten. Stattdessen blickte er in den Hof, nahm die Hände aus der Tasche und richtete die Gardinen am Fenster. Derjenige, der mit ihm sprach, hatte eine gleichgültige Stimme, die das Desinteresse an seiner Person mit jedem Ton bekräftigen wollte.
„Das sind wir nicht. Befanden Sie sich gestern auf einer Ausstellung in der hiesigen Galerie?“, fragte er.
„Ja, natürlich. Was ist denn los? Wer sind Sie?“, fragte Karl.
„Der Besitzer der Galerie ist Ihnen also bekannt“, stellte der Mann fest. Der andere zog den Mantel aus und warf ihn auf die Bettdecke. Dann malte er mit den Fingern am Fenster herum.
„Bitte lassen Sie das sein. Das wird den Herrn Graf nicht erfreuen“, sagte Karl.
Der Mann am Fenster gab keine Antwort und setzte seine Beschäftigung fort.
„Der Besitzer der Galerie ist Ihnen also bekannt“, wiederholte der andere im gleichen Ton.
Karl schaute weiter zum Fenster. „Ja, sicher. Aber was wollen Sie denn von mir? Und wer sind Sie bitte?“
„Wann haben Sie die Ausstellung verlassen? Und sind Sie dann direkt ins Grafenhaus gegangen?“, fragte der Mann.
„Wohin sollte ich sonst gehen?“, erwiderte Karl.
„Sie sind ein junger Mann. Vielleicht waren Sie noch in einem Café oder in einem anderen Etablissement?“
In der Stimme des Mannes lag nun ein Vorwurf. Was ging es ihn an?
„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“, fragte Karl.
„Haben Sie schlechte Angewohnheiten? Sprechen Sie im Schlaf oder sollte man sich um Ihre Gesundheit sorgen?“, entgegnete der Mann.
„Was sind denn das für Fragen? Verschwinden Sie!“, rief Karl. Nun war es aber genug. Wenn diese Leute schon kein Interesse an seiner Kunst hatten, was scherten sie andere Dinge, die sein Leben betrafen?
Der Mann am Fenster hielt inne. Der andere nickte langsam und zog den Hut fast bis zum Kinn.
„Wir kommen auf Sie zurück. Es wäre sinnvoll, wenn Sie sich zur Verfügung hielten. Wir haben Interesse an Ihren Gemälden, müssen Sie wissen. Da wir allerdings für äußerst empfindliche Auftraggeber arbeiten, sind vorab gewisse Umstände zu klären“, sagte der Mann.
„Wenn Sie Interesse an der Kunst haben, wieso benehmen Sie sich so ungebührlich? Bitte verlassen Sie diesen Raum. Ich werde den Hausdiener rufen.“
„Bemühen Sie sich nicht. Wir bieten Ihnen viel. Begeben Sie sich am Abend zur Siebenschläfergasse, man wird Ihnen dort genaue Anweisungen geben“, sagte der Mann.
Der andere zog den Mantel an, salutierte vor Karl und öffnete seinem Begleiter die Tür. Beide hüpften auf einem Bein hinaus. Karl lief schnell zum Fenster, denn er hoffte, die beiden Besucher würden wirklich das Anwesen verlassen. Er sah, wie sie sich förmlich von August verabschiedeten und gingen.
Vielleicht war dem Grafen etwas darüber bekannt. Karl verließ das Zimmer und ging in den Salon. Graf Wissmuth las gerade die Zeitung. Neben ihm saß seine schwarze Katze, Iwan, die Karl mit dunkelgrünen Augen musterte.



_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Gast







Beitrag14.01.2010 13:35

von Gast
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Hallo Tom,

das ist rätselhaft. Aber nicht in dem Sinne rätselhaft, mit dem ich bekanntermaßen nichts anfangen kann - deshalb: Gern gelesen, und ich bin gespannt, worauf das hinausläuft und was es mit den ominösen Herren auf sich hat. Ein paar Kleinigkeiten haben mich stolpern lassen:

Zitat:
Irgendwann schloss man das Tor, und mehrere Schritte liefen unten ins Haus.
Mit der Formulierung werde ich nicht warm. Schritte laufen für mich nicht... Confused Man versteht natürlich den Sinn, aber mich kegelt's trotzdem so ein bisschen raus.

Zitat:
Der andere hatte gar kein Interesse, sich zu unterhalten.


Ein paar Sätze zuvor ist "der andere" noch derjenige, der spricht. In der Zwischenzeit agieren die Herren nicht. Verwirrt mich, diese Wiederholung, da sie sich ja einmal auf den einen, einmal auf den anderen (wink) bezieht.

Zitat:
Derjenige, der mit ihm sprach, hatte eine gleichgültige Stimme, die das Desinteresse an seiner Person mit jedem Ton bekräftigen wollte.


Braucht's das "wollte"? Einfach "bekräftigte" gefiele mir besser. Stimmen haben ja keine Intention, in meinen Augen.

Zitat:
Karl lief schnell zum Fenster, denn er hoffte, die beiden Besucher würden wirklich das Anwesen verlassen.


Hoffen impliziert für mich Zweifel. Zweifelt Karl daran, dass die beiden Herren gehen? Warum? Wenn nicht, dann würde mir eine Formulierung mit "sichergehen" besser gefallen. (Also sowas wie: "..., denn er wollte sichergehen, dass die beiden Besucher ....")

Ansonsten, wie gesagt, gerne gelesen. Freu' mich auf Teil 2!

LG

Soraya
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lupus
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Beitrag14.01.2010 15:02
Re: Karl Morens Revolutionsmärchen
von lupus
Antworten mit Zitat

Nach den ersten Zeilen hatte ich gehofft, alle 5 Teile präsentiert zu bekommen, jetzt freu ich mich auf das, was da folgen wird.

Erster Eindruck: toll geschrieben, einige Gustostückerln, nette Personifizierungen (wandernde schritte ...). is doch eine Personifizierung, oder? Pars pro totum? Egal, schön.

spannend, will mehr. Rätselhaft. Thema: wieder einmal der MAler.  Wink

blau ... toll
grün ... gefällt mir nicht so, aber reine Geschmackssache
fett ... zum Überdenken

Zitat:
Karl Morens Revolutionsmärchen


 „Besuch von zwei seltsamen Herren“

Karl Moren wurde durch das Läuten der Glocke im Hof geweckt. Er hörte, wie der Hausdiener schnellen Schrittes das große Tor öffnete, wie aus einer morgengetränkten Stimme zwei wurden, eine Menge Fragen, Antworten und ein Durcheinander vom Innenhof des Herrenhauses bis in das Gästezimmer kletterten ... mit KLettern verbinde ich Anstrengung und abgehackte Bewegungen, was für Geräusche nicht so ganz paßt, das er seit zwei Tagen bewohnte.  Es war sein Glück, dass der Herr Graf ein Sammler war, der jeden Sommer einen Maler bei sich aufnahm, um ihn zu fördern. Hätte August, der Hausdiener, ihn nicht auf der Promenade in der Stadt getroffen, er säße wohl noch immer dort oder wäre in einer schäbigen Taverne untergekommen. Denn Geld hatte er keines. Das kleine Heimatdorf hatte er verlassen, um in der Welt der Künstler erfolgreich zu sein. Er hätte es nicht besser treffen können. Der gestrige Abend war ein Durchbruch gewesen, den niemand so schnell vergessen würde. Immer noch zufrieden, lauschte er dem Durcheinander im Hof. Irgendwann schloss man das Tor, und mehrere Schritte liefen unten ins Haus. (der ganze Teil is einfach schön und super gemacht, peu a peu wird alles Nötige geliefert, nicht zu viel, nicht zu wenig)Es klopfte.
„Ja?“
„Herr Moren, man möchte .. der Dialogsprache würde es gut tun, hier ein 'wünscht sie zu' zu nehmen?Sie sprechen“, sagte August.
„Augenblick“, antwortete Karl. Er wollte sich Zeit lassen. Vermutlich weitere Bewunderer, die seine Werke in der Galerie gesehen hatten und nun um die besten Stücke verhandeln wollten. Graf Wissmuth hatte es vorausgesehen und Karl angeraten, sich nicht den ersten Bietern an den Hals zu werfen, sondern weise abzuwarten, um den eigenen Wert in die Höhe zu treiben. So wollte er es halten. Während August und die unbekannten Begleiter vor der Tür tuschelten, erhob er sich langsam und ließ die Füße in des Grafen Hausschuhe wandern. Er nahm den Morgenrock vom Haken, schlug die seidene Bettdecke ( das Aufschlagen is etwas unklar. Du meinst wohl 'er machte das Bett' ich lese 'er stand auf' und dann kommt der Morgenrock danach) auf und warf einen Blick in den Hof. Das Herrenhaus war umgeben von Gärten und Kieswegen. Keine Wolke sah er am Himmel, alles war gut. Zufrieden kämmte er sein Haar, trank ein Glas Wasser und bat die Herren, einzutreten.
August führte zwei Männer hinein. „Benötigen Sie etwas, Herr Moren?“, fragte er vornehm.
„Nein, August, alles recht so“, sagte Karl, und August verschwand nach einem Nicken.
Die beiden Männer sahen nicht aus wie die Zuschauer in der Galerie. Während ... das während läßt mich auf einen Widerspruch warten, es kommt aber keiner ... nicht in diesem Satz, was mich verwirrt, denn das 'auch' in der Folge ist nicht so gesetzt, dass es betont würde. -- während .. nicht nur .. sondern auch  .. und jetzt die Männer ... so würd ich's erwarten beim Lesen.die Menschen dort festlich gekleidet gewesen waren, hatten auch ihre Gesichter den Anschein erweckt, von den Bildern und der Kunst angezogen zu werden. Die Frauen hatten ihm zu Füßen gelegen, und die Männer waren ganz entzückt gewesen von der Klarheit seiner Kunst. Ihre Augen hatten einen Glanz in sich getragen, den er bei den anwesenden Herren nicht ausmachen konnte. Sie trugen graue Mäntel und schwarze Hüte, die ihnen zu groß waren und bis auf die Nasenspitze reichten. Einer trug braune Handschuhe, der andere behielt seine Hände in den Manteltaschen, die unentwegt raschelten.... das mag mir nicht gefallen, is aber wurscht.
„Wie kann ich Ihnen helfen, die Herren?“, fragte Karl.
(sprachlich paßt das glaub ich nicht:
entweder: Wie kann ich helfen, die Herren (die Herren eigentlich Ersatz für Ihnen) oder: Wie kann ihc Ihnen helfen, meine herren.)
Der mit den Händen in der Tasche schwieg; der andere fragte: „Sie sind Karl Moren?“
„Das bin ich. Ich nehme an, Sie sind hier, um über einige meiner Werke zu verhandeln“, antwortete Karl selbstsicher, obwohl er zweifelte, dass es so war. Das gesamte Auftreten der Männer erschien ihm seltsam. Der andere hatte gar kein Interesse, sich zu unterhalten. Stattdessen blickte er in den Hof, nahm die Hände aus der Tasche und richtete die Gardinen am Fenster. Derjenige, der mit ihm sprach, hatte eine gleichgültige Stimme, die das Desinteresse an seiner Person mit jedem Ton bekräftigen wollte. ... das wollte wieder eine angedeutete Personofizierung der Stimme oder halt das andere ppt)„Das sind wir nicht. Befanden Sie sich gestern auf einer Ausstellung in der hiesigen Galerie?“, fragte er.
„Ja, natürlich. Was ist denn los? Wer sind Sie?“, fragte Karl.
„Der Besitzer der Galerie ist Ihnen also bekannt“, stellte der Mann fest. Der andere zog den Mantel aus und warf ihn auf die Bettdecke. Dann malte er mit den Fingern am Fenster herum.
„Bitte lassen Sie das sein. Das wird den Herrn Graf nicht erfreuen (??? ist das nicht wurscht? wer stößt sich denn daran?)“, sagte Karl.
Der Mann am Fenster gab keine Antwort und setzte seine Beschäftigung fort.
„Der Besitzer der Galerie ist Ihnen also bekannt“, wiederholte der andere im gleichen Ton. (hier wird das 'der eine', 'der andere' nicht konsequent durchgezogen. Du beziehst das 'der andere' in dem Fall darauf, dass der eine (der früher 'der andere' war) am Fenster steht.)Karl schaute weiter zum Fenster. „Ja, sicher. Aber was wollen Sie denn von mir? Und wer sind Sie bitte?“
„Wann haben Sie die Ausstellung verlassen? Und sind Sie dann direkt ins Grafenhaus gegangen?“, fragte der Mann.
„Wohin sollte ich sonst gehen?“, erwiderte Karl.
„Sie sind ein junger Mann. Vielleicht waren Sie noch in einem Café oder in einem anderen Etablissement?“
In der Stimme des Mannes lag nun ein Vorwurf. Was ging es ihn an? ... gekonnt gesetzte Gedankeneinschübe„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“, fragte Karl.
„Haben Sie schlechte Angewohnheiten? Sprechen Sie im Schlaf oder sollte man sich um Ihre Gesundheit sorgen?“, entgegnete der Mann.
„Was sind denn das für Fragen? Verschwinden Sie!“, rief Karl. Nun war es aber genug. Wenn diese Leute schon kein Interesse an seiner Kunst hatten, was scherten sie andere Dinge, die sein Leben betrafen?
Der Mann am Fenster hielt inne. Der andere nickte langsam und zog den Hut fast bis zum Kinn (???).
„Wir kommen auf Sie zurück. Es wäre sinnvoll, wenn Sie sich zur Verfügung hielten. Wir haben Interesse an Ihren Gemälden, müssen Sie wissen. Da wir allerdings für äußerst empfindliche Auftraggeber arbeiten, sind vorab gewisse Umstände zu klären“, sagte der Mann.
„Wenn Sie Interesse an der Kunst haben, wieso benehmen Sie sich so ungebührlich? Bitte verlassen Sie diesen Raum. Ich werde den Hausdiener rufen.“
„Bemühen Sie sich nicht. Wir bieten Ihnen viel. Begeben Sie sich am Abend zur Siebenschläfergasse (hm, wäre da eine Hausnummer nicht dienlich, oder hat das einen Sinn?), man wird Ihnen dort genaue Anweisungen geben“, sagte der Mann.
Der andere zog den Mantel an, salutierte vor Karl und öffnete seinem Begleiter die Tür. Beide hüpften auf einem Bein hinaus... find ich cool, die Idee Karl lief schnell zum Fenster, denn er [b]hoffte ... der Zusammenhang wird so nicht klar ... 'er war sich nicht sicher' is wohl die Aussage. Steht aber so nicht da[/b], die beiden Besucher würden wirklich das Anwesen verlassen. Er sah, wie sie sich förmlich von August verabschiedeten und gingen.
Vielleicht war dem Grafen etwas darüber bekannt. Karl verließ das Zimmer und ging in den Salon. Graf Wissmuth las gerade die Zeitung. Neben ihm saß seine schwarze Katze, Iwan, die Karl mit dunkelgrünen Augen musterte ... inhaltlich klar, sprachlich nicht: wer mustert wen?.


tolle sache.  Daumen hoch

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.01.2010 16:25

von Alogius
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Danke Euch bis hierher.
Ich werde mich - zu jedem Aspekt der Kommentare - nach der Geschichte dazu äußern. smile

(Im Sinne der Lesefreundlichkeit warte ich wohl noch ab.)


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Andrea F.
Leseratte
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A
Beitrag14.01.2010 18:14

von Andrea F.
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Hallo Tom,

dein Revolutionsmärchen weckt sofort Neugierde, so dass ich schon sehr gespannt darauf bin, wie es weitergeht.

Ich hab jetzt nur zwei kleine Anmerkungen.
Auch ich bin bei „… mehrere Schritte liefen unten ins Haus“ hängen geblieben. Es ist schon klar, wie du das gemeint hast, aber trotzdem stockt an der Stelle der Lesefluss - zumindest bei mir.
Und dann habe ich ein Problem mit den Hüten der Männer. Sie reichen bis zur Nasenspitze, der eine zieht den Mantel aus, malt aber mit Hut über den Augen „Bildchen“ ans Fenster, der andere zieht den Hut dann noch bis ans Kinn. Wahrscheinlich bin ich grad zu doof, den Sinn, der sicher dahinter steckt, zu erkennen. Aber da das ja erst der 1. Teil ist, besteht noch Hoffnung, dass sich dieser mir noch erschließt  wink

Ansonsten sehr gern gelesen und neugierig auf die weiteren Teile.

Liebe Grüße
Andrea


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Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung.
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag14.01.2010 19:00

von Hardy-Kern
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Hallo Tom,

...beide hüpften auf einem Bein hinaus... Wie immer, bekomme ich bei deinen anfänglichen, undurchsichtigen Texten ein nicht abwendbares Schmunzeln in meine Visage und weiß, dass du wieder was ausgeheckt hast.

Die beiden Hutmänner bringen schon mal eine gewisse Spannung. Später dann mehr. Würde mal tippen, die 'Hüte' sind einunddieselbe Person- wär' ein Ding Smile

Hardy
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Felix
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Beiträge: 338



F
Beitrag14.01.2010 21:08

von Felix
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Moin Tom

toller Anfang, macht definitiv Lust auf mehr. Zu den Männern mit den komischen Hüten wurde ja schon genug gesagt, die Jungs scheinen lächerlich zu sein und trotzdem geht eine gewisse Gefahr von ihnen aus...

Damit ich überhaupt irgendwas anmerken kann:

Zitat:
„Nein, August, alles recht so“, sagte Karl, und August verschwand nach einem Nicken.


"Nein, August, alles recht so", sagte Karl, woraufhin August mit einem Nicken verschwand.
Ist meines Erachtens lockerer formuliert und lässt den Lesefluss nicht stocken.

Dann mal her mit Teil zwei

mfg

Felix


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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.01.2010 21:34

von Alogius
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Nochmals besten Dank.

Ich werd's mal so halten:
Wenn der Text hier komplett ist, gehe ich auf alle (Zwischen)Kommentare ein.
Bisher interessante und hilfreiche Hinweise und Anmerkungen!


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Alogius
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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag15.01.2010 15:35

von Alogius
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 „Der Graf und seine Katze“

Karl blieb einen Moment im Eingang stehen. Er war erst seit zwei Tagen im Anwesen und wollte Graf Wissmuth nicht unnötig belästigen. Doch nun war er hier. Der Graf wusste vielleicht eine Lösung für das offensichtliche Problem, dass zwei Störenfriede vermutlich unrechtmäßig das Ansinnen hatten, Karl und seinen Erfolg auszubeuten.
Die Katze miaute und legte den Kopf schief. Dabei gab ihre Halskette ein klingelndes Geräusch. Der Graf legte die Zeitung zur Seite.
„Herr Moren. Guten Morgen, wünsche ich. Sie haben gut geschlafen, hoffe ich?“
„Ausgezeichnet, danke. Hat August bereits mit Ihnen gesprochen?“
„Nein. Sollte er? Ist etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit?“, fragte der Graf besorgt.
„Es ist alles bestens. Doch ich hatte eben Besuch von zwei Herren, die sich doch recht eigentümlich verhalten haben“, antwortete Karl und berichtete dem Grafen den Vorfall in allen Einzelheiten.
„Darüber sollten Sie sich keine Gedanken machen. Ich habe die beiden Herren eingeladen, da sie große Kunstkenner sind und für wohlhabende Personen handeln. Sie sind etwas eigen, doch ich kann Ihnen versichern, dass alles seine Richtigkeit hat“, sagte der Graf.
„Sie haben die Herren eingeladen?“, wunderte sich Karl.
„Ich dachte, es läge in Ihrem Interesse, Ihre Werke zu verkaufen? Als Ihr Förderer will ich Ihnen dringend raten, das Angebot anzunehmen. So eine Gelegenheit ergibt sich nämlich selten so schnell und unkompliziert“, mahnte der Graf.
Karl konnte es nicht glauben. Die beiden Herren hatten nicht gerade einen kunstverständigen Eindruck gemacht. Ihr Auftreten war merkwürdig und schien sich nicht um das Kunsthandwerk zu scheren.
„Die beiden haben sich durchaus seltsam angestellt. Die Fragen, die sie hatten, zeugten nicht gerade davon, dass sie wirklich kunstinteressiert wären.“
Der Graf lächelte. „Wie gesagt, Sie sollten nicht voreilige Schlüsse ziehen, sondern sich das Angebot anhören. Es wäre bedauerlich, würden Sie sich selbst und auch mich enttäuschen, nur weil Ihnen das Erscheinungsbild der beiden Unterhändler missfallen hat.“
Iwan kroch um Karls Beine herum und schien ihn zu belauern.
„Wie Sie wünschen. Ich wollte keineswegs den Eindruck erwecken, Ihre Bemühungen nicht anzuerkennen, Herr Graf.“
„Schön, dass Sie das so sehen. Wollen Sie mit mir frühstücken?“
„Sehr gern“, sagte Karl.
August servierte Pastete, Käse und dazu einen Tee. Iwan versuchte vergebens, etwas vom Tisch zu stehlen, denn die Augen des Grafen waren überall. Der Tee ließ die letzten Gedanken an das Erscheinen der Männer verschwinden.
„Der Abend in der Galerie ist wunderbar verlaufen, nicht wahr?“, fragte der Graf.
„Oh ja, ich bin begeistert. Ich hätte nicht erwartet, so schnell von den Menschen wahrgenommen zu werden. Ich bin Ihnen sehr dankbar.“
„Sie werden Ihre Dankbarkeit unter Beweis stellen, indem Sie mir eine Freude machen und erfolgreich mit den Gesandten etwas aushandeln“, sagte der Graf unmissverständlich.
„Natürlich. Ich werde alles daran setzen. Aber, Herr Graf, gestatten Sie mir eine Frage?“
Der Graf nickte wohlwollend.
„Weshalb haben die beiden mich gefragt, ob ich den Besitzer kenne? Und, da ich gerade dabei bin, was hat das mit meinen Lebensumständen zu tun?“, fragte Karl.
Iwan schlich hinaus, als er aus der Küche das Geräusch des in den Napf fallenden Futters vernahm. Der Graf schaute seinem Haustier mit einem beinahe verträumten Lächeln nach, doch als er Karl antwortete, nahm sein Gesicht wieder betont sachliche Züge an.
„Die Käufer sind höchst sensibel und darauf bedacht, sich nur auf Werke einzulassen, deren Schöpfer ein verlässliches Zeugnis vorweisen können. Das sollte Sie nicht beeindrucken, sondern anspornen. Seien Sie nicht beunruhigt, mein lieber Karl. Sie stammen aus einer einfachen Familie und haben sich nichts zu Schulden kommen lassen, oder?“, erwiderte er prüfenden Blickes.
„Nein, es ist alles in Ordnung mit mir“, versicherte Karl.
„Ausgezeichnet. Wenn Sie dann gefrühstückt haben, sollten Sie sich auf Ihr Treffen vorbereiten. Hat man Ihnen einen genauen Ort genannt?“
„Siebenschläfergasse, am Abend.“
Der Graf nickte.
„Man wird Sie zu gegebener Zeit finden“, sagte er.
Karl stimmte schweigend zu. Als sein Blick auf die Zeitung fiel, wollte er wieder viele Fragen stellen, doch der Graf hatte beschlossen, das Gespräch zu beenden. Karl wollte die Geduld des Hausherrn nicht weiter strapazieren. Ob die seltsamen Fragen der Hutträger etwas mit der Zeitungsmeldung zu tun hatten? Der Galerist war Opfer eines schrecklichen Unfalls geworden: Seine Kutsche war vom Weg abgekommen.
Warum hatte der Graf das nicht erwähnt?

Karl bedankte sich für das Gespräch und ging die Treppen hinauf in das Arbeitszimmer, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte.
Er nahm den Pinsel zur Hand und mischte die Farben auf der Holzpalette. Wie sich die Töne zu einer Melodie mischten, Tropfen wie Noten ein Zusammenspiel wagten, der Glanz der Morgensonne sich auf die Farben legte, fühlte er eine Ergriffenheit, die ihm keine andere Beschäftigung verleihen konnte. Er tauchte ein in die Welt der Farben, hörte den Klang des Pinselstriches, den er fast unbewusst auf der hellen Leinwand vollführte. Mit geschlossenen Augen strich er darüber, hielt bald drei Pinsel zwischen den Fingern einer Hand und ließ sich treiben durch das unsichtbare Farbenmeer, in dem er Ruderer und Kapitän, Entdecker und von den Wellen überwältigter Betrachter war. Vor seinem inneren Auge wurden aus einfachen Strichen Farben, die das Licht der Sonne bis auf den Meeresgrund spiegelten. Eine goldene Galeone stieß durch die See, und in der Ferne wartete das gelobte Land auf die seit Jahren segelnden Matrosen.
Karl öffnete die Augen und atmete endlich aus. Das Gemälde stand vor der Vollendung. Er vergaß seine Zweifel und die Fragen, die er sich über den Tod des Galeristen gestellt hatte.

Stunden waren vergangen. Jetzt musste er sich eilen. Er lief in sein Schlafzimmer und wechselte die Kleidung. Auf der Bettdecke lag eine Notiz. Vermutlich von August, der ihn nicht bei der Arbeit stören wollte. Sicher ging es um das Abendessen. Er würde es ausfallen lassen, um ausführlich mit den Interessenten zu sprechen. Karl las die Notiz:
‚Es herrscht Verrat im Herrenhaus‘, hatte jemand hastig geschrieben.
Beunruhigt, aber von der Eile getrieben, faltete er den Zettel, lief hinab in den Eingangsbereich, nahm den Mantel, und wenige Augenblicke später fuhr ihn Juri, der Kutscher, in die Stadt.


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lupus
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Beitrag15.01.2010 16:40

von lupus
Antworten mit Zitat

ja was soll ich da sagen?
Bis jetzt tadellos. jetzt schon spannend und da schwebt noch was in der Luft.

ein, zwei Punkte vielleicht.


Zitat:
Karl blieb einen Moment im Eingang stehen. Er war erst seit zwei Tagen im Anwesen und wollte Graf Wissmuth nicht unnötig belästigen. Doch nun war er hier. Der Graf wusste vielleicht eine ....


hm, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das nötig ist. Klar is es auf jeden FAll ohne dass es dort steht.

Außer natürlich, die beiden Hüte sind ein Person und Karl is gar nicht da, weshalb da stehen muss, dass er da ist ...äh  Wink

Zitat:
August servierte Pastete, Käse und dazu einen Tee. Iwan versuchte vergebens, etwas vom Tisch zu stehlen, denn die Augen des Grafen waren überall.


is wohl auch nicht wirklich nötig

Zitat:
„Siebenschläfergasse, am Abend.“
Der Graf nickte.
„Man wird Sie zu gegebener Zeit finden“, sagte er.


aha, na ob mich das zufriedenstellt? 2 Seiten lesen, um herauszufinden, dass eine hausnummer nicht nötig ist. Aber gut, ich denk das paßt scho so.


Zitat:
Er tauchte ein in die Welt der Farben, hörte den Klang des Pinselstriches, den er fast unbewusst auf der hellen Leinwand vollführte.


welt der Farben? das gefällt mir jetzt aber echt nicht. diese Welt is schon gewaltig ausgelutscht.


Zitat:
‚Es herrscht Verrat im Herrenhaus‘,


und da hängt er jetzt der Clif. Cool

 Daumen hoch

lgl


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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag15.01.2010 20:44

von Alogius
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Eines (Rest später!):
Der Cliffhanger ist ein Beispiel für die Möglichkeit, aus einer Aufteilung das Beste zu machen.^^


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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beitrag15.01.2010 20:50

von lupus
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Alogius hat Folgendes geschrieben:
Eines (Rest später!):
Der Cliffhanger ist ein Beispiel für die Möglichkeit, aus einer Aufteilung das Beste zu machen.^^


ah geh, wos d' net sogst Wink


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag15.01.2010 20:53

von Alogius
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lupus hat Folgendes geschrieben:
Alogius hat Folgendes geschrieben:
Eines (Rest später!):
Der Cliffhanger ist ein Beispiel für die Möglichkeit, aus einer Aufteilung das Beste zu machen.^^


ah geh, wos d' net sogst Wink


 Rolling Eyes

jajajaja^^


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Gast







Beitrag16.01.2010 00:14

von Gast
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Hallo Tom,

ich harre gespannt der Dinge, die da kommen mögen! Aber, wenn ich schon mal hier bin, meine Anmerkungen zu Stolpersteinen:

Zitat:
und wollte Graf Wissmuth nicht unnötig belästigen. Doch nun war er hier. Der Graf wusste vielleicht eine Lösung für das offensichtliche Problem,


Das fett Markierte finde ich ein bisschen umständlich. Vielleicht eher etwas in die Richtung: "Dennoch, der Graf wusste vielleicht..."?

Zitat:
Dabei gab ihre Halskette ein klingelndes Geräusch. Der Graf legte die Zeitung zur Seite.


Auch diese Formulierung mag mir nicht so ganz gefallen.

Zitat:
Ihr Auftreten war merkwürdig und schien sich nicht um das Kunsthandwerk zu scheren.


Kann sich ein Auftreten um etwas scheren? Haut mich raus, muss ich gestehen. Einfach: "... und sie schienen sich nicht..."?

Zitat:
Iwan versuchte vergebens, etwas vom Tisch zu stehlen, denn die Augen des Grafen waren überall.


Im ersten Moment habe ich die "denn"-Begründung auf Iwans Versuche bezogen, nicht auf das "vergebens". Ist inhaltlich dann natürlich Nonsens. Vielleicht eher: "Iwan versuchte, etwas vom Tisch zu stehlen. Vergebens, denn die Augen des Grafen waren überall." Oder so... wink

Zitat:
und erfolgreich mit den Gesandten etwas aushandeln“,


Insgesamt finde ich hier gerade die Dialoge toll - gleichermaßen gestelzt und natürlich, das muss man erstmal schaffen. Hier aber, das ist ein bisschen kompliziert formuliert. Vielleicht eher "... und mit den Gesandten erfolgreiche Verhandlungen führen"? Oder so, irgendwie halt...^^

Zitat:
Er nahm den Pinsel zur Hand und mischte die Farben auf der Holzpalette. Wie sich die Töne zu einer Melodie mischten, Tropfen wie Noten ein Zusammenspiel wagten, der Glanz der Morgensonne sich auf die Farben legte, fühlte er eine Ergriffenheit, die ihm keine andere Beschäftigung verleihen konnte. Er tauchte ein in die Welt der Farben, hörte den Klang des Pinselstriches, den er fast unbewusst auf der hellen Leinwand vollführte. Mit geschlossenen Augen strich er darüber, hielt bald drei Pinsel zwischen den Fingern einer Hand und ließ sich treiben durch das unsichtbare Farbenmeer, in dem er Ruderer und Kapitän, Entdecker und von den Wellen überwältigter Betrachter war. Vor seinem inneren Auge wurden aus einfachen Strichen Farben, die das Licht der Sonne bis auf den Meeresgrund spiegelten. Eine goldene Galeone stieß durch die See, und in der Ferne wartete das gelobte Land auf die seit Jahren segelnden Matrosen.
Karl öffnete die Augen und atmete endlich aus. Das Gemälde stand vor der Vollendung. Er vergaß seine Zweifel und die Fragen, die er sich über den Tod des Galeristen gestellt hatte.


Der Schaffensrausch eines jeden Künstlers in perfekte Worte gekleidet. love Hab' mir diese Stelle ausgedruckt und an das Regal neben meinem Schreibtisch gepinnt. Hoffe, es hilft was...^^

Zitat:
Vermutlich von August, der ihn nicht bei der Arbeit stören wollte


Für den fett markierten Teil bräuchte man ja strenggenommen das PQP. Ich habe im Moment keinen Plan, wie man das hier elegant lösen könnte, aber mich stört dennoch, dass das PQP nicht da ist.

Ansonsten hast du mich - und das ist ja immer mein Hauptaugenmerk - sehr gut unterhalten und in gespannter Stimmung zurückgelassen! Gefällt, mein Lieber!

LG

Soraya
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Nihil
{ }

Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag16.01.2010 01:35

von Nihil
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Hallo Alogius!

Bislang hab ich nichts zu meckern. Außer vielleicht absoluten Kleinigkeiten, die einem aber nur auffallen, wenn man permanent das Wort "Textarbeit" im Hinterkopf hat, wie hier im Forum nun einmal üblich! :)
Stolpersteine oder wie man es nennen möchte, hatte ich aber überhaupt keine.

Wie genau der Verrat aussehen wird, interessiert mich sehr und die Stelle, an der Karl sich seiner Kunst hingibt, gefällt mir wie auch Soraya am besten. Sehr eindringlich und poetisch beschrieben!

Ich warte auf den nächsten Teil!

- Nihil
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Alogius
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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag16.01.2010 13:25

von Alogius
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Danke Soraya und Nihil. Ich werd mal sehen, dass ich flott und lesefreundlich zum Ende komme, dass der ganze Text kommentiert werden kann. Freue mich sehr über den Anklang. smile
Aufteilen ist schrecklich, aber ich geb mein Bestes.^^


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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag16.01.2010 13:33

von Traumtänzerin
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Tu das, Tom. Ich warte das Ende ab, dann geb ich auch meinen Senf dazu. Mit Scherengeklapper zu den auffallendsten Stellen. wink

LG,
Traumtänzerin


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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag16.01.2010 13:52

von Alogius
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 „Siebenschläfergasse“

Karl saß auf der Bank und hielt den Kopf in den Wind. Die Kutsche raste durch das Abendrot. Juri trieb die Pferde an mit einem dumpfen ‚Heja‘ und sprach ansonsten nicht. Auch als sie den Platz erreichten, der in der Nähe der Siebenschläfergasse lag, und Karl ausstieg, schenkte ihm Juri zum Abschied nur ein Knurren. August hatte ihm erklärt, dass der Kutscher seit seiner Kindheit dem alten Grafen diente, der ihm in einem Armenhaus, das er mit seinen Mitteln gefördert hatte, begegnet war. Der Graf war ein großzügiger Mann. Karl würde ihn nicht enttäuschen. Was blieb ihm auch anderes übrig? Wäre er nicht erfolgreich in der Stadt, auch seine Eltern könnten es nicht verzeihen, hatten sie ihm doch all ihr Hab und Gut für seinen Werdegang als Künstler gegeben.
Was ihn nun wieder plagte, war der Tod des Galeristen. Was, wenn die beiden Hutträger von der Polizei waren? Vielleicht verdächtigte man Karl des Mordes? Wie närrisch diese Ideen waren, erklärte sich im nächsten Moment, als er daran dachte, dass von einem Unfall die Rede war. Niemand würde so einen Aufwand betreiben. Und die beiden Männer konnten nicht von der Polizei sein. Die Polizisten waren jeden Tag damit beschäftigt, die Armenviertel zu sichern. Keiner der Arbeiter und Tagelöhner sollte in die anderen Stadtteile gelangen, hatte die Obrigkeit entschieden.

Irgendwo spielte eine Geige. Wie Karl die Musik hörte, fühlte er sich davon angezogen, und seine Schritte folgten jedem Ton. Die Melodie, irgendein Schlaflied, ließ seine Gedanken an die Notiz ruhen. Wer immer sie geschrieben hatte, es war vielleicht nur ein Streich?
Wichtig war es, der Musik zu lauschen. Er betrat die Gasse. Der Mond schien hell auf das Pflaster, und das Schlaflied ließ Karls Beine schwer werden. Links und rechts lagen ein paar Betrunkene, die leise summten. Er spürte, dass seine Füße ihn verließen und weiter durch die Gasse schlenderten, die Beine an sich nahmen, den Rumpf nicht weiter beachteten und verschwanden. Er fiel langsam zu Boden.

Sein Kopf träumte, der Leib war nicht mehr zu fühlen, als er auf hoher See im Krähennest saß und in der Ferne Land in Sicht war. Ein lauter Ruf zum Kapitän, und die Mannschaft brach in Jubel aus.
Die Galeone segelte mit voller Fahrt unter kräftigem Wind der Insel entgegen. An Bord war auch einer der großen Entdecker, der im Auftrag der Majestäten seltene Tiere und Pflanzen des Südmeeres und seiner Landstriche erkundete. Auf der letzten Insel hatten sie ein seltsames Tier gefunden, das nun unter Deck eingesperrt war. Sein Haar hatte im Küstenwind geweht, fünf Glieder hingen wie die Finger einer Hand an einem dreigliedrigen Leib; Augen hatte es nicht, doch an den Scheren der zwei großen Fangarme, die am runden Kopf klebten, zitterten kleine Tasthaare, mit deren Hilfe es sich orientierte. Karl, der als Matrose angeheuert hatte, hatte ein paar Bleistiftzeichnungen des Wesens angefertigt und war von seiner Liebe ganz ergriffen.
Sein Förderer im Dorf, Marek, hatte auch eine Reise um die Welt gemacht, um sich von der Natur auf Ideen bringen zu lassen. Seinen Rat, dies auch zu tun, hatte Karl endlich befolgt, und er wurde nicht enttäuscht.
Die Mannschaft folgte dem Kapitän an Land. Grauer Sand und schwarze Felsen rahmten das Ufer ein. Auf einem der Steine saß ein krabbenartiges Tier, das eine große Muschel auf dem Kopf trug. Um seinen Hals waren Perlen gebunden. Statt eines Mundes hatte das Tierchen einen Entenschnabel. In der linken Hand hielt es eine Uhr, in der rechten Hand einen Spiegel, in dem es sich die ganze Zeit betrachtet hatte.
Robert, auch ein junger Maler, nahm sofort Papier und Kohlestift in die Hand und zeichnete das Tier. Karl tat es ihm gleich. Ein Wettkampf entbrannte, den die beiden mit lachenden Gesichtern unter Anfeuerung der neugierigen Matrosen bestritten. Der schrille Schrei des Kapitäns unterbrach den Spaß, denn das Tier hatte ihn gebissen. Kleine Würmer vergruben sich schnell in der klaffenden Halswunde, und die Matrosen stützten ihren Kapitän. Der Entdecker warf ein Netz aus, um das Wesen zu fangen. Die beiden Maler beobachteten, wie das Tier die Uhr in den Sand warf und den Spiegel auf dem Gestein in Stücke schlug. Mit den Scherben schnitt es sich den Weg frei und verschwand im Urwald. Entsetzt bemerkten die beiden Maler, dass sie den Unfall bereits gezeichnet hatten, bevor er stattgefunden hatte.

„Wir haben einen Termin“, weckte ihn die Stimme auf. Karl sah sich um. In der Gasse war kein Mensch mehr zu sehen, und es war mitten in der Nacht. Einer der beiden Männer hatte ihn aufwachen lassen. Er trug den Hut wieder tief im Gesicht. Mit einer Laterne wedelte er vor Karls Augen herum.
„Entschuldigen Sie“, sagte Karl.
„Nein. Das ist nur allzu verständlich. Maler werden von der Musik der Siebenschläfergasse magisch angezogen. Ich hoffe doch sehr, sie hatten einen angenehmen Traum?“, fragte der Hutträger.
„Wie man es nimmt“, sagte Karl, „der Traum war recht lebhaft.“
„Wunderbar. Ein weiteres Zeichen dafür, dass unsere Auftraggeber mit Ihnen richtig liegen. Wollen wir ein Café aufsuchen, um alles weitere zu besprechen?“
Karl war einverstanden. Tatsächlich gab es zu dieser späten Stunde noch ein kleines Lokal, das geöffnet hatte. Es waren keine weiteren Gäste anwesend. Der Wirt nickte den beiden Besuchern zu. Karl warf seinen Mantel über einen Stuhl und nahm Platz; der Mann saß ihm gegenüber und gab die Bestellung auf.
„Wir sind zu zweit“, stellte Karl fest und schaute verwundert auf drei Tassen Kaffee.
„Sie müssen wissen, Herr Moren“, erklärte der Hutträger, „wir sind zu dritt. Eigentlich sind wir sogar mehr als nur drei Personen.“
„Wie bitte?“, fragte er irritiert.
„Fragen Sie nicht.“ Aus seiner Kopfbedeckung holte er ein Tuch hervor. Er schüttelte es kräftig, und der andere Kerl stolperte auf den freien Stuhl, beugte den Kopf vor und schlürfte mit einer riesigen Zunge den Kaffee. Seine Hände waren wie immer verborgen.
„Wie ich Ihnen bereits sagte: Unsere Auftraggeber sind interessiert an Ihren Werken. Ebenfalls wünschen sie, dass Sie von beiden ein Portrait anfertigen. Ist das gegen eine entsprechende Leistung zu bewerkstelligen?“, fragte der Hutträger.
„Das ist ganz sicher machbar. Ich möchte mich für mein Benehmen entschuldigen. Sie haben mich etwas irritiert, am Vormittag“, erklärte Karl.
„Das ist natürlich schon vergessen. Wissen Sie, manchmal haben wir diese Wirkung. Sie werden aber verstehen, dass die Diskretion unserer Auftraggeber auf diese Weise gewahrt bleiben muss. Verwirrung ist eine der wichtigsten Strategien. Niemand wäre wohl besser geeignet als ein Zauberer.“
„Ich werde ihnen nicht begegnen?“, fragte Karl.
„Nein.“
„Und Sie sind Zauberer?“
Der Mann nickte. Sein Begleiter malte mit den Fingern über die verstaubte Tischplatte.
„Gestatten Sie mir noch eine Frage: Wie ist es mir dann möglich, Ihre Auftraggeber zu portraitieren, wenn ich sie nicht treffen werde?“
Der Mann trank in einem Zug. Etwas Kaffee floss seine Mundwinkel herab, und er schlürfte mit seiner dünnen Zunge, um die Tropfen zu erreichen, bevor er antwortete. „Sie werden ein Bild von mir malen. Unser Hauszeichner wird die Details dann anpassen. Stellen Sie keine weiteren Fragen, das sind unsere Bedingungen, die unabwendbar gelten. Sollten Sie mit jemandem, wie zum Beispiel dem Grafen, darüber sprechen, ist unsere Zusammenarbeit beendet. Sie werden dann keine Anstellung mehr finden, in der ganzen Stadt nicht.“
Der Graf? Aber hatte nicht der Graf die beiden Unterhändler in sein Anwesen bestellt? Drohte man ihm jetzt schon? Augenblicklich dachte Karl an die Notiz aus dem Schlafzimmer. Vielleicht hatte einer der Herren sie dort hinterlassen, während der andere ihn durch seine Spielerei am Fenster abgelenkt hatte.
„Natürlich. Alles geschieht zu Ihren Bedingungen“, sagte Karl unsicher. Er versuchte, seine Fragen zu verbergen.
„Sie sind nicht einverstanden. Das ist sehr bedauerlich.“
„Nein, das verstehen Sie falsch!“, versicherte Karl.
„Ich will Ihnen etwas sagen“, erwiderte der sogenannte Zauberer, „wir arbeiten für eine größere Organisation, und wir werden die Welt verändern. Wollen Sie daran teilhaben oder sich mit unnötigen Zweifeln und belanglosen Landschaftsbildern aufhalten?“
„Die Welt verändern?“, fragte Karl überrascht.
„Haben Sie sich noch nie gewünscht, Ihre Bilder in der ganzen Welt zu sehen? Die Menschen in Ergriffenheit weinen und lachen zu lassen? Es gibt Kräfte, die Ihre Entwicklung verhindern. Graf Wissmuth zum Beispiel. Man hat von seinen Schützlingen nie wieder etwas gehört. Seine Liebe zur Kunst ist nur scheinbar. In Wahrheit arbeitet er für die selben Mächte, die entscheiden, wann ein Mensch zur Arbeit geht; sie entscheiden die Höhe seines Verdienstes und zwingen ihn zu doppelten Abgaben; die Armenhäuser, von den hohen Herren in scheinbarer Großzügigkeit errichtet, dienen als Vorratslager. Oder was denken Sie, woraus die feine Pastete bestand, die Sie vermutlich heute verspeist haben? Was glauben Sie, wer den Tod des Galeristen arrangiert hat?“
„Was?“, fragte Karl entsetzt. Der Graf bereicherte sich an den Armen?
„Die Welt ist längst ein Spielball der Mächtigen geworden. Wenn es Ihnen gelänge, die Wahrheit zu malen, beginnend mit den Gesichtern meiner Auftraggeber, würden Sie diese Chance nicht ergreifen wollen? Das Dorf, aus dem Sie kommen, es ist so arm wie die Menschen in der Stadt. Und Sie schlafen nun in Seidendecken, eingehüllt in edle Kleidung, weil der Graf sich bereichern wird, um Sie dann in eines der Armenhäuser zu stecken. Schauen Sie sich den Hafen an, die Dockviertel, die Gassen dahinter. Niemand ist glücklich. In der Galerie waren es die Freunde des Grafen, die er bestochen hat, damit Sie umschwärmt werden. Sobald man Ihre Gemälde verkauft hat, wird man Sie eines Tages verbrennen und mit Teilen Ihres Körpers die Öfen für die Pastete anheizen, aus der Sie und viele andere Menschen bestehen werden“, erklärte der Zauberer.
„Ich habe etwas gefunden“, antwortete Karl und zeigte ihm die Notiz.
„Sehr gut. Unser Spion hat Sie erreicht.“
Jetzt ergab alles einen Sinn.
„Wer ist der Spion? August etwa?“, fragte Karl.
„Ich werde Sie morgen aufsuchen. In Ihrem Atelier, das man Ihnen zweifelsohne eingerichtet hat, wie ich annehme, werden Sie mich malen. Ich werde Sie bezahlen und Ihnen Anweisungen geben, wie Sie das Haus des Grafen so schnell wie möglich verlassen können. Der Spion wird Ihnen helfen. Es ist besser, wenn Sie ihn nicht kennen. Zur Sicherheit aller. Gehen Sie! Und achten Sie auf die Kröten!“
Karl nahm seinen Mantel und zögerte keinen Augenblick. Er warf einen letzten Blick auf die Tischplatte. Der andere Zauberer hatte ein Schiff in den Staub gezeichnet. Darunter standen die Worte: ‚Was ist Wahrheit?‘ Karl hielt einen Moment inne, bevor er das Lokal verließ.
Wie von Geistern gerufen, stand die Kutsche Juris vor dem Lokal.


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Beitrag16.01.2010 15:22

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Tom,

jetzt wird's ja immer skurriler. Bin gespannt, wohin das führt, auch wenn ich die finale Interpretation dann zunächst wohl lieber meinen Mitlesern überlasse - und mich dann einfach anschließe. lol Trotz Nihils Anmerkung (War das ein Seitenhieb?^^) mach' ich weiter mit der Textarbeit. Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier.^^

Zitat:
Die Melodie, irgendein Schlaflied, ließ seine Gedanken an die Notiz ruhen. Wer immer sie geschrieben hatte, es war vielleicht nur ein Streich?


Hier fehlt mir persönlich die Logik. Er hat im kompletten ersten Absatz kein einziges Mal an die Notiz gedacht. Seltsamerweise wird die Notiz dann aber aus seinen Gedanken vertrieben. Im nächsten Satz denkt er jedoch über die Notiz nach. Question Leuchtet mir persönlich nicht ein, aber ich lasse mich natürlich gerne aufklären ...

Zitat:
Er spürte, dass seine Füße ihn verließen und weiter durch die Gasse schlenderten, die Beine an sich nahmen, den Rumpf nicht weiter beachteten und verschwanden.


Nachdem ich ja schon das eine oder andere Mal ähnliches kritisiert habe, möchte ich nur festhalten, dass ich die Personifizierung der Füße hier in diesem Fall sehr gelungen finde! Daumen hoch

Zitat:
Karl, der als Matrose angeheuert hatte, hatte ein paar Bleistiftzeichnungen des Wesens angefertigt und war von seiner Liebe ganz ergriffen.


Wessen Liebe? Karls oder der des Wesens? Finde ich nicht eindeutig, und ich kann's selbst auch nicht erschließen.

In der Traumsequenz hättest du mich gegen Ende beinahe verloren, aber das hängt wohl mit meinem persönlichen Gusto zusammen. Klasse dann jedoch wiederum dieser Satz
Zitat:
Entsetzt bemerkten die beiden Maler, dass sie den Unfall bereits gezeichnet hatten, bevor er stattgefunden hatte.
, der mich sofort wieder in die Geschichte zurückgebracht hat.

Zitat:
Einer der beiden Männer hatte ihn aufwachen lassen.


Das halte ich für missverständlich formuliert. Karl denkt doch zu diesem Zeitpunkt, dass nur ein Mann anwesend ist. "Einer der beiden Männer" suggeriert jedoch, dass beide Männer anwesend sind, aber nur einer ihn aufwachen lässt. Das nimmt auch der Sache mit dem späteren "aus dem Hut zaubern" so ein bisschen die Wirkung.

Zitat:
und schlürfte mit einer riesigen Zunge den Kaffee.


Klingt für mich, als würde er sich eine Zunge vom Nachbarn ausleihen... wink Mit seiner Zunge?

Zitat:
dass die Diskretion unserer Auftraggeber auf diese Weise gewahrt bleiben muss


Holpert für mich so ein bisschen. "dass die Diskretion unserer Auftraggeber nur auf diese Weise gewahrt werden kann" oder "dass die Diskretion  ... auf diese Weise gewahrt werden muss" würde für mich besser passen.

Zitat:
„Natürlich. Alles geschieht zu Ihren Bedingungen“, sagte Karl unsicher. Er versuchte, seine Fragen zu verbergen.
„Sie sind nicht einverstanden. Das ist sehr bedauerlich.“


lol Gefällt mir, dieser Aufruf zur Rebellion.

Wieder gern gelesen!

Mit gespannten Grüßen,

Soraya
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag16.01.2010 15:53

von Alogius
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Die schlürfende Zunge ist ja wirklich missverständlich! Da liest man zahllose Male den eigenen Text und bemerkt das nicht.^^
Andererseits ist das irgendwie toll. Werde das so ändern, dass er die Zunge des anderen verwendet. smile

Zu den anderen Punkten: später (die Zwischenkommentare banne ich alle in eine Worddatei)

Thx


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Gast







Beitrag16.01.2010 15:55

von Gast
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Alogius hat Folgendes geschrieben:

Andererseits ist das irgendwie toll. Werde das so ändern, dass er die Zunge des anderen verwendet. smile


lol Oder so. Warum auch nicht?
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag16.01.2010 16:02

von Alogius
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Ja, so wird es geschehen...

Und weil ich finde, dass das passt, stelle ich den vierten Teil am Abend rein. Teil 5 morgen. Außerdem bin ich ungeduldig.


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