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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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24.12.2009 18:19 Realitätsflimmern von Bananenfischin
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Realitätsflimmern
Heißt es nicht, man solle das Zeichen sehen, das da kommen möge? Albert Faber sah es nicht. Er hörte es. Allerdings machte das keinerlei Unterschied; war er doch grundsätzlich kein Mann, der gut darin war zu tun, was man sollte. Worin er stattdessen gut war - in Stoa, wie er sagte; in Ignoranz, wie manch anderer behauptete - trieb er neuerdings ganz beiläufig und mit einer für ihn neuen, aber wirksamen Methode bis zur Perfektion. Er deutete das wiederkehrende Ereignis auf eine Weise, die vortrefflich zu seiner täglichen Routine passte. So, als wäre es schon immer dagewesen; ein Impulsgeber, der den Alltäglichkeitsmotor antrieb, eine Kraft, die seine Gewohnheiten in ihren Bahnen hielt.
Er bekam sein Zeichen, Abend für Abend, regelmäßig um 23 Uhr 17. Er schenkte ihm kaum noch Beachtung. Öfter lag er schon im Bett und sah, wenn es sich meldete, nicht einmal auf. Die Lektüre war wieder anspruchsvoll und machte um so zuverlässiger müde.
So verstand er auch am 12. April das Telefonläuten als Mahnung, das Licht zu löschen. Da läutete es ein drittes Mal. Vielleicht wäre er nicht aufgeschreckt, doch die Katze sprang augenblicklich von Ruths Bett und verkroch sich unter ihm. Die Bewegung suggerierte so zweifellos das Eintreten einer fremden Gegenwart, dass er sich aufrichtete und lauschte. Ist jemand da?, fragte er halblaut. Nichts. Auch in Ruths Bett keine Bewegung. Schon wollte er sich einen Narren schelten und seine Reaktion der Irrationalität des Halbschlafes zuschreiben, als die Katze unter dem Bett zu miauen begann. Quäkend vorwurfsvoll, wie sie es immer tat, wenn sie ihn oder seine Frau nach längerer Abwesenheit begrüßte. Etwa eine halbe Minute dauerte es. Ein atavistischer Schauer lief Faber aber erst über den Rücken, als das Tier anschließend auch noch begann zu schnurren.
Fast gleichzeitig fing in seiner Brust ein Vogel an, immer heftiger mit den Flügeln zu schlagen. Weiterhin keine Bewegung in Ruths Bett. Ist jemand da?, fragte er nun noch einmal, den Blick widerstrebend auf die Stelle gerichtet, an der die Katze nicht unter das Bett geflohen, sondern zu der sie offensichtlich hingezogen worden war. Nichts. Doch dann, leise, langsam anschwellend, erklang ein Summen aus dem Bett seiner Frau. Faber kannte die Melodie gut, obwohl er diese Klänge lange nicht mehr vernommen hatte. Ihr gemeinsames Lied. Pst, Ruth, was soll das denn, was geht hier vor?, zischte er ihr zu. Etwas stimmte nicht. Ruth! Sie rührte sich nicht. Nur dieses Summen. Und darunter das tiefzufriedene Schnurren der Katze. Faber rutschte an den Rand seines Bettes, streckte sich und langte zu Ruth hinüber. Dann zog er die Decke weg. Das Bett war leer.
Stumm schaute er auf das unbenutzte Laken. Der Vogel entkam aus seiner Brust und flatterte nun, nicht weniger heftig, in seinem Hals weiter. Er hatte sich geirrt. Das Summen hatte seinen Ursprung unter dem Bett. Ruth, aber was machst du denn da unten, was soll das denn?, krächzte Faber, plötzlich heiser. Wie im Reflex hatte er schon einen Fuß auf den Boden gesetzt um aufzustehen und unter das Bett zu schauen, zog ihn dann aber doch wieder zurück unter die Decke. Er fühlte kalten Schweiß auf seiner Stirn. Schschschsch, mit dir will ich nicht sprechen, antwortete seine Frau mit einer Sanftheit, die klang wie dilettantische Mimikry, es ist nur die Katze, die ich vermisst habe. So vermisst.
Faber sah einen Moment lang doppelt. Du warst weg? Das Zimmer drehte sich, dann fiel ihm die Erklärung ein. Das nächtliche Telefonklingeln, natürlich. Es hat dich gestört. Ihr rostiges Lachen jagte ihm eine Gänsehaut über die Arme. Mich? Nein. Ich werde es nicht bis in alle Ewigkeit hören, das wirst natürlich du tun. Warum bist du nicht einfach rangegangen? Faber schüttelte verwirrt den Kopf. Ich war doch schon fast eingeschlafen. Plötzlich war es, als käme die Stimme seiner Frau nicht mehr nur von unter dem Bett her, sondern aus allen Ecken des Raumes gleichzeitig. Nein, nicht heute, du Dummkopf! Ich spreche vom ersten Mal! Die Worte schmerzten in seinen Ohren. Er versuchte, sie zuzuhalten, presste die Handflächen gegen die Ohrmuscheln, aber für ihre Stimme waren sie nicht mehr als Luft. Vom ersten Mal, weißt du nicht mehr? Das Auto, der Reifen, weißt du nicht mehr? Abholen hättest du mich sollen, weißt du nicht mehr? Sie schien jetzt direkt neben ihm zu stehen, doch sehen konnte er sie nicht. Das mochte an seinen Augen liegen, die jetzt tränennass waren. Bitte, flüsterte er. Ein kühler Hauch streifte sein Gesicht, als sie weitersprach, die Stimme wieder zur vorherigen Sanftheit abschwellend: Zu Fuß bin ich gegangen, weißt du nicht mehr? Nie angekommen bin ich, weißt du nicht mehr?
Der Vogel war in Fabers Brust zurückgekehrt, und er schlug nun so schnell mit den Flügeln, dass ihm klar wurde, dass es nur ein Kolibri sein konnte. Ich bin gar nicht wegen der Katze gekommen, sagte seine Frau, und dann fühlte er eine kalte Hand auf seiner Brust. Mühelos durchdrang sie Haut und Rippen, fand den Kolibri und brach ihm mit einer einzigen Bewegung die Flügel.
Weitere Werke von Bananenfischin:
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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24.12.2009 21:02
von Nina
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ich hatte auch ein wenig realitätsflimmern, als ich deinen text las. *g* so ganz habe ich das mit dem vogel nicht verstanden. das ende mit dem knackenden flügel war irgendwie schmerzhaft und kam für mich in der weise unerwartet. ein paar formulierungen im text fand ich etwas steif (z.b. "seine Reaktion der Irrationalität des Halbschlafes zuschreiben"), aber ansonsten gut zu lesen, obwohl ich nicht alles verstanden habe.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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*Gast* Klammeraffe
*
Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 26.12.2009 11:47
von *Gast*
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Hallo,
noch habe ich zwar nicht alle Texte gelesen, aber dieser hier hat es geschafft, den vorgegebenen Text so zu integrieren, dass ich ihn als natürlich empfand. Auch von der Sprache einer meiner Favoriten.
Gruß
Sabine
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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26.12.2009 12:03
von EdgarAllanPoe
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Diesen Albert Faber kann ich richtig vor mir sehen, dieser Mann, der wichtige Zeichen missachtet und dafür umso heftiger auf die Schnauze fällt - die Charakterdarstellung ist hier sehr gelungen. Der Dialog zwischen ihm und Ruth - die ja nicht mehr als ein Schemen, ein Gespenst, eine Einbildung ist - ist realistisch, hier hätten allerdings ein paar Zeilenumbrüche nicht schaden können. Das "Realitätsflimmern" ist nachvollziehbar und nicht zu abgehoben, und die Geschichte hat einen wahren Kern: Missachte die dir gegebenen Zeichen nicht, sie könnten wichtig sein.
Die Integration des vorgegebenen Textes in die Geschichte ist wunderbar gelungen. Jedes der vorgegebenen Elemente findet zueinander - das macht deinen Text zu einem Lesevergnügen, da hier keine Fragen offen bleiben (zumindest bei mir).
Daher vergebe ich gerne die Höchstwertung: 9 FEDERN.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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26.12.2009 13:15
von Alogius
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Hi Autor,
der Name "Faber", wohl nicht umsonst so gewählt. "Dein" Faber ist ein sachlicher Typ, der sein Leben in festen Alltagsriten lebt und strukturiert hat. So ist denn auch die Störung, die seine Verdängungsmechanismen aufwühlt, zuerst eine, die er einzubauen gedenkt, aber es misslingt.
Sehr interessant, das Bild des Kolibris, des "realitätsflimmernden"...
Der Text ist von der Bildsprache, Stilistik und vom Inhalt her wirklich interessant.
Mehr mag ich gar nicht schreiben.
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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26.12.2009 14:52 Re: Realitätsflimmern von Biggi
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Liebe(r) Autor(in),
das Zitat fügt sich gut ein in einen sprachlich ansprechend gestalteten Text.
Die Idee klingt interessant. Ein winziger Vogel in der Brust, synonym für nervlich bedingte Probleme, wie ich es verstanden habe, zusammen mit akustischen Halluzinationen.
Mir ist ein bisschen zu esotherisch gewesen.
Gruß,
Biggi
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Gast
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27.12.2009 11:56
von Gast
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Hallo liebe(r) Unbekannte(r),
das gefällt mir insgesamt wirklich gut. Die Idee finde ich überzeugend, sie ist glaubwürdig umgesetzt. Auch sprachlich habe ich hier nichts zu meckern. Die voregebene Textstelle wurde sehr gut eingebunden, der restliche Stil passt sich ihr scheinbar mühelos an. Besonders gefällt mir das immer wieder aufgegriffene Bild mit dem Vogel, das auch im Schlusssatz seine Verwendung findet. Sehr schön! Für mich ziemlich weit vorne mit dabei...
LG
Soraya
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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27.12.2009 12:47
von BlueNote
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Hi!
Meiner Meinung nach ist mit diesem Text der Versuch misslungen, auf eine seltsame Schreibaufgabe mit einem noch seltsameren Text zu reagieren. Ich lese solche wirren Sachen nicht gerne. Die Schreibaufgabe wurde wohl erfüllt. Ich glaube inzwischen, je mehr die Schreibaufgabe zu dieser Textvorlage erfüllt wurde, umso weniger haben mir die jeweiligen Texte gefallen. Für die Befederung kannst du selber also gar nicht so viel. Vom Schreibstil her ist dein Text gut, wie fast alle in diesem Wettbewerb.
BN
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Estelle Gänsefüßchen
Alter: 57 Beiträge: 44 Wohnort: Berlin
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27.12.2009 14:38
von Estelle
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Die Vorgabe ist perfekt einbezogen, daran gibt es nicht zu meckern.
Gestolpert bin ich über drei Stellen, die mich aus dem Lesefluss brachten:
Zitat: | Worin er stattdessen gut war - in Stoa, wie er sagte; … | „Stoa“ ist eine Wandel/Säulenhalle, daher bekam ich nicht gleich die Kurve, dass das Substantiv Stoa sicher abgeleitet sein soll von stoisch.
Zitat: | Ein atavistischer Schauer lief Faber aber… | Das war mir ein unbekanntes Adjektiv. Freilich habe ich nachgeschaut weiß es jetzt, doch beim Lesen entstand bei mir kein Bild. Ohne die Beifügung „atavistischer“ wäre es klarer, weil aus dem Kontext hervorgeht, dass es ein Schauer vor Schreck ist.
Mir fehlen Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Zumindest wenn Faber selbst laut etwas sagt. Dadurch das Fabers Sätze und Ruths Sätze, die Faber nur denkt- also ist es richtig sie ohne AZ zu schreiben- mittendrin stehen, musste ich überlegen, wer sagt oder denkt nun was. Das schmälerte, meinen sonst Lesegenuss an dieser Geschichte.
Ein Bsp. dafür:
Zitat: | Faber sah einen Moment lang doppelt. Du warst weg? Das Zimmer drehte sich, dann fiel ihm die Erklärung ein. Das nächtliche Telefonklingeln, natürlich. Es hat dich gestört. | "Du warst weg?“ Wer sagt/denkt das. Es steht inmitten der Handlung die Faber betrifft und man weiß nicht sagt er das, denkt er das. Sagt das Ruth? Für mich ist dies verwirrend.
Mit einer jeweils neue Zeile wäre übersichtlicher wenn Fabers Gesprochenes/Handlung und Ruths Worte wechseln.
Zum Inhalt ist mit eines aufgefallen.
Zitat: | Zitat: | Auch in Ruths Bett keine Bewegung. |
Zitat: | Weiterhin keine Bewegung in Ruths Bett. |
Zitat: | Ruth! Sie rührte sich nicht. |
| All diese Sätze suggerieren mir als Leser Ruth ist anwesend. Später erfahre ich, dass sie nur noch in seinem Kopf lebt.
Daher passt es gerade am Anfang nicht, dass Faber auf das Bett schaut ob sich Ruht bewegt. Er weiß, dass sie tot ist. Später beim Summen, dass er da die Bettdecke wegreißt, um zu schauen ob und was darunter ist, ist okay. Denn ab jetzt merke ich, hier läuft etwas irreales ab. Deshalb sollte von Anfang an der rote Faden mystisch sein, sonst fühle ich mich als Leser auf den Arm genommen.
Trotz der Anmerkungen finde ich die Gesamtkonzeption gelungen, besonders die Metapher mit dem Vogel, der ein Kolibri ist.
6Punkte
LG
Estelle
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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27.12.2009 17:50
von femme-fatale233
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Guten Abend!
Zu aller erst wünsche ich Dir frohe Weihnachten.
Wer auch immer du bist, ich nehme an, dass du nicht nur im Bereich Prosa sondern auch in der Lyrik Erfahrungen gesammelt hast, denn die Wiederholung der Worte "Weißt du nicht mehr?" und der Kolibri als Bild für ein Herz, das gebrochen wird, sind wirklich außergewöhnlich. Auch der Titel würde in meinen Augen sehr gut zu einem Gedicht passen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wer du bist. Meine Vermutung äußere ich nicht, weil ich mir sicher bin, dass ich damit falsch liege.
Ansonsten finde ich den Text sehr gelungen, er hat genau die richtige Länge und die Textpassage wurde gut eingebunden. Auch die inhaltliche Idee gefällt mir gut.
Ich glaube dies könnte einer meiner Favoriten werden.
Liebe Grüße,
Caro
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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27.12.2009 19:20
von Jocelyn
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Liebe(r) Autor(in) von Realitätsflimmern!
Titel:
Spannend, klasse.
9 Punkte
Idee:
Die Idee finde ich gut, nur ihre Umsetzung nicht so gelungen, aber das zählt hier ja noch nicht.
9 Punkte
Einbindung der Vorgabe:
Nicht wirklich gelungen. Der Übergang des Vorangestellten, der funktioniert für mich nicht. Diese durch das Vokabular wissenschaftlich anmutende Abhandlung bewirkt einen Bruch, leitet für mich nicht über.
Der kurze Satz: Nichts. -, nach der Vorgabe verbindet für mich auch schlecht.
Auch wenn es im Groben natürlich funktioniert.
2 Punkte
Rechtschreibung und Grammatik:
Komische Satzstellungen, obwohl das oft ins Stilistische geht.
Zitat: | den Blick widerstrebend auf die Stelle gerichtet, an der die Katze nicht unter das Bett geflohen, sondern zu der sie offensichtlich hingezogen worden war. |
Da ist aber was falsch.
Auf die Stelle gerichtet, zu der die Katze offensichtlich nicht geflohen, sondern zu der sie hingezogen wurde.
So wäre es m. M. n. richtiger.
8 Punkte
Unterhaltung:
Nicht so gut, da ich den Text mehrmals lesen musste, um überhaupt seinen Sinn zu verstehen. Sehr verwirrend geschrieben.
4 Punkte
Spannung:
Ja, schon ein bisschen, der Vogel, der immer schneller mit den Flügeln schlug, der hat mich neugierig werden lassen.
5 Punkte
Stil:
Die Satzstellung, die ist oft mehr als unglücklich. Das schadet der Geschmeidigkeit. Beispiel:
Zitat: | Ein atavistischer Schauer lief Faber aber erst über den Rücken, als das Tier anschließend auch noch begann zu schnurren. |
Zu schnurren begann. Wäre sicher besser.
4 Punkte
Ende:
Kalter Mord aus dem Jenseits. Hat mich überrascht, also gut. Leider musste ich sehr analytisch lesen, um das Ende zu verstehen. Da gibt dann wieder Abzug.
6 Punkte
Durchschnittspunktzahl: 6 Punkte
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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28.12.2009 05:03
von Taugenichts
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Stilistisch die bei WEITEM eleganteste Geschichte, die ich in diesem Wettbewerb bisher goutiert habe.
Charaktere einwandfrei.
Stil: ohne Makel.
Aber... die Geschichte.
Bei mir fängt es mit dem Kolibri an. Ich HASSE Kolibris und das nicht erst seit Benjamin Button. Was ich vermisse, ist dieses spezielle Gefühl. Die Magie, kurz in eine Welt abzutauchen und dann mit mehr Gepäack als zuvor, wieder zu verlassen.
Mir fehlt der Fluss.
Aber: Stil +1
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Traumtänzerin Fähnchen Fieselschreib
Alter: 30 Beiträge: 1178
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30.12.2009 14:36
von Traumtänzerin
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Kam mir etwas verworren vor. Aber "handwerklich" ganz gut gelungen.
Bewertung erfolgt, bis ich mich durch den Beitragsdschungel gekämpft/gelesen habe. ^^
LG,
Traumtänzerin
_________________ Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner. |
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 6000
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30.12.2009 15:14
von Maria
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Hallo,
das ist reinstes Kopfkino für mich mit dieser erdrückenden Atmosphäre. Nach dem ersten Ausatmen folgt geschickt die Vorgabe und dann folgt ein Bild, dass mich lange verfolgt hat. Mo Hayders Vogelmann, der lebende Spatzen an den Platz des entnommenen Herzens setzt und wieder zunäht. Unappetitlich und abartig, aber nachhaltig. So erinnerte mich das sofort an das Buch, aber es hatte eine völlig andere Faszination für mich. Und es passt so wirklich gut, taucht immer wieder passend auf. Sprachlich ausgefeilt, flüssig und super zu lesen. Das Weglassen der Anführungszeichen, macht das Ganze für mich noch gespenstischer.
Eine 8.
_________________ Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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30.12.2009 17:11
von hobbes
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Gefällt mir sehr gut. Nimmt mich mit und lässt mich atemlos mitlesen. Albert Faber tut mir leid und gleichzeitig frage ich mich, ob er mein Mitleid tatsächlich verdient hat oder nur erschleicht. Besonders das Bild mit dem Kolibri in seiner Brust gefällt mir.
Liebe Grüße,
hobbes
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Parabolo Gänsefüßchen
P
Beiträge: 24
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P 31.12.2009 12:50
von Parabolo
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Hi,
ein Text aus dem Bereich Übersinnlich-Metaphorisches. Psychische und psychosomatische Probleme eines Witwers. Inhaltlich zielgerichtet.
Sprachlich nicht immer ganz glatt, allerdings weitgehend sicher geschrieben.
Gruß, Parabolo
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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31.12.2009 17:22
von Mardii
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So ganz verstehe ich es nicht. Komme dem nicht auf den Grund, was mit Ruth geschehen ist, als sie zu Fuß gehen musste. Was ist es, dass Faber zur Routine wurde und ihm dann das Angstflattern des Kolibris in die Brust trieb? Warum ändert er seine Gewohnheit und nimmt den Telefonhörer ab?
Vielleicht bin ich blockiert, nachdem ich nun mehrere Versionen des mysteriösen Läutens des Telefons gelesen habe, mit ebenso mysteriösen Fortgängen des Geläuts.
Im vorletzten Absatz stellt sich mir die Frage, wer denn nun vom ewigen Läuten des Telefons bedroht ist. Doch nicht Faber, dem der flatternde Kolibri in der Brust zerdrückt wird.
Ich bin ratlos.
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6477 Wohnort: München
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02.01.2010 01:07
von sleepless_lives
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Was für eine Freude, diese Geschichte zu lesen. Perfekte Aufnahme der Vorlage: so gut, dass selbst ich anfange zu denken, die Vorlage war für diese Geschichte geschrieben. Hier passt sie besser rein als ins Original.
Sprachlich überlegen ist die Geschichte formuliert. Richtig schaurig fand ich sie an einer Stelle (das gelingt bei mir eigentlich kaum noch einem Text) und in positiv irritierenden Weise spannend die ganze Zeit. Und dann kommt sowas hier von der Frau des Protagonisten, unter dem Bett hervor:
Zitat: | Schschschsch, mit dir will ich nicht sprechen, antwortete seine Frau mit einer Sanftheit, die klang wie dilettantische Mimikry, es ist nur die Katze, die ich vermisst habe. So vermisst. |
Ich wünschte, ich hätte das geschrieben.
Am Ende fällt die Geschichte leider ab. Erst eine Erklärung, die viel von der verstörenden Atmosphäre nimmt, ein wenig das Ganze trivialisiert. Dann die Rache in Form des Herzanhaltens ... als ob das Grauen in der Seele nicht viel schlimmer gewesen wäre.
Wegen das Endes nicht ganz die Höchstwertung ... ach, Quatsch mit Soße, trotz des Endes die Höchstwertung, der Rest wär doch eine glatte 10 gewesen, wenn es so etwas gäbe.
PS: So muss man schreiben:
Zitat: | Er deutete das wiederkehrende Ereignis auf eine Weise, die vortrefflich zu seiner täglichen Routine passte. So, als wäre es schon immer dagewesen; ein Impulsgeber, der den Alltäglichkeitsmotor antrieb, eine Kraft, die seine Gewohnheiten in ihren Bahnen hielt. |
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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02.01.2010 02:12
von Nihil
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Diese Geschichte finde ich insgesamt ganz gut geschrieben, im Mittelteil, als sich der Nachtmahr langsam manifestiert hat, hab ich mich sogar ein wenig gegruselt. Diese gruselige Stimmung aber, die du dann bis zuletzt durchhältst, passt überhaupt nicht zu dem ersten Absatz dieser Erzählung. Mit Wörtern wie Stoa und dem Namen Walter Faber hatte ich eher mit einer eher trockenen Geschichte in intellektuellem Ton gerechnet. Der Gedanke an Max Frisch war zwar auch gruselig, aber dass der Geist der verstorbenen Frau ihren Mann richtet, ist für mich zu starkes Kontrastprogramm. Ohne diesen ersten Absatz hätte ich sicher noch einen Punkt mehr gegeben. Achja: Wörter wie Irrationalität und atavistisch tragen auch nicht gerade zur Grusel-Atmosphäre bei. Danach wird es zwar stimmiger, aber anfangs scheint es, als wüsstest du nicht ganz, worauf du eigentlich hinaus möchtest.
Die Textvorgabe finde ich deswegen auch mittelmäßig eingebunden. Das Telefonklingeln kann doch nichts sein, was Fabers Routinebedürfnis stillt. Denn er wird sich sicherlich nicht jede Nacht seinen Herzvogel von Ruth umbringen lassen. Und bei solcher Panik von Routine zu reden, ist seltsam und unpassend sarkastisch. Das wichtigste Argument ist jedoch, dass Faber Ruth nicht erwartet. Da kann man gar nicht von Routine sprechen. Auch bleiben noch Fragen offen: Warum war das Klingeln eine Mahnung, das Licht zu löschen? Warum liest er immer so anspruchsvolle Bücher? Und wenn das Telefonklingeln am Ende eine psychische Strafe für die (Mit-)Schuld am Tod der Frau ist, warum wacht er dann erst durch die Katze auf? An anderen Abenden muss er es dann ja selig verschlafen.
Mich hat auch die Vogelmetapher gestört, die die gesamte Geschichte durchzieht. Kolibris flattern zwar enorm schnell, aber die Vorstellung, einen Vogel in der Brust zu haben, fand ich nicht gruselig, sondern eher, naja, putzig. Der Vogel war an dieser Stelle nicht das richtige Tier, um die Angst deines Protagonisten darzustellen. Wenn der Vogel von innen an seine Brust gepickt hätte, wie ein Küken, dass aus dem Ei fliehen möchte, wäre das passender gewesen. Aber der Vogel allein vermag nicht mitzureißen. Erst dachte ich noch an eine Anspielung, weil der Vogel eine Beute der Katze ist. Sprich: Ruth benutzt irgendwie die Katze für ihre Rache, aber so etwas gibt der Text nicht her.
Zitat: | Faber sah einen Moment lang doppelt. Du warst weg? Das Zimmer drehte sich, dann fiel ihm die Erklärung ein. Das nächtliche Telefonklingeln, natürlich. Es hat dich gestört. Ihr rostiges Lachen jagte ihm eine Gänsehaut über die Arme. Mich? Nein. Ich werde es nicht bis in alle Ewigkeit hören, das wirst natürlich du tun. Warum bist du nicht einfach rangegangen? Faber schüttelte verwirrt den Kopf. Ich war doch schon fast eingeschlafen. |
Diese Stelle gibt Rätsel auf, über die ich nicht lange nachgrübeln möchte als Leser. Bessere Formatierung und Satzzeichen hätten hier Wunder bewirkt. Deine Faulheit wirft mich aus deinem Text heraus, denn bis ich entziffert habe, wer wann und wie ans Telefon hätte gehen sollen, es dann aber doch nicht getan hat, aus welchen Gründen auch immer, ist die Spannung flöten gegangen. Die rostige Stimmung gibt zwar einen Tipp, dass Ruth nicht zum Spaß da ist, aber: Kurz vorher meinte sie noch: Ich habe nur die Katze vermisst, es war also eigentlich kein Grund zur Besorgnis da. Deswegen fällt es schwer, den Schalter von harmlos auf Gefahr umzulegen. Das gleiche gilt für den folgenden Dialog.
An dieser Stelle finde ich es auch ungünstig, Ruths tragisches Schicksal nicht näher auszuleuchten. Denn ein (schlecht formuliertes) "Nie angekommen bin ich." löst nicht gerade Schreckenskaskaden aus. Zwar ist klar, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein muss. Aber wenn sie ihrem Mann schon ein schlechtes Gewissen machen will, bzw. dieser es sich so vorstellt, warum nennt sie dann nicht alle Grausamkeiten beim Namen? Es wäre doch was gewesen, wenn Ruth wirklich routinemäßig jede Nacht kommen würde (dann müsste Faber sie aber, anders als hier erwarten und sich nicht über sie wundern) und jedes Mal ein anderes Todeslied vorsingt. Montags ist sie vergewaltigt worden, dienstags wollte jemand ihr Geld, mittwochs ist sie klammheimlich mit ihrem schwarzen Lover nach Las Vegas abgehauen. So aber bleibt die Pointe ein wenig laff. Vor allem, weil man ja nicht einmal erfährt, warum Faber beim ersten Mal nicht ans Telefon gegangen ist. So kann man überhaupt nicht urteilen, ob der Zorn berechtigt ist, oder nicht. Wenn er während des Klingelns mit einer Affäre rumgemacht hat, darf sie gerne zornig sein. Wenn er todkrank im Bett lag und sich nicht rühren konnte, sollte Ruth eine Aggressionsbewältigungstherapie mitmachen.
Insgesamt nett, aber mit zu vielen Schwachstellen für eine über-mittelmäßige Bewertung.
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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03.01.2010 23:27
von Aknaib
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Dieser Text hat eine sprachliche Gewalt und Vielfalt.
Die Vorgabe fließt in den Text.
Verwirrt hat mich, dass Ruth am Anfang als reale Person bei mir entstand. Zum Ende hin erfahre ich alles existiert nur in Fabers Scheinwelt.
Das ist nicht sauber genug klargestellt.
Dass dann „Ohne Punkt und Komma“ Faber und Ruth etwas sagen, was hintereinander weg geschrieben steht, finde ich anstrengend zu lesen.
Von den Zeichenvorgabe- Texten gefällt mir dieser am besten.
Mit Grüßen
Bianka
7 Federn
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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06.01.2010 02:13
von lupus
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einmal was anderes... hat mir sehr gut gefallen
wobei: der Text hatte auf mich ein ganz seltsame Wirkung. ährend des Lesens dacht ich mir: 'mein Gott is das fad' weil eigentlich viel beschrieben wird und dann hat's auf einma Klick gemacht und ich mußte den Text einfach noch einmal lesen. Siehe da: echt cooler Text, eigentlich sogar spannend.
also Inhaltlich: 1A
sprachlich: gut
Der Einstieg scheint mir ein bisserl aufgeblasen.
Das Vogel-Bild ... herrlich
Die Spezifizierung als Kolibri ... wozu?
das Mimikry --> dilettantisches
der Vergleich will mir nicht einleuchten. Was wird da nachgeahmt, wer soll getäuscht werden? gegen wen muss/will sie sich verteidigen? Mit wem will sie Rapport herstellen?
doppelt sehen ... das wirkt mir schon recht einfach formuliert
Zitat: | Mühelos durchdrang sie Haut und Rippen, fand den Kolibri und brach ihm mit einer einzigen Bewegung die Flügel. |
Tetvorgabe gut eingebaut und vorbereitet
--> 7 Federn
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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08.01.2010 00:16
von Bananenfischin
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Hallo und danke erstmal an alle Kommentierer!
In anderen Threads habe ich gelesen, dass einige erstaunt darüber sind, dass die Meinungen oft sehr stark auseinandergehen. Mich persönlich wundert das aber eigentlich gar nicht, und deshalb kann ich auch gut mit allen Meinungen leben.
Nina, Biggi, Taugenichts, Nihil, Lupus:
Ihr alle hattet entweder Nachvollziehbarkeitsprobleme wegen des Kolibris oder fandet ihn einfach doof. Deshalb erkläre ich mal, was ich mir dabei gedacht habe: Der Vogel an sich ist eine Metapher für das Herzklopfen, klar. Warum ein Kolibri? Hier ist ein direkter Bezug zum Titel zu sehen. Ich dachte mir, dass der Protagonist am Ende Kammerflimmern bekommt, möglicherweise ausgelöst - vielleicht - dadurch, dass er seine Schuldgefühle nicht länger aus seiner Realität verdrängen kann. Deshalb musste es ein Kolibri sein, weil eben kein anderer Flügelschlag eines Vogels da als Bild getaugt hätte.
Ach, und Biggi : Prost zurück!
Tom:
Gehe ich richtig in der Annahme, dass du meine Intention in dem Punkt ganz genau so verstanden hast? Überhaupt eine sehr schöne Kurzinterpretation. Danke!
Sabine und Soraya:
Ich freu mich, dass der Text euch gefallen hat und ihr die Vorgabe auch als gut eingebaut empfunden habt, denn gerade darum habe ich mich sehr bemüht.
Eddie:
Endlich habe ich dich mit einem Text auch mal voll und ganz erreicht. Schön!
BlueNote:
Zitat: | Ich lese solche wirren Sachen nicht gerne. | Also, wenn du das "wirren" streichst, dann könnte ich diese Aussage noch besser akzeptieren ... Nun, aber Traumtänzerin fand den Text auch etwas verworren.
Ach, ich verdräng das einfach mal ...
Estelle: Zitat: | „Stoa“ ist eine Wandel/Säulenhalle, daher bekam ich nicht gleich die Kurve, dass das Substantiv Stoa sicher abgeleitet sein soll von stoisch. | Die Halle ist die ursprüngliche Bedeutung, davon abgeleitet ist aber auch die Stoa als philosophische Richtung.
Der "Schauer vor Schreck" impliziert das Atavistische an sich ja noch nicht, ich wollte dem ganzen damit schon eine bestimmte Richtung verleihen. Aber ich muss auch zugeben, dass ich das Wort "atavistisch" einfach mag, es wäre hier wohl auch ohne es gegangen.
Jocelyn:
Erstmal Kompliment für dein Bewertungssystem! Dass du die Vorgabe schlecht eingefügt findest, hat mich etwas geknickt, weil ich da selbst wirklich großen Wert drauf gelegt habe.
Bei einer Sache "muss" ich kurz nachhaken: Zitat: | Zitat:
den Blick widerstrebend auf die Stelle gerichtet, an der die Katze nicht unter das Bett geflohen, sondern zu der sie offensichtlich hingezogen worden war.
Da ist aber was falsch.
Auf die Stelle gerichtet, zu der die Katze offensichtlich nicht geflohen, sondern zu der sie hingezogen wurde. |
Ich glaube nicht, dass da was falsch ist. Ich meinte nicht, dass er dahin schaut, wo die Katze jetzt sitzt, sondern den Blick auf die Stelle richtet, an der die Katze unter dem Bett verschwunden ist.
Der Satz mit dem Schnurren am Ende funktioniert für mich, auch deshalb, weil der Grund für den Grusel ganz zum Schluss kommen sollte.
Maria:
Ja, deine Assoziation war naheliegend, auch wenn der Vogel hier nur eine Metapher ist. Aber vor allem ist es schön, dass dieser Text für dich dann trotzdem noch eine "andere" Faszination haben konnte.
hobbes:
"Atemlos mitlesen" hört sich gut an! Dein Zwiespalt gegenüber dem Protagisten ist interessant. So etwas hatte ich nicht expliziz intendiert, ist aber ein spannender Effekt, der für mich zeigt, dass man selbst von sich ein derat gleichgültiges Verhalten, das ungeahnte Folgen haben kann, durchaus auch kennt und daher mitfühlen kann.
Parabolo:
Zitat: | Psychische und psychosomatische Probleme eines Witwers. |
Gut erfasst!
Mardii:
Ich hoffe, deine Ratlosigkeit in meiner Antwort zu Nihil auflösen zu können.
Bianka:
Zitat: | Verwirrt hat mich, dass Ruth am Anfang als reale Person bei mir entstand. Zum Ende hin erfahre ich alles existiert nur in Fabers Scheinwelt. | Dieser Einwand kam auch von Estelle. Allerdings ist das natürlich Absicht, der Leser sieht und weiß nur, was Faber sieht. Auch am Ende wird die Perspektive ja nicht wirklich gewechselt, als Leser reimt man sich dann nur die Auflösung zusammen;
explizit im Text wird es ja nicht erwähnt.
Zitat: | Dass dann „Ohne Punkt und Komma“ Faber und Ruth etwas sagen, was hintereinander weg geschrieben steht, finde ich anstrengend zu lesen. | Die Anführungszeichen habe ich natürlich aufgrund der Vorlage weggelassen (mache das aber, je nach Art des Textes, sonst auch gerne) und mich bemüht, trotzdem deutlich zu machen, wer spricht. Scheint aber nicht durchweg gelungen zu sein, zumal ich glaube, dass es gar keine Stelle gibt, an der Ruth und Faber direkt nacheinander ohne Einschub etwas sagen. Dann hätte mein Vorgehen also sogar zu Missverständnissen geführt, was natürlich nicht gut ist.
Da ist Eddies Rat mit den Umbrüchen auf jeden Fall einer, den ich mir merken werde.
Lupus:
Uff, schön, dass es klick gemacht hat! Und schön, dass ich deinen Kommentar doch noch bekommen habe!
Aber hier hast du dich vertan: Zitat: | das Mimikry --> dilettantisches | Nee, "die" ist richtig.
Zitat: | Was wird da nachgeahmt, wer soll getäuscht werden? | Faber soll getäuscht werden. Die Sanftheit ist nicht echt. Erstens, weil sie ja eigentlich doch nicht wegen der Katze gekommen ist, sondern um Rache zu üben. Zweitens, weil gemäß Schauerliteratur nicht ganz die "alte" Ruth zurückgekehrt ist, sondern sie gewissermaßen verwandelt ist und sich daher verstellen muss.
So, Nihil und Sleepless kriegen einen Extrabeitrag. Und ich erstmal ein Päuschen.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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