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Robert


 
 
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag02.11.2009 19:56
Robert
von Alogius
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

In zwei Teilen. Leider konnte ich nicht anders aufteilen. Ich hoffe, dass dennoch gelesen und kommentiert wird. Auch ohne "Das Picknick" gelesen zu haben, erschließt sich die Geschichte. Sie steht für sich allein.
-----------------------------


Robert


1

Wie Robert mit angezogenen Armen und Beinen im Bett lag, stellte sich sein halbschlafender Kopf vor, er wäre ein Tausendfüßler. Aufgerollt und die Glieder ineinander verschlungen pochten die ringförmigen Einzelteile wie eine klanglose Tonleiter.
Das Leben als riesenhafter Wurm stellte Robert vor große Probleme. Das Schuhwerk, zahllos und unübersichtlich, musste für jeden Fuß einzeln angepasst werden. Kein Anzug wollte richtig sitzen, und an die maßgeschneiderte Hose war gar nicht mehr zu denken.
Nachbarn und Freunde begannen, auf der großen Marktstraße zu sammeln, dass Robert wenigstens wie ein angezogener Wurm die Abendgesellschaften besuchen konnte.
Dort, unter den neugierigen Blicken der Reichen und Altvorderen, war Benehmen nicht nur eine Anstandsfrage, sondern eine Sache der Menschlichkeit, konnte man doch ausschließlich in den Salons die für einen Maler notwendigen Bekanntschaften schließen.

Er, ein nutzloses Tier, war fremd unter Gleichen. Vor einigen Wochen hatte er seine Verlobte verlassen. Das war wegen der Malerei geschehen. Bereits als Kind war er sehr kunstfertig gewesen, und diese Fähigkeit hatte er dank seines Mentors unaufhaltsam erweitern können. Nein, nicht unaufhaltsam – eher wie ein Läufer, der sich an die Hürden gewöhnt hatte, die ihm in den Weg gelegt worden waren. Sein Vater, Inhaber eines erfolgreichen Geschäftes, hatte für die Anwandlungen seines Sohnes nichts übrig.
„Einen Erben, keinen weltfremden Künstler mit linken Händen, das brauche ich“, hatte er eines Tages gesagt.

Wenn die große Hand des Erzeugers Handgelenke gebrochen hatte, wie er überzähligen Kitten das Genick durchbrach, war der Sohn gezwungen, zu schweigen. Die Verschwiegenheit hatte ohnehin einen großen Platz in der Familie, allen voran bei Robert, doch auch bei seiner Mutter. Aber alle Hürden waren nur da, um überwunden zu werden, hatte Robert sich jeden Tag gesagt.
Sein Vater war ein Mann, der in seinem Leben harte Arbeit gewohnt war und auf den heute hängenden Schultern viele Lasten getragen hatte. Er konnte es also nicht verstehen; die Schuld lag nicht bei ihm.

Es war bei einem Ausflug in die Stadt gewesen, dass er seinem künftigen Mentor begegnet war. Marek, ein erfahrener Maler, hatte ihn in ein Teehaus eingeladen, wo sie lange über die Kunst und ihre Gemälde gesprochen hatten.
Verständnis und das Erkennen der Notwendigkeit hatten bei Marek beide einen großen Platz – ganz anders Anna:
Zwar hatte sie großes Interesse vorgegeben, aber zu seinen Gemälden waren ihr nur einfache Worte über die Lippen gekommen. Die Vorstellung, sie wirklich zu heiraten, für das Kind zu sorgen und ein Leben in Sicherheit zu verbringen, brachte noch heute in Robert stilles Entsetzen hervor, das sich – wie er vermutete – in Wachträumen wie die vom Tausendfüßler bemerkbar machte.
Das Insekt schälte seinen Panzer mit zappelnden Ärmchen vom Körper, und hervor kam der Junggeselle Robert, ausgezogen in die Stadt, um dort der einzigen Fähigkeit zu dienen, die er hatte.

Endlich öffnete er die Tür. Max hatte sicher schon aufgegeben und nur aus Mitleid geklopft, weil er befürchten musste, dass Robert seinem Husten, der ihn seit Tagen plagte, erlegen war.
„Du brauchst ein Hausmädchen oder einen Türöffner. Schaff dir eine Frau an“, scherzte der Galerist.
Er hatte ihm nie gesagt, dass eine Verlobte auf ihn wartete.
„Es freut mich auch, dich zu sehen, Max.“

Max trug wie immer seinen hellbraunen Fedora, einen Ledermantel und das Seidenhemd mit der blauen Rose am Kragen.
„Bist du fertig?“, fragte er.
„Ja, sicher.“
Robert trug unauffällige Kleidung. Ein graues Jackett, eine passende Hose und ein einfaches Hemd reichten ihm. Immerhin ging es heute um seine Gemälde, nicht um ihn selbst.
„Dann los. Willst doch nicht zu spät zu deiner eigenen Ausstellung kommen, oder?“

Die Herzlichkeit seines neuen Mentors, ob sie nun wahrhaftig war oder nicht, machte diese Abende erträglicher. Würde es nach Robert gehen, man könnte die Bilder bei Nacht und Nebel durch ein Seitenfenster in die Galerie werfen, wo sie sich selbst einen Platz suchen würden. Käme jemand auf den Gedanken, eines der Werke zu kaufen, müsste eines der Portraits mit dem Käufer verhandeln – es wäre alles geregelt.

„Heute wird es was, das kann ich dir versichern. Es haben sich echte Größen angekündigt. Hast du noch was von Marek gehört?“, fragte Max, während sie auf dem Weg zum Kunsthaus waren.
„Nein. Ich habe dem Gutshof, wo er sich aufhalten soll, eine Nachricht geschickt. Sie blieb unbeantwortet. Bei bester Gelegenheit werde ich ihn persönlich aufsuchen“, antwortete Robert.
Für einen Augenblick schien die blaue Rose zu zittern. Robert erkannte das Gesicht eines fremden Mädchens darin. Sie hielt ihren Bauch, tanzte auf der Stelle, und ihre Wangen waren eingefallen wie eine verdorbene Frucht.



_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag03.11.2009 17:17

von Alogius
pdf-Datei Antworten mit Zitat

2

Max antwortete nicht. Ihn lenkten die zahlreichen Damen ab, die auf dem Weg zur Galerie auf den Knien lagen, um den berühmteren Herren ihre Ergebenheit zu zeigen. Die Schutzmänner hielten die Frauen an seidenen Seilen fest. Ihre Kinder wiegten sie in den Armen und streckten sie in die Höhe, sobald ein bekannter Mann in ihre Nähe kam. Die Berührung durch eine Hand von Welt war für die Kinder der großen Stadt ein Segen.
Robert blieb einen Moment stehen.
Für diesen Augenblick glaubte er, unter den Frauen Anna zu erkennen. In ihren Armen schlummerte ein kleines Mädchen, das ihre Augen hatte. Anna trug ein Kopftuch, und das Kind war in eine Wolldecke gehüllt. Es war so kalt in den Straßen, dass jedes gesprochene Wort auf dem Weg zum Empfänger gefrieren musste. Robert rief vergeblich nach ihr, aber die Männer hinter ihm drängten ihn weiter zur Galerie, so dass er sie aus den Augen verlor.
Wo war Max? Während man ihn schob, sah er sich hilfesuchend um, aber sein Galerist war in der Menschenmenge verschwunden.

Vor der Galerie teilten sich die Menschen an zwei Säulen auf und schleppten sich wie Ameisen durch schmale Gänge hinein. Robert wartete, bis die meisten von der Straße fort waren. Hier war Max auch nicht. Ob er schon auf dem Podest stand, um seine vorbereitete Rede zu halten?
„Hier ist Robert H., ein neuer Künstler von Rang. Hier, am Horizont der Städte, ist er wie ein Komet erschienen, um uns die Künste neu zu schenken“, würde er sagen.
Max neigte schon immer zu Übertreibungen. Bereits bei der ersten Begegnung hatte er es sich nicht nehmen lassen, sein Kunsthaus als eines von Welt zu preisen. Dabei hatte Robert nie vorher von Max oder seiner Galerie gehört.
„Hier ist Robert H. Er hat seine Verlobte mit einem Kind im Leib sich selbst überlassen, um seine Kritzeleien für ein paar Groschen zu verschleudern“, sollte er sagen.
Bisher waren die Dinge nicht zum Besten bestellt. Kein Bild hatte er verkauft, und die Anerkennung durch größere Kunsthändler und Maler war ihm verwehrt geblieben. Ganz, wie Marek es gesagt hatte: „Hier hat man nichts übrig für ein Gemälde, hier kauft man es und hängt es in die Bibliothek, anstatt sich darin zu verlieren.“

Roberts Hand glitt in die Manteltasche, worin er sein Tagebuch aufbewahrte. Seit seiner Flucht schlummerte es dort. Jedes ungeschriebene Wort bettelte darum, endlich die Seiten erblicken zu können; seine Hand schmerzte immer, wenn er den Einband berührte. So viele schöne Dinge standen darin.
Wie er Anna begegnet war, wie er ihr seine Liebe gestanden und das erste Mal von Heirat gesprochen hatte. Das waren alles Erinnerungen, die ihn nun ebenso plagten wie die Malerei.
Ein Gemälde war abhängig von der Stimmung des Zeichnenden. War man schlecht gelaunt, misslang ohnehin alles. Eine prächtige Stimmung aber konnte ebenso ein Bildnis verderben wie der stechende Schmerz, den er in den letzten Tagen immer fühlte.
Auch jetzt, als er kräftig hustete, stieg ein unsichtbares Messer auf leisen Füßen seinen Rücken hinauf, kletterte herum und stach in sein Auge, das wie ein faulender Apfel auf den Bordstein fiel.

„Komm schon! Sie warten alle auf dich!“, rief Max, der vor dem Eingang wartete, Hut und Mantel abgelegt.
„Ja. Ich brauchte nur einen Augenblick für mich“, erklärte Robert seine Unruhe, denn er spürte, wie seine Augenlider zuckten und ihm ganz kalt wurde.
„Du sorgst dich um nichts. Ich bin es, der hier eine Rede halten muss, mein Freund“, sagte Max und lachte.

Der Rumpf des Galeristen trug einen schweren Buckel. Am Ende der Verwachsung standen zwei Fühler aufrecht, und daran angebracht waren schwarze tastende Finger. Robert wagte nicht, Max auf die unangenehme Erscheinung aufmerksam zu machen.
Schnell blickte er an die Wände des Flures, den sie durchquerten. Die Gemälde dort waren alle mit Tüchern verdeckt worden. In der Ecke, um die sie liefen, lag gerade ein Geigenspieler unter einer lachenden Frau. Er umarmte die in Fell gehüllte Frau, und auf ihrem drahtigen Haar spielte er mit dem Bogen ein Lied, das Robert an die Wehklagen sterbender Katzen erinnerte.
Über der Frau hing eine Laterne. Das Licht brannte schwach, aber Robert schien es vernünftig, sie an sich zu nehmen.
„Wir sind gleich da“, sagte Max, der den weiteren Weg auf einem Schimmel zurücklegte.
Robert wagte es nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Sicher würden sich die seltsamen Bedingungen in Kürze aufklären, die bestimmt nur einige von Maxens Scherze waren. Die Laterne löste sich auf. Obwohl die Schatten größer wurden, konnte Robert den Eingang eines Saales erkennen.

„Max? Wo bist du?“, fragte Robert, als er die blaue Rose auf dem Boden fand.
Mitten auf dem Dachboden tanzten junge Mädchen um einen Kessel. Eine verhüllte Gestalt rührte darin Farben zusammen. Die Kinder öffneten einige Beutel und ließen braune Käfer in die Brühe fallen. Nach wenigen Augenblicken sprangen Schmetterlinge heraus, die mit ihren Flügeln das morsche Holz in Regenbogenfarben glänzen ließen.
 
Bevor Robert etwas tun konnte, stand das unbekannte Rosenmädchen im leeren Saal. Die Wände bebten, und die hellen Farben waren verschwunden. Das Geräusch von Maschinen, deren Getriebe und Scharniere sich gleichmäßig bewegten, lag in der Luft. Das Mädchen öffnete sein Kleid. Kleine Hände fassten in den Leib und hielten nun ein weinendes Kind. Das Jammern wurde immer lauter. Ein Kreischen übertönte jetzt die Maschinen, und Robert schlug die Hände an seine Ohren.
„Was willst du von mir?“, fragte er heiser.
Unter dem Mädchen floss ein brauner Sud durch die Fugen und Ritzen des Bodens. Sie ließ das Kind fallen. Robert lief sofort zu ihr, um es zu fangen. Aber der Boden war zu glatt, und bevor er es erreichen konnte, stürzte er. Entsetzt sah er, wie das Kind und dann auch das Mädchen ertranken.

Der Hustenreiz, der folgte, war nicht zu unterdrücken. Aus ungeahnten Tiefen warf sich Speichel hervor, vermischt mit kleinen Asseln, die auf sechs Beinen durch Roberts Schleim krochen. Am Kopfende trugen die Tierchen klappernde Scheren, die über den nassen Boden scharrten. Wie ein langer Wurm krochen die Asseln über den Boden, bis sie einen Dottersack erreichten, der vor einer Leinwand stand.
Der Asselwurm stieß mit dem Kopf gegen die atmende Wand des Gebildes und verschwand darin. Robert konnte Schatten erkennen, die im Dottersack tanzten.

„Jetzt ist es ganz still“, flüsterte er, ohne es zu wissen.
In die Stille brach das schlammige Geräusch des aufplatzenden Dotters. Säfte und Innereien spritzten gegen die Leinwand. Ein Streitwagen ohne Pferd rollte an einer Tribüne vorbei. Die Menschen klatschten und jubelten. Robert erkannte sich als den Wagenlenker. Der Jubel war keine Freude – klagendes Geschrei traf ihn mitten ins Herz.
Er hielt seine Brust.

„Mein Herr?“
Die Magd hielt Roberts Schulter. Er öffnete endlich die Augen. Das Sonnenlicht trat durch das Fenster in sein Schlafzimmer. Der Gutshof war sicher schon lang auf den Beinen.
„Ich sollte Sie wecken, wenn Marek zurück ist.“
„Danke. Ich komme gleich.“
Das Mädchen verließ das Zimmer. Roberts Hand fasste unter sein Kissen und berührte das Tagebuch.


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag03.11.2009 17:18

von Alogius
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ende.

_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag04.11.2009 14:39
Re: Robert
von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Hi Tom.

Nachdem ich meine Fingergymnastik für den bevorstehenden Schwerakt ausgiebig vollführt und kontrolliert habe, ob auch die letzte kleine Zelle meines Gehirns in zufriedenstellendem Grau mir entgegenblinkt, mache ich mich nun an die Rezension.

Zitat:
Wie Robert mit angezogenen Armen und Beinen im Bett lag, stellte sich sein halbschlafender Kopf vor, er wäre ein Tausendfüßler.
Es gibt zweierlei Sachen, die mir an diesem Satz nicht gefallen:
Das "Wie" würde ich weglassen. Die Aussage "Robert lag mit angezogenen Armen u. Beinen im Bett" kommt vollends an. Klar, du wolltest das "während" unterstreichen. Aber das brauchst du hier definitiv nicht.
Ich habe außerdem einmal den Teil des Satzes markiert, der bei mir in weniger wachem Aufmerksamkeitszustand ein überdimensionales Fragezeichen in der Gedankenblase über meinem Kopf produziert hätte. Man versteht zwar, was du meinst; aber ... Nähme es man ganz penibel, so stellt sich nur der Kopf vor, ein Tausendfüßler zu sein (hervorgerufen durch "er").
 
Zitat:
Aufgerollt und die Glieder ineinander verschlungen pochten die ringförmigen Einzelteile wie eine klanglose Tonleiter.
An sich benutzt du da ein ganz schönes Bild (klanglose Tonleiter). Aber ich fände den Vergleich mit einer Trommel passender. wink Nur ein Vorschlag.

Zitat:
Das Leben als riesenhafter Wurm stellte Robert vor große Probleme.

Vorschlag d. Umstrukturierung: "Das Leben, dieser riesenhafte Wurm, stellte Robert vor große Probleme."

Zitat:
Er, ein nutzloses Tier, war fremd unter Gleichen.

love Für diesen Satz könnte ich dich knuddeln! ^^ Unheimlich schön.

Zitat:
Verständnis und das Erkennen der Notwendigkeit hatten bei Marek beide einen großen Platz – ganz anders Anna:
Eine Frage am Rande: Wurdest du in der Schule auch immer mit dem Nominalstil gequält? Versuch es hier mal mit Verben und ein wenig aufgelockerter, das liest sich besser.

Zitat:
Vorstellung, sie wirklich zu heiraten, für das Kind zu sorgen und ein Leben in Sicherheit zu verbringen, brachte noch heute in Robert stilles Entsetzen hervor, das sich – wie er vermutete – in Wachträumen wie die vom Tausendfüßler bemerkbar machte.
Ich finde, das solltest du nicht so offensichtlich beschreiben. Es klingt zu nüchtern. Was hältst du von:
Die Vorstellung, sie wirklich zu heiraten, für das Kind zu Sorgen und ein Leben in Sicherheit zu verbringen, ließ Robert noch heute still schaudern; vielleicht war auch Anna es, die ihn mit Wachträumen wie diesen verfolgte. Der Tausendfüßler.
Ich weiß, das ist sehr radikal geändert, aber so hätte ich es geschrieben.

Zitat:
„Es freut mich auch, dich zu sehen, Max.“
Nur eine Pingeligkeit meinerseits: Das "Es" weglassen? Question  Vielleicht?

Zitat:
Robert trug unauffällige Kleidung. Ein graues Jackett, eine passende Hose und ein einfaches Hemd reichten ihm. Immerhin ging es heute um seine Gemälde, nicht um ihn selbst.
„Dann los. Willst doch nicht zu spät zu deiner eigenen Ausstellung kommen, oder?“
Ein sehr bescheidener Künstler, ich muss schon sagen. Ungewöhnlich. Normalerweise verbinden Künstler doch ihre Person immer mit ihren Werken. Oder täusche ich mich? Na ja. Rolling Eyes

Zitat:
Die Herzlichkeit seines neuen Mentors, ob sie nun wahrhaftig war oder nicht, machte diese Abende erträglicher.
"Wahrhaftig" passt hier nicht. Was hältst du von "gespielt"?

Zitat:
Würde es nach Robert gehen, man könnte die Bilder bei Nacht und Nebel durch ein Seitenfenster in die Galerie werfen, wo sie sich selbst einen Platz suchen würden.
Ah, hier gehst du auf die Bescheidenheit, die geradezu an Schüchternheit grenzt ein. Das klärt einiges. wink Kann mich nur wiederholen: Ungewöhnlicher Bursche.

Zitat:
Bei bester Gelegenheit werde ich ihn persönlich aufsuchen“, antwortete Robert.
Bei bester oder erster Gelegenheit? Ich grüble noch darüber nach, was mir eher zusagt. Und noch was: Mein Deutschlehrer hatte eine Phobie auf das Wort "persönlich", die sich auf mich übertragen hat. Ich persönlich (!) bin ich selbst. Also braucht auch das Robert-Ich doch eigentlich keine Verdeutlichung, oder? Oder schickt Robert meist jemand anderes hin, ist seine Person als Besucher also etwas Besonderes? ^^

Zitat:
Für einen Augenblick schien die blaue Rose zu zittern. Robert erkannte das Gesicht eines fremden Mädchens darin. Sie hielt ihren Bauch, tanzte auf der Stelle, und ihre Wangen waren eingefallen wie eine verdorbene Frucht.
love Schön formuliert! love Gefällt mir! ^^

So. Jetzt kommt der zweite Teil. Erst am Ende werde ich dir verraten, wie mir dein "Robert" insgesamt gefallen hat. wink

Zitat:
Es war so kalt in den Straßen, dass jedes gesprochene Wort auf dem Weg zum Empfänger gefrieren musste.
Schöööön! smile Formulierung top.

Zitat:
Robert rief vergeblich nach ihr, aber die Männer hinter ihm drängten ihn weiter zur Galerie, so dass er sie aus den Augen verlor.
So dass oder sodass? Was sagt Gerold? hmm Beides geht. Bin allerdings eine Verfechterin der "Zusammenschreib-Version" in diesem Fall.

Zitat:
„Hier ist Robert H. Er hat seine Verlobte mit einem Kind im Leib sich selbst überlassen, um seine Kritzeleien für ein paar Groschen zu verschleudern“, sollte er sagen.
In dieser Passage erkennt man herrlich die Vorwürfe und Gewissensbisse, die Robert sich macht. Schön!

Zitat:
Roberts Hand glitt in die Manteltasche, worin er sein Tagebuch aufbewahrte. Seit seiner Flucht schlummerte es dort.
Seine Flucht wovor? Vor Anna, die er Hals über Kopf verließ?

Zitat:
Auch jetzt, als er kräftig hustete, stieg ein unsichtbares Messer auf leisen Füßen seinen Rücken hinauf, kletterte herum und stach in sein Auge, das wie ein faulender Apfel auf den Bordstein fiel.
Ein trippelndes Messer, ist zwar ein (mehr oder weniger) amüsantes Sinnbild, aber passt hier irgendwie nicht. Lass es doch einfach zustechen - oder seinen Rücken quälend langsam aufschlitzen. *würg* Huch, klingt das grausam! (Aber das ist es im Grunde ja auch) Falls du es lassen willst, noch ein Tipp: Heißt es nicht "auf leisen Sohlen"?

Zitat:
„Komm schon! Sie warten alle auf dich!“, rief Max, der vor dem Eingang wartete, Hut und Mantel abgelegt.
Ich bin etwas verwirrt. Warum befindet Robert sich jetzt wieder vor dem Eingang? War er nicht gerade schon im Innern der Galerie gewesen?

Zitat:
Der Rumpf des Galeristen trug einen schweren Buckel. Am Ende der Verwachsung standen zwei Fühler aufrecht, und daran angebracht waren schwarze tastende Finger. Robert wagte nicht, Max auf die unangenehme Erscheinung aufmerksam zu machen.
Ich denke, hiermit enthüllst du das gesamte Geschehen endgültig als Traum. wink --> Tausendfüßler! Auch in den nachfolgenden Passagen wird dies - meiner Meinung nach - deutlich:
Zitat:
Schnell blickte er an die Wände des Flures, den sie durchquerten. Die Gemälde dort waren alle mit Tüchern verdeckt worden. In der Ecke, um die sie liefen, lag gerade ein Geigenspieler unter einer lachenden Frau. Er umarmte die in Fell gehüllte Frau, und auf ihrem drahtigen Haar spielte er mit dem Bogen ein Lied, das Robert an die Wehklagen sterbender Katzen erinnerte.
Über der Frau hing eine Laterne. Das Licht brannte schwach, aber Robert schien es vernünftig, sie an sich zu nehmen.
„Wir sind gleich da“, sagte Max, der den weiteren Weg auf einem Schimmel zurücklegte.
Robert wagte es nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Sicher würden sich die seltsamen Bedingungen in Kürze aufklären, die bestimmt nur einige von Maxens Scherze waren. Die Laterne löste sich auf. Obwohl die Schatten größer wurden, konnte Robert den Eingang eines Saales erkennen.
Hab ich Recht?
Also eigentlich könnte ich den ganzen restlichen Text jetzt zitieren, der für mich klar Teil eines (Tag-)Traums ist. Deshalb wende ich mich von der Interpretation nun dem Stilistischen erneut zu.

Zitat:
Mitten auf dem Dachboden tanzten junge Mädchen um einen Kessel. Eine verhüllte Gestalt rührte darin Farben zusammen.
Wow, das konnte ich mir sehr gut vorstellen. Inklusive Filmmusik im Kopf. ^^ Das ist gruslig.

Zitat:
Kleine Hände fassten in den Leib und hielten nun ein weinendes Kind. Das Jammern wurde immer lauter. Ein Kreischen übertönte jetzt die Maschinen, und Robert schlug die Hände an seine Ohren.
„Was willst du von mir?“, fragte er heiser.
Unter dem Mädchen floss ein brauner Sud durch die Fugen und Ritzen des Bodens. Sie ließ das Kind fallen. Robert lief sofort zu ihr, um es zu fangen. Aber der Boden war zu glatt, und bevor er es erreichen konnte, stürzte er. Entsetzt sah er, wie das Kind und dann auch das Mädchen ertranken.
Klares schlechtes Gewissen gegenüber Anna und Kind. Die markierte Stelle würde ich - aber nicht unbedingt - so umschreiben:
Aber der Boden war zu glatt. Und bevor er das Kind erreichen konnte, stürzte er. Entsetzt musste Robert zusehen, wie es und das Mädchen ertranken.
(Bemerkung am Rande: Huch, ist das grausig! *schüttel* Bin ich froh, dass ich mich erst heute an die Rezension mache und gestern zu müde dazu war!)

Zitat:
„Mein Herr?“
Die Magd hielt Roberts Schulter. Er öffnete endlich die Augen. Das Sonnenlicht trat durch das Fenster in sein Schlafzimmer. Der Gutshof war sicher schon lang auf den Beinen.
„Ich sollte Sie wecken, wenn Marek zurück ist.“
„Danke. Ich komme gleich.“
Das Mädchen verließ das Zimmer. Roberts Hand fasste unter sein Kissen und berührte das Tagebuch.
Ha! Ich wusste es! Laughing Traum. Du lässt den Text gut ausklingen. wink

Puh, geschafft. ^^

Wie mir der Text insgesamt gefallen hat? Hm ... ich glaube, ich muss das in die beiden (bereits gegebenen) Teile aufteilen.
Zu Teil 1: Hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie mag ich Robert, trotz seines offensichtlichen Fehlverhaltens Anna gegenüber. Du stellst seine Zerstreutheit, das schlechte Gewissen, das ihn innerlich zerfrisst ausgezeichnet dar.
Teil 2 ... ist (um es in einem Wort zusammenzufassen) apokalyptisch. Ich muss ehrlich gestehen, es hat mich mehr als einmal schaudern lassen. Laughing Irgendwie erinnert mich dieser Teil des Traumes an die in "Iphigenie auf Tauris" auftretenden Wahnvorstellungen des Orest, der von den Erinnyen verfolgt wird. Selber Graus-Effekt. Gut dargestellt.

Ergo: Es gelingt dir, Roberts Gefühlleben gut zu veranschaulichen und dem Leser gleichzeitig Einblick in sein Alltagsleben zu ermöglichen. Man dringt sehr tief in Roberts Privatspähre ein. Vielleicht ist der Leser dem Protagonisten sogar näher als seine Mitmenschen in der Geschichte. wink

LG,
Traumtänzerin


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Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
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Beitrag05.11.2009 15:59

von Biggi
Antworten mit Zitat

Hi Tom,
„Das Picknick“ mit den Tagebuchausschnitten, den Einschüben und Briefen ist natürlich im Hintergrund, weil ich es gelesen habe. Nun greifst Du einen vielschichtigen Charakter heraus und schnitzt mit feinerem Werkzeug Robert.
Sein Name ist von Dir mit Sicherheit bewusst gewählt. „Ruhm, glänzend“. Passend? Auf welchen Ruhm kann dieser Mann blicken? Indem er Anna verlassen hat, konnte er sich ganz gewiss nicht damit bekleckern. Der als Künstler eilt ihm auch nicht gerade voraus, wie sich herausstellt.
Im mausgrauen Anzug zu glänzen bei der Ausstrahlung, wie ich sie mir bei einem Menschen in seinem Zustand vorstelle…
Du setzt also eher nicht auf die äußeren, sondern auf die inneren Werte.
 
Robert befindet sich zunächst im Halbschlaf und als nahezu immer zu Mitgefühl bereitem Weibchen habe ich nach den ersten Zeilen gedacht: Oha, jetzt hat es ihn erwischt, den armen Junggesellen. Er liegt mit einer Lungenentzündung im Bett, hustet sich die Seele aus dem Leib und kämpft gegen das Fieber an. Hat er Angst um sein Leben und morbide Gedanken?
Zitat:
Max hatte sicher schon aufgegeben und nur aus Mitleid geklopft, weil er befürchten musste, dass Robert seinem Husten, der ihn seit Tagen plagte, erlegen war.

Moment, dachte ich dann: Erstens ist nicht davon die Rede, dass er schweißgebadet da liegt und nicht weiß, wie er die Nacht schaffen soll, weil er kein Glas Wasser in der Nähe hat. Und zweitens steht da: Ein Tagtraum. Einer mit relativ klaren Gedanken... Nach Fieberwahn klingt das nicht. Max, der zwar wichtig ist in seinem Leben, aber hier - wie ich denke - fiktiver Besucher ist, wird abgefertigt nach dem Motto: Ich sterbe hier beinahe an einem Schnupfen und du machst dich über mich lustig …
Mein Mitgefühl wurde also zunächst etwas ausgebremst.

Seine Gedanken kreisen verständlicherweise um die Rechtfertigung seines Verhaltens. Er hat seine Verlobte allein gelassen, aber das hatte einen „plausiblen“ Grund: seine Malerei.
Der Vater hat ihn deswegen schon abgelehnt. Und das, obwohl doch aus ihm einer geworden ist, der nach seinem Dafürhalten gelernt hat, die Hürden zu überwinden. Aber: er macht seinem gestrengen Vater keine Vorwürfe. Woher sollte der es besser wissen. Edel.
Dann der nächste Charakter: Marek. Er hat es geschafft, ist ein erfahrener und auch erfolgreicher Maler, der seinen jungen Kollegen ins Teehaus einladen kann. Er ist von Roberts Talent sehr angetan, wenn nicht sogar überzeugt, sonst würde er sich nicht mit ihm befassen. Ihm liegt Robert zu Füßen. Der hat Ahnung, zu dem kann er aufblicken.
Aber dann: es klingt ganz knapp noch wie eine neutrale Feststellung, dass Anna nur einfache Worte findet und Interesse vorgibt. Da wird er mir doch spontan etwas unsympathisch, der Mann. Ja, vielleicht wäre es ja noch geworden, wenn du ihr Zeit gelassen hättest? Immerhin dürfte sie mit ihren Interpretationen neues Terrain betreten haben. Woher sollte sie es also wissen? Wird da eventuell doch mit zweierlei Maß gemessen … [aber darauf reagiert sie generell sensibel; Anm.d.Red.]

An manchen Stellen hatte ich den Eindruck, der Mann ist kurz davor, in Selbstmitleid zu zerfließen. Trägt sogar unauffällige Kleidung, weil es doch um seine Kunst geht und nicht um ihn.
Und seine Werke müssten sich allein an die Wand hängen… Er zweifelt in (dauer-)schwachen Momenten sogar an der Aufrichtigkeit seines Mentors. Wie wenig Selbstwertgefühl muss dieser Maler haben? Keine berufliche Anerkennung und dann hat er sich auch noch dazu seine private Zukunft verbaut. Da kann einem als Mensch schon anders werden, wenn alle Felle davonschwimmen. Er hat längst begriffen, dass er in dieser Stimmung nicht malen wird.
Zitat:
Eine prächtige Stimmung aber konnte ebenso ein Bildnis verderben wie der stechende Schmerz, den er in den letzten Tagen immer fühlte.

Das ist wiederum bitter. War es doch alles, was er erreichen wollte durch seine Flucht. Ein grausamer Irrtum.
Ich war soweit, dass ich Robert in den Allerwertesten getreten hätte, wenn er nebenan wohnen würde. Ja, Herrschaftszeiten, Junge, mir ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts bekannt, dass deine Verlobte ins Wasser gegangen wäre. Lass die Träumereien, mach die Emo-Musik aus und die Augen auf. Schmeiß deine Abwehr an und straff endlich deine Schultern. Geh zu ihr, erkläre dich. Mach was draus, es ist noch nicht zu spät.

Bis zu diesem Satz:
Zitat:
Auch jetzt, als er kräftig hustete, stieg ein unsichtbares Messer auf leisen Füßen seinen Rücken hinauf, kletterte herum und stach in sein Auge, das wie ein faulender Apfel auf den Bordstein fiel.

Meine Zuversicht schwindet Satz für Satz dahin.
Denn ab da verändert sich – meiner Ansicht nach - der Charakter der Erzählung. Roberts Gedanken gleiten in eine „seelennähere“ Ebene ab.
Die Bilder sind „biologischer“, befassen sich mit elementaren Dingen, und sind in dem Zusammenhang, also der Schwangerschaft und dem von Robert gezeugten, noch ungeborenen Leben, sehr qualvoll.
Absolut logisch ist, dass Anna in dem Text ein Mädchen in den Armen hält. Hier spiegelt sich in meinen Augen die Furcht davor, ein Sohn könnte so werden wie er.
Dann geht es um Alleinsein:
Zitat:
„Max? Wo bist du?“

um quälende, grausame Geräusche und Schreie:
Zitat:
Das Jammern wurde immer lauter. Ein Kreischen übertönte jetzt die Maschinen, und Robert schlug die Hände an seine Ohren.

um Dunkelheit:
Zitat:
Die Laterne löste sich auf.

um unbekannte Menschen, denen er helfen will und es nicht kann:
Zitat:
Aber der Boden war zu glatt, und bevor er es erreichen konnte, stürzte er. Entsetzt sah er, wie das Kind und dann auch das Mädchen ertranken.

Für jeden einzelnen seiner Sinne ist etwas Unerträgliches dabei, plastisch beschrieben für den Leser.
Robert versagt sogar in seinen Träumen.
Mehr geht nicht.
Er leidet, während er schläft, wie ein Hund. Und er hat mein Mitgefühl. Wer in seinen Träumen derartige Dinge „erlebt“, der ist wirklich arm dran. Danach muss der reale, fassbare Husten ihn halb wecken und man hofft, befreien. Doch selbst das bringt keine Erleichterung.
Er flüstert, froh um die Stille, um danach - als i-Tüpfelchen - doch gleich wieder ein neues, grausames Bild vor Augen zu haben.

Seine körperliche Krankheit wird ihn voraussichtlich nicht umkommen lassen. Aber seine Seele kann es sehr wohl schaffen, denn Roberts Unterbewusstsein hat das Potential, ihn zur restlosen Selbstzerfleischung zu bringen.
Noch hat er sich nach außen im Griff.
Sein:
Zitat:
„Danke. Ich komme gleich.“

klingt tatsächlich nach: Ich weiß, was sich gehört und was von mir erwartet wird.  
Der Schlusssatz:
Zitat:
Roberts Hand fasste unter sein Kissen und berührte das Tagebuch.

schlägt auch äußerlich die Brücke. Zwischen seinem Herz, das unter den Träumen und seinen Vorstellungen massiv und, wie ich vermuten würde, schon bald organisch-pathologisch nachweisbar leidet, und dem immer gegenwärtigen Tagebuch.
Das bringt für mich klar zum Ausdruck, wie es wirklich in ihm aussieht. Und wie ernst es um ihn steht.

Ein sehr interessantes Porträt, das theoretisch noch lang nicht zu  „- Ende. -“ ist, wenn man das Fragment kennt.
Ausgefeilt bis ins Detail, wie von Dir gewohnt, und genau aus dem Grunde möchte ich es genau an dieser Stelle ausdrücklich erwähnen.

Besten Dank und
Gruß,
Biggi
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag06.11.2009 22:06

von Alogius
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Wollte nur sagen:

Habe Euch nicht vergessen - mein System lahmt allerdings gerade, weshalb ich eher morgen antworten werde... ist mir so zu sperrig. wink

Danke schonmal!


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Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.11.2009 12:58

von Alogius
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Moin Traumtänzerin,

Zitat:
Man versteht zwar, was du meinst; aber ... Nähme es man ganz penibel, so stellt sich nur der Kopf vor, ein Tausendfüßler zu sein (hervorgerufen durch "er").

Diese Bedenken teile ich mit Dir. Jeder andere Satzentwurf war allerdings schwieriger...

Zitat:
Aber ich fände den Vergleich mit einer Trommel passender.

Wieso?

Zitat:
Für diesen Satz könnte ich dich knuddeln! ^^ Unheimlich schön.

Interessant, weil ich dachte, dieser Satz sei irgendwie missglückt.^^

Zitat:
Versuch es hier mal mit Verben und ein wenig aufgelockerter, das liest sich besser.

Werde das mal untersuchen!^^

Zitat:
Ich finde, das solltest du nicht so offensichtlich beschreiben. Es klingt zu nüchtern. Was hältst du von:
Die Vorstellung, sie wirklich zu heiraten, für das Kind zu Sorgen und ein Leben in Sicherheit zu verbringen, ließ Robert noch heute still schaudern; vielleicht war auch Anna es, die ihn mit Wachträumen wie diesen verfolgte. Der Tausendfüßler.
Ich weiß, das ist sehr radikal geändert, aber so hätte ich es geschrieben.

Das ist wirklich radikal. Ich glaube, er würde so etwas nie über Anna denken oder vermuten.

Zitat:
Kann mich nur wiederholen: Ungewöhnlicher Bursche.

Ja, das ist er. Wenn das auch transportiert wird: gut!

Zitat:
Seine Flucht wovor? Vor Anna, die er Hals über Kopf verließ?

Anna und die Ehe.

Zitat:
Heißt es nicht "auf leisen Sohlen"?

Ja, darum mag ich die Füße.^^

Zitat:
Ich bin etwas verwirrt. Warum befindet Robert sich jetzt wieder vor dem Eingang? War er nicht gerade schon im Innern der Galerie gewesen?

Nein.

Zitat:
Ich denke, hiermit enthüllst du das gesamte Geschehen endgültig als Traum.

So ist es. Ein Psychogramm mit Handlung.


Zitat:
Ergo: Es gelingt dir, Roberts Gefühlleben gut zu veranschaulichen und dem Leser gleichzeitig Einblick in sein Alltagsleben zu ermöglichen. Man dringt sehr tief in Roberts Privatspähre ein. Vielleicht ist der Leser dem Protagonisten sogar näher als seine Mitmenschen in der Geschichte.

Genau diesen Effekt habe ich mir gewünscht. Danke Dir!


Deine Anmerkungen, viele sehr hilfreich, werde ich versuchen, umzusetzen.
Vielen Dank für diese umfassende Rezension! smile

Danke

Gruß
Tom

p.s.: Biggi folgt nach. wink


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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.11.2009 20:26

von Alogius
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Moin Biggi,

Zitat:
Sein Name ist von Dir mit Sicherheit bewusst gewählt. „Ruhm, glänzend“. Passend? Auf welchen Ruhm kann dieser Mann blicken? Indem er Anna verlassen hat, konnte er sich ganz gewiss nicht damit bekleckern. Der als Künstler eilt ihm auch nicht gerade voraus, wie sich herausstellt.
Im mausgrauen Anzug zu glänzen bei der Ausstrahlung, wie ich sie mir bei einem Menschen in seinem Zustand vorstelle…
Du setzt also eher nicht auf die äußeren, sondern auf die inneren Werte.

Sehr schön, dass Du auf den Namen eingehst. Das ist das, was ich aussagen will, jawohl! smile

Zitat:
Max, der zwar wichtig ist in seinem Leben, aber hier - wie ich denke - fiktiver Besucher ist,

Genau, Max ist nicht real.

Zitat:
Dann der nächste Charakter: Marek. Er hat es geschafft, ist ein erfahrener und auch erfolgreicher Maler, der seinen jungen Kollegen ins Teehaus einladen kann. Er ist von Roberts Talent sehr angetan, wenn nicht sogar überzeugt, sonst würde er sich nicht mit ihm befassen

Richtig. Es ist der Marek aus "Marek".
Seinen Weg verfolge ich indirekt weiter.

Zitat:
Er zweifelt in (dauer-)schwachen Momenten sogar an der Aufrichtigkeit seines Mentors. Wie wenig Selbstwertgefühl muss dieser Maler haben? Keine berufliche Anerkennung und dann hat er sich auch noch dazu seine private Zukunft verbaut. Da kann einem als Mensch schon anders werden, wenn alle Felle davonschwimmen.

Richtig. Er ist am Ende, obwohl - wie wir aus dem "Picknick" wissen - es allein an der Kommunikation scheitert. Hier zusätzlich daran, dass er sich nicht (mehr) erheben kann.

Zitat:
Die Bilder sind „biologischer“, befassen sich mit elementaren Dingen, und sind in dem Zusammenhang, also der Schwangerschaft und dem von Robert gezeugten, noch ungeborenen Leben, sehr qualvoll.
Absolut logisch ist, dass Anna in dem Text ein Mädchen in den Armen hält. Hier spiegelt sich in meinen Augen die Furcht davor, ein Sohn könnte so werden wie er.

Ich kann mich da nur verneigen, dass Du Dich so intensiv damit befasst hast.

Zitat:
Und er hat mein Mitgefühl

Bei allen Widersprüchen. Ja. Das ist immens wichtig.

Zitat:
Ein sehr interessantes Porträt, das theoretisch noch lang nicht zu „- Ende. -“ ist, wenn man das Fragment kennt.
Ausgefeilt bis ins Detail, wie von Dir gewohnt, und genau aus dem Grunde möchte ich es genau an dieser Stelle ausdrücklich erwähnen.

Danke - ja, ich will den Freiraum belassen und nicht alle Lücken füllen.

Ich kann mich für diese exakte Deutung und Rezension nur nochmals bedanken: Danke!

Gruß

Tom


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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag12.11.2009 14:04

von Alogius
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Vertont.

(lang, 12 min...)


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Beitrag12.11.2009 14:19

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Tom, das ist ... lang! Shocked
Ich hör's mir nachher an, geh jetzt gleich zur "Nahrungsaufnahme" alias Essen. smile


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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.11.2009 14:16

von Alogius
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Ja, wie ich sagte, ist sehr lang geworden...

Deshalb habe ich den einen Fehler auch so belassen... wink


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