Deutung

[Alogius]

Deutung

I

In der Nacht lief ich, von unruhigen Träumen getrieben, in die Arme eines Fremden.
„Lauf nur, mein Freund“, flüsterte er – seine Hände lagen immer noch auf meinen Schultern. Am Morgen war er nicht mehr da – meine Schultern schmerzten.

II

Niemals ist es sicher. Verstehen ist das Hinabsteigen in schwarze Ruinen. Eine Fackel gibt es nicht. Tief unten brennt ein Licht – aber, schau nur, selbst das ist nicht sicher.

III

Wir schlagen die Hände an den Kopf – alles hat seinen Grund.

[EdgarAllanPoe]

Dieser kleine Text gefällt mir außerordentlich. Auf knappem Raum legst du eine verzweifelte Situation dar, ein episches Ich, das in Unsicherheit gefangen ist. Ein Lehrer ist zunächst da, der es leitet - alles ist gut. Doch dann, als dieser verschwunden ist, beginnt die Unsicherheit. Das epische Ich traut sich nichts mehr zu, und genau darin liegt sein Verhängnis. Das könnte man glatt auf den ein oder anderen Schüler übertragen, ich spreche da aus Erfahrung.
Sehr gut!

Eddie

[Alogius]

Vielen Dank

Ja, das ist ein interessanter Weg zur Deutung der "Deutung". Anwendbar soll es auf einiges sein. Im speziellen Fall bist Du der Intention gefolgt.
Anwendbar wäre es, hoffe ich^^, auch auf die Exegese des geschriebenen Wortes.
(Womit ja Schüler auch Probleme haben könnten - damit wären wir wieder bei Deiner Deutung.)

[EdgarAllanPoe]

Weißt du, ich wende den Text eigentlich nicht auf das "geschriebene Wort", sondern auf die Mathematik an. Wenn der Lehrer es vorrechnet, klappt es ... Wenn man alleine ranwill, geht es nicht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

[Alogius]

Sehr speziell - aber ich habe es ja auch sehr offen gelassen.